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mit äer Beilage
„Unsere Heimat"
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Gegründet 1826.
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Nagoläer Oagblatt
Schrtsllettunst, Druck und Berlag von <A. W. Zaiser (»arl Zcitler) Nagold.
Freitag den 18. Mai I8S4
mit illustrierter Sonntagsbeilage
„Feierstmiäen"
Das Reickskabmett wird am 57rri!ag und sich
über das' Lachverständigen-Gusachlen und die neue pa^a- mentarische Lage in Deutschland besprechen. Nach dem Lo- ka^anzeiaer wird das Kabinett der Aufforderung der Dmrtsch» nationaien. bis zur Bildung der neuen Regierung sich der amtlichen Behandlung der Sachverständiger,frage zu enthalten. keine Folge geben.
Wie verlautet, so« auf IS. Mai eine große Versammstm^ her deutschen Industriellen aller Zrvcige nach Berlin ernbe- rufen werden, die gegen, die Billigung des Sachverstandigen- Gulach'ens durch den Vorstand des Reichsverbands der deutschen Industrie (Dr. Sorge) Stellung nehmen wurde.
In einer Unterredung mit dem belgischen Erstminisier 5'-ums hat der deutsche Gesandte Keller, wie verlautet, erklärt. es unterliege keinem Zweifel, daß der deutsche Reichstag den Dawesplan annchme.
Die belgischen Minister Thsuvls und n-e-den am
k? "Stag zur Besprechung mit Mussolini nach Mailand ao- reiM.
König Alexander von Groß-Serbien hat seinen Dündnis- besuch in Paris (25. Mai) verschoben.
Die Nachricht von dem Tod Sunyaksens in Kanton wird von englischen Blattern widerrufen.
Der britische nationale Bergarbeiterbund hat eine Hilfsaktion zugunsten der notleidenden ausgesperrten Rnhrbergarbetter beschlossen.
Polizetoberst Seifser tu München hat gegen seine Verabschiedung Rechtsbeschwerde beim Staolsgerichtshof erhoben.
Linksruck und Frankensturz
Von einem außenpolitischen Mitarbeiter
Aus dem heftigen Meinungsstreit über die Ursachen des Linksrucks in Frankreich schält sich allmählich die Wahrheit heraus: Nicht außenpolitische Beweggründe, nicht der Blick auf Deutschland, nicht die engstirnige Entschädigungspolitik Poincares haben die Linksschwenkung der französischen Wählerschaft hervorgerufen, sondern die fast unheilbar erscheinende Erkrankung desFranken. Die innerpolitischen Folgen der immer neuen Frankenstürze, nämlich die unpopulären Steuererhöhungen und die diktatorisch ausgegebenen Finanzgesetze haben jene Unzufriedenheit der Kleinbürger geschaffen, die nun den Lieg der Linken sicherstellte.
Der Linkssieg löste zuerst einen neuen überraschenden Frankensturz in Newyork und London aus. Man kann diese Erscheinung nur daraus zurückführen, und in Finanzk;eisen ist dies auch geschehen, daß die englischen und amerikanischen Großbanken befürchten, eine linksgerichtete französische Regierung, in der die Sozialisten vertreten sind oder doch maßgebenden Einfluß ausüben, werde die zur Gesundung des Haushalts und der Währung nötigen Beschlüsse (Steuern, Ersparmsmaßnahmen, Schuldentilgung) nicht durchsetzen. Las ist eine Annahme, ein Verdacht. Man kann aber auch anderer Meinung sein. Der handelsrcdakteur der Londoner Times z. B. warnt vor solchen Schlußfolgerungen, da nach seiner Auffassung alle französischen Parteien sich bewußt sind, daß der Franken nur durch umfassende finanzpolitische Maßnahmen gebessert werden kann. Der Streit gehe in Frankreich überhaupt nicht darum, ob man Steuern zu diesem Zweck aüsbringen soll, sondern darum, welche Schultern diese Steuern zu tragen hätten.
