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Freitag de« 15. August LS24 Fernsprecher Nr 29

«erbreuersti Zeitung,« Oberav tSdezirk. «»> «eigen strd daher vo» beste» »rfolg.

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98. Jahrgang

Tages?piegel

Der ResHsarbeiksminlsier erklärte den Lchiedssyruch der am W. 7- durch die von den Tarifparteien vereinbarte Schiich- tungssiekle gefällt wurde, für verbindlich.

Die schweizerische Regierung hat ein allgemeines Einreise­verbot für sowjetrussifche Staatsangehörige erlassen.

Der Reuyorker Bankmann Morgan wird sich eine Woche in Dänemark aufhalten.

Rach demDaily Telegraph- wird Mac Donald die Ver- Mkung des englischen Heers vorschlagen und zwar für Ar­tillerie, Pioniere, Meldewefen, Rohärzte und Ordonnanzen.

Me englische Presse bespricht die Zustände in Aegypkea md im Sudan mit großem Ernst. Der Sudan dürfe nicht keigegeben werden, denn die englische Industrie beziehe «mn großen Teil ihrer Baumwolle aus dem Sudan.

Was geht in Italien vor?

Warum hört man von Mussolini auf der Lon­doner K o n f e r e n z so gut wie nichts? Alle Staaten sind dort durch ihre Außenminister vertreten. Italien nicht. Nicht einmal Gras Contarini, der fachliche Leiter des Auswär­tigen Amts, ist als Vertreter des Finanzministers de Stefani mitgereist.

Man hat verschiedene Gründe für diese Zurückhaltung vermutet. Mussolini habe zurzeit im eigenen Lande Wich­tigeres und Notwendigeres zu tun, als sich um Rhein und Ruhr zu kümmern. Der Mord Matteott i's sei noch nicht vergessen, lieber seinem Grabe, das bis heute noch nicht ge­sunden, sei immer noch nicht Gras gewachsen. Die Faszisten« gegner geben noch keine Ruhe. Und so habe Mussolini alle Zeit und Kraft den innerpolitischen Fragen und Schwierig­keiten zuzuwenden. Andere halten es für außerordentlich klug, daß Mussolini sich in Sachen der Londoner Konferenz im Hintergründe hält. Er wolle sich nicht vorzeitig binden. Werm's einmal so weit sei, daß man vor der letzten Entschei­dung stehe, dann werde er auch mit seiner Karte herausgehen.

Und wie wird diese aussehen? Für uns oder gegen uns? Es ist vielleicht kein Zufall, daß gerade jetzt in Italien so viel über die Kriegsschuld verhandelt wird. Nitti, der ehemalige Ententeminister im Weltkrieg, hat wiederholt zu , der Frage:Ist Deutschland allein schuld am Krieg?" das Wort genommen. In seinem neuesten Buch bekennt er, wie ihn die verlogene Zeremonie des Austausches der Friedens- Urkunden am 12. Januar 1920 im Spiegelsaal in Versailles angewidert habe. Ja er schreibt sogar:Das franzö­sisch-russische Abkommen über die Regulierung der deutsch-französischen Grenze enthalt genau das Pro­gramm, das Poincare heute unter Berufung auf den Vertrag oon Versailles mit allen Mitteln der Gewalt, der Bedrückung und der Lüge durchzuführen sucht. Auf französischem Boden und zu Frankreichs Rettung sind Hunderttausende von Män­nern aller Demokratien der Welt gestorben: .Amerikaner, Engländer, Italiener, Kanadier, Australier usw., aber man kann versichern, daß, falls jenes Abkommen zwischen Frank­reich und Rußland bekannt gewesen wäre, nicht nur Deutschland bis zum letzten Blutstropfen gekämpft, sondern auch die Soldaten der En­tente w e i t e r z u k ä m p f e n sich geweigert hät­ten und Amerika nie in den Krieg eingetre- ten war e."

