«rlchri»r«ll jedem Werk. M Bestellungen nehmen WIliche Posta ostaUm d Postboten entgegen.

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monatlich ^ l.gli rtnjchl. rrägerlohn, ««..Nr. 10 »oldpfge., Grundpreis f. Anzeigen: Die einspaltige Zeile aus -rwöhnlicherSchristoder tzrit» Raum 1L Gold- pstnniae. Reklamen 98 Goldpsennige. Familien- mq. 10 Goldvfennige.Bei -erichtl. Beitreibung und Konkursen ist der Rabatt hinfällig.

§!k. 233

Der Gesell!

mit cker Beilage

Unsere Heimat"

Gegründet 1826 .

Nagoläer ragblatt

«chUftleUung, Druck und «erlag von », W, Zaile r (Karl Zatler) Ragolt.

Freitag den 3. Oktober 1924 Fernsprecher Nr 29 .

«erbreiletsto Zemmat« Obers» tSbeztrk. Un­geigen find daher vo» bestem »rfolg.

8«r >»lM. Auftrag» «n» »n- »,rl«i »«ihr Sb«««««». »I «ir» krtui Gimahr »ast» tb«r»»«»>», tat >«»0r« ,d« «iNa«« t» b,stt»«>«u TuggaS« »t« e» trr g»» «Sulch»«» «teil, «IG»»«», z» Milk» »,» »ihn« «». «alt beft«bt lrl» «us»»ch «q ««f«ru»L t« Lei»», »tn ms «ckgoil»»» ».»«»»»»preU-«

TelegrarmmAdreff«:

Gesellschafter Nagold.

Postscheckkonto: «tutlgarl 811 ».

98. Jahrgang

Taqeslvieael

Die Rheinlandkommission hak wieder 6 Millionen Gold­mark an den Dawes-Generalagenken für die akgemeins Lntschädigungskasse als Einnahme aus dem befehlen Gebiet überwiesen. Rach Abzug von 2 MillionenBetriebskosten" sind nun im September 14,3 Millionen Goldmark aus der Mnderkasse" abgeführk worden. »

Der foz.Vorwärts" schreibt, daß der Eintritt der veutschnakionalen in die Regierung unter allen Umständen verhindert werden müsse.

Der LondonerDaily herald" fordert die Arbeiterpartei aus, sich sofort für Reuwahlen zu rüsten.

Bei Larasch (westl. Teil des spanischen Marokkogebiekss hat sich ein erbitterter Kamps entwickelt. Die Verluste der Spanier und der Marokkaner find beträchtlich.

Die chinesische Stadl Lotten, 6 Meilen von lluhr, ist von Leuten Tschangsolins in Brand gesteckt worden.

General Lu forderte die Behörden und Konsuln im Tremdenvierkel von Schanghai auf. Vorsichtsmaßregeln zu ressen.

Der Castiglioni-Skandal

Der Bankkrach in Oesterreich

Der Konkurs der Wiener Depositenbank, der schon seit »em Mai dieses Jahrs spielt, hat vlötzlich zu einem Eastig- Kani-Skandal geführt. Der noch recht jugendliche Spekulant La stiglioni, neben dem (noch jüngeren) S. Bosel der Mßte Kriegs- und Jnflationsgewinnler Deutschösterreichs/ wurde seinerzeit unter heftigen BörsenstürmenPräsident der Depositenkasse und zog sich ebenso schnell zurück, als es dort zu kriseln begann. Das sind schon 2^ Jahre her. Noch heute sagt man ihm nach, er habe damals die sehr gewinn­bringenden Geschäfte auf sein Privatkonto buchen lassen, die verlustreichen auf das Konto der un­glücklichen Bank. Zwischen damals und heute liegt ein zwei­ter märchenhafter Beutezug des Börsenstrategen. Aber heute scheint er von dem Abgrund, in den die Depositenbank gestüzk ist, auch nicht mehr weit entfernt zu sein. Als Retterin mühi sich um ihn die Mailänder Banca Commercials, die ihm schon oft geholfen hat. Ihr hat er angeblich seinen ganzen Besitz verpfändet, darunter den wundervollen Palast, den e» in Wien erworben und mit den teuersten Kunstschätzen an­gefüllt hat. Der 32jährige Castiglioni, dessen Vermögen man vor nicht langer Zeit auf mehrere hundert Millionen Schwei­zer Franken schätzte, darf jetzt aus der Tasche Banca Com- merciale jährlich nicht mehr als lumpige 200 000 Goldfr-anken verzehren.

