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»Unsere Heimat"

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Bostschecttoruv: «tuttgart 811».

stk. 282 Grgrltrrdei

Sei des SgWlische» ..I .!

Von Karl Eugen Schmidt, Alexandrien. :

Wenn man dem Herodot glauben darf, dann war Aegyp- i jen zu seiner Zeit das Land der Zwiebeln, denn er berich- > tet, die Erbauer der Pyramiden hätten in den 30 Jahren : st---r Arbe t für i960 Silbertalente Zwiebeln und Lauch ! verzehrt, welche Summe ungefähr 7 Millionen Goldmark ! ansmacht. Nun waren das aber nur 109 000 Mann, und j da mag man sich ausrechnen, wie viele Zwiebeln erst das i ganze, wohl an die 12 Millionen starke Volk damals aufte- , «essen hat. Sn schwach im Koos, um das festst,mstellen, bm , ich doch der Meinung, daß damals der größte Teil des an- ^ baufähigen Landes in Aegypten mit Zwiebeln und Lauch - bestellt gewesen sein muß. Inzwischen bat sich das zugunsten - der Baumwolle geändert, obschon die Zwiebel nach wie vor s nicht nur des Fellachen Speise, sondern auch ein starker Aus- -1 fuhrartikel ist. Ganze Dampferladungen gehen von Alexan- ! brien nach England und den Vereinigten Staaten, und nach j der Baumwolle bildet die duftige Knolle wohl den stärksten j Posten in der ägyptischen Ausfuhr. i

Von der Baumwolle berichtet dagegen der Vater der Ge- s schichte, Herodot, nichts, und wenn man einen heutigen i Baumwollmann in Aegypten befragt, erhält man fast immer ? d-m Bescheid, das sei eine ganz neue Errungenschaft, unter Mechmed Ali vor höchstens hundert Jahren im Nilland ein- > .geführt. Aber das stimmt nur insofern, als unter Mechmed ' Ali die Baumwollkultur von der Regierung in die Hand : genommen und ausgebreitet wurde. Daß es schon lange i vorher Baumwolle in Aegypten gegeben hat, berichtet Pli- nius, der 500 Jahre nach Herodots Besuch schrieb, daß in s Oberägypten ein Bäumchen gedeihe, von den einenGossy- pwn, von den andern Tylon genannt, dessen haselnußgroße Frucht eine Wolle enthalte, die man spinnen könne; welches Gespinst dann ein Gewebe gebe, so fein und weiß wie irgend­ein andres, woraus die Gewänder der ägyptischen Priester ongefertigt würden.

Baumwolle hat es wohl schon in unvordenklichen Zeiten in Aegypten gegeben; daß sie aber nach und nach das früher «nchenhaft ausgeführte Getreide von der Hauptstelle ver­drängte, das ist in er'er Ruhe das Verdienst des genannten Pnchas, der außerd ' nock uns Menge anderer Kulturen ei, führte, die wenig O'ick geh bt haben. Er begünstigte z. B. den Anbau von go, Opium, Maulbeerbäumen zur

Seidenraupenzucht und vieles andere, was keinen Erfolg ae> habt hat und jetzt wieder verschwunden ist. Er war übrigens auch der erste, der die Baumwolle gleich im Lande zu ver­werten suchte und Spinnereien und Webereien anlegte. Zu feiner Zeit wurde all das grobe blaue Baumwollzeug, wel­ches die Fellachen tragen, und der Stoff für die Uniformen des ägyptischen Heers im Land selbst angefertigt. Nachher gingen alle diese Anstalten ein, und erst vor wenigen Jahren hat man wieder mit Spinnen und Weben im Land begon­nen. Indes wird wohl nicht der hundertste Teil der in Aegypten erzeugten Baumwolle im Land verarbeitet, son­dern bei weitem die Hauptmasse geht ins Ausland, die grö­ßere Hälfte nach England.

