Sette 2 - Nr. 134

Nagolder Tagblatt »Der Gesellschafter-

Württemberg

Stuttgart, 11. Juni. Reise des Staatspräsi­denten nach Berlin. Staatspräsident Bazille und Minister des Innern Bolz sind zur Besprechung der Ent- ivafsnungsnote mit der Reichsregierung nach Berlin ab- ze reist.

vom Landtag. Im Finanzausschuß erklärte Minister des gnnern Bolz, eine weitere Vereinfachung der Verwaltung m den Oberämtern und Bezirken sei unbedingt notwendig. Nus eine sozialdemokratische Anfrage wegen eines angeb­lich beabsichtigten Versuchs der Firma Stinnes, sich in die württ. Elektrizitätswirtschaft einzumischen, antwortete der Minister, davon sei ihm nichts bekannt. Dagegen bemühe sich das Rheinisch-westfälische Elektrizitätswerk um den Anschluß in das Heilbronner und das Badener Elektrizitätswerk. Württemberg werde dadurch nicht benachteiligt. Der Aus­schuß nahm einen Antrag an, daß die Regierung ihre Pläne "Ber die Elektrizitätswirtschaft und ihre Beteiligung daran in einer Denkschrift dem Landtag bekannt gebe. Des wei­teren wies der Minister auf die Verhandlungen mit Bayern und Vorarlberg hin, wo große Wasserkräfte lusgenützt und auch für Württemberg fruchtbar gemacht werden sollen. Hierbei komme weitgehend württembergisches Kapital in Frage. Kleine Wasserkräfte auszubauen, sei ver­fehlt, weil unwirtschaftlich. Bezüglich der Schußpolizei wur- )en verschiedene Wünsche vorgobracht. Die Aufrückungs- uöglichkeit u. a. soll verbessert werden. In einzelnen Fällen zab die Handhabung der Fremdenpolizei in Gasthöfen und ler Eisenbahnzugüberwachung und das Vorgehen gegen Kommunisten Anlaß zu Beschwerden.

Jubiläumsfeier. Der Landesverband Württemberg der deutschen Postgewerkschaft (früher Württembergischer Bast- lerband), in dem der weitaus größte Teil des württ. Post- versonals des unteren Dienstes organisiert ist, leiert am l4. Juni 1925 hier am Saalbau Dinkelacker sein 25jähriges Jubiläum.

Vom Tage. In einem Haus der Straße auf der Steige n Cannstatt schüttete ein Zljähriger Arbeiter auf die Flamme nnes Spirituskochers Spiritus nach- Der Unvorsichtige erlitt whebliche Brandwunden.

Stuttgart, 11. Juni. Aussperrung der Holz­arbeiter. Vom Verband Württ. Holzindustrieller wird uns mitgeteilt: Nachdem gestern in einer Reihe weiterer Be­triebe Arbeitsniederlegungen stattgefunden haben, ist auch in Württemberg, wie in den anderen Bezirken der Holz­industrie, ab Samstag mit der Gesamtaussperrung der Holzarbeiter zu rechnen.

Krankheitsstatistik. In der 21. Jahreswochs, in der Zeil vom 17. bis 24. Mai sind folgende Fälle von gemein­gefährlichen und sonstigen übertragbaren Krankheiten amt­lich gemeldet: Diphtherie 30 (tödlich 0), Genickstarre 1 ()> Kindbettfieber 3 (2), Lungen- und Kehlkopftuberkulose 18 <37), Milzbrand 1 (1>, Scharlach 19 (4), Typhus 4 (). Malaria 5 (), Käsevergiftung (1).

Eßlingen, 11. Juni. Rettung. Gestern nachmittag hat der Nachenvermieter Karl Endriß zwei 14jährige Kna­ben, die von der städt. Badeanstalt neckarabwärts schwam­men und nahe am Versinken waren, mit einem Nachen gerettet.

