Aus aller Welt.

. Schneefall in den Alpen.

* den Alpenländern weiden heftige Schneesiille gemeldet. ^Nuf dem Flexcnpaß in Vorarlberg mußte der Autoverkehr ein­gestellt werden, da der neue Schnee auf der Straße SO Zenti­meter hoch liegt.

Hochwasser in Schlesien.

Aus Troppau wird gemeldet, daß durch den andauernden Siegen alle Flüsse aus ihren Ufern getreten sind und Wiesen und Felder überschwemmt haben. Die ganze Heuernte und auch ein Teil der Getreideernte ist vernichtet. Die schlesischen Behör­den haben Maßnahmen für die Einleitung einer Notstands­aktion getroffen.

Eine Taschendiebschule in Charlottenburg.

Die Berliner Kriminalpolizei hat eine internationale Ta­schendieben ausgehoben. Es handelt sich um den polizei- bekannten Taschendieb Groß, einen Polen und seineSchüler". Auf das Konto dieser Bande sind fast alle in den letzten vier Wochen verübten Taschendiebstichle zu setzen. Die Diebearbei­teten" meistens in Omnibussen, auf Straßenbahn- und Unter­grundbahnwagen. Auch der frühere Kommandant desSee­adler" Graf Luckner, ist von ihnen im V-Zug Halle-Berlin um seinen erheblichen Betrag bestohlen worden.

Aus Stadt und Land.

L a l rv, den 11. Juni 1926. Der evangelische Kirchenpräsident Württembergs zur Frage der Fürstenentetgnung.

Zur entschädlgungslosen Fürstenenteignung hat sich, wie wir Hören, auf Anfragen und Zuschriften, die an ihn kamen, Ktr- Ichenpräsident Dr. Merz bei Gelegenheit eines Gemeindeabcnds, dem er anwohnte, geäußert. Er betonte, daß es sich hier nicht um eine rein politische Frage, sondern um die Frage handelt, ob die sittlichen Grundsätze, die uns auf Grund des Evange­liums feststehen, im öffentlichen Leben weiter gelten sollen, und führte aus: Diese Grundsätze wetsen die evangelische Kirche auf di« Seite des für alle gleichen Rechts auch in Fragen des Mein und Dein. Der Gesetzentwurf, der dem Volksentscheid unterliegt, sieht für die Glieder der ehemaligen deutschen Für­stenfamilien, auch wenn sie jetzt nichts anderes sind als Glieder unseres Volksstaats wie andere Bürger auch, die Ausnahme­bestimmung vor, daß sie nicht nur, wie es jetzt Sache des Volks­genossen ist, an der allgemeinen Not an ihrem Teil mitzutragen haben, sondern daß ihr gesamtes Barvermögen ohne Entschä­digung oder Abfindung vom Staate einyezogen werden soll. Und dies ohne Untersuchung, ob cs nach dem Gesetz rechtmäßi­ger Besitz ist, und ohne Feststellung, wodurch die genannten Staatsbürger für ihre Person di«s verwirkt haben. Ein Recht, das jedermann in unserem Volke zusteht und auf das keiner zu Verzichten gewillt ist, soll den Mitgliedern der früheren Fürsten- familien genommen werden: die Gewährleistung des Eigentums, hie die Verfassung der deutschen Republik ausspricht, und die lein« der wesentlichsten Grundlagen des geordneten irdisch- tnenschlichcn Zusammenlebens in Staat und Gesellschaft bildet. Als der letzte württemberglsche König, der verstorbene Herzog Wilhelm von Württemberg, freiwillig die Krone niederlegte, wurde auch von politischen Gegnern des Königtums bezeugt: er hat keinen Feind gehabt. Wird der vorgelegte Gesehesentwurf durch den Volksentscheid Gesetz, so würde dies für das Land Württemberg bindend sein in der Auseinandersetzung mit den

Hinterbliebenen des Herzogs Wilhelm. Es müßte deren ge­samter Privatbesitz ohne weitere Untersuchung eingezogen wer­den, auch wenn Regierung und Landtag, sowie die öffentliche Meinung darin einig wären, daß sie solches Los nicht verdient haben. Wäre ein solches Gesetz vor dem Volksgcwissen zu ver­antworten?

Die evangelische Kirche steht einer Bewegung, die eine ent­schädigungslose Enteignung von Volksgenossen von ihrem ge­sinnten Besitz ohne klaren Rcchtsgrund Vorsicht, gleichviel, ob es sich um Angehörige der Fürstenfamilien oder um andere Glieder unseres Volles handelt, ferne. Sie muß es als ihre Pflicht ansehen, wie sie es auch in der Aufwertungsfrage getan hat, ihre Stimme dafür zu erheben, daß Recht und Gerechtigkeit gegenüber allen Volksgenossen gehandhabt wird.

