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Unsere Heimat"

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Echrtstlettung, Druck und Verlag von ». W. 8 als er (Karl Zaiser) Äiagold.

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Gegründet 1826.

Mittwoch de» 14. Mai 1924

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98. Jahrgang

Tagesspiegel

Die Gesamlzühl der Streikenden in den deutschen Kahlsn- aebreten betrug am Montan abend 468 000. wovon 402 600 aus das Ruhrgebiet kommen. Das. ÄLichsarbeitsamt schätzt die Verluste der ersten fünf Streikiage auf etwa 50 MrKionen Gsldmark.

Der bayerische Landtag wird voraussichtlich am 25. Mai zusanmwntreteu, der Reichstag am 2?. Mai.

Herr v. Kahr weilt zurzeit nach derB. Z." als Vr'vsst- man« m Berlin. Er unterhält keine Beziehungen zu politi­schen Kreisen.

Das Wahlergebnis in Frankreich: Konservative 11 (ISIS 261. republikanische Vereinigung 37 (202). Linksrepubllkaner 82 (185), Rechtsradikak 34 (50), Sozialistisch-Radikale 127 (79). republikanische Sozialisten 39 (47). Sozialisten 101 (50). Kommunisten 29 (13). Stichwahlen 4. Außerdem stehen noch 10 Ergebnisse der Kolonien aus.

An der syrischen Grenze haben nach dem Londoner ,DL?lr> Expreß" neue Kämpfe zwischen Türken und Fran­zosen sialigefunden, in denen letztere 120 Manu verloren.

Der Reichsarbeitsminister Brauns hat die Pertreter der Bergarbeiter and der Zechenorfltzer auf heute zu Eint» gungsverhaudinngen nach Berlin geladen.

Die große Gefahr.

Die Streikbewegung im Ruhrgebiet nimmt einen Umfang an, der zu den bedenklichsten Folgen führen kann. Die Nach­richten über eine baldige Beilegung des Konfliktes zwischen Bergarbeitern und Zechenbesitzern sind zum mindesten sehr verfrüht, wichtiger ist es für uns, daß wir den großen Ge­fahren mutig ins Auge blicken.

Das Zsnlrum des Kampfes liegt im rheinisch-westfälischen Kohlenrevier; daß der Streik übergre.ft auf das sächli che und oberschlestsche Bergbaugebiet, zeigt schon die Bedeutung dieser Rtesenbewegung für das wirtschaftliche L-ben Deutschlands. Die Führer und Drahtzieher der ganzen Streckbewegung müssen Leute sein, denen das Wohl und Wehe des ganzen Vaterlandes wenig gilt und die nur in diesem Generalstreik ein Mittel sehen zur Durchführung ihrer Pläne. Diese Führer sind zum großen Teil Kommunisten. Und darin liegt die große Gefahr, weil die Erfahrung lehrt, daß kom­munistische Streikletter, nur um politische Ziele zu errei­chen, die gewagtesten und für die wirtschaftliche Einheit des ganzen Reiches verderblichsten Experimente machen. Die po- ltttschen Rückwirkungen sind ebenso groß wie die Wirtschaft- lichen.

Welchen Charakter diese politischen Rückwirkungen tragen, das haben bereits die Reichstagswahlen in Oberschlesten ge­zeigt, obwohl damals die Differenzen noch nicht ihren Höhe­punkt erreicht haben: ein gewaltiges Anschwellen der kom­munistischen Stimmen und ein starker Rückgang der Sozial­demokratie, die sich, das zeigt wieder die Erfahrung, bemüht hat, wirtschaftliche Streitigkeiten auch nur wirtschaftlich durch­zuführen. Daß die Zentralstreikleitung im Ruhrgebiet die­tricht tut, sondern daß sie ganz andere Ziele im Auge hat. zeigt folgender Aufruf der Generalstreikleitung (in der Mehr- zahl Kommunisten):

Der Aufruf der Zentralstreikleitung.

