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mit äer Beilage

^Unsere Heimat"'

Gegründet 1826

Nagoläer ^agblatt

mit illustrierter Zonntagsbeilage

Feierstunden"

Schitstletttmg, Druck rmo «erlag von ». W. Zaller (Karl Zalser) Nagold.

Montag den 29. September 1924 Fernsprecher Nr 29.

«erbreitctstc Zeitung tm Obera» tSbrzirt. Nu« »eigen find daher vo» beste« vrsolg.

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Gesellschafter Nagold.

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98. Jahrgang

Tagesspiegel

, Die Reichsregierung hak gegen die französische Erhebung einer Einfuhrabgabe von 26 Prozent auf deutsche Waren ab 1, Oktober bei der französischen Regierung Einspruch er­hoben. Sie werde die Abgabe nur bis 6. November Ä. I.. wo der Dawesplan in Kraft tritt, anerkennen und die ent­sprechenden Ersahzahlrmgen an die deutschen Lieferer nur bis zu diesem Tag leisten.

Die französische Regierung hak alle weiteren Erörterun­gen über die Einfuhrabgabe abgelehnt.

Ein italienisches Blakt will wissen, die deutsche Reichs- iMerung sei mit der französischen Regierung in unmittel- bare Verhandlungen über den Eintritt in den Völkerbund eingekreken. Eine Antwort aus Paris liege noch nicht vor.

Nach dem »Echo de Paris" sollen die Städte Duisburg and Ruhrort erst im November geräumt werden.

Donaubund"

Don Dr. Walter Kundt

Es ist eine eigentümliche Tatsache, die für die wirtschafts­politische Gestaltung Europas von Bedeutung ist, daß die beiden größten Ströme unseres Erdteils nicht in das Welt­meer, sondern in abgelegene, dem Weltmeer entrückte Binnen­meere münden. Während aber die Wolga fast nur inner­russische Bedeutung hat, ist die Donau durch dieBalkani­sierung", die Auflösung des östlichen Mitteleuropas in eine Menge selbständiger Kleinstaaten in den Brennpunkt des politischen Interesses derjenigen Mächte gerückt, welche sich anmahen, dem künftigen Europa den Stempel ihres Wesens und Willens auzudrücken. Unter diesen Mächten steht, da England sich doch immer mehr um seine überseeischen In­teressen kümmert, Frankreich an erster Stelle. Diesem Staat st es immer ein Dorn im Auge gewesen, daß sich zwischen ihn und die slavische Welt Deutschland in breiter Masse hin­lagert. Nun läßt sich diese unliebsame Tatsache ja nichi völlig aus der Welt schaffen, aber immerhin durch eine ge­schickte Politik zum Vorteil Frankreichsverbessern". Zwi­schen Paris und Petersburg erstreckt sich zwar in seiner gan­zen Länge das unter allen deutschen Staaten am meisten gehaßte Preußen. Aber Petersburg ist nicht mehr die Haupt­stadt Rußlands, geschweige denn der ganzen slavischen Welt Deren Schwerpunkt ist teils durch politische Ereignisse, teils durch wirtschaftliche Tatsachen immer weiter nach Süden ge­rückt. Und nach diesem Süden, dem Stromgebiet des Schwarzen Meeres, läßt sich unter Umgehung Preußens eine unmittelbare 'politische und wirtschaftliche "Verbindung Frankreichs schaffen. .