Wetter für Samstag und Sonntag.

Die Depression im Westen macht Fortschritte. Für Samstag und Sonntag ist immer noch wechselnd bewölktes, auch zeitweilig regnerisches Wetter zu erwarten.

SCB Balingen» 10. Juni. Gestern verunglückte der 39 I. a. Holzfuhrmann Johann Schüler dadurch tödlich, daß Leim Ab­laden von Langholz am hiesigen Güterbahnhof ein Stamm vor­zeitig ins Rutschen kam und Schüler mit einem Ende so heftig auf die obere Wirbelsäule traf, daß innerhalb weniger Augen­blicke der Tod eintrat. Schüler hinterläßt außer einer Witwe 6 Kinder im Alter von 614 Zähren.

SLB Lauphcim, 10. Juni. Daß sich die Schäden erst nach Ablauf des Hochwassers voll auswirken werden, zeigt sich jetzt deutlich. So drohen infolge der wsggeschwemmten Böschungen an der Rottum immer neue Gefahren für die Anwohner, da durch das Nachgeben der ausgehöhlten Ufer ein Senken der Fun­damente befürchtet werden muß. Zudem werden die immer wie­der einsetzendcn starken Regensälle das Vernichtungswerk fort­setzen. Tag für Tag arbeiten alle aufzutreibenden Wasserpum­pen. um die unter Wasser stehenden Keller zu entleeren. Das Erundwwsser drückte so stark, daß selbst in den hochgelegenen Stadtteilen, die vom Hochwasser verschont geblieben find, die Keller voll Wasser stehen.

SCB Fachsenfeld, OA. Aalen, 11. Juni. Infolge des anhal­tenden heftigen Regens wurde die Ortsstraße beim Rathaus in ihrer ganzen Breite vom Wasser überflutet, was sich von allen Seiten aus den umliegenden Aeckern zum Steinbach hindrängte. Nach dem Abfluß des Wassers war die Straße ausgerissen und mit Schlamm bedeckt. Unterhalb Waiblingen trat der Stein­bach an verschiedenen Stellen über seine Ufer und schädigte die vor der Abernte stehenden Wiesen. Die zahlreichen Fußwege von der Höhe ins Kochertal hinab waren in reißeMw Bäche verwandelt. Noch lange Zeit nachher stand auf dem ohnehin meist undurchlässigen Ackerboden das Wasser. Die Roggenfel­der sind zum Teil umgelegt._

AǤ Selb-, Volk;- Wd LMMWst.

Berliner Briefkurse.

100 holl. Gulden 1S9.00 M».

100 franz. Sr. 12,84 Mll.

100 schweiz. Frk. 81,39 Md.

Stuttgarter Börsenbericht vom 10. Juni.

Die Börse lag heute bei kleinen Umsätzen fest und es gab mehrfach Kursgewinne.

Stuttgarter Schlachtviehmarkt vom 10. Juni.

Dem Donnerstagmarkt am Vieh- und Schlachthof waren zu- gefichrt: 2 Ochsen, 13 Bullen, 47 Zungbullen, 61 Jungrinder, 17 Kühe, 459 Kälber, 531 Schweine und 1 Schaf. Erlös aus je 1 Ze-ntner Lebendgewicht: Ochsen nicht notiert (letzter Markt:

1. 4953; 2. 3947; 3. 3638); Bullen 1. 4850 (unverän­dert); 2. 4145 (unv.); Jungrinder 1. 5256 (unv.); 2. 44 bis 50 (unv.); 3. 3943 (unv.); Mhe 1. 3244 (unv.); 2. 1930 (1830); 3- 1417 (1317); Kälber 1. 7173 (7274); 2. 6i bis 70 0671); 3. 5662 (5864); Schafe 1. 8084 (unv.) Schweine 1. 7677 (77-78); 2. 7576 (76-78); 3. 7475 (7S bis 76); 4. 7173 (7374); Sauen nicht notiert (5869). - Verlauf langsam.

Heilbronner Schlachtviehmarkt.

Zugeführt wurden 68 Jungrinder, 13 Kühe, 80 Kälber und 150 Schweine. Erlös aus je ein Zentner Lebendgewicht: Jung­rinder 1. 5153, 2. 4146, Kühe 1. 2030, 2. 1320. Kälber 1. 6971, 2. 65-68, Schweine 1. 7475, 2. 6972. Verlauf des Marktes: langsam.