Aber nicht nur Nitti. der bekanntlich dafür ist, daß von Deutschland nicht mehr als 50 Milliarden Goldmark (wir haben bereits 56,5 bezahlt) verlangt werde, auch andere Jta- bener ergreifen gegenwärtig das Wort zu der Frage der Kriegsschuld. Der Mailänder Professor Corrado Bar- ha gallo behandelt in durchaus deutschfreundlichem Sinn >m Juliheft der MonatsschriftDie Kriegsschuldfrage"die russische Verantwortlichkeit am Ausbruch des Weltkriegs nach den neuen Urkunden". Er kommt zu dem Ergebnis: Nicht einzeln« Männer wolltest den Krieg (auch Poincare und Js- wolsky nicht?), sondern alle verantwortlichen Stellen hätten sich befunden in einemTriebwerk, das mächtiger war als alle ihre Kräfte, stärker als all ihr Wille, und sie in den Ab­grund hinunterzog".

Noch wertvoller ist die Haltung, die gegenwärtig die italienische Presse in dieser Frage einnimmt. Man uest heute ln Zeitungen Artikel, die vor 2 und 4 Jahren un- Astguch gewesen wären. Die TurnierStam p a" vergleicht Vismarck und Poincare miteinander und hat für den letzteren kn vernichtendes Urteil. Das Blatt Mussolinis, der »Popoln d'Jialia", schildert seinen Lesern die unge­heuerliche Drangsalierung der besetzten Rheinlands und des Ruhrgebiets Im ,.G - o r n a l e E'c o n o m i c o" nimmt ihr Herausgeber Scalfati selbst das Wort zu dem nun auch ins Italienisch« übersetzt». Werk des Deutschen Stein (La Ger­mania. Rom 1924) und sagt u. a.:Die politischen Gründe und di» patriotischen Gefühle, die Stein und seine Mitkämp­fer in der Kriegsschuldfrage leiten, sind vollauf berechtig,/

.... A beginnt auch hierüber in Italien zu tagen. Selbstyer- »andlich ist dir Bejahung unserer Unschuld noch lange nicht

Gev-.-mgut des italienischen Volks. AVer oer Anfang ixr ge­mach,. Es ist nun an uns, dafür zu sorgen, daß der glim­mende Docht nicht wieder erlöscht. Italien an der Seite Amerikas und Englands gegen Frankreich wäre kein zu ver­achtender Stein auf dem diplomatischen Spielbrett. Vi?. lck.

Ei? franz. Kämpfer gegen die Kriegsschuldige

Der Pariser Nationalökonom und Finanzmann F a b r e- Luce läßt soeben im Verlag der Nouvelle Revue Franxaise ein BuchLa Victoire" erscheinen, in dem er mit dem ver- feh ! t» n Frieden und seinen lügnerischenUnter- lagen m't einer Offenheit und Derbheit abrechnet, wie es bisher von bürgerlicher Seite in Frankreich nicht geschehen ist. Es dürfe nichts übrig bleiben, so schreibt er, von der durch den Bersailler Vertrag geheiligten Lüge, die behauptet, daß die Mittelmächte mit verbrecherischer Angriffslust über eine Entente hergesallsn seien, die nur davon geträumt habe, den Frieden Europas zu erhalten. An diese Lüge glaube doch niemand mehr, nicht einmal die Lügner in Frankreich, die beruss- und gewohnheitsmäßig diesen Betrug täglich von- neuem in die Köpfe ihrer Leser und Zuhörer hämmern. Es gehe einfach nicht länger an, dis schamlose Fälschung des fran­zösischen Gckbbuchs weiter aufrechtzuerhalten, daß die öster­reichische Mobilmachung der russischen voraufgegangen sei.

Vmm besonderen Abschnitt widmet Fabre-Luce dem Herrn Poincare.In den demokratischen Staaten," so führt er au»,besteht die ganze Kunst eines ehrgeizigen Füh­rers darin, zuerst volkstümliche Stimmungen und Strömun­gen zu schaffen, denen er nachher scheinbar zu folgen gezwun­gen ist. Solch ein Volksherzog ist also bei allen seinen Hand­lungen dazu erniedrigt, sich der Heuchelei zu bedienen. Aber als Entschädigung genießt er eines Tags die geheime und großartige Freude, daß ein ganzes Volk, ohne es zu merken, seknen eigenen Willen ausdrückt, den er ihm in einer den Verhältnissen angspaßten Maskierung aufgedrückk hat, wäh­rend dem Volk die Einbildung seiner Freiheit geblieben ist/ Er weist dann nach, bis zu welcher Meisterschaft Poincgr« diesen Massenbetrug ausgebildet hat.

