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Samstag den 1. November 1924 Fernsprecher Nr. 29 .

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98. Jahrgang

Die Richtlinien unserer Währungs­politik

Die Forderungen des Rcichsbankprösidenkeu

In einer Sitzung des Hauptausschusses der Reichsbank, der ersten nach ihrer Neugestaltung, erstattete der Vorsitzende. Reichsbankprästdent Dr. Schacht, Bericht über die Maß­nahmen, die im Zusammenhang mit der Ueberleitung der Bank auf die neuen Verhältnisse getroffen worden seien. Er machte zur währungspolitischen Lage folgende Ausfüh­rungen: . ^ .

Mit dem Inkrafttreten des Bankgesetzes und der Durch- sührung der großen Anleihe sind die Maßnahmen für die deutsche Währungsreform fürs erste abgeschlossen. Die Ren­tenmark hat ihre Aufgabe als Brücke zur Wieder- Herstellung der Goldwährung erfüllt. Jetzt wird es da­rauf ankömmen die deutsche Wirtschaft in der Zahlungs­bilanz dauernd aktiv zu machen. G r ößte Sparsam­keit im Innern und die Verbilligung der Erzeu­gung sind hierfür Bedingung. Dadurch gewinnt die Preis­frage heute die stärkste Währungspolitische Bedeutung. Ich möchte mich hierbei auf die Erörterung derjenigen Maßnah­men beschränkten, die die Reichsbank in erster Linie angehen:

1. Die Bereitwilligkeit des Auslands zur Kreditgewäh­rung an Deutschland wird gelähmt durch das planlose Hinterherlaufen hinter Dem ausländischen Kapital durch das Heer von unberufenen Vermittlern, ferner dadurch, daß ausländische Kredite nicht nur für lebensnotwendige und wirklich produktive Zwecke gesucht werden, sondern auch ins- besondere von öffentlichen Körperschaften (Ge­meinden), die im Interesse der deutschen Wirtschaft besser aus die Verwendung ausländischer Gelder verzichten sollten. Soweit diese Körperschaften Einnahmen aus Steuern und Abgaben, nicht aber aus wirtschaftlichen Betrieben ziehen, ist die aller­größte Zurückhaltung in der Aufnahme aus­ländischen Kapitals dringend geboten. Erst dann wird auch das ausländische Kapital nicht auf hohe einmalige Pensionsgewinne sehen, sondern auf eine dauernde und gesunde Anlage bei wirtschaftlich vertretbaren Zinssätzen. Für kommunale Wohlfartszwecke ist nm soweit Raum, als die eignen Ersparnisse des Landes dies er­lauben. Ich halte es deshalb für dringend erforderlich, daß zentral geleitete Maßnahmen ergriffen wenden, um Die Ver­schuldung öffentlicher Körperschaften insbesondere an das Ausland, unter eine wirksame Ueberwachung zu nehmen.

Eine solche Ueberwachung ist umso wichtiger, als schon jetzt die Gemeinden infolge eines planmäßigen Mnanzaus- gleichs und im Rahmen einer eignen Besteuerungsfreiheii die Wirtschaft ohne Not in einem Ausmaß belasten, das dringend der Minderung bedarf. Wenn diese Belastung Die Kommunen in den Stand setzt, nicht nur zurzeit entbehrliche Erwerbungen zu tätigen, sondern sogar auf eigne Faust Schuldenaufwertungen vorzuneh- , men, die das Reich als Ganzes sich unter dem Zwang der Not versagen muß, so zeigt dies, wie sehr solche finanzpoli­tische Unordnung, verbunden mit einer Ueberlastung der Wirtschaft, der Abstellung bedarf.

Wenn die Festigung der deutschen Währung nur durch einen entschiedenen Bruch mit allen Jnflationsauffassungen gelang, so werden wir die Folgen dieser Politik insbesondere auch da ziehen müssen, wo die Inflation mit am stärksten ge­schadet hat, nämlich auf dem Gebiet des Bank- und Kredit­wesens. Ich stelle mit Genugtuung fest. Daß die Reichsbank bei ihren Bemühungen, die Zinssätze herunterzubringen, nirgends aus bösen Willen gestoßen ist. Dagegen besteht aus dem Gebiet des Bank- und Kreditwesens heute noch eine Ueberproduktion, die leider naturgemäß dem Herabdrücken der Zinssätze entgegeuwirkt. Der Um­stand, daß neben üppig ins Kraut geschossenen privaten Neu­gründungen der Inflationszeit zahllose kommunale Bankorganisationen mit teurem Betrieb neu ent­standen sind und daß sich die große Mehrzahl aller Spar­kassen heute mit Kredit und Kreditvermittlungsgeschäften be­faßt, daß jede staatlich» oder Reichsanstalt, die über öffent­liche Gelder verfügt oder mit öffentlicher Unterstützung Gel­der an sich zieht, sich für berufen hält, der deutschen Wirt­schaft mit Krediten unter die Arme zu greifen, bewirkt bei dem schreienden Mißverhältnis von Wollen und Können me Verteuerung der Zinssätze und Provisionen, die für das Wirtschaftsleben unerträglich ist. Diese Verhältnisse haben außerdem, wie die Ereignisse der jüngsten Wochen und Mo- nate gezeigt haben, dazu geführt, daß infolge Unerfahrerr- heit und Leichtfertigkeit Verluste entstunden sind', die unter der straffen Organisation der Vorkriegszeit niemals möglich gewesen wären, und deren Deckung zum großen Teil wie­derum aus den Taschen der Steuerzahler erfolgen muß. So­weit die Geldinstitute unter besonderen Gesetzes oder Ver­waltungsprivilegien stehen, wird die Rückkehr zu der früher» Ordnung der Dinge unerläßlich sein.

