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Amts- und Anzeigeblatt für den Oberamlsbezirk Nagold
mit äer Unterhaltungs-Beilage
„Unsere Heimat"
Nagoläer Oagblatt
ächristleitung» Druck unä Verlag von 6. 1v. Zaiser (Karl Saiser) Nagolä
mit illustrierter Zonntags-Beilage
„§eierstunäen"
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Rr. 43 Gegründet 1826 Samsta« den 21. Sebruar 1925 Fernsprecher Nr 29 99. Jahrgang
Die Auspowerung des deutschen Volkes.
Die Veröffentlichung der dem Reichstage in diesen Tagen
Line Herausforderung
zugegangenen amtlichen Ruhrdenkschrift zeigt auch dem unentwegten Optimisten recht deutlich, in wie geradezu erschreckendem Matze das deutsche Volk und vor allem die deutsche Wirtschaft''von den unerhörten Lasten bedrückt wird, die ihm unverständige und rachsüchtige feindliche Sklavenhalter im Scheine des Versailler „Rechts" und anderer folgender „Abmachungen" (Micumverträge) aufgebürdet haben. Es erscheint den Einsichtigen, und wahrscheinlich in viel stärkerem Matze noch den nach uns kommen- ven Erforschern unserer Zeitgeschichte in vielerlei Hinsicht geradezu ein Wunder, datz wir überhaupt noch wirtschaftlick bestehen, datz wir, die wir nicht nur unermeßliche Schäder der langen Kriegs- und nicht viel weniger verderblicherer Rachkriegszeit im eigenen Lande zu „reparieren" haben, die noch ungeheuerlicheren Forderungen unserer Feinde unk vor allem Frankreichs dennoch erfüllt haben und noch immer erfüllen. Welch gewaltige vom deutschen Volk in schwerster Arbeit und unter harten Entbehrungen aufgebrachter Summen jährlich außer Landes gehen und noch immer ir den Nimmersatten Rachen unserer Feinde geworfen werder müssen, damit dieser nicht zuschnappt und vielleicht gar nock ein Stück wertvollen deutschen Landes verschlingt, sehen wir, wenn wir bedenken, datz allein die von uns zu tragenden Unterhaltungskosten für die famose Sklavenhalterei, di, sich offiziell „Reparationskommission" nennt, bisher pr, Jahr 7,5 Millionen Goldmark betrugen und nach dem zwai zugesagten, aber nach unseren bisherigen Erfahrungen aus diesem Gebiete noch lange nicht bestimmt zu erwartender „Abbau" dieser Kommission im Dezember d. I. noch immei das stattliche Sümmchen von 3,8 Millionen Goldmark ausmachen werden.
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Die bisher gezahlte Summe in Höhe von 7,5 Millioner Goldmark, mit der sich unsere französischen und anderer ausländischen „Gäste" bisher auf deutschem Boden gut sein ließen, entspricht dem Jahreseinkommen von nicht weniger als 3750 besserentlohnten deutschen Arbeitern. Von den nack dem „Abbau" aufzubringenden Geldern für diese vortrefflichen fremden Herren könnten. noch immer 1900 besser- gestellte Arbeitnehmer entlohnt werden. Und die genannten Beträge bilden doch nur einen Teil der zahllosen Ausgaben, die uns aus der Unterhaltung derartiger „Kommissionen" and „Komnlissiönchen" erwachsen, die teils lustig im Lande umherreisen, teils zu „besonderen Zwecken" hier und da auf längere oder kürzere Zeit ihr kostspieliges Domizil auf- schlagen. Fürwahr — ein Hohn auf alle Gerechtigkeit, die gerade diese anspruchsvollen Herren jenseits unserer Grenzen so gern im Munde führen! Doch Geduld, — auch wir werden einmal eine Gegenrechnung aufzustellen haben. Ehe wir aber dann die Bilanz nicht in Ordnung gebracht haben werden, eher ist auch nicht an eine wirkliche „Verständigung", a. h. einen wahren Frieden, zu denken. Wenn Jahrzehnte am Jahrzehnte, ja selbst ein Jahrhundert darüber Hinwegzehen sollten, — ein Volk wie das unsrige kann nun einmal auf die Dauer nicht straflos geknebelt und schamlos aus- zesogen werden, wie es unsere Feinde in ihrer verblendeten Kurzsichtigkeit auch heute noch zu tun belieben.
