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Nagoläer Tagblatt

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SchrtfrleUung, Druck wid »erlag von <1. W. Sailer (Ilarl jjaliei) vlagold.

Mönlag den 14. 3ult 1924 Fernsprecher Nr 29

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98. Jahrgang

Tagesspregel

2a einer Besprechung beim Nelchstomzter Marx Machet sich di« Vertreter der Gewerkschaften scharf MM kmdtvirk. jchafMche SchuhMe aus. Die Gewerkschaften werde« in nächster Woche auch mit dem Reichsernährungsminifier frechen.

Die gemeinsamen Besahungskoslen der Verbündeten skr Als zweite Vierteljahr 1924 wurden nach dem Pariser »Temps" auf ISS Millionen Goldmark festgesetzt, auf die die deutschen Teilzahlungen an die Kriegslasienkommission ly Abzug zu bringen sind.

Beim Vahnpostmnk Mainz richteten die Franzosen wie­der eine scharfe Ueberwachmig ein.

Der belgische Erstminifker Theunis sagte dem deutschen Gesandten eine beschleunigte Lrlerngung der Angelegenheit betreffs der von den Belgiern im IM Grass unschuldig ver­urteilte» deutschen Schutzpolizisten zu.

Der sozialistische »Daily herald". das Hauptblatt der eng­lischen Arbeiterpartei, macht daraus aufmerksam, daß die maßgebenden französischen Kreise darau festhatten, das; Deutschland nicht zur Konferenz geladen werde, sondern daß chm die fertigen Beschlüsse der Verbündeten bckanntgegebev Uud es aufgesorderl werden soll, sie anzunehmen.

Der ägyptische Ministerpräsident Zagluk Pabba wurde, tm Begriff, nach Alexandria abzureisen, auf dem Bahnhof m Kairo durch einen Revolverschutz leicht verletzt. Der Täter fit verhaftet.

Das Protokoll von Paris

Der Eindruck in Deutschland

Aus Berlin wird uns geschrieben: In den führenden Kreisen der deutschen Außenpolitik sieht man der Londoner Konferenz nach der merkwürdigenEinigung" Mac Donalds und Herrwts mehr mit gemischten Gefühlen entgegen als vorher. Nicht etwa, weil die Reichsregierung immer noch nicht zum 16. Juli eingeladen ist. sondern, wie es scheint, erst nachträglich zugezogen werden soll. Diese demütigende Behandlung ist man ja feit Clemenceaus und Lloyd Georges Versailler Manieren gewöhnt. Sondern das Betrübende und geradezu Niederschmetternde ist, daß das neue Pariser Dokument mit keiner Silbe die Räumung des Ruhr­gebiets erwähnt.

Im Z 5 der, w e es heißt, sieben Schreibmaschinenseiten langen amtlichen Pariser Note findet sich lediglich unter Punkte) die Bemerkung, daß der Plan, auf Grund dessen die deutsche Wirtschafts- und Finanzeinheit wiederhergestellt werden soll, von der Konferenz festgesetzt werden wird. Von welcher Konferenz. Von der am 16. Juli in London zu­sammentretenden? Unmöglich! Denn in der genannten Be­merkung heißt es ferner, daß zuerst die Entschädigungskom­mission festgestellt haben muß, ob der Dawesbericht zur Aus­führung gelangt ist. Das ist natürlich in dieser und der nächsten Woche nicht zu machen. Außerdem soll gerade wie­der die Kommission ersucht werden, Vorschläge für die Auf­stellung des Plans zu beraten und der Konferenz zu unter­breiten. Also die Kommission, in der noch die alten Poin- careschen Gespenster und die Unterwühler der Dawesreform sitzen, soll eben diese Reform in Gang bringen und einen Nüumungsplan entwerfen. Der Bock ist wieder einmal zum Gärtner gemacht.

Noch schlimmer für Deutschland ist das Pariser Dokument dadurch, daß überhaupt die Entschädigungskommission als entscheidende Instanz über die Erfüllung des Dawesplans beibehalten wird. Wörtlich heißt es in dem Mac Donald- Herriotschen Protokoll: Die Abmachungen, die auf der Lon­doner Konferenz getroffen werden, sollen die Befugnisse der Kommission nicht berühren! Die Kommission soll also weiter vis Geißel über dem unterworfenen, fronenden Deutschland geschwungen werden, und obwohl die beiden Ministerpräsi­denten in Chequers zu der Erkenntnis gekommen sind, daß der Dawesplan über den Versailler Vertrag hinausgeht und »gentlich etwas ganz anderes bedeutet, soll doch hinsichtlich der politischen Aufsicht alles beim Alten bleiben. Damit läuft cber der Dawesplan Gefahr, ein zweites Versailler Diktat oder ein neues Londoner Ultimatum zu werden.