4. Zeigt diese ganze Entwicttung, daß mit den vorhande- 'smi, an sich bescheidenen Kapitalersparnissen unwirtschaft­lich umgegangen wird, so ist mit vorbeugenden Maßnahmen allein hier nicht geholfen. Vielmehr wird es Aufgabe der Ge­st-webimasfoktoren, sein, diejenigen Kamtalersparnisse und

sonnigen weioer, me ncy unter einem besondern behördlichen Schutz oder behördlicher Kontrolle entwickeln, in ihrer rich­tigen Verwendung zu beeinflussen, wie dies vor dem Krieg durchweg der Fall gewesen ist. Dies gilt insbesondere von Sparkassen- und Versicherungsgeldern, von Geldern gewisser öffentlicher Kassen, die keinesfalls in einem risikovollen, kurzfristigen und hochverzinslichen Kreditverkehr, sondern in mündelsicherer, langfristiger hypothekarischer An­lage, insbesondere für die von einem Hypothekenkredit nahe­zu entblößte Landwirtschaft, verwendet werden müs­sen. Das ganze Volk, insbesondere jeder, der mit Geldaus- leihen zu tun hat, muß einsehen, daß es in einem verarmten Lande unmöglich ist, durch gegenseitige hohe Zins- und- Pro­visionsbelastung das Verlorene in kurzer Frist wieder zu gewinnen, sondern, daß es einer langen planmäßigen Arbeit bedarf, um durch eine internattonal leistungsfähige Erzeu­gung das Nationalkapital allmählich wieder aufzubauen.

Entsprechend den Ausführungsbestimmungen des Lon­doner Dawes-Abkommens haben die Franzosen nunmehr, nachdem sie mit nur allen möglichen Mitteln ihre Ver­pflichtungen hingezögert haben, verschiedene im Abkommen genau bezeichnet« deutsche Eebietsstätten geräumt. Die Be­satzung ist überall in diesen Eebietsstrichsn abmarschiert und es haben in verständlicher Freude über die endliche Erlösung von den schweren Drangsalen der Besatzung in Städten und Dörfern dieser Landstriche begeisterte Kund­gebungen stattgefunden. Wir, die wir nicht direkt von den harten Bedrückungen der fremdländischen Besetzung be­troffen sind, können uns wohl kaum ein Bild darüber machen, was es heißt, endlich wieder frei zu sein. Wir haben gewißlich auch viel zu ertragen durch die schwere Not dieser Zeit. Was aber unsere Brüder und Schwestern am Rhein und an der Ruhr in diesen letzten Jahren durch­gemacht haben, das können wir uns wohl kaum recht vor­stellen, wenn auch Berichte unserer Landsl-ute darüber vor­liegen.

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Ein Aufatmen geht daher durch unser ganzes Volk, das wenigstens ein winziger Teil unseres armen, geknech­teten Westens befreit worden ist. Darüber hinaus aber müssen wir der Gebietsteile gedenken, die zum Teil noch recht lange Jahre unter feindlicher Besetzung zu schmachten haben. Ihrer wert zu' sein und sie in all ihren Nöten nicht zu verlassen, das ist eine Pflicht für uns alle, die wir uns gelobt haben, aus den Niederungen dieser Zeit unser Vaterland wieder emporzuheben. Mit diesem Ge­danken wollen wir die unentwegte Tat verbinden. Wir wollen uns in ihm einen, damit die tapferen Kämpfer unk Pioniere für deutsche stst-st: und des Vaterlandes Erhal­tung sehen, daß sie nicht auem sind, sondern daß ein eini­ges Volk hinter ihnen steht. Das aber muß auch in der bevorstehenden Wahl zum Ausdruck kommen. Zersplittern wir uns jetzt im unfruchtbaren Parteihaß, so wird es un­fern beutelustigen Feinden um so leichter fallen, dereinst die von ihnen besetzten Gebiete in irgendeiner Weise für alle Zeiten von uns abzutrennen.

Meder einAaustschlag gegenqnsere Internationalisten.

Roch immerBoches"!

Auf d-sm 8. Jahreskongretz derFimac" (Bund der Kriegsbeschädigten der Entente), der kürzlich in London stattfand, stellte der englische General Sir Hamilton den Antrag, den deutschen, österreichischen und russischen Kriegs­beschädigten die kameradschaftliche Hand Hinzustrecken, und > mit den Kviegsibeischädigten-Organisationen dieser Länder, j wenigstens Fühlung aufzunehmen. Der Antrag wurde glatt «-gelehnt, von einer Versöhnung war nirgends die Rede.