Von der heutigen französischen Grenze ist das Strom­gebiet der Donau nicht zpehr als einen starken Tagesmarsch entfernt. Die französische Politik muß also darauf eingestelli sein, alle Bestrebungen zu begünstigen, die darauf Hinzielen, die Perkehrsinteressen der drei reichsdeutschen Dvnaustaaten vom Norden ab- und dem Südosten zuzulenken und so all­mählich die Vorbedingungen für eine Loslösung der süddeutschen Staaten aus dem Reichsganzen zu schaffen. Auf ihrem Lauf durch Baden und Württem­berg ist die Donau nicht schiffbar und auch die bayerische Strecke steht, was Umfang und Wert des Warenverkehrs anlangt, hinter anderen deutschen Wasserstraßen erheblich zurück. Als Wasserstraße großen Stils kommt die Donau erst auf den außerdeutschen Strecken in Betracht. Eine Verkehrs- Politik, welche diesen Strom in Wettbewerb mit den großen Wasserwegen Nordwesteuropas, vor allem Rhein und Elbe, zu bringen sucht, wird also niemals den Erfolg haben können, die Produktivkraft deutscher Landesteile zu erhöhen, sondern sie wird nur dem Mittel- und dem Unterlauf zu­gute kommen. Vor allem Rumänien und weiterhin die Ge­genden am Nordufer des Schwarzen Meers sollen nach den französischen Plänen in den Stand gesetzt werden, soviel« Gütermengen auf dem Wasserweg nach Süddeutschland zu schaffen, und zwar solche unentbehrlicher Art, Nahrungs- w'ttel, Vau- und Brennstoffe, daß der wirtschaftliche Zusam­menhang der drei süddeutschen Staaten mit den Stromge- vieten Norddeutschlands immer mehr gelockert wird und daß schließlich vom rein wirtschaftlichen Stanpunkt aus eine Los­losung von dem Deutschland jenseits des Mains nicht nur als möglich, sondern als geradezu erwünscht erscheinen muß. Ebenso wie England und Amerika alle Bestrebungen begünstigen, auf dem Wasserweg der in die Nordsee mün- ysk!deutschen Flüsse ihren eigenen Erzeugnissen einen r^atz bis tief ins Binnenland hinein zu ermöglichen, so suchi «c Frankreich dies zu erreichen durch Be-

^ der Ausfuhr der südosteuropäischen Staaten aus dem Binnenschiffahrtsweg der Donau.

n/^°"3>Mche Politik arbeitet da auf lange Sicht. Wenn endgültige kartographische Bild Südosteuropas

cyaus noch nicht festliegt, wenn man auch fast mit Sicher- rechnen muß, daß hier noch einmal erhebliche «in " b "" 8 en Eintreten werden, so ist doch

«mr Sicherheit zu erwarten, daß sich das Welt- undWe st-

7 a p k t a l'Ken"fruchtbaren Gegenden am Schwarzen Meer zuwenden wird. Es ist im Grund ganz gleichgültig, ob die Ukraine selbständig sein wird, ob sie einmal in Abhängig» keit von Posen kommt, oder ob sick sowjet-russisch bleibt. Denn welche Fäden diese sogenannte Arbeiterrepublik mit dem westlichen Kavital verbinden, das wissen wir ja allmählich zur Genüge. Ausgenommen den einzigen Fall, daß recht- zeitig ein völkisches, bis an die Grenzen von Ungarn reichem des Großdeutschland entsteht, das die Länder an der mittlÄ ren und unteren Donau in seinen wirtschaftlichen Barm zwingt, wird die Wirtschaftspolitik des Donaugebiets immer sich in einer Linie bewegen müssen, die Deutschland 'ab­träglich tst. Da es Frankreich vom Rhein aus nicht gelungen »st- zu zerstören, da es den Westen nicht gegen den Osten ausspi-r»n konnte, versucht es jetzt, unter rücksichtsloser Aus­nützung seiner östlichen Vasallenstaaten, sich von Südosten her einen Weg nach Süddeutschland zu bahnen. Dieser Um­weg hat vor dem geraden, am Rhein versuchten, für Frank­reich manche Vorteile. Die Vergewaltigungsab­sicht liegt nicht so offen zutage. Man weiß ja in Paris daß es in gewissen Teilen Süddeutschlands immer noch Kreise gibt, die dem seit mehr als hundert Jahren entschwun­denen alten deutschen Reich nachtrauern und die den Glauben an seine Wiederaufrichtung und an den Zusammen­bruch Preußens niemals aufgegeben haben. Diesen sucht tn-cm detz-Gedanken einzutrichtern, daß ein Bund aller DonmffLaaten von der französischen bis zur türkischen Grenze die N«Kufe zu einem großen mitteleuropäischen Reich sei, das, nMn auch nicht rein oder auch nur vorwiegend deutsch, doch elne deutsche Hauptstadt habe und so als Nachfolge­rn de; alten Deutschen Reichs gelten könne.

Neue Nachrichten

Abbau des Devisemwangsgesehes Berlin, 28. Sept. Halbamtlich gibt die Reichsregierunc den Entschluß bekannt, die Beschränkung des Devisenverkehr- aufzuheben, sobald die 800 Millionen-Anleihe gesichert sei, dc sie unter der Wirkung des Dawesplanes nicht mehr aufrecht­zuerhalten sei. Vorläufig sollen noch der Einheitskurs unk die polizeilichen Bestimmungen bezüglich der Devisenbanken Wechselstuben und Devisenmakler bestehen bleiben, allerding­unter Anpassung an die nunmehr veränderten Verhältnisse Der Reichskommissar für Devisenerfassung wird am 30. Sept seine Tätigkeit einstellen, die noch nötigen Geschäfte werder Lurch das Reichswirtschaftsministerium erledigt.

