arbeit weitester Kreise, besonders wenn eS gilt, alte Geschich- l kn und Sagen vor dem Vergessenwerden zu bewahren. Lehrer, Geistliche, Schultheißen, überhaupt alle Heimatfreunde werden gebeten, Beiträge zu liefern, vor allem Volkskundliches und daS, was an langen Winterabenden der Großvater oder die Großmutter erzählte. Nur so kann wertvolles Gut der Nachwelt erhalten bleiben. DaS BezirkSschulamt Nagold sowie die obengenannten Mitarbeiter erbitten solche Beiträge womöglich vor Weihnachten. Nur so ist eS möglich, ein Hei- i matbuch zu schaffen, das allen Freude macht und die Liebe ' zur Heimat weckt und stärkt. ^ §
Löwen-Lichtspiele. Nächsten SamStag und Sonntag wird in den Löwenlichtspielen ein weiterer Mutt er film Wer die Leinwand rollen. „Muttertränen" ist der Titel der MmS, der uns m die Kämpfe und Sorgen eine» Mutter- und VaterherzenS ergreifenden Einblick tun läßt. Wie oft wird nicht der treu sorgende Rat der Vaters, die herzinnige Bitte der Mutter durch ein rauhek. leichtsinniges Wort der Kinder in den Wind geschlagen und blind rennt der Unglückliche in sein Schicksal, dem Ende zu. Und verlosten von allen, gebrochen an Leib und Seele, findet er erst wieder den Weg zum Elternherz-n. Muttertränen trösten und Friede kehrt eln in die letdersüllten Seelen. — Den Löwenltchtsptelen ist ein volles HauS zu wünschen und kann der Besuch des FilmeS empfohlen werden. (Siche Anzeige.)
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Vom Rathaus
Gemeinderatssitzung vom 10. d. Mts. Rechunngsabhör-
Die Stadtpflegerechnungen samt Nebenoerwaltungen von 1917, 1918 , 1919 und 1920 sind vom Oberamt geprüft worden. Innerhalb der achttägigen AuflegungSfrist find keine Einsprachen erfolgt. Die Rechnungen, die ja heute infolge der Inflation tn ihrer Bedeutung wesentlich vermindert sind, wurden heule vom Gemeinderat durchgesehen und ohne Anstand abgrhört.
Arbeite»- u. Ltefernugsvergebungen. Für die Bemalung I der AbteilungStafeln für den Stadtwals sind wiederholt Angebote einverlangt worden, nachdem der Herstellungstermin W 1 . Februar 1925 verlängert worden ist. Die Arbeit wird Malermeister Jäger hier zu den Preisen seines Angebot» von gz ^ pro Stück übertragen. Die Frage, ob die städtischen Wnien alle wieder öffentlich ausgeschrieben und auch an Mwärtige vergeben werden sollen, wurde eingehend erörtert. M Beschluß wurde noch nicht gesaßt. Die Lieferung von Tischen und Hockern für die Latein- und Realschule erhalten Christian u. Heinrich Schühie, Schreinermeifter um die Summe von 358
Fremdenwohnsteuer. Von den hiesigen Gastwirten ist wiederholt da» Gesuch um Aufhebung der Fremdenwohnsteuer gestellt worden. In verschiedenen Städten ist sie bereits aufgehoben. Bei dem verhältnismäßig geringen Steuererlrag wird der Aufhebung ab 1. Okt. zugesttmmt, die bis dahin angssallene Steuer ist aber nachzuentrichten, dagegen wird eS auch hier nicht zu umgehen sein, die bereit» beschlossene Ge- tränkesteuer zur Erhebung zu bringen.
