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88. Jahrgang

Montag den 6. Oktober 1924

Ar. 235

Fernsprecher Nr. 29.

Begründet 1826.

Taaeslflieael

Der Kabmetksrak beriet wiederball über die Verhandlungen -es Reichskanzlers mit den .Fraktionen. Der Reichskanzler besprach sich mit Ebert. Rach einer Genfer Meldung soll -er Völkerbund bezw. die Vertreter der Vöikerbunds- regierunaen. soweit sie bei der schweizerischen Bundes­regierung in Lern beglaubigt find, zu einer kurzen außer- ordentlichen Beratung über die Zulassung Deutschlands cinbe- nifen werden. Die Abrüstungskonferenz soll nicht im Juni M5 stalkfinden, sondern auf spätere Zeit verschoben wer- -en. Dar. war vorauszusehen, denn an der Abrüstung haben die Völkerbundsgrcftmächte kein Interesse mehr, nach­dem die Knebelung Deutschlands au? unbeschränkte Zeit be­schlossen »st-

In den deutsch-französischen Handelsvertkagsverhand- lungen wurde erklärt, die französische Regierung werde von -er rbprozentigen Einfuhrabgabe nicht abgehen.

Verschiedene Besprechungen des ägyptischen Minister­präsidenten Zaglul Pascha mit Mac Donald in London blie­ben ergebnislos. Zaglul beharrte darauf, daß der Sudan za Aegypten gehöre und von den Engländern geräumt wer­den müsse.

In den Besprechungen mit Zaglul lehnte Mac Donald es auch ab, die englischen Truppen aus Kairo und Ale­xandrien zurückzuziehen.

Shanghai wird nunmehr auch von Süden von den Truppen der Provinzen Siangsu und Aokien angegriffen. Bei Sungkiang, 22 Meilen südwestlich von Shanghai, ist eine Schlacht im Gang.

Gens und Washington

Warum sind die Amerikaner eigentlich in den Krieg ein. getreten? Von den Redensartenum die Freiheit zu retten um die Zivilisation zu schützen, um den Unmenschlichkeiter des Tauchbootkriegs entgegenzutreten" kann man dabei ohm weiteres absehen. Das war blauer Dunst, der den Ahnungs losen im eigenen Volk und gewissen anderen Leuten vor gemacht wurde. Nein, die Frage ist: woher kam der Volks. Persönlichkeit, die in den Vereinigten Staaten steckt, der An trieb, auf jeden Fall, mit oder ohne Lusitania-Rummel, ein« entscheidende Rolle im Kriegsdrama zu spielen?

Der Antrieb wird, wie stets in solchen Fällen, verschiedene Wurzeln haben; eine davon, und nicht die unbedeutendste, ist aber jedenfalls der günstige Umstand, daß die Japaner aufder falschen Seite lagen. Japan ist die Groß­macht des Stillen Weltmeers, nicht in dem Sinn, daß es die vorherrschende Macht wäre, sondern in dem Sinn, daß seine Lebensinteresssn allein an dieses Meer gebunden sind. Alle anderen Anlieger von Großmachtsrang sind nur mit einem Teil ihrer Interessen an das Stille Weltmeer gebunden. Eng­land, Rußland, Frankreich, die Vereinigten Staaten sind mit nner oder mehreren Rückfronten auch an das Interessengebiet des Atlantischen Meers gebunden. Deshalb wäre es für die Zukunft Japans so ungemein wichtig gewesen, sie dort g e - Kunden zu halten; will sagen, in Europa, der großen westlichen Halbinsel Asiens, die in den Atlantischen Ozean hineinragt, jenes Gleichgewicht der Mächte erhalten zu helfen, das keiner von ihnen gestattete, sich zu irdengeiner Zeit sor­genfrei mit gesammelter Kraft den Angelegenheiten des Stil­len Weltmeers zuzuwenden. Japan aber half mit, das euro­päische Gleichgewicht unheilbar zu zerstören, indem es sich an der Zerstörung der deutschen Großmachtstellung beteiligte! Die Kraft des von allen Seiten angefallenen deutschen Riesen reichte noch aus, die russische Militärmacht zu brechen damit war Japan für England als Bundesgenosse allenfalls entbehrlich geworden.

