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ZK. 137 Gegründet 1826 . Freitag den 13. Juni 1924 Fernsprecher Nr 29 98. Jahrgang

Tagesspieqel

Am Donnerstag nachmittag fand nieder eine Sitzung des Nl chskabinetts statt. Wie verlautet, wird auch die Aufhebung oder Milderung der Reisefperre ins Ausland zur Sprache kommen.

Die Verhandlungen über eine Anleihe amerikanischer ve au die Deutsche Golddiskonibank in Berlin in höhe «n 25 Millionen Dollar sind abgeschlossen.

Der sozialdemokratische Parteitag wurde im großen S't -MKssaat des preußischen Landtags in Berlin eröffnet, ilk^ls und Dittmann wurden zu Vorsitzenden gewählt. Ein eingelaufener Antrag, den Reichspräsidenkn Eberl aus der Partei ausznschliehen, wurde mit Pfuirufen ausgenommen.

Der Militärgouverneur der Mandschurei hat die Zustim­mung zur Anerkennung der Moskauer SowjetreSerung durch die chinesische Recherung verweigert.

Britische Reichsforgen

In der letzten Sitzung, die das englische Unterhaus vor Pfingsten abhielt, hat Mac Donald Mitteilung gemacht von dem Plan, einen ständigen Ausschuß der britischen Reichs­konferenz einzurichten, der die englische Außenpolitik, das ist die Politik des Britischen Reichs, in dauernder Usbereinstim- mung mit den Dominions, den Reichsteilen mit eigener Ver­waltung halten soll.

Die Neuerung wird schwerlich ein persönlicher Einfall Mac Donalds sein. Es kann aber kein Zweifel sein: dem ernsthaften Engländer macht die Zukunft des Reichs Sorgen. Man ist sich bewußt, daß etwas geschehen muß, um den inneren Zusammenhall des Reichs zu festigen gegenüber den Erschütterungen, die der Weltkrieg gebracht hat und die tiefer, weit tiefer gegangen sind, als man der Außenwelt zeige» möchte.

Man hat gesagt, der englische Politiker denke in Erd­teilen. Das muß er wohl oder übel, wenn er ein Reich Zu­sammenhalten will, das über die ganze Erdkugel zerstreut ist und dessen Zusammenhalt aus der Beherrschung der Welt­meere beruht. Er muß aber auch in Jahrzehnten, mitunter auch in Jahrhunderten denken, wenn er die Sicherheit des Reichs behaupten will gegenüber Neubildungen und Um­gruppierungen, die heute noch nicht Wirkachkett find, die es aber von heut aus morgen werden können. Die Schlacht am Skagerrak hat aller Welt offenbart, daß es mit der Be­herrschung des Moers durch England soweit nicht her ist, wie es die Well bis zu jenem Tage Halle glauben machen wollen.

Man kann den Weltkrieg betrachten als einen Ausläufer des Kampfes um das Atlantische Weltmeer, von dem die Deutschen, als gleichberechtigte Wettbewerber, um jeden Preis verdrängt werden sollten. Auch um den, daß England die Rolle der ersten Weltmacht an Amerika abtreten müßte. Für Amerika aber war der Weltkrieg man kann vielleicht sagen, eine Vorstudie für den Kamps um das Sülle Weltmeer. Deshalb darf es nicht wunder- uehmen, daß Amerika das von seiner Hilfe abhängige Eng­land, in Auswirkung der Folgen des Kriegs, gezwungen iat.sein Bündnis mit Japan zu lösen. Auch ilmerika denkt in Erdteilen und in Jahr,zehnten. Es will üs Preis für seine Hilfe die Gewißheit einheimfen, daß es de: einer möglichen, kriegerischen Auseinandersetzung mit oapan, England nicht aus der Gegenseite, sondern auf seiner Veite hat. Wenn einst der stille Kampf um den Stillen Ozean m sein lautes Stadium eintreten sollte, dann soll England die Dienste bezahlen, die Amerika ihm be'.-n letzten Gang dcs Kampfes um das Atlantische Weltmeer gegen Deutsch- -and erwiesen hat.

