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mit der Beilage

' »Unsere Heimat^

Nagoläer Oagblatt

mit illustrierter Sonntagsbeilage

»Feierslunäen"

SchrNUetMnA, Triuk und »erlag von S>. W. Zatle r (Karl ZaNer) Nagold.

Nr. 22V Gegründet 1826 DvNKkrstag den 18. September 1924 Fernsprecher Nr 29

yerbrettetftr Zettnug im Obern» tSdezirk. Rn« »eigen find daher von beste» Erfolg.

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98. Jahrgang

Tages^pieae!

Der Generalagent Owen Jung hat der Enkschädignnss- ko. -,?ron in Paris über die ersten Maßnahmen in der Ilusiührung des Dawesplans Bericht erstattet.

Owen Jung soll lautReuyork Herald" von der Enkfchä- bigungskommission verlangt haben, daß die verschiedenen »egen Deutschland eingesetzten Kommissionen auf den gering­sten Umfang herabgesetzt werden, nicht aus Sparsamkeils- rücksichlen. sondern weil dadurch Zwistigkeiten leichter ver­mieden werden.

Das Programm des Preisabbaues

Kohlen und Gütertarife

Der letzte Kabinettsrat, der unter Vorsitz des Reichskanz­lers tagte. beschäftigte sich unter anderem auch mit dem vom ReichHncmzminister Luther angekündigten Preisabbau. Dr. Luther selbst hat sich bei der Begründung seiner Vorlage sie tritt wegen ihrer Dringlichkeit durch Verordnung des Wchspräsidenten. nicht durch Gesetz in Kraft auf seine finanzpolitischen Absichten beschränkt. Es sind deshalb die mehr wirtschaftlichen Fragen des Vorgehens nachzu- tragen.

Gütertarife und Kohlenpreise gehören zusammen. Man! beachte wohl, daß die Kohlenpreisermäßigung und die Frach­tenverbilligung auf einen Schlag erfolgt und sich ihre Wir­kung dadurch hoffentlich gegenseitig verstärkt, wo,zu noch die Herabsetzung der Umsatzsteuer von 2,8 auf 2 Pro­zent kommt. Vielleicht war es ein kleiner technischer Fehler, daß die Ermäßigung der Gütertarife nicht mit der Bekanwt- gebung, sondern erst am 18. September eintritt. So kam es, zu einer unliebsamen Stockung im Frachtverkehr. Mancher hat noch schnell seine Bestellung zurückgezogen, da er ja in wenigen Tagen wesentlich billiger beziehen wird.

Der Verbilligung der Kohle um etwa 10 Prozent bezieht sich zunächst nur aus die schlesischen Werke. Die oberschlesische Grubenindustrie lag bisher vollständig darnieder, nicht zum wenigsten wegen der teuren Bahntarife. Die deutschen Vah- aen bilden nicht nur angesichts der Unzulänglichkeit des Was­serwegs die wichtigste Abfuhrstraße für die oberschlesi - k'ch e n Kohlen, sondern sind auch im Gegensatz zu den pol­nischen als Zufuhrweg unentbehrlich. Nur weil die Ruhr­kohle durch ihre Verteuerung dem Ausland gegenüber kon­kurrenzunfähig wurde, drang die oberschkesische Kohle, die früher ihr Absatzgebiet bis zur Linie Berlin-Chemnitz hatte, bis Bitterfeld und in Süddeutschland bis Mannheim vor. Für oberschlesische Stückkohle zahlte man bis jetzt für die Tonne 18,60 Goldmark. Man kann künftig mit 16,75 Gold­mark rechnen. Aber auch der Ruhrkohle wird geholfen werden, entweder durch die Bildung des neuen Kohlensyn­dikats oder eben durchKampfpreise", d. h. die Zechen erhal­ten das Recht, ihre Förderung freihändig zu verkaufen, wo­bei sie sich gegenseitig unterbieten, was allerdings zu einer ungleichen Preisermäßigung und nicht zu der von der Regie­rung gewünschten allgemeinen Verbilligung um 10 Prozent iührt. Die Ruhrkohle hat die Wiedergewinnung des alten Marktes sehr nötig. Während der Ruhrbesetzung war sie fast ausschließlich auf Entschädigungslieferungen und aus verhältnismäßig geringfügige Lieferungen für Gas- und Elektrizitätswerke sowie den Hausbrand angewiesen. An der deutschen Küste in Holland, ja sogar in den an das Ruhr- Met angrenzenden Landstrichen war sie Lurch die englische kohle verdrängt. Der Hauptwert der Kohlenverbilligung vird darin liegen, daß auch das Eisen, sowie Zement und alle Baustoffe im Preis sinken.

