Mai 1931.
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Mit de« illustrierte« Beil«««, .Feierstunden" .Uusere Heimat", .Die Mod, vom Tage".
Bezugspreise: Monatlich einschl. Träger» lodn ^ 1.60, Einzelnummer 10 Pfennig. Erscheint an jedem Werktage. Verbreitetst» Zeitung Im Oberamis-Vezirk » Schriftleitung, Dmck und Verlag von G. W. Zaiser (Inh. Karl Zaiser) Nagold, Marktstraße 14
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Nr. 122
Gegründet 1827
ragesspiegel
Der Vorsitzende des Internationalen Gerichtshofs im Haag, der Japaner Adatfchi, gibt bekannt, daß er den Termin für die Beendigung des Vorverfahrens in Sachen der Deutsch-österreichischen Zollunion auf 1. Juli festgesetzt hal»e. Er hoffe, daß das Gutachten noch vor Ende August erstattet werden könne.
Die 15. Internationale Arbeitskonfcrenz wurde am Donnerstag in Genf eröffnet. 46 Staaten sind vertreten.
Zaszismur und katholische Mion
Rom, 28. Mai. Das Organ der faszistischen Arbeiter- verbänöe, der «Lavoro Fafcista", veröffentlicht in einer Reihe von Artikeln heftige Angriffe gegen die Katholische Aktion, die angeblich nur religiöse Ziele verfolge: in einer geheimen Borstandssitzung sei aber der Fafzismus als der Feind bezeichnet worden, der mit allen Mitteln zu bekämpfen sei. Die Taktik müsse so eingerichtet werden, daß der Faszismus nur auf religiösem Gebiet angreifen könne, daß man ihn der Weltmeinung der Religionsfeindlichkeit beschuldigen könne. Der Vatikan billige die Ziele und die Taktik der Aktion.
Dazu wird der „Osservatore Romano", das Organ des Vatikans, noch Stellung nehmen. Wie weit der Streit bereits gediehen ist, geht daraus hervor, daß der Hauplschrift- leiter der „Osservatore", Graf Tor re, gestern vormittag l beim Verlassen des vatikanischen Gebiets wegen eines ! äußerst scharfen Artikels gegen das faszistische System verhaftet wurde. Nach einer späteren Meldung gelang es ihm, den Fuß auf vatikanisches Gebiet zurückzw- sehen, als der Polizeikommifsar die Hand auf ihn legte. Er kann aber in seine in Rom gelegene Wohnung nicht gelangen, wenn er sich nicht der Gefahr der Festnahme aussehen will.
^ Die feindlichen Kundgebungen der Studenten und Arbeiter gegen die mit der Katholischen Aktion in Verbindung stehenden. Institute dauern an. 3m Augustinerkolleg wurden alle Fenster eingeschlagen. Die Regierung hat die nach dem Petersplatz führenden Brücken und Straßen besehen lassen, um Kundgebungen gegen den Vatikan zu verhindern.
Der Rücktritt -des Kardinalsiaatssekretärs Pacelli. der gegen Verwicklungen mit Italien ist, steht mit dem Streit in Zusammenhang: er soll durch den T'tularbischof Pizzardo, GeneralassistenL der Katholischen Aktion, erseht werden-
bei
Nagold-
Abschluß der Chefbesprechunqsn
Berlin» 28. Mai. Die Chesbesprechungen über die neuen Sanierungsmaßnahmen bürsten im Laus des heutigen Nachmittags abgeschlossen werben, so baß das Reichskabinett sich am Freitag mit den neuen Vorlagen beschäftigen kann.
Empfang zu Ehren des irischen Außenministers
Berlin, 28. Mai. Heute mittag fand für den hier zu Besuch weilenden irischen Außenminister Mac Gillidan ein Frühstück beim Reichskanzler statt. Der Minister wird heute beim Reichsaußenminister Dr. CurLius zu Gast sein.
