der» unsre Leserinnen an dem überaus spannenden Werke Gefallen finden werden. *
Herbstkonzert des Der. Lieder- und Sängerkranz Nagold. Mit einem auserlesenen Programm tritt diesen Herbst der Ver. Lieder- und Sängerkranz vor die Oeffentlich- kit. Volksweisen aus alter Zeit, altdeutsche Lieder mit ihren ernsten, herben und doch so innigen Melodien und harmonischen Feinheiten, wie u. a. „Mir ist ein schön braun Mat- deletn gefallen in den Sinn". Volksweise aus dem 15. Jahrhundert, oder das ergreifende, von Abschiedkweh und Tren- nungsschmerz durchzitterte „Innsbruck, ich muß dich lassen", auch aus dem 15. Jahrh. kommen zum Bortrag und werden diese Perlen altdeutscher Musik gewiß allen Hörern zu Herzen sprechen. Eine besondere Wethe erhält das Konzert durch die Mitwirkung des Collegium musicum vom Landestheater Stuttgart, einer Vereinigung erster Künstler auf Blasinstrumenten (Flöte, Oboe, Klarinette, Horn, Fagott). „Collegium musicum" — ins Deutsche übersetzt: Musikalische Bereinigung — nannte man im 17. und 18. Jahrhundert die Vereinigung von Musikfreunden, die sich der Pflege bester, meist zeitgenössischer Musik widmete. Ihre Aufführung war nicht im großen Konzertsaal, sondern für die gemütliche, altdeutsche Stube oder „Kammer" bestimmt und eS ist heute eine geheime Sehnsucht nach solcher Kammermusik, nach dem traulichen Musizieren ohne Konzertbüro und Massenpropaganda, zudem ja die Abhaltung von Konzerten größeren Stils mit ihrem erforderlichen Rtesenaufwand fast eine Unmöglichkeit wird. Das „Collegium musicum", das wir am Sonntag hier hören dürfen, hat sich seit seinem Bestehen die Achtung und Liebe aller Musikfreunde ehrlich erworben. Es sind ganz wunderbare Klangwirkungen, die beim Zusammenspiel dieser Instrumente entstehen und der Zuhörer weiß nicht, wem er mehr Bewunderung zollen soll, dem Komponisten, der die reiche AuSdrucksmögltchkeit dieser Blasinstrumente ausnützt oder den Künstlern, die alle Feinheiten der Komposition restlos ausschöpfen. Wir veröffentlichen aus den unS vorliegenden vielen Kritiken nur ganz wenige. So schreibt das Stuttgarter Neue Tagblatt: „Die Künstler des Collegium musicum gaben das Quintett in Et-dur, Op. 8l von Georg Ouslow in schön fließender, klanglich fein ausgeglichener Darstellung", der Schwäbische Merkur: „Ein wohlausgeglichener Zusammenspiel ließ das Anhören dieser Stücke zum reinen Genuß werden"; Professor Willibald Nagel in der Südd. Zeitung: „Die vortrefflichen Künstler der Vereinigung haben mit diesem Konzert im Verein mit dem Pianisten W. Bergmann reiche und berechtigte Ehre eingelegt", und zuletzt soll auch der Staat!anzeiger zu Wort kommen: „Das prächtig eingespielte Collegium musicum zeigte außerordentliche Glanzleistungen". Wir sind dem Ver. Lieder- und Sängerkranz dankbar, daß er der Bevölkerung Gelegenheit gibt, solche Knnstdarbietungen bei uns in Nagold zu hören und jeder Musikfreund wird sich diese Stunden musikalischen Genusses, die wir am Sonntag zu erleben Gelegenheit haben, nicht entgehen lassen.
Die Auslegung der Wählerlisten für die Reichslagsrvahl. Nach einer Bestimmung des Reichsministers des Innern sind die Stimmlisten und Parteivorschläge für die Reichstagswahl vom 16. bis einschließlich 23. November aufzulegen. lEinsprüche gegen die Stimmlisten müssen bis zum Ende der Auflegungsfrist abgegeben sein. Wählen kann nur, wer in die Wählerliste ausgenommen ist oder wer während seiner Abwesenheit vom Wohnort am Wahltag sich einen sogenannten Stimmschein hat ausstellen lassen.
