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Lmv- aa- LllMÄlaSM dev Vdeumüsdezirk Lagold

mit cker Beilage

Unsere Heimat"

Gegründet 1826.

Nagolcker ^agblatt

mit illustrierter Sonntagsbeilage

Feierstunäen"

SchUstlUlung, Druck Mid «erlag von ». W. Zatser («arl Zatlrr» »lagold.

Freitag de« 25. 3uli 1924 Fernsprecher Nr 29.

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Odern» tSdezi'.t. »n »eigen sind daher va, beste» Erfolg.

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98. Jahrgang

T a g e s s p i e g e

I« Reichskagsomsschuß für Auftvertung wurde van Re- zsseite erklärt, das Reichsfinanzministerium feizu sehr ».,iet", um sich mit der Aufwertung zu befassen; es be­te vo» der öffentlichen Behandlung dieser Frage nur Anreiz zu weiterer Spekulation. Sehr einfach.

Mi Rücksicht auf die noch nicht abgeschlossenen Verhand­lungen in London soll die allgemeine pEische Aussprache k» Reichslag. die am Freilag beginnt, auf Wunsch der Re­gierung nicht Wer Samstag hinaus ausgedehnt werde».

Laut Havos sotten die deutschen Vertreter anfangs «Sch- ßer Woche nach London berufen werden. Es wird angmon»- «e». dich die Konferenz noch 14 Tage dauern ««de. i.

Die amerikanischen Bankiers sind nach mehrtägigen Ver­handlungen mit Berliner Großbanken über die Unterbriv- hMg eines Teils der SOS Millionemmleihe in Deutschland fl», h. bei den Banken bzw. im deutschen Publikum) von Arlill wieder abgereisk.

In Neuyork verlautet, der 2lbsM,ß der 806 Millionen- imleihe stehe unmittelbar bevor. Sie sott 2 Monate «ach Abschluß des Abkommens zur allgemeinen ZeichlUM an­gelegt werden.

In Amsterdam ist der «rchariMche Weltkongreß in An «fncheit das kardstmls Schulte-Köln eröffnet worden.

Die norwegische Regierung ist wegen der Ablehnung der von der Regierung beantragten Aufhebung des Vranntweis- verbots durch den Landtag (mit 22 gegen 16 Stimmen) z»- rSckgetreten.

Rach der LondonerMorninq Post" will HenM die Moskauer Regierung zu Verhandlungen in Paris üb« We Allerkennung der Sowjetcegierung eintaden.

Wer wird in London sprechen?

Die deutsche Mission

Der verstorbene deutsche Großindustrielle Hugo Stin­tes hat am 10. Juli 1920 auf der Konferenz von Spa vor den versammelten Vertretern des Verbands eine Rede gehal­ten, deren Schärfe und Freimut bei den Siegern wie man sich vielleicht noch erinnert, einige Bestürzung auslöste und auch den Leisetretern und manchen Ersüllungspolitikern im eigenen deutschen«Land nicht sehr gefiel. Die wichtigsten Sätze aus imer Rede Stinnes war der erste und dis jetzt unseres Wissens der einzige Deutsche, der es wagte, vor versammelter Verbands-Korona den Mund aufzutmr lauteten:

Jchsprechestehend.damitichmeinenZu- Hörern ins Auge sehen kann. Sie werden mir gestatten, freimütig zu sprechen. . . Wer nicht von der ! Siegerkrankheit unheilbar befallen ist, weiß, daß mit den letzt übkchenDecifsionsn" es nicht getan ist. Sie sind öas Ohr, durch das die europäische, ja die ganze Welt hören will, was wir Deutschen in einer europäischen Le­bensfrage, die ohne unsere tatkräftige Mitwirkung nicht M, lösen ist, zu sagen haben. Ich spreche somit ausna­türlichem Recht, nicht aus Höflichkeit geduldet, hier oder anderwärts. . .. Der Friedensvertrag von Versailles hat zwar ein Recht geschaffen, aber ein Recht, das einem armen ausgehungerten Volk abge­preßt wurde. . . . Ein Diktat können wir jetzt nicht mehr annehmen. Dafür steht Ihne» swch unseren Vorleistungen auf Grund des Frieden so er­frag s das Recht nicht zur Seite."

