Kleine politische Nachrichten.
Jmmunftätsaushebung im bayerischen Landtag. Das Plenum des bayerischer, Landtags erteilte gegen die Stimmen der Linken die Genehmigung zur Strafvollstreckung für die kommunistischen Abgeordneten Schlaffer und GStz, die im Frühjahr die- cs Jahres Wegen Hochverrat zu drei Jahren bezw. drei Jahren rei Monaten Gefängnis verurteilt worden waren. Das AL- s immungsergebniis wurde von den Kommunisten mit lebhaften Pfuirufen ausgenommen.
Amerika und die Angriffe gegen Hindenbnvz. Di« amerikanischen Zeitungen beschäftigen sich lebhaft mit den Angriffen, die der sozialdemokratische Abg. Müller-Franken im Reichstag gegen den Reichspräsidenten von Hinderiburg gerichtet hat. Die Ausführungen Müllers haben großes Befremden erregt. Man ist in Amerika gewohnt, daß die Pechm des Präsidenten der Vereinigten Staaten nicht in die parteipolitische Debatte gezogen wird. Das Vorgehen Müllers gegen den Reichspräsidenten wird deshalb hier für ungewöhnlich und unvornehm angesehen und Müllers Kampfmittel sind, vom amerikanischen Standpunkt aus gesehen, verwerflich
Klageeinreichung Ungarns- Der Chef der ungarischen Delegation reichte bei dem Schweiger Gericht wegen tätlicher Mißhandlung des ungarischen Ministerpräsidenten Gras Bethlen bei Ausübung seiner Pflicht als Repräsentant eines Mitgliedsstaates eine Klage ein. Der Täter wurde gestern von der Polizei vernommen und erklärte, er habe ausschlietzlch aus politischer, Motiven "gehandelt.
Das ägyptische Parlament einberufe«. Nach einer TimeS- meA-ung aus Kairo wird das neue ägyptische Kabinett wahrscheinlich folgende Zusammensetzung haben: Premierminister und Innenminister: Adly-Pascha, Auswärtiges: Md el Shelak Sarwat Pascha, Justizminister: Zaki Pascha. Das Parlament ist für den 10. Juni einberufen worden.
Die Anleiheablösung.
.Einsetzung eines Untersuchungsausschusses des Reichstags.
TU Berlin, 11. Juni. Im Haushaltausschuß des Reichstages ist aus Antrag des Abg. Hergt (Dntl) beschlossen worden, einen Unterausschuß einzusetzen, in dem mit der Reichsregierung alle diejenigen Fragen erörtert werden sollen, die sich aus dem ArfleHeablösungsgebiet seit dem Erlaß des Anleiheablösungsgesetzes ergeben haben- Nach den Ausführungen des Antragstellers ist dabei an die verschiedensten inzwischen brennend gewordenen Fragen gedacht, wie die Frage des gesamten Ablösung?- und Vorzugsrentenverfahrens und die Frage, inwieweit die für di« Kommunalanleihen und Sparkasse nguthaben bis- her von den Ländern in Aussicht genommenen Anordnungen Mit dem Willen des Gesetzgebers vereinbar und allenfalls abzuändern sind. Bon jeder Fraktion werden zwei Mitglieder in der Ausschuß entfcntdt, der seine Arbeite« möglichst bald auf- Kchmen soll _
Das Konfererr-programm der Kleinen Entente.
Bukarest» 11. Juni. Die Regierungen der Kleinen Ew- teuteslaaten treffen gegenwärtig die Vorbereitungen für die Konferenz der Kleine« Entente, die, wie jetzt endgültig feststeht, am 17., 18. und 19. Juni in Med in Siidflawien stattfindet. Es ist ei« sehr umfangreiches Berhandlungsprogramm ausgestellt worden, das wie folgt geglittwrt ist: 1. Prüfung der allgemeinen politischen Lage; 2. llnterstichuog aller strittigen Fragen innerhalb der Kleinen Entente sowie der Haltung der Kleinen Ewtentcstaaten zur allgemeinen europäischen Politik. 3. Die politischen Streitfragen der europäischen Staaten zur Kleinen Entente. Der wichtigste Konfevenzpuntt. die Verlängerung der Freundschaftsvertr^e zwischen Rumänien und Jugoslawien, zwischen Rumänien und der Tschechoslowakei soll jedoch schon vor der Konferenz besprochen und erledigt werden. Ms Neben- fvage wird auf der Konferqig die Regulierung des unteren Do- naulauses erörtert werden.
Aus aller Wett.
Ein« Mordtat l« Baden-Baden.