Die Einlagerung des Winterobstes. Für den Oktober und November ist von besonderer Wichtigkeit die Einlagerung des Winterobstes. Es muß dabei eine sorgfältige Auslese getroffen werden, damit nicht zweifelhafte Früchte zwischen die übrigen kommen. Im Hauskeller soll während der Gär-
Letzte Knrzmeldungeu.
Die Deutsch-demokratische Partei beruft zum Sonutag, den 2. November eine« außerordentliche« Reichsparteitag nach Berlin ein. *
Der preußische Landtag wird sich gemäß einem einstimmig angenommene« Antrag sämtlicher Parteien am 6. Dezember auflösen. ,
Die Neuwahlen zum hessischen Landtag finden zusammen mit den Reichstagswahlen am 7. Dezember statt.
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Im württ. Landtag kam gestern nachmittag die Opposition in den Reden des sozialdemokratischen und kommunistischen Redners zu Wort.
Die Deutsche Volkspartei will am 15. November in Dortmund eiuen Parteitag abhalten.
Die französischen Truppen sind Mittwoch früh auS Dortmund abgerückt.
»
Die französische Regierung hat in Moskau die de jure- Anerkennung SowjetrußlandS durch Frankreich mitgeletlr.
zeit der Getränke das Winterobst nicht anfbewahrt werden. Sehr gute Erfahrungen hat man mit einem vorherigen Schwitzenlassen in einem kühlen, luftigen Raum gemacht. Es empfiehlt sich, scharfbesallene Früchte in einer Bodenkammer aufzubewahren, da sie im Keller leicht faulen. Sobald das Obst einmal eingelagert ist, sollte möglichst keine Auslese mehr oorgenommen werden, da dadurch die schützende Wachsschicht auf den Früchten abgerieben wird, und so den Fäulnispilzen ein Angriffsboden geschaffen wird.
Ebershardt, 20. Okt. Amertkawanderer. Heute vormittag sammelte sich die Gemeinde vor dem Hause des Ulrich Seeg er hier; eS galt wieder einem Sohne, dem dritten nach Amerika ziehenden, dt« Hand zu reichen. Freunde und Kameraden von ihm brachten ihm zum Abschied ein Ständchen. Auch der Jungfcauenchor ließ sichs nicht nehmen, am Abend vorher einige schöne passende Lieder ertönen zu lasten. Wir wünschen ihm von Herzen alles Gute in dem fremden Weltteil. Wie wir hören, geht es seinen beiden Brüdern sehr gut.
Simmersfeld, 22. Okt. Todesfall. Unerwartet rasch starb tm Cannstatter KrankennhauS Herr Oberlehrer Buchfink von hier, den ein schweres Leiden schon längere Zeit von der Schule ferngehalten hatte. Sein rascher Tod erweckt überall herzliche Teilnahme für den geachleten über 10 Jahre bei uns tätig pewesenen Mann.
Katterbach, 20. Okt. Schützenfest^ Der hiesige Schützenverein veranstaltete am Kirchweihsonntag ein Preisschießen, wozu zahlreiche Vertreter benachbarter Vereine und Freunde des Schießsports aus nah und fern erschienen waren. Wochenlang vorher hatten die htes. VeretnSmitglieder schwere
Eine Zeit politischer HochspMW
verlangt gerade das Lesen des Lokal- und Heimatblattes, denn in der Heimat sind die stärksten Wurzeln unserer Kraft.
Bestelle de» Gesellschafter
sofort, noch vor dem 25. Oktober, du sparst Zeit, Mühe und — Geld!