So der viel angefeindete Stinnes in Spa. Wenn er heute während der Londoner Konferenz von 1924 noch lebte und die eingeladene deutsche Regierung ihn etwa als Wirtschaftssachverständigen mitgehen liehe, er würde wahr­scheinlich nicht anders sprechen. Jedes Wort gilt ^och. Was Außenminister Dr. Stresemann in Lon­don zu sagen hat, wird vorsichtiger und diplomatischer lau- m obwoh er aus derselben Partei hervorgegang'.-n

M, der Hugo Stinnes angehörte und obwohl er angesichts »er unglaublichen Siegerhaltung des Verbands vielleicht dasselbe denkt und fühlt, wie seinerzeit Stinnes in Spa.

^der die Verbündeten haben ja bereits durch ihre Presse Wunsch angedeutet, daß das Häufleien Deutscher, das »ach London kommen soll, zwar möglichst klein an ZaU sein möge, daß aber unbedingt auch Wirtschaftspoli­tik er darunter sein sollen, die oewohnt sind, freier von der Leon: weg zu reden, als die Diplomaten. Wer wird also sn London sprechen? Wer wird den großen Fünf und rl^-^Easenden Anhang sagen, wie dem Deutschen ange- 'Eb ihrer Kuhhandelsbeschlüsse zu Mut ist und wie schlecht vei ihrer Kommissionsarbeit die europäische Lebensfrage wegkommt?

. Bzeichnenderweise waren es ja auch tn den letzten Taqm A nicht die amtlichen Regierungsvertreter, denen

ein Licht onfging, sonidern die Bankiers von London und wre amerikanischen Freunde. Mac Donald wurde in aller Morgenfrühe, es war am Montag, von der Mitteilung über­

rascht, daß die, englischen und amerikanischen Finonzleuir gegen das ganze schöne Papierwerk der Unterausschüsse Ein- svruch erhoben. Schleunigst wurden ein vaar hochpolitische Frühstücke und Abendessen veranstaltet. Die Finanzministei Europas mußten mit den Börsengrößen frühstücken, die Ministerpräsidenten mit den Abgesandten Amerikas und es stellte sich zur großen Enttäuschung der bisher so fleißigen Geheimdiplomatie heraus, daß die gesamte anglo-amerika- nische Finanzwelt wie ein Mann Widerspruch erhebt erstens gegen die Wiederkehr der absoluten Macht der Entschädi­gungskommission, die auch mit einem amerikanischen Privat­mann als Mitglied jederzeit eine Mehrheit gegen die angel­sächsischen Länder bilden könne, zweitens gegen den 8 4 des Beschlusses des Ersten Ausschusses, der die Aufrechterhaltuno der Rechte der Verbandsstaaten nach dem Friedensvertrao ausdrücklich bestätigt, und drittens gegen die Absichten der Franzosen und Belgier, die westdeutschen Eisenbahnen durch Einfügung fremden Personals in der Hand zu behalten.

Die englischen und amerikanischen Finanzleute hüben also im Interests -der künftigen Geldgeber das vorausgenom­men, was ein Vertreter des deutschen Standpunkts in Lon­don vorzubringen hätte. Damit ist aber nicht gesagt, daß d» deutsche Sendung für die Londoner Konferenz überflüssig ge­worden sei. Im Gegenteil, sie müssen uns jetzt erst rech! hören! Siemüssen hören, wieman inDeutsch- land über das bisherige Londoner Pfusch- werk und insbesondere darüber denkt, daß die Franzose« allerneuestens die Frage der militärischen Räu­mung des Ruhrgebiets ausschalten und eine: besonderen späteren Pariser Konferenz zusck'i"den wollen. Wer wird in London sprechen?er.

Deutscher Reichstag

Berlin, 2? Juli.

Schluß des Berichts. Für die Kriegsbeschädig­ten beantragt der Ausschuß eine Erhöhung der Renten unk Zuschläge von 40 auf 30 Prozent und für die Kriegsteilneh­mer von 1866 und 1870 von 10 auf 15 Mark.

Die Höchstsätze der Erwerbslosenfürsorge solle« ln der Hauptunterstützung 2025 Prozent, die Familienzu­schläge um 50 Prozent erhöht werden. Für Jugendliche soll die Unterstützung schon mit dem 17. (bisher 18.) Lebensjahi eintreten und männliche und weibliche Erwerbslose gleich unterstützt werden.