! Der Präsident derFidac", der Franzose Charles Dertrand, erklärte einem Journalisten, der ihn fragte, ob er nicht die Absicht habe, die Deutschen in di«Fömc" hineinzulassen, wörtlich:Sie meinen die Boches! Fällt mir nicht im Schlaf ein; ich verabscheue sie! Ihr Engländer wißt natür­lich nicht, was die Boches wirklich sind. Ihr habt nicht Ge­legenheit gehabt, sie kennen zu lernen wie wir."

Und bei solcher Einstellung soll uns dieEhre" gegeben; werden, in den sogenanntenVölkerbund" eintreten zu dürfen! u.

Wirkschaft und Wahlkampf.

Don unserem volkswirtschaftlichen Mitarbeiter.

Für den Wähler, der am 7. Dezember seine Stimme für diese oder jene Partei des Reichstags abgeben soll, ist es bei dem heftigen Kampf, der zwischen den Parteien tobt, nicht leicht, sich über die. großen Fragen zu unterrichten, die durch die Auflösung des Reichstags und durch die Aus­schreibung von Neuwahlen zur Entscheidung gebracht werden sollen. Neben Fragen der inneren Machtvertei- lung und der Staatsform sind es hauptsächlich! wirtschaftliche Probleme, die bei den Neu­wahlen zur Erörterung stehen. Durch die Be­schlüsse des alten Reichstags vom 29. August sind in gewissem Umfang Bindungen geschaffen worden, von denen keine neue Parlamentsmehrheit und keine neue Reichsregierung sich freimachen kann. Wir muffen die über­nommenen Verpflichtungen gewissenhaft zu erfüllen suchen, uns aber nicht wieder durch eine falsche und verderbliche Scheu dazu verleiten lassen, dabei sich er­gebende schwere Störungen im Leben unseres Volkes zu­verschweigen. Abgesehen von den beiden Flügelparteien der Rechten und der Linken wird sich der Wahlkampf unter der Parole:Bürgerblock oder Sozialdemokratie" vollziehen. Kein sozialgesinnter Deutscher, der sich für denBürger­block" einsetzt, beabsichtigt dadurch, die Massen des werk­tätigen Volkes von der Mitverantwortung an der Führung unserer staatlichen Geschicke auszuschließen und sie in ihrer Lebenshaltung zu drücken. Im Gegenteil suchen alle an­ständigen deutschenBürger" den von ihrer Hände Arbeit Lebenden einen möglichst großen und sicheren Anteil an dem Ergebnis der nationalen Produktion zu schaffen. Sie sind aber überzeugt, daß dies nicht durch Zertrümmerung des Be­sitzes und durch gleichzeitige Einschränkung der Arbeits­leistung geschehen kann. Sie bekämpfen nicht den Geldbesitzern, sondern der nationalen Wirtschaft zuliebe die rücksichtslose Wegsteuerung des Kapitalbesitzes, weil dadurch die Schuldknechtschaft gegen­über dem fremden Kapital bis weit über den Zeitpunkt hin­aus verlängert würde, an welchem wir unsere Reparations­verpflichtungen abgetragen haben werden.

In dem kommenden Wahlkampf geht es nach der Be­hauptung linksradikaler Führer um dieVerteilung der Lasten". Für die in Teilen der deutschen Arbeiterschaft und Angestelltenschaft herrschende Not werden diebesitzenden Klassen" verantwortlich gemacht, die sich angeblich scheuen, von ihremUeberfluß" dem Staate zu geben, was ihm ge­bührt. Wie es in Wirklichkeit um diesenUeberfluß" be­stellt ist, zeigt die endlose Liste der Geschäftszusammenbrüche. Es ist aber eine falsche Einstellung, die gedrückte Lebens­haltung so vieler Deutscher einem bestimmten Teil des deutschen Volkes'zur Last zu legen. Ter verlorene Krieg und der Versailler Frieden sind in Wirt­lichkeit die Bedrücker unseres Volkes. Das Problem lautet nicht, wir man das Verfügbare verteilt, sondern wie man es vermehrt. Der gegenwärtige Er-, trag der deutschen Wirtschaft reicht nicht aus, um allen eine erträgliche Lebens­haltung zu sichern. Ter Kampf gegen die Not ist darum kein Rechcnexempel, sondern ein Produkttonsproblem. Darum erscheint es ratsam, daß fetzt nicht die Klaffcnparteien die Führung des deutschen Volkes übernehmen. Nur solche Parteien, in denen Männer mit umfassender Wirtschafts, kenntnis, starkem sozialen Empfinden, lebendigem nationalen Sinn, aber auch mit nüchternem außenpolitischen Verständ­nis die Fsibrrmg haben, sind jetzt be'-Mgt. die Geschicke Deutschlands während der nächsten Zeic zu lenken.