Castiglioni, der auf italienischem Boden geboren sein soll, war schon seit 1906Direktor" der Semperitwerke. Vorher hatte er Geschäftsreisen im Orient gemacht. Dann fand er Stellung in einer Gummireifenfabrik. Von hier aus gelangte er in die Automobil- und Flugzeugmdstruie. Als der Krieg losbrach, faß Castiglioni an der Quelle der Lieferungsge­winne. Später kaufte er das größte Bergwerk, das Deutsch­österreich geblieben ist, die Steiermärkische Alpine Montan- pefellschast auf, an der auch Hugo Stinnes beteiligt war. Ca­stiglioni hatte aber auch mächtigen Einfluß auf die Wiener Escompte-Gesellschaft, von der sich Fäden nach dem fran- jösischen Schneider-Creüzot-Konzern spinnen.

Alle Zahlenberge, die Castiglioni errichtete, sind bedenklich Msammengeschrumpft. Gelegenheit zu außerordentlichen Ge­winnen ist nicht mehr vorhanden; der österreichische Brunnen ist ausgeschöpft. Die Banken verdienen im laufenden Geschäft nicht einmal die Spesen. Die Wiener Börsenkrise, die, mii kurzen Unterbrechungen seit vielen Monaten anhält und sich in den letzten zwei Wochen besorgniserregend verschärft hat, der Niedergang derCastigliarden", wie der Spitzname tan­kt, und der allgemeine Zusammenbruch si«d größtenteils das Werk Castiglionis und seiner Helfershelfer. Im Hauptaus- I'chust, des Nationalrats hat kürKich Finanzminister Dr. Kien­böck die neue österreichische Währung angekündigt. Es wird nicht die Goldkrone ( 14 400 Papierkronen), sondern der Boldschi kling sein. Der Goldschilling wird nicht ganz emer Dreiviertel-Goldkrone gleichkommen. 1 Goldschilling 10 000 Papierkronen. Die Krone wird endgültig zu den Toten geworfen. Und mit ihr sinkt auch der Stern des Jn- ilationgewinnlers Castiglioni. G. D.

Neue Nachrichten

Die Regkvwgsverhandlungen

Berlin, 2. Ott. Reichskanzler Dr. Marx sagte einem Vertreter derGermania" (Zentr.), er werde versuchen, all« Dateien des Reichstags auf dem Boden bestimmter Nicht, amen zusammenzuführen. Im letzten Jahr wäre ohne di« entscheidende Unterstützung der Sozialdemokratie die Durch- luhrung des Ermächtigungsgesetzes und der Notverordnun­gen nicht möglich gewesen. Er erachte es daher als sein«

Pflicht, die Sozialdemokratie zur Mitarbeit an oer meims- regierung auszusordern.

Im Vertretertag der Deutschnat'onalen fübrte, wie der Lo­kalanzeiger berichtet, der Part-rivo.'sitzende Dr. Hergt aus! lieber die Pläne der Sozialdemokratie könne Heu je niemand mehr im Zweifel sein. Die Doutschnationakcn sollen sich sin die Beteiligung an der Regierung entscheiden. Es handle sich nicht um Postn, sondern um Personen. Die Deutschnationalen werden gelernte Leute in die Regierung senden können. Tic von Len Deutschnationalen zu besetzenden Aemter seien die des Vizekanzlers, des Ministers des Innern, des Wirt­schaftsministers (statt des Demokraten Hamm) und des Ver­kehrsministers, soviel davon noch übrig sei. Einige grund­sätzliche Punkte müssen noch geklärt werden, wie Schuld­lüge, die tatsächlich noch auf dem alten Fleck stehen geblieben sei, Abschaffung des Ausnahmgesetzes zum Schutz der Repu­blik, die Aufwertung, die Ostjudenfrage. Der Eintritt in den Völkerbund sei für die Deutschnationalen zu behandeln unter dem Gesichtspunkt, welche Rolle Deutschland, wenn es dem Völkerbund beiträte, zu spielen habe bei einem sehr wahr­scheinlichen russisch-polnischen Krieg.

Heute vormittag hielten die Vorstände der Fraktionen der Regierungsparteien eine Besprechung ab. Um 4.30 Uhr nach­mittags empfing der Reichskanzler die Führer in der Reichs­kanzlei. Vom Zentrum waren anwesend die Abgeordneten Fehrenbach, Becke r-Arnsberg und vonGuerat, vo-l seiten der Deutschen Volkspartei Dr. Scholz, Dr. Zapf und Dr. Curzius, von der Demokratischen Partei Er­kelenz, Haas und Keinath. Der Reichskanzler legte bestimmte Richtlinien vor, die die Grundzüge der Regie­rungspolitik bilden sollen. Die Besprechung mit den Sozial­demokraten soll am Freitag vormittag, diejenige mit den Führern der Deutschnationalen am Nachmittag erfolgen.

