Die Einer-Strecken Meisterschaft Stuttgart—Baden-Baden gewann Dreizler Heumaden.
DaS 50 Kilometer-Mannschaftsfahren in Stuttgart gewannen Blattner und Metzger Stuttgart mit 36 P.
DochenvorlragsfÄs- der S 8 dd. Rundfunk A.-G. Stuttgart
Montag (15. Ecpt.): 8—8.30 Uhr: Bortrag Dr. med. Kellenberg (Niricki) 1 l -: „Die Heilung von Kranken durch Elektrizität" (z. Teil); 8.36-6.S6 Uhr): zynischer Abend, AussUhrcnde: Emma Mayer (Alt), Max Raymer (Bariton), Struve (Rezitation): S.4S—11.15 Uhr: Nachtkonzert (Rundfunk-Orchester), tll-I Struve, Duette Trudl Aiberle, Karl Banzhaff.
Nienstag (1k. Sept.).- 8.36—S.36 Uhr: Sinfonie-Konzert (Beethoven), Dir?- .e, i: Hans Seeber-van der Floe: g.45—11.15 Uhr: Sendc^viel-Abend (Rund, onlorchester). Als East: Hans Werder (Wien) Heiteres, Carl Struve, Fred )i->cr. Gerda Haust.
Mittwoch <17. Sept.): 5—K.86 Uhr: Kindernachmittag (Sagen, Märchen, fabeln), erzählt von Lene Frau, sowie Rundfunkorchester: 8—8.36 Uhr: Vor- rag Obering. Scholz über „Neuheiten aus der Radio-Messe in Leipzig"; 8.3» io 6.86 Uhr: Grieg-Abend, Ausführende: Kammersängerin Marga Junker. ?,:rLardt: Gedichte von Henrik Ibsen (Georg Ott); S.45—11.18 Uhr: Funk- icbarett (Rundfunkorchester), Hans Werder. Lina Lofsweiler, Carl Struve.
Donnerstag (18. Sept.): 8—8.86 Uhr: Vortrag Rolf Formis über „Meine irlebnisse in den Dschungeln und in den Goldmiuen von Rau Tang"; 8.W io 6.86 Uhr: 2. -Internationaler Rczitationsabcndt Oskar Vogelmann-Voll- a:'-. Mitwirkende: Konzertmeister D. Weinbcrger, am Flügel: Artur Haagen.
-f-eitag (16. Sept.): 5—6.36 Uhr: Der Nachmittag der Frau (Mode, Hansel;, Kochkunst, Kinder- und Krankenpflege), ferner Rundfunkorchester, ene Frau und Georg Ott): 8^0—9.36 Uhr: Vortrass-Abend j-arl Köstlin (Landestheater), Ernst von Wildenbruch. Dazwischen: Slavierfoli und Improvisationen, gespielt von Artur Haagen.
Samstag (26. Sept.): 5—6.36 Uhr: Kindernachmittag (Sagen, Fabeln, Märchen) erzählt von Len« Frau, sowie Rundfunk-Orchester); 8 36—g.A Uhr: Kammermusik-Abend des Quartetts Ruoff, dazwischen: Aus den Werken oon Theodor Fontane anläßlich seines Todestags (Georg Ott); 6.45—11.15 Uhr: Funk-Kabarett (Rundfunk-Orchester), Hans Werder (Heiteres), Sophu Lschor», Georg Ott (Schwäbisches), Carl Struve.
Sonntag (21. Sept.): 11.36—12.86 sshr vorm.: Musikalisch-Literarische Morgenfeier; 4—6 Uhr: Nachmittagskonzert (Rundsunk-Orchester); 6 Uhr: Zeit- signal; 8.86—6.36 Uhr: „Auf dem Cannstattcr Volksfest" (Schwitzgäbele — Herr Lehmann von Berlin, ein Fräulein, ein Schutzmann, Ausrufer), als Einlage: Beim Schaubudenbcsitzer (Szene von David Kalisch), Kasperl als Prinz (moralische Komödie in drei Aufzügen von Franz Graf Pocci), da- jwstchen: Rundfunkorchester und Volksfestgeräusche.