Im Verlaus eines Streites wurde der 2-1 Jahre alt« Sohn eines Pferdehändlers von einem Landwirt erschossen. Der Täfer, der die Flucht ergriff, konnte bald fistgenommen werden.
^. i ^ - s «s>-s Meuternde Matrose«.
Wegen Meuterei festgenommen wurden in der Nacht vom 8. zum S. Junt in> Holtenau 11 Matrosen vom Dampfer Neckar. Der Dampfer nahm in Holtenau neue Besatzung und setzte seine Fahrt nach dreistündigem Aufenthalt nach Westen fort.
^ Ohrfeige« im Berliner Stadtparlament.
Bel der Wftimmung über zu dem Kapitel Wohlfahrtspflege «lngebrachts Anträge kam es in der Stadtvervrdnetensitzung zu einem Zusammenstoß zwischen dem sozialdemokratischen Stadtverordneten Kloße und dem Kommunisten Hwcdicke, der darin gipfelte, daß Haedicke Klose angeblich wegen des Ausdrucks „Lausejunge" tätlich angriff und ins Gesicht schlug. Der Vorsteher sah sich genötigt, die Sitzung auf kurze Zeit zu vertagen.
' ' Seine Frau und sich selbst erschossen.
In Hermsdorf hat ein amerikanischer Staatsbürger, ein geborener Russe, seine aus Tottbus stammende Frau erschossen und sich dann selbst durch einen Schutz getötet. Der Russe war 1921 nach Amerika ausgewandert. Die Frau war jedoch nicht zu bewegen, ihm nachzukommen und hatte ein Liebesverhältnis mit einem Photographen «.»geknüpft. Ms der Ehemann davon erfuhr, kehrte er nach Deutschland zurück, drang in die Wohnung der beide«, ein und vollfühtte ngchi kurzem Wortwechsel die Tat.
Frühlingsende.
Sichst Du, wie draußen blasses Mondlicht tvopst In Silberflittern?
Hörst Du, rote zart das Herz der Lenznacht klopft, Fühlst Du es zittern?
Die Wimpern strickte längst der Dag verwirrt,
Die tränenfeuchten, —
Am Horizont durch Wolkenschleier irrt Ein Wetterleuchte«.
Und leise rieselt zarter Blütenschnee Zur Erde nieder,
Die Bäume harttn wie in gchetmem Weh Verklungner Lieder. —
Spürst Du den Dust, so M und doch so bang.
Wie Angst vor Schmerzen,
Und wie es mich zu tiefst so weh durchdvamg In meinem Herzen? Marga Finck.
Dom Landtag.
Der Landtag hat am Donnerstag eine Doppelsttzung abgehalten. In der Vormittagsjitzmlg konnte der Etat des Kultministeriums erledigt und dann auch noch mit der Beratung des Justizetats begonnen werden. Beim Kultetat wurde zunächst die Abstimmung über die .Anträge zu Kap. 57-60, Volksschule nachgeholt. Die kommunistischen Anträge, darunter auch derjenige der die sofortige Aufhebung des SchullastengesetzeS wünscht, wurden abgelehnt und das gleiche Schicksal widerfuhr auch dem Antrag Hehmann (Soz.) betr. die Schaffung von Förder- und Aufbauklassen an Volksschulen. Die Anträge des Finanzausschusses fanden durchweg Zustimmung. Beim Kultetat kam es zuerst noch zu einer längeren Aussprache über das Landestheater. Hier wurde von der Rechten, insbesondere von Frau Rist (Ztr-) und Dr. Wider (BB.) vor allem die Ueber- nahme des vielfach beanstandeten Stückes „Der fröhliche Weinberg" auf den Spielplan der Landesthsäter kritisiert und betont, daß das Kultministerium sich eine sorgfältige Prüfung der auf den Spielplan kommenden Stück auf ihren sittlichen Wert angelegen sein lassen sollte. Der Kassenerfolg allein dürfe nicht ausschlaggebend sein- Es wurde auch darauf hingewiesen, daß im früheren Hoftheater derartige Stücke nicht auf den Spielplan glommen wären; und wenn je einmal ein Mißgriff gemacht wurde, so wurde das beanstandete Stück schon nach dem ersten Protest des Publikums wieder vom Spielplan abgesetzt. Demgegenüber vertrat der Mg. Heymann (Soz.) die Auffassung, daß der Landtag nach seiner Zusammensetzung und der ganzen Art seines Zustandekommens kein Tribunal für künstlerische Angelegenheiten sei und daß er sich auch in Theatcrfragen Beschränkung auserlegen sollte. Der Mg. Brönnle (Komm-), der gleichfalls zur vorliegenden Frage das Wort ergriff, «nachte