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Nagolder TagblattDer Gesellschafter"

Verkehrswesen

Der Bericht kann nicht empfehlen, die Anlage von grohen innerdeutschen Durchgangsstraßen, die mit der Eisen­bahn m Wettbewerb treten würden, durch öffentliche Mit- tel zu fördern, ebenso seien Kanalbanken im allgemeinen ab- zistehnen. Dagegen bieten stch bei der Reichsbahn innerhalb des bestehenden Bahnnetzes noch zahlreiche andere Möglich­keiten zweckvoller Arbeitsbeschaffung. Aehnlich liegen di« Dinge bei der Reichspost. Ms fördevu-ngsrvüridig wird die Verbesserung der alte» Straßennetzes erachtet.

Landwirtschaftliche Meliorationen

Der Ausschuß sieht auf diesem Gebiet ein besonders ge­eignetes Feld für die Arbeitsbeschaffung. Hier treffen sowohl volkswirtschaftlich wichtige dauernde Vorteile als auch privatwirtschaftlicher Nutzen, kurzfristiger Rücklauf des öffentlichen Kapitals mit günstigen arbeitsmarktpolitischen Wirkungen während der Ausführung der Arbeiten zu­sammen. Ein Viertel des deutschen Nahrungs- und Futter­mittelbedarfs würde heute eingeführt. Verbreitere man üie Grundlage der landwirtschaftlichen Eigenproduktion, so würde nicht nur unsere Zahlungsbilanz verbessert und die Abdeckung der Auslandschulden erleichtert, sondern auch die Kaufkraft des Binnenmarkts für die Abnahme industrieller Produkte würde nachhaltig gestärkt. Verbesserung des Kulturlandes sei an die erste Stelle zu setzen. Die Kulti­vierung von größeren Moor- und Oedländereien komme trotz ihrer Arbeitsintensität bei der gegenwärtigen Kapital­armut weniger in Frage. Privatwirtschaftlich voll rentabel seien die Arbeiten, wenn Kapital für ihre Durchführung benötigt würde, bei dem heutigen Zinsniveau vielfach nicht. Sie könnten dann nur mit billigen Darlehen aus öffent­lichen Mitteln oder mit öffentlichen Zinszuschüssen in Gang gebracht werden.

Siedlung und Wohnungswirtschast

Zielbewußte Förderung sei hier erforderlich Durch die Siedlung würden die Arbeitsverhälinisse auf dem Land ge- festejgt, mehr Leute auf gleicher Fläche als im Großbetrieb beschäftigt und die Arbeitsgelegenheiten dauernd vermehrt.

Die Schattenseiten der bisherigen Förderung des Woh­nungsbaus werden anerkannt. Gleichwohl sei ein zu schrof­fer Bruch mit der früheren Praxis, dem Wohnungsbau im großen Umfang öffentliche Mittel zuzuführen, zu vermeiden. Im Augenblick mache die Höhe des Zinssatzes und der Baukosten die Unterstützung des Wohnungsbaus durch öffentliche Mittel nicht entbehrlich.

Arbeitsbeschaffung durch öffentliche Mittel

Die Natur der für die Arbeitsbeschaffung bestimmten Mittel bringe es mit sich, daß sie, soweit Reich und Länder m Frage kommen, nicht als verlorene Zuschüsse, sondern nur cks Darlehen gegeben werden können, die sich verzinsen und amortisieren müssen. Würde man die Beiihrlfen als ver­lorene Zuschüsse geben, so wäre man mit den verfügbaren Mitteln bald zu Eiche. Deshalb müssen die Anlagen soweit irgend möglich einen dauernd werbenden Charakter wagen. Das Reich könne Kr Tlotstandsarbeiten im Haushalt keine Mittel mehr bereitstellen. Als Grundlage Kr die Heran­ziehung von Anlagekapital sei daher die Deutsche Gesellschaft Kr öffentliche Arbeiten A.G. eingetreten. Der Ausschuß billige den Plan der Aufnahme einer Anleihe, der mit nur mittelbarem Einsatz der Reichsbürgschaft über diese Gesell­schaft verwirklicht werden soll.

