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Nr. 40

Gegründet 1826.

Mittwoch den 18. Februar 1S2S

Fernsprecher Nr. 29.

SS. Jahrgang

Tagesspiegel §

Der Versuch zur Bildung der großen Koalition in hes- s sen ist gescheitert. l

Auf die Anfragen im englischen Unterhaus, wann das Kötner Gebiet geräumt und ob derScksiuß bericht" der Aebecwachungskommisfion veröffentlicht werde, gab Erst- minisler Laldwin ausweichende Antworten.

Auf der Tagung des Völkerbunds im März in Genf wird der englische Außenminister tzhamberlain den Vorsitz ^ führen. Die vom Völkerbund vorgesehene Abrüstungskon­ferenz würde aber erst im Herbst siattfinden können. i

Zum Präsidenten des finnischen Freistaats wurde der Abgeordnäe Relander (Agrarier) gewählt. >

Das japanische Außenministerium bestreitet entschieden, daß der in Berlin veröffentlichte Bericht von einem russisch- - japanischen Militärabkommen zutreffend sei. >

Die amerikanischen Flottenmanöver werden mit Justin,- - mung des Präsidenten Coolidos bei Hawaii im Stillen Welt- s ßneer. mit Einbeziehung des LanLheers, abgehaltcn. Der Plan ist. die Hawaii-Inseln zu erobern, die von einem Land- s zeer verteidigt werden. j

D e Wahabilen beschießen Re Stadt Dschedda (Arabien).

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Der unlautere Friede ?

Im Verlag der Gesellschaft Unitas in Mailand hat der ! frühere französische Generalkonsul und Ministerresident ! Meide Ebray ein BuchDer unlautere Friede" veröfsent- j kickst, in dem. er zunächst eine klare Darlegung der Borge- > schichte des Kriegs gibt und von der erbärmlichen Schuld- i lüge spricht. Die Behauptung der Schuld Deutschlands bleibe ! eine Lüge, auch wenn sie durch die erpreßte und erfolterte ! deutsche Unterschrift im Artikel 231 des Täuschungsvertrags ! von Versailles beglaubigt werde. Im übrigen begann, ! schreibt Ebray, als die Friedensverträge, insbesondere der > von Versailles und St. Germain, unterzeichnet wurden, sich i erst das Dunkel zu lichten, welches über Ursachen und Ver­antwortlichkeit am Krieg lagerte. Hätten nun selbst die Be­stegten ihre Schuld freiwillig eingestanden und nicht unter dein Druck der Folter, dann hätten sie dies in Unkenntnis des Tatbestands getan. Darum ist das den Besiegten er­preßte Geständnis ohne jeden moralischen, politischen oder geschichtlichen Wert und darf eine gewissenhafte Prüfung der Verantwortlichkeiten nicht verhindern.

Ebray zeigt weiter, wie die 14 Punkte des Präsidenten Wilson, welche als Grundlage des Friedens und des Waf­fenstillstands von der Entente und von Deutschland feier- Kch angenommen, nicht eingehalten wurde. In seinen Augen bildet der Pakt vom 5. November 1918 die Grundlage des Friedens. An diesem Tag gab der amerikanische Staats­sekretär Lan sing der deutschen Regierung bekannt, daß Präsident Wilson die zustimmenden Antworten der verbün­deten Regierungen erhalten habe aus seinen Vorschlag, den Frieden auf Grund der von ihm entworfenen und von Deutschland angenommenen Bedingungen zu schließen. Eb­ray zeigt an Hand der Akten, daß es sich um genau fest- gelegte Bedingungen des Präsidenten handelte und nicht etwa um den dehnbaren Begriff von Grundlagen, die man willkürlich erweitern oder gar verändern durfte! Daß dies auch die Auffassung der verbündeten Mächte um diese Zeit war, beweist er durch den Hinweis, daß die Mächte in ihren Zlustimmungsnoten nur zu einem einzigen Punkt der Wil- puschen Bedingungen ihren Vorhalt machten, nämlich zum Artikel 2, welcher von der Freiheit der Meere handelte!