Anschaffung eines Flügels des Der. Lieder- u. Säuger- Kranzes. Dte Sängerschaft des Ver. Lieder- und Sänger» lranzes trägt sich schon längere Zeit mit dem Gedanken, ein eigene» Musikinstrument zu kaufen. Durch dar stetige Zunehmen der Sängerzahl ist dte Klangfülle de» Cbors so gewachsen, daß die vorhandenen Instrumente für die Chorproben nicht mehr genügen. Außerdem ist der Verein bei Veranstaltung von Konzerten durch den Mangel an einem geeigneten Begleitinstrument stark behindert. ES wurde deshalb die Erwerbung eines eigenen Instruments, dar allen Anforderungen genügt, in die Wege geleitet. Dte ziemlich bedeutenden Kosten (etwa 2400 vermögen jedoch die Sänger nicht allein zu tragen und eS sollen Anteilscheine ausgegeben werden, die unverzinslich sind und spätesten» im Verlauf von 10 Jahren durch jährliche Auslosung getilgt werden sollen.
Letzte Kurzmeldungen.
Der Völkerbund behandelte in der Donnerstagsitzung die Fragen, die mit dem Wiederaufbau Ungarns Zusammenhängen.
Lloyd George nahm in einer öffentlichen Rede scharf Stellung gegen dt« Arbeiterregiernug wegen des englisch- russischen Vertrags. .
Die Herriot nahestehende „Ere Nouvelle" veröffentlicht einen scharfen Angriff gegen die Minister Qneutlle und Raqualdq im Zusammenhang mit der Teuerungssrage.
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Die Steubeugesellschast, die größte Organisation der Deutschamerikaner, erklärte sich für die Präsidentschafts- Kandidatur La Folette.
Dte Sängerschaft bittet nun auch die Stadtgemeinde um Ueber- nahme solcher Anteilscheine. In Anbetracht der tüchtigen Leistungen des Vereins, der sich bet jeder öffentlichen Veranstaltung der Stadt bereitwilligst zur Verfügung stellt, wird beschlossen, 20 Anteilscheine auf die Stadtkaffe zu übernehmen.
Feuerwehrsachen. Der FeuerwehrkorpSkasse wird für 1924 ein Zuschuß von 500 ^ verwtlligt, der zugleich heute dazu dienen soll, den durch dte Inflation verloren gegangenen Reservefonds einigermaßen zu ergänzen. Anläßlich deS FamtttenabendS der Feuerwehr, Sonntag den 21. ds. MtS. soll den Jubilaren für 20- und 25jährtge Dienstzeit wieder wie früher ein Festessen verabreicht werden.
Kraftpostlinie Nagold-Haiterbach. Die Oberpostdirektion ist bereit, die Fahrten aus der Krastpostlinie Nagold- Haiterbach wieder aufzunehmen und zwar sollen sie, auf Wunsch von Haiterbach, in Haiterbach beginnen und endigen. Ankunft tn Nagold wäre 10 Uhr 18 und Werktags 3 Uhr 45, Sonntags 7 10 und Abfahrt ab Nagold 10.30 vormittag» und 8.30 abends. Von Seiten des Gemeinderats wird hie- gegen eine Einwendung nicht erhoben.
Plakatwesen. Dak süddeutsche PlakatierungS- und Reklame Büro Stuttgart möchte den Plakatanschlag in hiesiger Stadt, der noch im Argen liege, organisieren und fördern. Bedingung ist, Uebertragung deS alleinigen Plakatrechts auf 10 Jahre, wogegen sich das Büro zu einer jährlichen Entschädigung verpflichtet. Da« PlakatierungS-Büro soll zunächst um Aufschluß über dte ganze Frage angegangen werden.
Sonstiges. Dem Feldschützen Breyer wird die Erlaubnis erteilt, an einem achttägigen Baumwartkur« diesen Winter in Nagold tetlzunehmen. — Dem Forstmeister Birk wird auf Grund oorgelegten ärztlichen Zeugnisses ein KrankheitS- Urlaub bis Ende diese» Monats gewährt. — Dem Freibankmetzger wird für da» Schlachten und Aushauen von einem Stück Großvieh eine Gebühr von 8 für ein Schwein eine solche von 4 und für ein Kalb, Schaf oder Ziege eine solche von 3 verwtlligt; in diesen Beträgen ist dar Reinigen von Lokal und Geräten inbegriffen. — Einige städtische Wohnungen wurden vergeben und auch sonstige WohnungS- angelegenheiten erledigt.