Die Vernichtung des europäischen Gleichgewichts aui Jahrzehnte, durch die sinnlose Niedertrampemng des deut­schen Gegners, Hai nun aber den alten weltpolitischen, wei! Weltwirtschaftlichen Gegensatz EnglandFrank­reich wieder ausgerissen. Es könnte geschehen, daß Eng­land, wenn der Kampf um das Stille Weltmeer über Nach! m das militärische Stadium eintrttt, zugleich tief in euro­päisch-afrikanische Händel verstrickt wäre, wobei es nichi wüßte, wo und durch wen es den französischen Gegenspiele, mif dem Festland sollte binden lasten. Solch eine doppelt« Belastung würde das Britische Reich, nach den Erfahrungen der Nachkriegsjahre zu urteilen, vermutlich nicht mehr aus- halten.

Deshalb hat sich die britische Reichspolitik ein doppeltet o>el gesteckt; einmal den Völkerbund aus einem Werk- Mki der französischen Herrschsucht in ein Werkzeug des briti- '^" Weltreichs umzuformen, um damit den französisch- "Mischen Gegensatz Niederhalten zu können; und zum an- -ern die Dominions für die Reichspolitik dauernd mitver­antwortlich zu machen und dadurch am Reich fester zu mte- als es bisher der Fall gewesen ist.

. -bms den Völkerbund betrifft, so kommt er, solange et Werkzeug der französischen Unterdrückung gegenübel Deutschland ist, für uns nur als etwas in Betracht, was wi> w meiden haben. Wir können also vorerst einmal ge­

lassen abwarten, wieweit es der britischen Reichspolitik ge­lingen wird, ihn französischer Vorherrschaft zu entwinden Dann wird immer noch Zeit sein, zu sehen, ob wir unser« Stellung zum Völkerbund einer Nachprüfung zu unterziehen haben.

Die engere Bindung der Dominions an die britisch« Reichspolitik und das Reichsintereste ist aber nicht nur au« äußeren, sondern nicht minder aus inneren Gründen wün­schenswert. Außer den Dominions umfaßt das britisch« Reich eine Anzahl Kronkolonien und Indien. Indier strebt der Selbständigkeit eines Dominion zu, und es wir! nicht allzuviel Engländer geben, die an die Möglichkeit glau den, diese Entwicklung aus die Dauer Niederhalten zu können Heimlich aber graut ihnen vor dem Dominion Indien. Unt deshalb möchten sie das Band, das die gegenwärtigen Domi­nions an das Mutterland bindet, bester binden, bevor dii Entwicklung so weit gediehen ist, daß demKaiserreich In­dien" das Selbstbestimmungsrecht eines Dominion nich länger verweigert werden kann.

Was uns Deutsche das alles angeht? Recht viel. Unser: Geschichte ist mit der Entwicklung des Britischen Reich« enger verflochten als uns im allgemeinen bewußt ist. Ge schichte -es Britischen Reichs aber ist heute Weltgeschichte ir weitestem Umfang. Und es ist nützlich zu wissen, daß in die ser Weltgeschichte drängende Triebe zur Fortentwicklun, tätig sind. An dieser Tatsache, an der inneren Umbildun- der West hängt auch die Frage unserer Zukunft, vieit meh, als an den großen und kleinen Raufereien der deutschen Par Kien um Augenblicksvorteile. Ausschließsn können wir um vom fortreißenden Zug dieser weltgeschichtlichen Umbildun, nicht. Aber ob er uns wieder nach oben reißt oder tiefe binabdrückt in den Humus geschichtsloser Völker, das wir! davon abhängen, ob wir in der Schicksalsstunde Oel auf un­seren Lampen haben, wie die klugen, oder keins, wie di, törichten Jungfrauen.