Das Ungeheuerliche dieses Umfalls von Mac Donald ist »der zuguterletzt sowohl ihm, als auch dem französischen Ministerpräsidenten bewußt geworden. Sie haben deshalb !'> Berücksichtigung der Tatsache, daß den Geldgebern, die Millionen Goldmark hcrleiben sollen und ebenso dem Inhaber von Obligationen darüber Sicherheiten gegeben vorder, müssen", sich gegenseitig einen Konzcssionsschulzen ?"Zesagt: Ein Amerikaner soll in die Kommission geschoben für den Fall nur für diesen Fall? daß die -Immission eine Verfehlung Deutschlands festzustellen haben svütc. Die Amerikaner werden sich für diese Aushilssrolle v"' der politischen Bühne bedanken. Aber auch derGene- r vent sür die Zahlungen", derein Amerikaner sein soll".

vnro wenig Lust zeigen, einzuspringen, wenn die ENycya- digungskommifsion nicht zurecht kommt.

Die Kommission kommt nämlich auf keinen Fall zurecht. Ein Amerikaner würde das GleichgewichtsverhAtnis der Stimmen .zugunsten Englands wiederherstellen und die Ent­scheidung verhindern. Dann müßten wieder die Regie­rungskonferenzen beschließen und man wäre so weit wie zu­vor. Auch diesen Bruch des mühselig errichteten Einigungs- gebäudes von Paris haben die Beteiligten erkannt. Etwas kleinlaut und eigentlich ganz unlogisch heißt es gegen Ende des Abkommens, es werde nötig sein, die Frage zu regeln, welche Autorität gegebenenfalls über die Auslegung des Sachverständigenberichts und die Ausführung der in Lon­don zu treffenden Bestimmungen entscheiden soll. Also doch nicht die Entschädigungskommission, sondern eine Art Dawes- kommission für die Praxis? Und was soll es heißen, daß beide Regierungen, England und Frankreich,sede juristi­sche Schwierigkeit, die sich etwa aus der Auslegung des Be­richts ergeben sollte, ihren Rechtssachverständigen zur Ent­scheidung übertragen wollen"? Dann nimmt allerdings der Streit kein Ende, und Deutschland als der zuschauende Dritte könnte beinahe anfangen, sich zu freuen.

Lehren des Reichsdankberichts

Die Reichsbank hat kürzlich ihren Jahresbericht für 1923 veröffentlicht, der neben den Mitteilungen über die Bilanz einige Hinweise enthält, bei denen man nachdenklich Halt machen muß. Das eine Mal an der Stelle, wo der Rückgang des Goldvorrats zahlenmäßig ausgswiesen ist. Dort heißt es, daß sich der Goldbestand im Lauf des Jahrs von 1004 Millionen auf 467 Millionen Mark vermindert hat. Mehr als die Hälfte des Goldbestands mußte also darangegeben werden, und zwar 113 Millionen Mark für die Einlösung der an Belgien gegebenen Entschädigungswechsel und nicht weniger als 424 Millionen u'r "Stützung der

Markvaluta. Diese Zahlen sind bei näherer Betrach­tung lehrreich. Das Deutsche Reich ist nämlich mit einem Goldbestand, der nur unwesentlich größer war als der am Anfang des Jahrs 1923 vorhandene, in den Weltkrieg ein­getreten. Erst einige Monate nach Beginn des großen Kriegs rpurde mit der Heranschaffung von Gold in die Keller der Reichsbank begonnen, wodurch im Lauf etwa eines Jahrs eine Vermehrung des Bestands um 1500 Millionen erzielt wurde, so daß der Goldbestand der Reichsbank im Jahr 1916 fast drei Milliarden Mark erreichte. Die Friedens­bedingungen brachten zwar einen schnellen Rückgang des Vorrats, aber es ist doch bezeichnend, daß es möglich war, dls zum Ruhrkampf den Goldbestand der Reichsbank auf Vorkriegsstand zu erhalten. Erst die Verirrungen des Jahrs 1923 haben die Verminderung auf 467 Millionen Mark ge­bracht. Und wenn es nach den Wünschen der Linken ge­gangen wäre, hätten wir sogar die letzte Goldmark daran­gesetzt. Wo wären wir dann heute, denn auch die Renten­mark hält sich schließlich nur am Gold.