Das Devisengesetz war von allen Zwangswirtschaftsge­setzen seit der Revolution dasjenige, das am tiefsten ins wirt­schaftliche Leben einschnitt. Es war eine Folge der ganz ver­fehlten Finanzpolitik der Inflationszeit. Die Aufhebung konnte nicht länger aufgeschoben werden, nachdem nun auch die Reichsbank von ihrer verfehlten Kreditsperre abgeht unk der Wirtschaft wieder mehr Kapital zur Verfügung stellt. Die Gefährdung der deutschen Währung ist jedenfalls von dem Devisengesetz weit weniger abhängig, als von einer vernünf­tigen Finanz- und Wirtschaftspolitik im allgemeinen. Du Reichsregierung wird die Maßregeln gegen die Kapitalfluch! «ufrechterhalten. Bestehen bleibt ferner das Verbot des Ter- ninhandels in Devisen und die Befugnis der Landesbehör­den, den Kreis der Devisenbanken zu bestimmen.

Die StrafankrLge gegen die wurkl. Kommunisten Leipzig, 28. Sept. Der Staatsanwalt beantragte voi dem Staatsgerichtshof folgende Strafen: gegen Schneck Fr aas und Müllerschön, sämtlich von Stuttgart ft 3 Jahrs Gefängnis und 300 Mark Geldstrafe, gegen Pfau Koch, Zwicker und Schreiber von Stuttgart sown gegen Becker- Gmünd und Elaner - Halle je 1 Jahr k Monate Gefängnis und 100 Mark Geldstrafe, gegen Hey­mann - Mannheim 4 Jahre Gefängnis und 400 Marl Geldstrafe. Mit Ausnahme von Schneck soll die Unter- suchungshaft mit 8 Monaten angerechnet und damit dft Geldstrafe erloschen sein. Die persönliche Abgeordnetenfrei- heit von Schneck und Becker soll ungültig sein, da beide aus frischer Tat ertappt worden sind.

Strafverfahren gegen den Bankpräfidenken Lob Weimar, 28. Sept. Die Staatsanwaltschaft hat gegen den 28jährigen bisherigen Präsidenten der Thüringischen Staats­bank Löb ein Strafverfahren eingeleitet, das sich u. a. auch auf Vergehen gegen das Depot- und Devisengesetz erstreckt. Die Beamten der Staatsbank sagten schwer belastend gegen Löb aus.

Stahlhelm undSchwarz-Rok-Gold"

Hamburg, 28. Sept. Bei der Fahnenweihe des Stahl­helms in Altona wurden die Teilnehmer von einer Anzahl Mitglieder des BundsSchwarz-Rot-Gold", der aus Demo­kraten und Sozialdemokraten besteht, angegriffen. Es kam zu einem Kampf, bei dem viel geschossen wurde. Ein Assi­stent der Kriminalpolizei, der mit anderen Beamten den Angriff abwehren wollte, wurde erschossen, die Frau eines Polizeibeamten, ein Arbeiter und zwei unbeteiligte vorüber­

gehende Personen durch Schüsse verletzt. Aon den Kamp­fenden wurden mehrere verletzt.

Aufgehobenes Zeitnngsverbok Mainz, 28. Sept. Die Rheinlandkommissian hat das Verbot von 15 Zeitungen des unbesetzten Gebiets sür das besetzte Gebiet zurückgezogen. ,

Bedenken im Völkcrbundsral

Genf, 28. Sept. DieSuisse" glaubt zu wissen, daß im Völkerbundsrat Bedenken bestehen gegen die von der Schweiz geltend gemachte Neutralität im Fall eines Ver­gehens des Völkerbunds gegen einenAngreifer" oder einen Staat, der die Bestimmungen der Völkerbungsverträge bricht. Vundesrat Motta hat sich'nach Bern begeben, wo der schwei­zerische Bundesrat über die Beschlüsse des Völkerbunds betr. Sie Sicherheit und die Abrüstung eine Beratung obhält.

