«m jedem Wert tag. Bestellungen nehmen sämtlich« Postaostalten and Postboten entgegen.

«Aufpreis im Juni ^ l.M>

eiujchl. Träl . «nz.-Nr. 10 «oldpfge., »rimdpreiS f. Anzeigen: Die einspaltige Zeile aus gewöhmicherSchrist oder deren Raum 1L Told- psvmiae, Reklamen 35 Goldpfennige, Famllien- mz.10 Aoldpfennige. Bei »Mtl. Beitreibung und koÄursen ist der Rabatt hinfällig.

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MS- MÜS AM

mit äer Beilage

Unsere Heimat"

Nagoläer Oagblatt

mit illustrierter Sonntagsbeilage

Feierstunäen"

Schriftlettung, Druck und «erlag von ». W. Zatser iNarl gatser) »lagol».

Gegründet 1826 Donnerstag den 8. Juni 1824 Fernsprecher Nr 29:

verbrrUetst, Zettuag t« Obera» tSdeztrk. An» »eigen find daher von beste« Erfolg.

Fite >«l»s. »uftra«« mir» ei­nerlei »n»Stzr «er»,«««. «« »Ir» kein»« »Ldr »MM ib^ue««'», »at «u,Nie» «t«r R«lla«e» t» bestt»«»» »uegabeu ,»,, «» t,r »üuschte» «teil, ers-eMe». An Falle» »,u »rherer >«- «alt bestellt ret»»»f»r»ch »I St-fernnv »er Zeitung »der aus »st«»a»l»»! t<0e»»i»»r«U«».

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88. Jahrgang

Tagesspiegel

In Berlin sind in 1k Brauereien 6000 Arbeiter ln den tklssiand getreten.

Biele japanische Sludenken haben Berlin und Charloften- iburq verlassen. Gerüchtweise verlautet, daß sie wegen mili- ckftischer Vorbereitungen (gegen Amerika?) in die Heimat gerufen worden seien.

Die im Ruhrgebiet liegenden belgischen Desehrmgskrup- pen sollen unverzüglich ausgcwechselt und der frühere Be- kehlshaber General Dorremans wieder ins Ruhrgebiet ge­sandt werden. Sollten die belgischen Soldaten kommuni­stischen Schaden an ihrer Seele genommen haben?

In London sind Nachrichten eingelaufen, daß die rumä- Nische Regierung gestürzt worden fei und General Avarescu die Regierung übnnommen habe.

Die Senatskommission in Washington hak mit 11 gegen 8 Stimmen den Antrag des Senators Fish abgelehnt, den Notleidenden Frauen «nd Kindern in Deutschland einen Kre­dit von 10 Millionen Dollar zu gewähren. Das Abgeord­netenhaus hatte den Antrag bereits angenommen. Die Kom­mission lehnte einen weiteren Antrag ab» daß über die Schuld Deutschlands am Krieg eine Unterjochung eingesetzt MchW Kll. Aha!

Der Reichstag nahm in seiner gestrigen Nachmittags- fitzung die Programmerklärung des wtedererstandeuen Ka­binetts Marx entgegen.

Reichskanzler Marx beschrüntte sich in seiner Regie- rrmgserlllSrnng im wesentlichen auf die Ankündigung der unveränderte» Fortführung der bisherigen Politik.

