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Nr. SS
Gegründet 1826.
Dienstag den 17. Februar 1S2S
Fernsprecher Nr. 29.
SS. Jahrgang
Tagesspiegel
Me Reichsregierung hat die Denkschrift über die Entschädigung der Ruhrindustriellen für die Zwangslieferungen an Frankreich veröffentlicht.
Der 5 Reichslandbnndkag und der 1. Reichsjungland- vundlag wurde heute vormittag im Berliner Groszen Schauspielhaus mit einer Ansprache des Landbundpräsidenken Graf Kalkreuth eröffnet.
Die Londoner „lilorning Post" erfährt aus Washington, ks lei nicht daran zu denken, daß Präsident Coolidge noch m diesem Jahr eine Abrüstungskonferenz einlade. Erst müsse Entstand und Frankreich sich über die Sicherheit geeinigt haben. Es werde sich darum handln, ein Skärkever- bälknis für Kreuzer, Flugzeuge und Tauchboote für Amerika, England, Japan, Frankr eich un d Italien zu schaffen.
Der Antikatholik Herriot
Ist vielleicht zu viel gesagt? Ludwig XIV., der „allerstrist- kichste König", hat seiner Zeit einen päpstlichen Nuntius aus Frankreich ausgewiesen. Und doch hat es -dieser König an Kirchlichkeit gewiß nicht fehlen lassen. Bei Herriot aber ist es etwas anders. Sein Verhalten in dieser Sache wird oo« allen Katholiken Frankreichs direkt als eine ausgespro- chme Kirchenfeindlichkeit verurteilt. Sofort nach Bekanntmachung dieser Regierungshandlung erhoben die 6 französischen Kardinale schärfsten Widerspruch, der übrige Episkopat folgte nach, desgleichen die katholische Partei und der von General von Castelnau geleitete neugegründete „Nationalbund französischer Katholiken". Allerdings steht Herriot mit seinem feindseligen oder mindes sehr unfreundlichen Vorgehen gegen den Papst nicht -allein. Schon 1869 heißt es im republikanischen Programm Gambettas: „Mir fordern vollständige Trennung von Kirche und Staat", und am 21. Mai 1877 erklärte derselbe Ganrbetta: „Der Klerikalismus ist der Feind."
Aber Frankreich hatte seine Botschafter beim Vatikan immer noch bis 1904. Da hob Com des Liesen Posten aus. Er wolle keine katholischen Orden haben „im Interesse der Freiheit, des sozialen Friedens und der moralischen Befreiung"; er lehnte auch die amtliche Vertretung der französischen Regierung beim päpstlichen Stuhl ab.
Da kam der Weltkrieg, und aus leichtverständlichen Gründen bemühten sich die Leiter des schwer bedrängten französischen Staates, wieder einen Anschluß in Rom zu finden. Lange Zeit zeigte der Papst, dessen Vertreter man ehedem so brutal den Stuhl vor die Türe gesetzt hatte, allen Anbieterungsversuchen aus Paris die kalte Schulter, bis es endlich dem Präsidenten Loubet gelang, den Draht zwischen dom Vatikan und Paris wieder herzustellen. Uni so überreichte am 3. August 1920 Mfgr. C e r e t t i als Apostolischer Nuntius (Botschafter) in Pakts sein Beglaubigungsschreiben. Dieser Zustand dauerte jedoch nicht lange. Schon am 17. Juni 1924 teilte Herriot, der sich 'der Kammer und dem Senat als Präsident vorstellte, mit, er habe den französischen Fotschafter beim Vatikan a-bberufen.
Damit hatte er es von vornherein bei den kirchlichen Katholiken, ganz besonders bei den Elsässern gründlich verschüttet. Cs gab überall im Lande Massenkundgebungen, mitunter bis zu 50 000 Teilnehmern, welche alle gegen das Vorgehen Herriots sich wehrten. Der neue Ministerpräsident spürte es auch, daß er in ein böses Wespennest gegriffen hatte. Wie die Sache wieder gut machen? Zunächst galt es, die päpstliche Politik der letzten Jahre bei den national so überaus empfindlichen Franzosen möglichst schlecht zu machen Und io hat er in seinen Kammerreden Ende Januar dem Papste den Vorwurf gemacht, er habe während des Kriegs die Neutralität nicht gewahrt und niehr die Partei Deutschlands als die Frankreichs genommen. Benedikt XV. habe sogar versucht, Italien vom Krieg gegen Deutschland abzuhaltev. Pius Xl. gar habe den Versailler Vertrag eine „Verewigung des Hasses und der Rache" bezeichnet. und in der Frage der Ruhrbesetzung Frankreich ins Unrecht gesetzt.