Maßnahmen besonderer Art

Die gemeindliche Arbeitsfürsorge sei im Hinblick auf die Zunahme langfristiger Erwerbsloser zu fördern. Dis allgemeine Arbeitsdienftpflichk sei aus einer Reihe von Grün­den kein geeignetes Mittel zur Entlastung des Arbeitsmark­tes. Sie würde eine Summe von Hunderten von Millionen Mark verschlingen. Dagegen empfiehlt der Ausschuß die Förderung des freiwilligen Arbeitsdienstes. Pflichkarbeik sei im Rahmen der Arbeitslosenversicherung berechtigt und not­wendig. Diesem Gesichtspunkt sei bei der gesetzlichen Neu­reglung der Arbeitslosenhilfe Rechnung zu tragen. Beruf­liche Bildungsmaßnahmen Kr Arbeitslose werden warm empfohlen.

Neue Nachrichten

Die ungarischen Gäste beim Reichspräsidenten

Berlin, 7. Mai. Der Herr Reichspräsident empfing heute den zur Zeit in Berlin weilenden Generalinspektor der Evangelischen Gesamtkirche Ausburglscher Konfession in Ungarn, Baron von Radvanszky, und den General­sekretär der Kirche, Pfarrer Kuthy. Die beiden Herren waren vom Präsidenten des deutschen evangelischen Kirchen- lusschusses, l). Kapler, begleitet

Das Urteil im Bramstedcr Reichsbannerprozeh

Neumünster (Holstein). 7. Mai. Im Prozeß wegen der asammenstöße, die sich am 22. Februar ds. Zwischen ieichsbannerleuten und Kieler Stahlhelmern in Bramsred celgneten, wurden zwei Reichsbannerleute zu ie 3 Mo- tten 2 Reichsbannerleute und ein Stahlhelmer zu je Wochen Gefängnis ohne Bewährungsfrist verurteilt.

Schober weicht nicht zurück

Men 7 Mai In einer Versammlung der Vertreter Kr den' deutsch-österreichischen Wirtschaftszusammenschluß erklärte Außenminister Dr. Schober, es sei für Oesterreich eine Anmöglichkeit, unter dem gegenwärtigen Zustand dau­ernd zu leben. Der schon 1925 im Völkerbund oorgsbr achte Wunsch, daß Oesterreich Vorzugszollverträge mit Nachbar­staaten gestattet werden sollen, habe immer nur taube Ohren gesunden. Die Zollgemeinschaft solle nun aber unbeirrt wei­ter verfolgt werden, wie auch die Dinge laufen werden. Europa sei an einer Entwicklung angelongt, wo es kein Zurück mehr gebe. Die österreichische Regierung sei ent­flossen, den beschrittenen Weg sortzusetzen und im Ver­trauen auf das gute Recht ihren Standpunkt in Genf so zu vertreten, daß dieser Weg ins Freie Khren werde.

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Freitag, 8. Mai 1g31.

Aus Stadt und Land

Nagold, den 8. Mai 1931.

Sei du! Sei garnichts anderes, nichts Hohes, nichts Tiefes, nichts Glänzendes und nichts Scheinendes, sei nur du selb st!

Zum Muttertag 1931

Der Muttertag, eine sinnige deutsche Neuschöpfung, hat nun seit sieben Jahren im deutschen Volke immer mehr Fuß gefaßt. Es wird wohl wenige geben, die sich dem be­sonderen Gedenken der Mutter an ihrem Ehrentag ver­schließen wollen. In anderen Ländern ist der Gedanke des Muttertages schon früher ins Volk getragen worden. Dieses Mahnmal des Muttertages soll zur Vertiefung und Verinnerlichung des Familienlebens bei­tragen. In unserer liebesarmen Zeit soll dieser Tag ein Tag der Liebe und ein Tag der Familie sein. Durch ein Zeichen der Liebe soll jeder seiner Verehrung für die Mutter Ausdruck verleihen. An diesem Tage wollen wir das Heim festlich schmücken. Der Mutter gehört der Ehrenplatz. Was wäre sinniger im Wonnemonat des Sprie- ßens und Vlühens der Natur als die Mutter zu ehren mit einer lieben Vlumengabe. Wohl mancher wird zu einem Grabhügel wandern müssen, wenn er seine Mutter finden und ihrer mit einem Herzen voll kindlichen Dankes gedenken will. Ein blühender Zweig oder ein Blumenstöck- lein aus dem Grabe der Mutter soll diesem stillen Gedenken äußeren Ausdruck verleihen. So mögen am Mutter-Sonntag die Großen und Kleinen die duftige Frühlingsgabe in Liebe und Dankbarkeit in die Hand der Mutter drücken und es möge von der Mutter der Segen auf die Kinder aus­strömen. Dann wird aus den Tiefen der Mutterseele unser besseres Selbst neue Kraft und neuen Mut schöpfen:Wenn Du noch eine Mutter hast So danke Gott und sei zu­frieden! Nicht allen auf dem Erdenrund Ist dieses hohe Glück beschieden. Wenn Du noch eine Mutter hat, So sollst Du sie in Liebe pflegen, Daß sie dereinst ihr müdes Haupt In Frieden kann zur Ruhe legen."

