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Ragolder Tagblatl »Der Gesellschafter^

Dienstag, IS. Dezember l»rv

Aus Stadt und Land

Nagold, 15 Dezember 1925.

DaS beste Mittel, deutsch «r bleiben ist: deutsch zu sein. Rob. Hamerling.

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Semeindermsivahl am 12. Dezember 192S !n Nagold.

Bei der Gemeinderatswahl haben von 2232 Wahlberech­tigten 184 l abgestimmt 82.4°/,. Ungültige Stimmzettel waren es 32. Gültige Stimmen wurden insgesamt 14437 ab­gegeben und zwar auf den

Wahlvorschlag Nr. I

Bürgerpariei und landwirtsch. Ortsverein.

Mayer Wilhelm, Gerbermstr. 452

Kläger Gotthilf, Uhrmachermeister 1009

Häußler Christian, Metzgermstr. 1004

Bauer Gottlieb, Inspektor 882

Rauser Reinhold, Kalkwerksbes. 688

Theurer Wilhelm, Sägwerksbesitzer 248

Schmid Jakob, Landwirt 200

Schuon Christian, Landwirt 210

zusammen 4693 Stimmen

Wahlvorschlag Nr H Wahlbuud.

Braun Ernst, Sattlermeister 710

Dr. Stähle, Arzt 344

Wieland Oskar, Präzeptor 486

Schmid Paul, Kaufmann 671

Schraeder Wilh Teilh. der Fa. CH. Geigle 729 Hezer Friedrich, Schreinermeister 703

Köbele Georg, Kaufmann 219

Hartmann Georg jung, Sattlermeister 287_

zusammen 4149 Stimmen

Wahlvorschlag Nr. HI Sozialdemokratische Partei.

Stikel Christian, Schreinermstr. 1197

Raaf Julius, Gärtner 1857

Kössig Jakob, Steinhauer 407

Stickel Karl, Friseur 262

Bernhardt Wilhelm, Straßenmeister 746

Laug Ernst, Schreiner 95

Schorpp Kaspar, Oberschaffner a. D. 275

Brezing Jakob, Hilfsarbeiter 176 _

zusammen 5015 Stimmen

Wahlvorschlag Nr. IV Freie Wahlvereinigung.

Lutz Hermann, Schreinermeister und Wirt 168

Weimer Ferdinand, Maurermeister 246

Grüninger Wilhelm, Oekonom 50

Wolf Ferdinand, Buchbindermeister 57

Harr Wilhelm, Küfermeister 59 _

zusammen 580 Stimmen

Die Wahlvorschläge Nr. II, III und IV sind miteinander verbunden und gelten gegenüber dem Wahlvorschlag Nr. I als ein Vorschlag. Den 4693 Stimmen des Wahlvorschlags I stehen gegenüber 9744 Stimmen der Wahlvorschläge II, III und IV. Nach der bekannten Teilung in 1, 2, 3, 4 usw. ent­fallen auf den Wahlvorschlag I 2 Höchstzahlen und demgemäß 2 Sitze und zwar die Sitze Nr. 3 unv 6 und aus die verbun­denen Wahlvorschläge II, III und IV 6 Höchstzahlen 6 Sitze und zwar die Sitze 1, 2, 4, 5, 7 und 8. Die weitere Vertei­lung der 6 Sitze unter die Wahlvorschläge II, III und IV geht wie folgt vor sich: Die Stimmenzahlen von 4149 für den Wahl­bund, 5015 für die Sozialdemokr. Partei und 580 für die freie Wahlvereinigung werden wieder geteilt durch 1, 2, 3 usw. und ergeben 3 Höchstzahlen 3 Sitze unv zwar die Sitze Nr. 2, 4 und 6 für den Wahlvorschlag II und weitere 3 Höchstzahlen mit 3 Sitzen und zwar 1, 3 und 5 für den Wahlvorschlag Nr. 3. Der Wahlvorschlag 4 der freien Wahlvereinigung hat keine Höchstzahl erreicht und erhält demgemäß keinen Sitz.