Wir lernen aber aus diesen Zahlen noch etwas viel Wichtigeres. Trotzdem unsere Erfüllungsbereilschaft gegen­über dem so viel bemitleideten Belgien so weit gegangen war, unsere letzten Goldbatzen zu opfern mit der sichern Aussicht, damit auch dem Bestand unserer Wirtschaft einen zerstören­den Stoß zu versetzen, find uns die furchtbaren Drangsale der Ruhrbesetzung nicht erspart geblieben, wir haben die Leiden eines besiegten Volks bis zum Bittersten auskosten müssen. Nicht an Frankreich und Belgien wäre es heute, Sicherungen gegen zwangsmäßige Zugriffe in der Zukunft zu fordern, sondern gutes, wohl verständliches deutsches Recht.

Wir lernen aus der andern Zahl von 424 Millionen Mark, die zur Stützung der Mark aufgewendet wurden, aber auch, wie verschwenderisch und haltlos von der damaligen deutschen Regierung verfahren worden ist. Fast eine halbe Milliarde Goldmark für eine auf Massenproduktion schlimm­ster Art eingestellte Papierwährung zu verschleudern, ist volkswirtschaftlich gesehen, eine Idee, die hart verurteilt wer­den muß. Eine planmäßigere Vorbereitung auf das Kom­mende im Reichsfinanzministerium hätten so große Opfer vermeiden können.

Im Reichsbanljühresbericht heißt es ferner, daß di« Reichsbank von dem durch Verordnung vom 26. Oktober 1923 verliehenen Recht, Banknoten auszugeben, die aus Goldmark lauten und für die Reichsbank die Möglich­keit schaffen, Goldzertifikate mit beschränkter Laufzeit anszugeben, keinen Gebrauch gemacht hat. Bei dieser Lerzichtleistung handelt es sich keinesfalls um eine verpaßte Gelegenheit. Sie war vielmehr nur als Möglichkeit gedacht, wenn es nicht gelingen sollte, die Mark mit Hilfe der Renten­mark zu stabilisieren. Dann hätte als letzter Weg eine De­valvation, d. h. eine Zusammenlegung der Papiermark mit gleichzeitiger Neuausgabe von Goldzertifikaten erfolgen kön­nen. Auch diese Entwicklung gibt zu denken. Hätte man mst der Einführung der Goldmarkrechnnng und -buchung mcht jahrelang gezögert und so ungewollt den allgemeinen Mißkredit gefördert, und wäre mit Goldzertifikaten schneller zur Hand gewesen, etwa im Jahr 1921, dann hätte die deutsche Finanzgcbarung des Jahrs 1923 das Reich nicht in den Abgrund führen können.

Herrrots Rechtfertigung

Vertrauenserklärung des Senats

Paris, 13. Juli. Im Senat erklärte Ministerpräsident Herriot zur Rede Poincares, es sei zweifelhaft, ob eine jo ausführliche Rede trotz ihrer unleugbaren Wortwirkung am Vorabend der Konferenz angebracht gewesen sei. In letz­ter Zeit versuche man durch falsche Behauptungen die öffent­liche Meinung zu erregen. Er (Herriot) danke Mac Donal! für sein Entgegenkommen. An die Stelle des einseitiger Vorgehen Frankreichs und Belgiens müsse endlich ein Ver­bandsabkommen treten. Im Januar 1925 erlange Deutsch­land nach dem Vertrag Frankreich gegenüber seine wirt­schaftliche Freiheit wieder, daher sei eine rasche Verständi­gung nötig, damit nicht die Interessen Frankreichs und namentlich des Elsaß Schaden leiden. Die Frage des Pfän­derausgleichs werde notwendig von dem Grundsatz de- Dawes-Plans beeinflußt, daß die Entschädigungsfragc wirtschaftlich zu behandeln sei. Die Rechte der Ent­schädigungskommission seien in den Verhandlungen mit Mm Donald nicht gestört worden. Die italienische und die bel­gische Regierung habe sich mit dem Uebereinkommen Herriot- Mac Donald einverstanden erklärt, die Verbündeten seien also einig.