Täglich, sofern nichts anderes vermerkt ist, 11.36 Uhr vorm, und 4.45 llhc nachm. Wirtschaftsnachrichtcn (nur werktags); 5—6.36 Uhr Nachmittagskonzert; SL6 und 8.45 Uhr Wetterbericht und geitsignal; 8.45—11.15 Uhr Nachtkonzert (Amidfunkorchester, Carl Struve, Albert Müller, bez. Hans Werder).
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^ Oberamt Calw. s
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Calw, 13. Seplvr. Aus dem Gemeinderat. Der starte Besuch der Genoerbeschule durch auswärtige Schüler U82 gegen 174 Calwer) hat schon vor längerer Zeit Veranlassung gegeben die Gründung eines Znuckoerbcmdes anzu- stnbm, auf welchen die Kosten für die Gewerbeschule umzu- kg-n wären. Auf ein im Juli v Ir. erlassenes Rundschret- oen har die Mehrzahl der Gemeinden sich aus einen abwar- lenden Smndpunkl aefteiü. Sradtschulldeiß Göhner führt uullmehr aus, daß die Gründung eines ZweckoerdandeS de leMe.ide Nachteile für die Stad! Calw nach sich ziehen könne, da die in diesem Fall aufzusteuenden Satzungsvorschriften den Schulzwang in den dem Verband angehöcenden Gemeinten einführeu und damit eine Ueberlastung der Gewerbeschule mit auswärtigen Schülern verbunden sein könnte, mit all -hcen unliebsamen Folgen (Schaffung weiierer Räume usw) Weiterhin wäre dis Bildung eines dezirkSschulgemeinderals -rforderlich, in dem die Landgemeinden nmurgemäß die meisten Sitze erhallen würden; auch die Frage der Ausschetdungs- möglichkeit einer Gemeinde ous dem Verband könnte erhebliche Schwierigkeiten herbeiführen. Aus vorstehenden Gründen rät er von der Gründung eines ZweckoerdandeS obzusehen und schlägt vor, vom 1. Okl. ab von allen auswärtigen Schülern den nach der Schulgeldordnung gesetzlich zulässigen Zuschlag zum Schulgeld zu erheben, so daß das Schulgeld für einen Schüler von 8 aus 20 erhöht würde. Weiterhin sollen nur Schüler ausgenommen werden, deren Ardeüsgemeinden sich verpflichten pro Schüler jährlich 10 zur Unterhaltung der Gewerbeschule zu bezahlen. Eine spätere Einschränkung der auswärtigen Schülerzahl bleibt Vorbehalten. Ein weiterer Zchutraum wird tm Spritzenmagazin für die Gewerbeschule »tngsrüumt werden. Durch die von Siadtschultheiß Göhner gemachten Vorschläge würde ein wesentlicher Teil des Abman
gels in Höhe von 6090 gedeckt werden durch die Einnahme ^ oon 2640 -4^ aus den erhöhten Schulgeldern der auswärtigen ! Schüler und den Beiträgen der Gemeinden. G.R. May tritt ! für eine Ermäßigung deS Schulgelde- für die Schüler ein. ; Demgegenüber führt Stadtschultheiß Göhner aus. daß für ! Fälle der Bedürftigkeit zu Schulgeldnachlässen 20°/» der ge- j samten Schulgeldeinnahmen vorgesehen seien, die den aus- j wärtigen Schülern in gleicher Weise zugute kommen sollen. Der Gemeinderat nimmt den Vorschlag von Stadtschultheiß Göhner mit der Abänderung, daß die Gemeinden pro Schüler !5 abzuführen haben, an und erhebt denselben zum Beschluß.