Garaniiegesetzentwurf für die Creditanstalt
Men, 28. Mai. Das „Neue Wiener Tagblatt" meldet, der Garanttgesetzentwurf für die Creditanstalt sehe die Uebernahme der vollen und uneingeschränkten Haftung des Bundes auf drei Jahre als Bürge der Zahler für alle ausländischen Einlagen vor, über welche die Creditanstalt bisher verfügt und die im Verlauf der Sanierungsaktion noch zu gewärtigen sind. Es handle sich um jene älteren Einlagen, die gekündigt werden sollten, sowie die 200 Millionen Schilling, die der Creditanstalt in den nächsten Tagen zur Verfügung gestellt werden sollen.
Jas Programm «an Lheqaers
London, 28. Mai. Wie der «Daily Herold" berichtet, sollen bei den Besprechungen des Reichskanzlers und des Reichsministers Dr. Curtius mit den englischen Ministern in Cheguers folgende finanzielle Vorschläge behandelt werden:
1. Einstellung des Transfers der ungeschützten Repara- rakionszahlungen für die Dauer von zwei bis drei Jahren.
2. Eine Herabsetzung der deuischen Iahreszahlunge» entsprechend der Kaufkraft des Golds. Dies würde eine 20- pr>zenkige Herabsetzung der gesamten Poung-Annuitäten bedeuten.
Freitag, den 29 Mai 1931
3. Falls notwendig. Einberufung einer Sondersitzung des beratenden Ausschusses der BIZ.» um die beiden Vorschläge in eine praktische Form zu bringen.
4. Einberufung einer Finanzkonferenz der führenden Mächte, um die Möglichkeit eines zwei- bis dreijährigen Moratoriums für alle Kriegsschulden und Reparationszahlungen zu erwägen. Es sei aber möglich, daß weder die deutsche, noch die englische Regierung wegen der wenig günstigen Stimmung des offiziellen Amerika ernstlich Einberufung einer Finanzkonferenz in Erwägung ziehen würden.
Spanien und der Vatikan
Madrid, 28. Mai. Der Vatikan hat in einer Note an die spanische Regierung gegen die Erklärung der Reli- gionsfreihert in Spanien Einspruch erhoben, weil im Konkordat der katholische Glaube als die Staaksreligion anerkannt sei.
Der Vatikan hat die von der spanischen Regierung für den Gesandtenposten beim Vatikan in Aussicht genommene Persönlichkeit als unannehmbar abgelehnt. Die Negierung hat darauf beschlossen, den Posten, vorläufig unbesetzt zu lassen.
Die Gehaltskürzungen in Japan
Tokio» 28. Mai. Nach einer achtstündigen Sitzung beschloß das Kabinett, vom 1. Juni an alle Gehälter und Löhne der staatlichen Angestellten in Höhe von mehr als 100 Pen (200 Mark) monatlich um 3 bis 20 v. H. zu kürzen. Die NuhestandsbezüA sollen unverändert bleiben. Die Gehälter der Richter und Staatsanwälte, die in der Verfassung einen besonderen Schuh genießen, bleiben unangetastet. --- Die Eisenbahnzüge laufen wie gewöhnlich, aber die Zahl der Reifenden hat sich plötzlich vermindert, wahrscheinlich infolge der Besorgnis vor einem plötzlichen Aus st and der Eisenbahnbeamten. Da unter den Eisenbahnern keine Einigung herrscht, werden indessen keine ernsten Schwierigkeiten erwartet. Die Post- und Telegraphenbeamten erhoben in Entschließungen gegen die Gehaltsverminderung Einspruch. Für den Notfall werden technische Truppen bereitgehalten.
Piccard glücklich gelandet
Aus Sölden im Oetzkal (Tirol) wird gemeldet: Der Stratosphärenflug ist geglückt. Der Ballon hat eine Höhe von 16 OOV Metern erreicht. Die Landung erfolgte glücklich Mittwoch abend 22 Uhr am Gurgler-Ferner. Professor Piccard und fein Begleiter Dr. Kipfer sind wohlbehalten.
Der Ballon und die Instrumente sind unbeschädigt.