DieKreuzztg." und derLokalanzeiger" bezeichnen den in derGermania" kundgegebenen Standpunkt des Reichs­kanzlers als eine Unmöglichkeit.Entweder müsse er auf dis Sozialdemokraten oder auf die Deutschnationalen und die Bayerische Volkspartei verzichten.

Mandatsniederlegung

Berlin, 2. Okk. Der zum Generaldirektor der Reichsbahn- äesellschaft gewählte bisherige Reichsverkehrsminister Oeser (Demokrat) hat sein preußisches Abgordnetenmandat nieder- gelegt, Abg. Klöckner (Ztr.) und Abg. v. Siemens (Dem.), idst» in den Derwaltungsrch» gewiM such, haben aus ihr sMchstaWNWHat pachtet. ^

Die Aufwertung

Berlin. 2. Okk. Für den Antrag, daß die ösfsnklichen» Anleihen mit 1 Prozent verzinst werden sollen, trist nun auch die Deutschs Bolkspartei ein, so daß eine Mehrheit da» für gesichert ist, wenn das Zentrum fest bleibt. Der Reichs­tagsausschuß für Auswertung tritt am Dienstag wieder zu» iammen.

Eine Personalordnung für die Reichsbahngesegschaft Berlin, 2. Okt. Es bestehen noch vielfach Unklarheiten über die Stellung, die die neue Reichsbahngesellschaft ihren Beamten, Angestellten und Arbeitern einräumt. Die vom Reichstag verabschiedeten Entwürfe eines Reichsbahngesetzeg und eines Reichsbahnpersonalgesetzes regeln nur den grund­sätzlichen Teil. Nunmehr liegt auch der Entwurf einer Per­sonalordnung im Wortlaut vor, der die künftigen Verhältnisse des Eisenbahnpersonals im einzelnen regelt. Der Entwurf wird in den nächsten Tagen den Verwaltungsrat der Roichs- bahngesellschaft beschäftigen.

Kundgebung des Rheinischen Bauernvereins Köln, 2. Okt. Der Vorstand des Rheinischen Bauernver­eins (der Verein gehört größtenteils dem Zenterum an) Hai der Reichsregierung und den Parteien eine Entschließung übersandt, in der gesagt ist: Der Rheinische Bauernverein for­dert die Führer aller christlichen Parteien auf, in entschlosse­ner Abwehr des Marxismus, der in den letzten Jahren seine Unfähigkeit zur Führung der Staatsgeschicke aüsreichend be­wiesen hat, alle christlichen Kräfte und Parteien zusammen­zufassen, um eine gefestigte und zielbewußte, vom christ­lich-nationalen und sozialen Geist erfüllte Staatsregierung auszubauen. Der Bauernver­ein erwarte die Erfüllung der Forderung um so bestimmter, als ihm die Zusage von allen in Betracht kommenden Par­teien, insbesondere von der Aentru ms Partei in be­stimmter Form bereits vor den Roichstagswahlen gemacht worden sei. Der Baurnverein könne verlangen, daß das ge­gebene Versprechen gehalten werde.

Die Franzosen im Saargebiek Saarbrücken, 2. Okt. In den letzten Tagen hoben sich wiederum schwere Uebergriffe französischer Soldaten im Saargebiet ereignet. In einer Nacht überfielen französische Soldaten friedliche Passanten und verletzten diese durch Schläge und Steinwürfe derartig, daß mehrere von ihnen sich in ärztliche Behandlung begeben mußten. In der folgenden Rächt ereignete sich gleichfalls ein Ueberfall aus deutsche Zivil­personen durch in der Dunkelheit umherschweifende Soldaten. In einem anderen Fall letzte eine französische Zivilperson

ihren Hund auf einen Nachtwächter, der Davet ziywere wunden erlitt. In der deutschen Bevölkerung herrscht große Erregung über diese Vorgänge. Die Zeitungen verlangen eine durchgreifende Untersuchung und strenge Bestrafung der Schuldigen.

Der Völkerbund aber findet es ganz in der Ordnung, daß das Saargebiek vertragswidrig von französischem Militär be­setzt blecht.

Vom Völkerbund

Gens, 2. Okt. In der gestrigen Nachmittagssitzung gab der japanische Vertreter Graf Jshii seiner Befriedigung Aus­druck, daß das Genfer Protokoll, das eine Bedeutung ohne gleichen habe, zu einem so glücklichen Ende gekommen sei, das es Japan ermögliche, dem Abkommen voll zuzustimmen,

Henderson (England) sagte, diejenigen, die das Schiedsgericht und die Abrüstung auf sich nehmen, dürfen nicht die Opfer derer werden, die sie ablehnen. Das neue Ab­kommen werde viel mehr Freunde finden, als der ursprüng­liche Sicherheitsvorschlag des Völkerbundsrats, der mehr mi­litärischer Art gewesen sei. Die Hauptsache bleibe aber dis Abrüstung, das Genfer Protokoll werde also erst frucht- bar sein, wenn die nächste Abrüstungskonferenz gesprochen habe. Wenn England und Frankreich Hand in Hand arbei­ten, so werde die Abrüstung zu verwirklichen sein.