Schweinepreise. Aalen: Milchschweine 4052^; Gmünd: Saugschweine 4243^; Hechingen: Milchschweine 35-50^1 Riedlingen: Milchschweine 4355 Muttcrschweine 240

300 Schwenningen: Milchschwetne 3138^; Tuttlingen:!

Milchschweine 3440 ^(, Läufer 6069 ^ je das Stück.

Viehpreise. Gmünd: Farren 280450 Ochsen 743 805 Stiere 360480 Kühe 280580 Rinder 170 500^; Hechingen: Kälber 180200^, Kalbinnen 400 500 Kühe 300350 ^ das Stück-

Fruchtpreise. Aalen: Kernen 15., Weizen 15.601480, Mischling 11.20, Roggen 10.6011.50, Gerste 10-8012. Haber 10 9011.60 Ellwangen: Weizen 1313.60, Ker­

nen 14., Roggen 11., Gerste 1120, Haber 11.3012. Heidenheim: Kernen 11.50, Weizen 14.90, Roggen 9.50, Gerste 9-35, Haber 10.30 Lcutkirch: Weizen 14., GerstelO11 Haber 9.5012. ^; Nördlingen: Weizen 14.7015.10, Roggen 9.8010, Gerste 9.7010., Haber 11-5012., Lein 1420^.; Riedltngen: Gerste 99.20, Haber 10.5011^ Urach: Dinkel 10.2011., Gerste 10.3011.50, Haber 9.9011-, Weizen 1315., Roggen 10.90, Kernen 14.50^(. der Zentner.

K

Di» trtlichrn Al»inßanL»Utzrrfs, dürfen 1»!bft»er-ündttch nicht au dr» Bvrl»n» und Eroßhsndettprelsen gemessen werden, da für sene noch die sog. wirtschaftlichen vrv krhrskosten in Zuschlag kommen. D. GibriM

Kirchliche Nachrichten.

Ev. Gottesdienst.

am 2. Sonntag nach Dreiein. (13. Juni). V. T. 272.

8 Uhr: Frühgottesdienst, Stadtvikar Braun. X10 Uhr: Pre« dikt, Dekan Zeller. Eingangslied Nr. 233Zeuch ein zu deinen Toren". XII Uhr: Sonntagsschule. 1 Uhr: Christenlehre (Töchter 1. Bez.).

Donnerstag, 17. Juni, 8 Uhr: Bibelstunde.

Kath. Gottesdienst.

Sonntag, den 13. Juni.

8 Uhr: Frühmesse; X19 Uhr: Predigt und Amt; 2 Uhr: Andacht.

Montag, 8 Uhr: Gottesdienst in Bad Liebenzell. Mittwoch, X9 Uhr: Gottesdienst in Bad Teinach.

GottesdienAe der Methodistengemeinde- Sonntag, den 13. Juni.

Vorm. -X1V Uhr: Predigt Dr. E. Lürtng-Frankfurt a. M. 11 Uhr: Mifsionsgottesdienst. Nachm. 2 Uhr: Bezirksmts» s i o n s f r st.

Mittwoch: XS Uhr Bibel-Gebetstunde.

Stammhelm:

Abends 8 Uhr: Missionsvortrag Dr. E. Lüring. Mittwoch, X9 Uhr: Bibel-Gebetstunbc.

//// -l/o /?c7/7/75/ ok, L7//S H

Ehrliche», fleißige»

MWen

so Lahre alt, mit allen Haus» arbeiten besten» vertraut

sucht Stelle

auf IS. ds. oder 1. Luit l» nur desserem Hause. Wz sagt di« Geschastsst.

Der Einsiedler vom Schreckhvrn

>S HochgebirgSroman von M. B. Hohenofen.

Ist der Herr, der mich hierher führte, bereits wieder toxi?"

An Einsiedel meinst? Wohl, wohl! Der seil is drau­ßen am Brunnen. Kannst schon nauS: aber magst erst net die Kaffeesuppen?*

Nein, nein, wirklich, ich danke."

Bist leicht a so beim wta alle Städtischen, die mal da ^aufkommen.*

.Hat der Einsiedler schon von der Kaffeesuppe ge­sessen?*

Ast, der trinkt nur die Milli, melkt sich selber von der Kelben Bläß, woaßt die große von Ramstal raus. A Pracht- Mehl*

> »Das war dM das Zimmer des Einsiedlers, in das er chiich brachte?*

'Ei freistl Wirst do net meinen, daß a Senn so a tzwbli, fürnehmi Kammer hat? Wohl, wohl, iS schon so!" Aber wo hat er dann geschlafen?/? rAst, bei mir auf'm Heu."

