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Seite 3 Nr. 239

Nagolder Tagblatt »Der Gesellschafter"

Dienstag, 13. Oktober 1V2S

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Handel und Volkswirtschaft

tzachtstundung. In Preußen (mit Ausnahme von Hohenzollern, wo besondere Vereinbarungen getroffen sind) werden wegen der ungünstigen Lage der Landwirtschaft die am 1. Oktober fälligen Pachtgelder der Staatsgüter erst am 1. Dezember d. I. eingezogen.

Zur Stundung der ländlichen Schuldzinsen. Durch die Er­hebungen des Deutschen Landwirtschaftsrats ist festgestellt, daß auch, wenn die ganze heurige Ernte von den Landwirten sofort ver­kauft werden könnte, es nicht möglich wäre, mit dem Geldertrag hie bis 1. Januar 1926 fälligen Verpflichtungen wie Rückzahlung der Reichs- und Staatsdarlehen, Schuldzinsen ufw. zu decken. Der ssrntewert steht zu den Verpflichtungen bis 1. Januar im Ver- hälinis von 100:123, das heißt, auf 100 -A Erntewert kommen im Reich 123 -4l Schuldverpflichtungen. Die Regierung sieht dieser Ent­wicklung mit großer Sorge entgegen, weil die Gefahr nahe liegt, dag die Landwirtschaft von der wieder aufgenümmenen inten­siven Wirtschaft (Getreidebau usw.) wieder zur extensiven (Weidewirtschaft, Viehzucht) zurückzukehren, wodurch das Reich in der Lolksernöhrung in immer größere Abhängigkeit des Auslands und der Spekulation geraten würde.

Hsks aus minderwertiger Kohle. Den Prager Eiien- und Stahl- we:!-en soll es gelungen sein, mit Hilfe von Maschinen, die die strma Krupp geliefert hat, aus minderwertiger Kohle und sogar Ms Braunkohle 'Koks herzustellen.

Gute Ernte in Italien. Nach der Mitteilung des Wirtschafts- Ministers ergab die diesjährige Getreideernte in Italien 66 Millio­nen Zentner (die Durchschnittsernte beträgt etwa 47 Millionen Ztr.). die Maisernte 26 Millionen und die Reisernte 6 Millionen Ztr. Zie Traubenernte werde auf 86 Millionen Zir. oder 44 Millionen hckwiiter Wein (ebenfalls mehr als der Durchschnitt) geschätzt.

Kanal von Bukarest zur Donau. Wie verlautet, verhandelt eine amerikanische Gesellschaft mit Rumänien öezw. der Stadt Bukarest über den Bau eines Kanals von Bukarest zur Donau. Me Kosten sollen 1800 Millionen Lei betragen. Durch das Gefall »es Kanals sollen 40 Millionen Kilowatt gewonnen werden können.

Die asrikanische Baumwolle deckt den britischen Verbrauch. In einer Sitzung derBritish Grewing Association" wurde erklärt, daß die afrikanische Baumwolle in nächster Zukunft den ganzen Bedarf Englands decken könne.

Stuttgarter Börse, 12. Okt. Die feste Tendenz, die schon seit einigen Tagen zu beobachten ist, hielt auch heute zu Beginn der neuen Börsen-Woche an, da man die Lage in Locarno nach wie vor zuversichtlich beurteilt. Immerhin ließ die feste Grundstim­mung gegen Schluß etwas nach. Besonders beachtet waren am Aktienmarkt heute wieder Bad. Anilin- und Sodafabrik-Aktien, die auf 121,5 Prozent anzietzen konnten. Die Umsatztätigkeit an der Börse ist indes immer noch sehr gering. Der Rentenmarkt verkehrte nach wie vor ruhig; Sprozentige Reichsanleihe 0,23.

Württ. Vereinsbank, Filiale der Deutschen Bank Stuttgarter Landesproduktenbörse. 12. Okt. Die Preise bleiben unverändert.

Schweinemärkte. Balingertt Milchschweine 3040. Besigheim: Miichschweine 3035. Läufer 4550. Crails­heim: Lauser 7080, Miichschweine 2843. Güglingen: Miichschweine 1929, Läufer 4270. Hall: Milchschweine 28 bis 44, Läufer 5060. Oehringe^: Milchschweine 3040. Plieningen: Läufer 5275, Milchschweine 3543, Vai­hingen a. E.: Miichschweine 3040. Ellwangen: Scmg- schweine 30- 40, Läufer 75. Künzelsau: Miichschweine 25 bis 42 Trossin gen: Milchschweine 2836, Läufer 82. U l ntt Miichschweine 3242 d. St.