Die Wchcheik über die deutsche Handelsluskfahrl.
Die vom Ausland seit einigen Wochen in Szene gesetzte Hetze gegen die deutsche Luftfahrt, gegen die wir vor kurzem Stellung genommen hatten, hat nun auch von amtlicher Seite ihre Antwort erhalten. Der Leiter des Luftamtes, Ministerialrat Brandenburg, gab vor den Vertretern der Auslandspresse Erklärungen, die in der eindringlichen Mahnung ausklangen, endlich mit der geübten Praxis der Verleumdung und Tatsachsnverdrehung zu brechen. Im ein-
(Rumänische
Die internationale Unkrautsaat von Versailles geht mkmer I von neuem auf. Kleine Staaten, die es nie gewagt hätten,
- Deutschland über die Achsel anzusohen» spielen sich heute ats
- Sieger auf und drohen nach dem glorreichen französische»
- Vorbild mit Sanktionen, wenn ihnen gerade etwas nicht s paßt. Polen versuchte es im oberschlestschen Krieg. RumS-
> nien scheint jetzt sein Mütchen an den in seinem Gebiet tv-
- benden Reichsdeutschen kühlen zu wollen.
! Die rumänische Regierung erwartet eine deutsche Ant- l wort auf ihre letzte Note. Damit diese Antwort möglichst ! nach den Wünschen der Bukcrrester Diplomatie ausfalle, hat ! man in Rumänien sämtliche dort befindlichen deutschen Ver- ! mögenswerte auf eine Art Aechtungsliste gesetzt. Fressen die ! Berliner nicht demütig aus der Hand, so werden die deutschen
- Bermögenswerk beschlagnahmt Eine Art verschärfter ! Ruhr krieg soll die Folge sein.
! Um kein Mißverständnis aufkommen zu lassen: Es han- i delt sich bei dem neuesten Vorgehen Rumäniens nicht um s »re siebenbürgischen Sachsen — das ist ein aufreizendes Ka- « ritel für sich — sondern wie gesagt, um Reichsdeutsche. Daß j >ber die rumänische Drohung mit dem Wirtschaftskrieg ! 'ein leerer Bluff ist, zeigt sich darin, daß die beiden -größten ! deutschen Niederlassungen in Rumänien, die Allgemeine i Aektrizitätsgesellschaft und die Siemens - Schultert - Werke,
- hre Unternehmungen in rumänische Hände überleiten wol- j ien, also damit die Flinte ins Korn werfen. Natürlich wird i n Bukarest versucht, die Schuld des „Angefangenhabens"
ruf die Deutschen abzuwälzen. Man verbreitet Gerüchte» j ratz mehrere deutsche Banken einen hinterlistigen Angriff ! mf den nunmehr glücklich gefestigten Lei unternommen hät- i en. Nichts davon ist wahr. Die ganze Ueberheblichkeit des l »roß gewordenen Kleinen geht aber daraus hervor, daß
- Rumänien einseitig beschlössen Heck, die.diplomatischen Ver- ! reter beider Staaten nach Hause zu schicken, wenn Deutsch- j and nicht sofort klein beigibt.
