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vez«-»preiS tm Juli ^ 1.S0 rtajchl. LrSaerlohn. »inz.-Nr. 10 »oldpfge., Arundpreis f. Anzeigen: Di« einspaltige Zeile aus aewöhnIicherLchrift oder deren Raum IS Told- psrnniae, Reklamen SS tzoldpsennige, Familien- «nz.10 Goldpfennige. Bei »erichtl. Beitreibung und Konkursen ist der Rabatt hinfällig.

Nr. l70

Awls- rmtz Mzelseblaü für -eu Oberamtsbezirk Vagold

mit cker Beilage

»Unsere Heimat"

Begründet 1826.

Nagoläer ^agblatt

Schrtstlsttuiig, Druck und Verlag von «. W. Latte r lNarl Zatier> Nagold.

mit illustrierter Sonntagsbeilage

»Feierstunden"

Dienstag de« 22. Juli 1924

Fernsprecher Nr. 29.

«erbrettetste Zeitung t» Oberar» tSdeztrk. An­zeigen stvd daher von beste« Vrfolg.

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relegramm-Adreffe: »esellschasta Nagold.

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98. Jahrgang

Tageslpieqel

Am Montag vormittag fand eine Beratung des Reichs- kabinÄts über die aus London eingelaufenen Meldungen und die zu erwartende Berufung deutscher Vertreter statt. Am Nachmittag und am Dienstag wurden die Besprechungen sortgseht. Minister Strefemann. der am Samstag nach Kwinemünde gefahren war, wurde dort im Flugzeug abge­holt.

Die Stadtverordnetenversammlung in Essen hat die Amtsniederlegung des bisherigen Oberbürgermeisters, Reichs­finanzminister Dr. Luther, genehmigt.

Aus Grund des rechtskräftig gewordenen Gerichtsurteils gegen den früheren Ministerpräsidenten Ieigner, der be­kanntlich zu 3 Jahren Gefängnis und 3 Jahren Ehrverlust verurteilt worden war. hak das sächsische Staatsministermm die Einleitung des dienstlichen Strafverfahrens gegen Ieig­ner genehmig. Ls handelt sich um Entziehung der Pen­sion usw.

Der zweite Ausschuss der Londoner Konferenz hak be­schlossen: falls in der Entschädigungskommifsion bei Verfeh­lungen keine Einigung über Skrafmassnahmen gegen Deutsch­land zustande kommt, so behält Frankreich bzw. Belgien das Recht, allein Sanktionen anzuwenden. Die Franzosen haben somit fast alles erreicht» was sie wollten.

Dos englische Mikkelmeergeschwader hak vor Neapel Anker geworfen und wurde mit den üblichen Begrützungsschüffeu empfangen.

Einer der Mörder des italienischen Abgeordneten Matteotti soll in Montevideo (Uruguay) angekommen sein.

Vauernsorgen

Ernte und Steuern

Ein wirtschaftspolitischer Mitarbeiter schreibt uns: Ä Reichsminifterium für Ernährung und Landwirtschaft far am Freitag voriger Woche unter dem Vorsitz des Grafe Kanitz eine Konferenz der Landwirtschaftsminister der eil seinen Länder statt. Die Berichte -er amtlichen Pressestellei in schlechtem Amtsdeutsch verfaßt, geben nur ein sehr unvol kommenes Bild der derzeitigen Lage des deutschen Bauer und der Hilfe, die er von den politischen Behörden zu erwcr ten hat. Wie steht es mit der diesjährigen Ernte und welck Regierungsmaßnahmen stehen in Aussicht, um der Laut wirsschast über ihre jetzige unleugbare Not hinrvegzuhelfen

Der letzte, unerhört lange Winter hat schwere Opfer g fordert, in Süddeutschland wie in Norddeutschland. In Wür temverg z. B. sind die Saaten zum großen Teil erfroren. I anderen Teilen Süddeutschlands trat der sog. Schneeschimm aus, der die Stärke des Korns in Zucker verwandelt, ähnln »er Süßigkeit erfrorener Kartoffeln. Besonders groß wäre n-^winterungsschäden in Ostpreußen, bekanntlich eine: lleoerschußgebiet in der Versorgung -es Reiches. Die Half As Wintergetreides mußte umgepflügt werden und, da d Bauern vielfach kein Geld hatten, neue Saat zu kaufe: pflanzten sie an, was sie gerade besaßen, Lupine, Serradell Kartoffeln, auch wenn es sich für den Boden gerade nie Hilfskredit der Reichsregierung in Höhe vc -r- Ikonen Mark erwies sich bei der Verteilung als ei ropfen auf den heißen Stein. Aber der günstige Somm- Jahrs hat bis jetzt vieles in der Tüte wiedergutg macht, was an Meng« verloren ging. Es gibt eine leiülick Die Getreidesorten haben sich erholt, die Ai Kartoffeln hat zugenommen, die Rüben habt Überhaupt nicht gelitten.

