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Unsere Heimat"

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Nagoläer Oagblatt

SchrtjUetrung, DruU und Beriag von S. W. Latin (Lact Zalier- vtagotv.

1 illustrierter Sonntagsbeilage

Zeierslunäen"

144 Gegründet 1826.

Samstag den 21. 3uni 1824 Fernsprecher Nr 29

«erbrettetste Zeitung i» Obern» tSbeztrk. An» zeige» find daher von beste« »rfolg.

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88. Jahrgang

Geht es auswärts?

Politik und Wirtschaft

Bon besonderer Seite, aus führenden politischen Kreisen, erhalte ich folgenden Beitrag: Geht es aufwärts mit der Ent- schcidigungs- und Friedenspolitik? Während sich die 29. Ta­gung des Völkerbundsrats in Genf recht steif und durchaus nicht in besonders deutschfreundlichem Sinn abwickelt die Beratung der deutschen Note über die französische Truppen­besetzung im Saargebiet ist soeben abgesetzt und auf die nächste Ratstagung vertagt worden, meldet die englische Presse, daß ihre Regierung zurzeit in Berlin darauf hinar- beite, daß vor der am 1. September anstehenden Vollver­sammlung des Völkerbunds von deutscher Seite ein Antrag aus Ausnahme gestellt werde. Mac Donald hat es zwar abgclehnt, sich mit Mussolini in der Schweiz zu treffen, um sich mit ihm über die Durchführung des Dawesgutach- tens zu verständigen, aber Mussolini hat zugesagt, daß er die Völkerbundsversammlung im Herbst persönlich besuchen werde. Zu dieser Zeit wird es also zweifellos zu einer eng­lisch-italienischen Aussprache kommen.

Wie steht es mit A m e r i k a? Der republikanische Kon­vent in Cleveland hat Coolidge wieder als Kandidaten für die -Präsidentschaft aufgestellt und nach 26stündiger Be­ratung eine Kundgebung beschlossen, die sich u. a. mit der Außenpolitik, den Verbandsschulden und dem Weltschieds- gmchtshof befaßt. Der Artikel über die letztgenannte Frage soll vom Präsidenten Coolrdge selbst stammen. Die Strei­chung der Verbandsschulden wird allerdings in dieser Kund- zebung abgelehnt. Aber weiterhin wird die außenpolitische Stellungnahme Amerikas dahin bestimmt, daß die Vereinig­ten Staaten nun tatkräftig an der Lösung der großen inter­nationalen Fragen Mitarbeiten, wollen. Damit ist die Un­terschrift unter die Versprechungen gegeben, die die zur Zeit stackste Partei in den Vereinigten Staaten bisher zur Ent­schädigungsfrage- gegeben hat, und eine gewisse Beständig­keit der amerikanischen Politik ist gewährleistet.

Ein amerikanisches Syndikat, das 34 Banken umfaßt, gewährt einen Kredit von 25 Millionen Dollars an die deut­sche Eolddiskontbank. Es handelt sich um einen Rediskont­kredit, der der deutschen Bank gestattet, Wechsel von Handel and Industrie bis zur Höhe von 100 Millionen Goldmark bei der beteiligten amerikanischen Bankengruppe unter,zubrin- M. Diese Hilfe der amerikanischen Bankwelt ist immer­hin ein Zeichen für zunehmendes Vertrauen des Auslandes M eine Gesundung der deutschen Verhältnisse.

Die deutsche Wirtschaft steht im Augenblick wie­der auf einem überaus kritischen Punkte. Das Jndustrie- Mommen hat von den Kapitalrücklagen der deutschen Jn- kklstrie einen erheblichen Teil abgesogen. Im Bereich bei

eyermfchen Schwerindustrie ist der erste große Zusammen­bruch erfolgt. Von anderen spricht man bereits deutlich. Der Kampf im Bergbau beruhte im letzten Grund auf nichts an­derem, als aus dem Jndustrieabkommen. Zwischen der all­gemeinen Kreditnot und der llllciemeiften Streikneiquna be­stehen natürlich auch Zusammenhänge. Es ist d'e allerhöchste Zeit, daß auf politischem Gebiet etwas geschieht, um dar Vertrauen zur schließliehcn Aufwärtsbewegung zu wecken.

Wie auch die Entscheidung der Mcumsrage zum 15. Juni lauten wird, der Drehpunkt der ganzen Lage liegt jetzt in der Stellungnahme der deutschen Diplomatie zum Dawss- gutachten und seiner Durchführung. Erleichtert werden dem Außenminister die nächsten Schritte durch den politischen Umschwung in Frankreich. Herriot, der kommende fran­zösische Ministerpräsident, hat in einer Unterredung mit eng­lischen Pressevertretern angekündiat, er werde sein Mög­lichstes tun, um in den Beziehungen zu Deutschlandden Dampf aus den Kesseln zu lassen". Damit ist die Entspan­nung des furchtbaren Druckes, der auf Europa lastet, zuae- sagt. Hält Herriot was er verspricht, so kann man trotz aller Sorgen schon sagen: Es geht aufwärts!er.