Denn die Politik Amerikas wird geographisch bestimmt dadurch, daß es an zwei Weltmeere grenzt. Auf einer von beiden Seefronten muß es unbestritten die Oberhand haben, wenn es sich in seiner Weltmachtstellung behaupten will. Auf der einen Front wurde den Vereinigten Staaten die Stet­ig der maßgebenden Vormacht von den Japanern bestrit­ten; die Japaner, aber hatten sich, gelockt durch die sichere Beute von Kiautschou, von Anfang mit in den Weltkrieg hin- ^nziehen lassen. Für die Dauer des Weltkriegs also war diese Front der Vereinigten Staaten unbedroht. Die Gelegenheit, sich durch Eingreifen in den Weltkrieg, im entscheidenden Augenblick, auf der atlantischen Front zum Herrn der Lage Zu machen, mar für dis Amerikaner zu günstig, als daß sie Ich auch nur einen Augenblick besonnen hätten. Ueberlegung chelt bei solchen Entscheidungen überhaupt weniger eine AEe, als der Trieb zur S e l b st e r h a l t u n g durch Ac ach t e r w e i t e r u n g, der jedem gesunden Staatswesen mnewohnt. Als die Amerikaner das gegen mehrfache Ueber- wacht schwer ringende Deutschland vollends niedertrampeln halfen, taten sie das weniger aus Rache kür die mit Recht tor­pedierteLusitania", noch aus Liebe für die angeblich be­drohte PariserZivilisation", sondern um England dauernd sP sich zu ketten, indem sie ihm seine Weltmachtstellung ret­teten, es sachte vom javanischen Bündnis lösten und es dauer- äap an die amerikanisch-n W""!ntereiien banden.

Es liegt auf der geraden Linie dieser Politik, daß die Ver­einigten Staaten sich, neben der Hypothek auf alle anderen europäischen Staaten, die der Krieg ihnen in die Hände ge­spielt hat, auch eine Hypothek auf Deutschland zu sichern wünschten. Dazu sollte ihnen derDawes-Plan verhelfen.

Die Aufhebung des europäischen Gleichgewichts, durch Zertrümmerung der deutschen Großmachtstellung, hatte eine Folge, die von den englischen Kriegsmachern, den Grey und Lloyd George und Northcliffe, kurzsichtigerweise nicht vor- ausgesehen worden war: der französisch-englische Gegensatz, der die Weltpolitik des 17. und 18. Jahrhun­derts bestimmt batte und der mit dem deutschen Sieg von Se­dan zugunsten Englands entschieden zu sein schien, lebte über­raschend stark wieder auf. Was Wunder, daß das von Eng­land preigegebene und zur nächsten Einkreisung verurteilte Japan Fühlung mit Frankreich suchte! Nun zeigt sich, durch die unerwartete Wendung, die die Dinge in Genf bekommen haben, daß das Einvernehmen zwischen Japan und Frankreichoffenbar weiter gediehen ist, als die Oeffentlichkeit annehmen konnte. Daß Frankreich den Völkerbund, diesen Schutzverband der Kriegsgewinner, den es kommandiert, den Japanern auch als Schutz gegen die Vereinigten Staaten bei etwaigen Auseinandersetzungen über die Auswandernngsfrage, zur Verfügung stellen kann, ent­hüllt die unterirdischen Zusammenhänge, die für die zukünf­tige Gestaltung der Weltpolitik noch außerordentlich bedeut­sam werden können.

Ob die Erleuchteten des Völkerbunds eine Ahnung davon gehabt haben, was hier mit ihnen gemacht wird? Möglicher- weise bekommen sie hinterher einen fürchterlichen Schreck, wenn sie die ganze Schärfe des Gegensatzes erkennen, der sich zwischen Genf und Washington aufzutün im Begriff ist und bauen ihr Heldenwerk schleunigst wieder ab. An sich wäre ein Völkerbund, der seinem Namen keine Schande zu machen den Ehrgeiz hätte, durchaus im Recht, wenn er sich die Freiheit nicht nehmen ließe, auch die große Zukunstssrage des Stillen Weltmeers vor sein Forum zu ziehen. Aber die­ser Genfer Völkerbund, dessen Ehrgeiz nicht höher klettert, als den Gerichtsvollzieher des Versailler Diktats zu machen, hat da» Maß seiner bescheidenen Kräfte gründlich verkannt, als er sich aufs hohe Meer der weltpolitischen Interessen­gegensätze hinauswagte. Gens wird vor Washington eines Tags reumütig Abbitte leisten oder es wird über kurz oder lang feinen Volkerbeglückungsladen zumachen müssen. Seine Niederlage ist dem Völkerbund, wenn er es nicht mehr mit dem wehr- und waffenlosen Deutschland, sondern mit einer nach allen Seiten unabhängigen Weltmacht zu tun bekommt, m jedem Fall gewiß. Für uns wird es lehrreich sein, den Aus­gang dieses Handels noch als Zuschauer, von draußen t-- nM-uerleben und zu beobachten.

