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»Unsere Heimat"

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Nagoläer Tagblatt

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Schristleirung, Druck und Verla, von ». «. 8 als er (Karl Zatirr) Nagold.

Donnerstag den 9. Oktober 1924 Fernsprecher Nr 29.

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98. Jahrgang

Tages^yiege?

Die Schnhzollvorlage wird dem Reichstag nach der Wie- dereröffnung zugehen.

Der bayerische Landtag tritt am 23. Oktober zur ersten Sitzung zusammen.

Die englische Antwort auf die deutsche Denkschrift über den Völkerbund ist dem deutschen Botschafter in London übergeben worden. Sie deckt sich im allgemeinen mit der Antwort Herriols und betont, daß es Sache des Völker- dunds sei. bei einer Aufnahme Bedingungen zu stellen, nicht -es Aufzunehmenden.

In der Unkerhaussitzuna am Mittwoch begründete Abg. Harne dm konservativen Misztranensrmtrag. Mac Donald sagte, die ehrliche Feindschaft der Konservativen sei ihm lie­ber als die tückische Unzuverlässigkeit der Liberalen.

Der französische Finanzsachversiändioe Parmentier unter­handelt in London wegen der französischen Kriegsschulden.

Reuter meldet, Emir Ali. der Gegner Husseins, sei als Mia in Mekka eingezogen. Hussein habe trotz seines Ver- Hachens die Stadl noch nicht verlassen.

Europa den Europäern!

Eoudenhove und der Pazifismus

Die interessanteste Persönlichkeit des zurzeit in Berlin tagenden Weltfriedenskongresses ist neben dem alten Nor­weger Frithjof Nansen der jugendliche, noch unberühmte österreichische Politiker Gras Richard Coudenhove- Kalergi. Er ist ein scharfer Kritiker des bisherigenPazi­fismus". Die Leitung des Friedenskongresses hat ihn ein­geladen, am Mittwoch über sein System einesAll-Europa" zu sprechen.

Das Wesentliche an Coudenhoves System ist die Geg­nerschaft zum herrschenden Völkerbund und die vorläufige Ausschaltung Rußlands und Eng­lands aus dem Ring der Vereinigten Staaten von Europa. Der Völkerbund von heute, aber auch der von morgen, wie man ihn jetzt gestalten möchte, ist nach Eoudenhove ein Werk­zeug, durch das den Staaten Lateinamerikas in rein euro­päischen Fragen meist die Entscheidung überlassen wird: Dieserungerechte und unwürdige Zustand" der einseitigen internationalen Abhängigkeit Europas könne nur ein Ende finden durch die Anerkennung des alleuropäischsn Grund­satzes: Europa den Europäern! Schon als Bürge des Min­derheitsschutzes sei der jetzige Völkerbund untauglich. Denn die außereuropäischen Weltmächte Britannien und Japan würden jede internationale Bestimmung über nationale Gleichberechtigung verhindern. Die Japaner werden ebenso­wenig den Koreanern Gleichberechtigung zuerkennen wie die Veiten den Indern.

Was nun besonders England anbslangt, so ist es ja selber ein Völkerbund. Es hat seine Dominien und seine durchaus außereuropäischen Sorgen. Es ist der Nachbar Europas, und sein Beitritt zum alleuropäischen Bund kann nach Eoudenhove erst erfolgen, wenn einst seine Do­minien eine andere Verbindung suchen. Durch Verträge und Rüstungsbeschränkungen soll Englands Sicherheit gewähr­leistet, ja die britisch-französische Entente soll zur britisch­europäischen Entente erweitert werden. Aber vorläufig Habs England im europäischen Reich der Mitte nichts zu suchen.

Nun zu Rußland. Hier sieht Eoudenhove sehr trübe

die Zukunft. Die russische Frage wurzelt nach seiner An­sicht in der Tatsache, Laß an der offenen Ostgrenze Europas «ne Weltmacht steht, deren Führer es als ihr Ziel bekennen, das bestehende System in Europa gewaltsam zu stürzen. Um dieses Ziel zu erreichen, unterstützen sie die sozialen Radikalen Europas mit Geld und hoffen, bald in die Lage zu kommen, diesen Schmiergeldern bei Ausbruch von Revolutionen in Europa auch Sowjettruppen nachsenden zu können. Ruß­land rüstet ein starkes Heer, um mit dessen Hilfe die Welt­karte, wenigstens in Europa und Asien, gründlich zu ändern. »Sobald dieses Heer stark genug ist, wird es zweifellos gegen Westen marschieren."