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2 Oberamt Freudenstadt. °
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Freudenstadt» 13. Sept. Vom Besuch des Reichskanzlers. Reichskanzler Marx traf, von seiner Gemahsin begleitet, gestern kurz nach 12 Uhr im Auto in" Freudenstadt ein und stieg im Hotel Waldirck, wo der Reichspräsident wohnt, ab. Er hatte dann eine mehrstündige Aussprache mit dem Herrn Reichspräsidenten »md machte am- späten Nachmittag sine Auiofahrt mit dem Reichspräsidenten nach der Mordstätte Erzbergers, wo er an dem Gedenkstein einen Schwarz- woldstiauß nicdertegte. Gegen 6 Uhr fuhr der Reichskanzler mit seiner Gattin nach Sigmaringen, wo er seinen Urlaub verbringt, wieder zurück. - - --
Freudenstadt» 13. Sept. Lichtbildervortrag. Kürzlich hielt Herr Major v.H eigelin einen Lichtbilderoortrag über Kamerun, nachdem er schon nachmittags unsere Schuljugend in Wort und Bild nach dem ehemaligen deutschen Schutzgebiet geführt hatte. In iVsstündigem Vortrag geleitete uns der Redner oon Viktoria über Duala bis tief hinein mS Innere nach der Station Joko, auf der er selbst seit dem Jahre 1904 aufbauend und fördernd gewirkt hat, wo er alle Freuden und Leiden eines Schutztruppenführers aukkostete, vo er den Gefahren hinterlistiger Aufstände und tödlicher Fieberkrankheiten zu trotzen hatte. Reiches Erleben sprach auS den Erinnerungen dieses Offiziers, der ganz Kamerun durchstreifte, bis er nach tapferem Aushalten im Jahr 1916 oor der feindlichen Uebermacvt auf spanisches Gebiet entweichen mußte. Interessant waren die Einblicke, die der Redner uns gab, in dar segensreiche Wirken der deutschen Verwaltung und Misstonsgesellschaften in kultureller und wirtschaftlicher Beziehung. Jetzt wehen andere Farben auf den Re- sterungSgebäuden, andere Völker genießen rechtlos die Früchte deutscher Arbeit. „Möge bald die Zeit kommen, da wir unsere Kolonie", die wir so notwendig brauchen, wieder unser eigen nennen können!" — mit diesem Wunsch schloß der Redner seinen Vortrag, der mit Beifall aufgenommenwurde.
Handelsnackrickten
Dollarkurs Berlin, 13. Sept. 4.2105 Bill. MK.Newyork 1 Doll. 1192. London 1 Pfund 18.83. Amsterdam 1 Gulden 1.614, Zürich i Franken 0.790 Bill. Mk.
Kriegsanleihe 1050.
Die Einnahmen der Reichshaupkkasse bekruaen vom 1. bis 10. ".-et. rund 120 Millionen, die Ausgaben 97.5 Millionen. Die Aentenmarkschuld ist um 15.8 Millionen GM. gestiegen.
Der Preisabbau. Der Plan der Reichsregierung für den Preis- abbam hat in der Geschäftswelt Billigung gefunden. Er bellehk de- ramlllick in der Ermäßigung der Kohlenpreise und der Frachten um je 19 Prozent, in der Erweiterung der Kredite, Au Hebung der Devisenzwangsbewirtschafkunq und Herabsetzung der Umsatzsteuer. Besonders willkommen ist die in Aussicht genommene Wiederem- sührunq der Dreimomakslaufzeit der Warenwechsel und der Diskontierung der Bankakzehte durch die Reichsbank. Dagegen wird die Verlegung der Eisenbahnfracktermäßigung vom 15 auf den 1». September als eine Unbegreiflichkeit bezeichnet. Allgemein wirb nun gewünscht, daß auch die Banken sich mit angemesseneren Pro- Visionen begnügen und im Kreditverkehr entgegenkommend seien.
<"eue Kohlenlager in England. Dis von dem .Kün'gi'rven Äus- s-kutz" zur Auffindung vön Kohlenvorkommen unternommenen Rachforschungen haben in ber letzten Zeit in der Nähe von Goole zu vielversprechenden Ergehnissen geführt. Nach der Daily Mai, wird vermutet, daß sich das Kohlenfeld acht Meilen östlich von Goole befindet, sich unter dem Humberfluß forkseht und 65 Mellen in die Nordsee erstreckt.
Der Kampf zwischen Dollar und Dsmid. Nach einer Erklärung d's amerikanischen Schahsekrekärs Mellon soll jedes Land, das sich als Geldleih er an der großen Anleihe beteiligt, seinen Anteil >n der eigenen Währung ausgrhen. Der amerikanisch« Teil wird somit in Dollar, der englische in llUund. der französische in Franken ausgeschrieben. Die Bankier sollen indessen über die Höhe des Zinsfußes nicht einig sein.
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Mehpreise. Bernhausen. Kühe 300—350. Rinder 150—200, '.KZ'ber 40—80 -1t. Ludwigsburg. Stier« 250—450, Kühe 306 b's Z80, Kundinnen 450—600. Ninder 260—350, Schmalvieh 90 bis 2 -.<(. — Winnenden. Ochsen im Gewicht von 1250 Kg. 1076
-<! das Paar, ein Stier mit 420 Kg. 320 -1t, Kühe 300—450, Kal- binnen 350—500, Jungvieh 130—200 -1t das Stück.