^ Es kommt aber noch schlimmer. Unter der Bezeichnung
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! zelnen führte der Vertreter der Regierung etwa aus: E s i st ! u n w ahr, datz die in der Nähe der Landesgrenzen, z. B. in ! Chemnitz und Dresden angelegten Flugplätze ! eine Bedrohung unserer Nachbarn bilden. Wahr ist, daß
- die Tschechoslowakei im Interesse dös Luftverkehrs die An» : läge dieser Plätze begrüßt und darin ein Entgegen- ^ kommen gegen ihre Wünsche sieht.
i Esist unwahr, datz die Schutzpolizei mit § Fliegerstaffeln ausgerüstet ist. Wahr ist, datz sämtliche
> Polizeifliegerformationen aufgelöst sind und die Luftpolizei s nur zur Ueberwachung und zur Sicherheit auf den Flug- , Plätzen Verwendung findet
Es ist unwahr, datz der ..Luftrat" eine Ausbildung von Kampffliegern betreibt. Der „Luftrat" ist eine Vereinigung aller privaten Organisationen. Seine Gründung erfolgte, um die gegeneinanderlausenden Wege dieser Organisationen in einheitliche Bahnen zu leiten. Vorsitzender dieses Luftrates ist der norwegische Konsul Kotzenberg.
Es ist unwahr, datz während des letzten Vierteljahres 1924 10 Millionen für die deutsche Luftfahrt ausgeworfen sind. Wahr ist, datz diese Summe nicht einmal für das ganze Etatsjahr 1924 zur Verfügung gestanden hat.
Es ist unwahr, datz Deutschland auf 25—30 Flugschulen Fliegerausbildung betreibt. Wahr ist, datz dreizehn Flugschulen bestehen, deren Wirkungsgrad infolge der wirtschaftlichen Notlage des Reiches so beschränkt ist. datz bisher seit 19l8 13 Jungflieger ausgebildet worden sind. Das sind 2 !! aber nicht 1000 ! im Jahre, wie eine Auslandsstimme behauptete Festzustellen ist außerdem, datz der Versailler Vertrag die Flugausbildung nicht verbietet und datz cs auch aktiven Offizieren des Reiches unbenommen bleiben mutz, ebenso wie zu reiten usw . auch zu fliegen.
Es ist unwahr, datz der „Luftbsirat" eine verschleierte militärische Behörde ist. W a h r i st , datz der Luftbeirat eine Arbeitsgemeinschaft von Arbeitgebern und -nehmern ist, die dem Luftamt zur Beratung in allen Fragen der Praxis zur Verfügung steht. Es mutz festgestellt werden, datz der Luftrat seit seiner Bestellung noch niemals zusammengetreten ist.
Diese Klarstellungen der Reichsregierung werden hoffentlich die allzu dreisten Hetzer zum Verstummen bringen. Es wäre zu wünschen, datz die Negierung in Zukunft notwendigenfalls sofort ausländische Presseangriffe in gleicher Offenheit zurückweist und io Gerüchte über anaeb-
Sanktionen).
.Repressalien gegen Deutschland" werden zurzeck Rel'ch» »eutsche, die schon lange m Rumänien ansässig sind und Rumäninnen geheiratet haben, ausgewiesen. In bru- olster Weise holt man sie nachts aus den Betten, reißt sie ms ihrer Familie, sperrt sie ein und schafft sie in wenigen Stunden an die ungarische Grenze. Ja, es wird sogar ge» . neidet, daß die rumänischen Behörden diesen Deutschen die lusweispapiere und Geldmittel fortnehmen, damit sie in s Ingarn als verdächtige Fremde ins Schubhaus gebracht lerden.
