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»Unsere Heimat"

Nagoläer Tagblatt

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mit illustrierter Sonntagsbeilage

Feierstunäen"

Rr. St«

Gegründet 1826.

Dienstag de« 16. September 1924

Fernsprecher Nr. 29.

«erbretletste ZeUnng t« OberantSdeztrk. Nn- »rigeu find daher von beste» «rfolg.

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98. Jahrgang

Taaes^pieyelv

Reichspräsident Ebert wird nicht vor Ende dieser Woche von Freudenfiadl «Kreisen. Lc will in dem entscheidenden kabinettsrat den Vorsitz führen, dieser kann daher erst an­fangs nächster Woche stattfinden.

Minister Skresemann erklärte in einer Besprechung mit seinen Parteifreunden, daß er den gegenwärtigen 2maen- blick für die amtliche Bekanntgabe des Schuldlngen-Wlder- rufs an das Ausland nicht für geeignet hatte. Havas be- richtet, die Widerrufsnote werde unterbleiben.

Die Verstimmung im linken Zentrumsslügel lDr. Wrrkhf gegen Skresemann wegen dessen vorMger Stellungnahme »v Vidrruf und Völkerbund ist nach der B. Z. noch nicht behoben. Die Sozialdemokratie soll entschlossen sein, einen entscheidenden Schlag zu führen.

Die Mitglieder der militärischen Ueberwachunaskornmis- fon sind von ihren Spürreisen nach Berlin zurückgekehrt. Ohre Spähungen sollen vor allem den angeblichen Geheim- verbänden gegolten haben.

Zum französischen Botschafter in Berlin soll der bis- be-;ge Vorsitzende der Entschädigungskommission und Freund Voincares, Barthou» ernannt werden. Das ist der Richtige,

Eine amerikanische Finanzgesellschafk unter Führung des Bankiers Darburg in Neuyork wird sich mit einem erheb­lichen Betrag am Rhein-Main-Donaukanal beteiligen.

In Oesterreich sind 70 000 Metallarbeiter in einen Lohn- , streik eingetreten. Die älteren Arbeiter sind gegen den Streik da der Geschäftsgang im allgemeinen vermindert ist.

Der chinesische Ministerrak lehnte jede Einmischung der fremden Mächte in die chinesische Angelegenheit der Revo- tution entschieden ab; eine «internationale Lhinakonserenz" werde nicht anerkannt.

Die großeTransaktion"

Frankreich und die Dawosanteihe

Die zweite deutsche Zahlungsrate nach dem Londonei Abkommen in Höhe von 20 Millionen Goldmark ist an Donnerstag voriger Woche an den Generalagenten Öwer Jung abgeführt worden. Der amerikanische Kontrollgewal tige erklärte dabei, daß eine weitere Abzapfung der Reichs, sinanzen in diesem Monat voraussichtlich unterbeiben dürfte, weil der Rest der im September fälligen 83 Millionen Gold­mark durch die Zahlungen der franz.-belgischen Eisenbahn- oerwaltung gedeckt werde. Man kann also im Reichsfinanz­mimstenum wieder ein wenig aufatmen, zumal die Aus­sichten der großen 800-Millionen-Anleihe, aus der die näch­sten deutschen Zahlungen überhaupt erst ermöglicht werden, setzt günstiger erscheinen. Bekanntlich gelangen in Neuyork M Millionen Goldmark zur Zeichnung, in London 200 Millionen ung auf dem europäischen Festland die andern 200 Millionen.

