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Aus Stadt und Land

Nagold, den I. August 1925.

Weißt Du, was die Pflicht ist? Das ist das­jenige, was man von den andern fordert.

A. Dumas d. I.

Zum Sonntag

Es war auch ein Sonntag, als sie vor 11 Jahren am 2. August hinauszogen. Jst's eine erhebende, ist's eine quä­lende Erinnerung? Vielleicht beides zugleich. Aber das sollte man nicht mehr sagen: die nicht wiederkamen, sind umsonst gestorben- Wir sollten nun so weit sein, daß wir von Her­zen zustimmen könnten, wenn uns einer sagt:Es gibt einen schweigenden Dienst unter uns; ihn tun nur wenige, aber er ist entscheidend, der Dienst an den Toten". (K. Bornhäuser). Es sind ihrer doch manche, die in diesen Jahren durch den schweigenden Dienst an ihren Toten eine unsagbare Berei­cherung und Vertiefung ihres Lebens gewonnen haben. Wer einen geliebten Toten hat, der einst von Liebe und Begeiste­rung strahlend das große Opfer brachte, der ist durch unzer­reißbaren Lebenszusammenhang mit ihm selbst in die Welt der Liebe und des Geistes erboben und kann sich täglich nur gegen alle niederziehenden Mächte des Daseins mit dem Wort wappnen:So wir im Geiste leben, so lasset uns auch im Geiste wandeln.!"

Veranstaltungen und Feste am'Sonntag.

Nagold: Familien-Ausflug des Lieder- und Sänger­kranzes auf den Hohenzollern. Abfahrt 7 .^. Bad Teinach: Jakobi-Fest, 1 Uhr.

Böblingen: Deutscher Fliegertag.

Zwerenberg: Mifsionsfest, 2 Uhr.

Rottenburg: Bischofsjubiläum.

Grüß Gott!

So lautet der althergebrachte deutsche Gruß im schönen Heimatland. Unweit der großen Luftschiffhalle Lakehurst, in welcher der ehemalige2. U. 3", jetztLos Angeles" umgetauft, untergebracht wurde, befindet sich ein prachtvolles Hotel, Vaux Ua» in welchem die Herren der Zeppelin-Werft von Fried­richshafen bei der Uebergabe des Luftschiffes an Amerika lo­gierten. Der Besitzer, Herr I. Schaible, Prop., befindet sich gegenwärtig in seiner lieben alten . Heimat bei seinem Bruder, Herrn Schaible, Fettwarenfabr., hier. Wir wünschen von Her­zen dem Besuch in Nagold recht angenehmen Aufenthalt zur Erholung in der feingewürzken, ozonreichen Schwarzwaldluft!

Unsere Feierstunden

bieten diesmal ein buntes Allerlei, Heiteres und Ernstes. Karl Feucht, der nunmehr durch den Nordpolflug in aller Welt bekannte Deutsche, erinnert uns an deutsche Leistungsfähigkeit. Originell sind die Aufnahmen der modernen Lichtreklame und des großen und kleinen Kraftwagens. Daneben ist etwas Reizendes, besonders für Junggesellen, der neue amerikanische Promenaden-Anzug. Können wir. die Menschen, die auf solche Auswüchse aus sind, überhaupt noch als vernünftige Menschen bezeichnen? Wenn die Zirlz vielleicht über uns zu urteilen hätten, würden sie sagen:Philister über dir!" Aus dem BildBei der Mittagsrast" schaut uns friedvolles und zuver­sichtliches Leben entgegen und unsere Witzecke wird bei manchem wieder einen Lachkrampf Hervorrufen.

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Der Preisverteilung auf dem Bauerntag ist noch nach­zutragen, daß der Germania-Wagen der landw. Ortsgruppe Nagold mit einem l a - Preis bedacht wurde.

Rotfelden, 1. Aug. Milchkühlanlage. Die neugegrün- dete Milchverkaufsgenoffenschaft unter Vorstand Ernst hat anderen Gemeinden folgend eine Tiefkühlanlage von der Firma Eduard Ahlborn-Hildesheim angeschafft. Die Anlage, die im ehemaligen Waschhaus von der Firma Werner <L Sohn - Nagold eingebaut wurde, kann als mustergültig bezeichnet werden. Zweck der Anlage ist, das Sauerwerden der Milch während des Trans­ports auf der Bahn und bei der Ausgabe in der Stadt zu zn vermeiden.

