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Nr. 259

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mit äer Beilage

Unsere Heimat"

Gegründet 1826.

Nagoläer Oagblatt

mit illustrierter Sonntagsbeilage

Feierstunäen"

Sckulstleikrmg, Druck und Verla, von «. «. Zaller Okarl Zalser) viasold.

Mo-ltag den 3. November 1924 Fernsprecher Nr 29

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98. Jahrgang

Tagesspiegel

Das Reichskabineft hat den Reichshaushalkplan für 1925 genehmigt.

General Ludendorff kündigt an. daß er nach seiner Rück­kehr nach München sein Material zu dem bekannten Ehren­handel mit dem Kronprinzen Rupprechk veröffentlichten werde.

In der Verhandlung der Völkerbundsrats über die Aus­weisung der 1000 Griechen aus Konstantinopel haben die Vertreter der Türkei und Griechenlands den Vorschlag an­genommen, den Streit einem Schiedsgericht vorzulegen.

Der irische Radikale De Dalera wurde wegen einer Rede in einer verbotenen Versammlung in Belfast (Ulster) zu einem Monat Gefängnis verurteilt.

Die spanischen Generale Verenger und Darabia sind zu je ö Monaten Festungshaft verurteilt worden, weil sie an einer politischen Versammlung teilgenommen haben.

Der Finanzausschuß des argentinischen Abgeordneten­hauses hat die Aufhebung der Gesandtschaft beim Vatikan be­schlossen.

In der Nähe von Teheran wurde ein englischer Untertan namens Lox von einem Perser getötet. Der Engländer soft den Perser angegriffen haben.

Gut Ding braucht lang Weil

Und lange, sehr lange hat es gedauert, bis die beiden «Königskinder", der Sowjetmann und die Marianne zusam- msnkamen. Am 28. Oktober, dem 6. Todestags der öster­reichisch-ungarischen Monarchie, hat Frankreich den Verband der sozialistischen Sowjetrepubiken" alsRegierung der Gebiete des früheren Russischen Reiches" anerkannt. Mit anderen Worten: es soll ein G es amt- abkommen zwischen den beiden Ländern getroffen wer­den (im Januar sollen darüber in Paris die Verhandlungen beginnen). Es sollen die diplomatischen Beziehungen sofort zwischen den beiden Staaten wiederhergestellt werden, so daß sie gegenseitig ihre Botschafter austauschen. Neue Handelsverträge sollen nützliche Verhältnisse zwischen beiden Ländern Herstellen und somit die alte Freundschaft erneuert werden.

Ja, die alte Freundschaft! Wir Deutschen wissen ein Lied von dieser russisch-französischen Freundschaft zu singen. Man weiß es heute und weiß es als unumstößliche geschichtliche Tatsache, daß sie einzig und allein die Ursache zum Weltkrieg abgab. Von dem Augenblick ab, wo der Draht zwischen Berlin und St. Petersburg abgerissen war weniger durch unsere Schuld! hat Frankreich, das seit 1871 unablässig auf Rache für Sedan sann, seine Hand nach der Newa ausgestreckt, und dort hat der unersättliche Pansla- vismus sie sofort ergriffen und nicht mehr fahren lassen. Beschaffst du mir Elsaß-Lothringen, so sollst du dafür Kon­stantinopel haben" in diese Formel kann man den Inhalt jenes verhängnisvollen Bundes fassen, der zur Katastrophe für ganz Europa tührke. Poincare war Kuppler und Trauzeuge bei dieser Mißheirat. Und als der eine Teil dieses Zweckverbands elendiglich zusammenbrach, da zog sich der andere mitleidslos zurück. Wieder einmal hieß es:Ihr führt ins Leben uns hinein, ihr laßt den Armen schuldig werden, dam überlaßt ihr ihn der Pein; denn alle Schuld rächt sich auf Erden." Ja, Frankreich war sogar so unzart und unritterlich, daß es Moskau die Rechnung über die Vor­kriegsschulden präsentierte, Anleihen, die es doch seinerzeit dem zaristischen Rußland ausgesprochen zu dem Zweck gege­ben, ja förmlich aufgedrungen hatte, damit es seine Rüstun­gen vervollkommne und strategische Bahnen baue, die wirt­schaftlich so gut wie wertlos waren.