Arbeit zu leisten, um durch Einbau von 2 weiteren Doppelscheiben in den Schießstand den Anforderungen eines größeren Preisschießens gewachsen zu sein. Besonderer Dank hiefür gebührt all denen, die regelmäßig bet den Arbeiten mttgeholfen und so ihr reges Interesse an der Verein-fache mit der Tat bewiesen haben. Nachdem das Schießen um 9 Uhr vorm, seinen Anfang genommen hatte, traten nachmittags V-2 Uhr die Vereine, unter denen Nagold und Bösingen besonders stark vertreten waren, zum Festzug an, der sich unter den Klängen der Musikkapelle zum Schießplatz bewegte. In heißem Ringen um Preise und gestiftete Ehrenscheiben drängten sich die Schützen an den Ständen. Erst als die Sonne hinter den Bergen verschwunden war und eine bedrohliche Kälte die Finger steifte, verstummte das Schießen und in fröhlicher Stimmung begaben sich die Schützen ins Gasth. z. „Lamm". Nach herzlichen Begrüßungsworten des Vorsitzenden zeichnete Wachtmeister Ziegler-Nagold ein interessantes Bild über die Entstehung der Schützenoereine und sprach aufklärende Worte über das gegenwärtige Vereinswesen. Seinen trefflichen Ausführungen folgte die Preisverteilung mtt folgendem Ergebnis:
1. Helber Gottlob, Haiterbach
63 Punkte
2. Freding Wtlh., Nagold
59
3. Lenk, Durrweiler
59
4. Sattler Wilh., Nagold
59
5. Graf Johs. Haiterbach
58
6. Calmbach Fr., Spielberg
56
7. Leidner W., Nagold
56
8. Schwinger Jos., Salzstetten
55
9. Kaundinya, Nagold
54
10. Hollaender, Nagold
53
11. Reichert Fr., Haiterbach
53
12. Gann, Spielberg
51
13. Hauser Karl, Bösingen
51
14. Sauer Gottl., Haiterbach
49
15. Schmelzte Gottl., Haiterbach
48
^6. Schlotter, Obertalhetm
48
R7. Ziegler, Nagold
47
18. Brezing, Jakob. Haiterbach
47
19. Mast Matth., Bösingen
46
20. Ade Johs., Obertalhetm
44
21. Hauser, Gottl,, Bösingen
44
22. Gutekunst Karl, Haiterbach
43
23. Bacher Christ., „
43
24. Mast Christ., Bösingen
43
25. Calmbach, Spielberg
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Allzurasch verflogen nach der Preisverteilung die Stunden geselligen Beisammenseins. Zunächst schied der neugegründete Böstnger Verein, der mit seinen überaus rührigen Mitgliedern einen trefflichen Eindruck machte und bald daraus verließen uns auch die lieben Nagolder Gäste in bester Stimmung. Ob sie wohl in Nagold gleich nach Hause gingen oder noch „vom Ziel abgekommen" sind. Jedenfalls hoffen wir, daß alle unsere auswärtigen Gäste wohlbehalten und noch „gehend freihändig" heimkamen. Auf frohes Wiedersehen beim Gauschießen im Frühjahr.
Gerichtssaal.
Friedrich Bäßler von Neumühle vor dem Schwurgericht.
Am 20. Oktober wurde vor dem Schwurgericht die Strafsache gegen den 48 Jahre alten, bis jetzt unbestraften Friedrich Bäßler von Neumühle, Gemeinde Beuren, wegen eines Verbrechens der Körperverletzung mit nachgefolgtem Tode verhandelt. Die Verteidigung hatte Rechtsanwalt Jäger-Tübingen übernommen. Dem Angeklagten ist zur Last gelegt, er habe den 35 Jahre alten, oerh. Pol.-Wachtmstr. Hartmann mit in Altenstetg am 17. Aug. abends zwischen 10 und II Uhr vor der Wirtschaft z. „Grünen Baum" in Altensteig mit einem Backscheit körperlich mißhandelt und an der Gesundheit geschädigt, so daß infolge dieser Körperverletzungen der Tod des Hartmann morgens V-5 Uhr erfolgte. Zu der Verhandlung wurden 10 Zeugen und ein Sachverständiger geladen. Aus den Vernehmungen des Angeklagten und der Zeugen von
Tilo Brand und seine Zeit
Roman von Charlotte Nisse
(Nachdruck vrrdotrn.1
«Wir Hakens besser, als die da unten!' meinte er. .Aber fir glauben von uns, baß wir Wilde sink!'
Pater Egbert lächelte. .Wir Holsten bilden uns oft ein, baß wir bester sind, als andere deutsche Stämme. Da ist es gut, wieder einmal die feine Demut zu lernen.'