Schwememärhte. Bernhausen. Läufer 50—60, Milch- sch veine 25—3Ü. — Winnenden. Milchschweine 28—34 -R das Stück.
Stuttgart, 13. Sept. Großmark k. Durch die riesigen Zufuhren französischer und italienischer Trauben, die im 10-Pfundkorb schon von 12 F das Pfund an angeboten werden, wird der Pr'is für einheimisches Obst stark gedrückt und er steht jedenfalls für R"pfel und Birnen unter dem Vorkriegsstand. Aepfel 6—10 (Kleinverkauf 10—30 H), Birnen 5—15 (12—35), Pfirsiche 20—40 (30-60), Nüsse 30—45 (40-60), Zwetschgen 18—22 (30—35). Brombeeren 30—50, Hagenbutten 25—30, ausl. Trauben 12—22 (30—45). — Weiß- und Filderkraut 4,5—5,5 (8—10), Rotkraut 7—10 (12—15), Köhl 5—8 (10-12), Bohnen 20—30 (25—40). Sp°nak 20-35, Zwiebeln 7—12 (12—20), Gelbe und Note Rüben 5—7 (10—12), Tomaten 8—12 (12—18), Kohlraben 3—5, Kartoffeln 5—5,5 (7—8). Blumenkohl 20—80 (35-100), Endivien 10—15. Gurken 15—35 (25—50), Salzgurken 1,5—5 d. Sk., Essiggurken 100—120 ^ das Hundert. — Landbutter 1.80—1.90 -1t. Zentrifugen 1.90, Molkereibutker 2-2.10, Süßrahmbutter 2.20-2.30, Schmal, 90—95, dänisches 1—1-05. Mehgerschmalz bis 1.50, Kokosfett 60 bis 80, Margarine 60—100, Salzspeck 85, Speiseöl 1.20—1.40 das Liter. Frische Landeier 14,5—16, Italiener 14—15, Steiermärker 13,5—14, Kocheier 11—13, Honig 1.35, in Glas 1.50 das Pfund, Zitronen 8 ^ das Stück.
Berliner GekreiSe-'r-'!-. 13. Sevk. Weizen märk. 22.50—23.60, N-'aen 19.70—20.20 S-mmergerste 21.20-24, Hafer 18—18.80. Rcizenmehl 32—34.50, Noaaenmehl 29 -31, Weizenkleie 14.50» Rc-'genkleie 13, Raps 335—340.
Eiermarkl. Berliner 9—15, Sächsischer 10—14, Oldenburger 9-15, Schlesischer 8—13, Süddeutscher 9—14, Westdeutscher 10 bis 16.
Nürnberger Hopfenmarkt. Prima Markthopfen 210—240, Mitte) 170—200, Geringe 130—160, Spalter 260—290, Hallertauer 2? ' 280, 210—240, 160—200, Württembergs« Prima 230-260, Mittel 190—220 GM. der Zentner. Saazer gut 250—265.
Das Wetter
Die Tiefdrücke im Norden ziehen östlich ab, ohne Einfluß zu ge- oinnen. In Süddeuischland herrscht schwacher Hochdruck. Für llienstag ist mehrfach heiteres und trockenes Wetter zu erwarte».
Konkurse.
Amtsgericht Reutlingen: Brändle L Baumann, Textil-» Wirk- und Strickwaren, offene Handelsgesellschaft, Reutlingen. Termin lO. Oktober.
Amtsgericht Balingen: Kaufmann TituS Burkhart in Erzingen OA. Balingen. Termin 8. Oktober.
Amtsgericht Laupheim: Ernst Wemmlinger, Kaufmann in Dietenheim. Termin 11. Oktober.
Amtsgericht Wangen im Allgäu: Kaufmann Max Fink, Jsny. Termin 10. Oktober.
Gestorbene: _
Neuenbürg: Medizinalrat Dr. Härlin, 73 Jdhre alt.
Trio Brand und seine Zeit
W Roman von Charlotte Niese
«Nachdruck verboten.)