Und richtig gelang es ihm auch, die Mehrheit der Kammer für seine Maßnahmen zu gewinnen; in der Sitzung vom Z. Februar wurde die Aufhebung der vatikanischen ' Botschaft mit 314 gegen 250 Stimmen beschlossen. Um aber diese bittere Pille den Elsässern einigermaßen schmackhaft zu machen, forderte er gleichzeitig einen Kredit von 50 000 -N zur Errichtung einer „politischen Mission" beim Vatikan in Sachen des elsässifchen Konkordats.
Ob sich die Elsässer, wie überhaupt der französische Klerus und dessen Anhang bei diesem Notbehelf beruhigen? Eigentlich ist Frankreich beim Papste unvertreten, hat nicht einmal einen „Jnternuntius" oder nur auch einen diplomatischen Geschäftsträger. Das „katholische Frankreich", besten Einwohner wenigstens dem Namen nach zu 95 v. H, zur katholischen Kirche zählen, ist bezüglich seiner Vertretung übler daran als die Vereinigten Staaten von Nordamerika, die wenigsten einen „ständigen Beobachter" am päpstliche« Stubl unterhalten. Staatsmännisch klug hat Herriot gewiß
nicht gehandelt Für die Politik gilt, wie Bismarck einmal mil Recht gesagt Hot, der weise Satz: „(Zuiets non movere" d. h. du sollst nicht unnötig Dinge aufrühren, die böses.Blut machen könnten. M. !4.
Der Barmatskandal
Der Untersuchungsausschuß dec s ocrnaym den Botschafter von Maltzan,
Berlin, 16. Febr R e I ch s t a g >
der non 19i7 bis 1919 Legftalionsrat in Amsterdam war. Mattzan berichtet, Bankrat, der schon früher in Spionage- zeschichien tätig war, sei- in Amsterdam zu ihm gekommen, NM von ihm (Maltzan) eine „Empfehlung" zu erlangen. Er habe sie abgelehnt und im Januar 1919 die Regierung in Brrü.n telegraphisch vor Barmat gewarnt. Barmat bade cm den Reichspräsidenten Eberk verschiedene Liebes- gaberwakete geschickt. Die deutsche Gesandtschaft im Haag Habs übrigens die Regierung oft vor Barmat gewarnt. Von dem Schreiben des Gesandten Rosen an das Amsterdamer Generalkonsulat, nach dem der Reichspräsident wünschte, Saß die Einreiseerlaubnis für Barmat verlängert werde, wisse er persönlich nichts. Auf die Frage des Vorsitzende?-. rb es richtig sei, daß Varmat stets unverzüglich Kenntnis bekommen habe, wenn über ihn eine schlechte nach Berlin gegeben wurde, antwortete Maltzan: „Icnvvhi. Da r mal hatte Verbindung mit dem Auswärtigen Amt und war über alle Maßnahmen besser unterrichtet als wir in Amsterdam (Bewegung.) Abg. Herm. Müller (Franken) fragte in einem Brief an die Gesandtschaft im Haag an, was es mit Len Schwierigkeiten für eine Bewandtnis habe, die die Gesandtschaft dem Barmat bereite. Der Abg. Heilmann Hobe sich darüber beschwert. Die Untersuchung verlief km Sonde. Reichskanzler Bauer verwandte sich persönlich im Ausw. Amt dafür, daß Barmat eine dauernde Einreiseerlaubnis erhalte. Der Vorsitz ende bemerkt, alle Akten über Barmat tragen den Vermerk „Streng vertraulich". Das sei damit zu erklären, Laß alle fürchteten, von Varmat geschädigt zu werden. Maltzan sagt, auf Be- treiben Heilmanns sei tatsächlich ein dien st- liches Stra fverfahren gegen einen Legationssekretär der deutsch. Gesandtschaft im Haag ein- geleitek worden, weil er Barmak einen Schieber nannte. Auf die Frage, wer denn die Anhänger Barmats gewesen seien, nennt Maltzan die Namen Staatssekretär Töpfer, Bercke, Scheidsmann und Hirsch.
