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Nr. 192 Gegründet 1826 . Mittwoch den 19. August 1925 Fernsprecher M. 29. 88. Jahrgang
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Der Abtransport der französischen Befahungskruppen von Düsseldorf hat bereits vom Bahnhof Derendorf begonnen. Die Zahl der fteigegebenen Quartiere beträgt bis jetzt etwa 100. Darunter befindet sich das Gebäude der Polizciver- wallung.
Der Magistrat der Stadt Frankfurt a. M. hat für die imrch die Unwetterkatastrophe in Holland geschädigten Gemeinden 10 000 in dankbarer Erinnerung an die tatkräftige Hilfe zur Verfügung gestellt, die Holland in den ersten Jahren nach dem Kriege Deutschland und so auch der Stadt Frankfurt hat zuteil werden lassen.
Das nächste Deutsche Turnfest findet 1928 in Köln statt.
Auf -er Insel Föhr sin- in dem Dorf Boldixum neuerdings 5 Häuser abgebrannt.
Das WelLkonzil und die Politik
Kt dem vom 19. bis 30. August in Stockholm stattfinden- d«i Weltkonzil, auf dem mehr als die Hälfte der Christenheit durch 600 Abgeordnete, Geistliche und Laien irr gleicher Zahl, vertreten sein wird, schreibt Geheimrat Prof. Dr- Mirbt-Göttingen der Köln. Ztg. folgend« beachtenswerte Sätze:
Unter den verschiedenen Gesichtspunkten ist die Stockholmer Kirchenversammlung geeignet, dos Interesse der OeffenÄchkeit auf sich zu ziehen. Es gehört zu den große« Erfahrungen, die uns der Weltkrieg gebracht hat, daß di« Völker des europäisch-Mnerikamschen Kulturkreises in wett größerem Umfang, als es früher erkannt war, ein großes Ganzes bilden, dessen Glied«?>MU''gemeinsame Lebens- kmeressen miteinander verkrMM sind, und zwar auch dann, wenn die einzelnen Völker in diesem Aufernander-angewie- fen-sem eine sie beengende Fessel erblicken. Di« auf dem Uebersehen dieses unabänderlichen Tatbestandes aufgebaute Politik des Friedeusvertrages von Versailles mußte daher den Mißerfolg haben, der jetzt von einsichtigen Politikern des Auslands ebenso zugestanden wird, wie er in Deutschland von Anfang an vorausgesehen wurde. Mt dem Durchbruch und der Vertiefung dieser Einsicht begannen die Versuche, eine neue Intern ationalität aufzubauen. Es ist bekannt, daß sie, soweit sie rein politischer Art waren, eine Kette von Fehlschlägen darstellen. Niemand wird behaupten wollen, daß den parallel laufenden Bestrebungen auf wirtschaftlichem Gebiet ein anderes Schicksal be- schieden war. Die schweren wirtschaftlichen Krisen, die zurzeit alle Länder belasten, beleuchten eindrucksvoll die Wirkungen der Politik, die darauf abzielte, einen so wichtigen Faktor der Weltwirtschaft wie Deutschland künstlich lahmzulegen. Und nun bahnen sich im Bereich des religiösen und sittlichen Lebens Beziehungen zwischen den chrisllichen Völkern an, die soweit erstarkt zu sein scheinen, daß jetzt der Versuch gewagt wird, in Stockholm in öffentlicher Verhandlung um die Feststellung eines gemeinsamen Besitzes zu ringen. Aus dem Charakter dieser ganzen Veranstaltung ergibt sich, daß sie nicht direkt politische Ziele verfolgen kann. Aber ihr Programm greift in das volitische Gebiet hinüber und es wird, falls die einzelnen Kirchen später die Beschlüsse der Konferenz sich aneignen, eine Einwirkung auf das öffentliche Leben der verschiedenen Länder in der Richtung auf eine internationale Annähe
rung M erwarten sein.