Innerhalb der Wahlvorschläge erhalten die Sitze die Kan-, didaten, die die meisten Stimmen auf sich vereinigt haben. Dem­gemäß erhalten die 2 Sitze der Bürgerp.irtei und des Landwirt­schaft!. Orlsvereins die Herren Gotthilf Kläger und Christian äußler, die 3 Sitze des Wahlbunds die Herren Wilhelm chraeder, Ernst Braun und Friedrich Hezer, die 3 Sitze der Sozialdemokr. Partei die Herren Julius Raaf, Christian Stikel und Wilhelm Bernhardt. Diese Herren sind auf 6 Jahre als Gemeinderäte gewählt.

Im allgemeinen war die Abstimmung eine starke, was nach dem vorausgegangenen scharfen Wahlkampf nicht zu verwundern ist. Unabgeänderte Stimmzetteln wurden im ganzen nur 18 abgegeben. Von dem Panaschieren und Kumulieren wurde der denkbar größte Gebrauch gemacht. In 20 Umschlägen befan­den sich mehrere Siimmzettel mit 8 verschiedenen Namen und Stimmenhäufungen. Diese Stimmzettel mußten außer Berück­sichtigung bleiben, obwohl der Wähler seinen Willen unzwei­deutig zum Ausdruck brachte. Aber der Wahlvorstand durfte sich über den ebenso klaren Wortlaut des Art. 78 Abs. 4 der Gemeindeordnung, der lautet:Befinden sich in dem Umschlag mehrere Stimmzettel, so werden diese, wenn sie auf dieselben Namen und Stimmenzuwendungen lauten, nur einfach gezählt, andernfalls außer Berücksichtigung gelassen" nicht hinwegsetzen. Dian mußte die Siimmzettel für ungültig erklären. In Zukunft sollte sich jeder merken, nur einen Stimmzettel in das amtliche Wahlkuvert zu legen.

Die Arbeit der Wahlkommissionen, besonders bei der Zählung der Stimmen, war eine sehr große. Es wurde am Samstag nacht bis Vs 12 Uhr und am Sonntag von 9 bis 5 Vs Uhr ununterbrochen gezählt. Der ehrenamtl. Tätigkeit der Kommissionen gebührt uneingeschränkter und wärmster Dank. Die Wahlschlacht ist nun geschlagen, die Streitaxt gehört nun begraben. Jeder sollte sich bewußt sein, daß man in der Ge­meinde zusammengehört und eii er auf den andem angewiesen ist, dann wird die Zeit auch die Wunden, die durch persönliche Verunglimpfungen in einigen Beziehungen entstanden sind, heilen.

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Die Oper Orpheus von Gluck in Altensteig.

Am vergangenen Sonntag nachmittag hat der Musik­verein Alten steig in der Turnhalle zu Altensteig die Oper Orpheus von Gluck aufgeführt unter Leitung von Haupt­lehrer KarlDuppel. Es mögen wohl 150 Jahre verflossen sein, seitdem die Oper komponiert wurde; unter italienischem Himmel und unter italienischem Einfluß, aber aus einem deut­schen Gemüt heraus. Es ist keine Frage: was sich in der italienischen Musik und auch bei Gluck ankündigte, erhielt seine Erfüllung und bleibendes Dasein erst durch die Musik der Wiener Klassiker, durch Haydn, Mozart und Beethoven. Aber die Oper Orpheus übt ihre sichere Wirkung heute noch im