Polizeipräsident Richter gab in seiner Vernehmung vor dem Untersuchungsausschuß an, als er (1919) sein Amt erhalten habe, habe es in Berlin schon über 100000 Ausländer gegeben, die nicht auf ordentlichem Weg fast alle aus dem Osten eingereist seien.
Die Vernehmung des Reichspräsidenten Ebert wird zurückgestellt, bis die Staatssekretäre Meißner und Köster, der Legationsrat Köster, der Gesandte Rosen und der frühere Reichskanzler Hermann Müller vernommen sind.
Der erweiterte Ausschuß der sozialdemokratischen Bezirkspartei Berlin unterstützte den Antrag, den früheren Reichskanzler Bauer aus der Partei auszuschließen.
Strafanzeige gegen den Staatsanwalt
Nach der „Verl. Ztg." hat der Rechtsanwalt Dr. Löwe nst ein gegen die Staatsanwaltschaft Strafanzeige erstattet, weil sie in der Untersuchung gegen Kutis- ker, Varmat, Werthauer, Ermslbert usw. durch den amtlichen preußM-en Pressedienst Schriftstücke aus dem Verfahren veröffentlicht habe, bevor cme öffentliche Gerichtsverhandlung stak,gesunden k-ibe. Er (Pswensiesn) müsse dies als eine „r-'ietzwidrico Jrr.stU,.;-.-rz der Lfstmlich-en Meinung" berc'..... in. __
Neue Nachrichten
Bom Reichstag
Berlin, 16. Febr. In der 24. Sitzung kam auch noch das höhere Schulwesen zur Beratung. Die Verhandlungen boken nicht viel Bemerkenswertes. Abg. Dr. Philipp (DR.) forderte ein Gesetz zum Schuh der höheren Schulen, deren neunjährige Lehrzeit unter »eien Umständen verkürzt werden dürfe. In Hamburg sei der Versuch mit der achtjährigen höheren Schule ln jeder Hinsicht gescheitert, und man sei zu den neun Jahren zurück- zekehrt, nachdem leider schon großer Schaden durch die Bersuchmacherei angerichtek war. Mit dem Experimen- lieren müsse man endlich aushören. Begabte Kinder müssen die Möglichkeit haben, nach drei Jahren von der Grundschule zur höheren Schule überzugehen. Das bedeute keine .Standesschule', die Begabung mache keinen Unker- schied zwischen arm und reich. Dr. Runkel (D.V.) trat ebenfalls für die Möglichkeit eines Uebertritts nach drei Jahren ein. Es sei eine Versündigung an der Seele des Kindes, begabte Kinder vier Jahre lang in der Grundschule fcstzuhalten. Staatssekretär Schulz erklärte, über diese Fragen müsse man erst mit den Einzelstaaken in Verbindung treten, außerdem werde auch der Finanzminister ein Wort mitsprechen.
Die Auswertung
Berlin, 16. Febr. Am Samstag tvat der Aufwer- tungsausschuß des Reichstags zusammen. Nach dem erstatteten Bericht hat sich der frühere Reichsfinanzminister Dr. Lacher gegen alle Vorschläge der Aufwertung gewandt, die über den sozialen Rahmen hinausgehen. Für die Aufwertung treten vor allem die Hypothekengtäubiger und der Sparkassenverband ein, Handel und Industrie sind dagegen, während Grundbesitz und Landwirtschaft die vermittelnde Stellung einnehmen: wenn die Landwirtschaft wieder einen Ertrag abwirft, sei sie bereit, die Zinsen zu bezahlen Im Reichstagsausschuß wäre eine Mehrheit für die Aufhebung der dritten Steuernotverordnung vorhanden gewesen, aber ohne einheitliche Grundlage; teils wollte man die Aufwerturrg erhöhen. Der Reichsfinanzmimster sprach sich gegen die Wiederaufnahme des öffentlichen Zinssndienstes mrd wollte nur eine Aufwertung der Kriegsanleihen auf 1,5 bis 2 Mark für 100 Mark und zwar nur bis zum Höchstbetrog von 1000 Mark für eine Person und auch dies nur für Pcdüiftige. Niemand würde also mehr wie 15 bis 20 Mark erhalten. Ein Antrag, vom Anleiheumlauf von 30 Millionen die Hälfte zu vernichten und die restlichen 15 Milliarden mit 1,5 Prozent zu verzinsen, wurde abgelehnt. Ern Antrag, von den Gesamtanleihen (75 Milliarden Mark) 10 Milliarden zu bevorzugen und von den zur Verfügung stehenden Mitteln den größten Teil zum Heimzahlen, den Rest zur Verzinsung zu verwenden, kam nicht mehr zur Abstimmung. du der Reichstag aufgelöst wurde. Für letzteren Antrag waren Las Zentrum und die Bayerische Volkspartei, während die Deutschnationalen die Verzinsung der Reichsanleihen, wenn auch nicht in vollem Umfang, ver- ionqerr.