Abg. Hartz (Deutschnat.) verlangt, daß die Sozialver­sicherung statt des bürokratischen Betriebs in Selbstverwal­tung auf berufsständischer Grundlage genommen und daß dik Familienzulage um 100 Prozent erhöht werde. Für di« Erwerbslosen müsse Arbeit geschaffen werden, die dem Ge­meinwohl dient.

Abg. Hoch fordert Erhöhung aller Renten: die Mittel sollen durch eine scharfe Besteuerung der Auffichtsräte, Ein­schränkung der Reichswehrübungen und einen Steuer.Pi- Wag für Vermögen über 100000 Mark beschafft werden.

Neichsarbeitsminister Dr. Brauns erklärt, die bean­tragten Erhöhungen könnten in der geforderten Höhe vom Reich, von den Arbeitgebern und Arbeitnehmern nicht ge­tragen werden. Für die Fürsorgepflicht werde die Regis- rung bestimmte Grundsätze aufftellen. In der Erwerbslose» fürsorge werde sie den Vorschlägen des Ausschusses folgen.

Reichsfinanzmimster Dr. Luther: Das Reich wrnd« jetzt 15 Millionen Mark aus dem Haushalt für sozialpolitisch« Zwecke auf, mehr sei unmöglich, sonst bekäme man eine neue Inflation. Eine Erhöhung der Steuern sei nicht mehr durch­führbar, viele Steuern haben gestundet werden müssen. Die Besteuerung der Anffichtsratsbezüge würde nicht viel ein- bringen, sie würde überdies auf die Aktiengesellschaften ab­gewälzt werden. Eine neue Erschütterung der deutschen Währung würde furchtbare Folgen haben.

Die Londoner Konferenz

. London, 24- Juli. Die durch den Widerstund der Bankier» plötzlich veränderte Lage ist noch immer ungeklärt, manche zweifeln schon an einem Gelingen der Konferenz. Man hört sagen, die Bankiers haben die Sache zu weit getrieben oder man bezichtigt den amerikanischen Botschafter Kellog, daß er die Bankiers angestiftet habe. Nur die Besorgnis, daß die ganze Konferenz -heitern könnte, soll diese noch Zusammen­halten. Die amerikanischen Bankiers sollen entschlossen sein, nicht nachzugeben. Andererseits hat Herriot aus franzö­sischen Senatskreisen (Poincares Hand!) Drohungen erhalten, er dürfe keine Zugeständnisse machen, namentlich nicht bezüg­lich der Rechte der Entschädigungskommission und der Sank­tionen. Tatsache ist aber, daß die öffentliche Meinung in Frankreich überwiegend nicht mehr wünscht, daß Herriot an keinen äusersten Forderungen festhalte, die mit seinem eigenen Regierungsprogramm nicht übereinstimmen und die er sich von der Senatsmehrheit (Poincare) hat aufdrängen lassen.

Die zweite Vollsitzung

Gestern nachmittag fand die zweite Vollsitzung der Konfe­renz skatt. Wesentstches wurde nicht geschaffen. Zu erwähnen

ist, oatz oer ontte chauplausichutz «zur ueverlragung oer veur- schn Zahlungen) beauftragt wurde, die Frage zu behandeln, daß man von der deutschen Reichsregierung die Zusage einer kräftigen Förderung der Sachleistungen erhalle, und daß im Verein mit Deutschland der Sachleistungsplan verein- iacht werde. Die Frage derEinladungDeutschlands wurde zwei juristischen Sachverständigen, einem Franzosen und einem Engländer, zur Be g u t a ch t u n g überwiesen:

Dritter Vermittlungsvorschlag Theunis London, 24. Juli. Dcr belgische Ministerpräsident T h e «° n i s hat für die Sanktionen einen dritten Vorschlag gemacht: Diejenige verbündete Macht, die Sanktionen gegen Deutsch- iand verhängen wolle, solle sich verpflichten, die Verzinsung der 800 Millionen-Anleihe zu verbürgen. Die Bankiers wol­len aber, wie es scheint, von der Entschädigungskommiffion überhaupt nichts mehr wissen, da sie sich als ein politisches Werkzeug in den Händen derjenigen Regierungen erwiesen habe, die in der Kommission vertreten sind.