.Keiner hat gekämpft für das Deutschtum im Land wie wir,' rief Tilo. .Aber im Reich vergessen fle uns!'
.Das werden sie immer wieder tun!' entgegneke der Mönch. .Der Holste darf sich nicht auf andere, sondern nur auf sich selbst verlassen.'
Er blieb vor einem kleinen Eichbaum stehen, der seine Zweige weit ausstreckt«. Eine solche Eiche habe ich im Kloster Bannesdorp gepflanzt. Sie ist verbrannt wie alles, das ich hegte und liebte. Aber im Holstenland wachsen heute viele Eichen: unter ihren Zweigen werden die Menschen froh sein und aus ihrem Holz bebekommen wir Alten den Sarg. rf und nieder geht das Leben, aber das Ende ist immer die stille Gruft. Der Allmächtige wolle uns einen friedlichen Schlaf geben!'
Als Tilo Brand'aus dem Kloster schritt und sich zur Herberge begab, wo sein Pferd und sein Diener auf ihn warteten, stand am Wege ein sehr alter Mann. Er trug ein Pilgergewand und einen Muschelhuk. Als er Tilo sah, hob er die Hand.
.Wie weiß sind deine Haare geworden, Tilo Brand! Weißt du noch, wie du mit der bösen Königin auf der Ostsee fuhrest und wie die schöne Sünderin dir nachstellte?'
Tilo sah aufmerksam in das verwitterte Gesicht des Sprechers. -Mst du der Wahrsager von damals? Der den Bischof schlug und der später Herzog Adolf warnte, nicht König von Dänemark zu werden?'
.Ich bin es, Tito Brand. Der Bischof hatte den Streich verdient und daß ich den Herzog warnte, war auch gut. Aber Ast —' er hielt inne und sah den Wolken nach, die ein fröhlicher Wind über den Himmel trieb.
,3ch kann nicht sterben!' klagte er plötzlich. .So viele Menschen » sterben, aber ich bin vergessen. Und ich sehne mich nach Ruhe. Kannst -u mich nicht töten lassen, Tilo Brand? Du bist ein Mäch- flger geworden. Kämest aus der Fischerhütte und sitzest jetzt im Königsschlosse wie unter deinesgleichen. Ich gönne dir deine Vornehmheit: aber laß mich sterben! Ich bin müde!' >
Tilo legte ihm die Hand auf den Arm. .Dein Leben muß schwer gewesen sein. Es ist nicht leicht, die Zukunft vorher zu wissen. Und dir ist doch wohl die Gabe geworden?'
Der andere schüttelte den Kopf. .Nicht immer! Die Stimmen haben nicht immer recht gesprochen, aber ich mußte sie hören und sagen, was ich vernommen hatte. Es war meistens nichts Gutes. Atun bin ich müde!'
Langsam ging er weiter. Tilos Knappe aber lag auf den Knien und betete. Men der Seher anredeke, mußte bald sterben. Das war der allgemeine Glaube.
Tilo Brand wußte wohl von diesem Glauben, aber er hakte dem Tod zu oft ins Auge gesehen, um ihn zu fürchten. Gleichmütig ritt er die Straß« nach Kiel entlang, als hinter ihm ein lauter Hornruf erklang. Eine glänzende Schar kam hinter ihm her, und ein alter Ritter rief schon von weitem seinen Namen. Er s<H schlecht zu Pferde, hakte einen mächtigen weihen Bart und trübe Augen. Diese begannen jetzt zu blitzen.
.Hoho, Tilo Brand, willst du deinen alten Genossen bei weiland Königin Margarete nicht mehr kennen?'
.Kaspar Rönneburg, ich denke deiner oft, habe nur wenig Muße, lange an alte Zeiten zu denken!'
.3ch weiß!' Herr Rönneburg ritt jetzt neben Tilo. .Hast dich mit Staatssorgen zu.plagen, und sie mögen groß genug sein. Ich komm« von Lübeck: da sind sie böse auf die Holsten, daß sie sich einem Dänenkönig unterwerfen.'
.Er ist deutschen Stammes!' murmelte Tilo.
.Die Deutschen vergehen schnell, daß sie Deutsche sind. In Welschland werden sie Welsche, in Frankreich Fransche, in Dänemark werden sie Dänen werden. Der Rumohr sagt's auch.'