Der Bergarbeiterkampf ist der Auftakt zu revolutionären Kämpfen über ganz Deutschland! Es ist unser Ziel, in den Bergarbeiterkampf mit htnetnzuziehen Hunderttausende und Millionen von Metallarbeitern von Rheinland und Westfalen ! Der Kampf der Bergarbeiter um die Stebenstundmschtchl und der Kampf der Metallarbeiter um den Achtstundentag gehören zusammen! Wir wollen mit diesem Kampf .. die Pläne der Sachverständigen,

die auch die Pläne der deutschen Kapitalisten sind, vernichten l

Wir wollen die Autorität des kapitalistischen Staates zer- stören I Wir wollen die Kämpfe ausweiten über ganz Deutsch­land ! Wir wollen der Arbeiterklasse zum Bewußtsein bringen, «atz nur unter revolutionärer Führung, unter Führung der Kommunistischen Partei, unter Führung der revolutionären Betriebsräte der Steg errungen werden kann! Sicherung der Stebenstundenschicht und des Achtstundentages ist heute m" ^"schaftlicher Kampf mehr. Sie bedeutet den ersten Vorstoß seit Oktober

S»m Kampf um die Macht!

Trümmern der von der revolutionären Einheit! mr?!k^".^°"ischen Arbeiterklasse zerschlagenen kapitalistische "ird die Arbeiterschaft errichten die kommunistisch ^ Diktatur des Proletariats über die Lusbeutri ^ der Kampf um die Siebenstundenschtchl . A^pf um den AchtstundentagI ES lebe di Dwaiur de, Proletariat«!

d-n Worten: Die Leitung deS Generalstreiks i

»«mm«* m.^???Eschasten uns der Hand gerissen und de

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v-mo. Au, dem Kampf um die Arbeitszeit wird ein Angri

auf den Bestund des S.aateö. Sie vrdemer üen ersten Vorstoß seit Oktober zum Kamp! um die Macht" und wepn es nicht gelingt, di« B-wrgung noch rechtzeitig umzu­biegen, so bedeutet die.« nichts anderes, als daß wir zu den gefährlichsten inneren Erschütterungen, welche insbesondere das Schicksal der Rerüenmark stark beei fluffen würden, kommen müßten, die Deutschland abermal« wett vom Ausstieg enrfer nen würden.

Die Anwe'euhelt des S.'paratistensührersMotte" im Ruhrrevier ist ein trauriges Symptom für di« Lage und trägt sicher dazu bei, den Streik zu verschärfen.

Dar ckt die große Gefnhr, die m d-.-m Bergarbeiterstr<ik für dos oanze Deutschland liegt. Schon meldet! sich Be- lrtebseinstkllungen von allen Eckcn, dir Kommunisten sind eifriger denn je am Werk. WaS »n« einige Aussicht bietet auf ein Wiederoufstngen unseres Volkers das Sachverständi­gengutachten, das soll vernichte: werden!

Das Smatsintertsse legr allen Beteiligten, auch und ins besondere den Unternehmern, die heilige Pflicht auf, alle Folgen ihrer Handlung gründlich zu bedenkm. Nicht hie Arbeitgeb-r hie Arbeitnehmer, das führ«, zu Haß und Kampf! Die Regierung muß jede sich bietende Gelegenheit benützen, muß immer wieder versuchen, vermittelnd einzu- greifen, so lange, bis es gelungen ist, die str-itenden Parteien auf einer Linie, die doch wohl eine mittlere sein wird, zu einigen. Auch für die R'giernng ist ja diese Frage wegen der RkparmionLfordecungen eine hochpolitische und darum hat sie das Recht der Einmischung in Liese zunächst wirt­schaftlichen Fragen. Die Arbeiterschaft aber, di« sich blind­lings radikalen Führern verspricht, möge bedenken, daß die allgemeine Forderung auf Abbau der Kohlenpretse geht. Durch den gegenwärtigen Arbettskampf werden die Werke in ihrer wirtschaftlichen Lage so weit zurückueworfen, daß das Problem des Abbaus der Kohienpletse, das für die ganze Industrie, Handel und Gewerbe von eminenter Bedeutung ist, auf absehbare Zeit un-lösbar gemacht wird.

Und wer ist der Leidtragende? Das ganze deutsche Volk!

Die Lage im Kohlenbergbau.

