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98. Jahrgang

Tagesspiegel

Die in London anwesenden Bankiers besprachen sich über die Lntschädigungsanleihe. Londoner Dankenverkreler haben nach dem "Daily Telegraph" den Zinsfuß auf 7 Prozent, den Ansgabekurs aus 95 Prozent geschäht.

Die griechische Regierung hak ein Ultimatum an die bul­garische Regierung gerichtet, wenn die Zwistigkeiten an der Gren^ andauern, so werden griechische Truppen die Ban­den aus bulgarischem Gebiet verfolgen und einen Streife« besehen, Eine ähnliche Rote soll die Regierung in Belgrad nach Sofia gerichtet haben. So verfährt man mit dea Lattvajsueken. _

Die Gründe unserer Armut

Von Dr. Reichert. M. d. R.

Da? Porkriegsvermögen des ganzen Volkes von damal? 88 Millionen Menschen berechneten die Sachverständigen aus M bis ZZO Milliarden Mark. Das jährliche Einkommen füt das deutsche Volk hatte 40 Milliarden Mark überschritten. Davon gab das Volk 11 bis 12 Prozent als Steuern unk Abgaben an das Reich, die Bundesstaaten und Kommunen ab. man sparte etwa 25 Prozent des Jahreseinkommens und verbrauchte den Rest von 64 Proz. für den Lebensunterhalt Für 15 bis 20 Millionen Menschen wäre in Deutschland kein Lebensraum gewesen, wenn nicht Industrie und Hände! nir Arbeit und Brot gesorgt hätten. Auch die Schiffahrt sorgte mit großen Einnahmen dafür, daß wir im Ausland keine Schulden zu machen brauchten. Dagegen wuchsen die Schulden, die das Ausland an Deutschland machte, von Jahr ;u Jahr. Der deutsche Gesamtaußenhandel war um 25 Pro­zent größer als der der Vereinigten Staaten, aber um etwa 30 Prozent geringer als der englische.

Kurz vor dem Krieg lebte das deutsche Volk in wohlge- ordneten, wenn auch nicht in reichen Verhältnissen. Im Aus­land hatten wir mehr Guthaben als Schulden. Die öffent­lichen Ausgaben des Staatswesens wurden leicht gedeckt, Produktion und Konsum der Bevölkerung gestatteten groß« Ersparnisse. Jeder dritte Einwohner hatte sein Sparbuch, Der schnelle Fortschritt von Industrie und Handel kam auch der Wissenschaft, der Volkserziehung und -Fürsorge zugute. Kein Land der Welt hat so viel für die Kranken, berufs- unsälMn und alten Arbeiter getan, wie Deutschland. Di« Sterblichkeit war im Abnehmen. Es gab keinen Arbeits­mangel, keine Lebensmittelknappheit, keine Wohnungsnot, keine Kapital- und Kreditnot keine Not der Wissenschaft und Volksbildung.

Die deutschen Kriegslasten wurden-nicht von fremden Ländern getragen. In den Kriegsanleihen gingen alle Spar­guthaben auf, aber auch die Bankguthaben und sonstigen flüs­sigen Mittel. Das Volk gab willig die Goldmünzen: der Goldfonds der Reichsbank stieg so über 214 Milliarden Mark. Während des Kriegs mußte man in der Landwirtschaft und im Bergbau Raubbau treiben, man vernachlässigte den Ersatz verbrauchter industrieller Maschinen und die Ausbesserung der Eisenbahnen. Der gewinnbringende Exporthandel er­starb unter der Kriegsblockade. Millionen von Menschen kamen um und alle Ueberlebenden waren unterernährt. Di« gesamten Krieasschäden erreichen wohl 125 Milliarden Mark, also etwa 40 Prozent des früheren Volksvermögens.