.Welcher Rumohr?'
.Nun, der Iosias, den wir zwei einmal aus dem Verließ von Flensburg Hus holten. Weißt du nicht mehr? Wie wir die Strickleiter hinunterließen und den Wächter betrunken machten, daß er nicht merkte, wie wir ihm seine Schlüssel nahmen: Nachher steckten wir sie wieder in seine Tasche. Iosias und ich haben noch vor wenig Wochen von der Geschichte geredet. Da war ich bei ihm auf der Burg zur Jagd mit dem Falken, aber Iosias kann nicht mehr reiten. Hak zu stark das Zipperlein. Gab mir seinen Sohn mit, der auch mir über war. Ach, die Jugend hat's gut, Tilo, wir Alken müssen uns allmählich auf die große Reise rüsten. Aber abends können wir auch noch Leim Becher sitzen und über alte Zeiten reden. Dann haben Iosias und ich laut gelacht über allerlei Abenteue^ bei den Likedeelern: aber sein Sohn, der Konrad, I durste nicht dabei sein, Der wäre entsetzt gewesen. Weiß eben'
nicht mehr, wie es war, als wir jung waren und uns unsrer Haut wehren mußten, wollten wir nicht .eines frühzeitigen .Todes sterben)'
„Du brachtest mich damals aus der Marienkirche in Sicherheit!"
.Ich tat's und denke daran mit Freuden, hatte noch immer eine Schuld bei dir abzutragen. Aber ohne den .Wahrsager hält' ich's nicht vermocht. Weißt du, daß er wieder Im Land ist, und Laß es heißt, wen er anredet, der muß bald sterben?'
.Ich sah. ihn eben und er redete mit mir!' erwiderte Tilo lächelnd.
Der andere hielt sein Pferd an und warf einen scheuen Blick auf den Genossen. Dann lachte er plötzlich. .Pah, der Allmäch- kige weiß die Stunde, nicht der Seher! — Iosias läßt dir sagen, » zweimal schon wärest du an seiner Burg vorübergeritten, ohne bei ihm einzukehren, und wüßtest doch, daß ein guter Trunk und ein Nachtlager deiner wartete. Möchte dich auch seinen Enkeln zeigen, von denen er ein halbes Dutzend hak. Den Monn, der einst ein einfacher Fischerknabe war und nun einer der Großen im Lande ist. Der immer brav war und ehrlich und seinen fürstlichen Herrn treu diente!'
.Und aus dem bald Staub und Asche werden wird!' erwiderte Tilo ernst. Jetzt hielt er sein Pferd an, reichte dem Jugend- gefährten die Hand und setzte hinzu, daß er weiter nach Kiel reiten müßte. Weil ihn dort seine Söhne erwarteten. Eilig ritten er und der Knappe davon und Rönneburg sah ihm mit einem Seufzer nach. Es war alles vergänglich. Ruhm und Ehre, Macht und Reichtum. Aus frohen Jünglingen wurden alte Leute, ein neues Geschlecht stieg empor auf ihren Schultern und wußte nicht mehr, was eS den Alten zu danken hatte. Dann aber schüttelte der Ritter die trüben Gedanken von sich, horchte auf den Gesang der Waldvögel und ließ sich den Frühlingswind umS Haupt blasen. Er wollte das Leben genießen, solange es ihm gehörte.
Es wird gesagt, daß Tilo Brand bald nach jenem Besuch in Bordesholm in Kiel gestorben sei. Näheres weiß man nicht. Der Name Brand ist in Schleswig-Holstein noch heutigen Tages wohlangesehen. Hoch und niedrig haben den Namen getragen und tragen ihn heute noch.
Vor nicht langer Zeit fand man auf dem obersten Boden der Heiligengeistkirche in Kiel einen schönen alten Kupfersarg. Er war leer, aber die Schrift an seiner Seitenwand war noch zu erkennen. Sie lautete in altem Niederdeutsch: .Hierin ruhet Tilo Brand. Er hatte ein gutes Leben und starb im Frieden. Mensch, bedenke das Ende!'
Dies war ein Gruß von Tilo Brand und feiner Zeit.
(Schluß)