Wie sichert sich Europa gegen die Sowjetgefahr? Cou- "A>hove sagt: Durch militärische Ueberlegenheit! Man be­achte, wie der Pazifist zur Verwirklichung des Friedens­gedankens doch wieder zum Militaristen wird: Europa Hai nicht die Möglichkeit, die politische Einstellung der gegen­wärtigen russischen Machthaber, deren System alle Staats- überfluten will, zu ändern. Da es sie zum Frieden nuht überreden kann, muß es sie zum Frieden zwingen.

ein Nachbar friedlich eingestellt ist, der andere kriege- ,7 ?' 1? fordert Coudenhoves Pazifismus, daß die militärisch« Überlegenheit auf seiten des Friedens steht. Eine Umkehr oleses Verhältnisses bedeute den Krieg. Eoudenhove nennt

Een Irrwahn vieler Pazifisten, in der eigenen Rüstungs- oeicyrankung den sicheren Weg zum Frieden zu sehen.Ün- ier Umständen fordert der Friede Abrüstung unter an­dren Umständen Rüstung." Die Anwendung dieses Gedan- auf das entwaffnet«, unter dem Druck ständiger Mili­arkontrolle gehaltene Deutschland ergibt sich von selbst. All- möglich ^ ohne ein freies und starkes Deutschland nicht

MussolinisNormalisierung"

Am 19. Juni ist in Rom der sozialistische Abgeordnete Matteotti, als er sich in die Kammer begeben wollte, von fünf Männern faszistischer Richtung gewaltsam in einem Auto verschleppt und ermordert worden. Mussolini scheint vom ersten Augenblick an die richtige Empfindung gehabt zu haben, daß ein Teil seiner Gefolgschaft ihm da einen bösen Streich gespielt habe. Er hat sich nicht lange besonnen, die Verbrecher und die Urheber des Verbrechens festsetzen zu lassen, und er hat am Sonntag, in seiner Rede in Mailand, abermals erklärt: es gehe nicht an, Schuldigen das Gefäng« nis zu öffnen, die Gerechtigkeit müsse ihren Lauf haben.

Es ist aber zur Stunde noch keineswegs klar, ob es Mus­solini gelingen wird, der bösen Geister, die er mit dem Faszismus gerufen hat, Herr zu werden. Er versuchte es zwar zunächst, die Opposition innerhalb wie außerhalb der eigenen Partei mit starken Worten niederzuhalten er muß sich aber wohl davon überzeugt haben, daß es mit star­ken Worten allein nicht mehr getan sei. Er, der seine Dik­tatur vor zwei Jahren fast spielend aufgerichtet hatte, sieht sich der unendlich viel schwierigeren Aufgabe gegenüber: wie kommt man von der Diktatur wieder zu normalen Zu­ständen?

Mussolini hat versucht, dem Problem, um das es sich handelt, allgemeine Anerkennung zu verschaffen, indem er das Schlagwort von derNormalisierung" in die öffentliche Erörterung warf.. Das ist mehr, als es auf den ersten Blick scheinen mag, denn die Massen denken nun ein­mal in Schlagworten, und Mussolini wird wissen, was er tut, wenn er seinen Südländern solch einen neuen Brocken hinwirft. Freilich darf man, ohne Südländer zu sein, be­zweifeln, ob gerade dem Schlagwort von derNormalisie­rung" eine sonderlich bezaubernde Wirkung innewohnt. Der RufLos vom Alltag" pflogt, im Norden wie im Süden, stärker zu packen als der RufZurück zum Alltag". Musso­lini hat denn auch seine Partei offensichtlich noch keineswegs fest wieder in der Hand. Versteht sich, Mussolini hat, als er seine Diktatur aufrichtete, das Königtum n'cht anaetastet. Aber man hatte damals den Eindruck, als behaupte sich das Königtum nur im Schatten des Diktators; heute hat man

den Eindruck, als wäre der Diktator froh, wenn er sich im Schatten des Königstums behaupten könnte.