Eßlingen, 11. Juni. Fe st genommener Betrüger. Dir Kriminalpolizei hat den 46 Jahre alten Sprachlehrer Paul Häußler von Ehingen a. D., seither wohnhaft in Eß­lingen, wegen zahlreicher Betrügereien festgenommen. Häußler, der erheblich vorbestraft ist, suchte fortgesetzt Teil­nehmer für einen Kurs in der englischen Sprache. Er ließ sich in den meisten Fällen das Honorar vorausbezahlen und stellte sodann nach kurzer Zeit seine Tätigkeit als Lehrer ein. In anderen Fällen suchte Häußler Wirte und Geschäfts­leute auf, denen er unwahrerweise vorbrachte, er habe seine Briefmappe vergessen, man möge ihm einige Mark leihen, da er schnell etwas einkaufen oder nach auswärts gehen müsse. Wenn er Geldbeträge erhalten hatte, ließ er ent­gegen seinem Versprechen nichts mehr von sich Horen.

Besigheim, 11. Juni. Amtsoersammlung. Die Amtsversammlung stimmte der Erwerbung des Villinger- schen Anwesens in der Bahnhofstraße hier zur Unter­bringung von Amtskörperschaftsbeamten zu. Zum Zwecke der Erholungsfürsorge für Kinder des Bezirks wurden in den Krankenhäusern von Bietigheim und Bönnigheim Sol­bäder eingerichtet. Die Amtskörperschaft hat sich auf dem neuen Marktplatz in Bietigheim einen Bauplatz zur späteren Erstellung eines Gebäudes für die Sparkassenzweigstelle gesichert. ,

Weinsberg, 11. Juni. Weibertreue. Kommt da am Sonntag ein Verein von derResidenz" mit dem Früh­zug hier an und alles staunt und reißt die Augen und den Mund auf: die treuen Weiber erstehen aufs Neue, wenn auch nur in einer Vertreterin. Eine wohlpostuierte Stutt­garterin trug, getreu dem Vorbild ihrer Weinsberger Ahnen, auf dem Rücken ihren Mann, der auch gut überwintert hat. heraus aus dem Bahnhof. Ein Bravo der wackeren Ver­fechterin edler Frauentreue.

Metzingen, 11. Juni. Leichenfund. Der feit Wochen von hier abgängige Handschuhmacher Lutz ist bei Augsburg tot aufgefunden worden.

Göppingen, 11. Juni. Brand. Im Dachstuhl de- Fr. ienbaus der Dr. Landererschen Heilanstalt ist infolge Erplcsion von Gas an einer nach längerer Zeit in Betrieb gefetzten Leitung ein Brand ausgebrochen. Trotzdem da« Feuer an den in dem Dachraum befindlichen Holzspäneii und Spreuen reichlich Nahrung gefunden und sich sofort über die ganze Dachbreite ausgedehnt hatte, konnte die Feuerwehr die weitere Ausdehnung des Brandes verhindern und da« Feuer nach kurzer Zeit löschen. Der Schaden ist gering. Di« im Bau untergebrachten Kranken konnten dort belassen werden.

Ulm. 11. Juni. Eingemeindung. Der Eingemein- Sungsvertrag mit der Gemeinde Wiblingen ist von den Gemeinderäten von Ulm und Wiblingen unterzeichnet wor­den. Die staatliche Bestätigung steht noch aus- Unter den Bedingungen befindet sich eine sechsmalige Krastwagenver- vindungen täglich zwischen den beiden Orten. Auch der Ort Grrmmelfingen ist nach Ulm eingemeindet.

Unierhoufen. OA. Reutlingen, 11. Juni. Kayen- musik. Die durch gerichtliches Urteil gegen Wilhelm Abtte und acht Genossen wegen Landfriedensbruch verhängte Ge­fängnisstrafe von je drei Monaten wurde im Gnadenwege durch das Justizministerium nachgelassen. Somit ist in unserer remeinde die gewünschte Ruhe wieder eingetreten.