Dienftnachrichten

Der Herr Staatspräsident hat auf die Oberförsterstelle Wein­garten den Oberförster Jordan in Liebenzell seinem Ansuchen entsprechend und auf die Oberförsterstelle Liebenzell den Ober­förster Waibel in Crailsheim in seinem Einverständnis ver­setzt.

Wie langejdauert es noch, bis der National­sozialismus sein Ziel erreicht hat?

Dieses Thema stand am Mittwoch Abend im Löwensaal, wohin die Ortsgruppe Nagold der NSDAP, eingeladen hatte, zur Debatte. Mit der Notverordnung würde heute regiert, sagte der Ortsgruppenleiter Dr. Stähle, und die Regierung hätte wahrhaftig nicht besser dem deutschen Volk die Not verordnen können, die sich auch sicherlich dahin zeigen würde, daß der Löwensaal nicht so voll wie bei den sonstigen Versammlungen besetzt sei, weil mancher nicht mehr den Unkostenbeitrag zusäm-

Unwetter und H

Nagold, 8. Mai. Nach einem Gewitter in der Nacht von Mittwoch aus Donnerstag, morgens gegen 4 Uhr, setzte ein heftiger Regen ein, der von einem Wolkenbruch nicht mehr allzuweit entfernt war. Fast während des ganzen Tages hielt dieser Regen an und nur in kurzen Zwischen­räumen schwächte er ab, um erst gegen Abend ganz auf­zuhören. Nagold und Waldach brachten starkes Hochwasser, das bereits von Altensteig und auch von Jselshausen ge­meldet war, also ein Zeichen, daß flußaufwärts ebensolch starke Regengüsse niedergingen. Bis auf das Korrektions­gebiet waren die Wiesen teilweise überschwemmt, im Na­golder Gebiet besonders oberhalb des Hohen Steges, wo die schmutzigen, lehmgelben Wassermassen sich den kürzeren Weg über die Wiesen suchten. Auch unterhalb Nagolds werden Ueberschroemmungen gemeldet. In Wildberg mußten die an der Talstraße Wohnenden zum Teil aus- ziehen. Der Zugverkehr wurde auf der Strecke Pforz­heim Nagold unterbrochen, nachdem in Ernstmühl der Eisenbahndamm gerutscht war. Die Reisenden mutzten und müssen z. Zt. noch von Calw nach Liebenzell bezw. umgekehrt mit Autos befördert werden. Verspätungen sind dadurch natürlich unumgänglich. Heute morgen sind die Flüsse wieder in ihre Ufer zurückgetreten und die Wasser beginnen sich zu klären.

Stuttgart, 8. Mai. Der seit Mittwoch nacht unaufhör­lich niedergehende Regen hat in den verschiedenen Gebieten Württembergs zu katastrophalen Ueberschroemmungen ge­führt, in einem Ausmaß, wie sie zum Teil seit Menschen­gedenken nicht mehr vorgekommen sein sollen. Brücken, Fabrikstege, Telegraphenstangen, Unmaßen von Treibholz, führen die reißenden Flüsse mit sich. Am Donnerstag abend liegen bereits Meldungen von zwei Todesopfern vor. In Untertürkheim wollte der 30 Jahre alte Viktor Horlacher in der Nähe des Stauwehrs Treibholz aus der Hochflut des Neckars herausziehen, als er von einem Strudel erfaßt wurde. Eine Rettung war unmöglich. Aehnlich ging es in Feuerbach dem 16jährigen Karl Stegmaier, der am Mühl­wasen damit beschäftigt war, Holz aus dem Wasser zu fangen. Auch er wurde von den Fluten erfaßt und ertrank. Der untere Stadtteil von Zuffenhausen ist so sehr unter Wasser gesetzt, daß an einen Fußgängerverkehr nicht mehr zu denken ist. Die Feuerwehr muß zum Teil mit Gummi­booten Einsetzen, um das Wasser aus den Kellern zu pum­pen und den Transport zu vermitteln. Es bildete sich bei Zuffenhausen ein See, der bis nach Zazenhausen die ganze Talsohle überschwemmte.