Handelsnachrich 1 e n
vollarkurs Berlin. 11. Sept. 4,2105 Bill. Mk. Neuyork 1 Dollar 4,210. London 1 Pfd. Sterl. 18.70. Amsterdam 1 Gulden 1,614. Zürich 1 Franken 0,78S Bill. Mk.
Dollarschatzonweisungen 85.30.
Kriegsanleihe 1070—1080.
Franz. Franken 83.70 zu 1 Pfd. Sterl., 18.M zu 1 Dollar.
Me Großhandelsstandzahl vom 9. Sepk. ist auf 124.7 Prozent »der um 25 Prozent gegenüber dem 2. Sept. (121,6) gestiegen. Dan >en Haupkgruppen haben sich Lebensmittel von 112,1 auf 117,1 »der um 4,5 v. H., davon die Gruppe Getreide und Kartoffeln von l00,5 auf 107,1 oder um 6,6 v. H. erhöht. Indufiviestvffe gingen )on 139,2 ans 138,9 oder um 0,2 v. H. zurück. Me Gruppe Kohl« ind Eisen liegt mit 129,4 nahezu unverändert. Inlandwaren zogen oon 114,3 auf 118,2 oder um 3,4 v. H. an, während Einfrchrwaren oon 158,0 auf 157,4 oder um 0,4 v. H. nachgaben.
Las neue kohlensyndikak. Am 13. September werden alle Zechen des Ruhrgebiets zur Gründung des neuen Kohlensyndikats zusammentreten. In den Vorbesprechungen wurde noch kein« Annäherung zwischen den beiden Richtungen erzielt, die sich unterscheiden: Hie Monopol, hie freier Handel.
Die Aushebung der Devisenzwangsbewirkschaskung wird von. Hauptverband des deutschen Großhandels gefordert, da sie nach Annahme des Dawesplans unnötig geworden sei und der internationale Kreditverkehr unter dem Zwangsgesetz keine Rechtssicherheit habe, die dem Kreditgeber gegen willkürliche deutsch« Rechtsangriffe Schutz gewährleisten.
Stuttgarter Laudesproduklenbörse, 11. Sept. Welzen 22—26 (3. Sept. 22—26), Sommergerste 20.50—24.50 (20.50—24.50), Bog, grn 22 (18—21.50), Hafer, neue Ernte 15—19 (15—19), Welze»- mehl Nr. 0 36.50—38 (36.50-38), Brotmehl 32.50—34 (32LO-SH Kleie 12.50-13 (12—12.50), Wiesenheu, alle Ernte 5.50—6 <5Lll l:s 6), Kleeheu, neue Ernte 6.50—7 (6.50—7), Stroh (drahtgepreW l—5 (4—5).
Berliner Getreidepreise, 11. Sept. Weizen märk. 21.50—22.60) "loggen 18.50—19, Sommergerste 21—23.80, Hafer 17.10—18/ Weizenmehl 30.75—33.25, Roggenmehl 27—29, Weizenkleie 14, üoggenkleie 12.50, Raps 335—340.
Frühnotierungen: Gerste 29.50—25, Hafer 20.40—20.70, Rag- zenkleie 13.
Allgäuer Bukker- und Käsebörse. 10. Sepk. Bukker 1.65—1.75s Tendenz ruhig, Weichkäse grüne Ware 0.65 bis 0.70, zurückhaltend; bonsumreife 0.85—0.90 nachlassend. Rundkäs« ausgeheizt 1.10 bis l.35,' Nachfrage gering, konsumreife 1.25—1.55 «k. Auslcmds- angebot drückt die Inlandspreise.
Markte
Stuttgart, 11. Sept. Schlachkviehmarkk. Dem Mm- nersiagmarkt am Dich- und Schlachthof waren zugeführt: 6S Ochsen, 38 Bullen, 170 Iungbullen, 181 Iungrinüer, 56 Kühe, 656 Kälber, 554 Schweine, 33 Schafe und 1 Ziege. Derkaust wurb« alles. Erlös aus je 1 Pfund Lebendgewicht in Goldpfennige« Ochsen 1. 41—44 (letzter Markt 38—43), 2. 29—36 (28—35), Bull«! l. 40—42 (38-41), 2. 30—36 (29—35), Iungrmder 1. 47—52 (4t bis 50). 2. 36—45 (35—44), 3. 29—35 (29—34), Kühe 1. 30—36 (2t bis 35). 2. 18—26 (17—25), 3. 12—16 (unv.), Kälber 1. 68—70 (« bis 68), 2. 62—66 (61—64), 3. 52—58 (50—58), Schweine 1. 89—Ä sM-88), 2. 84—37 (82-84), 3. 74-60 (70-78). Derlauf bet Marktes: belebt.