Schwenningen. 11. Juni. Der Uhrenfabrikant Friedrich Ernst Benzing wollte in Begleitung seines Hunds einen

Frühspaziergang unternehmen. Das erfreute Tier Iprang wiederholt an seinem Herrn empor, was dieser mit dem Spazierstock wehren wollte. Der Boxer sprang darauf aber­mals an seinem Herrn hinauf und biß ihm die Nase ab.

Blaubsuren, 10. Juni. Unglaublich rohe Tat eines Wilderers. Im Spitalwald bei Klingenstein hörte man gestern früh Rehkitzlein klagen. Beim Abstichen des Waldes fand der Jagdaufseher des Fabrikanten Otto- Klingenstein zwei erst ein paar Tage alte Rehkitzlein mit Weidenruten an den Hinterläufen an einen Ast gebunden. Trotz sofortiger Befreiung verendete das eine sofort, während bei dem anderen die Hoffnung besteht, es zu erhalten. Beides waren Kitzböcke.

Laupheim, 11. Juni. Brand. In Unterbalzbeim ist das ganze Anwesen des Metzgermeisters David Schliefer samt der Scheuer niedergebrannt. Während der Lösch- irbeiten wurden aus dem Geldschrank mehrere hundert Mark gestohlen.

Buchau a. A.. 11. Juni. Riedbrand. Im städt. Ried-Hochmoor brach ein Brand aus. Das Feuer, das sehr wahrscheinlich durch Wegmerfen einer Zigarette ent­standen ist, konnte noch nicht unterdrückt werden. Durch den scharfen Ostwind und die Trockenheit erhält das Feuer immer neue Nahrung.

Vom Oberland. 11. Juni. Heuernte. Die Heuernte ist >n vollem Gang. Sie liefert, von« schönsten Wetter be- oünstigt, nach Menge und Beschaffenheit ein sehr gutes Futter. Auch das Rübenfetzen ist befriedigend verlaufen. Ihm taten die Gewitterregen gut.

Plochingen, 11. Juni. Mord und Selbstmord. Der trunksüchtige Händler Adolf Heminger erschoß gestern seinen 15jährigen Sohn, und als er festgenommen werden sollte, jagte er sich eine Kugel durchs Herz.

Hall. 11. Juni. Kurtheater. Die Badestadt Hall hat Heuer zum erstenmal seit langen Jahren ein Kurthsatsr er­halten. Die Eröffnungsvorstellung war eine sehr gute Auf­führung von Goethes Faust l. Die Leitung hat Robert Braun, der gleichzeitig Intendant der Bühnenverwaltungen Ser Ludwigshafener Gartenbauausstellung ist.

Merklingen OA. Leonberg, 11. Juni. Aufgeprallt. Tin auswärtiger Motorradfahrer fuhr mit voller Wucht auf einen einige Meter von einem mit Bauholz beladenen Wagen abstehenden. Balken, der vollständig abgerissen wurde. Der Motorradfahrer trug schwere Verletzungen da­von, das Rad wurde vollständig zerschlagen.

Enzweihingen OA. Vaihingen, 11. Juni. Das wild- gewordene Vieh. Ein Landwirt wollte ein Stück Vieh nach Vaihingen führen. Auf der Enzbrücke scheute das Tier vor einem Fuhrwerk, riß sich los und sprang über die Brückenmauer auf die Wiese, wo es mit gebrochenem Kreuz liegen blieb. Dem Landwirt ist dadurch ein be- krö' ' entstanden.

Weinaarken. 11. Juni. Abschied. In den letzten Tage» verließ Kaplan Sandel die hiesige Stadt, um die Stadt­pfarrei Neckarsulm zu übernehmen. Mit ihm schied der letzte Weltgeistliche von hier. Die ganze Seelsorge ruht nun iu den Händen des Venediktinerordens.