Die ägyptische Landschaft 'st grausam langweilig, wenn man sich einmal an sie gewöhnt har; zuerst hat man sein Vergnügen an den Palmen, die fast nirgends fehlen und die stellenweise ganze Wälder oder doch Haine zu bilden scheinen: nachher wird man ihrer überdrüssig, und man fin­det. daß ein deutscher Birnbaum doch ein ganz anderer Bursche ist, em herrlicher stolzer Gesell, der seine Eigenart hat und für sich allein etwas vorstellt. Die Palmen sehen sich schrecklich ähnlich untereinander; wenn man eine gesehen hat, hat man sie alle gesehen, und schließlich findet man es sozusagen sonderbar, daß die Natur einen gewaltigen Schiffs­mast aufbaut, nur damit er oben an der Spiße ein paar Duzend Blätter tragen soll.

Die Dattelpalmen sind die niemals fehlenden Ausstat­tungsstücke der ägyptischen Landschaft; andere Bäume kom­men ja auch hier vor, spielen aber keine Rolle. Die in Aegypten lebenden Europäer nennen jeden Baum mit dich­tem LaubLebbach". Die Lebbachbäume werden fast nur an den Kanälen, die Palmen aber allenthalben im freien Feld angetroffen.

Noch zu erwähnen sind die allerdings recht seltenen Ge- btttürme der Moscheen, in Aegypten weit seltener als bei uns die Kirchtürme, obgleich die ägyptischen Dörfer zahlreicher I und näher beisammen liegen als die unsrigen. Während es I aber in ganz Mitteleuropa nur wenige Dörfer ohne Kirche und Turm gibt, leisten sich dis Fellachen diesen Aufwand ! e'^ntlich nur bei recht großen Ansiedlungen, die man kleine s Tiiidte nennen könnte, wenn die Wohnungen nickst gar zu i eriaselig wären.- Diese Wohnungen wurden vor alter Zeit j aus getrocknetem Nilschlamm errichtet, und heute ist das ; gmau ebenso. Nur in seltenen Fällen werden vorher schöne , khstlwlnklige Zieaelsteine daraus geformt. z:>allermeist knetei der Fcllach mit Frau und Kind die weiche Masse sofort an s Ort und S^u« zur gewstnsch^n Form, und dabei entstehen dann viel öfter ganz oder halb runde, mehr oder weniger bucklige, auf allen Seiten und auch auf dem Dach mit war- zenäh'ns'cben Auswüchsen behaftete als rechtivinttia? und gradlinige Bauten.

Samstag de« 29 November 1924

RIM

ZUM 1 . Advent!

Psalm 1-8,26. Gelabt sei, brr da kommt im Namen des Herrn!

Höllenweg.

Durch die Hölle mußt du schreiten Drr du Auferstehung sehnst,

Klagen und verlassen weinen Weil du dich verloren wähnst.

Tiefer Schmerz muß jäh duuhdringe»

Qualvoll deine Not aufschrein,

Hoffend unter den Gehaßten,

Mußt du blind und irrend sein!

Erst wenn du dein Selbst durchstoßen : ° sch Schlacke sinkt und Flamme brennt Tönt durch das Inferno-Düster Milde Glocke des Advent.

Max Fischer.

Gott hat mit den Menschen niemals ändert gehandelt, handelt auch jetzt nicht anders mit ihnen als durch das Ver- heißungkwort. Wiederum können auch wir niemals anders mit Gott handeln als durch den Glauben an sein Verheißungs­wort. Die Werke sieht er nicht an, und bedarf ihrer auch nicht. Durch sie handeln wir vielmehr an Menschen und mit Menschen und mit uns selbst. Er bedarf aber, daß man ihn für treu und wahrhaftig halte in seinen Verheißungen, daß man gelassen seiner harre und er so durch Glaube, Hoffnung und Liebe angebetet werde. Dadurch kommt er denn in uns zu seiner Ehre, da wir nun nicht durch unser Laufen sondern durch sein Erbarmen, Verheißen und Schenken alles Gute haben und erhalten. Siehe, das ist rechter Gottesdienst und rechte Gottesverehrung. Martin «»«her.