Zum Fall Millerands

Wie der neue Präsident gewählt wird

Das Unglücksministenum Marsal, einKabinett der Der lorenen", wird seine eigene Erlösung am Freitag in dei Neuwahl des Präsidenten der Republik finden. ' Gewühl wird der neue Präsident nicht vom Volk, sondern von der einfachen Mehrheit der in der Nationalversammlung ver­einigten beiden Kammern des französischen Parlaments, als« von rund 300 Senatoren und 584 Abgeordneten. Die Ab­stimmung findet inVersailles statt, weil man das Wahl- fieber und alle Unzuträglichkelten fürchtet, wenn die Wahl in Paris stattfände. Jeder der 884 Wähler hat seinen WahL zettel persönlich in die Urne auf der Tribüne des Wahllokal« zu werfen. Die Abstimmung erfolgt in alphabetischer Reihen­folge der Namen. Das Los entscheidet, mit welchem An­fangsbuchstaben begonnen wird. Mit einem Wahlgang war es bei den bisherigen zwölf Präsidentenwahlen nicht imme« getan. Bei der Mehrzahl waren drei oder mehr Wahlgäng« erforderlich, bis ein Name die Mehrheit der Stimmen aus sich vereinigte. Millerand ging am 23. September 1926 mit 695 gegen 197 Stimmen aus dem ersten Wahlgang als Sieger hervor. Ob der Nachfolger Millerands gleich im ersten Wahlgang gewählt werden wird, ist sehr fraglich. Stehen sich doch scharfe Rivalen g «genüber. Painleve ist der Kandidat der Kammer, Doumergue der Kandidat des Se­nats. Die Parteien der Rechten werden alles versuchen, um die Stimmen der Linken zu spalten und vielleicht durch eins Zufallsmehrheit in der Nationalversammlung im dritten Mahlgang ihren Kandidaten man nennt sogar Poin­care und Millerand für die Präsidentschaft durch,zubrin­gen, Aber es wird voraussichtlich doch nicht gelingen.

Millerand hat in den knappen vier Jahren seiner Präfi- r-entschast das nicht erreicht, was neben derFortsetzung der Politik des Siegs" sein Hauptziel war, nämlich seinem Amt einen größeren Einfluß auf den Gang der Staatsgeschäft« M sichern. Das wäre natürlich nicht ohne Beschneidung der Rechte der Bolksvertretung gegangen.

Millerand hat die Verfassungsänderung nicht herbeige­führt. Aber er hat die bestehende Verfassung benutzt, um eine geheime Diktatur seiner Politik einzurichten. Die größte Rolle spielt der Präsident von Frankreich und Lies ist für DeutsMand das wichtigste bei den internationalen Be­ziehungen. Er kann unter dem Vorwand des Staatsinte­resses unumschränkte Geheimdiplomatie treiben, wenn er sich dabei mit dem verantwortlichen Außenminister verständig!, Das hat er getan. Millerand und Po in ca re habe» sich trotz mancher Zwistigkeiten in diesem einen Punkt« glänzend verstanden. Da Poincare gehen mußte, konnte Millerand nicht bleiben. Er hätte von jedem neuen Außen­minister die Billigung der bisherigen Politik verlangt. Da­mit ist es unter der Herrschaft der Linken endgültig vorbei, Es ist nun bloß die Frage, wie lange dies« Herrschaft dauern Wird. -er.

Millerand in Kampfstellung

Paris, 12. Juni. Millerand hat dem Senat und 8er Kcnn-l mer schriftlich mit wenigen Worten seinen Rücktritt angezeigt. I» einem weiteren Schreiben erbebt er aeaen die veriaiiunas^

widrige Absetzung eines Präsidenten Einspruch und kündigt an, er werde mit den Rechtsgruppen gegen die Linke ein«n Kampf für die Freiheit, für die Republik und für Frank­reich führen.

Die Präsidentenwahl wurde aus Freitag, nachmittags 2 Uhr, «»gesetzt.

Die verhängnisvolle 13 "

Paris, 12. Juni. Gegen die Abhaltung des Kongresses am Freitag spricht ein gewisser Aberglaube. Der Kongreß würde am Freitag, den 13. Juni, stattfinden. Er würde de» t3. Präsidenten der Republik erwählen, dies geschehe am 1» Sitzungstage der 13. Session. Diese Ueberfülle von Drei­zehn en wollte die Kammermehrheit vermeiden und deshcckh sollte der Kongreß schon Donnerstag abgeh allen werden.

Herriot ist bereit

Paris, 12. Juni. Es wird erwartet, daß der neue Prä­sident nach seiner Wahl sofort Herriot mit der Kabinetts- dildung beauftragen wird. Herriot hat bereits eine Mimfter- äste zusammengestellt. Die neue Regierungserklärung könnt« bann schon am Samstag nachmittag in der Kammer und im Senat verlesen werden.