Tetknang, 11. Juni. Kraftwagenunfall. Auf der Fahrt von Hemigkofen nach Ravensburg platzten an dem Kraftwagen der Oberschwäbischen Elektrizitätswerke Biberach in Reutenen zwei Gummireifen. Der Wagen über­schlug sich und der Direktor Weißbecker sowie ein Ingenieur erlitten Verletzungen, die glücklicherweise nicht gefährlich sind.

Langenargen, 11. Juni. Evangelische Pfarr­stelle. Am hiesigen Ort wurde wegen der zunehmenden eoang. Seelenzahl eine evangelische Psarrverweserei ein­gerichtet. Als erster evang. Geistlicher zog gestern Stadt­vikar E. Palmer aus Tuttlingen, ein geborener Ravens­burger, auf.

Gammertingen, 11. Juni. Gut abgelaufen. Beim Bahnübergang wollte ein Kraftwageuführer einer älteren Frau ausweichen. Dabei kam das Auto zu nahe an die Straßenböschung heran und überschlug sich. Die Insassen kamen mit dem Schrecken und zum Teil mit leichteren Haut­schürfungen davon; auch der Wagen erlitt nur leichtere Beschädigungen.

Aus Bayern, 11. Juni. ErkannteLeiche. Die am Sonntag bei Dillingen aus der Donau geborgene Leiche wurde nunmehr als die 16jährige Dienstmagd Anna Kahlmann von Waiblingen festgestellt. Das Mädchen litt in letzter Zeit an Schwermut.

Aus Stadl und Land

Nagold, denZl2. Juni 1925.

Ständchen. Große Freude bereitete am gestrigen Abend der Ver. Lieder- und Sängerkranz den Insassen des Bezirks­krankenhauses Nagold durch ein wbhlgelungenes Ständchen, wofür namens der Verwaltung Herr.-Pfleger Rapp den herzlichsten Dank zum Ausdruck brachte.

Achtung, Hundebesitzer! Achtung, Bauern!

Die Hundesperre ist aufgehoben und jeder Hundefreund freut sich dessen. Endlich kann er seinem treuen vierbeinigen Freunde wieder, ungehemmt durch Leine und Maulkorb, die so dringend nötige Bewegung gönnen. Indessen möge jeder Hunde­besitzer, ganz besonders aber der Landmann, bedenken, daß ge­rade jetzt die Setzzeit der Hasen ist. Daher lasse keiner seinen Hund zügellos Herumstreifen, wenn er ihn mit zum Spazier­gang nimmt. Ohne daß sein Herr es vielleicht merkt, findet er an einem Feldraine, einem Düngerhaufen oder einem sonst etwa'Schutz gewährenden Orte eng zusammengedrückt einen Satz von 23 hilflosen jungen Häschen, die noch nicht, wie ihre Eltern, das Hasenpanier ergreifen können. Ein kurzes Zufassen, ein Schlucken und die hoffnungsvollen Junghäschen verschwinden im Magen des Hundes, während sein Herr viel­leicht glaubt, er habe eine Maus sich zu Gemüte geführt. Ganz besonders aber richten wir diese Bitte an die Bauern. Sie nehmen vielfach, ohne sich dabei etwas zu denken, ihren Hund bei der Frühjahrsbestellung, beim Düngerbreiten, Ackern und Säen mit auf's Feld. Während sie mit ihrer Arbeit beschäf­tigt sind, ist es für sie ganz unmöglich, den Hund genügend zu beaufsichtigen. Er wird herumsuchen und sicher bald einen Hasensatz finden und kurzerhand auffreffen. Dadurch auf den Geschmack gekommen, wird er planmäßig nach Junghasen su­chen und so unberechenbaren Schaden machen. Gerade die im zeitigen Frühjahr gesetzten Hasen sind aber für den Ausfall der Herbstjagden von allergrößter Bedeutung, da sie im Hochsom­mer schon sortpflcmzungsfähig sind und selbst noch 12 Sätze Junghasen im selben Jahre in die Welt setzen. Nimmt der