Ei» Unrecht « unserer Bemtenschnft I

Wer erinnert sich nicht der lobenden und preisenden Worte, die bei der Durchführung der Personalabbauverord­nung in Reich und Ländern der Beamtenschaft gezollt wurden? Höchste Zeit war es, daß diese Anerkennung kam. Die Beamtenschaft mußte während der Inflation von ihrer Sub­stanz leben, ein Notgroschen für kommende schwere Zeilen konnte nicht zurückgelegt werden, mußte darben an Nahrung, Kleidern und Weiterbildung. Er kam der Ansturm fast aller führenden Kreise gegen dieunsinnigen Beamtengehälter". Gar alle machten mit, es gehörte sich so, di« Beamten mußten parieren. Und sie mußten'si 25°/° aller Beamten wurden abgebaut, hinausgestellt auf die Straße, Kriegsteilnehmer, Familienväter, im Dienst ergraute treue Männer, junge be­geisterte, schaffenSsreudige und schosfenstüchtige Beamten wur­den aus der erwählten und mit schweren Opfern erlernten und ltebgewordenen Tätigkeit herausgerissen. Sie mußten notdürftigen Unterstand suchen, einen Unterstand, bellen Dach viele Löcher hat. Nun wurde von der treuen Beamten­schaft gesprochen, man mußte die Pille versüßen, vorher wa­ren sie die Schmarotzer am Marke des Staates. Es kam die Rentenmark, mit ihr das Aufhöcen der Teuerungszulagen, es kam ein Grundgehalt, der nicht ganz die Hälfte des Frie- oensgehaltes war; dabet war die Kaufkraft der Mark beträcht­lich ^funken. Die Beamtenschaft wußte, wie so oft, zum Wähle des Tanzen ihr gerüttelt Maß an Not tragen. Sie hat es ge­tragen, im Bewußtsein, daß der Staat als Ganzes seine Ausgaben bt» an die Grenze des gerade noch Erträglichen einschi änken mußte. Nun kamen die vielen Notschreie aus Beamten kreisen, die Not, die fürchterliche Not hielt Einzug hauptsächlich in den Kreisen der unteren Beamten. ES kam das Sachverständigen- gutachten mit der Feststellung, daß das deutsche Reich in den nächsten Jahren mit einer Erhöhung seiner Ausgaben rech- n*" Esse, insbesondere was die Ausgaben für Beamten­gehalter betrage. Es kam der württ. Slädtetag mit der For- oerung nach Erhöhung der Gehälter, die Arbeitszeit wurde 4.8 Stunden htnaufgksetzt, durch den Abbau wur- oen dre übrig gebliebenen Beamten mit bedeutend Mehrarbeit belastet. Wer es machen konnte, ging vom Staatsdienst weg » oder Köcperschaftsdienst, er hatte hier wenigstens

«urstcht, bester eingestust zu werden u. schneller vorwärts zu kam» men. Die fähigsten Köpfe kehrten dem Staatsdienst den Rücken.

kam die Beförderungssperre, die als berechtigt anerkann- len Forderungen der Lehrerschaft nach endlicher Gleichstellung mn den mittleren Beamten wurden auf die Seite geschoben, n.-^""Echaft mochte auf die Notlage aufmerksam, aber keinen Krach; die Regierung mußte Helsen, weil er vtaatSgedanke verloren zu gehen schien. Es kam auf

Blsttiestsrung ^ Bezüge. Doch hier stockt die * Kopf, der diese ungerechte und dem sozialen Em- schlagende Regelung herausmultipliziert ttn Eweder auf dem Monde leben, muß so kurzstch- i? ^ nur seine eigene Gruppe totsicher über

muß er den unteren Beamten, die jeden a,-,herumdrehen müssen, ehe sie ihn ausgeben, jede absprechen. Mit dem gesunden Menschen- "icht fasten. Es ist doch eine Unge- arok.n unteren Beamten, deren Einkommen zum

o n Teil unter dem Extstenzminimum liegen, eine Aus­

besterung von 17°/°, also durchschnittlich 12 im Monat, gnädigst zu bewilligen, und dann bet den Beamten von Gruppe »S an (Ministerialräte) eine Erhöhung von 71°/». also durch­schnittlich 300 ^8 im Monat, c-urchzusühren. Das ist die Beamtenschaft mit Prügeln dem kommunistischen Lager zu- getrteben! Wer Wind säet, wirb Sturm ernten! In unserer Lage ist eS dringend nötig, alle staatserhaltenden und zur Mitarbeit am neuen Staarsgebäude bereiten Kräfte zusam­menzufasten, um eine gewaltige Uebermacht gegenüber den staatsvrrneinenden Elementen, die eifriger denn je am Werke sind, zu schaffen und um dadurch eine Kontinuität in der Führung der Außen- und Innenpolitik zu erhalten, die, wenn wir zielbewußt am Wiederaufbau unserer Wirtschaft, an der inneren Neugestaltung unseres Staaiswesens, am Bestand unserer Kultur arbeiten, bitter notwendig ist. Mögen die zuständigen Stellen umkehren von diesem Wege der Behand­lung Unserer Beamtenschaft, der zum Untergang des treuen und ehrlichen Staatsdieners führen wird. R.