Die Sowjetherren erklärten aber kaltlächelnd: Das gehe sie nichts an, das neue Rußland zahle die Schulden des Zaren nicht. Ob in demG e s a m t a b k 0 m m en", das uun bald getroffen werden soll, dieser heikle Punkt geregelt wird? Wird wohl Herriot nichts anderes bleiben, als durch vrese 20 Milliarden Goldfranken einen dicken Strich zu machen. Denn Sowjetrußland bat kein Geld, nicht einmal Zur Tilgung der 50 Millionen Pfund, die es zur Befriedi­gung von englischen Privatansprüchen (Beschlag­nahme englischen Privateigentums durch die Bolschewisten) Mhlen soll. Selbst hierfür will es nach einem Geheimvertrag vom 8 August, der Mac Donald das Amt kostete, vor­her eine englische Anleihe von 30 Millionen Pfund haben.

Also Frankreich wird auch nach der Wiederaufnahme der alten freundschaftlichen Beziehungen zu Rußland nicht aus leine Rechnung kommen. Cs hatte nun einmal Herri 0 l mrtzendmal seinen Wählern versprochen, daß, wenn er ans Ruder komme, die Sowjetrepublik anerkannt werden solle.

sind also innerpolitische Gründe, die ihn so weil .achten. Freilich. Frankreich ist bei der neuen Freundschaft nicht so ganz wohl. Daher die Klausel,daß die Nicht- einmischung in innere Angelegenheiten die Rsael für die Beziehungen zwischen den beiden Ländern sein

soll." Und in Moskau hak man auch sofort diese Formel alsunerläßliche Bedingung" angenommen.

Uns Deutschen haben die Herren in Moskau genau dasselbe versprochen. Deshalb rollt der verführerische 'Gold­rubel dennoch recht lebhaft in Deutschland. So wird's auch in Frankreich gehen. Die Sowjetherren schaffen nun einmal für die Wellrevolution. Das ist ihre Lebensaufgabe. Ueber- allhin in der Menschheit soll das bolschewistische Pulver ge­streut werden, in China so gut wie in Deutschland, und hier so gut wie in England und Frankreich, und überall soll's einmal losgehen.

Die französische Annäherung an Moskau ist keine Schutz­maßnahme gegen die Weltvrovaganda des Bolschewismus. Im Gegenteil! Eher eine Brücke dafür. Und schon zeigen sich andere Staaten für den Versuch nicht ganz abgeneigt. Von der iugoslavischen Regierung liegt bereits eine derartige Erklärung vor. Selbst ausNewy 0 rk hört man von ähnlichen Absichten. Allerdings in beiden Fällen mit der bedeutsamen Einschränkung, man wolle vorher das Ergebnis der französisch-russischen Annäherung abwarten. Das wird sich allerdings sehr empfehlen. kl.

Neue Nachrichten

Der neue Generalagent

Berlin, 2. Nov. Der neue Generalagent für die Entschä­digungszahlungen, Gilbert, hat von Owen Jung, der heute von Berlin abgereist ist, das Amt übernommen. Er hatte eine Unterredung mit Reichsfinanzminister Dr. Luther und anderen Vertretern der deutschen Wirtschaft. Owen Jung betonte in einer Abschiedsrede, der Dawesplan arbeite gut: er sei überzeugt, daß er auch fernerhin einwandfrei arbeiten werde.

«Generalmspekkion*

Berlin, 1. Nov. In der Zeit vom 8. September, dem Be- Mn derGeneralinspektion", bis zum 25. Oktober, sind im zanzen 793 Visitationen durch die Ueberwachungskommission insgeführk worden. Hiervon entfallen aut Truppenstäbe 136, Zeugämker 117, Dienststellen in der Heeresverwaltung 83, Polizei 205 und Fabriken 252.