Seit es eine Mehrheit von christlichen Kirchen gibt, bestehen Bestrebungen, sie wieder zusammenzuführen. Die Geschichte des Einheitsgedankens läßt sich daher bis ins Altertum zurückverfolgen. Für Hie Phase seiner Entwicklung, in der wir jetzt stehen, sind zwei Punkte von entscheidender Bedeutung. Zunächst ist auf die Tatsache hinzuweisen, daß das Streben nacb Zusammenschluß von Gruppen, die gleiche oder verwandte Ziele verfolgen, im kirchlichen Leben neuerdings in derselben Weise hervorgetreten ist, wie wir es auf andern Gebieten des öffentlichen Lebens beobachten können. Diese durch den Weltkrieg wesentlich geförderte Richtung hat die bisher gepflegte Sonderstellung der einzelnen Kirchen, wenn nicht überwunden, so doch eingeschränkt und dadurch eine ganz neue Lage geschaffen. Die Tragweite der eingetretenen Wendung läßt' sich allerdings zurzeit noch nicht sest- stellen, aber bereits ist der weitere Schritt getan, daß die Kirchenverbände nun auch ihrerseits untereinander in Füh- Mng getreten sind. Die Tatsache, daß in Stockholm evangelische Kirchen in ihrer überwältigenden Mehrheit zu Verhandlungen zusammentrsten werden, also den» Willen zur Zusammenarbeit bekunden, ist daher ein kirchengeschichtliches Ereignis.
Aber es war noch eine andere, und zwar sehr erhebliche Schwierigkeit zu überwinden, um die Kirchen zur Beschik- kung eines Konzils geneigt zu machen. Die interkonfessio- Verhandlungen in der Vergangenheit waren daran Ztzlcheitert, daß sie auf eine dogmatische Verständigung atz- ?^lteiu Da eine solche nicht erreicht werden konnte, endete !> m Veligionsbesprechung mit einem Mißklang. Daraus ntstand dann ein weitverbreitetes Mißtrauen gegen jede E k ilwischenkirchlicher Vereinbarungen. Auf Grund dieser ^Nahrungen wurde daher eine Verhandlungsgrundlage uverhalb des Dogmas gesucht und in den Fragen ver Gestaltung des christlichen Lebens gefun- m?' Versammlung in Stockholm trägt infolgedessen die ezeichnung Christliche Weltkonferenz für praktisches Chri-
Kn Zustandekommen der Konferenz ist in erster Linie -s? 'lLerk des Oberhaupts der evangelisch-lutherischen Kirche chwedens, des Erzbischofs Söderblom zu Upsala. Das T, dämm der Welkkonferenz steht folgende Verhandlungs- ""k vor: 1. Die Pflichten der Kirche angesichts des Ulchen Weltvlans: 2. die Kirche und die wirtschaftlichen
Zeichen des Völkerbundes!
Fortsetzung der Gptanten-Ausweisung durch Polen
In letzter Zeit fanden größere Hebungen des „Verbandes der Aufständigen" bei Rybnik und Emanuelsegen bei Kattowitz mit polnischem Militär statt. An der Uebung bei Rybnik nahmen außer Grubenarbeitern, die beurlaubt waren, aber den vollen Schichtlohn erhielten, noch eine große Anzahl von Eisenbahnern, Post- und Polizeibeamten in Uniform teil. Bei Emanuelsegen beteiligten sich 3000 ehem. Insurgenten und die Oberleitung lag in den Händen des Major Szafranowski. Die Uebung dauerte bis 5 Uhr morgens, dann wurde aus den Feldküchen des Jnf.-Rgt. 73 gegessen. Um 7 Uhr marschierten alle im Zuge nach Kattowitz, ivo auf dem Ring eine Parade vor dem General Horoskiewisz stattsand.
Zur Beleuchtung der politischen Bedeutung dieser Vorgänge entnehmen wir einer Resolution des Aufständigenver- bandes (Kreis Kattowitz) vom 15. März folgende Punkte:
1. Wir erklären, daß wir nicht zaudern werden und bei der geringsten Ausschreitung von deutscher Seite zu den Waffen greifen und die oberschlesische Sache selbst entscheiden werden.
2. Wir dulden nicht die geringste deutsche Provokation, weil auf polnischer Erde der Pole Hausherr ist, die Deutschen dagegen nur Gäste sind.
3. Wir fordern von unfern Behörden die Entlassung von sämtlichen Deutschen aus ihren Stellungen.
4. Wir fordern ferner, daß die einzelnen Polen keine Freundschaft mit den Deutschen schließen dürfen, da die polnische Sache dabei immer verliert.
Warschau, 18. August. Die Meldung, daß die polnische Regierung auf die weitere Ausweisung der deutschen Optanten verzichte, wird amtlich für falsch erklärt. Nur einige hundert Fälle, die solche Deutsche betreffen, deren Option noch bestritten ist, sollen vorläufig ungehalten werden. Zur Ausweisung gelangen am 1. November 1925 noch 2400, am 1. Juli 1926 2860 Optanten. Auf den 1. August 1925 waren nach der polnischen Angabe 29 750 Optanten ausweisunas- pslichtig, von denen 26 200 bereits Polen verlassen haben.