Diese Erkenntnis des Engländers trifft den Nagel auf den Kopf. Wer auch am 1. Juni an die Spitze der politischen Geschäfte Frankreichs tritt, ob Briand oder Herriot oder ein anderer, seine einzige Sorge wird sein, Frankreich oor dem finanziellen Bankerott zu bewahren und dabei den kleinen Rentner nicht zu vernichten. Wir wellen den Leser nicht mit dm Zahlen der Frankenbewegung in dm letzten vier Nachkriegsjahren langweilm. Das Problem wurde brennend am 14. Januar dieses Jahrs, als Poincare die denkwürdige Rede hielt, die sich nur mit jener anderen während des Krieges vergleichen läßt, die von Llemenceau nach jedem vatze mit dem Schreckenswort unterbrochen wurde: „Und die Deutschen sind in Noyon!" Diesmal lautete der Einwurf: „Und das Pfund steht auf 96 Franken!" Klüger als damals Briand hütete sich Poincare wohl, auf die Unterbrechung zu antworten. Er hat zu allen Zeiten am liebsten Mtt einer Kammer gearbeitet, der ein wenig Schreck in dm Gliedern saß.
Poincare begann die Reform durchaus folgerichtig da- k daß er die G^hx im Innern beschwor. Sie bestand k klemm Sparer, die Inhaber der Schatzscheine,
vurch lne Geldentwertung beunruhigt, in immer wachsender Zahl anfingen, ihre kurzfristigen Scheine am Verfalltage nicht mehr zu erneuern, sondern deren Auszahlung zu fordern.
zur Katastrophe führen. 60 bis 70 Milliarden chatzscheinc befinden sich in den Händen der Kleinsparer.
Wurde Die Panik allgemein, so war der rscmreroir unausbleiblich. In aller Eile wurde vom Finanzministerium die Vorlage über 'die Befreiung der Scheine von jeglicher Einkommensteuer audgearbeitel, die dann auch ihre Wirkung nicht verfehlte. Dann setzte die große Finanzaktion ein. Unter Führung der B.ank von Paris warfen Morgan, Hart- ses und die Westminsterbank ungeheure Beträge in Pfund und Dollars auf den Markt. Die Spekulation ging mit und die Besserung des Franken machte Fortschritts. Aber jeder denkende Franzose weiß, daß es nur eine künstl - che Besserung war. Um den Franken wirklich vor dem Schicksal anderer europäischer Währungen zu bewahren, sind neben dem Haushaltsgleichgewicht drei große Reformen notwendig: Erstens die Befestigung der schwebenden Schuld im Innern. Zweitens die Befestigung der schwebenden äußeren Schuld (die sich auf mindestens 35 Milliarden Franken beläuft und besonders von den ungünstigen Handelsbilanzen in den ersten Nachkriegsjahren herrührt). Drittens die Tilgung der Staatsschulden an England und Amerika. Dis Abtragung des Schuldenberges — man munkelt von der Abtretung gewisser- Kolonialbesitze an England oder Amerika — könnt« von der Kammer des Nationalen Blocks nicht in Angriff genommen werden. Nur ein Linksblock kann den Knoten lösen.
Me sieht es mit dem Wettrüsten unserer Nachbarn aus?
Don Frankreich ganz zu schweigen. Das strotzt nicht nur in Waffen, sondern achtet mit Aengstlichkeit auf unsere Abrüstung, macht sich allerlei märchenhafte Gedanken über geheime Rüstungen in Deutschland und bereitet neuerdings eine Note des Verbands vor, die die MWärüberwachung in Deutschland fordern will.
Aber Frankreich, das nicht den Mut besitzt, allein mit uns fertig zu werden, sucht überall in der Welt Bundesgenossen und will diese militärisch so- stack als möglich machen. Da ist die Tschecho-Slowakei. Diese soll und will sein Heer mit dem Mauser-Selbstladegewehr, dem vollkommensten Gewehr, das zur Zeit existiert, ausrüsten. —
Dann Polen! Man weiß ja, was sein famoser Ministerpräsident im Schilde fährt. Obwohl Polen, das nach Lloyd George im Weltkrieg nichts, rein nichts geleistet hat, dennoch im Versailler Vertrag mit einem beispiellosen ^Schweineglück" davongekommen ist, ist es heute noch nicA zufrieden. Seine Minister reden immer noch von „vielen unbefreiten Brüdern", die sehnfüchtig der Stunde harren, di«
sie in das Vaterhaus zurückfuhren soll. Polen kann sich heut« eine Friedensheeresstärke von 280 000 Mann, also dreimal mehr, als das 66 Millionen-Volk der Deutschen halten. In Wirklichkeit werden es mehr als 300 000 Mann sein, und in wenigen Jahren hat Polen sicher ein durchgebildetes Kriegs- Heer von einer Million. Für die Durchbildung sorgen Ä« französischen Drilloffiziere. Das Geld hiezu erhält es ebenfalls von Frankreich, das zwar seinen Schuldverpflichtungen gegenüber England und Amerika nicht Nachkommen kann und will, das aber für polnische Heereszwecks Geld genug hak Und Kanonen und Munition kann sich Polen jetzt aus eigenem Grund und Boden beschaffen. Die Franzosen haben zv diesem Zweck ihnen Oberschlesien geschenkt.