Die 800 MMonen-Anleihe

Von einem finanzpolitischen Mitarbeiter

In wochenlangen schwierigen Verhandlungen haben die deutschen Regierungsvertreter in London um die 800-Millio- nenanleihe gerungen. Endlich ist man soweit, für Deutsch­land verhältnismäßig günstige Bedingungen angeblich 7 Proz. Zinsen und einen Auflegungskurs von 97 durch den in London weilenden Finanzminister Dr. Luther unter­schreiben zu lassen. Nach den Londoner Konferenzverhand­lungen zeigte sich in England eine starke Gegnerschaft gegen die Anleihe und die englischen Bankkreise stellten außerordent­lich hohe Zinsforderungen. 8 Proz. waren eine Zeitlang das mindeste, was man für die deutsche Staatsanleihe verlangte. Woher dieses Mißtrauen? Deutsche Großkaufleute, die mehr­mals im Jahr geschäftlich in London zu tun haben, kom­men von ihrer Herbstreise mit allen Anzeichen des Schreckens zurück und erzählen: In London veranstalten zurzeit private deutsche Kredttsucher, kleine Bankiers usw. eine wilde wüste Jagd auf das britische Kapital. Zum großen Teil der eng­lischen Sprache nicht mächtig, ohne Kenntnis der Gebräuche und Gewohnheiten der englischen Geschäftswelt erregen dies« Freibeuter des Privatkredits überall Anstoß. Sie entwickeln phantastische Pläne, bieten 20 und 30 Proz. Zinsen und kön­nen nicht verstehen, warum sie trotz ihrer glänzenden Ange­bote überall hinausgeworfen werden. Der englische Geschäfts­mann sagt sich natürlich mit Recht, daß Unterehmungen, die solche hohen Zinssätze von selber anbieten, innerlich faul und leshalb kreditunwürdig sein müssen. Die Verachtung, die der Engländer für solche unsolide Anbiederungen hat, über­trägt er in Unkenntnis der deutschen Verhältnisse leicht aus j ernst zu nehmende Angebote. Angesehene deutsche Geschäfts- l leute geraten durch das taktlose Treiben jener Agenten in ! Mißkredit und dieser färbt auf die amtlichen Kreditverhand- i lungen ab.

i So kam es also, daß die deutschen Regierungsvertreter ! anfangs einen schweren Stand hatten. Nur der Geduld, mit s der sie die englischen Vankherren über die wahre, Lage der s deutschen Finanzverhältnisse aufklärten, ist es zu danken, daß - man verhältnismäßig günstig abschnitt. Das Gerücht, daß s die Zeichnung der Anleihe erst nach der Präsidentenwahl in s Amerika erfolgen werde, hat sich bis jetzt nicht bestätigt, i Die ersten Oktoberwochen gelten fast allgemein als der beste i Zeitpunkt für die Auflegung. Den Amerikanern kommt es

daraus an, das Mindestmaß von Sicherheit festzustellen, unter der ihre Anleihezeichner das Geld hergeben sollen. Gelänge es den amerikanischen Bankiers nicht, ihren Anleihezeichnern die Sicherheit der Anlagen klarzumachen, dann glückt die Zeichnung nicht und der ganze Dawesplan schwebt in der Luft. Die Amerikaner haben keine Neigung, deutsche An­leihe zu kaufen, wenn noch irgend eine Möglichkeit politischer Zusammenstöße besteht.

Neue Nachrichten

Zur Regierungsumbildung

Berlin, 5. Okt. Ueber die Besprechung der deutschnationa­len Abordnung beim Reichskanzler wird nur mitgeteilt, daß die Abgeordneten den Kanzler darauf aufmerksam machten, daß in den Verhandlungen am 28. August über die Regie­rungsumbildung mit keinem Wort davon die Rede gewesen sei, daß auch die Sozialdemokraten in die Regierung ausge­nommen werden sollen. Der jetzige Vorschlag des Reichskanz­lers stelle daher etwas ganz Neues dar. Die verschiedenen Fraktionen werden ihre endgültigen Beschlüsse erst im Laus der kommenden Woche fassen.