Die kehlen Token geborgen
Dortmund, 16. Febr. M't großen Anstrengungen wurden heute die letzten sechs Tote des Grubenunglücks geborgen.
Der Bund der französischen Grubenarbeiter haben eine Sammlung für die Hinterbliebenen veranstaltet und zwst Verbimtzf sowie der allgemeine Gerverkschaftsbund je 1000 Fronten gesandt. Die „Humanste" erinnert an das Grubenunglück in Courrieres am 10- März 1906, wo Kaiser Wil- betm eine Rettungsmannschaft aus dem Ruhrgebiet nach Frankreich sandte, die sich durch ihren Opfermut auszeichnete. Eine Abordnung der Grubenarbeiter von Courrieres wird der Beerdigung in Dortmund anwohnen.
Der Tschekaprozeß
Leipzig, 16. Febr. Der Angeklagte Reumann legte sin volles Geständnis ab über den bis ins einzelne ausaear- veitelen Plan, den GeneralSeecktzu „erledigen", was ursprünglich im Reichsministerium, -dann am Anhalter Bahnhof in Berlin ausgeführt werden sollte, wo der General von Weimar ankommen sollte. Er kam aber nicht und de» Mordplan unterblieb. Der Befehl zur Ermordung war vo» Moskau durch den .General Wolf' (Gorez) in der Moskauer Botschaft in Berlin gegeben worden und Radek-Sobel- sohn sollte ihn überwachen. Neumann gab dann Aufschluß über die Ermordung des Friseurs Rausch in Dresden, die auf Befehl des „Generals Wolf" von Neumann vollbracht wurde, weil Rausch ein Spitzel sei. Ferner berichtet Neumann über einen Mordplan gegen den GroßinduftriAle» Borsig, wozu verschiedene der Angeklagten beaujtvaA waren.
Das Urteil gegen die Kommunisten
Leipzig, 16. Febr. Das Urteil des Staatsgerichtshof» gegen die württembergischen Kommunisten lautet: Es erhalten Linke 4 Jahre Zuchthaus und 400 Mark Geldstrafe. Lange sen. 1 Jahr 6 Monate Gefängnis und 100 Marl ! Geldstrafe, Lange jun. 1 Jahr Gefängnis und 100 Mark Geld- i strafe, Feil 1 Jahr Gefängnis und 100 Mark Geldstrafe, Haderer 1 Jahr 3 Monate Gefängnis und 100 Mark Geldstrafe,
- Wieck 1 Jahr 3 Monate Gefängnis und 100 Mark GeL- strase: Stier wird frei gesprochen. Die Geldstrafe gilt bei alle»
! Angeklagten als durch die Untersuchungshaft für verbüßt.
! Hilfe für die sächsische Landwirtschaft
Dresden, 16. Februar- Der sächsische Landtag bewilligt« i 2,5 Millionen Mark zu Hilfsmaßnahmen für die Landwirt» ! fchaft im Erzgebirge und im Vogtland, die durch die Wechte ! Witterung, Üeberschwemmungen ufw. im vorigen Jrchr ' schwer geschädigt worden ist.
- Der Reichskanzler im Osten
j Königsberg. 16. Febr. Zur Eröffnung der Ostmesse ift ! Reichskanzler Dr. Luther mit dem Reichswirtschafts- i minister Dr. Neuhaus gestern hier eingetroffen, wobei er ! eine Ansprache hielt. Van Königsberg begab sich der Reichs- i Kanzler nach Marienburg und Marienwerder, um den Hafen § von Curzebrook zu besichtigen. Heute abend erfolgte di« Mck- : reise nach Berlin.
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j ' Die Kapikalfluchk in Frankreich j Paris, 16. Febr. Unter Poincare waren die sogenann-
- len Kupvnbcfte zur Ueberwachung des Kapitalbesitzes ein»
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