Pforzheimer Schlachkviehmardt, 10. Sepk. Erlös aus se 1 Pfii Lebendgewicht ohne Zuschlag: Ochsen 1. 50—52, Rinder 1. 48, Kühe 25—32, Farcen 32—40, Kälber 66—72, Schweine 88—92! Marktoerlauf: Großvieh langsam, Kälber und Schweine lebhaft
Viehmarkt. Calw. Zufuhr 176 Stück Rindvieh, 73 Kühe, 2t Kallünnen, 35 Rinder. 9 Ochsen, 24 Stiere, 1 Farren, 8 Kälbeis Kühe 250-500, Kalbinnen 300—515, Rinder 110—280, Ochs«, leinzsln) 600—800, Stiere 220—400. Kälber gingen durchweg nrii der Mutter. — Winnenden. Bezahlt wurden für 1 Paai O hsen im Gewicht von 1250 Kilo 1070 -4t, für 1 Skier im Gewich! von 420 Kilo 320 -4t, für Kühe 300—450 -4t, für Kalbinnen 350 btt 500 -4t und für Jungvieh 130—200 -4t für das Stück. Bei rege» Ha bei war der Verkauf lebhaft.
Schweinemärkte. Weilderstadt. Milchschweine 24—25. — Calw. Zufuhr 27 Läufer, 467 Milchschweine. Preis 40—65 bzw 15 30 d. St. Winnenden: Milchschweine 28—34.
Stuttgart, 11. Sept. Marktbericht. Dem Mostobstmartt auf dem Milheimsplatz waren 6000 Zentner zugeführt. Preis 3.5< bis 3.80 -4t für den Zentner; dem Kartoffelmarkt auf dem Leo« hardsplatz waren 400 Zentner zugeführt. Preis 5 -4t für den Jkra dem Filberkrautmarkk auf dem Leonhardsplatz waren 100 Zer in« zugeftchrk. Preis 5 -4t der Zentner.
Fruchkmarkk Winnenden, 10. Sepk. Zufuhr 151 Ztr. Welzen 181 Ztr. Haber, 28 Ztr. Gerste, 23 Ztr. Dinkel und 12 Ztr. Roggen Preis für Weizen alter Ernte 13—14.50 -4t, neuer Ernte 10—11 -M für Haber alter Ernte 12 -4t, neuer Ernte 9.50—11 -4t, für Dinkel 8—9 -4t und für Roggen 9.50—10.50 -4t je Zentner. — Auf den Wochenmarkk kosteten frische Landeier 15—17 L je Stück uni Landbutter 1.80—2 -4t je Pfund.
Das Wetter
Die Depression im Norden bleibt ohne Einfluß. Me Wekterkag, in Süddeutschland wird durch den Hochdruck über Frankreich de stimmt. Für Samstag und Sonntag ist vorwiegend trockenes «nt mehrfach <wfh eiternd es, jedoch zunächst ohne Aussicht auf aw haltende Besserung zu erwarten.
Mo Brand und seine Zeit
Roman oon Charlotie Niese
lSiachdruck verboten.)
Im Flensburger Hafen lag di« kleine zierlich« Kogge, die der Königin gehörte und mit der sie in guter Jahreszeit die Ostsee befuhr. In früheren Jahren hatte sie die Seefahrten sehr geliebt; jetzt, bei herannahendem Aller, blieb sie nicht mehr lange auf der See. Aber es erfrischt« sie immer, wenn sie einig« Tage auf dem Wasser sein konnte, und an einem warmen Frühlingslag« ließ sie sich mit ihrer Begleitung an die Kogge rudern und begrüßte den Kapitän huldreich. Karsten Wessels war ein Holste, aber Margarete mußte manchmal das Gefühl haben, daß di« Holsten zuverlässiger als die Dänen waren. Jedenfalls stand Wessels bei ihr in Gunst. Er war ein Seebär mit schlechten Manieren, aber er verstand feinen Beruf, und das war die Hauptsache.