Der Aarrer wohnte in einem sehr bescheidenen Haus, einige -Zauern und etliche Handwerker hatten sich hinter die große und hohe Heck« zurückgezogen, die die ganze Ortschaft umgab, während M Vieh außerhalb der Hecke seine Weide hatte. Es war dichter Ma(d auf der Insel. Wer versuchte, ihn urbar zu machen, hatte sMel Arbeit und Mühe. Die Bauern aber waren fleißig, und wenn -Ae sich auch am liebsten der Seefahrt Hingaben und ihr Strand- yecht gern ausübten, so herrschte auf der Insel doch eine gewisse ^Sicherheit. Obgleich es immer Vorkommen konnte, daß die Like- deeier einmal landeten, sich Vieh auf ihre Schiff« holten oder sich "sonst mit Lebensmitteln versorgten. 'Solange war es noch nicht Her, daß der große Stürtebecker auf dieser Insel erschienen war und äme Werte auf der Burg Glambeck gewohnt hatte. Diese Burg lag im Süden der Insel, sie gehörte den Schauenburger Herren, aber Störtebecker fragte nicht nach den rechtmäßigen Eigentümern. Er ritt in großer Pracht über die Insel, teilte Almosen aus und schenkte der Kapelle zu Landkirchen ein Muttergottesbild, von dem es hieß, daß es Wunder kun könnte. Störtebecker hatte «s ous einer englischen Kirche geholt. Seines Bleibens war nicht -lange. Die Hansen, denen er großen Schaden getan, waren hinter ihm her, und eines Tages war er mit allen seinen Seeräubern von der Insel verschwunden. Die Schiffe, auf denen er gekommen war, hatten einen N-ebeltag benutzt, um unbemerkt zu entweichen, und es wurde gesagt, daß Störtebecker mit seinen vertrautesten Freunden durch einen unterirdischen Gang, Der von Burg Glambeck nach Wagrien unter der See führt«, entkommen sei. Als dann der Seeräuber wieder in der Nordsee ausiauchts, «füllte sich sein Schicksal; aber auf der Insel erlosch sein An- dmcken nii^.
Der alte Hubertus, der Alheid zum Beginenhaus brachte, berichtete von diesen Dingen und sie hörte ihm verdrossen zu.
Von Störtebecker hatte sie natürlich gehört, aber sein Schicks«! berührte sie nicht. Sie war eines Herzogs Tochter und wollte vornehm heiraten. Der Weg vom Strand bis nach Burg war weit und zum Teil beschwerlich. Alheid, der Gesa dicke Holzschuhe geschenkt hatte, war müde, als sie vorm Beginenhaus anlangte. Hier stand Mutter Agnes, di« di« Jungfrau unfreundlich betrachtete.
»Was willst du hier?"
Hubertus richtete die Botschaft vom Prior aus, die ihm aufgs- trogen war. Die Jungfrau sollte bei den Beginen wohnen und sich der Arbeit befleißigen. Hubertus leierte sein Sprüchlein ab und ging eilig davon. Er wollte noch einen Verwandten im Orte besuchen und freute sich seiner Freiheit. Mutter Agnes hatte ein hartes Gesicht und scharfe Augen. Sie war aus adligem Geschlecht und regierte ihre acht Beginen nicht immer ganz lind«.
„Wenn du arbeiten willst, magst du bleiben, sonst habe ich keinen Platz für dich!" sagte sie jetzt zu Atheid, nahm ihr den Pelzmantel von den Schultern und hüllte sich selbst hinein. Aber Alheid wehrte sich.
„Weißt du, daß ich eine Herzogstochter bin?" rief sie und griff wieder nach ihrem Mantel.
„Eins Herzogstochter?" Di« Begine lacht« höhnisch. „Du bist sine Gefangene und hast zu tun, was ich will!"
Eine andere Begine kam angeschlürft. So recht hatten die Frauen nicht begriffen, welche Bewandtnis es mit der gefangenen Jungfrau halte. Aber sie war eben gefangen und sie sollte arbeiten.