Konzertsaal und auf der Bühne aus. Man muß sie erklingen hören, gut vorgetragen von Chor und Orchester und gleich ist man wieder überzeugt von ihren guten Eigenschaften. Der Komponist hatte eben wirkliche Gesichte, als er sie aufschrieb, und daniit war das wichtigste enischieden. Wer erinnert sich nicht immer wieder gern der Trauerchöre zu Anfang des ersten Aufzugs, in die sich der Klageruf des Orpheus um die ver­lorene Geliebte mischt! oder der Klagen des Verlassenen am Grabe der Euridyke, die in der umgebenden Naiur Widerhall rnden! Ihre eigentliche Höhe erreicht die Oper aber in den Furienchören des zweiten Aufzugs. Das rauscht wie ein unter­irdischer Wasserfall im Orchester. Und die singenden Furien erscheinen als Wesen aus Stein. Wenn nun in dieser schauer­lichen Einöde die Töne der Harfe des Orpheus zu erklingen anfangen, wenn seine Bitte anhebt um Einlaß zu der Gelieb­ten, wenn ihm das fürchterlicheNein" der Furien antwortet, wenn der Höllenhund wütet und droht, sängt man förmlich an zu zittern für das Schicksal des einzigen, warmblüiigen Ge­schöpfes, das hier austaucht. Und nun kann man ihm seine Teilnahme bis zum Ende der dper nicht mehr versagen.

Im Orchester beteiligten sich innere Seminaristen, Schüler der Musikhochschule in Stuttgart, Musikfreunde aus Calw, Bläser aus Pforzheim, Rottenburg und Altensteig, also aus verschiedenen Richtungen. Dieses Orchester fand sich mit dem Chor zu einem einheitlichen, lebendigen, beweglichen Klang körper zusammen, der durch die zahlreich vertretenen Bläser auch an Farbigkeit nichts zu wünschen übrig ließ.

Die Chöre waren vorzüglich eingeübt, klangen im Forte voll und mächtig und waren im Piano und Pianissimo von zarter Rundung. Die ganze Aufführung war durchvlutet von dem musikhlischen Wesen des Dirigenten und von seiner Liebe zu dem Werke, das er wirklich erlebt halte.

Die Partie des Orpheus sang Fräulein Maria Fuchs aus Stuttgart mit ausgiebiger, schöner Stimme und mit war­mem Ausdruck. In Frau Cantz aus Ludwigsburg, die die Rolle der .Euridyke" schön und schwungvoll wiedergab, fand sie eine ebenbürtige Genossin. DerAmor" war Fräulein Dreher aus Stuttgart anvertraut. Ihre unrichtige Tonbildung stört etwas (sie bildet den Ton zu weit hinten). Im übrigen war ihr Vortrag musikalisch und wirkungsvoll. Es war von Vorteil für die Aufführung, daß alle drei Sängerinnen in der Stutt­garter Madrigalvereinigung Mitwirken. Das zeigte sich beson­ders in den Duetten, die glänzend vorgetragen wurden.

Der Besuch des Konzerts !war gut. Aber iinmerhin war noch Platz für so und soviele Nagolder übrig. Wir wären den Altensteigern den Besuch dieses Konzertes schuldig gewesen, nicht bloß, weil sie zahlreicher zu uns kommen als ivir zu ihnen, sondern namentlich auch, weil hier eine gute Aufführung zu hören gewesen wäre.

Wildberg, 14. Dez. Diebstahl. Ein Einbrecherstücklein mit ergötzlichem Ausgang ist heute das Tagesgespräch. Kommt da an« Hellen Tag ein fremder Reisender in den Mantel gehüllt und geht, als ob er da längst zu Hause wäre, in ein Gasthaus der oberen Stadt. Er geht die Stiege hinauf, dreht einen stek kenden Stubenschlüssel auf, geht hinein und findet in einer Kam mode einen größeren Geldbetrag. Unten hört man das Laufen und glaubt es wäre der Sohn des Hauses. Wieder kommts die Stiege herab und man sicht einen älteren Herrn zum Haus hinaus gehen. Nichts Gutes ahnend wird nachgesehen und der Diebstahl entdeckt Alsbald wird gefahndet und imSchwarz - wald" der Dieb beobachtet. Er hezahlte seine Zeche mit einem Billionenschein und kann auf Befragen nicht angeben woher er ihn hat. Dadurch hat er sich verraten und konnte festgenommen werden. Da der Dieb kein Geld hatte, denn seinen Raub gab er ohne weiteres heraus, so mußte der Bestohlene die Zeche bezahlen. Der Dieb weigert jede Auskunft, doch wird vermutet, daß einer gefaßt worden ist, der noch mehr derartige Fälle aus dem Kerbholz hat.