Es hapert jedoch im Absatz. Wohin mit dem Uebe W Kartoffeln? An Getreide zeigt die Börse e! ^rangebot, über -essen Herkunst man sich den Kops ze L die Großabnehmer, Behörden und industriel

^'ebe, sich ,n -er Inflationszeit zu stark vom Auslar - sicher ist, dass Deutschland durch den Sturz dc E Mehl geradezu überschwemn g., Aach die Einfuhr der amerikanischen sogenannte unk L°t, besonders in Süddeutschland, den Mühle

und chndwlrtschaftlrchen Betrieben sehr geschadet. Als d ren,^ "-b endlich ein Ventil für die aufgehäufte deutsche E olfnete. nämlich durch die FreigabederAue vielfach schon zu spät. Unter dem g Preisdruck im Innern mußte der Landwirt ui die verkaufen, weil der notwendige langfristige Kr

mnirgends zu bekommen ist. Graf Kani genannten Versammlung dringend ersucht, d Adlungen mit Reichsbank und Reichsfinanzministeriu:

druck fortzuscheri Landwirsschaft mit Nack

allein ist dem deutschen Landwirt, der na- Nock ^ ^ Feststellung aus dem Ertrag seiner Erzeugnisse Ni triel,^'-., "rtel der Unkosten seiner Be ein» f -ecken kann, nicht geholfen. Man mu

Di» Punkt des Steuerdrucks kuriere:

chsregierung versprach den Ministern der Lände

bei der Neuordnung des Stcuerwessns auf möglichste Gleich­mäßigkeit bei der Bewertung des Grundvermögens durck Reich und Länder zu dringen. Das ist zu wenig. Man muf dkm deutschen Bauern sofort einen Teil der steuerlicher Ueberlast abnehmen. Er zahlt immer noch die 2,5prozentig< Umsatzsteuer doppelt, weil der Händler an der Börse die voi ihm selbst wieder zu zahlende Umsatzsteuer in sein Preisen» gebot einkalkuliert und sie so rückwirkend aus den Landwirt abwälzt. Also schleunigster Abbau der Umsatzsteuer!

Eine gewisse Erleichterung bringt der Runderlaß de« Reichsfinanzministers an die Finanzämter vom 15. Juli Darnach sollen die Steuern der Landwirtschaft an Terminer eingehoben werden, an denen ihr neue Einnahmen zufließen Das soll wohl heißen: nach der Ernte. Durch besagte Ver­ordnung wurden auch die Verzugszuschläge für nicht gestun dete Steuern mit Wirkung vom 20. Juli ab von 5 Prozen auf 2 Prozent herabgesetzt. Zu der neuen Zollvorlage er­klärte der Landwirsschaftsminister -des Reichs gegenüber der Angriffen desVorwärts", daß das Gesamtkabinett ein mütig zu der Vorlage stehe und sich der Bedeutung der Vor läge bewußt sei. Die Agrarzölle werden alsi wiederkommen und der Verbraucher wird sich dann abfinden müssen Im Brotpreis werden die Zölle kaun fühlbar sein, da die verminderte Umsatzsteuer ihre Wirkun; fast ausgleichen wird. Die Nachteile werden jedenfalls nich so groß sein, wie wenn man den deutschen Bauern zu Gruni gehen läßt. Dr. A. F.