Sie nahmen Alheids Kleider, ihr feines Hemd, das Gesa ihr gelassen hatte, und gaben ihr die vertragen« Killte einer Sven gestorbenen alten Begine. Dann führten sie sie in den Gcasgarlen, wo einige Schweine und Gänse umherliefen, befahlen, daß sie bas Futter für diese Tiere herrichte, und beeiferken sich, ihr auch sonst alle Arbeit aufzuladen, die ihnen selbst nickst mehr gefiel. Waren sie doch alle all und saßen lieber still und erzählten sich Geschichten, als daß sie in der Wirtschaft schaffte». Kein« von diesen Frauen war schlecht, keine aber auch besonders gut. Mutter Agnes boti« einen Liebsten gehabt, der auf der Wallfahrt ins heilige Land gestorben war. Dieses Schicksal machte sie säuerlicher als nötig — aber häkle Alheid sich etwas gefügiger gezeigt, wäre daS Leben ihr nicht jo sch-ver geworden.- Doch sie war widerspenstig und trotzig. Tat nur das Notwendigste und erwiderte Säzeltreden mit ebensobösen Worten. Sie war kein angenehmer Gast, aber sie konnte arbeiten. Niemals hatte sie Schweinefutter gekocht, aber sie lernt« es, sorgte für die Gänse und erleichtert« auf diese Art den alten Frauen das Leben. Dafür spielte sie ihnen n-ancheu Schabernack, schob ihnen Klötze in den Weg, daß sie fallen mußten, und war oft so ungebärdig, daß Mutter Agnes eines Tages mit der Geißel kam. Mit glühenden Augen sah" Alheid sie an. „Wage es, mich zu schlagen!" Mutter Agnes lieh die Geißel sinken mü> schlug ein Kreuz.
„Der Böse spricht aus ihr!" flüstert sie einer Begine zu, die sich ebenfalls bekreuzte.
Es war «ine arg« Zeit für Alheid. In ihr wuchs ein glühender Öaß auf gegen die alten ungebildeten Frauen, ein Haß, cer sie fast verzehrte. Aber sie sah ein, daß sie sich fügen mußt«- Sie werkte auch, daß die Beginen ihre Tage am liebsten verdämmerte«. Sie merkten kaum, daß st« den größten Teil der Milch trank, die ihre zwei Ziegen gaben, wunderte sich, daß die Hühner so wenig Gier legten, und freuten sich, daß sie ruhig sitzen konnten, während Alheid arbeitete. Sie wollte ein« Herzogstochter sein? Der Böse sprach natürlich aus ihr. Und wenn sie eine war, dann war sie eben jetzt gefangen, und Gefangen« mußten arbeiten, um die Nahrung zu verdienen.
Es war warm und gutes Wetter geworden. Die Vegi«« saßen in der Sonne, spannen und strickten ein :v«nig, Mutter Agnes ging wie ein Feldherr umher, achtete darauf, daß die Schweine versorgt wurden, und freute sich vielleicht im stille«, daß sie statt einer faulen Magd eine fleißige Gefangen« hatte. Natur, lich ließ sie flch's nicht merken. Alheid sah niemals etwas anüe» res als ein unfreundliches Gesicht.
Sonntag war's. Die Beinen waren m der Mess« zewHen, hatten ihren Brei gegessen, schliefen ober saßen in der Sowie. Alheü> war im Grasgarten bei den Schweinen, denen sie das Futter i» de» Trog schüttete. Noch immer trug sie die alte Kutte und ihr« schönen Ronden Haar« waren unter einer schwarze» Kapuze verborgen.
„Das Fräulein ist nicht hübscher geworden!" jagte eine lachend« Stimme neben ihr.
Alheid sah sich um. Da stand Trio Brand in einem hübsche« Ledevwams, ein Messer im Gürtel, einer Reiherfeder cm der Kappe. Er nahm sie ab und verbeugte sich. Alheid aber seufzte auf, legte di« Arme um ihn und drückte ihr« Lippen auf seine Wange. „Bürschlein, wo bist du so lange geblieben!"
Er küßt« sie herzhaft wieder. „Ich habe ein« Resse gemacht und dachte viel an Euch"
Sie ließ ihn los und betrachtet« ihn.
„Du siehst aus wie einer vom Adel! Me kommst du dazu.
„Ich bin ein Freier!" gab er zur Antwort. „Kanu jederzeit «in Ritter werden!"
Sie rümpfte ein wenig die Nase. .Du bist eingebildet, Zünglet«, aber ich freue mich, daß du wieder da bist. Und den Pfaffe« schick« mir, daß ich ihm einmal meine Meinung sage. Ihr Holste» seid gottverdammtes Volk!" (Fortsetzung folgt.)