Dsn der Londoner Konferenz

Die deutsch-französischen Verhandlungen

London. 14. August.' Die beiden gestrigen Besprechun­gen der deutschen, französischen und belgischen Vertreter über die Räunumg des Ruhrgebiets haben die Frage um keinen Schritt vorwärts gebracht. Die Franzosen konnten oder wollten nicht einmal die Frage beantworten, von wann an die Verlängerung der Besetzung um ein Jahr gerechnet werden solle. Der Reichskan zler stattete Mac Do­nald einen Besuch ab und wies auf die gefährliche Lage hin, die durch die immer erweiterten Forderungen der Fran­zosen entstehe; die deutsche Abordnung könne auf diese Vor­schläge nicht eingehen. Die Haltung Mac Donalds scheint unsicher zu sein. Herriot sagte, bezüglich der französischen Eisenbahner werde er einen Vorschlag machen, der sowohl auf die deutsche Hoheit über die Eisenbahn Rücksicht nehme, als auch die Sicherheit der Besetzungstruppen geben werde. Die Besetzung von Düsseldorf, Duisburg und Ruhrort sei seinerzeit auch von anderen Verbündeten beschlossen wor­den, die Räumung dieser Städte köne also nicht von Fran­zosen und Belgiern allein entschieden werden. Frankreich könne vorerst keine Verpflichtungen eingehen. Die öffentlich« Meinung Frankreichs würde nicht erlauben, die Besetzungs- Verlängerung um ein Jahr aufzugeben. Wenn Deutsch- land seine Verpflichtungen gutwillig erfülle, werde die Ver- kurzung der Räumungsfristen erwogen werden. Die fran- zösiscl)« Abordnung werde das Schlu ßproto koll der Londo ner Konferenz nicht unterzeichnen, wenn die Deutschen die französischen For­derungen bezüglich der Räumung nicht an- n ebme n.

Reichskanzler Marx setzte die Gründe auseinander, warum das Ruhrgebiet schon Ende dieses Jahres geräumt werden müsse. Strcseman'n erklärte, eine Verlängerung von 6 Monaten würde das äußerste sein, was die öffentliä)« Meinung und der Reichstag in Deutschland zugeben würden.- Die Sitzung wurde aufgehoben und alle Mitglieder der deutschen Abordnung berieten dann in ihrem Gasthof dis Loge. Es wurde ein Telegramm an den Reichsprä­sidenten abgesandt und dieser um Bekanntgabe seiner Ansicht ersucht. Donnerstag vormittag 9.30 Uhr fand noch­mals eine fast dreistündige Besprechung zwischen den deut­schen, Franzosen und Belgiern statt. Die Sitzung des Vier­zehnerrats wurde auf Freitag 12 Uhr verschoben.

Was Marx und Herriot sagen

Einem Vertreter des LondonerEvening Standard­sagte der Reichskanzler:Ich glaube, Laß die Konferenz einen bemerkenswerten Fortschritt zur Begründung eines dauernden Friedens Larstellen wird. Wir Deutsche sind auf dem Boden der Gleichberechtigung zugelassen worden. Obwohl die Konferenz 14 Tcae ohne uns geführt wurde, muß ich anerkennen, daß uns die Möglichkeit gegeben wurde,

unsere Meinung zu äußern. Die Lösung der Ruhrsrage ksl eine notwendige Grundlage für den Erfolg der Konferenz.

Als Herriot in feinen Gasthof zurückgekehrt war, sagte er: Es steht gut. Wir Franzosen dürfest ruhig fein: wir werden gut ab schneiden."

Hinter den Kulissen

In gut unterrichteten Kreisen wird nach der E. P. davon gesprochen daß Mac Donald nach Schluß der Konferenz et»« Erklärung zur Frage der Berbandskriegsschulden ad-

geben werde, jedoch nicht im Sinn der bekannten Erklärung Lord Curzons (daß England von seinen Schulden nur so viel einfordern werde, als die Kriegsschuld Englands an Ame­rika betrage, nämlich 14 Milliarden Goldmark). Ferner solle über die «Sicherheit Frankreichs" und die Militär- Überwachung Deutschlands in London kein Beschluß gefaßt werden. Wahrscheinlich werden diese Fragen der Sepkember- versammlung des Völkerbunds Vorbehalten. Weiter spricht man von einer amerikanischen Anleihe zur Befesti­gung des französischen Frankens.

