Flugzeuge statt Gros-lAmpsichM

London, 17. Sept. Nach einer Meldung des »Daily Mai" aus Newyork soll Präsident Coolidge aus dem Ersv ' der amerikanischen Weltflieger die Ueberzeugung gewonu.m haben, daß der Wert der Großkampfschisfe in einem kündi­gen Krieg beschränkt sei. Er wolle daher nicht zwecklos Millionen für große Schiffe opfern, sondern dem Flugwesen verstärkte Pflege zuwenden. Die Frage soll durch Sachver­ständige geprüft werden. Der Staatssekretär der Marine, der für Verstärkung der Flotte eingetreten war, wurde zum Präsidenten berufen.

Der Bürgerkrieg in China

London, 17. Sept. Laut Nachrichten aus Peking eröff- neten die Truppen von Tschili und der Mandschurei den Kampf bei Tscharjang (Nordtschili), die Truppen Tschanso- lins sind im Anmarsch, vermutlich ist Tschungtufu ihr Ziel. General Wupeifu traf in Peking ein.

Die Vertreter Englands und der Vereinigten Staaten haben gegen den Erlaß der Regierung in Peking, der die Einreise in die Provinzen Tschekiang, Nhanhwei und Kiang- su verbietet, Einspruch erhoben.

Aüs Moskau ward gemeldet, die Sowjetregierung habe ln einer scharfen Note gegen das Eingreifen der Großmächte in China Widerspruch erhoben; sie werde eine bewaffnete Einmischung nicht dulden.

Der Aufstand in Brasilien

Buenos Aires, 17. Sept. Die brasilianischen Aufständi- , schen bemächtigten sich der Stadt Guayara am oberen Pa- > ranafluß (Südbrasilien). Die Bundestruppen wurden auf- ! gerieben oder gefangen genommen mit Ausnahme des Kom- ! Mandanten und 14 Soldaten, die nach Argentinien entka­men. Der westliche Teil des Staats Parana soll in den Hän­den der Aufständischen sein.

Die Auseinandersetzung mit den Hohenzollern

Zu dem Rechtsstreit zwischen dem Hause Hohenzollern und dem preußischen Staat werden von unterrichteter Seist jetzt noch einige Einzelheiten mitgeteilt, die zur Beurteilung der Rechtslage und des augenblicklichen Standes der Frage nicht unwesentlich sind. Die Auseinandersetzung zwischen den beiden Parteien ist dadurch besonders erschwert worden, daß In dem K r o n fideikommiß, durch den die wirtschaftliche Exi­stenz des regierenden Hauses sichergestellt werden sollte, eine Anzahl Vermögenswerte enthalten waren, die ohne Zweifel zum Privatbesitz der Hohenzollern gehören.