' Von diesen bedrohlichen Nachrichten wird vielleicht die ! ine oder andere widerrufen. Das meiste wird traurige s Wahrheit bleiben. Wegen eines Streites Mischen den Re- ierungen greift ein sogenanntes Kulturland zu den barba- ischsten Gewaltmaßnahmen gegen Privatpersonen, zu Nethoden, wie unsere Feinde im Krieg sie angewend.ck ha- ! »en. Allgemein schämt man sich heute solcher Kriegsvsr- rrungen. Rumänien blieb es Vorbehalten, die üble Gepflogenheit der Ausweisungen und des Vermögensraubs wieder :u sieben zu lassen. Aber Rumänien hat ja mit einem Großen n Europa seinen geheimen Schutz- und Trutzvertrag. Dieses Bündnis wurde vor nicht langer Zeit anläßlich des rumäni- chen Mitteln dabei, aus seiner immer mehr abbröckelnden richk nur ein Gegenstück.zum tschechisch-französischen Vertrag, nit dem es in vielen Einzelheiten Aehnlichkeit hat, sondern s stellt sich dar als ein Teil der großen französischen Neu- «rdnung Europas, die daraus abzielt, in Deutschlands Rücken inen furchtbaren Ring.zu schmieden. Frankreich weiß, daß Deutschland mit seinen Polksteilen in verschiedenen Ländern auch mit den 90 000 siebenbürgischen Deutschrumänen) ein iundertmiki-onenvolk sein kann, wenn einmal die Stunde einer wirklichen Selbstbestimmung schlagen sollte. Frank- eich ist mit allen militärischen, finanziellen und diplomari- ch-en Mittln dabei, aus seiner immer mehr abbröckelnden Rationalität von kaum 40 Millionen ebenfalls ein Hundert- nillicmen-Volk zu schaffen. Zu seinen wichtigsten Hilss- wlkern gehören ietck die Rumänen,
liche deutsche Lusrrustungen, we nur au^u leicht ihre gläubigen Nacbbete» finden, zum Schweigen bringt.
Eine Orgie des Massenhasses.
Von unserem volkswirtschaftlichen Mitarbeiter.
Das suchtbare Grubenunglück bei Dortmund vom 11. Februar, dem 137 Bergleute zum Opfer gefallen sind hat überall im deutschen Volke große Teilnahme geweckt Um so unverständlicher ist es, daß der Versuch gemacht wer den konnte, vor Feststellung der wirklichen Ursache der Leirung des betreffenden Unternehmens oder der Bergbehörde den Vorwurf großer Fahrlässigkeit zu machen. In kommunistischen Blättern wurde geradezu von einem „Massenmord" durch die Erubenbarone gesprochen. Füllhörner voll Hatz und Zorn werden auf die Klassengegner ausgeleert; in Namen der deutschen Arbeiterschaft wurde gefordert, das die Arbeitsleistung herab-, das Lohnniveau dagegen heraufgesetzt werde.
Gegen solche innere Verhetzung ist kein Urteil scharf genug. Wenn etwas zur Sicherheit der Belegschaft versäum' worden sein sollte, so wird das schonungslos sestzustellei- sein. Wer dagegen glaubt, durch haltlose Verdächtigungen seine eigene politische und soziale Stellung stärken und die Anhänger anderer Auffassungen niederringen zu können zeigt auffallend wenig Verständnis für die Tatsache, das letzten Endes die Wahrheit den Sieg erringt. Die Katastrophe von Dortmund unterbricht eine lange Reihe von Jahren, in denen verhältnismäßig wenig Unfälle im Bergbau passiert sind. Das beweist, datz sich ganz allgemein die Technik, und insonderheit die Ausstattung der Kohlengruben mit Sicherheitsvorrichtungen gehoben hat. Unsere trau, rige Finanz- und Wirtschaftslage bringt es mit sich, .daß wn nicht mehr in dem gleichen Matze wie früher unter den großen Wirtschaftsvölkern auf dem Gebiete der technischen Ausstattung und der Schutzvorkehrungen bahnbrechend tätig sein können. Würde die Dortmunder Katastrophe zum Anlatz genommen, die Arbeitsleistung im Bergbau durch Schichtverkürzubg herabzusetzen, so würde damit das verfügbare Kapital weiter einschrumpfen und eine Bekämpfung der mit dem Bergbau verbundenen Berufsgefah» ren ganz ungeheuer erschwert werden. Die Orgie des Klassenhasses, die in za- chreiche., linksradikalen Zeitungen anläßlich der Explosionskatastrophe begangen worden ist, ist ein trauriges Zeichen dafür, datz sich ein großer Teil unseres Volkes immer noch von gewissenlosen und ehrgeizi- gen Demagogen zu Zwecken mißbrauchen läßt, die den wah ren Interessen Deutschlands widersprechen. Eine Gemein- schaft, die aus dem Uu-^ äck von !37 deutschen Familien sw sich Kapital schlagen will, schließt sich selbst aus dem Dreisc der anständigen Menschen aus.