Uns wird geschrieben:Während für Anmeldungen von gewissen Hypotheken Fristen bis zum 1. Januar 1926 bzw. 1- April 1926 laufen, enthält das Gesetz über die Ablösung öffentlicher Anleihen Ausschlußfristen, die nicht länger als ein Monat sind. Die Fristen sind so kurz gehalten, daß es undenkbar erscheint, daß die Beteiligten die Fristen wahren können.

Nach Z 43 des Anleihe-Ablöse-Gesetzes werden Gemeinde­anleihen, die Altbesitz sind, mit dem fünffachen Betrage ihres Nennwertes, also bei ^ 1000. mit 5 mal ^ 25. 125

eingelöst. Der Einlösungsbetrag ist auf Antrag bei der Leistungsfähigkeit der Gemeinde auf das Zehnfache des Nennwertes zu erhöhen. Antragsberechtigt ist aber nur der Anleiheschuldner oder der Treuhänder. Ein Treuhänder wird aber lediglich bestellt, wenn ein Gläubiger dies innerhalb eines Monats nach dem Inkrafttreten dieses Gesetzes (16. Juli 1925) bei der obersten Landesbehörde beantragt. Da der Schuldner kaum den Antrag auf Erhöhung stellen wird, so ist es deshalb Sache der Gläubiger, den Antrag bis zum 15. August 1925 bei der obersten Landesbehörde einzureichen. Es ist anzunehmen, daß sich in jeder Stadt Schutzvereinigungen zur Wahrung der Rechte der Gläubiger bilden, damit diese Frist gewahrt wird. Der Antrag auf Erhöhung des Einlösungsbetrages auf 25 pOi. muß innerhalb vier Monaten nach dem Inkrafttreten dieses Gesetzes vom Anleiheschuldner oder Treuhänder gestellt werden.

Auch bei den Industrie-Obligationen laufen ganz kurze Fristen für den Altbesitz. Nach Z 39 des Gesetzes über die Aufwertung von Hypotheken und andern Ansprüchen müssen me Schuldner ihre Gläubiger spätestens bis zum 30. Sep­tember 1928 durch Bekanntmaeyung auffordern, ihre Schuld­verschreibungen, für die die Vorrechte des Altbesitzes in Anspruch genommen werden, anzumelden. Es ist mit der Aufforderung durch die Industrie-Gesellschaften bereits in den nächsten Wochen zu rechnen. Der Gläubiger muß dann innerhalb mnes Monats seit der Aufforderung durch den Schuldner bei oder der von ihm bestimmten Stelle seine Schuldver- schreibung anmelden, daniit er seines Genußrechtes nicht ver- lustig geht. Die erforderlichen Beweismittel sind der Anmeldung .zufugen oder binnen einer weiteren Frist von einem Monat emzureichen.

Es ist also Sache der Gläubiger, sich die Beweis- rechtzeitig zu beschaffen, damit er diese kurzen fristen emhalten kann. Die Fristen sind so unbegründet urz gehalten, daß mancher aus seinem Sommerurlaub zurück-

Nagolder Tagblatt »Der Gesellschafter"

kehren wird, der erst Kenntnis von den Fristen bekommt, wenn sie bereits abgelaufen sind. Es kann deshalb nicht genügend darauf aufmerksam geinacht werden, die Beweismittel für den Anspruch rechtzeitig zu besorgen."

Die Reichsmetzzahl für die Lebenshaltung (Ernährung, Wohnung, Heizung, Beleuchtung, Bekleidung und sonstiger Bedarf) beläuft sich nach den Feststellungen des Statistischen Reichsamts für den Durchschnitt Juli auf 143,3 gegen 138,3 im Vormonat. Sie hat sich sonach um 3,6 Prozent erhöht. Die Steigerung ist aus die Berücksichtigung der Kartoffeln neuer Ernte, sodann aber auch auf die Preiserhöhung der übrigen Lebensmittel, namentlich von Gemüse, Fleisch; Eiern, Milch und Milcherzeugnissen zurückzuführen.

Verbot der Einfuhr von lsberüiem GeMgel aus Awgarm Wegen Eckstchleppung der Geflügelcholera durch Geflügel ans Ungarn ist durch eine im Staotsangeiger erscheinende Ber- ordWMg -Ke Einfuhr von labendem Geflügel aus Ungarn mit Wirkung vom 5. August 1988 a« verboten worden. Auf An­trag kann ausnahmsweise die Einfuhr für Geflügelschlächte­reien und Mästereien die Einfuhr gestattet werden.