Das H a u s fideikommiß, der Hauptwert des vom ehe- ! maligen Königshaus in Anspruch genommenen Besitzes, hat eine Größe von 500 000 preuß. Morgen (rund 128 000 Hek­tar). Der Wert dieser Güter beträgt nach einer runden Schät­zung etwa 80 Millionen Goldmark. Ursprünglich hatte man den Mitgliedern des ehemaligen Königshauses nur eine ge­ringe Rente zugestanden, ihnen jedoch für diese Summen eine Steuerstundung bewilligt. Später wurde diese Stundung aber aufgehoben, und die Renten wurden der Einkommen- und Vermögenssteuer unterworfen. Auch die oreußischen Steuern werden jetzt erhoben. Gestundet ist die Steuer nur bei denjenigen Besitzungen, die zur Zeit keine Ertrüge abwer- fen, wie z. B. bei dem Berliner Schloß, das vom preußischen Staat benutzt wird. Wenn in der amtlichen Denkschrift von Millionen Mark die Rede ist, die vom Staat an den vorma­ligen König bezahlt worden sind, so ist dabei zu berücksichti­gen, daß es sich um Papiermarkbeträge handelt, deren Wert § zehr großen Schwankungen unterlag. Zunächst wurden im ! Januar 1919 7 Millionen Papiermark an den ehemaligen ! König abgeführt. Das waren damals in holländischem Gelde i etwa eine Million Gulden. Im Sommer 1919 wurde ein« ! Zahlung von einer Million Goldmark gemacht, die sich aus ! aufgesparten Schatullgeldern der zurückliegenden neun Mo­nate zusammsnsetzte. Für den Ankauf- von Doorn und die Einrichtung des Schlosses erhielt Wilhelm II. im Ok- i tober 1919 16 Millionen Paviermark aus dem Erlös für di« Grundstücke Wilhelmstraße 72/73 in Berlin. Später folgten diesen Zahlungen noch 24000 holländische Gulden. Die amt­liche Denkschrift sagt nichts über Zahl und Wert der Mobi­lien, über die das frühere Königshaus verfügen konnte. Nach Ansicht der Regierung wäre es nicht möglich, eine In­ventarisierung bei den Schlössern vorzunehmen, da es sich um viele Tausende von Einzelgegenständen handelt und vie­les inzwischen gestohlen worden ist. Das Iinanzm-niiterium vertritt die Ansicht, daß Inventar und Schlösser als Einheit > anzusehen feien. Was die Kulturgüter betrifft, so sollen diese j nach dem Vorschlag des Finanzministeriums vollzählig in den j Besitz des Staats übergehen. Das Königshaus hat selbst er- i klärt, daß man später über den Besitz der Kunst sch ätze verhandeln könne, falls es über das gesamte Streitobjekt nicht zu einer Einigung kommen sollte. Um welche bedeutenden Werte es sich dabei handelt, geht daraus hervor, daß nach Aeußerungen von Kunstsachverständiaen man mit dem Erlös aus dem Verkauf einiger weniger Stücke dieses Kunstbe­sitzes die ganze Abfindung des Hauses Hohenzollern regeln könnte. Soweit Kunstschätze in Frage kommen, die, wie dei Genter Altar, auf Grund des Friedensvertrags ausgelieferi werden mußten, wären Ersatzansprüche an das Reich gel­tend zu machen.

Württemberg

Stuttgart, 17. Sept. Sonderschnellzüge zum Volksfest. Am Samstag, den 27. Sept. werden aus verschiedenen Landesteilen Sonderschnellzüge nack Stutt­gart zu erheblich ermäßigten Fahrpreisen ausgeführt. Die Züge treffen so zeitig ein, daß die Teilnehmer noch den Hauptfestlichkeiten auf dem Wasen (Preisverteilung usw.s anwohnen können, Empfohlen wird auch der Besuch der Bauausstellung und der Gartenbauausstellung am alten Bahnhof bezw. dem Neuen Schloß. Auskunft erteilen die landw. Bezirksvereine.

Zeitungsverbok. Die kommunistischeSüdd. Arbeitrrztg." kst auf Grund der Verordnungen des Reichspräsidenten vom 28. 2., 8. 3. und 17. 6. 24 für die Zeit vom 17. September bis 12. Oktober je einschließlich wegen eines in der gestrigen Nummer enthaltenen ArtikelsWarum müssen wir Be­triebszellen der K.P. und K.J. schaffen" verboten worden.

Vom Tage. Bei Streithändeln in Berg brachte ein Straßenbahnschaffner einem Kutscher mehrere gefährliche Stiche bei. An der Straßenbahnendstelle in Degerloch kam ein nicht gebremster Anhängewagen bergab in Beweg- und und stieß auf einen besetzten Motorwagen auf. Ein > Fräulein brach den Fuß und ein Kaufmann erlitt durch ! Glassplitter erhebliche Schnittwunden im Gesicht. -

Aus dem Lande

Gmünd, 17. Sept. Vom Gemeinderat. Die Fra­tzen der Verlegung des Finanzamts und Erbauung eines Bezirkskrankenhauses sollen dadurch einer Lösung zugeführi «erden, daß dem Staat als Ersatz für das abzutretende Garnisonlazarett ein Bauplatz auf dem Schwörzer für den Neubau eines Finanzamtsgebäudes zur Verfügung gestellt wird. Das Bauen soll durch den Bezirk geschehen. Ein Be­schluß wurde noch nicht gefaßt.

Hermukhausen OA. Künzelsau, 17. Sept. Brand. In der Scheuer des Schuhmachers Rosa brach auf noch unauf­geklärte Weise Feuer aus und legte Liese in Asche. Die an- ichließenden großen Wohn- und Öekonomiegebäude waren in großer Gefahr.

Königsbronn, 17. Sept. Einbruch. Im hiesigen La­den des Konsumvereins Heidenheim wurde eingebrochen nnd Lebensmittel, Stoffe und Bargeld gestohlen.