Der Vertrag von Versailles und die Ruhrbesetzung haben bisher weitere 50 bis 60 Milliarden gekostet. Verloren wur­den kraft des Friedensvertrages über 12 Prozent des Vieh­bestandes, 14 Prozent der Ackerflächen, 26 Prozent der Stein- ^dlengruben, 75 Prozent der Eisenerzgruben, 90 Prozent Handelsflotte, die Auslandsguthaben größtenteils, ferner E Kolonien vollständig. Die Gesamtproduktion in Industrie und Landwirtschaft fiel um 40 Prozent, obwohl der Bevöl- ,,^ugsoerlust nur 10 Prozent beträgt. Kurz, das wirtschast- nqe Gleichgewicht ist völlig verloren. Die Abhängigkeit von oer ausländischen Rohstoff- und Lebensmittelversorgung ist gewachsen. Die Einfuhr hat sich nicht auf das geringe Matz schranken lassen, wie die Ausfuhr (etwa die Hälfte des Vor- mgswerts) infolge der Zerrüttung der Wirtschaft beschränk! ist. Schon deswegen stieg die Passivität der Handlls- Zahlungsbilanz und ihr Einfluß auf die Valuta. Di« angelnde Warenausfuhr wurde durch Ausfuhr von Papier- ergänzt. Soweit das Ausland diese Milliardenbeträge chk an Kauf deutscher Fabriken und Handelshäuser, sowie »>-,>» r-^on ländlichen und städtischen Grundstücken anlegts, Währung be^ wachsender Schnelligkeit zum Ruin unserer

di- Einfluß auf Wirtschaft und Währung waren

l>, .tschadchungsforderungen nach dem Londoner Zah- i.; ^plan 1921 . Das reiche Frankreich konnte nach 1871 ^ Milliarden Kriegsentschädigungen in drei Jahren aus Auslandsguthaben und Krediten bezahlen, 'Ee dagegen nach dem Londoner Zahlungsplan dar verarmte Deutschland I a h r f ü r I a h r bis zu 4 Milliarden mlsvringen?

kiu>^ ^folgen der Kapitalvernichtung waren erst nach Durch- de« Währungsplans Helfferichs und nach Festigung

- Geldwerts emiaermaßen au überleben.

In den noch enger gewordenen Grenzen des Reichs leben setzt 60 Millionen Menschen. Man schätzt das jetzige Ver­mögen des gesamten Volks auf 120 bis 140 Milliarden. Da- jährftche Einkommen ist auf etwa 20 Milliarden gesunken Dir gesamten Steuern überschreiten 30 Prozent des Volks­einkommens, so daß dem Volk zum Lebensunterhalt etwc 13 Milliarden oder auf den Kopf 220 Mark jährlich verblei- den. Diese geringe Summe reicht nicht fürs Leben, an Er- sparnisie ist überhaupt nicht zu denken. Man zehrt deshalb von der Substanz des Vermögens, wie es seit Kriegsausbruck der Fall ist. Der Verbrauch ist beschränkt, er ist z. B- or Fleisch, ebenso an Vier, Zucker u. dergl. auf die Hälfte ge­sunken. Bei weit über 1 Million Menschen ist wegen völlige! oder zeitweiliger Arbeitslosigkeit die Kaufkraft noch geringer Die Arbeitslosigkeit greift schnell weiter um sich, weil zu der Hemmungen unserer Ausfuhr (hohe Schutzzölle der fremder Länder) noch Hemmungen unserer inneren Produktions- unk Absatzverhältnisse getreten sind, die Besetzung weiter Gebiet! mir etwa 10 Millionen Bevölkerung, die Sabotage der west­lichen Zollgrenze durch die Franzosen, die Zerreißung de« einheitlichen Wirts eh afts- und Derkehrsgebiets durch die Ruhr- Zollini« und die Regiebahn, die ungeheure Belastung de! besetzten Industrie (der Kohlenbergbau allein verliert40 Proz der Förderung an di« Besatzungsmächte). Dazu kommt di« Kris? infolge der Währungsfestigung. Kurz, die ganze Volks- wirftchaft ist aus den Fugen, erschüttert und geschwächt.

Di« deutsche Volkswirtschaft wird ihre Ruhe und 'bi Gleichgewicht nickt mehr finden, solange nicht der Artikel 234 de« Versailler Vertrags gilt, das Deutschlands Enffchädi- gungsteffttmyen nach seiner wirklichen Leistungsfähigkeit be­messen, d h, herabgesetzt werden, und solange nicht dem deut- ich«, Volk di« Freiheit wiedergegeben wird.