Die Deutsche Volkspartei erklärt, sie habe den Verhand­lungen des Kanzlers mit den Sozialdemokraten und Len Deutschnationalen nur unter der Voraussetzung zugestimmt, daß im Zusammenhang unverzüglich die Klärung über das Programm und die Regelung der Parteibeteiligung vollzogen werde. Die Erwartung sei nicht erfüllt worden, die notwen­dige Regierungserweiterung dürfe aber nicht gefährdet wer­den. Das Regierungsprogramm müsse unverzüglich festge­stellt und die Fraktionen zur Erklärung aufgefordert werden, ob sie auf dieser Grundlage Mitwirken und mit welchen Frak­tionen sie Zusammenarbeiten wollen. Scheitere der Versuch, die Regierung von den Deutschnationalen bis zu den Sozial­demokraten zu erweitern, so solle nur mit den Deutschnatio­nalen über ihren Beitritt verhandelt werden.

DerLokalanzeiger" schreibt, die Schwierigkeiten, die sich der Bildung der Volksgemeinschaft entgegenstellen, gehen von der Sozialdemokratie und dem Reichspräsidenten Ebert aus, der auf Reichstagsneuwahlen hinarbeite. Det Kanzler habe keine klare Auskunft gegeben, wie er sich das Zusammenarbeiten mit der Sozialdemokratie denke z. B. hin­sichtlich der christlichen Volksschule, der Zollpolitik usw.

Der Reichskanzler hat nun bestimmte Richtlinien für die Führung der äußeren und inneren Politik entworfen. Diese Richtlinien sollen die Grundlage für eine Zusammenfassung der in Betracht kommenden Parteien bilden. Auf Grund die­ser Richtlinien werden die Verhandlungen mit den Fraktionen weiter geführt.

Die Umgestaltung der Reichsbank

Berlin, 5. Okt. Die außerordentliche Hauptversamm­lung der Anteileigner der Reichsbank hatte über die Neu­ordnung der Banksatzungen und die Annahme des neuen Reichsbcmkgesetzes zu beschließen. Dr. Schacht führte aus, in dem 50jährigen Bestehen der Bank seien noch nie so wich­tige Aenderungen vorgenommen worden; sie sind auf di« politischen Verhältnisse zurückzuführen, während bisher für alle Aenderungen nur wirtschaftliche Notwendigkeiten maß­gebend waren. Der Dawesplan verlange einen Einfluß »es Auslands auf die Bank, die Währungspolitik der Bank bleibe in der Hand des Direktoriums, dem nun die Voll­macht gegeben wird, auch ohne Beiziehung der Anteilseigner mit der Reichsregierung sich auseinanderzusetzen. Das Reichsbankkapital soll von 180 auf 90 Millionen Goldmark zusammengelegt werden, indem die Anteilscheine um di« Hälfte entwertet und auf zwei alte ein neuer Schein ausge­geben werden. Dieses Grundkapital von 90 Millionen wir- um 210 aus 300 Millionen Goldmark erhöbt und die neuer Anteilscheine werden den bisherigen Inhabern der Anteile der G o ldd i s k on tb an k im Umtausch zum Nennwert, den Inhabern der alten Reichsbankanteile aber zu einem noch festzusetzenden Kurs angeboten werden. Von den 6 auslän­dischen Derwaltungsräten seien diejenigen von Frankreich, England, Italien, Schweiz und Holland bereits bestimmt, der belgische noch nicht ernannt, ebenso können über die deutschen Mitglieder noch keine Mitteilung gemacht werden. Wie die Durchführung des Dawesplans, so sei auch die Umgestaltung der Reichsbank von dem Zustandekommen der Anleihe ab­hängig; man hoffe, daß sie Mitte nächster Woche unterzeich­net werden könne.

' Die Versammlung nahm alle vorliegenden Anträge im ganzen an. Der Hauvtausschuß soll vorläufig bis zum In­krafttreten des neuen Reichsbankgesetzes bestehen bleiben.

Die Anleiheverhandlungen unterbrochen

Berlin, 5. Okt. Reichssinanzminister Dr. Luther und Dr. Schacht sind unerwartet aus London nach Berlin zu­rückgekehrt. Von amerikanischer Seite sind Bc mken gegen die Anleihe unter den obwaltenden Umständen aufgetaucht, die Dr. Luther aber für vorübergehend hält. Noch Rück­sprache mit dem R-Rhstagrausschuß msrd der Rcsth-slnanz- minister iu nächster Woche : »jeder nach London abreistn, um die Verhandlungen forchu.setzen.