Reutlingen. 17. Sept. Die Landesversammlung des Ev. Bundes wurde am Sonntag abend eingeleitet mit einem Festabend, der zugleich den Abschluß der Reutlinger Refor­mationsjubelfeier bildete und in deren Mittelpunkt ein Vor­trag von Prälat v. Dr. Schöll über »Die Reutlinger Re­formation und die Gegenwart" stand. Der Landesvorsitzende Oberschulrat Dr. Mosapp betonte in seiner Ansprache ent­gegen neuerlichen Presseäußerungen die strenge parteipoli­tische Neutralität des Bundes. Am Montag fand eine Ab­geordnetenversammlung statt, in der Dr. Mosapp einen ein­gehenden Jahresbericht gab und Pfarrer Herman n-Holz- maden über den kathol. Winfriedbund zur Bekehrung des Cvang. Deutschland berichtete. Die Versammlung nahm ver­schiedene Kundgebungen an, u. a. zu den Staatsleistungen für die evang. Kirche und zu den Eigentumsverhältnissen an den evang. theol. Seminaren.

Rottweil, 17. Sept. DrohenderDrand. Im Rat­haus auf dem Amtszimmer des Stadtvorstands, das zur Zeit erneuert wird, drohte gestern dadurch Feuer auszubre­chen, daß das von den Malern zum Abwaschen der Decke benützte Material exvlosionsähnlich in Brand geriet. Scha­den ist nicht entstanden.

Lchramberg. 17. Sept. SelteneBeute. Der Huzen- bauer schoß im Lehengericht auf seiner Jagd einen 2X> Zent­ner schweren Hirsch.

Diberach, 17. Sept. Vom Manöver. Am Donners­tag kam Reichswehrminister Dr. Geßler hier an und nimmt in Allmendingen Quartier. General der Infanterie von > Seeckt (Chef der Heeresleitung) trifft ebenfalls am Donners- ! tag nachmittag mit Kraftwagen in Rißtissen ein.

! Warlhausen OA. Biberach, 17. Sept. Rohling. Dis- ! ser Tage brachte ein Viehtreiber einen schweren Stier, dessen ^ Augen verbunden waren, auf der Straße von Röhrwanaen ! hierher. Da sauste in raschester Fahrt ein Auto daher. Der ! Treiber winkte, es möge langsamer gefahren werden. Der Wagenführer achtete aber nicht darauf. Der Stier wurde wild und stürmte in die Felder hinein. Nun stieg der Wa­genführer ab, setzte dem Treiber nacki, entriß ihm die Peit­sche und schlug damit auf ihn ein. Der Treiber konnte die Wagennummer bei der Polizei angeben, man wird also des Rohlings habhaft werden.

Berg, OA. Ravensburg, 17. Sept. Tödlicher Sturz. Frau Regina Ganal alt von Berg, die zur Krankenpflege bei einer Tochter in Neubaumgarten weilte, stürzte in der Dunkelheit die Treppe hinab und war infolge Schädelbruchs nach kurzer Zeit tot.

Dankeksweiler OA. Ravensburg, 17. Sept. Wilderer. Oberlandjäger Wüstner in Wilhelmsdorf stieß bei Ausfüh­rung einer Nachtstreife bei Danketsweiler auf zwei Wilderer, die mit Jagdgewehren ausgerüstet waren und ein größeres Quantum Fische bei sich hatten. Den Wilderern wurden Gewehre und ihre Beute abgenommen.

Vom Oberland, 17. Sept. Schwindel. Ein Auto des billigen Jakob aus Amerika brachte mehrere Pakete mit Stoff. Ein paar Burschen mit einer fein gekleideten Dame gingen von Haus zu Haus, boten Hemdenstoffe das Meter zu 20 ^, Schürzenstoffe zu 35 iH, Hemden zu 55 ^ und An­zugstoffe das Meter zu 6 -st an. Für die billigen Sachen fanden sie gleich Liebhaber, denn so billig kann man beim Ortskrämer nicht einkaufen. Die Autler gaben an, sie kämen aus dem besetzten Gebiet und wollten in die Schweiz, sie brächten die Ware direkt von der Fabrik, könnten aber we­gen des hohen Zolls die Ware nicht mitnehmen und ver­kauften deshalb billig. Mit solchen Lügen brachten sie es j fertig, in kurzer Zeit mehrere Pakete zu 50 bis 75 -st an den Mann zu bringen. Die Schwindler verdienen an dieser min­derwertigen Ware an jedem Paket 2530 oder noch mehr

und führen ein flottes Leben.