Aus Eisenbahnzägen nichts hinauswerfen! Es kommt : och immer vor, daß aus fahrenden Zügen von Reisende« chwere Gegenstände hinausgeworfen werden, die aus der Strecke beschäftigte Eisenbahnbedienstete treffen und ver- rtzen. Mehrfach find infolgedessen schon Todesfälle zu be­sagen gewesen. Es ist klar, daß schwere Gegenstände, die us einem fahrenden Zug geworfen werden, infolge des Beharrungsvermögens mit besonderer Wucht ausfchlagen und unter Umständen tödlich verletzen können. Die Reisen­den werden daher dringend darauf hingewiesen, daß nach ,j 813 der Eisenbahn-Bau- und Betriebsordnung das Hin- üuswerfen derartiger Gegenstände aus den Zügen verboten ist. Wer das Verbot nicht beachtet, gefährdet Leben und Ge­sundheit seiner Mitmenschen und setzt sich strafrechtlicher Ber-fotgung aus.

Aus aller Welt

Dreifacher Ehrendokior. Professor Dr. v. Sußdorf ist aus Anlaß seines 70. Geburtstages nicht nur von der tierärzt­lichen Fakultät der Universität Zürich, sondern auch von den Universitäten Gießen und München zum tierärztlichen Ehren­doktor ernannt worden.

Ausstellung für Schulzahnpflege. In der Technischen Hochschule in Karlsruhe wurde eine Ausstellung für Schul­zahnpflege und soziale HygieneDer Zahnarzt" eröffet.

Verbotene Zeitungen im befehlen Gebiet. In der Zeit vom 1. September 1924 bis 15. Juli 1925 wurden im be­setzten Gebiet 84 Zeitungen und Zeitschriften verboten.

Blitzschlag. In Altmannsdorf OA. Ellwangen ist das Anwesen des Wirts und Landwirts Schwalbte infolge Blitz­schlags vollständig niedergebrannt.

Gewitterschäden. Durch ein mit schwerem Hagel ver­bundenes Gewitter ist am Donnerstag in Pforzheim und Umgebung beträchtlicher Schaden in den Gärten und auf den Feldern angerichtet worden. Besonders die Obst­gärten haben sehr gelitten. In Oeschelbronn beträgt der Schaden an Getreide 60 v. H. In Pinache fielen die Schloßen bis zu Welschnußgröße. Die Straßen waren vom Hagel dicht überstreut, und die Hagelkörner mußten mit Schaufeln entfernt werden. Im Haferfeld ist alles vernichtet. Das Dinkelfeld ist bis zu 95 v. H. verhagelt. Auch die Mais­und Angersenfelder haben schwer gelitten. In Mün­chingen, OA. Leonberg, liegt die Frucht zerschlagen da. Das wenige Obst, das die Bäume trugen, ist verschwunden. Viele Bäume wurden vom Sturm aus dem Boden gerissen. Der Schaden auf den Feldern beträgt bis zu 80 v. H., und die Landwirte stehen ratlos vor der Vernichtung der Ernte. In Backnang schlug der Blitz verschiedentlich in elek­trische Leitungen. Infolge eines Lichtstrahls trat ein Ueber- schlag in der Transformatorenstation im Rathaus ein. Der Lichtbogen wurde für den Ausbruch eines Brandes gehalten und man alarmierte die Feuerwehr, die aber nicht in Tätig­keit zu treten brauchte.

Ungeratener Sohn. In Breiten (Baden) bedrohte der 17jährige Karl Villinger nach vorausgegangenem Wort­wechsel seine Mutter mit einem Messer und wollte ihr den Hals abschneiden. Die Frau konnte sich nur durch einen Irrung aus dem Fenster vor den Tätlichkeiten des ungerate­ne«)Nes retten. Sie zog sich durch diesen Sturz schwere Verletzungen zu.

Feuersbrunst. In der Nacht zum Freitag brach in Utzen­feld, Amt Schönau, im Anwesen eines Bäckermeisters Feuer aus, welches das Haus, ferner ein danebenliegendes An­wesen und drei Bauernhöfe vollständig einäscherte.

Schwarze Pocken in Duisburg. Ein junger Arzt aus Gießen, der einen hiesigen Arzt vertrat, erkrankte, nachdem er mehrere Tage hier tätig war, an schwarzen Pocken. Bis jetzt war der Ursprung der Erkrankung noch nicht festzustellen gewesen.

