«rsLttnl«« MemWe«. ta«. Bestellungen nehmen «Mich« Postaostalten «d P-stboren eatgegeu.

««sq»preir monatlich 1-60 Mchl- reSaerloh», Gnz--Nr. io »oldpfge.. Grundpreis f. Anzeigen: Die einspaltige Zeile a«S -ewöhmicherSchristoder derm Raum IS Gold- pfmntae, Reklamen 95 Woldpfennige, Familien» mz. 10 «oldpfennige.Bei -erichtl. Beitreibung und Konkursen ist der Rabatt hinfällig.

Nr. 831

er Gesellschme

mit äer Beilage

Unsere Heimat"

Gegründet 182«

Nagoläer Tagblatt

mit illustrierter Sonntagsbeilage

Zeierstunäen"

Tchristleillmg, Druck und Verlag oon G. W. Zatser iNarl Zailrr) Nagold.

Mittwoch den 1. Oktober 1924 Fernsprecher Nr 29.

Serbien erste ZeUung >« Ober»» tSbeztrk. An« »eigen st»d daher oo« beste» Erfolg.

>s- »,u«. «uftra«« »u» »erlN »e»Lhr Lb-ru,«»«». «r »tr» keine«,»«» »MB »»»,«»»«« tat »n»ei«er ,d«r Reva»« i» bept«»re> »«»gäbe» »»er « »,r «Sulchte» «tttle ttlchet»«». zu Füller: »,» Ute«« »«- «alt bestebt kei» «us»r»ch «I Äeferu», i>n Sein«»« »»« «N

«U!,Ml>w, ».»«»»»»preUe«

Telegramm-Adresse: «esellschafte, Nagold.

Postscheckkonto: «tnttgart S11S.

98. Jahrgang

Tagesspiegel

Die englische Regierung wird die deutsche DrrrkfchrM über den Eintritt in den VLlkcrbirnd vorerst nicht des ist- Worten, sondern sich mit den andern HLUptmachten ins Be­nehmen sehen.

Im französischen StaakshairshMsplan sind die Ausgaben für 1925 auf 32,5 Milliarden Franken veranschlagt.

Belgrader Blätter befürworten den Abschluß eines «chiedsvertrags zwischen Südsiavien und Italien, wie er kürzlich zwischen Italien und der Türkei zustande kam.

LSniti Hussein von Hedschas, de-Schützling" Englands, hat Mekka Verlassen und sich nach Teddal znrnSaezoaen. Die arabischen Wcchabis dringen siegreich vor. Der .Füll Mekkas scheint unvermeidlich.

Aufwertung

Almosen oder Recht?

Die vergangene Woche, die im Zeichen der Zeppelin­begeisterung stand, hat auf finanzpolitischem Gebiet das Gegenteil gebracht, nämlich einen Krach an den Börsen. Am Anleihemarkt kam es zu den erschreckendsten Kursstürzen, be­sonders am Markt der Kriegsanleihe und der sogenannten K.-Schätze. Den Anlaß zu der Katastrophe hatten die Er­klärungen des Reichsfinanzministers im Aufwertungsaus­schuß des Reichstags gegeben. In diesem Parlamentsaus­schuß lagen schon seit Ende vorigen Monats drei verschiedene Anträge vor, ein deutschnationaler, der die berüchtigte Dritte Steuernotverordnung mit rückwirkender Kraft aufheben möchte, ein Zentrumsantrag, der die Wiederaufnahme des Zlnsendienstes der Reichs- und Staatsanleihen anstrebt, und ein sozialdemokratischer Antrag, der einen sozialen Auf­wertungsfonds schaffen will. Die Anträge wurden einem Unterausschuß überwiesen und hier erklärte nun die Regier­ung durch den Mund Dr. Luthers, daß sie eine allgemeine Aufwertung entschieden ablehne. Geplant ist lediglich dis Errichtung eines sozialen Aufwertungsfonds, aus dem an bedürftige Anleihezeichner Renten gewährt werden sollen, und zwar soll als bedürftig angesehen werden, wer weder aus eigenem Vermögen noch durch eigene Arbeit seinen Unterhalt bestreiten kann. Die Rente soll auf Lebenszeit ge­währt und nach dem Tode des Rentenempfängers auch an seinen Ehegatten fortgezahlt werden. Die Höhe der Rente soll 1000 Mark für das Jahr nicht überschreiten. Für 100 Papiermark Nennwert Kriegsanleihe sollen zwei Reichsmark im Jahr gezahlt werden (das wäre also eine Art Verzinsung). Man wird die Reichsregierung nicht allein für den Börsen­krach verantwortlich machen dürfen. Sie hat schon immer tzewarnt. Aber sie hat nur leider wie in so vielen anderen Dingen fälschlich ausrufen lassen: Der Wolf ist da! Darum hat man ihr in der Aufwertungsfrage nicht recht geglaubt. Man wiegte sich in Träumen. Es kam zur Börsenhausse und dann zum Sturz. Viele Spekulanten aber auch Hundert­tausende von kleinen Sparern und Rentnern sehen sich in ihren Hoffnungen bitter enttäuscht.