Nicht weniger denkt auch Rumänien an eine Abrüstung. Als 1920 auf der Völkerbundsversammlung Lord Cecil die Frage der Abrüstung anschnitt, meinte der rumänische Vertreter, sein Staat könne unmöglich mit der Abrüstung beginnen. Zuvor müßten die Nachbarn mit gutem Beispiel vorangehen. Natürlich spricht man in Rumänien von einer „russischen Gefahr". Aber das fft mehr oder weniger Vorspiegelung falscher Tatsachen. In Wahrheit steckt hinter den rumänischen Rüstungen abermals Frankreich. Auch Rumänien soll zu der großen Einkreisung Deutschlands beitragen und für den Fall, daß Rußland Deutschland zu Hilfe kommen wollte, den Prellbock nach Osten abgeben. Und so hat Rumänien mit Polen eine Art Militärkonvention geschlossen. Die beiden Generalstäbe stehen in naher Verbindung miteinander. Und der rumänische General Florescu hat unlängst eine dreiwöchige Reise >n die Hauptgarnisonsorte Polens gemacht.
Frankreich selbst, um noch einmal auf unfern Erzfeind zurückzukommen, scheut kein noch so schweres Opfer, um einem etwaigen „Nachelrieg" Deutschlands siegreich begegnen zu können. Dieser Aufwand ist so gewaltig, daß er n kurzer Zeit die französischen Staatsstnanzen zerstören muß. Der Fall liegt genau so wie im Jahre 1913, als Frankreich d e dreijährige Dienstzeit einführte. Damals mußte es aus ?inen baldigen Krieg drängen, weil dis Finanzlage nicht mehr auszuhalten war.
Der französische Rüstungskoller steckt selbstverständlich auch die anderen Völker an. England muß gern oder ungern an einen Zeitpunkt denken, wo es sich mit seinem ehemaligen Verbündeten kriegerisch auseinanderzusetzen hat. Jetzt allerdings ist ihm Frankreich weit überlegen, zu Lande mii feinen 800 000 Bajonetten und seinen Riesengeschützen, di« .zufällig" am Kanal aufgestellt sind; zu Wasser mit seinen Tanch-Booten, deren unheimliche Zahl begreiflicherweise sehr deimlicb aeöalten wird: und erst reckn in den Lüsten m:>
Fernsprecher Nr. 29.
«erbretlelst, gettunatm Oberau tSrezirk. — Nu- ,eigen fird daher von beste» Erfolg.
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Telegramm-Abriss«: Gesellschaft« Nagold.
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S8. Jahrgang
riner Luftflotte, die der englischen Merlach stlnrlegcn ist. ücur in der Zahl der Großkampfschisse ist Großvr.iannien dem französischen Verhcmdsgenossen überlegen.
Ja, sogar die Amerikaner, deren Mund sonst von Frieden und Abrüstung zu triefen pflegt, haben neuerdings durch den Mund ihres Präsidenten Cookidge erklärt, auch ihr Land müsse notgedrungen an seine Sicherheit denken. Es wäre töricht, ungerüstet zu bleiben, während die ganze Welt rund herum in Waffen starre.
Wir sind also noch lange nicht an dem heißbegehrten pazifistischen Ziel des Weltfriedens und der Völkerversöhnung angelangt. Nein, wenn wir die gegenwärtige Weltlage recht verstehen, so war die Menschheit nie so kriegerisch gestimmt wie heute, und dies trotz des Gefühles der Kriegsmüdigkcst das begreiflicherheise der Weltkrieg in Millionen und Abermillionen zurückgelassen hat. Nur dem Deutschen sind dst Hände gefesselt. „Deutschlands Abrüstung" war das Schlagw: rt, das bei den letzten französischen Wahlen all« Parteien rechts und links einmütig ausgaoen. Wann wirk die Stunde schlagen, wo diese Fesseln uns abgenommen werden? Aü Ist.
