aus Garten rmö Landwirtschaft
Beilage zum Nagolder Tagblatt „Der Gesellschafter" / Mittwoch, den 29. April 1931
Fütterung tragender Kühe.
Die Vorbereitung und Fütterung der tragenden Kühe ist von großem Einfluß auf die spätere Abkalbezeit. Die Kuh muß sich beim Abkalben in einem gut angefleischten Zustand befinden, da magere Kühe erst viel Futter ge* brauchen, um in üne gute Milchleistung zu kommen. Oft erreichen sie aber auch in einem solchen Zustand überhaupt keine Höchstleistung mehr. Da später hohe Anforderungen an den Mineralstoffbedarf gestellt werden, ist es erforderlich, daß auch hierin vor dem Kalben schon ein gewisser Vorrat geschaffen wird. Man erreicht dies am besten durch Gaben von bestem Wiesen- und Luzerne- heu und etwas Kraftfutter. Einige Tage vor dem Kalben ist jedoch Diät einzuschalten, um Milchfieber zu vermeiden; es empfiehlt sich dazu die Gabe von Weizenkleie und etwas Leinkuchen.
Besondere Beachtung ist auch der Fütterung beim und nach dem Kalben zu schenken. Durch den Geburtsakt find die Eingeweide der Kuh zusammengedrückt, weshalb Diät des Futters (wenig Rauhfutter) mit gleichzeitigem Stillen des Durstes angebracht ist. Nachdem dann die Nachgeburt abgegangen und die Geschwulst beseitigt ist, geht man zum allmählichen Treiben der Milchkuh über, o. h. man führe ihr immer etwas mehr Nährstoffe zu, als ihrer Leistung entspricht. Füttert man nach Klassen, so wird man die Kuh immer eine Futterklafle höher bringen, als sie ihrer Leistung nach gehört. Sehr große Fehler werden nun noch hinsichtlich der Trockenstellung der Kühe gemacht vor dem Kalben. Man muß bestrebt sein, die Kuh sechs bis acht Wochen vor dem Kalben zum Trockenstehen zu bekommen. Falsche Rechnung, indem hochleistungsfähige Kühe bis zum Kalben ausgenutzt werden, hat schon so manches Tier für die spätere Milchleistung verdorben, wenn auch ein augenblicklicher Geldnutzen dabei herausspringl. Das Quantum der in der eigentlichen Trockenzeit gelieferten Milch gibt der Kuh in der folgenden Laktation bestimmt weniger und darüber hinaus kann sie in ihrem Gesamtorganismus schwer geschädigt werden. Die Kuh gebraucht unbedingt vor dem Kalben ein Ruhestadium, um später wieder ausreichende Leistungen zu gewährleisten. Durch richtiges eiweißarmes Füttern und Überschlagen von Melkzeiten läßt sich ein Trockenstellen auch fast immer erreichen.
Ratten als Verbreiter der Maul- und Klauenseuche
Zn Dänemark war schon ziemlich lange die Auffassung verbreitet, daß sie Maul- und Klauenseuche des Rindviehs in vielen Fällen durch Ratten weitergetragen werde. Man hatte aber bisher noch nicht feststellen können, inwieweit die Ratten selbst an der Maul- und Klauenseuche erkranken können. Vor einigen Tagen wurde indessen im Dorfe Skovby auf der Insel Falster eine Entdeckung nach dieser Richtung hin gemacht, die, wenn sich die Wahrheit derselben bestätigt, von größter Bedeutung sein dürfte. Man fand nämlich in dem im genannten Dorf gelegenen Gehöft des Gutsbesitzers Krogh, wo der Rindviehbestand seit einiger Zeit Opfer der gefürchteten Seuche geworden ist, mehrere Ratten, welche, wenn die Merkmale nicht trügen, selber mit der Maul- und Klauenseuche behaftet waren. Einige der in Frage stehenoen Ratten waren, als sie gefunden wurden, ! bereits tot, andere waren schwer erkrankt und wiesen dabei j mehrere der bekanntesten Anzeichen der Rinderpest auf; j sie waren an Kopf und Füßen mit zahlreichen Blasen der- > selben Art, in welcher solche bei der Maul- und Klauenseuche des Rindviehs vorzukommen pflegen, bedeckt, und das Krankheitsbild, welches die Ratten aufwiesen, erinnerte — auch nach der Aussage des Tierarztes — in hohem Grad an dasjenige des an Maul- und Klauenseuche erkrankten Rindviehs. Die verdächtigen Ratten wurden unverzüglich der Landwirtschaftlichen Hochschule zu Kopenhagen übermittelt, wo eine genaue Untersuchung der Frage, ob es sich tatsächlich um einen Fall der „Rinderpest bei Ratten" handelt, j vorgenommen wird. Im Laboratorium der Veterinärabtei- j
Kampf um Rosenburg
(Fortsetzung 1)
»Mir paßt nur nicht, daß Sie sich in meine Angelegenheiten hineinmischen, die Sie einen . . . Schmarren angehen."