Soweit die Anschaungen aus behördlicher Seite. Aus Kreisen des Großhandels erfährt unser Mitarbeiter noch, daß die Regierungsmaßnahmen zwar grundsätzlich begrüßt wer­ben, daß aber noch manches zu wünschen'übrig bleibt. Der Fentrcrlverband des deutschen Großhandels ist mit der 10pro- Mtigen Ermäßigung einzelner Gütertarife nicht zufrieden. Er verlangt allgemein eine Ermäßigung um 25 Prozent und ausdrückliche Aufnahme weiterer Warengruppen in die Liste der Verbilligung. Auch die vorgesehene Ermäßigung der Umsatzsteuer auf 2 Prozent wird vom Großhandel als völlig ungenügend angesehen. Der Großhandel ist durch die Be­steuerung ausgeblutet. Er hat keine Betriebsmittel mehr Die neuen Kreditgewährungen kommen für ihn zu spät, wenki sie überhaupt kommen.

lieber diesen Punkt noch ein Wort: In der Bekannt­machung der Reichsregierung hieß es, daß das seit dckm 7. April bestehende Diskontierungs-Gesamtkontingent für Zwecke der Produktionssteigerung zunächst um 10 Prozent erhöht wird. In leitenden Kreisen der Reichsbank versteh! man Lies dahin, daß das Mehr von 10 Prozent nur ver­wendet wird, um damit Firmen zu bedenken, die bisher bei der Inanspruchnahme von Krediten zu kurz gekommen sind. Firmen, die bisher schon Kredite erhalten haben, werden nicht etwa um 10 Prozent aufgebessert. Daraus ist ersichtlich, daß manche kühne Hoffnung, die sich an das angekündigts Regie- rungsprogramm knüpft, nicht in Erfüllung gehen wird. Das Soldene Zeitalter wird nicht anbrechen.er

Die Verwüstung der Rhemlandforsten

DerDeuWHen Tagesztg." wird geschrieben: Erst jeM nach Aufhebung der Beschlagnahme, lassen sich die unge­heuren Schäden ganz übersehen, die während der Franzosen- herrschafi den linksrheinischen Waldungen zugefügi wurden. Soweit das amtliche Material erkennen läßt, muß damit ge­rechnet werden. Laß von den Beständen, die mehr als 70 Jahre alt sind, wohl so gut wie gar nichts mehr vorhanden ist; daß überhaupt alles, was gut war, geschlagen und fort­geschasst worden ist. Daß es in den Jahren 1923 und 1924 bezüglich der Staatswaldungen auf dem linken Rheinufer sa und nicht anders war, das war gewissen deutschen Firmen offenbar nicht erwünscht. Es sei hier nur an die so kurz vor Toresschluß noch üblich gewordenen Gcheimverkäuse erin­nert, von denen namentlich eine große badische und eine Saarfirma regsten Anteil hatten. Diese Geheimkausverträge werden ganz sicher keine Ruhmesblätter in der Geschichte der deutschen Holzwirtschast darstellen, sie werden zu gegebenes Zeit noch genauer besehen werden müssen. Diese geheimen Holzgeschäfte deutscher Firmen mit unserem gehässigsten Feinde sollen nicht etwa vermittels bester Beziehungen zu einflußreichen Persönlichkesten ganz einfach vertuscht wer­den! So wenig wie die verschiedenen anderen unsauberen Holzgeschäfte dort drüben vertuscht werden dürfen, von denen man seit der Aushebung des passiven Widerstands mehr und mehr hört, und die erkennen lassen, daß so mancher Deutsche mit dein Wohl des deutschen Vaterlands, von dem solche Leute natürlich sehr gerne und laut reden, an das sie aber bei ihrmi Geschäften niemals denken, ordentlich Schindl uher getrieben hat.

Unter keinen Umständen hätten dis Franzosen ohne Mit­hilfe deutscher Firmen so gründlicheArbeit" leisten können. Nicht immer war und ist es der Feind, der uns cmssaugt, sehr oft waren und sind es dis prositgierigen Hyänen in den eigenen Reihen, die sich an der Not und dem Unglück des deutschen Volks ungerechtfertigt bereichern wollen, auch be­reichert haben. Wenn einst der Chronist über die Verwüstung der Rheinpfalz von 192324 berichtet, dann wird er nicht verschweigen dürfen, Laß die Franzosen bei dieser Verwü­stung unter Len Deutschen bereitwilligste und wackere Hel­fershelfer gefunden hatten!