Die Dienstverhältnisse in der Reichsbahngesellschafk

Berlin, 2. Nov. Von unterrichteter Seite wird den Blät­tern mitgeteilt: Nach 8 19 des Reichsbahngesetzes sind die Rechts- und Dienstverhältnisse des Personals der Reichs-

bahngesellschaft durch eine Personalordnung zu bestimmen, die von der Gesellschaft unter Beachtung der Gesetze zu er­lassen sind. Das Reichshahngesetz und das Reichsbahnper­sonalgesetz haben nun aus verschiedenen Gebieten größeres und geringeres Recht, als in den Rechtsbeziehungen zwischen der Reichsverwaltung und den Reichsbeamten bestehen. An diesen Gesetzeszustand ist auch die zu erlassende Personal­ordnung gebunden. Unbegründet aber ist die vielfach ver­breitete Annahme, daß die bisherigen Grundlagen des Ve- rufsbeamtentums durch einen Uebergang zum Angestellten­recht beseitigt wurden oder daß die Gesellschast dazu über­gehen wolle, das unkündbare Beamtenverhältnis nach und nach in ein kündbares zu verwandeln. Im übrigen werden aus Anlaß der Verhandlungen mit den Personalvertretun­gen und den Gewerkschaften verschiedene berechtigte Wünsche nach und nach Berücksichtigung finden. Die Bearbeitung der Personalordnung ist im übrigen noch nicht abgeschlossen.

Dürgermeisterwah!

Essen, 2. Nov. Die Wahl des Staatssekretärs Bracht, Vorstands der Reichskanzlei, zum Bürgermeister von Essen ist gesichert, falls Bracht die Wahl annimmt.

Die Stadtverordneten von Bochum wählten mil 19 von 49 abgegebenen Stimmen den Ministerialrat Dr. Roer- Berlin (Demokrat) zum Bürgermeister. Der Be­werber des Zentrums erhielt 16 Stimmen. Weiße Zettel wurden 19 abgegeben. Rür wurde von den Demokraten und Sozialdemokraten gewählt.

B-^druckerstreik in Breslau

Breslau, 1. Nov. Die bürgerlichen Zeitungen haben in­folge Streikes der Buchdrucker ihr Erscheinen eingestellt. Nur die sozialdemokratische .Volksmacht" ist erschienen. Auch einzelne Provinzzeitungen haben ihr Erscheinen einge­stellt.

Die Lohnbewegung der Eisenbahner

Elberfeld, 2. Nov. Die vier Bezirksleitungen der Eissn- bahnerverbände des Bezirks Elberfeld beschlossen, sich mit dem Bescheid der Verwaltung der Eisenbahngesellschaft nicht zu be- ruhigen und sofort neue Vorstellungen zu erheben. Die Ablehnung ihrer Forderungen sei nicht vereinbar mit der Bewilligung der Gehälter für Direktoren und Verwal­tungsrat. So erhalte z. B.. der Generaldirektor, der frühere Reichsminister Oeser einen Gehalt von 100 000 -lt nebev anderen Vergünstigungen.

Die Sozialisten und Herriol

Paris, 2. Nov. Gestern trat der Landesausschuß der Sozialistischen Partei zusammen zu einer Beratung, ob dem Kabinett Herriot die Unterstützung der Partei weiter ge­geben werden soll. Die Haltung Herriots wurde teilweise heftig angegriffen. Er habe in der Forderung der Wieder­einstellung der (beim letzten Streik entlassenen) Eisenbah­ner den Eisenbahngesellschaften vollständig nachgegeben, dir nur solche Eisenbahner wieder einstellen, die ihnen politisch und gewerkschaftlich nicht persönlich erscheinen. Es wurd« eine Abordnung an Herriot abgesandt, die anscheinend voll ihm befriedigende Zusagen erhielt. Der Ausschuß beschloß! das Abkommen Herriots mit den Eisenbahngesellschaften sei als ein Anfang zu betrachten, die Partei verlange aber di« lückenlose Wiedereinstellung. Vorerst scheint der Bruch der Sozialisten mit den Radikalen (Herriot), der den Sturz des Kabinetts bedeuten würde, abgewendet zu sein.

Zwei französische Botschaften im Osten

Paris, 2. Nov. Zum französischen Botschafter in Mos­kau wurde der Schriftleiter desTemps", Herbette, er­nannt. Um durch diese Bevorzugung Sowjetrußlands Po­sen nicht vor den Kopf zu stoßen, soll die französische Ge­sandtschaft in Warschau zu einer Botschaft erhoben werden.

