Aus Stadt und Land.

Nagold, den 30. September 1924.

Herbstbild

Dies ist ein Herbsttag, wie ich keinen sah!

Die Luft ist still, als atmete man kaum.

And dennoch fallen rascheln- fern und nah, ^

Die schönsten Früchte ab von jedem Baum.

O stört sie nicht, die Feier -er Natur!

Dies ist die Lese, die sie hält,

Denn heute löst sich von den Zweigen nur.

Was vor dem milden Strahl her Sonne fällte

Hebbel,

Ein wohlgelungenes Ständchen brachte gestern abend der vereinigte Lieder- und Sängerkranz Nagold seinem frühe­ren Dirigenten, Herrn Gewerbeoderlehrer Ratsch, anläßlich seines baldigen Wegzugs von hier. ES war Sängern wie dem Scheidenden eine abschiedswehe Stunde, im Geist kamen noch all die Stunden gemeinsamen Schaffens am deutschen Lied ins Gedächtnis zurück, Tage einer frohen, neuen Zeit, aber auch Tage voll ernsten, bitteren Leids. Sänger und Dirigent wuchsen da zusammen und ein Band, geknüpft aus Liebe und Treue, aus gemeinsamem Wollen und Streben, oält die Herzen verbunden auch über Berg und Tal. Herr Rentschier gab als Vtzevorstand des Vereins den Gefühlen geS Dankes und Verehrung für H. Ratsch von seiten des Ver. Lieder- und Sängerkranzes beredten Ausdruck und H. Ratsch dankte in bewegten Worten. Wir wünschen unserem Ehren­dirigenten eine frohe Gesundheit und Tage voll von Sonne und Licht. Auf frohes Wiedersehen!

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Gleichbleibende Miete für Oktober. Mit Rücksicht auf die Wirtschastrlage hat das Ministerium der Innern davon abgesehen, die gesetzliche Miete mit Wirkung vom 1. Oktober 1924 an allgemein zu erhöhen; dagegen hat eS den bei Woh­nungen mit 2000 und mehr Mark als Friedenkmietwert be­gonnenen Abbau der öffentlich-rechtlichen Mietzinsfestsetzung weiter ausgedehnt und dabei eine Abstufung der Gemeinden nach Größenklassen vorgenommen. Die Bestimmung, wonach der Mieter verlangen kann, daß der Satz von 100 Prozent der Firedensmiete in Goldmark vom Vermieter bis auf den allgemeinen Satz (6570 v. H.) ermäßigt wird, wenn die EinkommenLverhältnisse des Mieters es rechtfertigen, bleibt auch für die neue Regelung aufrecht erhalten.

ep. Eine Schwesternschaft für Aamilienhilfe. Seit langem besteht das Bedürfnis, Familien, in denen die Hausmutter infolge Krankheit oder anderer Notstände zeitweilig ihren Dosten nicht ausfüllen kann, eine Hilfskraft zu stellen, die ihre Aufgabe im Sinn der Liebestätigkeit ausübt. Da und dort haben Diakonissenhäuser einzelne ihrer Schwestern für diesen Dienst frei machen können; auch hat der Evang. Volks­bund einen Kreis von jungen Mädchen gesammelt, die sich diesem schönen Amt einer Hausschwester widmen wollen. Einen Weg zur Verwirklichung dieses Entschlusses hat nun­mehr der Nürnberger Diakonieverein eröffnet, indem er in der Zusammenarbeit mit der Frauenabteilung des Evang. Volksbundes für Württemberg unter der Leitung des an­der Jugendbewegung bekannten Pfarrers Stählin in Nürn­berg ein Mutterhaus für H a us s ch w e ste rn ge­gründet hat, das ihnen die Ausbildung und di? äußere Unab­hängigkeit für ihren Dienst geben soll und am 1. Oktober ds. Js. mit seiner Tätigkeit beginnt. Die Ausbildung erstreckt sich auf Hauswirtschaft, etwas Kranken-, Kinder- und Säug­lingspflege und soziale Kenntnisse und richtet sich nach den Vorkenntnissen der eintretenden Mädchen. Gleichzeitig kön­nen jüngere Mädchen im Nürnberger Diakonieverein ein- treten zu einem weiblichenDienstjahr, das Vorstufe der Schwesternschaft sein kann, aber nicht sein muß. Dis

Erich wunderte sich. Er kannte den Skondeleff und setw Neigung zu Taselfreuden, aber natürlich wartete man nicht au chn, sondern begann den Speisen und dem Mein stark Mzusprechen ES gab viele Braten, viel Gesottenes, viel Wein und Bier. De, Jarl trank den ersten Becher auf das Wohl der Königin, die ihn ernsthaft Bescheid tat.