Auch die Hetze gegen Deutschland, die Mussolini so bei­läufig in seine Rede verflochten, ist alles andere als ein Zei­chen von Selbstsicherheit und Stärke weshalb auch kein Anlaß vorliegt, sie besonders tragisch zu nehmen. Außen­politisch kann der Diktator ja noch am ehesten auf einige greifbare Erfolge verweisen, aber sie sind gegen dis Schwa­chen und Wehrlosen errungen. Mit Mussolinis allergeheim­stem, außenpolitischem Ziel aber steht es vorderhand noch mehr als zweifelhaft. Denn dies Ziel war doch wohl aus allerlei gelegentlichen Anzeichen Lars man es schließen die Freimachung Italiens vom unsichtbaren englischen Gängelbands. Mussolinis Außenpolitik hatte zeitweise unverkennbar einen starkenkontinental-poli­tischen" Einschlag. Vorerst hat Mussolini hier aber jeden­falls wieder vorsichtig eingelenkt.

Augenblicklich aber ist Mussolini auf der Suche nach einem aufpeitschenden, außenpolitischen Schlagwort, das von den innerpolitischen Schwierigkeiten ablenken und das Voll unter seiner Führung zusammenschließen soll. Und -da di« wirtschaftliche Lage Italiens sehr zu wünschen übrig läßt, so dünkt ihn die handelspolitische Auseinandersetzung mii Deutschland dazu geeignet zu sein. Er malt also Deutsch­land, nach berühmten machtpolitischen Vorkriegsmustern, als den wirtschaftspolitischen Störenfried an die Wand, gegen dessenWelteroberungsgelüste" Italien auf der Hut sein und wie ein Mann zusammenstehen" müsse, wenn es am Leben bleiben wolle. Man ist versucht, den Schluß zu ziehen: es -nüsse um Mussolinis Stellung wohl sehr schlecht stehen, wenn er sich genötigt sehe, zu solch abgebrauchten Mittelchen sein« Zuflucht zu nehmen.

Indessen, der Diktator war in bezug auf seine Mittel nle wählerisch, auch zu einer Zeit nicht, wo er sich noch den Luxus hätte gestatten dürfen, es zu sein. Der entscheidende Wendepunkt -dürfte der Prozeß gegen die Mörder Matteottis werden, der ja einmal verhandelt werden muß.

Fachs Krieg gegen den Bolschewismus

DerHannoversche Kurier", dieLeipziger Neueste Nach­richten" und dieMünchener Neueste Nachrichten" veröffent­lichen weitere Schriftstücke aus -den Geheimakten von Ver­sailles. So wird in einem ArtikelFachs Krieg gegen den Bolschewismus im Jahr 1919" die Stellungnahme des Frie­denskongresses zum Bolschewismus behandelt. Wilson und Lloyd George hielten es für unmöglich, bewaffnet in die russischen Verhältnisse einzugreifen und traten für Verhandlungen mit der Sowjetregierung ein. Ohne Wissen der französischen Regierung wurde von ihnen ein Vertreter nach Rußland im März entsandt, -der mit den Bolschewisten einen Friedens vertrag vereinbarte, dessen Zustande­kommen aber am Widerspruch Frankreichs schei­terte. Lord Churchill trat für kriegerische Maß­

nahmen ein, falls eine Verständigung mit den Bolschewisten nicht zu erreichen sei. Er beantragte am 15. Februar 1919 einen Ausschuß zur Ausarbeitung eines Kriegsplan- emzusetzen. Auch Elemente au trat eifrig dafür ein, das man Rußland nicht sich selbst mit Deutschland überlasser dürfe. Es müßten Schranken um Rußland errichtet werden, am die Bolschewik! darin einzuschließen, und die Stunde abzuwarten, wo es möglich werde, den Angriff wieder auf­zunehmen. Am 17. Februar wurde, da die Amerikaner sich gegen jeden Einsatz ihrer Truppen in Rußland aussprachen aus Valfours Vorschlag beschlossen, über die russische Frage von den militärischen Sachverständigen Erkundigun­gen einzuholen. Am 25. Februar trat Marschall Fach da­für ein, vor allen Dingen zur Vorbereitung des Kampfes gegen die Bolschewik! möglichst schnell die Ost grenze Deutschlands endgültig festzustellen. Das könne schon in der nächsten Zusammenkunft mit Herrn Erzberger geschehen. Wenn der Friede mit Deutschland geschlossen sei, würde man alle Angriffsmittel im Osten Europas wieder gewinnen. Mit gewissen Heeren, wie etwa dem polni­schen, tschechoslowakischen, rumänischen, grie- chischen (also den Trupven der Randstaaten. D. Sehr.), verstärkt durch modernes Kriegsgerät, würde es leicht sein, eine unstreitbare Ueberlegenheit über den Feind zu gewin­nen. Das würde die Kosten der Entsendung eines Heers vom Westen (Frankreich und England) her ersparen. (!) Wie man im Westen den Rhein -als Aufmarschlinie habe, die es gestatte, in Deutschland zu tun, was man wolle, so brauche man auch eine Mt befestigte Linie, um gegen den Bolschewismus vorzugehen. Vorher müsse Deutschland aber ein Präliminarfriede auferlegt werden. Oberst House (Amerika) wies darauf hin, daß vorher auch die Finanz- und Entschädigungsfrage erledigt werden müsse. In der Sitzung am 17. März kam Fach erneut auf seinen Plan zurück, dem Lloyd George abermals widersprach, da Polen vor Hunger sterbe und «unfähig sei, Lemberg gegen eine Kohorte von ukrainischen Rebellen zu verteidigen. Man müßte vielmehr versuchen, die Polen und Ukrainer gütlich zu vereinigen. Der Oberste Rat lehnte darauf den Plan Fachs ab.