An teil der Landwirtschaft am Rentenmarlkredit

Berlin, 4. Juni. In einer Kleinen Anfrage deutschnatio- naler Landtagsabgeordneten wurde das preußische Staats« Ministerium ersucht, von der Reichsregierung sofortige Aus­kunft darüber zu erlangen, wie viel Kredit an Rsntenmarl der deutschen Landwirtschaft ohne Berücksichtigung der land­wirtschaftlichen Industrie bisher bewilligt wurden sei. Del Landwirtschaftsminister erwiderte, nach Mitteilung des Reichsbankdirektoriums habe am 7. April d. I. die Summ« der an die Landwirtschaft und ihre Gewerbe gewährten Kredite ungefähr 645 Millionen Rentenmark betragen. Hier­zu kommen die Kredite, welche Handel und Industr!« durch Diskontierung von Landwirtschaftswechseln erhalten haben und die etwa 200 Millionen Rentenmark betragen jo daß die Landwirtschaft insgesamt mit ungefähr 845 Mil­lionen Rentenmark an den Rentenmarkkrediten der Reichs- Hank beteiligt ist. Das landwirtschaftliche Genofftnschasts- wesen erhielt seine Kredite hauptsächlich durch Vermittlung der Preußenkaffe, aus dem dieser bewilligten Kontingent, daneben genießen zahlreiche Genossenschaften im Reich noch einen Diskontkredit bei ihrer örtlichen Reichsbankanstalt; di« Summe der von ihnen dort in Anspruch genommenen land­wirtschaftlichen Kredite betrug am 7. April ungefähr 46 Mil­lionen Rentenmark. Diese Kreditsumme umfaßt alle ihr ein» geräumten, verschiedenen Zwecken dienenden Einzelkredite. Für nicht landwirtschaftliche Kreditbsdürfnisse sollen von chr 30 bis 40 Millionen Nentenmark aufgewandt worden sein, die von der obigen Gesamtsumme von 845 Millionen abzuziehen wären. Ms landwirtschaftliches Gewerbe ist aber i» erster Linie gerechnet die Z u ck e r f a b r i k a ti o n. da- neoen sind mit geringeren Beträgen beteiligt landwirt­schaftliche Brennereien, Molkereien usw. Jnsgesami entfällt von der obigen Summe auf die rein landwirt­schaftlichen Gewerbe nur ein Betrag von ungefähr 86 Millionen Rentsnmark.

Neue Nachrichten

Das frühere Reichskabinett bestätigt

Berlin, 4. Juni. Der Reichspräsident hat gestern abend vr. Marx aufs neue als Reichskanzler und auf besten Vor­tag die bisherigen Reichsminister iu ihren Aemtern be­stätig.

Das Kabinett setzt sich demnach folgendermaßen zusam­men: Reichskanzler: Dr. Marx (Zentr.); Inneres und Bize- kanzler: Dr. Jarres (D. Vp.); Aeußeres: Dr. Strese- mann (D. Vp.): Reichswehr: Dr. Geßler (Dem.); Ar­beit: Dr. Brauns (Zentr.); Post: Ht> fle (Zentr.); Finan­zen: Dr. Luther (D. Vp.); Ernährung: Graf Kanitz (bei keiner Partei); Wirtschaft: Hamm (Dem.); Verkehr: Oeser (Dem.). Das Justizministerium ist noch unbesetzt geblieben, da mit der Bayer. Volkspartei noch Verhandlun­gen über den Beitritt zur Regierungskoalition oder deren Unterstützung schweben. Gegebenenfalls würde Dr. Em­mi n g e r (Bayer. Volksp.) das Ministerium wieder über­nehmen.

Die Regierungskoalition verfügt im Reichstag über 137 and unter Hinzurechnung der zugesagten sozialdemokratischen Unterstützung über 237 Stimmen; sie besitzt also eine Mehr­heit von 1 Stimme. Die Bayer. Volkspartei zählt weiterhin 16 Stimmen.

Das Kabinett vor dem Reichstag

Berlin» 4. Juni. Das Kabinett Marx trat heute nach­mittag vor den Reichstag.

Nach der B.Z. stellt das Kabinett keine Vertrauensfrage, sondern legt sein Programm zum Sachverständigengutachten dar, wobei die Maßnahmen zur Durchführung des Gut­achtens erwähnt werden. Die Regierung erwarte hierin die Unterstützung allerEinsichtigen". Eine Abstimmung soll in einer Form herbeigesührt werden, die eine Mehrheit für die

Hauptpunkte erwarten laste, und deshalb werde das Schick­sal des besetzten Gebiets besonders betont werden.

Einige Blätter wollen wissen, Reichspräsident Eberl habe Dr. Marx wissen lassen, wenn er die Kabinettsbildung nicht noch am Dienstag vollzogen habe, so werde Dr. Wirth beauftragt werden.

Marx' Absage an die Deutschnalionalen

Berlin 4. Juni. Nachdem auch die im Verlauf des gestri­gen Tags geführten Besprechungen über die Regierungs­bildung sich zerschlagen hatten, teilte Dr. Marx den Deutsch- nationalen mit, daß er die Verhandlungen mit ihnen ab­brechen müsse. Die politische Lage lasse aber eine Ver­zögerung der Kabinettsbildung nicht mehr zu, er werde da­her unverzüglich an die Regierungsbildung herantreten.