Die Sparerbünde, vor allem der Hypothekengläubiger- und Sparer-Schutzverband für das Deutsche Reich sind wieder auf den Plan getreten. Sie machen geltend, daß die Anleihebesitzer nach den neuesten Plänen der Regierung in der Praxis ebenso wie die unglücklichen Kleinrentner nur von dem Wohlwollen der jeweiligen, Behörden abhängig seien. Eins solche Art von Aufwertung lasse alle Gerechtigkeit vermissen und wolle die Sparer mit einem Almosen abspeisen. Die Sparer und Rentner verlangten aber ihr gutes Recht. Sie sind der Ueberzeugung, daß eine solche teilweise Anerkennung früherer Forderungen keine Beruhigung schaffen wird, son­dern neues Unrecht bringt und darum neuen Kampf ent­fesselt. Die Sparerverbände erklären es auch für ganz un­nötig, den Weg des Almosens zu gehen. Denn es sei er­wiesen, daß bei geschickter Finanzgebarung die Mittel für eine geringe Auswertung, das heißt zunächst für Aufnahme eines bescheidenen Zinsendienstes flüssig gemacht werden können.

Was soll nun geschehen? Dem erwähnten deutschnationa­len Antrag auf sofortige Aushebung der Dritten Steuernot­verordnung wird von juristischer Seite entgegengehalten, daß dann nach dem Wortlaut des Gesetzes eine Verpflichtung zur allgemeinen Aufwertung überhaupt uicht mehr bestehe. Die letzte Wendung in der gesetzgeberischen Vorarbeit ist dadurch erfolgt, daß der Zentrumsvertreter Dr. Fleischer Leitsätze für die Erfassung gewisser Spekulationsgewinne zum Zweck des Zinsendienstes aufstellen will. Der Auswertungsausschuß Hai feine Verhandlungen ausgesetzt. Die Regierung wartet aus die angebotenen Leitsätze. Man muß also wieder Geduld üben.er.

Unsicherheit der Anleihe?

DerKölner Ztg." wird aus Neuyork gemeldet: .Ee-im Betrachten der Aussichten der deutschen Anleihe in den Ver­einigten Staaten ist das einzig Gewisse die völlige Unge­wißheit. Amtliche Finanzkreise und die Mehrzahl der Bank­ers beteuern ihre Hoffnungen, daß die' Anleihe etwa in der

Mitte des Oktobers aufgelegt wird. Kreise, in denen man die Aussichten wegen zuversichtlich betrachtet, raten, die Aus­legung erst nach Len Präsidentschaftswahlen vorzunehmen. Eine Anzahl hervorragender Bankiers schlägt vor, die Aus­legung im Dezember oder Januar vorzunehmen. Wie wir erfahren, ist diese ganze Ungewißheit aus dieabwartends Haltung der Engländer zurückzuführen, die ihren Befürchtungen offen Ausdruck geben, daß ein längeres Ver­weilen der Franzosen iyr Ruhrgebiet einen Druck auf Deutsch­land bedeute, der Deutschland in ein deutsch-französisches, mit seiner Spitze gegen England gerichtetes Bündnis zwin­gen könne. An vielen Stellen hegt man starke Zweifel, daß England sowie die andern europäischen Staaten den ihnen zugewiesenen Teil der Anleihe zeichnen werden. Diese Zwei­fel, die unterstützt werden durch die gegen die Anleihe ge­richtete Werbearbeit der Hearst Presse und andrer Stellen es befinden sich unter den Gegnern Leute wie der Bürger­meister New Jorks, Hylan, sowie die Parteigegner La Fol- lettes sind Faktoren, die dazu angetan sind, das Ver­trauen des Publikums zu erschüttern. Bei der allgemeinen Jnteressenlosigksit der breiten Masse müssen diese Zeichen beachtet werden. Man ist auch ganz allgemein der Ansicht, daß selbst der größte Teil der Deutsch-Amerikaner sich von der Zeichnung der Anleihe fern halten wird, da im deutsch-amerikanischen Lager der ganze Anleiheplan als etwas Schädliches angesehen wird. Von der Annahme aus­gehend, daß die Anleihe aufgelegt wird, beziffert ein aner­kannter Finanzsachverständiger "die im günstigsten Fall zu erreichende Summe aus 100 Millionen Dollar. Bei dieser Schätzung ist ein Zinssatz von über 8 v. H. angenommen, das heißt, die allergünstigsten Aeichnungsbedingungen, die sich denken lassen. Man gibt hier unumwunden zu, daß das Kehlschlagen der großen Anleihe den gesamten Dawes­schen Plan in Gefahr bringen und darüber hinaus «ach die privaten Anleihen in Deutschland, über die jetzS viel verhandelt wird, in Frage stellen muß. Es sei hier noch sinmal ausdrücklich sestgrstellt, Laß dir Mehrzahl der privater» Anleihen von der Voraussetzung des Erfolges der großen Anleihe abhängig gemacht werden. Alle Anzeichen deuten daraus hin, Laß auch die Regierung nach den Wahlen weniger an den Erfolg der Anleihe interessiert sein wird und daher nach den Wahlen auch weniger geneigt sein wird, der Anleihe ihre Unterstützung angedeihen zu lassen.