.ES ist mir leid, daß Ihr geht, Gunnar!" sagte sie halblaut .Ihr wäret immer ein guter Freund, gute Freunde sin! selten!"

.Große Herrscher, wie du einer bist, sind immer allein!" ent gegaste der Jarl. .Du solltest nicht mehr so viel Land erobern wollen, es wäre besser für dich und deinen Frieden."

.Wo klebt Johann Skondeleff?" fragte die Königin statt zu ant­worten.

Der Jarl hob die Schultern und streichelte seinen langen Bart.

.Ich weiß es nicht, Frau Königin. Der Mann hat mir nicht gefallen. Bon meiner zweiten Frau hat er gesagt, ste wäre hold­selig gewesen, und das war nicht der Fall. Sie konnte sich mit keinem Menschen vertragen und ist eines gewaltsame» Todes gestorben."

«Habt Ihr sie umgebracht?" fragte Erich. Der Jarl hob ernsthaft die Augen zum Gesicht des jungen Fürsten.

.Eine solche Frage ist nicht artig!" erwiderte er langsam. .Außerdem ist es bester, nicht von diesen Dingen zu reden. Be­sonders in Gegenwart eines neuen Gemahls."

Er wandte sich zu Mheid, aber ste achtete nicht auf ihn. Ilm den Wh liefe» die Edelknaben und einige andere junge Herren, um tze Becher und Weinkannen zu füllen Dazwischen reichten die- Diener immer neue Speise» herum, und es wurde mit ungeheurem Ahpekit gegessen. Auch Margarete und trank. Sie war in Dedanken und ließ ihre Blicke über die Festgesellschaft schweifen^ Da merkte ste, daß Eggeling, der unweit von ihr faß, ste mit «drem seltsamen Blick ansah. Zugleich bog sich jetzt Tilo Brands pr ihr.

.Nicht trinken!" flüsterte er. Sie verstand Ihn nicht. Petzers ASde schenkte ihr gerade wieder ein. Einen andern Becher setzkes Dr vor sie hin) unwillkürlich griff ste danach. Meshald nicht-j

Imkiert mit k» WHWWritsmktil s«k die deutsche Nchilse.

Letzte Kurzmeldungen.

Die Republik San Domingo wurde gestern als 55. Mit­glied in den Völkerbund ausgenommen.

Das deutsche Memorandum zur Dölkerbuudfrage ist Montag iu den Hauptstädten der Entente überreicht morde«.

Der französische Kabinettsrat wird sich voraussichtlich am Donnerstag mit der dentschen Denkschrift zur Bölker- buudsfrage beschäftigen.

In Durchführung eines Beschlusses der Rheinland- Kommission verfügt jetzt die Besatzungsbehörde die Wieder­herstellung der deutschen Gerichtsbarkeit im Sanktiourgebiet.

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Die entscheidenden Beratungen der deutschnationalen Dolkspartei über den Regierungseintritt haben gestern in Berlin begonnen. Exzellenz Hergt «nd Graf Westarp berichteten über die politische Lage.

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Hitler und Kriebel werden infolge des Einspruchs der Münchener Staatsanwaltschaft gegen die Bewilligung der Bewährungsfrist zunächst nicht freigelaffen werden.

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Dr. Schacht verhandelte in London mit den amerika­nischen und englischen Bankiers über die Deutschland zu ge­währende Anleihe. Bis jetzt wurde noch nichts über die endgültigen Bedingungen veröffentlicht. Er scheint, daß Amerika tatsächlich die Hälfte der Anleihe übernimmt. Nach der Ansicht eines amerikanischen Sachverständigen ist Ae neue deutsche Anleihe eine der größten finanziellen Er­folge, die die Welt je gesehen.