Den Ausschlag für das Scheitern der Verhandlungen soll ein Telegramm des rheinischen Oberpräsidenten Fuchs (Ztr.) an den Reichspräsidenten gegeben haben, worin namens des besetzten Gebiets das Zustandekommen einer Regierung gefordert wird, die die Verhandlungen über das Sachverständigengutachten auf der Grundlage der Poütil der Mittelparteien zu führen entschlossen sei. Von anderer Seite wird behauptet, das Telegramm sei eine bestellte Ar­beit gewesen. (?)

Erklärung 8er Deutschnakionalen

Berlin, 4. Juni. Die Reichstagsftaktion veröffentlicht eine Erklärung: Die Verhandlungen über die Regierungsbil­dung seien erheblich später eröffnet worden, als es die Deutschnationalen erwartet und wiederholt verlangt haben. Reichspräsident Ebert habe sich über den parlamentarischen Brauch hinweggesetzt und sich nicht bewogen gefühlt, de, stärksten Partei den Auftrag zur Kabinettsbildung zu geben Gleichwohl haben die Deutschnationalen im Bewußtsein ihrei Verantwortung durch weitestes Entgegenkommen eine den Wahlergebnis einigermaßen entsprechende Umbildung de, Regierungsverhältnisie herbeizuführen gesucht. An welchen Hindernis schließlich die Einigung scheiterte, sei schwer ver­ständlich. Ob daran die entstellten Verästentlichunger in gewissen Blättern die Schuld tragen, werden die zu er­wartenden Erörterungen vielleicht erhellen. In den Mittel- Parteien seien starke Kräfte vorhanden gewesen, die ein Zu­sammengehen mit den Deutschnationalen von Anfang an verhindern wollten. Die Bayerische Volkspartei werde sich an der sogenannten Kleinen Koalition nicht beteiligen, es sei aber nicht möglich, daß selbst bei Unterstützung der So­zialdemokratie auf diese Weise regiert werden könne. Di« Deutschnationale Volkspartei habe die volle Freiheit des Handelns wieder und werde von ihr entschlossen Gebrauch machen.

Erklärung 8er Deutschen Bolksparkei

Berlin» 4. Juni. Die Reichstagsftaktion der Deutschen Lolkspartei erklärt, die Verhandlungen seien durch die Be­schlüsse der deutschnationalen Fraktion und ihre allerdings entstellte Veröffentlichung durchkreuzt morden. Die Deutsche Volkspartei habe keine Sicherheit bieten kön- gen, daß in Preußen Neuwahlen vorgenommen werden. Für sie sei entscheidend gewesen, daß die Dsntschnationaleri unbedingt die Preisgebung Stresemanns verlangte Die Deutsche Volkspartei sei nicht bereit, den Kopf ihres Par­teiführers einer anderen Partei zu opfern. So seien di« Verhandlungen zur Bildung einer großen bürgerlichen Koa- ition gescheitert, die Partei hoffe «über, daß dieses Ziel doch roch erreicht werden könne. Sie beteilige sich wieder an de, kleinen Koalition in dem Bewußtsein, daß sie auch dieses Ipfer dem Vaterland bringen müsse.

Verwarnung an die Kommunisten Berlin. 4. Juni. Aeichskagspräsident Wallrafhak nach der .B. Z.' den kommunistischen Abgeordneten Remmele brieflich benachrichtigt, daß er als gesetzlicher Hausherr des Reichstags Remmele das Betreten des Hauses während de, nächsten 20 Sitzungen verbiete. (Remmele hat trotz drei­maligen Ordnungsrufs und wiederholter Aufforderung, sich zu entfernen, den Saal nicht verlassen, sondern den Präfi- denten durch gemeinste Schimpfworts, wobei er ihn fortwäh­rend mit .du" anredeke, beleidigt.) Sollte Remmele dennoch erscheinen, so würde dies nach der Geschäftsordnung als Hausfriedensbruch behandelt und könnte zur Verhaftung .auf frischer Tat' führen. Falls die Kommunisten die Stö­rungen forksehen sollten, werden weitere Ausschließungen angedrohk, womit Entziehung der Eisenbahnfreischeine und der Abgeordnetengelder verbunden ist.

Detriebseinschränkungen in Berlin Berlin, 4. Juni. In der Berliner Maschinenindustrie sind erhebliche Arbeiterkündigungen vorgenommen worden, di« großen Jndustriewerke legen außerdem von heute an Feier« schichten ein. In der Sitzung des Vereins der Berliner Jndu« striellen wurde mitgeteilt, daß die Auslandsaufträge seit Mitte Mai so gut wie ganz ausgeblieben seien, zumal dis deutschen Ausfuhrpreise bereits über Weltmarktstand liegen.

Die Russen bleiben in Haft

Dciftn. Juni. Das Landgericht hat die Tefthw-rde der!