*
lieber den Ballon sind folgende weitere Meldungen ein- gelaufen, die die Lage der Forscher als sehr bedrohlich erscheinen ließen:
Seit 5 Uhr nachmittags (Mittwoch) war der Ballon vom Hotel Schneefernerhaus auf dem Zugspihplatt in 5000 Meter Höhe deutlich zu beobachten. Er schien unverändert etwa in der Richtung des Inntals zu stehen. Um 7 Uhr abends war er noch von der Sonne am wolkenlosen Himmel beschienen, in Garmisch-Partenkirchen in der Richtung Wet- tersieins zu beobachten. Die Höhe betrug nur noch etwa 4000 Meter: dort scheint er starke Luftströmungen vor- gefunden zu haben, denn die Gondel schwankte, auch für das bloße Auge erkennbar, hin und her.
Um 7.25 Uhr ging von München eine Maschine des Leichtflugzeughafens (Führer Fechner) von Oberwiesenfeld in Richtung Garmisch ab, um den Ballon zu beobachten. Um 7.30 Uhr befand sich der Ballon über Imst im Ober- inntal und bewegte sich in südöstlicher Richtung zwischen dem Oeh- und Pihkal (rechte Nebentäler des Inns). Die Gendarmerie in Landeck. die 8.20 Uhr Nokzeichen des Ballons wahrnehmen zu können glaubte, sandte Motorradstreifen aus.
Um 8.30 Uhr wurde der Ballon auf dem Flugplatz von Innsbruck, und zwar südwestlich der Stadt beobachtet. Der Leiter des Flughafens lieh Lichtzeichen abgeben, es konnte aber nicht festgestellt werden, ob sie vom Ballon aus beantwortet wurden. Es herrschte leichter Nordwind, der den Ballon nach Süden trieb; nach einer Viertelstunde war er in der Dunkelheit verschwunden '
Einer Innsbrucker Meldung zufolge ist der Ballon an- ' scheinend vor einer starken Gewitterfront her durch das Stubaital nach Süden abgetrieben worden. Die Gendarmerie von Sölden, dem höchstgelegenen Posten des Oetztals, meldete, daß der Ballon in etwa 5000 Meter Höhe zu beobachten gewesen sei und daß er bald daraus die österreichisch-italienische Grenze zwischen dem Nöder- und dem Stockkogel überflogen habe, die beide etwa 3000 Meter hoch sind. Demnach hat der Ballon die Stubaier Alpen noch glücklich überquert und ist über das gefährlichere ausge
Fernsprecher Nr. 29
105. Jahrgang
dehnte Gletschergebiet der Oetztaler Alpen mit ihre« fast 4000 Meter hohen Gipfeln (italienisches Gebiet) gelangt. Von da an fehlten lange weitere Nachrichten.
Zwei Flugzeuge der Süddeutschen Lufthansa in München -waren am Donnerstag morgen um 4 Uhr bezw. 9 Uhr in München auf dem Weg nach Pisa und Venedig gestartet und haben die Gegend südlich vom Brenner abgesucht, aber keine Spur vom Ballon gesunden. Da meldete der Gen- darmeriepchten Sölden Donnerstag um 11.50 Uhr mittags, daß der Gastwirt Schaiber in Gurgl um S Uhr vormittag» den Ballon am Großen Gurgler-Ferner in den Oehlaler Alpen in einer Höhe von etwa 2500 vieler habe liegen sehen. Der Platz, wo der Ballon liegt, ist von Gurgl noch etwa drei Wegstunden entfernt. Alsbald ging eine Hilfsexpedition unter Führung Schaibers mit drei Zivilisten und einem Gendarmeriebeamten ab. Da der Ballon noch als große Kugel sichtbar war, scheint er nicht beschädig zu sein.
Unterdessen waren auf italienischer Seite Karabiniers (Gendarmen) und Alpentruppen für Nachforschungen auf- geboten worden. Und nun lief in Innsbruck eine Meldung ein, der Ballon sei wirklich im Hinkeren Teil des Schnalser Tals, westlich von Meran an der Südfront der Oetztaler Alpen, nach einem andern Bericht an dem nicht weit entfernten Jauffenpaß gelandet. Die beiden Insassen Piccard und Kipfer feien bewußtlos in der Gondel gefunden worden. Es soll ein Hilfsflugzeug in München angefordert worden sein.