Die Finanzleute sollen den Frieden diktieren Reuyork, 24. Juli. Die amerikanischen Blätter sind über den Widerstand der französischen Abordnung auf der Londoner Konferenz ungehalten. Sie fordern die Bankiers auf, genaue Bedingungen aufzustellen und das Begehren Frankreichs, gegebenenfalls allein gegen Deutschland vorzu­gehen, entschieden abzulehnen.Evening World" schreibt, nach Jahren fortgesetzter Mißgriffe sei es an der Zeit, daß die Finanzleute den Frieden diktierten. Eine erste Bedingung sei. daß das Ruhrgebiet sofort geräumt werde.

Ein englisches Blatt über das Dawss-Gutachten London, 24. Juli. DerEvening Standard" schreibt: Zwar verwirft der Bericht den Gedanken einer allgemeinen Finanzüberwachung. Aber die von seinen Verfassern er­fundenen und vorgeschlagenen Methoden sind ja viel wirk­samer. Ein wesentlicher Test des deutschen Volkseinkom­mens und der Staatseinnahmen wird direkt in die Taschen der Verbündeten stießen. Deutschlands Finanzkraft wird verkrüppelt werden mst> seine politische und militärische Kraft nicht minder. Krieg kann schließlich ohne Geld geführt wer­den, weil eine Regierung im Krieg requirieren kann. Aber Rüstung zum Kriege erfordert finanzielle Vorbereitung. Der planmäßige Dawesbericht entwaffnet also Deutschland viel wirksamer, als irgendeine militärische Ucberwachungskom» missio» es vermöchte. Die Daweskommisston bestand, Gott sei Dank, aus Finanzsachverständigen! Mit einer Geschick­lichkeit, die gar nicht genug bewundert werden kann, haben fie sich der Einnahmequelle Deutschlands bemächtigt. Die finanzielle Aufficht, der die Türkei durch die ottomanischk Schuldenkommission unterstellt wurde, ist nicht im Vergleich mit dem Zwang, dem Deutschland jetzt unterworfen wird Noch niemals ist eine Maschinerie von so scharf ausgeklü­gelter und so schrecklicher Kraft angewendet worden, um ein ganzes Volk auszuquetschen. Noch niemals ist etwas der­artiges eurer Nation von fremder Macht ausgezwungen wor­den."

Darum Dsttkschkm- bezahl«, vmh Paris, 24. Juki. Die Pariser Aus-Mbe derDaily Mall" veröffentlicht einen Artikel Poincarss «nter dem Titel:Wa­rum Deutschland bezcchlen muß". Poincare sagt:Wenn « die Gerechtigkeit (!) nicht erfordern würde, daß Deutschland die Entschädigungen bezahlt, so würde das Interesse der Ver­bündeten (aha!) allein genügen, um die Zahlungen unbeding« notwendig zu machen. Die Sachverständigen haben dies, Wahrheit immer ausgesprochen. Ne vollständige Durchfüh­rung des Dawesplans würde die wirtschaftliche Lage Deutsch, lands wesentlich verbessern. Deshalb wäre es ganz unvor­sichtig, die ohnehin schon leichten Lasten, die die Sach­verständigen Deutschland auserlegen, zu verringern. Ne P-e> richte der französisch-belgischen Ingenieur-Kommission bewei­sen, daß die Lage, die durch die starke deutsche Produktion »

Ruhr gebiet und den allgemein«, Sturz der GestehungskSfien entstanden ist, für die Verbündeten außerordentlich beäng­stigend- Läe deutschen Industrielle, find heute schon » ver Lage, chren Willen auf ollen Märkten zu diktieren. Falle die Einschränkungen, die die Klotzung des KUhrgediets der deutschen Wirtschaft auferlegt, aufgehoben sei« werde», wird Deutschland imstande sein, sogar die englische Kohle im Atlan­tischen Meer und im Mittelmeer zu ersetzen. AlL Nation« haben Lurch den Krieg gelitten, nur Deutschland hat sich wäh­rend dieser Zeit bereichert (!) und kann es noch mehr tu». Wenn die Verbündeten geeinigt bleiben, so kann die Entwick­lung der deutschen Industrie und des deutschen Handels mehr oder weniger ««gedämmt werden. Wenn aber Deutschland, das unendliche Hilfsnuttel und keine inneren Stoatsschalden besitzt, keine Entschädigungen bezahlen muß, so wird Frank­reich und England nur übrigbleiben, auf ihren Trümmern gegenüber einem wohlhabenden Schuldner, der über unser Nend spotten wird, zu weinen." Wenn das in London nicht Hilst!