»rsLetnt,»jedem »ert- tag. Bestellungen nehmen sämtliche Postaostalten a,r> Postboten entgegen.

««ugLpretS du Mai 1.S0 einschl. TrSoerlohn, Ginz.-Nr. 10 Loldpfge., »mndpreiS f. Anzeigen: Die einspaltige Zeile auS aewöhnlicherSchrtft oder deren Raum 18 Eold- psenniae, Reklamen 35 Eoldpfennige, Famllien» anz.10 Eoldpfennige. Bei -«tchtl. Beitreibung und Konkursen ist der Rabatt hinfällig.

Nr. 11«

Der Gesellschafter

Amts- md NuzelgeblaS für den Vbemmlsbezirk Aagold

mit äer Beilage

^Unsere Heimat"

Gegründet 1826.

Nagoläer ^agblatt

mit illustrierter Sonntagsbeilage

Zeierslunäen"

Schriftleitung, Druck und »crlag von ». W. Zaise r (»arl Zaiser) Nagold.

Mittwoch de« 21. Mai 1924 F- nspr-ch-r Nr 29

«erbretteiste Zeitung tm Oberau tSdezirk. Au» zeigen strd daher von beste» Erfolg.

«Sr »t»s. »nftrOg« »da da- »erl«. »««ihr <ib«rn,»«n>. U« >»',»> keine » »Sdr das», U»ru««»'v, da» »n»«t,»» «der Rekla»«, i« beltl«»»«» >u»-abeu oder », »r »Snschien Diele erlcheind». An Fülle» »,» d»derer »alt beftedl lel» »«»iruch »«I Si-serung d Fetnw» «der Lus u»cktadl»n«»,Be,»,»preise«,

relegramm-Adreffe: "Gesellschaft« Nagold.

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98. Jahrgang

Tagesspiegel

Das Reichskabinett hat mehrere Stunden über die Mos­kauer Rote zu demHandelsvertrctungs"-Zwifchensall be­raten. eine Antwort ist aber noch nicht festgesetzt worden. Die von mehreren Seiten verlangte Veröffentlichung der Rote lehnt das Kabinett ab.

Der Reichstag soll voraussichtlich am 27. Mai, nachmittags 3 Uhr, einberusen werden.

Die neuen Verhandlungen über die Verlängerung des Industrie-Abkommens vom 15. Juni bis Ende Dezember 1824 sollen am 2. Juni in Düsseldorf beginnen.

DTR. erklärt Gerüchte über einen angeblichen Anschlag ans General Ludendorff für durchaus unbegründet.

Der Kommunist Vohenhardl ist mit der ganzen FamtU« seiner Geliebten, Familie Atzmann (7 köpfe) und dein Russen Lehmann unter besonderen Vorsichtsmahregeln ins Anter- suchungsgefängnis nach Stargard (Pommern) gebracht wor- den.

Die Zahl der Streikenden und Ansgesperrten im Ruhr- gebiet wird auf 600 000 geschäht.

Der englische Staatssekretär für den Krieg, Walsh, wird Ende Mai in Köln eine Truppenschau abhattcn.

Zwischen den Vereinigten Staaten und Deutschland Wrrrd» ein Vertrag zur Bekämpfung des Alkoholschmuggels unter- Mchnet.

Der amerikanische Botschafter in Tokio, Wood, trist von seinem Posten zurück. Er hat sich gegen den Ausschluh der Japaner aus den Vereinigten Staaten ausgesprochen.

Rach einer Meldung ans Tokio ist Mischen Frankreich und Japan ein vorläufiger Handelsvertrag abgeschlossen worden.

Der baltische Verband ^

Konferenz in Lowno

Am Montag traten die Vertreter der drei Ostseestaaten Litauen, Lettland und Estland in Kowno, der Hauptstadt Li­tauens, zu einer neuen baltischen Konferenz zusammen. Di« letzte Konferenz dieser Art fand im Juni vorigen Lahrs statt. Man hatte damals noch große politische Pläne. Man sprach vonAbrüstung" und von der Sicherung des Ostens unter Hinzuziehung des Völkerbunds. Man wollte einen baltischen Staatenbund gründen, der nicht nur aus Litauen, Lettland, Estland und Finnland bestand, sondern auch Schweden, Nor­wegen und Dänemark sollten in den Ring emtreten. Für Deutschland und Sowjetrußland wurde die Tür offen ge­lassen, und den geheimen Feind Polen wollte man dadurch unschädlich machen, daß man ihn für diesen Ostverband ge­wann. Um den Handelsverkehr zwischen allen diesen Län­dern zu erleichtern, sollten Zollgrenzen nach Möglichkeit be­seitigt werden. Rußland sollte das Recht erhalten, Freihafen­gebiete in den Häsen der Randstaaien einzurichten. Und die Gipfelforderung: Die Ostsee wird für neutral erklärt, all« Ostseefestungen, mit Ausnahme der Befestigungen des Sun­des und der Belte, werden abgerüstet. Kein Staat unterhält in der Ostsee Kriegsschiffe im eigentlichen Sinn, sondern nur leichte Fahrzeuge für Polizeizwecke und Fischereischütz. Die Garnisonen der Befestigungen der Belte und des Sundes werden von allen Anliegerstaaten der Ostsee zu gleichen Tei­len aus ihren Landheeren gestellt und von einem internatio­nalen Kommando dieser Länder befehligt. An den Land- zrenzen sollten neutrale Zonen geschaffen werden.