Das englische Wahlergebnis

London, 2. Nov. Das endgültige Wahlergebnis ist: Kon­servative 415 (bisher 259), Liberale 44 (158), Arbeiterpartei 152 (193), Wilde 4 (6).

Die weiblichen Kandidaten haben bei der Wahl schlecht abgeschnitten. Acht Frauen, drei Mitglieder der An beiterpartei, drei Konservative und zwei Liberale, die sämt­lich bereits dem letzten Parlament angehörten, und 41 wei­tere Frauen waren als Kandidaten aufgestellt. Von den acht Frauen, die früher dem Parlament angehörten, sind fünf im Wahlkampf unterlegen; von ihnen gehörten drei der Ar­beiterpartei, zwei den Liberalen an. Die drei konservativen Kandidatinnen wurden gewählt.

Paris, 2. Nov. DerMatin" berichtet, in London sei man von der Regierung Herriot nicht erbaut. Baldwin habe als Privatperson an Herriot Mitteilen lassen, er (Herriot) habe sich dem nun aufs Haupt,geschlagenen Mac Donald zu fehl verpflichtet und sei Sowjetrußland zu weit entgegengekmn- men. Die nächste britische Regierung werde die von Mac Donald an Moskau gemachten Zugeständnisse widerrufen. Auch m der Annäherung-an Deutschland gehe Herriot weiter als England. (Gemeint sind wahrscheinlich die industriellen Abmachungen, von denen die Engländer eine Benachteili­gung für sich befürchten.)

DerPetit Parisien" meldet aus London, die Politik Eng­lands werde auf ein Zusammengehen mit Frankreich gerichtet bleiben. Sie werde das Londoner Abkommen (Dawes) übernehmen, dagegen hänge die Bestätigung des Genfer Protokolls (Schiedsgericht usw.) von der Meinung der Do­minions und vom Urteil der militärischen Sachverständi­gen ab.

Lhamberlains politische Grundsätze

London. 2. Nov. Allgemein wird angenommen, daß im neuen konservativen Kabinett Austin Chamberlain Las Außenministerium übernehmen werde. In einer Rede egte er folgende Grundsätze dar: Engste politische Zusam­menarbeit mit den Vereinigten Staaten in den großen weltpolitischen und wirtschaftlichen Fragen wie Ab­rüstung, Schiedsgericht, Umformung des Völker­bunds, Kriegsschulden und endgültige Lösung der Entschädigungsfrage, Fernhaltung jeder ver­wirrenden Einmischung, Verminderung der Reibungsslä- chen im Nachkriegseuropa und Verhinderung künftiger Bündnisgruppierungen. England sei bereit, Frankreich und Belgien gegen einen unerwarteten deutschen Angriff zu schützen, doch müssen die im Friedensvertrag festgesetz­ten Grenzen Deutschlands gesichert werden, wenn es den Friedensvertrag ehrlich erfülle und die Abrüstung durchge- sührt habe.

Die Lage l« China

Baris, 2. Nov. DieChicago Tribüne" meldet aus Peking, die Lage von Tientsin, wo sich das Hauptquartier Wupeifus befinde, sei gefährlich, da Tausende von dem ge­schlagenen Heer von Tschekiang aus Schanghai anrücken. Die Haltung dieser Soldaten sei ungewiß.

Nach einer Mitteilung Tschangtsolins haben die mand- schurrfchen Truppen die Städte Schanhaikwan, Schingwang» tan und Peitaiho eingenommen. 30 000 Anhänger der Gegner (Truppen?) seien gefangen genommen und 100 Kanonen erbeutet worden.

Vom Aranzosengerichk

Landau, 2. Nov. Vor dem Militärpolizeigeri ht Landau hatte sich der Dekan und Kirchenrat Jakob Grieß aus Bad Dürkheim als Verfasser eines Aufsatzes im Evangelischen Kirchenboten zu verantworten, weil dieser Aufsatz nach Auf­fassung des Gerichtsdie Würde und Sicherheit der Be- setzunastruvven beeinträcktiae". G ' k wu'-e m 20 Mark