Hall. 10. Okt. (Schasmarkt.) Zutrieb 395 Stück. Verkauft 35 Mutterschafe um 80 -K, 17 Lämmer um 67 und 5 Göltschase uni 68 d. P. Handel schleppend.

Fruchtschranne Nagold.

Markt am 10. Oktober 1925.

Verkauft:

42,10 Ztr. Weizen Preis pro Ztr. 12.5014.00 ^

9,25 Dinkel 10.50- l t. 00 ^

3,00 Haber 9.50 - 10.00

Handel anfangs schleppend, langsam auflebend. Schöner Saatweizen ist noch in der Schrannehalle aufgeslelll.

Nächster Fruchtmarkt, verbunden mit Krämer-, Vieh-, Schweine- und Pferdemarkt am Donnerstag, 15. Oktober !925.

-rruchlpreije. Balingen: Weizen 15.5(1, Dinkel 14. Giengen a. Br.: Weizen 11.5012 50, Gerste 1112, Haber 7 _8._ Langenau: Kernen 11.50, Weizen 11.20, Gerste 11.

Nürtingen: Dinkel 11-12, Weizen IZ^G Haber 11. Gerst- 11 gg Tübingen: Dinkel 911, Saatdmkel 11.5012.50, Haber 10, Kernen 12.5013, Weizen 12.5013, Saatweizen 14 bis 15, Gerste 1111.50 -K d. Ztr.

Stuttgarter hopsenmarkt. 12. Okt. Die Zufuhr zum heutige,' Markt betrug 22 Ballen. Das Geschäft entwickelte sich sehr lebhaft und fanden sämtliche Ballen glatten Absatz. Die Preise bewegten sich je nach Qualität zwischen 420540 -st. Besonders starke Nach­frage war nach glattgrüner Ware. Nächster Markt Montag, den

Nürnberger hopsen, 12. Okt. Zufuhr: 20 Ballen; Umsatz: 10 Ballen; Preis: Hallertauer 535 540 ; Markthopfen 500. Tendenz: sehr ruhig.

Schwalldors. 10. Okt. (Hopfen.) In den letzten Tagen wurden hier wieder Verkäufe abgeschlossen um den Preis von 500 -st d. Ztr. und 2080 -st Trinkgeld. Hier lagern noch ungefähr 6070 Ztr.

Stand der Weinberge in Württemberg. Anfangs Oktober war der Stand der Weinberge in Württemberg, wenn 1 gleich sehr gut, 2 gleich gut, 3 gleich mittel, 4 gleich gering und 5 gleich sehr gering bedeutet, folgender: Neckarkreis 2,8, Schwarzwaldkreis 3,5, Jagstkreis 3,3, Donaukreis 2,7. Der Gesamtdurchschnitt in Württem­berg betrug 2,9. Nach dem amtlichen Bericht war die September- witterung für die Weinberge, die in diesem Jahr zu so schönen Hoffnungen berechtigten, sehr ungünstig. Die Trauben konnten nicht gleichmäßig ausretsen. Auch hat da und dort der Sauerwurm er­heblichen Schaden angerichtet. Mit 2,9 steht Württemberg keinem andern deutschen Land nach. Nur Bayern weist noch 2,9 auf, während Preußen 3,5, Baden 3,3 und Hessen 3,1 zeigt. Der Durch­schnitt im Deutschen Reich ist beim Stand der Reben 3,1, bei der Güte der Trauben 3,2.

Der Weinherbst. In den Weinorten am Boden s « e wird mit der Weinernte diese Woche begonnen. In Bönn! gheim hat die allgemeine Weinlese begonnen. Wein kann von Mitte dieser Woche "an gefaßt werden. Die Qualität wird erheblich besser, als man vor 14 Tagen noch erwartete. In Griesbach wird die Weinlese nickt vor der zweiten Oktoberbältte beginnen. In

Großgartach wird der Ertrag kaum höher als im Vorfahr, da der Sauerwurm sehr geschadet hat. Die Lese beginnt am 12. Ok­tober. In Erlenbach können einige kleinere Reste Portu- glessrweine erhalten werden. In Hohenhaslach schlägt die Menge ganz bedeutend zurück. Am schönsten steht noch der Lim- berger und Trollinger. Ihre Lese kann noch verzögert werden. Manche Erzeugnisse sind ohne festen Preis verstellt. In Schozach ist bei sorgfältiger Auslese noch ein gutA: Wein zu erwarten. Es sind schon Verstellungen an frühere Käufer gemacht.