Nach demPetit Journal" wird Herriot voraussichtlich am Sonntag muh London reisen, um sich mit Macdoaalll über die Entschädigungsfrage zu besprechen.

poincare soll die Bewerbung als Präsident entschiede» abgüehnt haben.

Vorkongreß in Paris

Paris, 12. Juni. Aus heute nachmittag 2 Uhr wurde iS das Senatsgebäude ein Vorkongreß einberusen, um eine» Präsidentschaftskandidaten der Linken crufzustellen. Es soll­ten nur solche Mitglieder der Kammer und des Senats ein- geladen werden, die für die gestrige Tagesordnung, die Mil­lerand zu Fall brachte, gestimmt hatten, also etwa 340 Ab­geordnete und 260 Senatoren. Senatsprästdent Doumer- gue wurde von einer Abordnung der Radikalen befragt, ot er bereit sei, sich als Kandidaten aufstellen zu lassen. Dourner- gue antwortete, er könne dies nur tun, wenn alle republi­kanischen Abgeordneten und Senatoren geladen würden, d« sonst seine Kandidatur als eine parteiliche erschiene, währenl man doch Millerand vorgeworfen halbe, daß er ParteipvKttt getrieben habe. Mehrere Mitglieder der Linksdemokrate» werden Painleve nicht wählen. Bei dieser Zersplitterung würde Daumergue m Versailles als Bewerber austreten.

Neue Nachrichten

Deutschland und der Völkerbund Berlin, 12. Juni. Die Reichsregierung ist, wie dieB. Z." berichtet, zurzeit grundsätzlich geneigt, einer früheren halb­amtlichen englischen Aufforderung entsprechend, dem Völ­kerbund beizutreten, vorausgesetzt, daß Deutschland als vollberechtigtes Mitglied, unabhängig von der Abwicke­lung der Entschädigungsfrage, ausgenommen und seiner Be­deutung und Bevölkerungszahl entsprechend im Völkerbunds- r a t Sitz und Stimme erhält. (Vergleiche die Ausführungen in unserem heutigen Leitartikel. D. Schr.)

Zur Lohnbewegung der Eisenbahnarbriter Berlin, 12. Juni. Der Vorstand des Deutschen Eisen­bahnerverbands lehnte das Angebot der Reichsbahnverwal- kung vom 4. Juni ab und erhob die Forderung einer stär­keren Lohnerhöhung unter gleichzeitiger Ablehnung der Ver­längerung der Arbeitszeit. Nur so könnte der Kampf dei Eisenbahn-arbeiter vermieden werden. Bezüglich der Beam- tenbesoldung wurden Reichsregierung und Reichstag auf- oefordert, die Verordnung vom 22. Mai abzuändern und di« Gehälter der untersten Gruppen ausreichend zu erhöhen.

Der Berliner Brauerstreik

Berlin, 12. Juni. Die streikenden Braucrnarbeiter habe» nn Angebot der Arbeitgeber (wöchentliche Lohnzulage von k Mk.) abgelehnt. Daraufhin habe» die Brauereien beschlos­sen, alle Arbeiter zu entlasten, die bis heute mittag 12 Uh, ihre Tätigkett nicht wieder ausgenommen haben. Bei d»» Lroßbrauereien haben sich zahlreiche Arbeitswillige gemeldet.

Kündigung der Dergbautarife Esten, 12. Juni. Von den Bergarbeitergewerkschaften sink die seit Dezember 1923 gültigen Tarifbestimmungen und La­ct stöhne Mn 30. Juni gekündigt worden.

Gesch^erle koalftionsverhcmdkirngen in Troyern München, 12. Juni. Gestern sollte eme Führerbetzneh Hang der Bayer. Volkspartei, der Deukschnationaksn,« völkischen Blocks und des Bauernbunds mit den Fraktions« Vorsitzenden des Landtags stattfinden, um eine Beteiligung des Völkischen Blocks an der Koalition herbeizuführen. D» Bayerische Volkspartei jagte aber in letzter Stunde ab. , Die Fraktion des Völkischen Blocks erklär:, sie trete k»j keine Koalitionsregierung ein. Solange eine nichtmarxistisch« Regierung die deutschen und bayerischen Belange im» tischen Geist wahre, werde der Völkische Block sie von Fo zu Fall unterstützen. Wenn sie diese Belange prxjsgebe verrate, werde er sie cruks schärfste bekänuiteu.