Die Lage im Ruhrgebiet ist unverändert, eher verschlech­tert. Von ver Gesamtbelegschaft sind Montag früh die Früh­schichten nur zu 93,59°/» gegen 93,24°/» am Samstag etn- gefahren. Anfahrende Belegschaften wurden von den Streik­posten belästigt. Die Bergarbeiterverbände sperren die Ar­beitswilligen aus den Belegschaften aus. Während in den letzten Tagen die Notstandsarbeiten fast durchweg geleistet wurden, sind nun auf einer Reihe von Zechen die Notstands- arbeiten verweigert worden. Dadurch werden zahlreiche Schachtanlagen geschädigt. Seit Sonntag ist das Eingreifen der Kommunisten stärker geworden. Sie wollen sich hinter die Micum sticken und fordern in ihrer ausgesucht oaterlandS- losen Haltung die Arbeiter auf, zu arbeiten, wenn die Zechen unter Notverwaltung der Micum genommen würden.

Wie die Blätter melden, sind Montag morgen die Kokerei­arbeiter der ZecheViktoria Matthias" nicht zur Arbeit er­schienen; infolgedeffen ist eine Unterbrechung der Gasver­sorgung von Essen zu erwarten.

Der Kampf im Ruhrgebiel

Essen. 13. Mai. Die Verhandlungen des Reichsarbeltr- Ministers über den Rahmentarif sind ergebnislos abgebrochen Morden. Die Verhandlungen sollen nun im Reichsarbeüs- lninisterium in Berlin wieder ausgenommen werden.

Der Zechenverband gab die Erklärung ad, daß nur durch Annahme der Verbindlichkeitserklärung des Schiedsspruchs kine Verständigung möglich sei. Zu einer Fortsetzung der Verhandlungen über den Rahmentarif sei der Zechenverband bereit, wie er auch seinerseits diesen Tarif mit der löprozen- ligen Lohnerhöhung ufw. genau eingehalten habe.

Gelsenkirchen. 13. Mai. Von den Kommunisten wurden mhllose Flugblätter verbreitet mit der Aufforderung, ine Ausbeuter mit Hacke und Hammer niederzuschlagen, aus den Wohnungen der Kapitalisten herauszuholen, olle Lebensnnt« iel zu beschlagnahmen und Streikbrecher sowie Polizisten, so­weit sie nicht Komunisten seien, umzubringerr.

Die französischen Wahlen.

Die Niederlage des nationale» Blocks.

Paris, 18. Mai. Das endgültig« Ergebnis der fran zöfischen Wahlen bestätigt die Niederlage des nationalen Blocks, der zusammen 122 Sitze verloren hat» während der Linksblock 97 Sitze gewonnen hat.

Paris 13 Mai. Der heutige Miuisterrat tagte von 10 bis 12'/» Nhr. De« Vorsitz führte Mtllerand. Sämt­liche Minister waren anwrsend Nach einer lebhafte« Ans­sprache, an der vor allem PoiocarS teilnahm und in welche auch Mtllerand eingriff, ward« folgender Beschluß gefaßt: Potncare wird am 1. Juni den gesamten Rücktritt seines Kabinetts dem Präsidenten der Republik unterbreiten.

Di« Regierung bteidt, da thevretifch die alte Kammer bi» zum 1. Sani besteht, bis z« diesem Tage im Amt.

PoiacarS verzichtet auf den verabredete« Besuch bei Mocdon atd am 19. Mai.

Pari«, 13 Mai. Die Haltung de» Präsidenten Mille­rand ist noch unbestimmt. Für den Rücktritt des Präsi­denten ist natürlich der Miuisterrat nicht zuständig, doch scheint die politische Lage den Rücktritt Millerands zu fordern.

Die Blätter des Linksblock verlangen den sofortigen Rücktritt der Regierung, vor allem müsse Poincare seine Reise nach Chequers am 19. Mai unterlassen. Mac Donald werde zwar höflich genug sein, ihn zu empfangen, aber nicht naiv genug, um ihn anzuhören. Wenn Poincare mit sei­nem Rücktritt warte, bis die Kammer am 1- Juni zufam- mentrete, so werde nur die Angelegenheit der Entschädigung verschleppt.