Amerikanischer Beobachter beim Völkerbund Paris, 18. August. Aus Genf wird gemeldet, der Amerikaner William Slocnm sei von Skaatssekretär Kellogg beauftragt worden, als Beobachter den nächsten Beratungen der Völkerbundsversammlung im September beizuwohnen und einen Bericht nach Washington zu senken.
Zur amerikanisch-belgischen Schuldenregelung Paris, 18. August. „Newyork Herold" teilt mit, mau werde Belgien einen Zinssatz nicht unter 2 Prozent anbieten, ferner einen Zahlungsaufschub für 5 Jahre. Die Schuldentilgung soll auf 62 Jahre verteilt werden, wobei der Zinssatz für die 175 Millionen Dollar Kriegsanleihen niedriger sein würde, als der für die 300 Millionen Nachkriegs- fchulden. Zehn Jahre lang sollen die Zahlungen so niedrig gehalten sein, daß es einem Aufschub gleichkomme. Eine ebenso nachsichtige Haltung werde aber gegenüber Frankreich nicht angewendet werden. Belgische Banken sollen sich um eine größere Anleihe in Neuyork beworben haben.
Wiederaufnahme der französisch-englischen Schulden.
Verhandlungen
London, 18. August. Es verlautet bestimmt, daß der französische Finanzminister Caillaux nach London kommen werde, um die Schuldenverhandlungen wieder aufzunehmen. Halbamtlich wird bemerkt, England könne die Schulden seiner Verbündeten nur soweit erlassen, als seine eigenen Zahlungen an die Vereinigten Staaten (40 Millionen Pfund Sterling jährlich einschließlich der Zinsen) noch gedeckt werden. Die französische Schuld an England wird auf 623 Millionen Pfund (rund 1214 Milliarden Goldmark) geschätzt.
Bradbury über die französischen Schulden London, 18. August. Der frühere Hauptbevollmächtigt« Großbritanniens bei der Entschädigungskommisston, Bradbury, bemerkt in einer im „Sunday Expreß" veröffentlichten Unterredung: Bei sachgemäßer vernünftiger Finanzgebarung, und mit dem Willen, eine Besteuerung einzuführen, die der englischen vergleichbar ist, könne Frankreich die Aufgabe übernehmen, das von England und Amerika geborgte Kapital zurückzuzahlen. Frankreich sei verhältnismäßig reicher als vor dem Krieg. 90 v. H. seiner Kriegsschäden seien wieder gutgemacht worden.
Der Krieg in Marokko
Paris, 18. Aug. Das „Echo de Paris" berichtet, ei«, schließlich der unterwegs befindlichen Verstärkungen sei«« in Marokko 72 Bataillone an der Front und 28 in Reserve.
Nach der „Humanste" begibt sich eine Arbeiterabor dn- n ng nach Marokko, um sich von der dortigen Lage zu unterrichten.
Die Spanier sollen nach dem „Petit Journal" angesichts der starken Stellungen Abd el Krims den geplanten AngriK auf Alhucemas ausgegeben haben.
Bei Taza (Ostfront) sollen 25 französische Bataillon« zu einem Angriff gegen die Kabylen eingesetzt werden, die in vier Abteilungen vorrücken. Namentlich soll der von de« Kabylen in voriger Woche eroberte Berg Tondert zurckch gewonnen werden, da er die Bahnlinie Rabat—Fez-DM nach Algier beherrscht. " ' '
Der Drusenaufstand
London, 18. August. „Dail Mail" und andere BläD« melden, mehrere Beduinen stämme befinden sich im Aufstand gegen die Franzosen; die schwarzen Senegaltrupp«« sollen gemeutert haben. In der Nähe von Aleppo sei jedenfalls ein neuer Aufstand ausgebrochen, der mit dem de« Drusen in Zusammenhang stehe. Die Drusen sollen die Festung Sueiba bereits eingenommen haben.
Das Pariser „Journal" erklärt diese Berichte für m»- wabr.
Die Meldung von dem Friedensschluß der Drusen ist unrichtig. Es wurden nur gegenseitig einige Gefangen« ausgetauscht.
Zum Mossulstreik
Angora, 18. A-ug. Der türkische Ministerrat hat die Bevollmächtigten bei den Mossulverhandlungen im Völkerbund in Genf beauftragt, jeden Vorschlag auf Derlänoeru«s des englischen „Mandats" über das Jrakgebiet zurückzuweisen und die Rückgabe des Mossulgebiets an die Türkei zu verlangen.