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Aus Stadt und Land.

Nagold, den 18. September 1924.

Ein jeglicher kann fehlen. Wie er aber des Fehlens i Folgen trägt, das unterscheidet den edlen Geist von dem

- gemeinen Geist. Raup ach.

! Bahnsteigkarten. Cs dürfte nicht allgemein bekannt sein,

- daß nach der Eisenbahn-Verkehrs-Ordnung Personen, die i ohne die Absicht mitzureisen, in einem zur Abfahrt bereit- j stehenden Zug angetroffen werden oder einen Platz belegen,

I 3 Goldmark zu entrichten haben. Dies gilt besonders für ! Inhaber von Bahnsteigkarten, die nur zum Betreten der ab- i gesperrten Räume der Stationen gelten- Ausnahmen kön- i nen nur für Begleiter von Kranken und hilfsbedürftigen ^ Personen zugelassen werden.

Die Postscheckgebühren. Zu der dieser Lage oura, m, Blätter gegangenen Nachricht über die Postscheckgebühren wird von amtlicher Seite bemerkt, daß für Ueberweisungen von einem Postscheckkonto auf ein anderes in Deutschland keine Gebühr erhoben wird. Die Gebühren für Barzahlun­gen auf ein Postscheckkonto mit Zahlkarten ' Tragen nur die Hälfte der Postanweisungsgebühren. Für Baranweisungen aus einem Postscheckkonto mÄd eine feste Gebühr von 20 Pfennig und eine bewegliche Gebühr von 1 v. Tausend des >eckbetrags berechnet, welch letztere auf volle 5 Pfennig aufgerundet wird. Bei Baranweisungen aus einem Post­scheckkonto bis zu 2 Mark ist die Gebühr etwa die gleiche wie für eine Postanweisung, bei größeren Beträgen ist je­doch die Postscheckgebühr erheblich niedriger; beispielsweise kostet eine Uebermittlung von 1000 Mark mit Postanwei­sung 2 Mark, bei Anweisuna aus einem Postscheckkonto je­doch nur 1.20 Mark; bei höheren Beträgen ist der Unter­schied zugunsten der Postscheckgebühren noch größer.

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Württ. HandwerkerkranÄenkafse Sitz Stuttgart. Er

wird uns geschrieben: Wie aus dem Inseratenteil unserer heutigen Nummer ersichtlich ist, macht der Gewerbeoerein da­rauf aufmerksam, daß nicht nur die Mitgliedschaft bei der Handwerkerkrankenkasse in Stuttgart erworben werden soll, 'andern daß insbesondere vor der Regensburger Kaste, die neuerdings in württembergtsche« Gebiet eingedrur.gen ist, die warnende Stimme erhoben wird» weil der einheitliche Aufbau der Württembergischen Kcanke.-kaste des selbständigen Mittel­standes in seiner Entwicklung lediglich gestört wird. Wie der Verband der Gewerbevereine mitteilt, Übertreffen zudem die Leistungen der Württ. Handwerkerkrankenkaste diejenigen der Regensburger Kaste. Anmeldungen zur Handwerkerkranken' taste nimmt Uhrmachermeister Günther entgegen.

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Borspielabend. Diesmal wieder in der Kirche. Orgel- musst von Bach und alten Meistern. Fuge in AM. Choral- vorsptel überWar Gott tut",Befiehl Du" undVom Himmel hoch", Pr. und Fuge in cm. Einige Stücke Kr Mol. und Orgel. Der Verbrauch an elektr. Licht soll auf das Nötigste eingeschränkt werden.

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ep. Die deutsche ärztliche Mission. Di« große Bedeukkch der ärztlichen Mission ist unlängst aufs neue hervorgeho- den worden in einem Erlaß des Evang. Oberkirchenrats, der mesen Zweig der Missionsarbeit nachhaltiger Förderung emp- siehst. Die selbstlose Darbietung ärztlicher Hilfe ist nach all, -ertiger Erfahrung in ganz besonderem Maß geeignet, au! den Arbeitsfeldern der christlichen Mission das Verträum d« mchtchristlichen Bevölkerung zu gewinnen und so den Vo<