Daß man, nachdem Deutschland in gutem Glauben die Waffen niedergelegt und ausgeliefert hatte, diese Bedingun­gen nicht eingehalten habe, sondern den wehrlosen, am Boden liegenden Gegner unter dom Druck einer widerrecht- kch fortgesetzten Hungerblockade und willkürlichen militäri­schen Besetzung zwang, die Bedingungen des Versailler Vertrags M unterzeichnen, welche nicht nur den Bedingun­gen des Pakts vom 5. Noveinber 1919 ins Gesicht schlugen, sondern absichtlich derart gefaßt waren, daß ihre Ausfüh­rung unmöglich blieb, bezeichnet Miede Ebray mit dem Worte: Felonie und ergänzt die Schwere seiner Be­schuldigung, indem er erklärt, daß um solche Felonie begehen p> können, Los deutsche Volk in einen Hin-terhald gelockt wurde!

Neun Kapitel seines Werks widmet Ebray der sorgfälti­gen Untersuchung des infolge eines unlauteren Friedens entstandenen allgemeinen Krankheitszustands, während er rm 10. Kapitel mit Vorschlägen, wie dem Uebei zu begeg­nen, hervortritt, um die Gesundung durcheinen wahren Frieden" herbeizuführen.

Unter Festhaltung der im französischen Volk verankerten Forderungen nachSicherheit und Entschädigungen" ver­wirft er jede gewaltsame Lösung und sieht als einzig gang­baren Weg, die Gefahr eines drohenden Dergeltungskriegs durch einen Ausgleich dauernd zu bannen! Einen fol- chen Ausgleich einzugehen gebietet, seiner Meinung nach, gerade das Interesse Frankreichs.

Diese Aenderung hätte in doppeltem Sinn zu erfolgen, sowohl bezüglich der Friedensbedingungen selbst, als auch in

bezug aus die Art und den Geist ihrer Durchführung, damit die besiegten Staaten nicht mehr der Versuchung unter­liegen, ihren unerträglichen Leiden durch einen neuen Krieg ein Ziel zu setzen und damit ferner ihr Ehrgefühl und natio­naler Stolz nicht weiterhin durch das Auftreten der Sieger verletzt werde-Denn die Verletzungen des Ehrgefühls sind oft brennender als anders Wunden."

Ebray fordert zunächst, im Sinn des Selbstbestimmungs­rechts, die Aushebung des ungeheuerlichen Verbots der Ber­einigung Deutschlands und Oesterreichs. Er erblickt in der Aufhebung dieser Bestimmung nicht nur ein moralisches Veruhigungsmittel, sondern einen gerechten Ausgleich für die dem deutschen Volk verloren gegangenen Gebiete.

Die weitere Aenderung hat sich ganz besonders mit den ökonomischen und finanziellen Bestimmungen des Vertrags zu befassen, welche im Widerspruch mit den ursprünglich übernommenen Verpflichtungen den Besiegten untragbare Lasten auferlegen und ferner ans die Aushebung jener Be­stimmungen zu erstrecken, welche einen Zustand der Ungleich­heit und damit Ungerechtigkeit geschaffen haben.

Ebray geht davon aus,' daß Deutschland vor allem nicht die Beträge schuldet, deren Bezahlung man von ihm verlangt, weil diese Forderungen dem Pakt vom 5. Novem­ber 1918 widersprechen und ihre Geltendmachung einen Ver­tragsbruch in sich schließt. Der zweite seiner Grundsätze ist für ihn in der Tatsache begründet, daß Deutschland nicht in der Lage ist, alles zu bezahlen, well die Verbündeten durch Aufbürdung einer unerträglichen Last ss finanziell ruiniert haben. Endlich stellt er fest, daß der widerrechtliche Einbruch in das Ruhrgebiet den Ruin Deutsch­lands besiegelt hat, der mit der Unterschrift auf dem Ver­sailler Vertrag bereits begann.

Vor allen Dingen fordert er von seinen Landsleuten di« Einschränkung der französischen Heeresausgaben, die seiner Ansicht nach zwecklos in so großem Ausmaß aufrecht erhal­ten werden, um angeblich die Forderungen Frankreichs an De AscMand.einzutreiben und sich.rzusteüen. Unter dem Hin­weis darauf, daß Deutschland bis zum 30. April allein für die Besatzun,gekosten der Truppen im Rheinland 3828 Millionen Goldmark bezahlt habe, verlangt er die größt­mögliche Verminderung dieser Truppen, deren Anwesenheit im übrigen gänzlich überflüssig wäre, sobald die Verpflich­tungen Deutschlands auf ein erträgliches und ausführbar« Ausmaß gebracht würden.