Dieser friedensschwärmerische Plan eilte, in seiner Ver­stiegenheit den wirklichen Möglichkeiten weit voraus und war nur aus der gereizten Nachkriegsstimmung zu erklären. Nach­dem infolge des russischen Zusammenbruchs im Baltikum sich die unabhängigen Staaten Litauen, Lettland, Estland ge­bildet hatten und Polen durch seinen Korridor und durch di« Keckste, die ihm.der Versailler Vertrag im Freistaat Danzig verleiht, an der Ostsee Fuß gefaßt hatte, sah mancher in dev Ostseegebieten nun einen politischen Brandherd einen neuen Balkan. Sowjetrußland hatte, wenn auch ver-' Seblich, versucht, die Randstaaten wieder an sich zu reißen, und nur sein nächstes Erholungsbedürfnis ließ eine Wieder­holung kriegerischer Abenteuer nach dem mißglückten russisch- polnischen Krieg nach Westen hin vorläufig nicht erwarten

Dazu kam die Angst der baltischen Staaten vor Polen 8m neuerstandenen Polen waren alle Großmachtsträum« früherer Jahrhunderte erwacht. Der Korridor zur Ostsee ge­nügte der von Frankreich begönnerten Warschauer Politik Seitdem im März' vorigen Lahrs die Pariser Dot- 'chA^rkonferenz dieZm Rigaer Vertrag festgelegte polnisch ^>st>ch-litauische Grenzführung anerkannt hatte, wurde Stadl und Gebiet Wilna endgültig Polen zugesprochen. Das bracht« neuen Zündstoff. Aber die Aufregung hat sich merkwürdig rasch gelegt. Man sieht nicht mehr soviel Zukunstsgespenster, v.e legige Konferenz vcm Kowno begnügt sich mit einem reiu wirtschaftlichen Programm. In Lettland hat Poker ^Wonnen, weil es einen Damm gegen R'ißlan? bildet. Auch in Estland ist man viel schlechter auf Rußland

als auf Polen zu sprechen. Ln den ersten Wochen diese- Iahr^ kam es in Estland zu Massenoerhasiungen von Kom munisten, die eine Räterepublik ausrichten Wollten. Dadurch steigerte sich natürlich das Mißtrauen gegenüber Moskau und die Zuneigung für dasschützende" Polen.

Wenn also Litauen auf der Konferenz von Kowno einer Bund gegen Polen zusarnmeNbringen will, so kann es zu­nächst nur ein Wirtschastsbund sein. In verschiedenen Ver­lautbarungen hat die litauische Regierung durchblicken lassen daß sie kein politisches Verteidigungsbündnis anstrebe, son­dern daß es ihr nur auf einen Handelsvertrag ankomme Von Finnland ist kaum noch die Rede. Durch Blutsbande verbunden, hat es sich Schweden rugewnndr und geht nicht mehr auf Fährbooten nach Riga. Die baltischen Staaten sind also in Kowno wieder mehr'unter sich.er.

Die Lage im Kohlengebiet.

Rechtsgutachteu über die Arbeitszeit.

Wie die Erklärung der Bergarbeiteroelbände erneut er­gibt, ist einer der Hauptstreilpunkte zwischen den Parteien die unterschiedliche Beurteilung' der Frage, welche Arbeitszeit im jetzigen Augenblick richtig ist, indem die bisherigen Verein- baruygen abgeloufen sind und die Arbeitnehmerve,bände den Schiedsspruch vom 16 5 abgelehnt haben. Der Reich-arbeits- minister ist deshalb an den Vorsitzenden des vorläufigen RetchswirtschaslSrale» mit der Bitte heiangetreten, einen un­parteiischen, arbeitsrechtskundigen Juristen zu benennen, der gebeten werden soll, über die genannte Rechtsfrage nach An­hörung des S andpunktes beider Parteien in kürzester Frist ein Gutachten zu erstatten. Der Vorsitzende schlug eine größere Anzahl vor: Reichsgerichtsrat Dr. Bewer, die UniveistiälS prof, ssoren Dr. Katkel, Dr. Sinzheimer, Dr. Hueck, sowie den Ldndgerichtsdirekior Dri Gerstel. Sie sind sämtlich vom Reichsarbeitsmtnisterium drahtlich um ihr Ecscheinen gebeten worden. Sie sollen am 20. Mai, nachm. 4st, Uhr im Reichs- arbeitsministerium zusammrntreten.