Der Krieg im Lustmeer.

Der zukünftige Krieg uyd ein solcher mutz und wird kommen angesichts der seit Versailles mehr denn je er» schüttelten Balance der Weltmachtkräfte wird sich all« Voraussicht nach zum erheblichen Teil im Luftmeer ab» spielen. Die etwas sagenhafte, Erfindung des Engländers Erindell-Methiew höchstens könnte eine derartige Entwick­lung des Kriegswesens verhindern. Bekanntlich hat dieser Erfinder Apparate zur Ausstrahlung gewisser Energien ge­baut, die im Stande sein sollen, Motors beliebig in den Weiten des Luftmeeres auszuschaltcn und triebunfähig zu machen. So ist in durchaus verständlicher Besorgnis um die Herrschaft im Lustmeer ein wahres Wettrennen auch um den Besitz dieser geheimnisvollen Erfindung zu be­obachten gewesen. Zur Zeit scheint Frankreich, das sich ja, wie bekannt, als das eigentliche Eeburtslano des Flug­wesens betrachtet, Sieger zu sein. Wenigstens hat der Engländer sein Vaterland, das ihm anscheinend nichi genug Pfunde versprochen hat, schändlich in Stich gelüsten und das freigibigere Frankreich mit seiner Erfindung be­glückt.

In Wahrheit scheint man aber sowohl in Frankreich wie in England und auch jenseits des großen Heringsteiches der Erfindung des smarten Mr. Erindell-Methiew noch nicht die grundlegende Umgestaltung der ganzen Fliegerei zuzutrauen. Wenigstens ist man in allen vorgenannten Ländern eifrig be­müht, das militärische Flugwesen so schnell und so gründlich wie nur möglich auszubauen. Frankreich hat damit den Anfang gemacht. Es gehört zweifellos zu den wichtigsten militärischen Sicherungen" dieses dauernd aus dem Sorunae befindlichen

Landes, eine Luftflotte zu besitzen, wie die 'Welk sie noch nicht gesehen hat. England ist ihm allerdings auf den Versen und wird ihm in nächster Zeit nach Durchführung seines grogzügi­gen Luftproqramms erfolgreich Paroli zu bieten imstande s in. Amerika arbeitet ebenfalls unverdrossen weiter. Von dr-ck-en soll dann die große Ucberraschung kommen, die technischen Neu­heiten, die wieder die bisherigen Errungenschaften der au ern Weltflualänder völlig in den Schatten zu stellen bestimmt sind,

Die Ausgestaltung der ftaiizösischen Miliiärsliegcrei kestel das Land Unsummen. Nickst zuletzt haben auch wir daran geld­lich zu tragen, denn die Flughallen und Flugplätze, die teil­weise im besetzten Gebiete sich befinden, sind mit deutschem Eclde gebaut, deutschem Besitz enteignet und werden wiederum von deutschen Zuschüssen unterhalten. Aber man glaubt in Frank­reich, Deutschland gegenüber eine gewaltige Luftmacht zur Gel­tung bringen zu müssen, um esin Schach zu halten". Hiermit wurden bisher im französischen Parlament alle zum Flugzeugbau angeforderten Summen begründet und glatt durchgcdrückt. Je­doch auch damit noch nicht genug. Auch die bekannten Vasallen­staaten der glorreichen Nation bauen zum Großteil mit französi­scher Hilfe ihre Luftflotten aus, um auf Frankreichs Befehl ,.im Augenblick der Gefahr" sich auf das unbotmäßige Deutsä and zu stürzen. So kommen ,.im Ernstfälle" zu den etwa 4000 Mili­tärflugzeugen, über di« Frankreich selbst verfügt, noch Velgirn mit 320, Polen mit 600, die Tscheche! mit 600, ja selbst Jugo­slawien mit 160 Flugzeugen, während Deutschland üverhaupt

kein Militärflugzeug besitzt und solche mit Rücksicht auf die nach Versailles erfolgte Umstellung der gesamten Flugzeugindustrie auch gar nicht in absehbarer Zeit zu bauen in der Lage ist.

Es liegt also nicht zu fern, sich über die dauernd gesteigerte Luftrüstung Frankreichs seine eigenen Gedanken zu machen. Zn England wie auch in Amerika ist dies zweifellos schon geschehen. Die Luftprogramme beider Staaten zeigen dies deutlich. Aber- am Ende verzichtet Frankreich, im Besitz der flugzeugvernichten­denTodesstrahlen" auf die weitere Ausgestaltung seiner Flug­politik. Vorläufig allerdings darf man in dieser Hinsicht »och etwas skeptisch in die Zukunft blicken.