Freitag. 12. Juni 1S25

Landwirt also seinen Hund zur Frühjahrsarbeit mit auf's Feld so lasse er ihn auf dem Hin- und Rückwege sich auslaufen' Während er aber arbeitet, da lege er den Hund an oder auf dem Wagen fest. Dasselbe gilt sinngemäß für den Spazier­gänger. Sobald sie von der Straße auf Feldwege abbiegen müssen folgsame Hunde kurz gehalten werden, weniger folgsame aber unbedingt an die Leine kommen. Unsere Hunde sind ja durch die lange Hundesperre daran gewöhnt und dadurch autv malisch zur Leineführigkeit erzogen worden.

Wir müssen uns darüber klar sein, daß der Hase ein wich tiges Volksnahrungsmittel ist, daß also durch solche Gedanken­losigkeit große Volkswerte vollkommen zwecklos zerstört werden Es handelt sich also nicht darum, daß dadurch etwa das Ver­gnügen der Jäger geschmälert wird, sondern nur müssen mit allen Mitteln darnach streben, unsere Hasenbestände wieder auf die Vorkriegshöhe zu bringen, damit die Hasenpreise etivas ge­senkt werden. Vor dem Kriege kostete ein Hase im Durchschnitt kaum inehr als 3 jetzt aber mehr als das Doppelte. Das hängt aber damit zusammen, daß wir jetzt fast überall Hasen­strecken erzielten, die nur einen Bruchteil der Vorkriegsstrecken ausmachen. Mit dem Anwachsen der Hasenstrecken muffen aber automatisch die Hasenpreise fallen, sodaß auch der weniger Be­mittelte sich darin und wann einen Hasenbraten wird leisten können.

Den größten Vorteil aber werden die ihre Jagd verpack tenden Gemeinden haben, denn es ist klar, daß die Pachtpreise entsprechend den besseren Hasenstrecken wesentlich steigen werden. Tie Zahl der Feinde des Hasen ist ohnehin eine Legion wie schon der allbekannte Vers besagt:

Menschen, Hunde, Wölfe, Luchse.

Katzen, Marder, Wiesel, Füchse, ,

Adler, Uhu, Raben, Krähen,

Jeder Habicht, den wir sehen,

Elstern ja nicht zu vergessen,

Alles, alles will ihn fressen.

Helfen wir also unserem allbeliebten Meister Lampe da­durch, daß wir ihn wenigstens so weit schützen, als in unserer Macht steht.

AusDeutsches Wcidwerk", Zeitschrift des A. D. I. B.

O

Schonet die Felder!

Die starte Wanderlust, die unsere Jugend in Feld und Wald führt, kann man von volksgesundheitlichen Gesichtspunk­ten aus nur gutheißen. Recht dringend zu wünschen bleibt dabei aber auch, daß die bebautet: Fluren. Aecker und Wiesen, auch die Wälder, die notwendige Schonung erfahren. Nur zu oft wird mitten in eii: Getreidefeld hineingestampft einiger Blu­men wegen, die sich auch mit etwas Geduld am Rande des Feldes hätten finden lassen. Neben der Bitte an die Elter» wanderfroher Jugend sei besonders auch den Vereinen und Organisationen, die das gemeinsame Wanden: pflegen, die Auf­gabe anheimgestellt, belehrend und erziehend zu wirten. Je mshr das Verständnis der Jugend auch für die volkswirtschaft­lichen Werte in der Natur geweckt wird, desto inehr wird die Jugend die Natur zu schützen wissen und auch die an ihr ge­leistete Arbeit.