Bezüglich der Verbands-Schulden steht es für ton fest, daß weder Amerika noch England aus ihre finan­ziellen Forderungen gegenüber Frankreich verzichten wer­den, und es erscheint notwendig, unter allen Umständen aus dieser Zwangslage herauszukommen. Warum sollte es für Frankreich nicht möglich sein, einer ihm befreundeten Macht wie die Vereinigten Staaten von Amerika ein Stück seiner Kolonien oder einen Teil seiner ame­rikanischen Besitzungen (es würde sich besonders um die An­tillen handeln) abzutreten? Dagegen müßten sich die Ver­einigten Staaten verpflichten, aus ihre gesamten Forderun­gen an Frankreich zu verzichten. Den gleichen Vorgang schlägt Ebray ge^nüber England vor.

Die Denkschrift über die Ruhr-Entschädigung,

Die tzem Reichstag von der Reichsregierung zugeleiteke Denkschrift über die Entschädigung der Ruhr- Industriellen stellt zunächst fest, daß die Zahlungen nicht bloß den großen Industriegruppen des Ruhrgebiets zu- Destonden worden sind, sondern gleichzeitig auch der großen Zahl Keiner und kleinster Gewerbegruppen, soweit sie von der französisch-belgischen Ingenieurkommission in den sog. Micumverträgen gezwungen waren, für das Reich Ent- schädigungsleistung zu übernehmen oder soweit sie durch andere Maßnahmen der Besetzungsbehörden geschädigt wor den sind. Aach Einstellung des passiven Widerstands hatti der damalige Reichskanzler Strescmann die Bereit Willigkeit ausgesprochen, die Entschädigungsleisiungen wie­der aufzunehmen, dos Reich war aber finanziell dazu nicht in der Lage. Da entschloß sich zuerst die Ruhrkohlen Industrie, durch Anspannung ihres privaten Kredits, dic Awangskohlenlieferungen auf sich zu nehmen unter bei Voraussetzung, daß das Reich ihr später Ersatz leiste. Aust der Verband der Bergarbeiter trat diesem Angebot bei, da nach seiner Auffassung sonst die Abschnürung de: Rhein- und Ruhrgebiets und der Zusammenbruch un vermeidlich gewesen wäre. Für die Reichsregie runc gebot es sich von selbst, der bedrängten Ruhrbevölkerung zr helfen, deshalb nahm sie das Angebot der Industrie an unk stimmte den vom Sechser-Ausschuß unter Führunc von Hugo Stinnes geführten Verhandlungen mit dei Ingenieurkommission zu, indem die von der Industrie über nommenen Lasten auf gewisse Reichs steuern aufge­rechnet und darüber hinausgehende Leistungen eine Ber gütung bewilligt wurde, die zunächst gutgeschrieben unk nach Ordnung der Reichsfinanzen durch Anleihe oder ir anderer Weise erstattet werden sollte. Dieses Beifahrer wurde in der Kabinettssitzung vom 20. Oktober 1923 ge billigt. Die Verpflichtung des Reichs z'ui Rückzahlung ist also unbestreitbar und sie ent spricht «ich de« einfachsten Forderunaen der Gerechtigkeit

Die Mage war nur, w a n n u n d i n w e l ch e r W e i f < die Verpflichtungen am vorteilhaftesten abgelöst werdei jollten. 'Durch eine schnelle Regelung bestand die Mög lichkeit, der finanziell bedrängten Industrie Hilft zu bringen und zugleich durch einen bedeutender Nachlaß ihrer Forderungen einen erheblichen fi nanziellen Vorteil für das Reich zu erzielen - Eine Abfindung in Form einer Anleihe hätte der Ruhr Audustrie keine wesentliche Hilfe gebracht, andererseits wcu die Kassenlage des Reichs in diesen Monaten für eine Bar aolösung nicht günstig. So schloß man einen Vergleich durch den das Reich über 200 Millionen Reichs mark erspart hat gegenüber den tatsächlichen Forde rungen der Industrie. Nach Abzug der gemachten Ab schlagszahlungen und Steueraufrechnungen (seit Novembei 1923) verblieb noch ein Betrag von 222 Millionen, wovor aber auch noch 110 Millionen durch Uebernahme einer Kre oitoerpslichlung des Bergbaus bei der Reichsbank abgedcck worden sind, so daß nur eine Barabdeckung vor rund 112 Millionen Reichsmark verblieb. Dir in der Oeffentlichkeit fälschlich verbreitete Meinung, e: seien plötzlich rund 700 Millionen Goldmark in bar an di, Schwerindustrie ausbezahlt worden, ist also unrichtig.