Die Frage der Ueberkragung (Transfer) sei schmie­rig und ernst; man müsse ein besonderes Amt dafür schaffen. Man dürfe nicht zulassen daß der industrielle Materialismu- in Deutschland die kostbare französische Zivilisation erdrücke Entweder sei Deutschland schwach und könne nicht zahlen oder es sei stark, dann sei zu befürchten, daß es nicht zahlen wolle. Deshalb haben die Sachverständigen sich für di« Schaffung einer Nicht za hl für das Gedeihen Deutsch­lands ausgesprochen. Angenommen, daß die Deutschland vom Gutachten auferlegten Iabreszahlungen infolge des Ge­deihens des Landes einen jährlichen Zuwachs van 25 Millio­nen Goldmark und daß die Zahlungen im 40. Jahr zum Ab­schluß kämen, so würden sie im ganzen etwa 40 Milliarden abwerfen. Setze man die Zahlungen um 10 Jahre fort, s« würde durch diese Verlängerung der Gegenwartswert dei deutschen Zahlungen nur um 2 Milliarden erhöht.

In den Besprechungen mit Mac Donald habe er (Herriot) die Entschädigungskommission und den Vertrag van Ver­sailles verteidigt und jeden Schiedsspruch über den Kopf der Kommission hinweg abgelehnt. Sollte nach Feststellung eine» deutschen Verfehlung eine Verständigung zwischen den Ver­bündeten nicht zu erzielen sein, so würde Frankreich aus alle Fälle freie Hand behalten. Der Zahlungsplan Vonar Laws vom Jahr 1923 sei nach seiner Meinung besser gewesen als das Dawes-Gutachten. Wenn die Frag« der Verbandskrieasschulden nicht befriedigend geregelt werde so sei nicht abzusehen, was aus den Finanzen Frankreich- werden»jolle. Die Frage der Sicherheit Frankreichs habe er 'Herriot) in den Besprechungen nicht vernachlässigt. Hinsicht­lich der R ä u m u n g d e s R u h r g e b i e t s habe er die Er Klärungen der Regierung Poincares vollkommen sich zu eiger gemacht. Und die Tatsache, daß General Rollet seinem sHerriots) Kabinett als Kriegsminister angehöre, bekundr seine Stellung zur Abrüstungssorderunq genügend. Die best« Sicherheit liege in der Verständigung Frankreichs und Eng­lands, denn dadurch werde Deutschland gezwungen, seinen Weg in friedlicher Entwicklung zu suchen. Wenn aber Eng­land und Frankreich sich trennen würden, so würde Deutsch­land den Männern der Gewalt ausgeliefert und das bedeute »ie Rache, den Krieg. Hieraus nahm der Senat eine Tages- »rdnung an, die der Regierung Herriot das Vertrauen russprichi.

Neue Nachrichten

wieder eine Enttäuschung

Berlin. 13. Juli. Wie die B.Z. schreibt, ist man sich irt Kreisen der Reichsregierung noch nicht einig, wie die Red« yerriots im Senat aufzufassen sei Man glaubt, daß der elegraphische BerichtUngenauigkeiten" enthalte und es oll daher die Uebermittlung des Wortlauts abgewartet verden. Es sei unbestreitbar, daß das Sachverständigen» Gutachten Deutschland neue, über den Friedensvertrag inmmsgehende Opfer auferlege, die die Reichsregierung dem Volk nur zumuten könne, wenn sie die Gewißheit habe« daß der Dawesplan die alleinige Grundlage sür die Ver­handlungen bilde, wie es ja auch Herriot und Mac Donald vor ihrer Pariser Zusammenkunft anerkannt hatten. Man hoffe, daß Herriot seine Darlegungen im Senat berich­tigen werde, damit nicht der Reichsregierung der Weg zu den Verhandlungen noch mehr verbaut werde, als es durch das Wiederauftauchen der Entschädigungskommissiov schon geschehen sei.

Mac Donald sucht zu beschwichtigen Berlin, 13. Juli. DemVerl. Lokalanz." zufolge ist dei englische Botschafter in Berlin Lord d'Aüernon vom Aus­wärtigen Amt in London beauftragt worden, der Reichsregie­rung mitzuteilen, daß die letzten Pariser Verhandlungen i« Deutschland nicht so hoffnungslos ausgenommen werden soll­ten. In der Pariser Erklärung sei nicht gesagt, daß Deutsch­land aut der Konferenz überhaupt nicht vertreten sein solle;