Die Staatsstraße von Eßlingen steht streckenweise so sehr unter Master, daß kaum noch Wagen fahren können.

Auch die Enz ist nfervoll. Die Straßen sind etwa einen halben Meter hoch überflutet, besonders die nach Illingen.

Eßlingen, 7. Mai. Hochwasser. Infolge des Ge­witters und des damit verbundenen und heute noch an­haltenden Regens ist der Neckar bei Zell über seine User getreten. Die Staatsstraße ist streckenweise so unter Wasser, daß kaum noch Wagen fahren können, von einem Fuß-- ggngeroerkehr kann keine Rede sein. Der Ortsbach bringt

menbringen würde. (Zu etwas späterer Stunde war der Saal aber trotzdem gut besetzt). Durch die Notverordnung würde wohl der NSDAP, der Kampf erschwert, aber niemals könnte er aufgehalten werden. Die letzten Wahlen in Schaumburg-Lippe usw. und die wachsenden Eintrittszahlen in die Partei straften alle anderen Gerüchte Lügen. Mit Versammlungsverboten und Aufmarschverboten die hiesige Ortsgruppe bekam nur die Erlaubnis, ihren Propagandaausmarsch durch die Marktstraft zuführen könnte man die vielgeprieseneFreiheit" der letz­ten 12 Jahre nicht schmackhaft machen und ihre Bewegung nicht zum Scheitern bringen. Eine Kraft, die wie die der NSDAP innerlich gesund sei, wachse nur, je größer die Last sei. die auf ihr ruhe.

Der Redner des Abends, Reichstagsabgeordneter Dr. Decker, sprach, wie wir schon erwähnten, in ruhiger, sachlicher und wohldisciplinierter Weise zu der Versammlung. Der NSDAP, wird heute die Legalität ihres Kampfes vorgeworfen an der sie ihre Stoßkraft verloren habe. Nein, dies ist gerade ihre stärkste Waffe, sonst braucht man keine Notverordnung um sich des Erkennens zu wehren, daß der Nationalsozialismus den Staat erobert. Der Staat ist ein organisch gewachsenes Gebilde des Volkes, nicht ein Instrument aus Paragraphen Verfassungen, Verfassungsfeiern etc. Der Nationalsozialismus braucht dies alles nicht, er hat sich eine andere Grundlage für seinen Staat ausgesucht, das Volk. In Berlin ist man sich in den letzten Tagen dahin schlüssig geworden, im Herbst die preußischen Landtagswahlen durchzuführen, weil man dort hofft, daß durch den unmittelbar vorhergehenden Volksentscheid der Nationalsozialismus geschwächt sei. Man soll sich aber nicht täuschen, die Stroßkraft ist auch dann noch so wie heute. Die sozialdem. Reichstagsfraktion wird auf ihrem Leipziger Parteitag einen schweren Standpunkt ihren Wählern gegenüber haben, nachdem sie den Panzerkreuzer angenommen hat, trotzdem sie seinerzeit Kinderspeisung und Preis­senkung statt diesem versprach. Die ganze Preissenkungsaktion der Regierung ist verunglückt und weil die Regierung dem Drän­gen der Sozialdemokratie nicht nachgeben kann, wird die Sozial­demokratie künftig nicht mehr mit Brüning und seinem Kabinett Zusammenarbeiten dürfen. Das ist die Grundlage zu einem Mißtrauen gegen die heutige Regierung, deren Parteien 12 Jahre lang gelogen haben, und denen man heute nicht mehr glaubt, auch wenn sie sich die Parolen der National­sozialisten Revision der Tributlasten zu eigen gemacht haben. Aus diesem Grund geht am 15. Juni die NSDAP, wieder in den Reichstag, um dort an dem wahrschein­lichen Sturz der Regierung und an dem kommenden Volksent­scheid mitzuarbeiten. Von einer Erschöpfung kann also keine Rede sein und die NS.-Partei wird sich nach dem Wort Hitlers richten:Die kommenden Wahlen sind wahrscheinlich die Ent­scheidungsschlacht für Deutschland. Wir verpfänden dann alles, was wir nur haben und zerschlagen sie, daß nichts mehr von ihnen übrig bleibt". Das Ziel ist: Deutschland. Es wieder aufzubauen, ist eine Arbeit von Jahrzehnten und kann nur durch die Eroberung der Macht geschehen. Der Terror gegen die Oppositionsparteien, denen im Reichstag durch die neue Ge­schäftsordnung eine charaktervolle Opposition unmöglich gemacht wurden und die deswegen auszogen, wird sich noch steigern. Aber Eeldstrafenund Gefängnis können den Nationalsozialismus nicht abschrecken weiterzukämfen. Für sein Deutschland muß ein Kämpfer auch dies ertragen.