Von der Londoner Konferenz

London, 12. August. Der Rat der Vierzehn nahm in seiner gestrigen Sitzung verschiedene Ausschußberichte ent­gegen, die zum Teil angenommen, teilweise auch, wie die Begnadigungen für eine weitere Beratung zurückgestellt wur- den, bis die politische" Aussprache zwischen Deutschen, Fran­zosen und Belgiern beendet ist. Entgegen den verschiedenen Zeitungsmeldungen sind eine Reihe Fragn in den Ausschüs­sen noch unerledigt. Nach Havas ertlärte Herriotim Rat, Frankreich fei nur noch wegen der Entwaffnung Deutschlands in Sorge, und er fand dafür bei Mac Donald Verständnis, der mitteilte, er selber habe beabsichtigt, sich mit den deutschen Ministern über die unverzügliche Wieder­aufnahme der militärischen Ueberwachung und derGeneral- lnspektion" zu besprechen. Herriot machte sofort dem Kriegs- Minister Rollet Mitteilung, daß die Entwaffnungsfrag! .io chin London geregelt werden solle.

Der Vierzehnerrat trat am Dienstag vormittag wirdsi zusammen, um den Bericht des dritten Ausschusses und dei Dawes-Sachverständigen über die Gchiedsfrag« zu prüfen.

Herriots Räumungsgedanken

Der PariserIntranstgeant" erfährt aus London, Her­riots Plan für die militärische Räumung bestehe darin, daß Frankreich bereit sei, nach der zweiten deutschen Jahres­zahlung das Ruhrgebiet zu räumen, doch stehe es den Deut­schen frei, die zweite Jahresleistung schon im Voraus (!) zu zahlen. Andererseits könne die Räumung sofort vorgenom­men werden, wenn die völlig «Entwaffnung Deutsch­lands von einer Militärkommission nachgewiesen ist, in dei Frankreich vertretest ist.

Nachmittags berieten die verbündeten Minister über die­sen Vorschlag. Herriot hatte dann eine Besprechung Stresemann und darauf mit Mac Donald. Letzterer begat sich hernach zum König, um ihm Bericht zu erstatten.

Der PariserMatin" glaubt, daß die Londoner Konfe­renz sich auf eine Frist von neun Monaten für di< militärische Räumung des Ruhrgebiets einigen werde.

Nach demDaily Telegraph" soll das Räumungsabkorn- nicht die Form eistes Vertrags haben, sondern es soll der Deutschen mit einer kurzen Erklärung mündlich oder schrift­lich übermittelt werden.

Der Handelsvertrag

Reichsminister Dr. Stresemann begab sich in den Gasihof der französischen Vertretung und hatte eine Unter­redung mit dem Finanzminister Elemente!, der frühe! Handelsminister war, über den mit Frankreich abzuschlie­ßenden Handelsvertrag. Frankreich verlangt in einer Denkschrift, daß der jetzige Zustand der Meistbegünsti­gung solange fortdauerk, bis der noch günstigere Handels­vertrag abgeschlossen sei. (Der jetzige Zustand müßte nach dem Friedensvertrag am 1. Januar 1925 aufhören.) Deutsch­land soll sich u. a. verpflichten, Ruhrkohlen gegen lokhriw gisches Erz über die Fristen des Vertrags von Versaillei hinaus zu liefern.

Geheime Zusagen Mac Donalds?

Der .Daily Telegraph' behauptet, das französische Ka­binett und der Präsident Doumergue haben ihre Zustim­mung zu den Planen Herriots erst auf Grstnd der von Eng­land in Aussicht gestellten Zugeständnisse gegeben, daß näm-

hich England die Räumung der Kölner Zone, die am 1». Ja­nuar 1925 fällig ist, erst erwägen werde, wenn festgestelll sei, daß Deutschland seine Dawesverpflichtungen erfüllt Hab« und seinen anderen Verpflichtungen bezüglich der Abrüstung fortlaufend Nachkomme. Mac Donald habe ferner der fran­zösischen Regierung zugesagt, daß die Entwaffnung in Lon­don vom Siebenerrat entschieden werde, bevor die Konfe­renz auseinander gehe.

Französische Verstimmung?

Die Unterredung am Montag abend zwischen Strcse- mann, Herriot und Mac Donald über die Räumungssrist, die Herriot mit den Verbandsschulden verbinden wollte, soll nach einer Meldung des Verl. Lokalanz. zu einer Ver­stimmung der Franzosen geführt haben. Die Engländer wollten sich aber hierin nicht festlegen. Herriot soll eine an­dere Antwort erwartet haben. Entscheidende Bedeutung wird den deutsch-französischen Verhandlungen am Dienstag bei­gemessen.