Ergebnisse der Gemeinderatswahlen.

Altensteig, 14. Dez. Gemeinderatswahl. Nach heftiger Wahlagitation wnrden am Samstag bei reger Wahlbeteiligung folgende Herren gewählt: 1. Hennesarth, G., Silbers:beiter 589 St. (Komm. Partei); 2. Luz, H., Gerbermeister 568 St. (Mittelstand); 3. Brenner, M., Sattlermeister, seith. Gemeinde­rat 443 St. (Mittelstand); 4. Schneider, Gg-, Privatmann, seith. Gemeinderat 396 St. (Mittelstand); 5. Schilt!er, A., Buchdrucker 372 St. (Gemeinwohl); 6. Henßler, W., Stadt­baumeister 359 St. (Gemeinwohl); 7. Zimmermann, Hch., Fabrikant 269 St. (Bürger!. Wählewereinigung). Abgestimmt haben von 1449 Wahlberechtigten 1022, also rund 70°/<>. Un­gültig waren 50 Stimmzettel. Merkwürdig bei dem Ergebnis' ist, daß der sozialdem. Vorschlag keinen Sitz durchdrücken konnte, obwohl von den ausscheidenden Mitglieder 2 der S. P. angehören.

Wildberg, 14. Dez. Gemeinderatswahl. Mit einer größeren öffentlichen und etlichen Parteioersammlungen ist man hier mit der Gemeinderatswahl fertig geworden. Zwei Wahl­vorschläge wurden gemacht und eingereicht. Es taten sich zu­sammen diebürgerlichen Parteien" und dieArbeiter". Da hier das Amt des Gemeindcrats nicht gar zu sehr begehrt ist, denn etliche vorgeschlagene Kandidaten wollten dies verantwor­tungsvolle Amt nicht auf sich nehmen, hatte der bürgerliche Vorschlag nur 4 Namen, der Vorschlag der Arbeiter enthielt 6 Namen. Die Abstimmung war ziemlich rege Die Kandidaten der bürgerlichen Parteien I. Baumgärtner, Schneidermeister, G. Rau, Fabrikant, L. Roller, Rosenwirt und M. Hauser, Zimmermeister wurden alle gewählt und von dem Vorschlag der Arbeiter wurden gewählt Fr. Ostertag, Stadtbaumeister und K. Stickel, Schreiner. Von diesen Herren sind seither schon Gemeinderat gewesen Bäumgärtner, Rau und Osterlag. Hoffen und wünschen wir, daß die Wahl zum Segen der Stadt ausgefallen.

Berneck, 14. Dez. Gemeinderatswahl. Bei der am Samstag stattgehabten Gemeinderatswahl haben von 225 Wahlberechtigten 141 von ihrem Wahlrecht Gebrauch gemacht, also 62,66 °/g. Es waren hier 6 Gemeinderäte zu wählen. Gewählt wurden die 4 seitherigen, Wirt Wurster mit >20, Gerber Kemps mit 102, Kaufmann Großhans mit 85 und Maurermeister Götz mit 79 Stimmen. Neu gewählt wurden: Löwenwirt Seeg er mit 65 und Zimmermeister Bauer mit 61 Stimmen. Die übrigen Stimmen waren sehr zersplittert.

Oberschwandorf, 14. Dez. Gemeinderatswahl. Bei der am Sanistag vorgenommenen Gemeiiidercuswahl haben von 263 Wahlberechtigten 148 von ihrem Wahlrecht Gebrauch ge­macht. Rund 56°/« haben also abgestimmt. Es wurden gewählt: Gottlieb Broß, Bauer und seith. G'Rat mit 121 Stimmen, Gemeindepfleger Krieg, seith G'Rat mit 108 St., Jakob Walz, Wagner, seith. G'Rat mit 108 St. Neu hinzugewählt wurde mit 89 St. Georg Schuon, Mühlebesitzer. Tie übrigen Stim­men waren sehr stark zersplittert.