ME

Das muß man indessen Loch gestehen: lustiger und merkwürdiger, malerischer und seltsamer sieht so ein F:üa- chendorf wirklich aus als ein von europäischen Baukünstlern aufgeführtes Stadtviertel in Alexandrien oder Kairo. Indes möchte man da dock; nicht wohnen und auch nicht lauge wei­len, denn Auge und besonders Nase werden ohne Unterlaß so heftig angegriffen, daß baldiger Rückzug auch dem Kühn­sten geraten scheint. Wie in unseren heimischen Dörfern spielt auch bei den Fellachen der Misthaufe eine große Rolle; er wird aber nicht zur Verbesserung der Felder, sondern zur Feuerung verwandt, andern Heizstöff kennt der Fcllach nicht und hat er niemals gekannt; Die Hausfrauen kneten aus dem Dünger der Haustiere schöne flache Kuchen, unserm Lohkäs" der Gerbereien ähnlich, obschon viel breiter und dünner: die werden an der Sonne getrocknet und dann in Haufen aukaeschichtet, die oft höher sind als die daneben kauernden Wohnungen. Indes ist so ein Düngerhaufe noch lange nicht der schlimmste Angreifer unserer Riechwerkzsuge; furchtbare Bundesgenossen strömen ihm aus jeder Hütte, aus den engen Pfaden zwischen den Wohnungen und sogar aus dem Kcm-ll zu. so d"k wir gern die Geleaenheit ergreifen, uns seitwärts in die Baumwöllbüsche zu schlagen, deren un­übersehbare Reihen sich dem auf der Kanalböschung stehen­den Beschauer darbieten als endlose Scharen, die sich in dem für ein gewöhnliches Auge undurchdringlichen Flimmer der Ferne verlieren.

So ein Baumwollfeld siebt af"- nicht bästOch aus. Die Baumwollstaude wird etwa mannshoch, braucht aber keine Stütze und sieht alles in allem etwa einer nnde^en Hal-el- staude ähnlich. Die Blätter sind allerdings ansehnlicher, und dazu kommen noch die Blüten. Die Baumwolle bat eine große gelbe Blüte, rosenähnlich, obschon mit geschlossenerem und tieferem Kelch. Diese Blüten bedecken den Busch vom Juki bis zum November, und von Ende August an springen die reifen Kapseln auf und zeigen die heroordringenden weihen Wollbällchen. Das ist ganz hübsch, und wenn zur ! Zeit der Ernte, die gewöhnlich anfang September beginnt, j die erntenden Frauen, Mädchen und Kinder durch die an- i scheinend mit gelben und weißen Blüten übersäten Büsch- ! reihen wimmeln, während am Rand des Felds den Kamelen i dte Säcke und Körbe mit der hochgeschichteten Wolle auf- '

ernsprecher Nr. 29. 98.

! geladen werden, dann .gibt das ein Bild, das man mit der ! heimischen Weinlese in eine Reihe stellen darf.

Die Weinrebe wird, wenn ich mich recht erinnere, 12 j Jahre alt im' Weinberg, die Baumwollstaude dagegen muh ihr Leben viel früher lassen; jedes Jahr werden die Büsche ! unbarmherzig ausgerodet, obgleich sie vermutlich ganz gut ein paar Jahrzehnte leben könnten. Der Ertrag im ersten Lebensjahr ist aber so viel besser und größer als in den fol­genden, daß sich die alljährliche Neubestellung aufdrängt. Ende November sind alle Baumwollfelder geräumt, dann wird eilends eine Zwischensaat von Getreide oder Klee ge­macht, und im Februar werden wieder Baumwollkerne ge­sät. Dies geschieht etwa in den Zwisckenräumen unserer Rebstöcke, und zwar kommen in jedes Samenloch drei bis vier Kerne; von den aufgegangenen werden die schwächsten Mlänzcben ausgerissen, so daß für jedes LoD nur das stärkste stehen bleibt. Tie Hauptsache ist danach die Bewässerung, die heute viel besser geregelt ist als früher, die aber nicht mehr die Erde zugleich befruchtet, wie das früher der Fall war. Heute bleibt der befruchtende Schlamm größtenteils in den künstlichen Stauseen sitzen, und so kommt cs. daß die Fruchtbarkeit der Felder im Delta von Jahr zu Jahr ab- nimmt. Vor 20 Jabren brachte der mit Baumwolle bestellte Morgen Landes fast doppelt so viel wie beute, und wenn das so weiter geht, werden die klugen Engländer, welche die gewaltigen Stauwerke für Raubbau angelegt und dabei alle Rücksicht beiseite gelebt haben, icb erinnere an die Zer­störungen der in ihrer Art ganz einzigen Temvelinsel Philae, vor der Welt gar nickt mehr als kluge, sondern als kurz­sichtige u: d irrende Menschen dostehen müssen. Alb Gott, wie werden dann erst di? Ae-mpter Len Engländern sli"b?n, denen sie letzt schon alles Schlechte und nicht das aller­geringste Gute nachsagen.