»Mein Herr. .. .!" versuchte Berghammer aufzubrausen.
„Lassen Sie mich gefälligst in Ruhe. Ich habe mich damit abgefunden, daß Sie meine Schwester mit Ihrer Hand beglückt hat, mehr können Sie nicht erwarten."
Er wandte sich seiner Schwester zu und reichte ihr die Hand.
„Tag, Lida!"
»Tag, Willfried l Du bist wenig nett heute, gleich am Tage deiner Ankunft."
»Was wirfst Du mir denn vor, Lida," wehrte Willfried ab. »Daß ich mit Deinem Gatten vom ersten Tag an nicht l! rmo- niere, das weißt Du. Aber ich lasse Baron Berghm.mer in Ruhe und weiter verlange ich auch von ihm nichts."
Der Baron warf nachlässig ein:
»Mein Bester. .. vergessen Sie nicht, daß ich jetzt mit zur Familie gehöre und damit ein Recht habe, in Familiendingen mitzureden. Und hier wird es zu reden geben."
„Ich wüßte nicht, über was."
„Ihre sinnlose Verschwendung.. .!'
„Hat mein mütterliches Erbteil aukgezehrt. . . weiter nichts. Oder wollen Sie deswegen beantragen, mich unter Kuratell zu stellen?"
»Es wäre daS Beste! Jetzt ist es leider zu spät! Papa hat ja erklärt, daß er . . .!"
Jetzt fiel der Kommerzienrat ein.
Ruhig sagte er: „Ich habe nichts erklärt, als daß ich so nicht mehr mitmache. Im übrigen, lieber Schwiegersohn, wäre es besser, wenn Sie sich tatsächlich nichtin die Sache einmischen würden. Ich kann Willfrieds Verschwendung nicht gutheißen oder entschuldigen, aber ... es gehl uns nichts an. Es war sein Geld, mit dem er tun und lassen konnte, was er wollte. Also lieber Schwiegersohn, ich bitte um ein wenig Takt und Rücksichtnahme, zumindest auf mich l"
lung des genannten Kopenhageuer Instituts hat man zunächst, um die Art der Krankheit der Ratten einwandfrei feststellen zu können, einer Anzahl von Meerschweinchen einen Teil des gefundenen Krankheitsstoffs singeimpst. In einigen Tagen wird man aus dem Zustand der Versuchstiere feststellen können, ob man tatsächlich einem echten Fall der Maul- und Klauenseuche gegenübersteht. In Dänemark bereitet man sich inzwischen auf einen tunlichst energischen Ausrottungsfeldzug gegen die Ratten vor, deren Gefährlichkeit vielleicht noch viel größer ist als man ßch es bisher vorgestellt hat.
Der Lesnherger.
Der Leonberger kam zu einer Zeit zuerst mH die großen Hundeausstellungen, als der Bernhardiner ganz ungeheuer in Mode war. Man sah in den an sich schönen Hunden, welche ihren Namen nach der Stadt Leonberg im alten Züchterland Württemberg bekommen hattet:, eine unangenehme Konkurrenz für die Bernhardinerzüchter und es hat lange gedauert, bis der Leonberger sich gegen das Vorurteil, daß er nichts sei als eine beliebige Kreuzung, durchsetzen konnte. Heute kann sich der Leonberger aber auf jeder Ausstellung sehen lassen. Er hat sich, namentlich dank der Mühe, die sich hervorragende württembergische Züchter auch weiter mit ihm gegeben haben, sehr herausgemacht als ein Hund von achtunggebietender Größe, schönen Körperverhältuisien, einem sehr dichten, langhaarigen Fell mit ebenfalls dichter Unterwolle, auf welches viel ankominl. Denn am Kopf muß es geschmeidig glatt anliegen, mit einer hübschen Franse an den Ohren. Eine
WM
MM
EWA
,M :-M.Ä
gute Halskrause muß ausgebildet sein. An den Läusen, an den Schultern und am Rücken soll das Haar kurz und schlicht sein, dagegen aus der Brust und an den Hüften sehr gewellt. Die Ellbogen bis zu den Füßen und die Hinterläufe bis zu den Sprunggelenken sind aus der Rückseite mit verlängerten Haaren versehen. Die Farbe ist gelb oder rot, oft mit einem Anflug von Schwarz, Wolfsfarbe mir dunklem Oberschäde! und Augenumrandung ist sehr gesucht. Weiße Abzeichen außer einem kleinen Bruststern oder wenig Weiß an den Zehen ist fehlerhaft. Fehlerhaft ist alles, was an Kreuzung mit Bernhardinern hinweist Die Galgenhöhe muß beim Rüden wenigstens 80, bei der Hündin 70 Zentimeter betragen. Der Einwand, daß der Leonberger keine alte Rasse sei, war ganz verfehlt. Er ist aus de» Resten alter großer Rassen sinnvoll beraus- gezüchret, und selbst der Bernhardiner ist in seiner heutigen Gestalt keine sehr alte Rasse. Was den Leonberger empfiehlt, ist seine Klugheit und Treue, bei großer Kraft und einer natürlichen Gutmütigkeit. Als Schutzhund und als Begleiter ist er wegen seiner für einen so großen Hund
„Lieber Schwiegervater . . . Sie müssen mich verstehen!"