für die religiöse Tätigkeit des Missionars zu ebnen. Für die Missionsleut« selbst und ander« Europäer namentlich cmj abgelegeneren Plätzen in den Tropen bedeutet die Erreich barkeit eines Missionsarztes vielfach eine Lebensfrage. Durch die festen Geldverhältnisse und die Oeffnung der britisch«! Gebiete ist die deutsche Mission nunmehr in die Lage ver­setzt. m den überseeischen Gebieten wieder wirksame Arbeit zu leisten. Gerade auf dem Feld der ärztlichen Mission gili cs vieles nachzuholen. Wohl sorgt das vorbildliche Jnstitui für ärztliche Mission in Tübingen für die Ausbildung einei stattlichen Anzahl von Missionsmedizinern. Aber wenn schon vor dem Krieg unter den annähernd 900 evangelischen Mis- .ronsarzten nur 20 von Deutschland ausgesandt waren, so isi inzwischen ihre Zahl auf 11 gesunken und nur große MM -onnen die Aussendung der bereitstehenden, schon ausgebilde- isn Aerzts ermöglichen. Württemberg steht durch das M- i ionsärztliche Institut und das Tropengenesungsheim in- nngen, welch letzteres schon vielen Tropenkranken jede« L-tandes und namentlich tropenkranken Kriegsteilnehmer- wirksame Pflege gewährt hat, in besonders naher Beziehung für ärztlichen Mission. Näheren Einblick in deren Aufgaben und Wirken gibt ein zur Massenverbreitung geeigneter Ans­atz von Dr. Paul Lechler, der bei Ehr. B elf er, Stutt­gart, Augustenstraße 13 bezogen werden kann. Gaben füi üe ärztliche Mission können mit Zweckangabe den Missions- Gesellschaften übermittelt oder auf das Postscheckkonto des deutschen Instituts für ärztliche Mission, Stuttgart Nr. 529, ungezählt werden.

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Fremdes oder einheimisches MostoW

Durch Kreise, deren Geschäftsgebaren nur zu durchsich­tig ist, wird versucht, Las heimische Obst gegenüber dem frem­den Obst in der Güte herunterzufetzen. Es ist behauptet wor­den, das inländische Mostobst würde infolge der regnerische» Witterung kaum zur Ausreife kommen und sich ohne Zucker- zufatz zur Mostbereitung nicht verwenden lassen. Das italie­nische Obst dagegen garantiere für einen gesunden und halt­baren Most. Die Erfahrungen haben stets das G e g entert gelehrt. Sobald italienisches Obst vermostet wurde, ist spater sehr oft über kranke Moste geklagt worden. Unser heimisch^ Obst hat sich für diesen Zweck stets bedeutend besser bewahrt als das fremde Obst. Durch seinen höheren Säuregehalt lie­fert es ein erfrischenderes und haltbareres Getränk als das ausländische Obst, und die Verbraucher sind damit immer besser gefahren. Es darf wohl mit Sicherheit angenommen werden, daß das Obst durch die jetzt eingetrene wärmere Witterung an Güte noch wesentlich gewinnt und daß es dem Obst früherer Jahrgänge nicht nachstehen wird, so daß aus ihm ein haltbarer uni» gesunder Most hergestellt werden kann. Und wenn sich da und dort ein kleiner Zuckerzuiatz als notwendig erweisen sollte, so ist dieses Uebel verschwin­dend klein gegenüber den Gefahren, die sich aus der Verar­beitung ausländischen Obstes ergeben. Aus diesen Gründen möchten wir bezüglich der Verwendung ausländischen Objus zur Mostbereitung zur größten Vorsir> raten und für dv Mostbereitung nach wie vor in erster Linie unser eigenes, gutes, kräftiges Mostobst empfehlen.

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Der Nutze« des Apfels. Der Apfel liefert nicht nur eine vorzügliche Nahrung, sondern er ist zugleich eines der hervorragendsten diätetischen Mittel. Er enthält mehr Phos- phorsäure in leicht verdaulicher Verbindung als irgend ein anderes pflanzliches Erzeugnis der Erde. Sein Genuß, be­sonders vor dem Schlafengehen genoffen, wirkt: 1 - vollen- Haft auf das Gehirn, 2. regt die Leber an, S. bewirkt, wenn regelmäßig vor dem Schlafengehen genossen, einen ruhigen Schlaf, 4. desinfiziert die Gerüche der Mundhöhle, 5 . binde» die überschüssigen Säuren des Magens, 6. paralysiert (lahnu,