Die staatliche Selbständigkeit ab­hängiger Vökker.

(Zu der ägyptischen Krise.)

Von unserem volkswirtschaftlichen Mitarbeiter.

Das neue britische Kabinett Baldwin sieht sich sofort nach llebernahme der politischen Geschäfte vor politische Schwierigkeiten ersten Ranges gestellt. Die Ermordung des Oberbefehlshabers der in Aegypten und im Sudan stehenden britischen Truppen, desSirdar" Sir Lee Stack, hat augenscheinlich den sich schon seit langer Zeit immer mehr verschärfenden Gegensatz zwischen Großbritannien und seinem Mündel Aegypten auf die Spitze getrieben. Das deutsche Volk hat allen Anlaß, die Ereignisse, die sich demnächst an den Ufern des Nil abspielen werdeg, mit Interesse zu verfolgen.

Zn den Zeitungen findet man Betrachtungen darüber, ob das ägyptische Volk fähig sei, ohne England oder gar im Gegensatz zu England zu leben und auf der Bahn des Fort­schritts weiterzugehen. Um diese Frage beurteilen zu können, mutz man wissen, nach welcher Richtung die Eng­länder in den letzten Jahrzehnten ihren Einfluß in Aegypten geltend gemacht haben. Ehemals war das breite Ueberschwemmungsgebiet des Nil ein reiches Getreideland. Später haben sich die Ackerbau treibenden Fellachen vor­wiegend dem Tabakbau gewidmet. Der Getreidebau er­laubte dem Volke, aus eigener Produktion zu leben; der Tabakbau gestattet ihm wenigstens, bei benachbarten Acker­bauvölkern (an der Küste Nordafrikas und Vorderasisns) die notwendigen Lebensmittel gegen Tabak einzutauschen. Die britische Verwaltung hat das Niltal ganz überwiegend auf Vaumwollplancageu umgestellt. Den ägyptischen Ein­geborenen war es bei Strafe verboten, ihre Felder mit Taback zu bestellen. Der britische Baumwollmarkt ver­sorgte sich zum beträchtlichen Teil aus den Baumwollfel­dern des Nittels. Mit dem Usbergang zum Baumwoll­bau war jedoch eine Zunahme der wirtschaftlichen An­hängigkeit Aegyptens von seinem Mutterlande verbunden. Am Mittelmeer gibt es keine für den Welthandel bedeu­tende Baumwollbörse. Zwar hat die Baumwollkultur den Wohlstand des Landes gehoben, aber gleichzeitig für die Selbständigkei-sbestrebungcn der Aegypter eine große Ge­fahr heraus beschworen. Wenn England Aegypten vom Schiffsverkehr absperrt, so gerät das reiche Land in die Gefahr der Hungersnot. Für uns Deutsche ist dies Schick­sal der Aegypter eine ernste Mahnung. Auch wir werden in den letzten Zähren wirtschaftlich vom Auslande ab­hängig gemacht. Unsere Hochösen sind auf französisches, spanisches und schwedisches Erz angewiesen und fast unsere ge'amte Wirtschaft wird mit an-: ländischem Kapital be­trieben. Unsere Befreiung von der oolitischen Bevormun­dung durch unsere früheren Gegin r wird dadurch sehr er­schwert. Aegr-pien Kat keine Anssiätt, an Stelle von Eng­land einen anderen Staat zu finden, welcher ihm den glat­ten und vortt'ilbaften Absatz der Bau,»wolle gewährleistet. Selbst der stärkste nationale Opfermut ist außerstande, gegen solche Bindungen und Hemmungen erfolgreich anzu- kümpfen. Darum muß die wirtschaftliche Befreiung mit -er politischen Befreiung Hand in Hand gehen.