Die deutsche Abordnung für die deutsch-französischen HandelSvertragSverhandlungen ist gestern abend unter Füh­rung der Staatssekretärs Trendellenburg nach Paris abgeretst. Die Verhandlungen nehmen heute früh in Paris ihren Anfang.

Der preußische Minister des Innern Severtng verbot am 26. September den BundOberland" für dar preußische Staatsgebiet. Das Vermögen der aufgelösten Vereinigung wird zu Gunsten des Reichs beschlagnahmt.

TchwSflern sollen einzelnen Familien, me eine solche 5tran

eine Zeitlang brauchen, gegen ganze oder teilweise Ent­lohnung, die an das Mutterhaus zu entrichten ist, zur Ver­fügung stehen, namentlich aber sollen sie beansprucht werden können von Eemeindevereinen, Ortsgruppen des Evang. Volksbundes, Organisationen der Familienselbsthilfe, um ebenso wie die Krankenschwestern allen ihrer bedürfenden Familien behilflich zu sein; in zweiter Linie ist auch an Dienste zur Unterstützung und Leitung der Hauswirtschaft in Anstalten gedacht. Man wird diesem kleinen, aber hoff­nungsreichen Anfang eines neuen Zweigs der weiblichen Diakonie auf dem Boden der evang. Kirche eine recht gedeih­liche Entwicklung im Dienste der so vielfach bedrängten deut­schen Familie wünschen.

Walddorf, 29. Sept. Angefahren. Heute früh fuhr ein jüngerer Arbeiter von hier, der in Nagold in Arbeit steht und anscheinend etwas Verspätung hatte, in rasendem Tempo die Rohrdorfer Slraße hinunter. Unterhalb WalddorfS (am Stich) war der in den 70 er Jahren stehende Georg Däuble von hier auf dem Weg, um sein an dieser Straße gepachteter Allmandobst aufzulesen. Wie eS scheint, hat der alte Mann das Signal nicht gehört oder aber wurde dasselbe zu spät gegeben, Däuble wurde derart zu Boden geschleudert, daß er das ganze Gesicht verfallen hat. Er wurde von einigen Mädchen, welche sich in der Nähe befanden, blutüberströmt nach Hause gebracht, während der Radfahrer weiterfahren konnte. In letzter Zeit konnte man öfters beobachten, wie hauptsächlich junge Radfahrer, in viel zu schnellem Tempo auf dieser Straße fahren und sollte obiger UnglückSfall eine Warnung sein, langsamer zu fahren und rechtzeitig dar Sig­nal zum Ausweichen zu geben.

Len? Dana sah ste ia des Jarls ernsthaftes Gesicht. Würde er -glücklich werben mit dieser falschen Katze, mit dieser Fremden, die überall Liebhaber hatte und nun auch Erich in ihren Bann zog?

Der 3arl erwiderte ihren Blick und lächelte. .Wir wollen gute Freunde bleiben, Königin, und uns nicht vergessen. Bielleichk komme ich einmal wieder, man kann's nicht wissen!"

Margarete schob ihm den Becher hin. .Trinkt darauf, daß Ihr wiederkehrt, und zwar bald!"

Er hob den Becher, leerte ihn in einem Zug, stand plötzlich auf, hob beide Arme in die Höhe und fiel hin wie ein gefällter Baum. Gunnar Esckildsen, der Jarl aus Norwegen, hatte seinen Lauf vollendet. Einen Augenblick war lähmendes Entsetzen. Dann schrie eine Frauenstimme: «Tilo Brand ist der Mörder!"

Tilo Brand! Die norwegischen Herren, die mit am Tisch saßen, stürzten auf den todbleichen Junker, der hinter dem Stuhl der Königin stand. Messer blitzten, Faustschlage Hagelten. Mar­garete saß wie gelähmt, und ehe Jürgen Eggeling dazwischentreten konnte, lag Tilo Brand blutend auf der Erde. Es war ein wilder Tumult, Kaspar Ronneburg stand neben dem verwundeten Freund und stach mit seinem Messer um sich. Auch die andern Herren und Junker hiebe» aufeinander los und niemand wußte nachher weshalb.