Die Bergarbeiterverbände.

Zu dem Schreiben deS Zechenverbandes an das Reichs­arbeitsmtnisterium, mit dem die Annahme des Berliner Schiedsspruch» mitgeteilt wurde, und zu dem auf allen Zechen ausgehängten Anschlag geben die vier Bergarbeiterverbände eine Erklärung ab, daß das Schreiben des Zechenverban­des an der Rechtslage, sowie an den Beschlüssen der Konferenz-n der O ganisattonen nichts ändern könne. Diese Beschlüsse hätten nach wie vor Geltung. Darnach bestehe die nach der Arbeitsordnung im alten Tarifvertrag festgesetzte Arbeitszeit unter und über Tage 7 bezw. 8 Stunden. Ferner erlassen die 4 Bergarbeiteroerbände einen Aufruf an Ihre Mitglieder in dem es heißt:

Die Bklegschastsversarnmlttngen einzelner Zechen des Ruhrgebiet» haben beschlossen, mit allen Mitteln ganz gleich, ob mit gesetzlichen oder ungesetzlichen den gegen­wärtigen Kampf zu verschärfen und die Notstandsarbeiten zu verhindern. Diese Beschlüsse würden von den vier Organi­sationen aufs schärfste verurteilt, da sie mit den gewerkschaft­lichen Grundsätzen in Widerspruch ständen und daher unter keinen Umständen von den Bergarbeitern befolgt werden dürften. Die Ruhrbergleute seien in den gegenwärtigen Kampf von den Unternehmern htneingedrängt worden. Er könne nur zentral von den am Tarifvertrag beteiligten Organisationen geführt werden, deren Beschlüsse allein maß­gebend und zu beachten seien.

Defchlagmchme der kohlen

Düsseldorf, 20. Mai. Havas meldet: Die französisch-bel­gische Ingenieur-Kommission habe die Abschließung und Be­setzung eines Teils der Koks- und Kohlenlager, die den Ruhr­zechen gehören, angeordnet, um den fortgesetzten Bezug von Kohlen für die Verbündeten und die französische Eisenbahn- verwaltung im besetzten Gebiet sicherzustellen. Die Ladungs­mannschaften werden aus Frankreich herbeigeholt. Der täg­liche Versand soll dadurch von 9000 aus 12 000 Tonnen ge­steigert werden.

Die Regierungsbildung.

Berlin, 20. Mai. Die demokratischeBert- Zkg." be­richtet, an die Führer des Zentrums, der Deutschen Volks­partei und der Bayerischen Volkspartei, nicht aber gn di« Demokraten, sei eine Einladung der Deutschnationalen Volke-partei ergangen, zu einer Besprechung über die Re­gierungsbildung am Mittwoch zusammenzutreten. Die Mit­telparteien seien aber der Ansicht, daß die Demokraten nicht ausgeschlossen werden dürfen, denn die bereits im Gang befindlichen Verhandlungen der drei Mittelparteien unter sich verfolgen den Zweck, ein außenpolitisches Programm crufzustellen, auf Grund dessen die bisherig« Koalition nach rechts oder links erweitert werde« könnte. Die Koalition «nüfse die stärkste Machtgruppe im neuen Reichstag blei­ben wegen ihrer Mittelstellung und vermöge ihres außen­politischen Kredits müsse sie die Entscheidung Mer di« Zusammensetzung der neuen Regierung in Händen halten. Man sei bereit, den Deutschnationalen Gelegenheit zur Ver­ständigung zu geben, nachdem sie aus ihr« unsinnige Forde­

rung des Rücktritts des Kabinetts vor Bereitstellung einer neuen Regierung verzichtet hätten.

Stresemonn Botschafter?

Basel, 20. Mai. DieBasler Nationalztg." läßt sich aus Berlin melden, die Frage der Neuwahl des Reichspräsiden­ten werde m den Vordergrund treten, wenn die Deutsch- nationalen zur Regierung kämen. Für Stresemann sei be­reits der Posten des Botschafters in Washington in Aussicht genommen. Die Nachricht ist sehr zweifelhaft. Wenn die Deutschnationalen zur Regierung kämen, würden sie wahr­scheinlich Dr. Stresemann nicht aus de» wichtigste» Auhen- eosten schicke».

Um das Sachverständigengutachten.