König Feissal von Irak ist in London eingetroffen.
FBcht des Ssidenhandels aus kankon
London, 18. August. Reuter meldet aus Kanton, infolge der sozialistischen Umtriebe werden etwa vie:- Fäustel des Seidenhandels aus Kanton nach Shanghai verlegt w.r- den; 3600 Ballen Rohseide und 500 Ballen Ssidenabfäile seien bereits nach Schanghai verladen worden. Die Sozialisten Hetzen gegen die Ausländer und gegen den Handel mit dem britischen Hongkong. Sie werben für die Wegnahme der Privatvermögen und die Beseitigung des Handels.
Die Arbeiterführer in Schanghai wollen den Streik wieder aufnehmen, wenn die japanischen Spinnereien nicht die Löhne erhöhen.
In Schanghai sind 2000 Postangestellte in den getreten. Sie verlangen höhere Gehälter und Anerkennum-, ihrer Gewerkschaft.
Kirndchungen in den S-emens-WerKen
Berlin, 18. August. Da die Werkzeugmacher des Werner-Werks der Firma Siemens u. HalsKe die tarifmäßig festgelegke 9. Stunde zu arbeiten sich weigern und streiken, beabsichtigt die Firma 4000 Arbeitern zu kündigen, wenn die Werkzeugmacher morgen die Arbeit nicht wieder aufnehmen.
Tiadiacbesterskrelk in Köln
Köln, 18. Aug. Wegen Lohnforderungen haben die städtischen Arbeiter heute die Arbeit niedergelegt. Nur dringende Nctstandsarbeften werden ausaeführt. Der Straßenbahn- und Vorortsverkehr ist eingestellt.
Beilegung der Pforzheimer Lohnstreitigketten
Pforzheim. 18. August. Die öluwelenarbester, die aklettm noch von allen Arbeitern der Pforzheimer Schmuckmarenindustrie ausständig waren, beschlossen heute vormittag, morgen die Arbeit auch wieder aufzunehmen. Sie wollen in den größeren Betrieben gesondert wegen einer Zulage vorstellig werden. Es ist vorauszusehen, daß daraufhin Arbeitgeber die am letzten Freitag ausgesprochene vierzeh«- ^ tägige Kündigung der gesamten Arbeiterschaft zurücknehme« werden und damit der ganze Streik beendet sei« wird.
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und industriellen Fragen; 3. die Kirche und die sozialen und sittlichen Fragen; 4. die Kirche und die internationalen i' ziehungen; 5. die Kirche und die christliche Erziehung; 6. Methoden des praktischen Zusammenlebens der christlichen Kw- chen. — Nachdem durch einen internationalen Ausschuß die Kirchen, die ihre Teilnahme zugesagt hatten, in vier Gruppen: die kontinental-europäische, die britische, die amerikanische und die griechisch-katholische eingeteilt worden waren, sind di« einzelnen Gegenstände zur Vorberatung cm diese Gruppen verteilt worden.
Es wird wohl niemand sich der Täuschung bingeben, Äs könnten die von diesem Programm umspannten Aufgabe» in Stockholm erschöpfend behandelt werden. Aber wir hegen die Erwartung, daß die Beantwortung der gestellten Frage» durch Fachmänner verschiedener Nationen von Wert fein wird. Auch ist es nicht unwahrscheinlich, dak die Ner-
smnmkung über manche Grundsätze und Gesichtspunkte ffchp einigen kann. Wenn die Erörterung in die Tiefe geht, werden unter anderem die großen Unterschiede zwischen ames- sächsrschem und deutschem Denken sehr bald hervortret-m, d!« sich zum Teil aus der verschiedenen Auffassung des Bem 'fts Reich Gottes herleiten. Wir haben auch mit der Möglichkeit zu rechnen, daß die Beschränkung auf das vraktische Christentum im Unterschied von Doqma und Verfassung mit dem Augenblick in Frage gestellt wird- wenn irgendeine Gruppe erklärt, daß die StetiEgncchme zu des große« DMchM »nd sozialen Probleme« nur v« bestünmieu dlkmttGche« Staud- p«nkten aus erfolge« k««.
Die schwisMasie Frage aber wird die Bechanbkrwg des VerhSltnifs«,oerAirch«L»deni»ternatio. nalen Beziehung«« fÄ». Id dem Bericht da- die Stockholm« »oÄ«Äk«ü>eN AMschuöe» «bN