Verhaftung der Leichenschänder. In Dresden sind die Leiter der städtischen Leichenverbrennungsanstalt Frenzet und Füssel verhaftet worden.

R«chü-erfall. Als eine Kellnerin der Bahnhoswirtschaft in Memmingen nachts nach Hause ging, wurde sie verfolgt. Der Verfolger warf ihr Pfeffer ins Gesicht und beraubte sie Ser Handtasche. Der Täter wurde dann verfolgt und später von der Polizei verhaftet- Es handelt sich um den oerh. Kauf­mann Fritz Stock von Memmingen.

Deutsche Erfindungskraft. Die soeben erschienene Auf­stellung des Reichspatentamts führt das starke Anwachsen des Arbeitsumfangs dieser Behörde vor Augen. Im Jahr 1924 sind 56 831 Patentanmeldungen gegen 45 209 im Vor­jahr eingegangen. Das Jahr 1924 übertrifft damit das bis­herige stärkste' Jnflationsjahr 1921 (mit 56 721) und das stärkste Vorkriegsjahr 1913 (mit 49 532). Ende 1924 waren 75 466 Patente in Kraft, Am stärksten sind die Patentanmel­dungen in den Klassen Elektrotechnik (Radiotechnik), Motor­wagen und Chemie gewachsen. Den Hauptanteil an der Zu­nahme haben die deutschen Erfinder (31,6 v. H. gegenüber dem Vorjahr): das Ausland hat nur 2,5 o. H. mehr Anmel­dungen eingereicht. Noch stärker sind im Jahr 1924 die Ge» brauchsmusteranmeldungen gestiegen (53 884 gegen 37 200 im Jahr 1923). Der Stand von 1913 (mit 62 678) ist hier noch nicht erreicht. Die Warenzeichen-Anmeldungen haben um 82 v. H. gegenüber dem Vorjahr zugenommen und wie die Patentanmeldungen das letzte Friedensjahr 1913 und dos Jnflationsjahr 1921 übertroffen.

Samstag, 1. August 1S2V

Der größte Arbeitgeber in Deutschland ist das Deutsche Reich. Nach einer dem Reichsiqg vom Reichsfinanzministe- rium vorgelegten Uebersicht beschäftigten am 1. April die Reichsministerien 95 789 Beamte (darunter 461 weibliche» einschließlich neun verheirateten), 21163 Angestellte (dar­unter 6512 weibliche, einschließlich 99 verheirateten) und 44 653 Arbeiter, insgesamt also 161605 Personen. Die Reichspost einschließlich der Reichsdruckerei beschäftigte im gleichen Zeitpunkt 252 585 Beamte (darunter 51147 weib­liche, einschließlich 110 verheirateten), 3234 Angestellte (dar­unter 1735 weibliche, einschließlich zwei verheirateten) uni» 38 447 Arbeiter, insgesamt also 294 266 Personen. Im Reichsdienst standen also am 1. April 1925 455 871 Beamte. Angestellte und Arbeiter. Die Reichsbahn ist jetzt der Form nach nicht mehr Reickisunternebmen.

Eine Brücke über den Zambesi. Die englische Rsokeruno wird 20 Millionen Mk. bereitstellen, um eine Brücke über den Zambesifluß in Südafrika zu errichten. Der Ort. von dem aus die Brücke geschlagen wird, ist Sena, etwa 236 Kilometer von der Mündung des Zambesi, und dadurch wird eine ununterbrochene Eisenbahnlinie von dem ostafrika­nischen Hafen Veira nach Nordrhodesien und Nyassaland geschaffen. Die Hauptbrücke über den Fluß bei Sena, kür die allein Stahl für 5 Millionen Mk. verwendet wird, soll eineinhalb Kilometer lang sein. Da der Fluß aber in der Regenzeit sehr anscbwillt, so ist noch eine Betonbrücke von einbalb Kilometer Länge vorgesehen, und an den Uflrn werden steinerne Mauern in einer Ausdehnung von ein­einhalb Kilometer errichtet.