das MS dem Munde eines Kommunisten recht interessante Geständnis, daß das Theater früher unter dem Königtum viel mehr Freiheit gehabt habe, als jetzt noch nach seiner Unterordnung unter das Kultministerium. Vom Abg. Schees (Dem.) wurde die Theaterkritik der Presse als vielfach zu weitgehend und zu scharf bezeichnet. Kultminister Bazille erklärte, es sei unmöglich, daß das Kuliministettum über die Aufnahme der Stücke entscheide; wen« man hier einem Intendanten dreinred«« wolle, so würde «na« einen tüchtigen Theaterleiter überhaupt nicht bekommen. Was das beanstandete Stück selbst anbelangt, so gab der Kultminister zu, daß es für ein Landestheater allerdings nicht geeignet sei. Das Theaterkapitel wurde schließlich genehmigt. Bei Kapitel 70, das Stagtsbeitdäge für sonstigen Aufwand auf Wissenschaft, Kunst und Volksbildung Vorsicht, wurde von verschiedenen Seiten eine tatkräftige Unterstützung der Jugendherbergen gefordert und ein Antrag angenommen, der dem Deutschen Auslandsinstitut für di« beiden Etatjahre 1926 und 1927 je einen außerordentlichen Beitrag von 50 000 bewilligt. Verlangt wurde auch ein nachdrücklicher Staatsschutz für di« Stuppacher Madonna und für die monumentalen Kunstdenkmale des Landes, insbesondere das Ulmer Münster, die Frauenkirche in Eßlingen und die Heiligkreuzktrche ln Gmünd. — Zum Justizetat machte dann Justizminister Beherle noch einleitende Ausführungen, indem er aus die starke Inanspruchnahme der Zivildelikte durch Konkurs« und die Aufwertungsregelung hin- wies und die Notwendigkeit der Vermehrung der Zahl der planmäßigen Stellen begründete. Er fand warme Worte der Anerkennung für das württ. Notariatswesen und die freiwillige Gerichtsbarkeit überhaupt und lehnt« eine Vereinheitlichung des Notariatswesens, wie sie gegenwärtig von verschiedenen Seiten, namentlich ln Norddeutschland gefordert wird, ab. Weiterhin wandte sich der Minister gegen den Borwurf der Imparität im Justizministettum und betonte schließlich die Notwendigkeit, dte Fürsorgetätlgkeit für die entlassenen Gefangenen auf ein« neue Grundlage zu stellen.
In der Nachmittagssitzung wurden von verschiedenen Foak- tlonsrednern eine Reihe von Einzelheiten auf dem Gebiete der Rechtspflege vorgebracht, nachdem der Berichterstatter über den Fustizetat, Bock (Z.) einen U-eberbkick über den zunehmenden Geschäftsanfall in der Zivilrechtspflege gegeben hatte. Dr- Schumacher (Soz.) begründete einen Antrag, daß Schöffen, die einen VerdkenstauSfall haben, btt längerer Daued der Sitzungen eine angemessene Entschädigung gewährt werde. Weiter brachte Dr. Schumacher die alten Klagen über „Klassenjustiz" vor und betonte insbesondere auch, daß mit >der öffentlichen Klageerhebung in Württemberg ein großer Unfug getrieben weide. Ebenso wurde auch geklagt über die Tätigkeit der Polizei in ihrer Eigenschaft Äs Hilfsorgan der Staatsanwaltschaft. Gegen den Justizrninifler bezw. den Personalrcserenten richtete der Redner scharfe Angriffe wegen der „Personalpolitik", die im Justizministerium getrieben werde. Dr- Schott (BB.)erklärte die in weiten Kreisen herrschende Unzufriedenheit mit der außerordentlich starken Ueberlastung der Justiz- beainten, namentlich dm Vollstreckungen bet Zahlungsbefehlen
und btt der Auftvertungsregelung. Eine Vermehrung der plan, mäßigen Stellen und des Personals überhaupt könne daher nicht mehr länger hinausgezogen werden. Dr- Elsas (Dem.)! brachte dm Antrag ein, daß weibliche Gerichtsassessoren zum württ. Staatsdienst zu gelassen und daß für die als Schöffe« tätigen Hausfrauen eine Entschädigung in der Höhe der durchschnittlich den männl. Schöffen gewährten eingeführt werde- Nachdem dieser Redner noch eine Reihe von Einzelheiten besprochen, wurde unterbrochen.
Sport.
Fußballsport am Sonntag.