Rotfelden, 14. Dez. Gemeinderatswahl. Bei der am letzten Samstag stattqefundenen Gemeinderatswahl wurden gewählt: Johs. Bühl er, seitheriger Gemeinderat, mit 208 Stimmen, Fr. Bachmann, seitheriger Gemeinderat, mit 172 Stimmen, Joh. Gg. Nestle, seitheriger Gemeinderat,

mit 170 Stimmen. Ferner wurden neugewählt: Joh. Gg. Kemps, Landwirt, mit 138 Stimmen, Gotllieb Frs Ungericht, bei der Krone, mit 105 Stimmen.

Effringen, 14. Dez. Gemeinderatswahl. Bei der Ge- meinderatswahl am 12. Dezember wurde folgendes Wahl­ergebnis festgestellt: Jakob Roller, Schreinermeister, seit­heriger Gemeinderat, erhielt 269 Stimmen, PH. Röhm zum Hirsch, seitheriger Gemeinderat, erhielt 269 Stimmen, Karl Lin k, Gutsbesitzer, erhielt 269 Stimmen, PH. Höhn. Land wirt, erhielt 205 Stimmen, Karl Bi hier, Zigärrenfabrikant, erhielt 181 Stimmen. Die vier erstgenannten sind somit ge­wühlt. Von 459 Wahlberechtigten haben 343, also rund 75"/ abgestimmt

Ebershardt, 14. Dez. Gemeinderatswahl. Abschied.

Ber der am Samstag stattgehabten Gemeinderatswahl, haben von 202 Wahlberechtigten 145 72 °/, abgrstimmt. Gewählt wurden: Gemeindepfleger Haselmaier mit 120 Stimmen, Gemeinderat Weik mit 115 St., Friedrich Bürkle mit 87 St., Gemeinderai Bahnet mit 80 St. und Christian Butz mit 56 St. Am letzten Freitag abend versamrm lten sich der Gemeinderat mit dein Ortsschulrat, dem Kirchenchor und viele Bürger im Gasthaus zurKrone", um unserem scheidenden Hauptlehrer Raff nochmals die letzte Ehre zu erweisen. Schult­heiß Rothfuß sprach im Namen des Gemeinderals und dankte ihm für alle die Dienste, die er in der Gemeinde geleistet hat und überreichte ihin als Andenken ein Geschenk. Weitere An­sprachen hielt Herr Lehrer C luß im Auftrag des Oitsschulrats und zum Schluß noch der Ortsgeistliche, Pfarrer Städler, welcher dem Scheidenden noch die besten Glück- und Segens­wünsche, sowie baldige Genesung in seinem neuen Heim in Nagold wünschte und ihm mit auf den Weg gab.

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Hochdorf OA. Horb, 14. Dez. Gemeinderatswahl. Bei der genern stattgefundenen Gemeinderatswahl haben von 598 Wahlberechtigten 404 abgestimmt. Gewählt wurden: Gustav Walz, Sägewerksbesitzer, Jonathan Katz, Wagnern eister, Gottfried Walz, Steinhauer und Paul Rauser, Bauer, bisherige Gemeinderatsmiiglieder und neu: Adolf Götsche, Baunieister.

Aus aller Well

Steigen des Rheins und seiner Nebenflüsse. Der Rhei« ist bei Koblenz seit Samstag früh stündlich um etwa 6 Zentb Meter gestiegen und steigt in Köln stündlich um 2ch Zenti­meter langsam weiter. In Bonn ist er über Nacht um mehr als einen halben Meter gestiegen. Hochwasser ist aber nicht zu befürchten, da vergangene Nacht in den oberrheinische» Gebieten leichter Frost eingetreten ist. Die Mosel, die bei Trier seit dem 10 d. M. um 2,14 Meter gestiegen ist, steigt nicht mehr. Die Nahe erreichte bei Kreuznach den Höchst­stand mit 4,160 Meter und fällt jetzt langsam.