Eggeling machte die Fahr! nicht mit. Er hatte Staatsgeschäfte zu erledigen und war übler Laune. Noch immer wußte inan nicht genau, wo König Erich steckte. Es war verlautbart worden, daß «r in Rügenwald« ein Pein gebrochen habe und deshalb sich nirgends zeigte. Wer die Flensburger glaubten dies, Gerücht nicht. Eggeling mutzt«, datz es das Verständigste wäre, die gefangenen Holsten freizugeben und dafür den König zu erlangen. Aber Margarete konnte sich nicht dazu enischlietzen. Sie wollten den König haben rmd die Holsten behalten. Es verdroß sie, daß sie gewisser- mahen gezwungen werden sollt«, etwas zu tun, das ihr nicht gefiel. Mar sie nicht di« Königin, und hatte sie nicht di« größte Macht? Cs half nichts, ihr auseinanderzusetzen, daß ein« kluge Fürstin Entgegenkommen zeigen mußte. Es war Cggeliug recht, datz Margaret« einige Tage auf der See zubringen wollte, er konnte dann mit einigen Holsten Verhandlungen cmknüpfen. Je «her die gefangenen Ritter Flensburg verließen, desto besser. Sie waren ein Zündstoff, der, je eher, je lieber entfernt werden mußte.
Während Eggeling einen Boten nach Schleswig schickte, um ein Schreiben an einen der Holstenführer zu überbringen, freu,« sich Margaret« an der seidig blauen See, an dem grünen Uufern des Hafens, cm der lustigen kleinen Kuff, die ein bequemes Deck hatte mb ein« große behagliche Kajüte. Die Königin hat« den norwegischen Jarl zu diefer Fahrt eingeladen und auch ihren Koch Birckio mitgenommen- den Italiener, der aus altem Florentiner Geschlecht fein wollt« und auch sehr adelig« Manieren hatte. Mar- . garet« liebte seine Gerichte, und Herr Giulio, der in der Leinen
Schiffsküche einen weiß gekleideten Jüngling kochen ließ, stand dabei und probierte mit großer Strenge. Nichts kam auf den Tisch der Fürstin, das er nicht gekostet hätte. Das war verftändtich. Am dänischen Hof hatte es manche plötzliche Todesfälle gegeben.
Jarl Gunnar und Margarets kannten sich fett langer Zeit. Cr war wohl zwölf Jahre älter als sie, aber sie waren doch zusammen jung gewesen. Damals, als Margaret« ein junges Ding war und der norwegische Jarl ein sehr schöner Mann. Er halte Margarete einmal im Dunkeln in dte Arme genommen und sie lange geküßt. Daun sie losgelassen und erklärt, datz er sie für die Gudrwn gehalten habe. Die Gudrun war ein Fräulein der Königin, der Matter von Margarete, und ein sehr hübsches Mädchen. Niemals hatte Margarete diese Verwechslung übelgenommen; sie auch nie geglaubt. Me Gudrun hatte den Dienst bei der Königin bald verlaßen müssen und für den Jarl empfand Margarete immer ein großes Wohlwollen. Was sie auch darin zeigte, daß sie ihm ein Fräulein aus Erichs Verwandtschaft als vierte Frau geben wollte. Der 3arl war es zufrieden. Cr hatte einen fürstlichen Besitz in Norwegen und sehr viele Kinder. Aber er fühlte sich manchmal einsam auf seinem großen Hof. Deshalb war er auch nach Flensburg gekommen, wm Margarete wieder z« sehen. Hätte sie ihm gezeigt, daß fle als Königin über ihm stand, würbe er sich nicht weiter um sie beküm- n«rt haben. Er fand sich gerade so vornehm wie die Königin mkk den drei Reichen. Aber Margarete behandelte ihn ganz wie chres- Oeichen. Sie hätte nicht anders gekonnt. And vielleicht empfand fie dunkel, daß Gunnar Escklldfen es noch am besten mit ihr meinte.