Es war am folgenden Tage. In der Stadt waren Anruhen ausgebrochen, auf den Gasten staute sich das Volk und horchte auf den Wahrsager, der daS Ende der Welt verkündete. Er nannte Margarete das blutige Weib der Offenbarung und kündete ihr ein Gericht an. Die dänischen Trabanten waren hinter ihm her, aber sie kriegten ihn nicht. Nur einige Anschuldige, die gleich ge­hängt wurden. Selten war Margarete so erregt gewesen, als an dem Hochzeitstage des Jarls, der sein Todestag wurde. Das kam nicht allein von seinem Tode, sondern auch dason, daß mehrere Aolstenritter sich in die Stadt geschlichen und den Bischof Johann Skondeleff aus der Sakristei von St. Marien wegholten, ihn ver­prügelten und ihn dann mit sich nahmen. Niemand wußte wohin.

Das Volk, die Landsknechte, die Vornehmen, all« Hallen ihre Blicke nach dem Nathans, dem Festmahl gerichtet. Skondeleff .war nur von wenigen gesehen worden. Man hatte ihn auf einen hinkenden Esel gesetzt, ihm seine Prachtgewänder abgenommen und ihm einen alten Kornsack übergeworfen. Einige alte Leute hatten «S gesehen, und der Wahrsager rief ins Volk hinein, daß den abtrünnigen Bischof die gerechte Kraft träfe. Er hatte sein

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m Oberami Calw. °

Uebertragen. Der Herr Staatspräsident hat das erledigte Oberamt Tübingen dem Oberamtmann Gör, Vorstand der OberamtrkCalw, übertragen.

ü Calw, 27.» Sept. Zimmerbrand. Gestern abend V-ll Uhr wurden die Bewohner der oberen Stadt durch Feuerruse geweckt. Ein Metzgerbursche deS Gastwirt« Emil Hammer zumLöwen" stellte während der Zubettgehen« ein Kerzenlicht. so nahe an einen Rucksack, daß derselbe Feuer fing und die Dachkammer erheblich gefährdete. Durch dt« Geistergegenwart de« Lehrlings, der den brennenden Rucksack au« dem Fenster warf, konnte das aurbrechende Feuer aus seinen Herd beschränkt werden. Er kann nicht oft genug er­mahnt werden, vorsichtig mit einem offenen Licht zu sein.

Handelsnachrichteu.

Nagold, 30. Sept.j! Beim gestrigen städt. Ob st verkauf an der Haiterbacherstraße geschätzt zu 175 Ztr. wurden für den Ztr. durchschnittlich 3.40 erlöst.

Nagold, 27. Sept. Markt-Bericht. Zugeführt

wurden : 60 Körbe Tafelobst, 20 Körbe Birnen, 7 Körbe Zwetschgen, lO Ztr. Moftobst, 20 Ztr. Kartoffel,'li» Ztr. Kraut. Preise: für Aepfel 410 Birnen 610 Zwetschgen 15-20 xZ je per Pfd., Mostobst 4 Kartoffel 3.504 Weißkraut 4005.00 je per Ztr.

Heiteres.

Rache ist süß!

oder: Trotz der trüben Zeiten immer noch Humor.

In derBadischen Presse" Nr. 365 vom 1. Sept. 1924 finden wir folgendes Inserat:

Meine Verlobung mit Herrn Max Milltng erkläre ich hiermit für aufgelöst. Mimt Schmidt, Kronenstr. 54".

Wenige Tage darauf, am 4. Sept. in Nr. 371 derselben Zeitung erscheint folgendeAntwort":

Für die zahlreichen, mir von Freunden und Bekannten zugegangenen Glückwünsche anläßlich meiner Entladung sage tch auf diesem Wege verständnisinnigen, herzlichen Dank. Max Milltng, Schwarzenbach".

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Der kluge und der Narr. Zwei Menschen begegneten einander in einer engen Gasse und keiner schien dem andern aus dem Weg gehen zu wollen. Trotzig rief der eine:Ich weiche keinem Narren aus!"Aber ich", rief der andere, indem er auswich und sich höflich verbeugte.

Bücherttsch.

Suf alle in dieser Spalte angezeigten Bücher und Zeitschriften nimmt die Buchhandlung von V.W. Zaiser, Nagold, Bestellungen entgegen.