Anschließend geht der Redner in humoristischen und doch sehr ernstzunehmenden Betrachtungen auf die einzelnen Par­teien ein. Er spricht von der Kulturpolitik des Nationalsozialis­mus, mit der angeblich die Deutsche Volkspartei nicht mehr mit­machen könne. Er hält nun dagegen, was sich einige Lehrer ungestraft unter den Augen der heutigen Regierung an Got­teslästerungen leisten dürfen, daß der Dichter Klabund,

5 Todesopfer

von der Höhe so starke Wassermassen ins Tal herab, dag die niedergelegenen Ortsteile überschwemmt sind. Die Be­wohner haben alle Mühe, durch Abdichten das Eindringen des Wassers in die Häuser zu verhindern.

Murrhardt. 7. Mai. Unwetter. Das gestern nacht zwischen 10 und 11 Uhr im Talkessel über Murrhardt nie-dergegangene Gewitter war von wolkenbruchartigem Regen begleitet, der an den die Berghänge nördlich von Murrhardt hinaufführenden Wogen, insbesondere auch im Hofberg bedeutenden Schaden angerichtet hat- Im Tal ist der Schotter und Sand haufenweise angeschwemmt. An der Waltersberger Straße schlug der Blitz in die elektrische Leitung und beschädigte einen Isolator, so daß heute früh die Stromzusuhr unterbrochen war. In Harbach schlug der Blitz in die Scheuer des Ernst Weller, jedoch ohne größeren Schaden anzurichten.

Geislingen i. Ries, OA. Ellwangen, 7. Mai. Blitz­schlag. Gestern abend etwa 10.30 Uhr schlug der Blitz in die Scheuer des Joseph Jerger hier; sie war in kurzer Zeit zerstört.

Kirchheim u. Teck, 7. Mai. Hochwasser. Ueber- schwemmung. Das Lauter- und noch mehr das Lindach- tal wurden heute von einem Hochwasser heimgefucht, wie man es wohl kaum je in unserer Gegend erlebt hat. Groß- und Kleinvieh konnte verschiedentlich nicht mehr gerettet wer­den und wurde vori den Fluten mitgeführt. In Kirchheim sowohl wie in Weilheim und anderen Bezirksorten mußten die Feuerwehren ausrücken. In grohen Teilen des Bezirks war der Straßenverkehr vollständig unterbunden. Viele l>rn Wasser gelegenen Betriebe mußten die Arbeit einstellen. In den Nachmittagsstunden ging der Wasserstand langsam zurück.

Göppingen, 7. Mai. HochwassergefahrundErd- rutsch. Durch den starken Regen, der in der letzten Nacht im hiesigen Bezirk niedergegangen ist, führt die Fils starkes Hochwasser. Der Wasserspiegel liegt nahezu 2 Meter höher als normal. Zwischen Göppingen und Groß-Eislingen hat die Krumm eine gewaltige Ueberschwemmung verursacht. Die Aecker und Gärten zwischen der Bahnlinie und der Straße sind überflutet. Unmittelbar vor Groß-Eislingen ist ein Bergrutsch eingetreten, wobei der Boden einer Baum­wiese aus eine Länge von 25 Meter und einer Breite von etwa 8 Meter in die Tiefe gerissen wurde. Die Erdmassen haben ein Gartenhäuschen mrtge-rissen und vollständig zer­stört.

Aschaffenburg, 7. Mai. Heute nacht zwischen 3 und 4 Uhr ging über Hösbach ein schwerer Wolkenbruch nieder, der in Null Stadt und Umgebung unter Master setzte. Auf der abschüssigen Schöllkrippener Straße wurde eine Gesellschaft von jungen Leuten von den Fluten fortgeristen. Von ihnen werden ein elfjähriges Mädchen» ein neun­jähriger Lunge und ein 2V Jahre alter junger Man« namens Wölker vermißt. Sie fanden wahrscheinlich den Tod in den Fluten. Die Gegend um die Ortschaften Eold- bach und Hösbach bildet eine einzige See.