Die Moskauer Sowjetregierung hat bei der finnischen Regierung Einspruch dagegen erhoben, daß der finnische Vertreter im Völkerbund Encjell die Verhandlungen über den Hilferuf der Georgier gegen Moskau geleitet habe.

Nansen berichttgk

Genf, 28. Sept. Der norwegische Vertreter im Völker­bund Fritjof Nansen erklärte einem Berichterstatter des PariserJournal des Debats", er sei sehr erstaunt, aus einem Berliner Telegramm hören zu müssen, er habe dem Reichskanzler Marx bei der Besprechung in Heiligenberg Versprechungen gemacht. Das sei ganz falsch. Er habe gar nichts versprochen. Es sei nur von dem stän­digen Sitz Deutschlands im Völkerbundsrat die Rede gewesen; ;r (Nansen) habe nur gesagt, daß die hauptsächlichen Regie­rungen diesen Wunsch nicht ablehnen werden. Die Bedin­gungen, die in der BerlinerZeit" genannt worden seien, >eien ganz etwas anderes, als er (Nansen) in der Unter­redung Habs annehmen können. Er verstehe nicht, wie man das behaupten könne.

Kulturkampf in Frankreich?

Paris, 28. Sept- Die Kardinäle Frankreichs richteten einen gemeinsamen Brief an Herriot, Len die französische Re­gierung veröffentlicht. In dem Schreiben wird auf die mini­sterielle - Erklärung hinsichtlich der Aufhebung der französi­schen Botschaft beim Vatikan, auf die Einführung der Laien­gesetze in Elsaß-Lothringen (Religionsunterricht durch Nicht­geistliche) und auf die strenge Anwendung der Gesetze über )is religiösen Vereinigungen Bezug genommen. Das seien irnste Bedrohungen für den inneren Frieden, die Gerechtig­keit. Freiheit und Interessen des Landes, ja sogar für das Ansehen Frankreichs im Ausland. Besonders warm treten die Erzbischöfe für die katholischen Interessen der Bevölke­rung in Elsaß-Lothringen ein, deren erworbenen Rechte und geheiligte Ueberlieferung nicht in Frage gestellt werden dürften.

Die Sriegsschuldlüge«

Paris, 28. Sept. Victor Marguerit'te setzt im l,,Peuple" seinen Feldzug in der Kriegsschuldfrage fort: Er schreibt, der deutsche Kanzler, wie alle sein Vorgänger, er­klären, daß das Schuldbekenntnis Deutschland mit Gew all entrissen worden sei. Die deutschen Historiker und das deutsch« Volk erklären, man könne nur, nachdem diese Wahrheit fest- tzestellt sei, in den Völkerbund eintreten. Dort wollten sie, den Kopf hoch und ohne eine ungerechte Demütigung und einen geheimen Rachegedanken im Herzen, leben könne«, Versuchen wir doch gerecht und logisch zu sein. Daß WD Helm der Zweite ungestraft geblieben ist, erklärt sich daraus, daßseine Richterkein gutes Gewissen haben, weil sie wissen, daß der Kaiser und sein Kanzlei nach der Ermordung des österreichischen Thronfolgers sich bemühten, den Frieden zu erhalten und das kriege rische Oesterreich im Zaum z« halte« Der Beweis ist er- bracht dank der Archive, die Deutschland, Oesterreich unk Rußland nach den Revolutionen geöffnet haben. Der B e- weis ist gerichtlich unantastbar erbracht, Laß die. die wirklich den Krieg gewollt und ihn effektiv ent­fesselt haben, sind: Der schwache Zar und der wilde P o i n c a r e.

Chinas Klage gegen Japan

Paris, 28. Sept. Der Genfer Berichterstatter derInfor­mation" schreibt: Man glaubt, die chinesische Abordnung habe die Absicht, den Völkerbundrat mit dem Streit zu be­fassen, der augenblicklich in China ausgefochten wird. Es wirft Japan vor, daß es die Ausrührer begünstige, indem es ihnen die japanischen Eisenbahnen in der Mandschurei zm Benutzung überlassen und darüber hinaus auch Waffen, Flugzeuge und sogar Offiziere zur Verfügung geste.t habe. China betrachtet diese Tatsache als einen Akt des Angriffs. > Der Berichterstatter fürchtet, daß diese Frage, wenn sie vor den Völkerbundrat gebracht werde, zu Verwicklungen führen werde.

Religiöser Friedenskongreß in Indien

Delhi. 28. Sevt. Alle in Indien bestehenden religiösen