Die Blätter bemerken zu diesen Aufzeichnungen, die Kenntnis solcher Pläne sollte Len Rumänen, Tschechen, Slo- waten und Polen eigentlich zur Warnung dienen, wessen sie sich von Frankreich auch in Zukunft zu versehen haben werden.

Neue Nachrichten

Die Richtlinien des Reichskanzlers

Berlin. 8. Okt. Den in Betracht kommenden Reichstags- ftaküonen sind die Richtlinien für die Volksgemeinschaft übergeben worden. Das Schriftstück besagt:

1. Die Verfassung vom 11. August 1919 wird ils rechtlich verbindliche Grundlage des staatlichen Lebens inerkannt. Jeder Versuch, ihre Veränderung auf unge­setzliche, insbesondere gewaltsame Weise herbeizuführen, wird demgemäß als H o ch v e r r a t zu verfolgen und zu bestrafe« !ein.

2. Die Richtung der Außenpolitik wird in erster Linie durch die Londoner Abmachungen bestimmt Die auf Grund derselben erlassenen Reichsgesetze sind ge- wissenhaftauszusühren. ebenso wie wir die pünkt­liche Durchführung des Abkommens von unseren Ver­tragsgegnern erwarten. Die Regierung wird es siH angelegen sein lassen, die Ausführung der übernommenes Verpflichtungen auf das sorgfältigste zu überwachen und d i « sich als notwendig erweisenden Abänderun­gen zu erreichen. Die Ausnahme in den Völ­ker b u n d soll entsprechend der in der L o n d o n e r Denk­schrift niedergelegten Auffassung erstrebt werden.

3. Bei der Lastenverteilung in Ausführung der bezeichneten Gesetze sollen die Maßstäbe der W i r t s ch a f t s- förderung und der sozialen Gerechtigkeit an­gewendet werden. Die bestehenden Finanzgesetze sollen nach diesen Gesichtspunkten durchgearbeitet werden.

4. Als eine der wichtigsten Ausgaben der Regierung wird es betrachtet, die sozialenLer st ungen dem Bedürfnis entsprechend zu steigern. soweit die finanzielle Lage des Reichs es irgendwie zuläßt.

5. Wirtschaftspolitisch wird möglichste Steigerung der Warenerzeugung und des Nutzungsgrads der Arbeit angestrebt werden, um die internationale Wett­bewerbsfähigkeit der deutschen Wirtschaft zu sichern, wie si^ insbesondere auch unter dem Gesichtspunkt der Entschädi- gungsbelestung unerläßlich ist. Ausgehend vom Grundsatz der wirtschaftlichen Freiheit werden staatlich« Eingriffe nur insoweit in Betracht kommen, als sie notwen­dig erscheinen, um eine wirtschaftsschädliche Unterdrückung der Wirtschaftsfreiheit von anderer Seite abzuwehren. Bel Lösung der bevorstehenden Aufgaben für den Außenhandel wird mit der Stärkung der inländischen Erzeu­gung gleichzeitig auf die möglichste Förderung der Ausfuhrauf dem Boden von Gegenseitigkeit und Meistbegünstigung und die tunlichste Schonung der Verbraucher hingearbeitet werden-