Zur Vernichtung von Unkraut auf Wegen und Plätze»

,st ein neuartiges Mittel unter dem NamenVia rasa" auf den: Markte erschienen (Hersteller Chen:. Fabrik Pygos, G.m.b.H, Radebeul-Dresden: Generalvertrieb Paul Hauber, Großbaum­schulen, Dresden-Tolkewitz), das sich von allen bekannten bisher für diesen Zweck verwendeten Präparaten dadurch unterscheidet, daß es vollkommen ungiftig ist und seine Wirkung sich weder auf Säure noch Alkali gründet. Es ist ferner dadurch von den anderen Mitteln unterschieden, daß es ein unlösliches Pulver ist. InDer Deutsche Erwerbsgartenbau" Jahrg. 1924 Seite 266 wird von Dr. Rieh. Feibelmann mitgeteilt, daß Via rasa das Calziumsalz von Paratoluolsulfonamid ist, ein Nebenprodukt aus der organisch-chemischen Großindustrie. Dieses Präparat hat sich als ein spezifisches Pflanzengift erwiesen, indem es, Senn Unkräuter damit bestreut und nachher begossen werden, sie in wenigen Tagen zum Absterben bringt und die bestreute Fläche für mindestens eine Saison von Unkraut frei hält. Da Via rasa weder ätzt noch riecht, kann es mit der Hand oder einer geeigneten mechanischen Vorrichtung ausgestreut werde». Man rechnet zirka 300500 u auf 1 qm. Hochgewachsenes Unkraut soll vor der Behandlung mit Via rasa abgemäht wer den. Die langdauernde Wirkung des Mittels ist in seiner Un­löslichkeit begründet, denn, da cS vom Reger: nicht gelöst wird, wird es nicht in die Tiefe geführt; es bleibt aus der Oberfläche liegen,- um seine Dauerwirkung zu entfalten. Die Wirkung läßt sich haarscharf begrenzen, da es nur dort wirkt, wo es hingestreut ist; es wird angegeben, daß man es bis zum Rande des Randrasens und der Plantagen streuen kann, ohne daß die Kulturen leiden. Ob es auch zur Vernichtung von Unkräutern auf Kulturflächen verwendet werden kann, ist noch nicht fest­gestellt : es sollen jedoch Versuche darüber im Gange sein. Dr. Esmarch von der Staatlichen landwirtschaftl. Versuchsanstalt Dresden hat sich eingehend mit Via rasa beschäftigt und rühmt inDie kranke Pflanze", daß mit Via rasa das Unkraut viel gründlicher beseitigt wird, als durch Hacken oder Jäten und daß man, namentlich bei steinigen Wegen, viel Zeit und Blühe spart. Via rasa, auf das D. R. P. angemeldet ist, ist von der Hauptstelle für Pflanzenschutz im Freistaat Sachsen unter Nr. 217/23 zum Vertriebe zugelassen und von der Staatlichen landwirtsch. Versuchsanstalt Dresden und sauberen Instituten glänzend begutachtet.

Keine unreifen Beeren essen! In der Zeit, wo Beeren- und Kernobst zu reifen beginnen, lassen sich manche Kinder - und auch Erwachsene trotz aller Warnungen und viel« bösen Beispiele dazu verleiten, das unreife, tatsächlich noch sauer schmeckende Zeug zu verzehren, mitunter sogar in größe­ren Mengen. Wie oft hat man nun schon lesen müssen, daß diese Sitten schwere Qualen mit tödlichem Ende zur Folge Halle.

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Calw, 12. Juni. Ernennung. Oberpostmeister Keilbach hier wurde zum Postamtmann bei seiner dermaligen Dienststelle ernannt.

Birkenfeld OA. Neuenbürg, 11. Juni- Ruchlose Tat Dem Landwirt Karl Höll wurden von bubenhafter -Hans elf der schönsten, schon tracffähigen Kirschbäume abgebaven.

Letzte Nachrichten

Neberreichung der französischen Antwortnote au die Alliierten.

Paris» 12. Juni. Am Quai d'Orsay wird amtlich mitgeteilt, daß Briand unmittelbar nach seiner Rückkehr heute den alliierten Mächten den endgültigen Wortlaut der französischen Antwortnote auf das deutsche Memorandum milgeteilt hat. Es liegt die Vermutung nahe, daß die