Die sogenannte Stratosphäre, die über der Atmosphäre der Erde in einer Höhe von 12 000 Meter beginnt, ist jene Luftschicht, in der es keine Schwankungen der Temperatur, keine wechselnden Windströmungen mehr gibt, in der vielmehr ein gleichmäßiger Luftstrom herricht, der durch die Umdrehung der Erde hervorgerufen wird. Dort gibt es nur noch Dämmerung. Die Stratosphäre reicht etwa bis 65 Km. hoch hinauf; über ihr lagern Wasserstoff- und Edelgase bis dorthin, wo die schnellen Strahlen des Nordlichts die Polarnacht erhellen, d. h. bis 500 Km. und höher hinauf. Bis heute hat nur einmal ein unbemannter söge- nannter Registrierballon des Landenberger Observatoriums, oen man zu meteorologischen Zwecken aufsteigen ließ, eine Höhe von 30 Km. erreicht. In die Stratosphäre sind bis jetzt nur zwei Menschen vorgedrungen: der amerikanische Kapitän Gray, der mit einem Ballon eine Höhe von 12 945 Meter erreichte, aber tot wieder zur Erde kam, und der deutscke Professor B e rs o n - S ü r i n g, der mit einem Ballon bis aus 11800 Meter vordrang. Mit einem Landflugzeug erreichte der französische Leutnant Champion eine Höhe von 11710 und mit einem Wasserflugzeug eine solche von 11580 Meter.
VSkilembekMek Landtag
Haushalt der Finanzverwallung
Stuttgart, 28. Mai.
In der heutigen Sitzung des Landtags wurden die restlichen Abstimmungen zum Wtttschaftsetat nachgeholt und die Kap. 71—73 (Soziale Fürsorge und Arbeitslosenfür- sorge) mit den Ausfchußanträgen angenommen.
Dann wurde mit der Beratung des Haushalts der Finanzverwaltung begonnen, wozu ein Ausfchußankrag vorlag, bei der Reichsregierung mit Nachdruck dahin zu wirken, daß die Kapikalverschiebungen ins Ausland mit allen Machtmitteln des Staats bekämpft werden. Der Abg. Winker (S.) begründete einen Antrag, zur Entlastung des Arbeitsmarktes in den staatlichen Betrieben und Verwaltungen die 40-Stundenwoche einzuführen. Gegen die Kapitalverschiebung sollte man mit schwersten Strafen und mit Beschlagnahme des Vermögens vorgehen.
Abg Mergenthal er (NS.): Die Kapitalverschie- bung kann nicht scharf genug bekämpft werden Viele Kapitalverschiebungen sind direkt verbrecherischer Art, so nn Fall Dr. Aihau bei der Deutschen Autoversicherung A.-G. Nicht die kleinen Leute, sondern die Großkapitalisten haben die Milliarden ins Ausland verschoben. Wenn man nur den Willen hak, brutal gegen die Kapitalverschieber vorzu- gehen, finden sich schon geeignete Mittel und Wege. Auch ist das Bankgeheimnis aufzuheben. Das deutsche Volk ist zu weiteren Opfern, Gehaltskürzungen usw. bereit, wenn sie dem Vaterland zugute kommen, aber nicht, wenn sie der Kapitalverschieber öffentlich bekannt gegeben werden.
Der Abg. Alb. Fischer (Komm.) bezeichnet Rußland als das einzige Land, wo keine Kapitalverschiebung möglich sei. Abgi'Bauser (BR.) wünschte, daß die Namen in den Rachen der Reparationen fallen.
. Finanzminister Dr. Dehlinger erklärte, es sei unmöglich, in den Kanzleien statt der 51-Stundenwoche die 40- Stundenwoche einzuführen und dem Staat neue Lasten aufzuerlegen. Wegen der Kapitalflucht werde die württ. Regierung bei der Reichsregierung vorstellig werden. Mit einer weiteren Kürzung der Deamtengehälter fei zu rechnen. Abs« Dr. Burger (DB.) bezeichnet« die Bekämpfung der Kapitalflucht als zweckmäßig und notwendig, aber kleinlich«! Schikanen des reisenden Publikums hätten keinen Sinn- Abg. Gengler (Z.) bezeichnet« den foz. Antrag für di«