Nach einer längeren Pause durch das Feuemvehrfest und infolge eines auswärtigen Spiels tritt am kommenden Sonntag di« erste Mannschaft des einheimischen Vereins auf dem hiesigen Sportplatz wieder in die Schranken, um sich mit der 2. Mannschaft des bekannten „Sportklubs" Pforzheim zu messen. Jq letzter Zeit -war die Spielstärke Calws ziemlich schwankend, einerseits davon herrührend, daß durch Aufstellung neuer Kräfte Umstellungen notrvendig waren, andererseits weil die Mannschaft in punkto Zusammenhang manchen Wunsch offen ließ. Flaukeuwechsel, zusammenhängendes und doch raumgreifendes Spiel mit flachem Paß nebst der nötigen Wucht muß in der Eff wieder mehr gepflegt werden, dann liegt die Möglichkeit eines Sieges stets eher nahe. Der Gegner am Sonntag dürfte ziemlich ebenbürtig sein, es sollte also da eine schöne und erfolgreiche Leistung erzielt werden. Die 1. und 2. Jugendels spielen kombiniert vorher.
Air Selb-, Volks- und LandwirWfl.
Berliner Briefkurse.
100 holl. Gulden 1S8.S8 Mk.
100 franz. Sr. 12.23 Mk.
100 schweiz. Srk. 81.38 Mk.
Produktenbörsen- und Marktberichte de« Landwirtschaftlich«, Hanptverbandr» Württemberg untz Hohrn-olleru «. B.
L. C. Berliner Produktenbörse vom 11. Juni.
Weizen «närk. Juli 196—196,50; Roggen mark. 178—183;, Sommergerste 187—200; inländische Futtergerste 173—186; Weizenmehl 37,25—39,50; Roggenmehl 25,25—26,75; Weizenkleie 10; Roggenkleie 11,40—11,50; Biktoriaerbsen 96—46; kleine SpeHeerbsen 27—33; Futtererksen 22—27; Peluschken 22,50 bi» 27ch0; Ackerbohnen 23—26; Wicken 32-35; blaue Lupinen 13,50 bis 15,50; gelbe 17,50-19,50; Rapskuchen 13,70-13,90; Leinkuchen 17,60—17,80; Trockenschnitzel 9.90—10.30; Soyaschrot 19,50 bis 19,80; Kartoffelstöcken 20,70—21 -tt. Tendenz: stetig.
Viehpreise.
Ravensburg: Bullen 44—47; Ochsen 44—49; Kühe 18—32; Kalbe ln 48—50; Rinder 47—49; Kälber 65—70 pro Zentner, — Sulz a. N.: halbjährige Rinder 2—300; jährige 250—400; trächtige Kalbinnen 4—600; Kühe 3—500; Wurstkühe 2—300 pro Stück; Ochsen 1000—1400; Stiere 800—1000 pro Paar.
Schweinepreise.
Besigheim: Milchschweine 30—40; Läufer 80 — Bönnig-
heim: Milchschweine 35—40; Läufer 69—90 «ll. — Gammertinx gen: Milchschweine 55 — Ravensburg: Milchschweine 3S
bis 46; Läufer 50—85 -tt. — Saulgau: Ferkel 41—47; Läufer 52 das Stück.
Fruchtpreisr.
Geislingen a. St.: Gerste 9,50; Hafer 10,20—11 — Ra
vensburg: Weizen 15—16; Kernen 15,66; Roggen 9—9,50; Braugerste 10—10,50; Hafer 10—11 — Reutlingen: Weizen
14-16; Dinkel 11; Gerste 10,56—11,80; Haber 10—12 -ll. — Ulm: Kernen 15,70; Weizen 14—15,50; Roggen 9—9,50; Geists 9—9,20; Haber 9,70—11 je der Zentner.
Holzerlöst.
Das Forstamt Dornstetten erlöste für 120 Fm. Nadelstamm- holz mit einem Ausbot von 29000 -ll 34100 -<t, d. h. 117 Prozent. Alles wurde zugcschlvgen.
Freüdenstadt: Bei dem am 7. Junt abgehaltenen Nadelx stxrmmholzverkauf des Forstamts Pfalzgrastnweiler wurden fikr 3603,94 Fm. Fichten-- und Tannenlang- und Sägcholz aller Klassen 104 935 erlöst, was bei einem Gesamt ausbot von 87 043 -4k einem Durchlschnittserlös von 120,5 Prozent der Landesgrunb- preist entspricht.
MÜ88SN Sie 8iok bet Lettsrk ln aesekäkt8-papieren vor- isxen 1s88en, wenn Sie ein I^orinnlsr V7ün8oiiea, ris» 2 eitAsmä 88 untt Lvueetcent- spreeiisnri su8xe3lsttst i8t. Wentten Sie siett an ttis Oruotcerst ttte8S8 Blattes.