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Kein Land ist jemals durch ein noch so heißer Fith- A len und Wollen gerettet worden und wenn ich mich v frage, ob die deutsche Jugend an politischem Können, 2 an Verständnis für die erreichbaren Ziele und die v zu ihrer Erreichung notwendigen Mittel, an praktt- 5 schein Wissen und praktischem Instinkt ihrer Lei- v denschaft etwas Ebenbürtiges zur Sette zu stellen hat, 2 so habe ich al» Antwort, das scheue ich mich nicht aus- v zusprechen, ein rückhaltloses Nein! Oswald Spmgier. 2

- viele prassen und schlemme«, fi« kennen nnr sich stlbst. Rückficht aus andere fehlt ihnen, sie heucheln billige Teilnahme, ihr Herz bleibt Katt, ihre Hände -ul

Wie viel Tausende führen einen verzweifelten Kampf »«« Dasein, grau «ud düster find ihre Tage, sie beten immer wieder: Unser täglich Brot gib uns heute!

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Noch immer Unterernährung.

Nachdem der harte Winter der warmen Jahreszeit zewichen ist und in letzter Zeit die Aussichten auf eine bal­dige gute neu,- Ernte sich verstärkt haben, sind wir geneigt, die allgemeine Ernährungslage viel günstiger zu beur­teilen als sie in Wirklichkeit ist. Gewiß haben wir zur seit und angesichts der guten Ernteaussichten keinen Mangel zu befürchten, obwohl wir nicht übersehen dürfen, daß wir nach wie vor uns nicht aus eigener Produktion ernähren können, sondern noch immer eine erhebliche Ein­fuhr benötigen, die uns im Hinblick auf die leider recht ge­ringe Ausfuhr sehr teuer zu stehen kommt. Außerdem aver wollen wir uns doch nicht über die nach wie vor äußerst ichwere Lage hinwegtäuschen, in der sich noch Teile unseres Bolles befinden. Von zahl- m ^genossen können wir nicht einmal annähernd ^ Massen. Die steigende Zahl der Selbstmorde - ^"^iorgen, die vielen sichtlich unterernährten der starke Abgang älterer Leute, die einmal Doge gesehen haben, geben ans zu denken. Sie «>en eine nur zu deutliche und erschütternde Sprache.

Ein lehrreiches Bild von der «schreckenden Spanne, die zwischen den Soll- und Jstmengen der Ernährung oer­spielsweise einer fünfköpsigen Sozial- oder Kleinrentner« familie besteht, bietet nach ein« Statistik der Stadt Esse« das Nachrichtenmaterial des Deutschen Zentralausjchujjes für die Auslan-dshilfe in Berlin.

Danach ergeben sich bei einem Solleinkommen von öchentlich 28,44 Goldmark folgende Sollmcngen an ein- lnen Lebensmittelarten, in die die Ernährungsausgabe« rfzuteilen sind: .__ .

Brot 41 750 Gramm, Mehl 1000 Gramm, Nährmittel '50 Gramm, Kartoffeln 47 500 Gramm, Gemüse 3750 Er., leisch 750 Gramm, Speck 375 Gramm, Käse (halbfett) >0 Gramm, Salzheringe 250 Gramm, Schellfisch 375 Er.» örrobst 750 Gramm, Zucker 875 Gramm, Eier 2,5 Stück, ett 1125 Gramm, Milch 7 Liter.

Diesen Sollmengen stehen folgende unzulänglichen -tmengen gegenüber, die einem Jsteinkommen von öchentlich 10,55 Eoldmark entsprechen:

Brot 4350 Gramm, Mehl 375 Gramm, Nährmittei 1020 Gramm, Kartoffeln 6494 Gramm, Gemüse 1392 Gr., Fleisch 278 Gramm, Speck 139 Gramm, Fett 417 Gramm, Käse (halbfett) 411 Gramm, Salzheringe 94 Gramm, Schellfisch 138 Gramm, Dörrobst 278 Gramm, Zucker 324 Gramm, Eier 1 Stück, Milch 2F Liter.

Vergegenwärtigen wir uns, daß außer den hohen Kosten für die Ernährung auch die Kosten für all« anderen wichtigen Gegenstände der Lebenshaltung im Ver- hältnis zu den Vorkriegszeiten ganz erheblich höher find, so kann man sich eine Vorstellung davon machen, welche furchtbaren Entbehrungen auch heute noch ein Großteil unserer deutschen Volksgenossen zu tragen haben. Immer wieder gilt es daher für diejenigen, die, wenn auch be­scheiden, zu leben haben, mit helfender Hand ihre darbenden Mitbrllder zu stützen. Die Selbsthilfe des deutschen Volkes hat schon viele vor dem Aeußersten bewahrt und dort ein- zegriffen, wo die erfreulich reichen Spenden des Aus­landes nicht genügend Hilfe zu bringen vermochten. Es ;ilt uns alle über diese Krisenzeit hinwegzubringen. Wir steigen langsam. Sorge ein jeder, daß bei Herannahcn rer besseren Zeit auch den unglücklichen Opfern der ver­fangenen ein erträglicheres Dasein bereitet werde.