Zur Zeit der Ablösung war der Reichstag aufge- l ö st und die Neichsregierung befand sich im Rücktritt. Der neuen Reichstag abzuwarten und die entsprechenden Gesetz« einzubringen, hätte eine Verzögerung um Monat, bedeutet, durch die das Reich jener Ersparnisse ver­lustig gegangen wäre. Mit Rücksicht darauf wurden du Zahlungen aus Grund einer Ueberschreitung des Reichs Haushalts vorgenommen, für welche die Reichsregierung fick die nachträgliche Genehmigung durch den Reichstag erbitte» wollte, da eine unabweisbare Notwendigkeit vorlag uni der Reichstag nicht früher befragt werden konnte. Ein, Behandlung dieser Dinge im Reichstag in der kritische» Zeit hätte natürlich bei der Art der Jngenieurkommissio» nur zu leicht dazu geführt, daß die Gegner alsdann ihn Forderungen stark erhöht und noch größere Leitzi ungen aus dem besetzten Gebiet he rausgepreßt hätten.

Neue Nachrichten

j Skresemann über den Streik mit Rumänien

Berlin, 17. Febr. Reichsminister Dr. Streseman» ! gab gestern im Haushaltausschuß des Landtags Auskunß ! über den schwebenden Streit mit Rumänien. Wäh, < rend der Besetzung Rumäniens durch die deutschen Truppe» . Im Krieg waren im Auftrag der deutschen Regierung von ! der Banca Generals in Bukarest Geldnoten in Höhe vo» ! rund 3 Milliarden Lei ausgegeben worden, die von der i rumänischen Regierung später durch Noten der National- ; dank eingelöst wurden. Die rumänische Regierung verlang» ^ nun von Deutschland die Entschädigung dieser Noten i» ! Gold und außerdem weitere Entschädigungen, obgleich Ru- ! mänien im Vertrag von Versailles eine Kriegsentschädigung ! m beträchtlicher Höhe zugesprochen war. Rumänien w» j ftch auch mit der endgültigen Entschädigungsregelung durch ! den Dawesplan nicht zufrieden geben und droht, das Eigen­tum der in Rumänien lebenden Deutschen wegzunehmen. rClnister Strefemann teilte mit, die Verhandlungen über di« umänischen Ansprüche auf Rücklieferung von Vieh, Eisen­bahnwagen usw. haben sich verzögert, well die Anspruch, übertrieben waren. Bezüglich der Rückerstattung von Ver­mögenswerten sollen gemeinsame Verhandlungen zwischen Deutschland, Oesterreich, Ungarn nnd Rumänien in Wien stattfinden. Bezüglich der Geldnoten haben schon 1921 und >922 Sonderverhandlungen stattgefunden, obgleich der Ver­mag von Versailles Deutschland nicht verpflichte, diese Note« -inzulösen. Das deutsche Angebot, einen bestimmten Betrag zu ersetzen, wenn Rumänien auf die Einziehung des deut­schen Eigentums verzichte, sei abgelehnt worden. Nun oer- iange Rumänien, nachdem seine Sonderforderungen vo» ver Pariser Finanzministerkonferenz abgelehnt waren, daß Deutschland neben seinen Daweszahlungen noch besonder« Zahlungen an Rumänien leiste. Das stehe in Widerspruch mit dem Dawesplan, wenn Rumänien trotzdem wider­rechtlich Gewaltmaßnahmen anwenden würde, so würde auch Deutschland freie Hand haben. Die Reichsregierung würde es bedauern, wenn durch derartige Maßnahmen di« Beziehungen zwischen beiden Ländern in so schwerer Weise beeinträchtigt werden müßten.

Der rumänische Gesandte in Berlin übergab dem Aus­wärtigen Amt eine Note der rumänischen Regierung, ni der die ungesäumte Erfüllung der rumäni­schen Forderungen verlangt wird.

Reue Lohnbewegung in Berlin _ Berlin, 17. Febr. Die Gewerkschaften haben lautVor­wärts" beschlosten, einen neuen Lohnkampf einzuleiten mck gegebenenfalls den Generalstreik auszurusen.

Schandtaten marokkanischer Soldaten Frankfurt a. M 17. Febr. Am Mainuser bei Griesheim