Mehrere Tage segelte die Kuff der Königin umher. War bald hier, bald da, landet« einmal an dieser, dann an einer anderen Insel. Das Wetter war schön, und wenn Kapitän Wessels sich lieber einen frischen Wind wünschte, so war es für di« Königin und ihr Gefolge besser, daß fie keinen Sturm erlebten. Wenn das Schiff hier und dort anlegte, gingen einige Frauen der Begleitung an Land. Natürlich auch der Koch, der Einkäufe machte, und der Norweger, der sich überall mit scharfen Augen umscch. Margarete ging nicht oft mit. Es kam manchmal ein Gefühl der Schwäch« über sie und sie war ruhebedürftig. Aber Armgard, die um sie war, durfte dies niemanden sagen. «Es ist nicht, daß ich alt werde!" sagte sie zu der Vertrauten. „Aber ich habe mich ge- ärgert. Meinen Erich sollen die Holsten mir wiedergeben, und die Flensburger dürfen mich mcht so böse ansehenl Ich bin die Königin!" Sie sah Armgard an, als erwartete sie eine Antwcntt. aber die Kammerfrau beugte sich über ein« Arbeit und erwiderte nichts.
An einem sehr sonnigen Tag« legte die Kuff bei der Stadt Sonderburg auf der Insel Alfen an. Es war ei» kleines Städtchen; aber die Burg, die trotzig ihre Mauern bis an die See schob, lag groß und massig da. Die eisenbefchiagene Tür in der Mauer ging offen, als di« Königin sich näherte, und der Schloßvogt stand hinter ihr und neigte sich fast zur Erde. Margarete war m guter Stinnming. Ihre Füße schmerzten sie nicht mehr, die Ruhe aus dem Schiff hatte ihr gutgetan. Im Burghof standen einige Bäume, deren Matter gerade ausfchlüpften, die Sperlinge zankten sich mit den 'Staren und dazwischen kamen di« Flötentöne der Amseln. Es wurde ein bequemer Kessel gebracht, in dem die Fürsttu Pkch nahm, Jarl Gunnar stand neben ihr und Armgard wurde »o ch einer Erfrischung geschickt. Düster waren die Mauern, aber im Hof war es heimlich. Der Schloßoogr stand ehrerbietig vor der Königin und erwartete ein« Anrede.
„Hast du viel« Gefangene hier?" erkundigte sich Gunnar, cür Margarete noch immer schwieg.
Herr Gyldenlöwe richtet« sich auf.
„Nicht viele, Herr Jarl. Ein oder zwei, weil fie gemordet haben, und dann den Zauberer."
„Den Zauberer?" Margarete machte große Augen.
Der Vogt berichtete von einer Mäuse plage, di« im vorige» Jahre die Felder auf Alfen verwüstet hatte. Der Zauberer wurde beschullngt, sie veranlaßt zu haben. Daher er denn festgenom- meu wurde und noch auf fein Urteil wartete.
.Der ehrwürdige Pfarrer in Sonderbmg meint, datz er brennen muß!" erzählt« Gyldenlöwe, „aber das Gericht hat noch nicht gesprochen."
„Und wie ergeht es den Mäusen?" Der Jarl fragte er und der Vogt räusperte sich.
„Cs ist ein großer Platzregen gekommen, so daß dte Mäuse alle ersoffen find. Aber der i^rwürbige meint-"
Margarete unterbrach ihm- „Hole mir den Zaickerert"
Der Vogt zögerte. „Er ist sehr verhungert." murmelte er. .Auch-'
Margarete machte eine ungeduldige Bewegung und der Bogt ging eilig.
„Du darfst mcht so neugierig sein. Königin!" sagte Gunnar. „Deine Untertanen lieben es nicht!"
Sein Ton Song spöttisch und die Fürstin runzelte die Air», (Fortsetzung folgt.)