Die Renten für die Kriegsbeschädigten

Der Reichstagsausschuß für Kriegsbeschädigtenfrager stimmte den Anträgen seines Unterausschusses zu. Danach soll der Reichstag die Reichsregierung ersuchen, mit Wirkung aom 1. August 1924 ab:

1. die Rentenerhöhun g bei Renten und Zusatz- centeu von 40 aus 50 v. H. sestzusetzen;

2. die einfache Ausgleichszulage auf 35 v. H sie erhöhte Ausgleichszulage auf 70 v. H. der zu gewähren- >en Gebührnisse festzusetzen;

3. die Iahresgrund betrage der Unterhaltungs­kosten für den Führerhund in der Ortsklasse A aus 84 Mark, in den Ortsklassen B und C auf 78 Mark und in den Orts­klassen D und E auf 72 Mark festzusetzen:

4. den Witwen verstorbener Kriegsblinden, die keim Witwenrente erhalten, im Regelfall die Witwenbeihilfe zu ßkwähren;

5. Blinden, die noch keine Mindenuhr erhallen haben, eine solche zu gewähren;

6. die Unterstützungen, die an wieder vnheiratete Wit­wen als Ausgleich für die entwertete Auszahlung der Ab­findungssummen gezagt werden, im Regelfall bis zum hal­ben Goldwert der Abfindungssumme, bei besonderem Be dürfnis bis zu drei Mertel des Goldwertes zu erhöhen;

7. an die abgefundenen Rentenempfänger mit einer Min derung der Erwerbsfähigkeit um 20 v. H. eine einmalig- Nachzahlung zu gewähren und zwar: wenn die Abfindungs summe in der Zeit vom 15. Juli bis 31. August 1923 ausbe zahlt worden ist 30 Mark, bei Auszahlungen im September 1923 40 Mark, bei späterer Auszahlung oder wenn keim Auszahlung erfolgt ist 50 Mark.;

die Grenzen für Len im Erlaß des Reichsarbeitsminister! und Reichssinanzministeriums vom 3. Mai 1924 über bei Härteausgleich bei Kriegs- und Verstümmelungszulagen uni Zuschlägen zum Witwen- und Waisengeld entsprechend de- Aenderung der Beamtenbesoldung zu erhöhen und den Erlas auf die Offiziere des Veurlaubtenstandes und ihre Hinter bliebenen auszudehnen.

Ferner wurde ein Antrag angenommen, die Renten de: Kriegsteilnehmer von 1864, 1866 und 1871 von 8 bis 10 Mk zu erhöhen. Die Regierung soll eine Zusammenstellung übe: die Zahl der noch lebenden Veteranen geben.

Außerdem stimmte der Ausschuß einer Entschließung zu die die Reichsregierung ersucht, im Verwaltungsweg Härter auszugleichen.

Die Londoner Konferenz

London, 21. Juli. Den Amerikanern scheint es bis sttzj gelungen zu sein, den englisch-französischen Gegensatz auf Lei Konferenz zu ihrem Vorteil auszunützen, indem sie im wesent­lichen den französischen Standpunkt unterstützten, den« darauf läuft der Vermittlungsvorschlag Owen Jungs hi­naus, der immer mehr eine beherrschende Stellung auf de, Konferenz einnimmt. Damit vertritt er aber auch nur die In­teressen der NeuyorkerGeldleute, die ihre nutzlos ir den Kellergewölben verwahrten Goldmilliarden zu hohen Zinsfuß anlegen und sich die günstige Gelegenheit des Sach­verständigengutachtens nicht entgehen lassen wollen. Das Schicksal Deutschlands ist ihnen dabei, wie sich immer deut­licher zeigt, vollkommen gleichgültig, wenn nur ihre Gläu­bigerrechte durch das Abkommen der Konferenz gewahrt sind In den Kreisen der amerikanischen Bankleute glaubt man daß unter dieser Voraussetzung auch den französischenRech­ten" Rechnung getragen werden könne und daß Mac Do> nald seinen Widerstand aufgeben werde.

lieber die Äulaliuna der Deutschen soll mar

übereingekömmen sein','deutsche Vertreter zu berufen, wem über die wichtigsten Punkte Einigkeit erzielt sei, ai denen nichts geändert werden dürfe. Die Deutscher hätten nur in nebensächlichen Einzelfragen ihr« Meinung zu äußern. Die Berufung soll voraussichtlich an Mittwoch erfolgen in der Annahme, daß die Londoner Kon serenz am Ende der Woche geschlossen werden könne.

Die Franzose» sinds zufrieden

Paris, 21. Juli. Einem Vertreter desMatin" gegenüber sagte Herriot, Frankreich könne sich zu seinen bisherige« Erfolgen aus der Konferenz beglückwünschen.

DerTemps" erblickt in dem amerikanischen Vermitt­lungs-Vorschlag einen großen Vorteil für Frankreich. Wichti, sei vor allem, daß das amerikanische Mitglied der Entschä diglungskoinrnission von dieser Kommission selbst eruann werden soll.