Perückenzwang. Ein langjähriger Stammgast eines der ersten Pariser Hotels geriet kürzlich durch Zufall vor das Ankleidezimmer der im Hotel bediensteten Zimmermädchen und sah dabei, wie eines der Mädchen, das er kannte, da­mit beschäftigt war. sich nach beendigtem Dienst zum Aus- gang umzukleiden. Zu seiner Ueberraschung iah er. wie das Mädchen, ehe es den Hut aufsetzte, eine Perücke vom Kopf nahm und sorgsam in einer Schachtel verstaute. La­chend erklärte das Mädchen dem erstaunten Beobachter:In keinem der großen Pariser Hotels stellt man ein Mädchen ein. das einen Bubikopf hat. Wir find deshalb genötigt, im Dienst Perücken zu tragen. Ist der Dienst bendiat, so dürfen sie abgelegt werden.

Letzte Nachrichten

Fortsetzung der Beratungen' über dieKLage im Nuhrbergbau.

Berlin» 1 . August. Am Montag und Mittwoch tritt in Essen der in den Berliner Besprechungen mit der Reichs­regierung eingesetzte Ausschuß zur Beratung über die Lage im Ruhrbergbau zusammen.

Verhaftung von Kommunisten.

Stratzburg. 1 . Aug. Wegen kommunistischer Propa­ganda in der Marokkofrage sind in Straßburg 4 Kommu­nisten verhaftet worden. Es wurden > Haussuchungen bei der kommunistischen Partei und der kommunistischen Jugend in Straßburg und Umgebung angeordnet. Dem Staats­anwalt sind 4 Kommunisten, Mitglieder des Exekutivaus- schusses der kommunistischen Jugend, vorgeführt worden. Die Anklage lautet auf Aufreizung der Soldaten und anarchistischer Propaganda.

Explosion in einem franzöfifchen Munitionslager.

Paris, 1. August. Aus Tanger wird gemeldet, daß das große Munitionslager von Larache in die Lust geflo­gen sei. Durch die Explosion sei großer Schaden entstan­den. Unter der Bevölkerung herrscht große Panik. Man glaubt, daß der Anschlag durch die Rifleute erfolgt ist. Auch sonst haben die Franzosen nach anderen Meldungen aus Fez gestern erhebliche Verluste erlitten. Die Befe­stigung Ain-Bou Aifsa ist au die Rifleute ver­loren gegangen. Die Stellung wurde schon lange Zeit von den Marokkanern belagert, die Besatzung habe sich zu­letzt nur noch mit Handgranaten verteidigt. Ueberlebende französische Soldaten melden, daß an dieser Stelle die französische Front durchbrochen sei.

Die franzöfifchen Reserve-Offiziere und der Marokko-Krieg.

Paris, 1. Aug. Journal offiziell wird heute ein Dekret veröffentlichen, wonach es den französischen Reserve- Offizieren gestattet sein wird, an dem Feldzug in Marokko teilzunehmen. Nach diesem Dekret sollen die Offiziere eine besondere Vergünstigung erhalten.

Blockade der internationalen Küste von Tanger.

Paris, 1. Aug. Aus Madrid wird gemeldet, daß ein französisches und ein spanisches Kanonenboot die Blockade an der internationalen Küste von Tanger begonnen haben. Es heißt, daß sich auch britische Schiffe an der Blockade beteiligen wollen.

Unterhändler Add el Krims nach Tanger unterwegs.

Paris» 1 . Aug. Man hört, daß Bevollmächtigte Abd el Krims nach Tanger unterwegs seien, um von den Frie­densverhandlungen Frankreichs und Spaniens Kenntnis zu nehmen. Diese Nachricht ist offiziell noch nicht bekannt- gegeben, weil die französische Regierung eine Erklärung erst nach Eintreffen des Sendboten geben will.

Der Generalstreik der franzöfifchen Bankbeamten unvermeidlich.

Paris, 1 . Aug. Die gestrigen Verhandlungen im Finanz- und Arbeitsministerium haben zu keinem Ergebnis geführt. Die Lage habe sich so verschärft, daß ein General­streik der Bankbeamten von ganz Frankreich unvermeidlich sei.

Mafsenflucht politischer Gefangener.

Berlin, 1. Aug. DasBerl. Tageblatt" meldet aus Sofia: Auf der Insel Anastasia in der Nähe von Burgas waren 73 Kommunisten und Bauernverschwörer unterge­bracht, die wegen des Anschlags auf die Soffer Kathedrale abgeurteilt werden sollten. Gestern nacht überfielen 5 Ge­fangene ihre Wärter, fesselten sie und brachten die ganze Insel in ihren Besitz. Darauf verließen 43 Gefangene mit einem Schiff die Insel. Die Zurückgebliebenen weigerten sich, an der Flucht teilzunehmen. Bon den Entflohenen fehlt bis jetzt jede Spur.