Wie stehen nun die Dinge in Frankreich, von dessen poli­tischer Haltung und wirtschaftlicher Lage ja für Deutschland so viel abhängt? Von den 200 Festland-Millionen überneh­men die französischen Banken, wie gestern überraschender­weise bekannt wurde, den Gegenwert von 10 Millionen fest, Dieser Schritt entsprang allerdings nicht einem plötzlichen Freundschaftsausbruch für Deutschland, sondern er erfolgte unter dem Druck des Bankhauses Morgan. I. P. Mor­gan und sein Mitarbeiter I. T. Lamont weilen zurzeit tu Baris, um mit dem Direktor der Bank von Frankreich, den Vertretern des Finanzministeriums und den Leitern der Großbanken über die großeTransaktion" zu verhandele Dabei verlangen sie die französische Beteiligung an der 800° Millionenanleihe ausStimmungsgründen" und als Gegen­leistung für eine neue amerikanische Gefälligkeit. Das Haus Morgan verlängert nämlich den Stützungskredit, den di« französische Regierung im März dieses Jahres durch Ver­mittlung der Bank von Frankreich erhielt, um den bodeu- asen Sturz des Franken aufzuhalten, und der mit dem l2. September sein Ende erreichen sollte. Es handelt sich »m nicht weniger als 100 Millionen Dollar, also um beinahe sie Hälfte der Summe, mit der man jetzt die deutsche Finanz­staft in den Sattel setzen will. Bon den besagten 100 Mil­ionen Dollar behauptet die Bank von Frankreich in einer serüffentlichten Mitteilung, sie seien nur im Verhältnis von 10 bis 45 Prozent zur Frankenstützung verwendet und das Mittel,ene Geld sei bereits seit einiger Zeit zurückgezahlt wor­den- Wozu dann die Verlängerung des Kredits? Wo­zu die peinliche Abhängigkeit von Amerika? Wozu die Ausfälle desMatin" und anderer Pariser Blätter gegen England, weil dieses seinen Frankenstützungskredit von » Millionen Pfund jetzt nicht mehr verlängert hat?

- Rätsels Lösung liegt in der Sorge der derzeitigen aanzösischen Regierung, der allgemeinen Lebensmit- elteue'rung Herr zu werden und den neuen Staats­haushalt für 1925 in Ördnung zu bringen. Nach den Be- fcchnungen des ehemaligen Finanzministers Marsal beträgt

- sre-n-osischr Staatsschuld gegenwärtig etwa 436 Milliar­

den Papierfrank, d. h. nach dem Kursstand von Ende 'Mar,- >923: 11200 Franken auf den Kopf der Bevölkerung, (vor lO Jahern: 30 Milliarden, also 388 Franken auf den Kops ier Bevölkerung). Auch wenn man den sog. recouvrabler Haushalt Frankreichs (d. h. Pleite aus Reparationen und stuhrpolitik) außer Betracht läßt, verbleibt im Gesamthaus­alt für 1924 allein immer noch ein Fehlbetrag von 9,5 ! Marken. Nun heißt es: Hilf Samiel! Alle Steuern, auch ! l ie 20orozentige Erhöhung sollen restlos eingetrieben wer- ! l m. Erhöht Herriot, wie er versprochen, die Beamtenbe- ! säge, so entstehen neue Ausgaben in Höhe von einer Mil- ! ^ arde, für die vorderhand keine Deckung vorhanden ist. Dein Haushalt des Kriegsministerium sind Abstriche von über kOO Millionen gemacht worden. Aber das bringt nicht Ret­tung Die Rettung kommt von dem amerikanischen Geld >nd von der deutschen Arbeitsleistung. So sind Sieger und Lesiegte mit klirrenden Fesseln aneinandergefesselt, und da- Nesch'äft der Dawesanleihe ist nur der verschleiernde Aus­druck für das Schicksal der wirtschaftlichen Verkettung.

-er.

Barbarei" statt Schuldluge

Der Romanschriftsteller Margueritte, ein Sohn des 1870 bei Sedan gefallenen französischen Reitergenerals, Hai in mehreren Artikeln derEre Nouvelle" an Hand der bis­her veröffentlichten Akten den Nachweis geführt, daß die Ver­antwortung für den Weltkrieg niemand anders trifft, all Poincare, Millerand und die damaligen russi­sch e n D i p l o m a t e n. Um aber den Vertrag von Ver­sailles dennoch als gerechtfertigt erscheinen zu lassen, be­hauptet Margueritte weiter, die b ar baris ch e Krieg­führung sei Schuld der Deutschen. Die Schuldlüg« ist so sehr ins Wanken gekommen, daß sie allgemach auch von den Franzosen ausgegeben werden muß. Dagegen ver­suchen sie, sich nun auf die Beschuldigung der ^barbarischer deutschen Kriegführung" zurückzuziehen. Es wird nun Aus­gabe von deutscher Seite sein, den Nachweis zu erbringen, was leicht ist, daß diebarbarische Kriegführung" vor den Franzosen und Engländern gebraucht worden ist. Englische Flugzeuge haben zuerst offene deutsche Städte mit Bomben bervorfen, die Franzosen haben die Gift- gase emgeführt, die englische Blockade bat 500 000 Frauen und Kinder usw. gemordet.