Die Lage im Kohlengebiet.
Berlin, 15. Mai. Die Schlichtungsverhandlungen, die am Mittwoch morgen unter dem Vorsitz von Reichskanzler Maix begannen, sind noch nicht zu Ende gekommen. Der Reichskanzler stellte die Bereitwilligkeit der beiden Parteien fest, ein Schlichtungsverfahren über die gegenwärtigen Streitfragen zu eröffnen.
Köln, 15. Mai. Angesicht» der großen Not, die durch die Aussperrung der Bergleme in vielen Familien Einzug gehalten hat, hat sich Kardinal Schulte telegraphisch mit dringenden Vorstellungen an das Retchsarbeitsminffterium gewandt, zur Wiederherstellung des sozialen Friedens im Ruhrgebiet.
Wie das „Berl. Tagebl." au» Essen meldet, machen sich die Wirkungen der Arbeitsruhe im Ruhrbergbau immer störender im Eisenbahnbetrieb bemerkbar. Die französisch belgische Regie hat bis jetzt 36 Personenzüge wegen Kohlenman» gels auSfallen lasten müssen.
Oberschlefien.
Hindenburg, 14. Mat. Die Streiklage in Oberschlesien hat eine Verschärfung dadurch erfahren, daß nunmehr auch die einzig noch arbeitende Grube, die Hedwig-Wunsch-Grube, in den Streik getreten ist. Auch die Belegschaften der Oberschlesischen Etsenbahnbedarfsartikel-A.G. u. der Oberschlesischen Eisenindustrie A. G haben sich dem Streik angeschlossen.';
Beuthen, 14. Mat. Heute morgen suchten Streikende in Miechowitz Arbeiter, die in der Preußen-Grube Notstandsarbeiten verrichteten, gewaltsam von der Arbeit abzuhalten. Es entstand eine große Schlägerei, so daß Polizei etngretsen mußte. Die Polizei wurde vom Felde aus beschoffen. 7 Rädelsführer wurden festgenommen.
Die Regierungsbildung.
Berlin, 15. Mai. Ein Führer der Deutschnationalen Volks» artei, Universitätsprofessor Hötzsch, schreibt in den „Baste» Nachrichten", seine Partei sei bereit, die Regierungsbildung zu übernehmen, wenn sie dazu aufgefordert würde. Sie Habs niemals die Verpflichtung abgelehnt, die Lasten der Kriegs- entschädigung auf sich zu nehmen, aber diese dürften die Leistungsfähigkeit des deutschen Volks nicht übersteigen und die Freiheit und Hoheit Deutschlands muffe gewahrt bleiben. Ihre Grundeinstellung sei aber eine andere als die der Parteien, die bisher die Regierungen gebildet haben, und demgemäß könnte sie auch keine Verträge schließen, über Verpflichtungen, die unerfüllbar wären. Ob über bas Sachverständigengutachten Verhandlungen möglich seien, hänge viel mehr vom Verband als von Deutschland ab.
In einer Versammlung der Gewerkschaftsvertreter teilte Reichstagsabgeordneter R. Müller (Soz.) mit, Reichsprä- sident Ebert werde die Regierungsbildung nicht der Deutschnationalen Volkspartei übertragen, da sonst die Durchfüb- rung des Sachverständigengutachtens gefährdet werden könnte.
Forderung der Deulschnattoualeu.
Berlin, 14. Mat. E» heißt, daß die Deutschnationale Volkspartet an die Regierung die kategorische Forderung richten werde, ihren Rücktritt zu erklären und sich bis zur Bildung einer neuen Regierung jeder Wetterführung direkter oder indirekter Verhandlungen über das Sachverständigen- Machten zu enthalten.
Das Ziel der Kommunistischen Parker ,
Berlin, 15. Mai. Eine Vertreter-Versammlung der Kom-s munistischen Partei aus dem ganzen Reich hat sich einstimmig für bedingungslosen Kampf gegen die Sozialdemokratie und für die gewaltsame Errichtung der Rätediktatur in Deutschland ausgesprochen.
po
Ni
T?r deutsch-russische Streitfall
Berlin, 15 Mai. Der Streitfall wegen der russischer »Hcmdelsvertr una" ist erledigt. Der deutsche Botschafter