Wer entwaffnet die Franzose« ? Frankreich und die Sicher­heit Europas. Von Erich Ltlienthal. Mit einem An­hang: Frankreichs Länderraub in sieben Karten darge­stellt von Prof. Dr. W. Vogel. In zweifarb. Umschlag 1.20. Verlag von Reimar Hobbing, Berlin SW. Kl.

Die glänzend geschriebene Anklageschrift zeigt die Ge­fahren der französischen MilttariSmu»! Angst und Furcht treiben Frankreich zu immer neuen Rüstungen nnd zum Miß­brauch seiner augenblicklichen Gewalt. Interessant ist die historische Entwicklung: Schon im 16. und 17. Jahrhundert war die Einverleibung der deutschen Rheinlande ein Pro­grammpunkt der französischen Aurlandr-Polittk begründet mit der Notwendigkeit seinerSicherung". Seit Jahrhun­derten verwendet Frankreich ohne dar geringste Veranlwor- tnngrgefühl für die weiße Rasse seine farbigen Horden auf Europa« (Schlachtfeldern! Die im Anhang betgegebenen 7 Karten von Prof. Dr. W. Vogel bringen den Beweis für Frankreichs Eroberungspolitik und machen die Schrift beson­der» interessant. Dar Buch wird vielen die Augen öffnen.

Vaterland verraten, und wer dies tat» für den war ein hinkender Esel als Reitpferd noch zn gut.

Margarete hakte ein Gesicht wie von Stein und ihre Auge« funkelten so böse, daß sogar Jürgen Eggeling sich kaum getraute, zu ihr einzuireten. Er mußte es. König Erich hakte ihm sagen lassen, daß er wieder nach Angeln ritte, um die frechen Holsten- rikter zu verfolgen und zu strafen. Erich legte mehr Gewicht auf die Bestrafung der Holsten, als auf die Vergiftung des Jarls. Achselzuckend meinte er, daß diese Dinge nun einmal verkämen: vielleicht hatte der Verstorbene verborgene Feinde, di« Tilo Brand gedungen hätten. Er mußte natürlich hängen, ebenso wie der andere holstische Junker. Das wäre man den Norwegern schuldig.

Jürgen Eggeling stand vor der Königin, die in ihrem weichen Lehnstuhl sah und mit einem großen Siegel spielte.

.Ich will Tilo Brand sehen, ehe er gerichtet wird!" sagte sie.

Eggeling hob die Schultern. .Er und sein Genosse Ronneburg sind beide verschwunden. Sie sind überall gesucht worden!" setzte er hinzu, als er die funkelnden Augen der Königin sah.

«Ihr habt sie entfliehen lassen!"

- Der Rat richtete sich in die Höhe. .Wenn die königliche Gnade meinen Worten nicht glaubt, ist es besser, daß ich ste ver­lasse!"

Eh« Margarete antworten konnte, drängte sich ein Mann ins Zimmer. Er trug ritterliche Kleidung, verbeugte sich nachlässig» während die Königin ihn unwillig betrachtete.

.Herr Giulio, Ihr gehört nicht in mein Gemach, wenn ich Staaksgeschäfte erledige!"

Der Koch Giulio strich seinen stützen Bart. .Frau Königin, es tut mir leid. Euch zu stören, aber ich will nicht auf mir sitzen lassen, daß die zwei Holstenjunker den Jarl vergiftet haben. Mir is?s gleich, ob ich mit Holste» leibe oder mit Dänen, ste sind alle- samt rüpeüg und verstehn sich nicht ans die feine Küche. Aber Junker Brand wie der andere sin- ehrliche Burschen gewesen. Zu ehrlich für hier, Frau Königin. Sie haben wohl acht gegeben, daß die Speise» und Getränke für die Frau Königin gesund waren, aber gestern haben ste gemeint, daß keine Gefahr wäre. Und doch hat Junker Tilo Euch zugeflüstert, daß Ihr nicht Kinken solltet, und Ihr habt den Becher dem Jarl gegeben!"

Signor Giulio schlug ein Kreuz. .Gott möge seiner Seele gnädig sein! Er ist vielem Verdruß entgangen. Denn Frau Mheid zum Weibe zu bekommen, kann kein Vergnügen sein."

(Fortsetzung folgt.)