Neue Nachrichten

Deutscher Solomalkongretz

Berlin, 17. Sept. In Anwesenheit von etwa 1000 Ver­tretern deutscher kolonialer und wissenschaftlicher Vereine des Reichs und der verlorenen Gebiete, ferner der Regie­rung und der früheren Kolonialverivaltung, des Prinzen Heinrich von Preußen, der Prinzessin Johanna von Mecklen- burg-Strelitz u. a. wurde heute in der alten Aula der Fried- rich-Wilhelm-Universität der deutsche Kolonialkongreß 1924 durch den Vorsitzenden der Kolonialgesellschast, Herzog Adolf Friedrich zu Mecklenburg, eröffnet. Sein Ruf, Deutschland werde nicht auf seine Kolonien verzichten, wurde mit stürmischer Begeisterung ausgenommen. Der frühere Gouverneur, Dr. Schnee, sprach über dieMan­dat s p o l i t i k".

Dis Kommunisten gegen Lcinert Berlin, 17. Sept. Die kommunistische Fraktion des preu­ßischen Landtags wird gegen die Weiterführung der Ge­schäfte des LanÄtagspräsidenten durch Leinert (Soz.) Ein- spruch erheben, da er durch den Handel der vollen Gehalts­zahlung bei seiner Absetzung als Oberbürgermeister von Han­nover des Präsidentenamts nicht mehr würdig sei.

Bei der sozialdemokratischen Parteileitung ist ein Antrag auf Ausschluß Leinerts aus der Partei eingegangen.

Die Bctriebsrätewahl in Brandenburg Berlin, 17. Sept. Die neuen Betriebsrätewahlen der Pro­vinz haben den vaterländischen Arbeitervereinen rund 16 o. H. der Stimmen gebracht. Die kommunistisechn Listen ge­wannen im allgemeinen 1315 o. H. gegenüber den letzten Wahlen, während die Sozialdemokraten über 30 v. H. ihres Besitzstands weiter einbüßten.

Verhaftungen in Münchm "

München. 17. Sept. DerVölkische Kurier" meldet, das gestern im Auftrag der Staatsanwaltschaft eine Anzahl Per­sonen der völkischen Bewegung fcstgenommen und vom Un­tersuchungsrichter unter dem Verdacht der Fortführung ver­botener Organisationen vernommen wurden. Unter den Fest genommenen befänden sich Oberleutnant Brückner, Leutncm: Oßwal'd, Dr. Meiding und Dr. Schramm. Ferner sollen zahl- reiche Durchsuchungen vorgenommen worden sein.

DieAllg. Ztg." berichtet, Kahr sei als Präsident d« Stavtsschuldenverwaltung in Aussicht genommen.

Verlängerung des Erntekredits beantragt München, 17. Sept. Abgeordnete der Bayer. Volksparte brachten im Landtag einen Antrag ein, die bayerische Staats- regieruug möge bei der Reichsregierung dahin wirken, das die seinerzeit an die Landwirtschaft mit einer Laufzeit vor drei ALönaten gegebenen Erntekredite angesichts der Miß­

ernte auf ein Jahr unter entsprechender'Angleichung Lei

Zinsbsdingungen an den weichenden Ans des Geldmarkts verlängert werden.

Türkische Studenten in Deutschland' ""

Dresden. 17. Sept. Das türkische Handelsministerium hat die sächsische Regierung gebeten, türkischen Studenten und andere! Zöglingen beim Studium der deutschen Kultur und Technik Erleichterungen zu gewähren. Sie sollen in Zu­kunft ihre technische Ausbildung ausschließlich in Deutschland genießen. Die sächsischen Hadnelskammern und die Indu­strie befürworteten das Gesuch, sie verlangten jedoch, daß keine Fabrikspionage oder eine besonders der Textilindustrie abträgliche Tätigkeit getrieben werde.

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Lrmdstipgwahlen in Dänemark Kopenhagen, 17. Sept. Die Sozialdemokraten haben zum ersten Male bei den Landstingwahlen (Oberhaus) drei Kandidaten durchgebracht.