Für ein Paar Sekunden preßte Herta Hillern die Lip. litn aufeinander. So hatte der geheimnisvolle Einsiedls ihr wirklich seit) Zimmer abgetreten, um selbst mit dem' Denn auf Heu zu schlafen.

^.Dieser Herr ist doch schon länger hier oben?"

^Weller Herr? Meinst eppa den Einsiedel?" k -«Freilich I Wie heißt er denn?,4 »Der Einsiedel halt. Hab rm an andern Namen »hart. Fragt a niemand nach so Sachen. Bin selber nur der Tschusepp und Hab lang scho vergessen, daß i an Vaters- namen a noch Hab. Hat net viel Wert! An Tschusepp kennt gedemmdwn^dgß 'SMeüchetib mautüsrlara tiS. Lomät.!

für den Augenblick derart fesselte, daß sie die Absicht ihre§

HeraustretenS fast vergaß.

In dem aufstäubenden Schaumsturz spiegelten sich im Sonnenlicht die Regenbogenfarben; jenseits der Schlucht aber, über die eine schmale, wie in der Luft hängend? Holzbrücke führte, begannen die Geröllhalden des Schreck­hornferners und dessen Moränen.

Gewaltig türmten sich die Felswände auf und der Gletscher funkelte in Sonnenpracht. Alle drohenden Nebel waren wie fortgewischt.

Staunend und ergriffen betrachtete Herta dieses aewast tige Schauspiel in der Eiswelt, über das der reinste Himmel blaute, als hätte es nie vorher irgendwelches Unwetter ge» geben.

Nur Schönheit offenbarte sich, ohne etwas von den Ge» fahren zu verraten, die sich in all der Schönheit verbergen.

Da entdeckten die suchenden Augen HertaS auch schon die Gestalt des Einsiedlers, der an dem Baumpfosten des Brunnens lehnte und Herty den Rücken zukehrte. Dieses bronzefarbene, scharf modellierte Gesicht mit den blauen Augen und dem sehr im Sonnenlicht im Goldblond leuch-, tenden Haar war den Felswänden zuaekehrt, die den Tal­kessel aoschlossen. Hochgereckt war die imponierende Er­scheinung, die mit dieser Umwelt verwoben War.

ÄlS sie nHer an ihn trat, schien er ihre auf den Matten gÄämpsten Schritte trotzdem gehört zu haben, da er sich jäh und wie aufgeschreckt umwandte. Sofort aber ersch eu in seinen Augen wieder der siahlharte Blick, der ruhig prüfte und hem jede Leidenschaft fremd zu sein schien. SW ein kurzes Neigen bcheutetsstwZl den Gruß für sie,

Msttetzuna folM

sag t, langt! Und der Einsiedel, na ja, wer an Einsiedel

kennt, fragt net lang. Js scho, wie's is! 's langt!"

Herta Hillern mußte erkennen, daß auch hier über die Person dieses Sonderlings, der unter so merkwürdigen Verhältnissen ihren Weg gekreuzt hatte, nicht mehr zu er- fahren war.

Der Senn, hochgewachsen und so dürr, als bestünde sein Körper nur aus Knochen und einer pecgamentartiaen, verrunzelten Haut, schob die Stummelpfeife vom rechten Mundwinkel zum linken hinüber und setzte dann seiner bisherigen Auskunft noch hinzu:

Kannst di verlassen auf'n Einsiedel, bal er dir sei Wort gibt. Redt nit viel. Js a net nöti."

Diese Auskunft aber steigerte das Interesse an der selt­samen Persönlichkeit nur desto mehr.

So blieb schließlich für sie nur der eine Weg zu dem Einsiedler selbst. Allerdings durfte sie nicht erwarten, daß er ihr gegenüber mehr verraten werde. Bisher hatte er über sie nur wie über eine unvermeidliche Erscheinung hin­weggesehen. Aber daß er ihr doch sein Zimmer überlassen hatte, bot Anhaltspunkte genug, um ihn zu weiterem Re­den zu veranlassest.

Was Herta jetzt an diesem Morgen für ihn empfand, war nicht mehr die Neugierde allein, sondern doch auch unwillkürliche Bewunderung.

Mtz sie kurz darauf vor die Blaueishütte hinauStrat, klang ihr sogleich das Gebimmel all der Blechglocken deS yuf oer dürftigen Weide um die Blaueishütte streunenden Mmviehs entgegen. "

Ein klarer, wolkenloser Himmel wölbte sich über dies gewaltige Hochtal. In einer steil abfallenden Schlucht tobte der VlaueiSbach, dessen Gischt im Sonnenlicht wie Mil­lionen DiamameN funkelt«