Englische Mahnungen

London, 20. Mai. Nach dem .Daily Telegraph* wir! die britische Regierung mit Paris keine weiteren Verhand­lungen über das Sachverständigengutachken führen, bis di« neue französische Regierung fest im Sattel sitze. Die Er­klärung Herriöts habe einen guten Eindruck gemacht.

Zu der Besprechung Mussolinis mit den belgischen Mi­nistern läßt sich die .Times" berichten, die Belgier haben verlangt, daß zuerst die Strafmaßnahmen gegen Deutschland festgesetzt werden sollten, bevor das Gutachten zur Durchführung gebracht werde. Die bestehenden Mei­nungsverschiedenheilen hoffe man überwinden zu können. Gegen die Einberufung einer Konferenz bestehen Bedenken, jedenfalls müsse die Klärung in Frankreich abgewartel werden.

Die .Times* bemerkt, das Sachverständigengutachten enthalte genügend eigene .Sanktionen*. Die Drohung, daß der Plan zusammenbreche, wenn er nicht als Ganzes angenommen werde, sei angesichts der bedenklichen Finanzlage Deutschlands eine ernste Warnung. Der Plan, an dem sich nichts ändern lasse, sei der einzige Ausweg un­feine Ablehnung würde verderbliche Folgen für alle betei­ligten Länder haben. Mac Donald handle wahrscheinlich klug, wenn er den Wunsch aufrechkerhalte, mit Frankreich ohne Rücksicht auf innere Veränderungen zusammenzuwir- ken. Außerdem bestehe keine Gewähr, daß die äußere Po­litik Frankreichs sich ändern werde. Noch ungewisser sei die Loge in Deutschland, wo die beiden stärksten Parteien sich lv Frage gegenüberstehen. Wenn die Deukschnationalen bei der Ablehnung verharren, so ergebe sich eine gefährlich«, «arneutlrch ftir DeskfchkurL.

Zustimmung Loolidges.

Pari», 20 Mat. DerNew-Dork Herold" meldet aus Washington: Cooltdge gab, wie tm Weißen Hause angekün­digt, seine Zustimmung zu einer Anleihe von 100 Millionen Dollar für Deutschland. Der N-wyorker Bankier Otto Kahn hat mit dem Präsidenten die Finanzlage Deutschlands be­sprochen und seine Billigung zu der vorgeschlagenen Aktion gegeben. Es werde festgestellt, daß Cooltdge und Kahn sich über die Methode, Deutschland nach dem Plane von Dame» Hilfe zu leisten, geeinigt hätten.

Die Gewerkschaften gegen die Auslieferung der Eisenbart

Berlin, 20. Mai. Wie die Blätter berichten, hoben tn« freien (soz.) Gewerkschaften sich mit den entsprechenden Ver­bänden in Frankreich und England ins Benehmen gesetzt: um eine Abänderung der Bestimmungen der Sachverstän­digen über Reichseisenbahnen herbeizuführen, die in ihr« gegenwärtigen Form für die breite Masse nicht annehm­bar seien.

Der Bruch in der Industrie

Berlin, 20. Mai. Die gestrige Versammlung der Deutsche«' Industriellenvereinigung nahm einstimmig eine Entsch lie- tzung an, in der es u. a. heißk: Die am 19, Mai im Hotel Esplanade in Berlin versammelten deutschen Industriellen er­klären, daß sie keineswegs einverstanden sind mit der Hal­tung, die die Leitung des .Aeichsverbands der deutschen In­dustrie* seit Jahren zu den Fragen der amtlichen deutschen Er­füllungspolitik eingenommen hat. Insbesondere beklagen sie, daß sie geholfen hat, Teile der Kriegsentschädigung völkerrechtswidrig in eine Privakschuld zu verwandeln. An­statt das Sachverständigengutachten für annehmbar zu er­klären, hätte der Reichsverband die Verpflichtung gehabt, auf die überaus' schweren Schäden hinzuweisen, die dem ganzen deutschen Wirtschaftsleben daraus drohen. In dem Vebergang der deutschen Tarifhoheit auf einen ausländischen Agenten sieht die Versammlung das Mittel, mit dem di« Wiedererstarkung der deutschen Volkswirtschaft hintange­halten werden kann, in der oorgeschlagenen Beherrschung des deutschen Kreditwesens durch die ausländische Groß­finanz den sicheren Weg zur Internationalisierung und Ver­sklavung der deutschen Industrie, in dem ganzen Geist des Gutachtens den Ausdruck des Hasses gegen die Gedanken, von denen die deutsche Sozialpolitik getragen ist. Der Reichsverband wird aufgefordert, von seiner Leitung ein« Aenderung seiner Stellungnahme zu erzwingen. Geheim­rat B o r s i g - Berlin erklärte, der Reichsverband als sol-' cher habe zum Sachverständigengutachken noch nicht Skel- luna acnommen und denke nicht daran, die Erfüllungs-