Der deutschen Reichsregierung kommt bei ihrem Wider­ruf der SchuMüge ein 300 Seiten starkes Buch zu Hilfe, das soeben in Paris erschienen ist. Verfasser ist der früher« Generalsekretär der Liga der Menschenrechte und Mitbe­gründer der Gesellschaft für Pnifüng der Akten über den Krieg, Mathias Morhardtin Paris:Die Beweise. Das Verbrechen des Gemeinen Rechts. Das diplomatische Verbrechen." Der Verfasser weist nach, daß Deutschland am Kriegsausbruch vollkommen unschuldig ist. An den Eingang stellt er die drei Leitsätze:

1. Das Verbrechen von Serajewo hatte keinen politischen Charakter, sondern ijr nach gemeinem Rechte zu beurteilen.

2. Rußland war der erste Staat, der am 30. Juli 1914 die allgemeine Mobilisierung anorünete, und nur dieser Tatsache sind alle weiteren Folgen zuzuschreiben.

3. Daß Rußland keine friedliche Vermittlung zuließ, ist ausschließlich die Schuld Raymond Po in ar es, dessen Petersburger Reise vom 19. bis zum 23. Juli keinen anderen Zweck hatte, als den Zaren Nikolaus II. und den Außen­minister Sassonow zur Unnachgiebigkett zu bewegen.

Morhardt Seite 136 ff.:Wären ohne Poincare Elsaß und Lothringen wiederum französisch geworden? Ihm, sei­ner kühnen, unbarmherzigen Politik ist es zu danken, daß Metz und Straßburg heute dem nationalen Boden wieder einverleibt sind. Ja, Poincare drängte seinen Plan zuerst Rußland und dann Frankreich auf! Da er den doppelten Ruhm hat, diesen Plan aus- zedacht und bis zum Ende verwirklicht zu haben, warum plä­diert er heute in armseliger Weise, daß er unschuldig sei? Warum bemüht er sich, uns gegen jede Wahrscheinlichkeit glauben zu machen, daß Frankreich unbeweglich geblieben wäre, wenn Deutschland am 3. August 1914 nicht den Krieg erklärt hätte? Braucht er mildernde mstände? Muß er sich entschuldigen, daß er vollen Erfolg hatte? Zweifellos war der Erfolg nicht so vollkommen, wie man es gewünscht hätte. Die Opfer waren schwer; es gab 2 Millionen Tote und man mußte den Krieg aus Kredit führen. Heute sollen 500 Milliar­den Schulden gezahlt werden . . . Möge Poincare sich doch Erheben und sagen:All das habe ich gemacht!" Möge ei mit seinen Schlichen aufhören." Mit dem russischen Bot­schafter Iswolsky führte er die Bedingungen herbei, unter denen derWeltzusammenftoßsicherausbrechen werde. Der von Poincare ersoneene Plan ist von ungeheu­rer Ausdehnung. Sobald ein Funke auf dem Balkan auf­flammt, ist der Weltkrieg sicher. Poincare ging im Juli 1914 nach St. Petersburg, um die kriegerischen Leidenschaften zu entfachen und um den unentschlossenen und furchtsamen Ni­kolaus den Zweiten zu den äußersten Entschließungen zu treiben.

Nach seiner Rückkehr nach Paris, am 29. Juli, fährt ^sioin- rare fort, mit wilder und leidenschaftlicher Energie den klein­mütigen Geist der russischen Regierung zu beflügeln. Er be­ruhigt und ermutigt sie. Er ist es, der in der historischen Nacht vom 29. auf den 30. Juli die Frage Sassanows, ob Rußland wirklich auf Frankreich zählen könne, unbarmherzig antwortete:Vorwärts! Wir sind bereit!" . . . Im Namen der französischen Diplomatie ermutigen der da­malige Direktor der politischen Angelegenheiten, de M a r- ge r i e, und im Namen der Armee der Kriegsminister M-es­st my, Rußland, seine militärischen Vorbereitungen fortzu- setzen und zu verstärken.

Bewußt schleuderten die vier Staatsmänenr, die in der Nacht vom 29. auf den 30. Juli 1914 im Elysee versammelt waren, die Welt in die nicht wieder gutzumachende Kata­strophe. (Seite 289.)