In der heutigen Sitzung erklärte Boncourt (Frankreich), ein Krieg, wie der letzte gewesen sei, könne nicht durch einen gewöhnlichen Frieden beendigt werden; es habe etwas ganz Neues geschaffen werden müssen. Die beschlossene Schieds­gerichtsbarkeit und der ständige internationale Gerichtshof werden schon durch die Tatsache ihres Daseins von guter Wirkung sein. Wenn das Werk von Gens beendigt sein wird, werden alle Glocken der Welt zu lebendigem Aufruj zusammenklingen.

Mit allen 47 Stimmen nahm die Versammlung eine Ent­schließung an, die den Regierungen die Annahme des Genier Protokolls empfiehlt und den Bölkerbundsrat ersucht, eine Abrüstungskonferenz einzuberufen, wenn das Pro­tokoll durch die Mehrheit der ständigen Ratsmitglieder und 18 weitere Mitglieder des Völkerbunds unterzeichnet sein wird, und ein Programm für diese Konferenz auszuarbeiten; ebenso die Pläne für die gegebenenfalls sofort in Kraft tre­tenden wirtschaftlichen und finanziellen Sanktionen gegeck einenAngreiferstaat" usw.

Die Versammlung vertagte sich auf 3.30 Uhr nachmittags zur Wahl nichtständigen sechs Mitglieder des Rats.

Die unentbehrlichen französischen Waren

Paris, 2. Okt. Zu den heute beginnenden deutsch-fran­zösischen Handelsvertragsverhandlungen in Paris wird im Matin" geschrieben, die Deutschen scheinen des Glaubens zu sein, Frankreich habe ein Bedürfnis nach deutschen Waren. Das sei falsch, außerdem erschweren schon der hohe Mark- kurs (gegenüber dem französischen Franken) und die 26pro- zentlge Abgabe, die Frankreich auf deutsche Waren erhebe, di« Einfuhr so sehr, daß nicht viele deutsche Waren nach Frankreich kommen werden. Dagegen habe Deutschland ein großes Verlangen nach französischen Weinen, Seidemüaren und Luxuswaren, im vorigen Jahr habe Frankreich für 1l4 Milliarden Franken Waren nach Deutschland ausgeführt und diese Ausfuhr werde im Jahre 1924 noch größer sein. WeM Deutschland die bisherige freie Einfuhr aus Estatz- Lottzringen abfch-neiden wollte, so solle es nicht vergessen, daß Frankreich noch mehr Trumpft' in,dev Hand habe; es könne auch die Eifenausfuhr äus Lothringen nach Deutschland m>- terbinder^ deren Deutschland so Mr^hedsirfe.

LautDaily Telegräph" wi^d EnMknd von der Ent- tchädigungsanleihe 10 Millionen WKd übernehmen, Hol­land, Schweden und die Schweh zusammen K Millionen Franken, Frankreich 2 Millionen ünd Belgien 1 Million.

Ei« gefährlicher Antrag

London, 2. Okt. Die Konservativen werden im Unter­haus einen Mißtranensantrag gegen den Generalstaats- amvalt embringen, weil er seines Amtes in parteiischer Weise walte. (Er wollte nicht gegen einen aufregenden Artikel eines Kommunistenblattes eirrfchvetten.) Die Liberalen wer­den, wie verlautet, für den Antrag stimmen, auch wenn die Regierung mit Parlamentsauflösung drohen sollte.

Asquith erklärte in einer Versammlung der liberalen Führer, die Liberalen werden nur nicht für den konserva­tiven Mißtrauensantrag stimmen, wenn der Generalstaats-, anwalt Hastings vorher zurücktrete. Nach reiflicher' Prü­fung seien ferner die Liberalen zu der Ansicht gekommen, daß sie den englisch-russischen Vertrag und be- sonders die Anleihe an Sowjetrußland nicht unterstützen -können.^ Die Versammlung beschloß eine Entschließung, daß dem König eine Denkschrift überreicht werden soll, das Unterhaus könne nicht einen Vertrag annehmen, der für di« Änderung der Arbeitslosigkeit nutzlos sei, der vielmehr die für die wirtschaftliche Entwicklung Englands notwendi­gen Hilfsquellen ins Ausland leite und außerdem den eng« lischen Steuerzahlern in Form einer Anleihe neue Leistun­gen auserlege, ohne daß die früheren Schulden Rußlands