Mussolini und die Deutschen in Tessin Zürich. 17. Sept. Mussolini hatte kürzlich in Rom eine Unterredung mit dem Vizepräsidenten der schweizerischen Kantonsregierung Tessin, Staatsrat Cattori. Mussolini sagte, er hege Befürchtungen wegen des stetigen Anwachsens des deutschen Elements im Kanton Tessin; Italien könne demgegenüber nicht gleichgültig bleiben, denn ein deutsches Land vor den Toren Mailands bilde eine Bedrohung Ita­liens. Cattori belehrte Mussolini: Mindestens drei Viertel der Bevölkerung Tessins feien alt eingesessene Tessiner, 30 000 leien italienische Staatsangehörige die paar tausend Einwohner seien nicht ausschließlich deutscher (deutschschwei- zerischer) Rasse; Reichsdeutsche seien höchstens einige Hundert km Kanton. Mussolini meinte nun, Las sei ja vortrefflich. Italien verfolge alle Vorgänge in Tessin mit größtem Inte­resse. Die Schweiz wird wohl wissen, das die Zugehörig­keit des Kantons Tessin zur Eidgenossenschaft nicht durch di« Deutschen, wohl aber durch die sich immer mehr ausbreiten­den Italiener bedroht wird.

Vom Völkerbund

" Genf, 17. Sept. Die persische Abordnung übergab ein vchrechen der persischen Regierung, in dem sie die im Jrak- »ertrag gewährleisteten gleichen Rechte Persiens auf das sstak (nördliches Mesopotamien) geltend macht, wie sie Eng- üttd, Frankreich, Amerika und Japan beanspruchen. Der größte Teil der Bewohner seien Persier. Persien lasse sich stM Lurückdränaen.

Von der Faszisienmili;

Rom, 17. Sept. Es verlautet, der Oberkommissar dei iaszistischen Miliz,General" de Bono werde zurücktreten. Er soll entweder Gouverneur der Insel Rhodos (Zwölfinsel­gruppe) oder Generalgouverneur des Somalilandes (ita­lienische Kolonie) werden.

Mussolini gegen die Opposition Schiedsvertrag mil der Schweiz

Neapel, 17. Sept. Bei der Eröffnung der Mustermesse irr Neapel hielt Ministerpräsident Mussolini eine Rede, in Lei er u. a. sagte: Trotz oller Wechselfälle in den zwei Jahrer seiner Regierung sei sein Vertrauen in die Zukunft de- italienischen Volkes unerschüttert. Er habe ein ruhiges Ge­wissen, da er nur dem Vaterland dienen wolle. Die Faszister streiten der Opposition Las Daseinsrecht nicht ab, können abei die heimtückische Verleumdung und die ständige Herabsetzung des Faszismus nicht dulden. In der auswärtigen Politil habe der Faszismus ein außerordentliches Friedensprogramir befolgt: in nächster Zeit werde ein Schiedsgerichts- vertrag mit einem Nachbarstaat (Schweiz) abgeschlossen der die Freundschaft beider Staaten bekräftigen werde. Ruh, im Innern und Aufrichtigkeit sei notwendig. Vielleicht werdi es nicht mehr notwendig sein, die faszistischen Legioner aufzurufen. Zu den anwesenden Faszisten gewandt:Wem ich aber von euch verlangen würde, Tag für Tag dem Vater­land zu dienen, würdet ihr Len Eid wiederholen?" Di- Faszisten antworteten mit ja.

Die Garung in Bulgarien

Mailand, 17. Sept. DerCorriere della Sera" melde: aus Belgrad, in Bulgarien sei fast alle Ordnung gelöst. Zwi­schen den Anhängern des vor kurzem von den Kommunisten ermordeten Alexandroff und denen des Kommunisten Ata- nesoff werde in Mazedonien erbittert gekämpft. Die Mörder wurden zum Tod verurteilt und hingerichtet. Alexandroff war im Krieg für den Anschluß an Deutschland. Der Belage­rungszustand wurde verschärft. Sofia ist militärisch besetzt. In letzter Zeit wurden 15 politische Morde festgestellt.

Spanische Vorbereitungen in Marokko London, 17. Sept. Aus Tetuan wird gemeldet, daß eim spanische Sire-in acht von 20 000 Mann zur Befreiung vor Tetuan und Teschauen abrückcn werde. Gleichzeitig sollen die bei Larache (französisch-marokkanisches Gebiet) abae- drängten und andere gefährdete spanische Posten einen Vor­st'ß gegen Teschauen unternehmen, um sich mit der Haupt­mast zu vereinigen.