Aus den Ausschüssen

London, 21. Zull. Der zweite Ausschuß zurWie der Herstellung der wirtschaftlichen und fiskalischen Einhei Deutschlands" hat sich in zwei Unterausschüsse geteilt, derer erster nur von Militärpersonen gebildet ist und die mili tärische' Bedeutung der Eisenbahnen im besetzter Gebiet behandelt, während der zweite Unterausschuß sich ml der wirtschaftlichen Räumung des Ruhrgebiet zu befassen hat. Der englische General Godley, der jüngs als Oberkommandierender der englischen Besehungstruppei abberufen wurde, erklärte, er habe niemals Anstände mi den deutschen Eisenbahnen gehabt. Lord Crowe hob hervor die Vollmachten der Rhernlandkommission und des fran Mischen Oberkommandierenden genügten, um jeder Gefahr die von französischer Seite für die Besehungstruppen be fürchtet werde, vorzubeugen. Der französische General d Stricker verlangte, daß 3000 französische und 1000 bei gische Eisenbahner im besetzten Gebiet belassen werden Hätten die Deutschen 1623 nur eine Woche früher mit den passiven Widerstand begonnen, so wäre es den französischer Truppen fürs Ruhrgebiet nicht möglich gewesen, an der Rhein heranzukomwen und die Aheinbesatzungen wäre: von Frankreich und Belgien abgeschnilten gewesen. (Solch Kinderstubenmärchen dürfen auf der Konferenz vorgebrach werden! Der passive Widerstand konnte übrigens doch ers einsehen, als der ruchlose Einbruch vollzogen war. D. Schr. Die Verhandlungen wurden noch nicht zu Ende gebracht.

Neue Nachrichten

Fraktionsberatungen im Reichstag Berlin, 21. Juli. Vor der Eröffnung der Vollsitzung de: Reichstags am 22. Juli nachmittags werden die Fraktionei Beratungen abhalten. Im Hauptausschuß teilte Reichs finauzminister Dr. Luther mit, daß, entgegen den frühere: Meldungen, bis jetzt noch keines der Dawesgesetze von de Regierung erledigt sei.

Minister Stresemann soll innerhalb der Deutschen Volks paxtei auf neue Widerstände gestoßen sein-

In der Reichsregierung ist mau darüber beunruhigt, das öle Feststellung deutscherVerfehlungen" bei Ausführung de: Sachverständigen--Gutachtens von der Londoner Konferenz »»«der der Entschädigungskommifsion übertragen worden ist die bisherige» Erfahrungen mit der KommiWu rechtst rti- SW die grölen Besorgnisse für die Zukunft.

RückkrMsabfichken Degou«es?

Wen, 21. Juli. Wie aus Düsseldorf gemeldet wird, wiri «bestätigten Gerüchten zufolge der Oberkommandierende d« Nheinarmee, General Degoutte, demnächst von seinem Poste» «rücktreten und durch General Georges ersetzt werden. De, Oberkommissar der Rheinlands, Tirard, und General De- vrutte weilen übrigens zurzeit in Paris.

Die Bekriebsrätewahlen in Ostpreußen Königsberg. 21. Juli. Bei den Betriebsrätewahleu verl» ren die Sozialdemokraten ungefähr ein Fünftel ihrer bish« rigen Sitze. In den Gewinn teilen sich fast gleichermaßen dH Kommunisten, die christlicher, Gewe rkschaf ten und die Kr«M Listen.

Die Erfahrungen -er LHäfier Lkraßburg, 21. Juli. Durch eine Verfügung der stmtz Mischen Regierung find die nach Friedensschluss dem Elsaß bestätigten Sonderrechte aufgehoben worden. In Strahburo fand eine aus dem ganzen Land besuchte Versammlung sta« die gegen die Vergewaltigung Widerspruch erhob. BifcA Ruch erklärte, das moralische Ansehen Frankreichs gestatt, nicht, daß Versprechungen, die nach dem Krieg gegeben woq den seien, nicA gehalten wttden/

Behandlung der Deutschen in der Tscheche!

. 21- 2uli Die tschechische Regierung beabsichtigt nach

km er Meldung derNarendny Politika", di« Gemeindever­tretung der Hauptstadt Schlesiens, Troppau, aufzulösen uckl! der Stadt das alte Recht des eigenen Statuts zu entziehen; Obwohl Troppau von 22 000 Deutschen und nur 8000 Tschechen, die vorwiegend Staatsangestellte-süch^ bewohnt