In Oehringen ist die Frühgewächsvorlese aus den Fürs«. Weinbergen am Verrenberg (15 Hl.) zum Preis von 5862 -st pro Hektoliter in der Hauptsache an hiesige Wirte verkauft worden.

In Strümpfelbach sind Portugieser und Sylvaner reif, die Trollinger werden nach und nach schwarz. Der Wein wird so gut wie 1924. Vor Ende Oktober wird mit der Lese nicht begonnen.

Dn« Wetter

Ausläufer der nördlichen Depression rücken langsam auch gegen Süddeutschland vor, dürften indessen gegen den Hochdruck, der zurzeit die Wetterlage beherrscht, nicht voll zur Geltung kommen, sodaß für Mittw och und Donnerstag zwar mehrfach trübes und bedecktes, aber in der Hauptsache doch trockenes Wetter M erwarten ist.

Eingesandt.

Die Sünde wider das Brot.

Eine Entgegnung.

ImGesellschafter" vom Samstag, 10. Oktober steht auf Seite 6 ein Aufsatz init obiger Ueberschrift, in dem für höhere Ausmahlung des Getreides cingetreten wird, damit nicht die wertvollsten Teile an das Vieh verfüttert werden. Diese Be­strebungen können wir nur wärmstens unterstützen. Aber leider ist das nicht die Hauptabsicht jenes Aufsatzes, vielmehr dreht sich alles darum, die Verbrauung der Gerste zu Bier als harm­los, wenn nicht gar nützlich hinzustellen. Hier sieht es aber init der Begründung recht bedenklich aus. Gerste soll sich nicht zum Brot eignen; der Verfasser iveiß wohl nicht, daß in nor­dischen Ländern Gerste das Hauptbrotgetreide, dasKorn" schlechthin ist. Von Gerstengries, -graupen, -grütze, die in Dänemark ein tägliches Nahrungsmittel der gesunden Landbe­völkerung bilden, scheint er auch nichts zu wissen. Aber ab­gesehen davon, wo steht denn geschrieben, daß so und soviel deutscher Boden gerade mit Gerste angepflanzt sein muß ? Das Schlimmste ist aber, daß der alte,"imGesellschafter" schon ausführlich widerlegte Ladenhüter der Interessenten wieder auf­getischt wird, daß nämlichder Futterwert der Nebenprodukte in der Brauerei größer sei als der der Gerste". Daß es der Menge nach unmöglich ist, kann sich jeder an den Fingern ab- zählen. Und was die Qualität anbetrifft, so versichern jetzt alle Sachkenner, daß die Brauerei- und Brennereischlempe die schlechteste, vitaminärmste Milch gibt, die an der großen Ver breitung der Rachitis die Mitschuld trägt. Die Vitamine des Getreides gehen in die Hefe und für das kranke Kind müssen teure Hesenpräparate gekauft werden. Genug davon. Wer offene Augen hat, erkennt den Wolf in Schafskleidern. Halte! den Dieb! so ruft der große Spitzbube, um die Aufmerksamkeit von sich abzulenken. Nein, Vergärung des Getreides ist und bleibt ein Luxus; das wissen unsere Feinde nur zu gut, wenn sie den Alkohölverbrauch als Maßstab für die Erhöhung der Reparationen benützen. F. B.

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Amtliche Bekanntmachung

Nacheichung der Meßgeräte.

In den Gemeinden Sulz, Gültlingen, Wildberg, mmingen, Pfrondorf, Mindersbach, Nagold, Rohr­es, Ebhausen, Berneck, Altensteig-Stadt, Altensteig- orf, Ueberberg, Beuren, Ettmannsweiler, Simmers- Id, Fünfbronn werden die Meßgeräte vom 26. ds. its. an durch das Eichamt Calw nachgeeicht.

Der genaue Zeitpunkt der Eichung wird den Ge­naden vom Eichamt noch mitgeteilt werden.

Nagold, den 10. Oktober 1925.

'62 Oberamt: Baitinger.

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