Farbstoffe und Sicherheit

Das französische Fachblatt der GroßindustrieJourmlc Industrielle" schreibt, Deutschland werde offenbar versuchen, sich vom Zwang der Sachleistungen zu befreien. Die französi­sch Abordnung in London dürfe aber nicht vergessen, daß es sich bei der Zwangslieferung der Farbstoffe und der chemi­schen Erzeugnisse nicht um eine Handelsangelegenheit, sondern in erster Linie um eine Frage der nationalen Sicher­heit handle. (Es scheint beabsichtigt zu sein, die deutsche chemische Industrie dauernd auszuspionieren und zu knebeln unter dem Vorwand, sie könnte überlegene Sprengstoffe usw. kür denRachekrieg" Herstellen.)

Dauernde Aeberwachvng

Londoner Blätter melden, es sei der Gedanke erwogen worden, nach der gegenwärtigen Konferenz noch weitere Kon­ferenzen abzuhalten, um die Beschlüsse der Londoner Konfe­renz genauer festzulegen. Alljährlich solle eine Haupt­konferenz stattfinden, die prüfen soll, ob die Beschlüsse auch wirklich durchgeführt worden seien. (In den Londoner Konferenzkreisen scheint man demnach die Arbeiten der Kon­ferenz für Stückwerk anzusehen. Daß Frankreich Gelüste bat und sich eine Hinterkur offen halten möchte, um die Beschlüsse, iow-efl sie ihm nicht passen, zu durchlöchern, ist nicht verwun­derlich. Deutschlands Hoffnung aber, durch die Opser des vnwesplans sich wenigstens dieFreiheit" zu erkaufen, wäre auf Jahrzehnte zunichte gemacht: das Damoklesschwert der llonjerenzen könnte auf sein Haupt herniedersausen.)

Neve Nachrichten

Unzufriedenheit der deutschen Presse Berlin« 12. Aug. Ein großer Teil der deutschen Blätter, besonders die rechtsstehende Presse, ist mit dem bisherigen Ergebnis der Londoner Verhandlungen wenig zufrieden, und die offenbar der Stimmungsmache dienenden Reuter- incldungen finden wenig Anklong. Bor ollem betrachtet man die Aussichten für eine Einigung in der Räumung -es Ruhrgebleks als nicht gerade hoffnungsvoll. Die .Kreuzzeitung' erklärt es für selbstverständlich, daß ein« Hinausschiebung der Räumung um ein welkeres Jahr von der deutschen Abordnung unbedingt abgelehnt werden müsse. Die Blätter erklären, an eine Zweidrittelmehrheit für das Dawesgutachten im Reichstag sei nicht zu denken, wenn nicht das ganze Ruhrgebiek mit den drei Äuhrhäfen, Baden, Hessen usw. innerhalb kürzester Frist geräumt werde.

Hughes über di- deutsch-russische Verständigung Berlin, 11. August. Der amerikanische Staatssekretär Hughes soll sich, wie auswärtige Blätter wissen wollen, über die Verständigung der Reichsregierung mit der Sowjet­regierung in Moskau bezüglich der von Moskau verlangten diplomatischen Freiheit der sogenannten russischen Handels­vertretung in Berlin sehr scharf ausgesprochen haben. Die Unterwerfung unter die Forderungen der Bolschewisten Habs das Ansehen Deutschlands in der Welt nicht gefördert. Es bleibt noch abzuwarten, was die Regierung über die Bespre­chungen mit Hughes mttzuteilen haben wird, was wohl nach der Londoner Konferenz zu erwarten ist.

Lyffhäi-ftrs^er des Reichskriegerbundes Rordhausim. 12. Aug. Am Samstag und Sonntag ver­anstaltete der Deutsche Reichskriegerbund, der 30 000 Vereine und ill>er 2 Millionen Mitglieder zählt, aus dem Kyfihäuser eine nationale Kundgebung, zu der Zehntausende herbeigeeilt waren. GeneralsÄdmarschall von Hindenburg und Generaloberst von Hceringeu waren anwesend. Die ganze Ttsdt Rordhausen war mit schmarz-weiß-roten Fahnen geschmückt. Mit der Feier war eine Huldigung der deutschen Jugend für Hindenburg verbunden, die den Feldmarschall sichtlich erfreute. Cr sprach dev Wunsch aus, der Einigkeit, ohne Rücksicht auf Stand, Personen und Ver­ein«, zu dienen, Hindenburg war 191? von der Stadt Nordhausen zum Ehrenbürger ernannt worden. Jin Jahr