„Es ist gut, Eberhard! Daß Sie sich mit Willfried nicht vertragen ... ich bedaure es. Gegenseitige Abneigung, gegen die nichts zu tun ist. Aber in meiner Gegenwart möchte ich doch bitten, einen anderen Ton anzuschlagen und ein wenig Zurückhaltung zg üben."
„So! Gut, ich werde künftig schweigen! Fällt mir natürlich schwer! Zweihunderttausend Mark sind schließlich kein Pappenstiel!"
Sarkastisch entgegnete der Kommerzienrat: „Das habe ich damals auch gedacht, lieber Schwiegersohn. Damals, als ich Sie sanierte."
Dem Baron war mit einem Male die Rede verschlagen. Er murmelte etwas vor sich hin.
Dann wandte er sich zu seiner Frau.
„Komm, Lida, es ist besser so! Papa hat eben eine Vorliebe für den verlorenen Sohn."
Sie verließen das Zimmer.
Willfried wechselte einen Blick mit seinem Vater, dann sagte er und es kam ihm aus dem Herzen: „Flegel!"
Kommerzienrat von Kamerlingk mußte lachen.
„Diesmal hast du recht, aber kommen wir jetzt aus deine Rede zurück. Du willst arbeiten! Hm, das klingt nicht übel. Aber sage mir einmal, wie dachtest du dir das?"
„Stecke mich in einen Betrieb von dir! Hast doch drei große Buchdruckereien, Papierfabriken und was weiß ich alles."
Der Kommerzienrat überlegte. Dann schüttelte er den Kopf und sagte: „Junge, ich glaube, da würde dich ein Lehrling beschämen! Da blamierst du dich und mich nur."
„Das wäre abzuwarten, Papa! Weißt du, an sich habe ich für einen Büroposten augenblicklich noch nicht so die rechte Lust. Ich meine, einen Posten, da man mich in meiner Eigenschaft als Sohn des Chefs, gewissermaßen als Chef resvektiert, wo ich aber doch noch nichts recht zu sagen habe. Much reizt eine Aufgabe. Hast du nicht eine Aufgabe für mich, deren restlose Bewältigung ein Einsetzen aller Kräfte erfordert? Hast du nicht einen heruntergekommenen Betrieb, den es sich lohnte, wieder hochzuschaffen?"
Kamerlingk schüttelte den Kopf und musterte den Sohn verwundert.
„Junge, ob du dir da nicht zuviel zumutest?"
„Das weiß ich nicht Papa! Ich glaube jedenfalls an mich und meinen Willen. An Energie mangelts mir nicht. Lernen
beträchtlichen temperamentvollen Beweglichkeit sehr empfehlenswert, und die Zahl seiner Freunde ist längst so groß geworden, daß keine Gefahr mehr besteht, er könne je wieder ans dem Verzeichnis empfehlenswerter deutscher Hunderassen verschwinden.
Elte südafrikanische Gelienhett.