Generalagent S. Parker Gilbert

Ohne Grenzen ist das Glück Finanz-Amerikas. Es den Krieg gewonnen, es hat Milliardengewinne aus dem Krieg gezogen, es hat mehr als die Hälfte allen Goldes dei Erde und obendrein eine dicke Hypothek auf ganz Europa, es hat den Dawesschen Plan erfunden, und jetzt kann es allem Ehrgeiz die Krone aussetzen, indem es den Generalgewaltigen für Deutschland liefert, der, wie eine Zeitung schrieb,meh, Gewalt über das Leben der Bewohner Deutschlands Hatz als Wilhelm Hohenzollern jemals ausgeübt hat". Diesel ungekrönte Kaiser ist zudem erst 32 Jahre alt, das heißt, e, wiä> es am 13. Oktober, also ungefähr zu der Zeit, da el den vorläufigen Verwalter der deutschen Konkursmasse, Owen Jung, ablösen wird. Gilbert gilt als Finan zw um derkind. Gilbert zog sich als Dreißigjähriger aus dem Amt als Unterstaatssekretär der Finanzen zurück. Ei stammt aus Ploomfield im Staat New Jersy. Als Amerika in den Krieg etntrat, bot er seine Dienste an, wurde abe, wegen eines Beinübels abgewiesen, worauf ihn Wilson, trotz, dem er Republikaner war, als Hilfssekretär ins Finanz Ministerium rief, wo er die Kriegsanleihen mit bearbeitete Kaum ein Jahr später trat sein unmittelbarer Vorgesetzter der llnterstaatssekretär Lessinwell, zurück, worauf Gilberi weiterhin im Amt, und der neue Finanzminister Mellon be­trachtete ihn als seine rechte Hand. Im Frühjahr voriger Jahrs schied er aus dem Staatsdienst, um sich wieder der Anwaltsprarts zu widmen. In Washington erwies er sich als ein unermüdlicher Arbeiter, der meist erst in den früher Morgenstunden nach Hause ging, und von dem man außer­halb des Amtes nichts sah und hörte. Man wird auch ir Berlin wenig von ihm gewahr werden, denn er nimmt ez mit seiner Aufgabe ernst. Jetzt, nachdem das Geschrei übei die unerhörten Schönheiten des Dawesschen Plans vorübei ist, bekennt man, daß er eine Unmöglichkeit ist uni daß er auch die Kräfte Gilberts übersteigen wird. Aber mar traut Gilbert zu, daß er -den Verbündeten reinen Weir einschenken wird, sobald sich herausstellt, daß der Plar nicht durchgesührt werden kann.

Neue Nachrichten

Zur Umbildung der Regierung Berlin, 30. Sept. In der gestrigen Sitzung der deutsch nationalen Reichstags- und sLandtagsfraktion wurde be­schlossen, dem heutigen Vertretertag der Partei zu empfehlen Verhandlungen über den Eintritt in die Regierung sich nicht zu entziehen, wenn die Regierung bezw. die beteiligten Par- teien mit einem derartigen Antrag an die Deutschnationalev herantreten sollten.

Heute vormittag 10.30 Uhr eröffnete Staatsminister a. D Herat im Reichstag den deutschnationalen Vertretertag

Auf je 40 000 der äm"4. Mat abgegebenen deükschnakkonccken Wählerstimmen entfällt ein Vertreter. Ferner ist der Par­teivorstand anwesend, sowie sämtliche deutschnationalen Mi­nister der Bundesstaaten, die Reichstagsabgeordneten unk Mitglieder des Reichsrats, des Reichswirtschaftsrats, des preußischen Staatsrats, die Vorsitzenden der Fraktion in den verschiedenen Parlamenten und die Landesverbandsvorsitzen­den der Deutschnationalen Volkspartei. Insgesamt sind etwa 800 Vertreter anwesend, davon rund 250 stimmberechtigte. Der Vorsitzende gab vertraulicherweise ein Bild der politischen Lage.