Eine außerordentlich wichtige Feststellung, die weitgehende Schlußfolgerungen zuläßt, macht Morhardt, wenn er nach­weist, daß eine im französischen Gelbbuch, unter Nr. 102 ent­haltene Depesche des französischen Botschafters Paleologue, eine kühne Fälschung sei, die aus zwei Depeschen des­selben Botschafters Paleologue (aufgegeben in Petersburg am 30. Juli 1914, um 4.31 hr und um 9.15 Uhr) zusammen­ge st e l l t wurde. An solchen Fälschungen ist das französische Gelbbuch und das russische Örangebuch außerordent­lich reich. Und diese zusamengestellt zu haben, ist ein be­sonderes Verdienst Morhcrrdts, der es übrigens auch Paleo­logue (Seite 198) vorwirft, daß er nur falsche Depe­schen nach Paris sandte, die keinerlei genaue Mitteilungen über die Ereignisse enthielten, sondern die nur bestmmt wa­ren, der Regierung in Paris auf alle Fälle di« Ausflüchte der ..friedlichen Gesinnuna" frei zu halten.

Das Buch ist ein Aufklärungswerk ersten Ranges. E' verdient, in alle Sprachen der Welt übersetzt zu werden. Außerdem müßten volkstümliche Auszüge veranstaltet und überall verbreitet werden, weil sie geeignet wären, eine der größten und unheilvollsten Geschichtslügen endgültig aus der Welt zu schaffen

N e u e Nachrichten

Der Reichskanzler in Berlin

Berlin, 15. Sept. Reichskanzler Dr. Marx ist aus dem Urlaub nach Berlin zurückgekehrt. Es wurde alsbald ein Kabinettrat abgehalten.

Nach seinem Besuch beim Reichspräsidenten in Freuden» stadt begab sich der Reichskanzler zur Gedächtmskapelle Erz­bergers und legte einen Kranz nieder.

Berlin, 15. Sept. In einigen Blättern der Regierungs­parteien wird halbamtlich ausgeführt, daß von der Reichs- regierung ins Auge gefaßt gewesen sei, auf der Konferenz in London eine Erklärung gegen die Schuldlüge abzugeben. Die Angelegenheit sei im Reichs rat erörtert worden, ohne irgendwelchen Widerspruch auch von den sozialdemokratisch regierten Ländern zu finden. In London selbst habe sich keine Gelegenheit geboten, die Frage anzuschneiden, da di» Arbeit in der kurzen Zeit, in der die deutsche Abordnung an­wesend war, überhastet werden mußte. Als dann im Reichs­tag die Krise wegen der Dawesgesetze entstand- sei in den amtlichen und halbamtlichen Verhandlungen mit den Deutsch­nationalen, die von Minister Stresemann im vollen Einver­ständnis des Reichskanzlers geführt wurden, die Zusicherung des Widerrufs der SchuMüge um so bereitwilliger gegeben worden, da der Widerruf schon vorher beschlossen gewesen sei. Bei der gegenwärtigen Arbeitslast wolle aber, die Reichs­regierung sich einen geeigneten Zeitpunkt Vorbehalten.

In engem Zusammenhang damit steht die Frage des Eintrittsin den Völkerbund. Es scheine keines­wegs sicher, ob der gegenwärtige Augenblick und die gegen­wärtige Gesielt den sofortigen Eintritt wünschenswert er­scheinen lasten. Stresemann sei der Ansicht, daß vorher Lie Lichuldlüge in einer der Ehre Deutschlands entsprechenden iVeise geklärt sein müsse, zumal der Völkerbund gegründet vo^en sei als ein Mittel, die Zerstückelung und Knecktwra

Deutschlands für alle Zeiten festzuhalten. Außerdem lieg« außer den unverbiuUichen Reden Mac Donalds und Her riots in Genf noch keine amtliche oder halbamtliche Einia oung vor. Es wird betont, -daß der deutsche Gesandte i, Bern, Müller, Mitglied der Sozialdemokratischen Par­tei, ausgesprochener Gegner eines übereilten Eintritts Deutsch­lands in den Völkerbund ist.

Sozialdemokratischer Antrag gegen die Auswertung Berlin, 15. Sept. Die sozialdemokratische Fraktion hat cm Reichstagsausschuß für Aufwertung den Antrag ein- gebracht, daß die bekannte dritte Steuerverordnung, die die Verzinsung der öffentlichen Anleihen und damit praktisch diese selbst aufhebt, für olle Anleihen und Zahlungsver­pflichtungen aller deutschen Staaten alsbindeud anerkcmch werde. Der Antrag wird im Ausschuß wohl keine Melch heit finden. Die Soz. Partei wird auch an ihrer Bekämp­fung der Schutzzölle festhcüten, wovon die Abordnung den, Reichspräsidenten in Freudenstadt Kenntnis gab.

Tschechisches Freihafengcknek in Hamburg kmmbura. 15. Sevt. Der tschechischen Regierung mußt«