Zwei Postsäcke aus dem Zug gefallen. Auf der Strecke BerlinHamburg wurden bei Nauen auf dem Bahnkörper zwei Postbeutel mit je 20 Einschreibebriefen, die von der Berliner Handelsgesellschaft nach Amerika abgeschickt waren und hohe Werte enthielten, gefunden. Die Vermutung eines Postdiebstahls erwies sich als irrig. Die Beutel sind viel­mehr aus dem fahrenden D-Zug 21 BerlinHamburg her­ausgefallen, weil sich infloge der schnellen Fahrt des Zugs eine der Flügeltüren des Wagens geöffnet hatte. Der Ge- samtinhalt von 40 Einschreibebriefen ist vorhanden.

Letzte Nachrichten

Die Aussichten für Koch.

Berlin, 15. Dez. Wie ein Teil der Morgenblätta erfährt, weiden die Aussichten Kocks für das Zustande­kommen einer Regierung auf der Grundlage der großen Koalition nicht günstig beurteilt. Eine Bestätigung dieser Auffassung liegt auch in der heutigen Stellungnahme des Vorwärts", der darauf Hinweis), daß es die Absicht der soziald mokratischen Reichstagsfraktion sei, ihr Programm mit aller Entschiedenheit zu vertreten. DerVorwärts' betont weiter, oaß die Bedenken der sozialdemokratischen Reichstagsfiaktion gegen den Zusammengang mit der Deutschen Volkspartei nach wie vor groß seien, besonders nach der Haltung der bürgerlichen Parteien in der Erwerbs- losenfrage, die nicht die Absicht hätte erkennen lassen, aus die Forderungen der Sozialdemokratie einzugehcn.

Einzelhandel beim Reichskanzler.

Berlin, 15. Dez. Der Reichskanzler Dr. Luther empfing gestern den Vorstand der Hauptgemeinschast de§ deutschen Einzelhandels in Gegenwart des Reichsernährungs- ministers Graf Kanitz und des Siaatssekrelärs im Rcichs- wirlschaitsministeiium Dr. Trcndelenburg. Die Vorstands­mitglieder Heinrich Grünfeld, Kommerzienrat Hartlsmay« und Dr. Tlbu tius legten die ungünstige Lage des Einzel' Handels dar und baten, sie nicht durch Unterstützung der Konsumvereine usw. zu verschlimmern. Dr. Luther sprach sich dahin aus, daß nur bei völlig freier Konkurrenz eine Aufwärtsentwicklung möglich sei und verwies auf die bevor­stehende allgemeine Wirtschaftsenquete. Die Vertreter da Hauptgemeinschast versprachen ihre Mitwirkustg bei da Arbeit dieser Wirtschaftsenquete.

Die Erhöhung der Erwerbslofenunlerstützung.

Berlin» 15. Dez. Die vom Reichstag beschlossene Er­höhung der Eiwerbslosenunterstützung bedarf noch der Be­handlung durch den Reichsrat. Die Verhandlung ist ns der größten Beschleunigung angesetzt worden, sodaß es mög­lich fein wird, die Erhöhungen bereits am 21. Dezemba in Kraft treten und noch vor Weihnachten den Erwerbslose» zugute kommen zu lassen. Die gewünschte Erhöhung vo« 15. Dezember ab ist nicht möglich, da bis zu diesem Ternn» die Behandlung durch den Reichsrat sich nicht hätte erwog' lichcn lassen.

Die deutsch-französisch. Wirtfchaftsverhandlunge»

Berlin» 15. Dez. Staatssekretär Dr. Trendelenburg hat sich gestern in Begleitung des Geheimratcs Math« und des Legationsrates von Schmiden vom Auswärtige» Amt nach Paris begeben, um mit dem neuen Handels minister den weiteren Fortgang der deutsch-französische» Handelsvertrags-Verhandlungen zu besprechen. Die cnl scheidenden Beratungen werden erst nach Rücksprache nm dem französischen Handelsminister in den ersten Januar­tagen stattfinden.