Aufhebung der Marineüberwachung Berlin, 30. Sept. Mit heutigem Tag wird -die feindlich» Ueberwachungskommission für die deutsche Marine aufge­hoben, da die Marine vollständig abgerüstet ist. Die deutsch» Marine bleibt aber auch künftig derInvestigation" des Bölkerbundsrats und dessen Uebcrwachungsausschusses aus« gesetzt.

Die Gehaltsfrage

Berlin, 30. Sept. Die Verbände der Beamten wollen sich bei dem ablehnenden Bescheid des Reichsfinanzministeriums betr. die geforderte Gehaltserhöhung nicht beruhigen um neue Schritte unternehmen.

Ausweisung Hitlers

München. 30. Sept. Eine Korrespondenz will wiffeni der bayerische Ministerrat werde nach Rücksprache mm der§ Koalitkonsparteten Hitler aus Bayern ausweisen, salls dsq oberste Landesgerichtshof dem Einspruch der Staatsanwalt­schaft gegen die Freilassung Hitlers stattgeben sollte,

Beleidigende Haltung"

. Kaiserslautern. 30. Sept. Das französische MilitärgekiA verurteilte den Rechtsanwalt Paul Schmidt wegenbe­leidigender Haltung einem Mitglied der Rheinland kommifj sion gegenüber" zu 300 Mark Geldstrafe. Schmidt war bek dem Kreisvorsitzenden in Kaiserslautern erschienen, um dis Erlaubnis zur Ueberführung der Leiche seines in Mann­heim während der Ausweisung verstorbenen Vaters zu er­wirken, und hatte dabei bemerkt, sein Vater sei das Opfer der Politik Poincares geworden,

Der Balkan den Slaven

Prag, 30. Sept.Rjetsch" berichtet oon einer Unter­redung mit dem Kroatensührer Raditsch: Er sei für einep Donaubund. Der Balkan gehöre den Slaven, jeder ander« Einfluß, besonders der italienische, müsse verdrängt werden: Dabei sollte die Tschechoslowakei den Südslawen (Serben und Kroaten) Helsen. Wenn er in die Regierung komme, werde er -legen Rumänien Front machen. Die kroatische Bauernpartei werde die jetzige Bauernpartei in Belgrad unterstützen.

Japan znfriedengestellt

Genf, 30. Sept. Die Sondsrkommisfion für den über­raschenden japanischen Antrag, die aus dem Franzosen Lou- cheur, dem Engländer Hurst und dem Italiener Scialeja un­ter dem Vorsitz des Engländers Growe besteht, hat sich aus einen vermittelnden Antrag geeinigt, der den japanischen Abfichten weit entgegenkommt und von Japan bereits ange­nommen worden ist. Der erste Ausschuß wird voraussicht­lich heute noch dem Vermittlungsantrag zustimmcn, dia Völkerbundsvollversammlung wird dann am Mittwoch vor­mittags mit der Beratung der verschiedenen Verträge be­ginnen können.

Nach dem neuen Antrag soll in eigenen Rechtssachen kein Staat zumAngreifer" erklärt werden können, außer iv dem Fall, daß er es unterlassen hat, nach der Entschließung noch die Vermittlung des Völkerbundsrats anzurusen.

Der Völkerbundsrat stimmte der Errichtung einer Anstalt für internationale geistige Arbeit in Paris zu. Oer Rat wird mit der französischen Regierung über Einrich­tung, Betrieb und Verwaltung in Verhandlungen eintreten.

Der Glückwunsch Herrkoks

Paris, 30. Sept. Auf Vorschlag Herriots beschloß dei Ministerrat, die französische Abordnung beim Völkerbun! in Genf zur Unterzeichnung des Dertags über Schiedsgericht und Sicherheiten (Investigation") zu ermächtigen und si< zu dem für Frankreich über Erwarten günstigen Ergebnis zu beglückwünschen.

Der französische Skaakshaushalk

Paris. 30. Sept. Der französische Staatshaushaltvlan für 1925 enthält an Ausgaben rund 32,5 Milliarden Fran­ken (etwa 7,5 Milliarden Goldmark). Der Abmangel von 6 Milliarden wurde dadurch beseitigt, daß man einen Steuer­mehrertrag von 2 Milliarden einsetzte, an den Ausgaben 2 Milliarden abstrich und eine Aenderung der Steuerquellen traf, die ebenfalls 2 Milliarden erbringen soll. Namentlich soll der Wertzuwachs, der seit dem Krieg ungeheure Ausdebnuna anaenommen hat. bis LU 71 Prozent des Mehr;