DaL hier abgebildete Gewächs, für das in der Zeit der Kakteenliebhaberei jeder Pflanzenfreund Interesse habe» dürfte, Hai noch keinen deutschen Namen. Es ist den Gärtnern und Gelehrten nur unter dem wissenschaftlichen Namen Lupkorbi» korriäs bekannt, was wörtlich übersetzt »schreckcnerregende Wolfsmilch" heißt. Also eine Wolfs- milch haben wir vor uns, eine Verwandte unserer einheimischen Wolfsmilchsarten, nur ähnlich wie der bekannt« Christusdorn, der auch eine Wolfsmilch ist, ganz in das Kaktusartsge geraten. Diese Pflanze hat eine merkwürdige Geschichte. Man hatte sie im 18. Jahrhundert in Südafrika entdeckt, beschrieben und auch nach Europa gebracht. Dann schien sie aber ausgestorben zu sein, denn man hörte nichts mehr von ihr, und erst einem deutschen Forscher, einen: Arzt Dr. Brauns, der die südafrikanische Wüste aus Schmetterlinge erforschte, gelang es, sie hundert Jabre
»>« .
Sr -
nach ihrer Entdeckung wieder aufzusinden. Sie lebt nur an wenigen Stellen im Distrikt Willowmore, der zu den regeuärmsten Gebieten der Erde gehört und z. B. seit 1025 keine» Regen mehr gesehen hat. Dort ist sie aber auch sehr selten, und wenn man sie findet, hat man sie noch lange nicht erbeutet. Mit langen Wurzeln sitzt sie nämlich zwischen großen Steinbrocken, aus denen man sie sehr vorsichtig Herauspickeln muß. Verletzt man dabei aber die Wui ln, so verblutet die Pflanze nachher und alle Mühe war umsonst. Allem Anschein nach wächst sie unter solchen Umständen ungeheuer langsam und man nimm: an, daß größere Exemplare über hundert Jahre alt sind. Bei uns braucht sie sehr viel Sonne und darf in der Wachstumsperiode nur wenig, in der Ruhezeit gar nicht gegossen werden, dagegen ist sie, da es in ihrer Heimat sehr rauh ist. gegen Kälte nicht empfindlich. Wenn es bei uns Herbst ist, erinnert sie sich daran, daß um diese Zeit in ihrer Heimat das Frühjahr kommt und setzt schöne dunkelrote Blüte» an, aus denen auch bei uns fruchtbare Samen entstehen, die in Gesteinsspalten mit der nötigen Vorsicht zun. Keimen gebracht werden können. Nur ist sie noch zu selten, um ! oer Mehrzahl der Kakteenfreunde zugänglich zu sein.
muß jeder, aber man schafft's manchmalzn Wochen, wozu andere Jahre brauchen."
.Zweifellos!" sagte der Komerzienrat in Gedanken. »Weißt du, Willfried, ich will einmal überlegen, was ich mit dir anfangs. Ins Büro möchte ich dich jetzt, da du so frisch aus der Freiheit kommst, nicht einsperren. Das würde dir kaum gut tun! Ich werde einmal überlegen!"
„Schön, Papa! Also . . . nach Tisch?"
„Gut, Willfried, nach Tisch sage ich dir Bescheid."
Willfried verließ des Vaters Arbeitszimmer. Der zurückbleibende Kommerzienrat aber wunderte sich über sich selber.
Seine Strafrede ... die er vorhatte ... wie wollte er den Verschwender aus den Lumpen schütteln . . . und nun?
Nichts von alledem!
Es gestand sich nicht, daß viel zu große Liebe eines Vaters zu dem Sohne da im Wege stand.
Nach dem Mittagsmahl begab sich der Kommerzienrat wieder in sein Arbeitszimmer und brannte sich eine seiner schweren, würzigen Importen an.
Dann überlegte er, was er mit dem Sohne anfangen solle.
In Gedanken sah er seinen einzigen Jungen, den hübschen lieben Kerl, vor sich und mit einem Male fühlte er sich versöhnt,
Willfried hatte mit seinem Gelds gewüstet, ja, "as wohl!
Aber doch nicht mit sich, mit seiner Gesundheit! Er schien ganz der Alte geblieben zu sein. Alles war Frische an ihm, nichts Blasiertes haftete ihm an. Er war so jung ... wie er es einst gewesen.
Und ... es war sein Sohn!
Immer mehr fühlte der Mann, wie er an dem Sohne hing, daß er ihm nicht grollen konnte. Er war nicht schlecht, Das bewies er auch damit, daß er arbeiten und schaffen wollte.
Der Diener war geräuschlos eingetreten.
Kommerzienrat Kamerlingk hatte ihn aber doch gehört und wandte den Kopf.
„Was gibt es, Paul?"
„Geheimrat Häberlein.... möchte den jungen Herrn sprechen!" '
„Ja . . . und ... so führen Sie ihn doch zu meinem Sohn!"
„Der junge Herr ist augenblicklich nicht zu finden und darum möchte Sie der Herr Geheimrat einen Augenblick sprechen."
„Ich lasse bitten!" (Fortsetzung folgt)