Zweierlei Befürchtungen

Der «Daily Expreß" schreibt: Marx glaubt an seinen Sturz, wenn er die französischen Forderungen annimmt! Herriot besteht darauf, daß seine Lage gefährdet sei, wenn er für die Räumnug nicht handgreifliche Vor­teile nach Hause bringe. Am Ende werden die Ameri­kaner vermitteln müssen.

Neue Nachrichten

Der Reichsministerrai billigt die Stellungnahme der deutschen Abordnung

Berlin, 14. Aug. Aus das Telegramm des Reichskanz­lers aus London veranlaßks Reichspräsident Ebert heute früh 7.30 Ahr in der Reichskanzlei einen Ministerrat unter seinem Vorsitz. Der Ministerrat erklärte sich mit Her Stellungnahme der deutschen Abordnung in der Räumungs­frage durchaus einverstanden.

Stimmen der Presse

Berlin, 14. August. Zu der Stockung der Verhandlungen ln London schreiben fast alle Blätter einmütig, daß die zum Gutachten gehörigen Gesetze niemals eine Zweidrittelmehr­heit im Reichstag finden werden, wenn das Londoner Schlußprotokoll nicht unter der Voraussetzung der sofortigen Räumung des Ruhrgebiets unterzeichnet würde. Die deut- jche Abordnung müßt« jedes Vertrauen in der deutschen Be­völkerung verlieren, wenn sie in dieser Frage Nachgiebigkeit zeigte oder die Räumung mit Gegenleistungen erkaufte.

Ersatzwahl

Paris, 14. August. Im Departement Hohe Alpen wurde Moritz von Rothschild als rechtsradikaler Republikaner (Poincarist) zum Abgeordneten der Deputiertenkammer ge­wählt gegen den Kandidaten des Linksblocks.

Rationales Zentrum in Italien

Bologna. 14. August. Hier wurde dasNationale ita- lenische Zentrum" gegründet, das auf christlich-sozialem Bo­den an der Befriedung der innerpolitischen Lage des Landes Mitarbeiten will.

Aus Palästina

Jerusalem, 14. August. Die Marannen (katholisch ge­wordene Juden) aus oPrtugal habe an das Oberrabincü n Palästina ein Gesuch gerichtet, um wieder in die jüdische Ge­meinschaft ausgenommen zu werden. Das durch die jüdische Gemeinde oon Lissabon zugestellte Gesuch sagt, daß die Mehrzahl der Marannen Landwirte sind; die übrigen seien Aerzte, Rechtsanwälte. Gelehrte, Kaufleute und Industrielle. Die Marannen erklären, daß die Taufe ihrer Ahnen eins Scheinrauf« war, eine Folge der Jnquisitionsschrecken und der AutodafSs:Wir sind", heißt es weiter,in unserem Herzen Juden geblieben und haben unsere Liebe und Treue zum jüdischen Volk« durch all die Zeiten mit uns getragen. W'r heirateten nur unter Glaubensgenossen. Als Kinder sind wir zwar m der katholischen Kirche getauft, nach katho- lll hen Gesehen getraut und werden als Katholiken ins Grab gelegt werden: wir hören aber nie auf, uns als Juden ui chen."

Gärung in Nordafrika

Me Ereignisse im Norden Afrikas bis zum Sudan lassen darauf schließen, daß es sich um eine werdende allgemeine Bewegung der Afrikaner gegen Europa handelt. Die mit (französischen) Waffen wohlversehenen Marokkaner be­haupten sich erfolgreich gegen die Spanier und der Wider­stand gewinnt immer mehr an Kraft. Der spanische Direk­tor General Primo de Rioera ist nach seinen vergeblichen Verhandlungen mit den Kobylensührern zu der Ueberzeu- gung gekommen, daß weitere kriegerische Unternehmungen zwecklos seien, doch will er die Küstenstriche nicht aufgsben. Das westliche Gebiet soll Truppenoerstärkungen erholten und