Ere Nouvelle" verlangt auch den Rücktritt des Staats­präsidenten Millerand, denn seine Politik sei es. die verloren habe die bisherigen Regierungsblätter sind all­gemein der Ansicht, daß die neue Kammer Deutschland gegen­über die Politik Poincares fortsetzen werde.

Sozialistische Abgeordnete werden in der neuen Kam- ner einen Antrag einbringen, für alle politischen Gefaiwe- aen Straferlaß zu gewähren und die seit dem Streik vo n fiahr 1919 entlassenen 2-5 000 Eisenbahner wieder einzu- stellen.

Lloyd George freut sich

London, 13. Mai. In einer Rede im Vorstand der Na- iionalliberalen Vereinigung sagte Lloyd George, ganz Europa freue sich über den Sieg der Liberalen in Frankreich. Er 'ei überzeugt, daß dieses Ereignis zum Frieden in der Welt füh­ren werde.

Mac Donald sagt ab

London, 13. Mai. Reuter meldet, die Zusammenkunft Doincares mit Mac Donald in Chequers müsse wahrschein­lich aufgegeben werden. Die Besprechung werde erst später stattfinden können, da der neue Ministerpräsident Zeit haben müsse, um sich in der Frage zu unterrichten.

Die englische Presse äußert sich zu den Vorgängen in Frankreich überrascht. DieTimes" schreibt, Poincarö werde einem andern Platz machen müssen. Die neue Kammer weiche zwar von derjenigen, die nach dem Krieg gewählt wurde, erheblich ab, es sei aber daran festzuhalten, daß bis heute keine Partei die Ruhrpolitik angegriffen habe; fast alle Parteien hoben sie offen oder stillschweigend gebilligt.

Rom, 13. Mai. Die französischen Mahlen haben in Ita­lien Erstaunen hervorgerufen. Es werde sich nun wohl auch die französische Politik ändern müssen, meint dasEiornale d'Jtalia . DerMondo" sagt, Poincare habe sicher mit einem Sieg des Rechtsblocks gerechnet, deshalb habe er sich bei der letzten Regierungskrise mit Loucheur vereinigen wollen.

Brüssel, 13. Mai. Der belgischeSoir" stellt fest, daß di« französischen Wähler durch ihre Abstimmung hauptsächlich ihrem Mißmut über die neuen Steuern Ausdruck geben wollten. Poincare habe die innere Politik zu sehr vernach­lässigt. Die äußere Politik Frankreichs werde keine wesent; iiche Veränderung erfahren, darüber solle man fick in Deutschland doch ja keiner Täuschung hin geben. DieJndependence Belge" schreibt, die franzö fischen Radikalen unter Herriot und Renaudel werde? nach außen eine ebenso vaterländische Politik betreiben, wi< die Arbeiter Englands.

Neue Nachrichten

Rationaler Block der Mitte"

Berlin, 13. Mai. Aus den Kreisen der Mittelparkeien D die Bildung eines Blocks angeregt worden, der aus Zen­trum, Deutscher Volkspartei und Demokraten, allenfalls noch aus der Bayerischen Volkspartei bestchen und den Namen Nationaler Block der Mitte" führen soll und die wohlwol­lende Unterstützung der Sozialdemokraten haben würde. Das Zentrum würde als stärkste Partei des Blocks die Kanz­lerschaft beanspruchen, die Deutsche Volkspartei würde sich aber nur cmschließen, wenn Stressmann Außenminister bliebe. Verbindliche Besprechungen haben noch, nicht stattge­funden. (Der Block der Mitte würde einschließlich der Bayer. Volkspartei über 153 Stimmen, mit den Sozialdemokraten über 253 Stimmen gegen eine Opposition von 218 Stimmen verfügen.)

Die deukschvölkifchen Forderungen im Reichstag

München, 13. Mai. Die Deutschvölkischen werden den Reichstag und der Reichsregierung folgende Fordwunge» übergeben: Wahl des Reichspräsidenten durch das deutsch« Volk gemäß der Weimarer Verfassung; Ernennung eines Generals zum Reichswehrminister; Wiedereinführung der Farben Schwarz-Weih-Rot; Aufhebung des Ausnahmege- fetzes zum Schutz der Republik; Aufhebung aller Verbote »on vaterländischen, völkischen und Wehroerbänden: Auf«