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Rr. »1
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mit <!er Beilage
„Unsere Heimat"
Nagoläer ^agblalt
Schriftleitung, Druck und Verlag von s. W. Zaiser (Karl Zager) Nagold.
mit illustrierter Sonntagsbeilage
„Feierstuncken"
-gründet 1826.
Montag den 12. Mai 1924
Fernsprecher Nr. 29.
verbreitetste Zeitung tm Oberau tsdezstk. — Anzeigen stob daher oo» beste« Erfolg.
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98. Jahrgang
Tagesspiegel
Minister Skresemann hatte eine längere Unterredung Mit dem englischen Botschaftsrat.
Der Völkische Block des bayerischen Lcmdkags erklärt, daß er im Landtag Mitarbeiten werde. (Der Block zählt 23 Abgeordnete, die Bayerische Volksparkei, die die Regierungsbildung übernehmen wird. 4L).
Die Pariser Blätter melden, PoincarS habe den Vorschlag Mac Donalds angenommen, am 20. Mai nach Chequers lbel London) zu kommen. Das »Echo des Paris" bemerkt, es sei unwahrscheinlich, daß in Chequers bindende Abmachungen getroffen werden, was durchaus urcht im Sinn Pom- cares wäre.
Me albanischen Muß-Serben haben sich in Tirana uns aderen Orlen gegen dis großserbische Herrschaft erhoben und die Skcrdk Krurna erobert. Die serbischen Truppen sollen .die Ordnung wisderhergssteLk" haben.
Das Abgeordnetenhaus in Washington lehnte den Vorschlag des Präsibenlen Loolidge ad, den Ausschluß, der Japaner von der Einwanderung bis 1. Alärz 1925 zu verschieben.
Die Jahresversammlung der amerikanischen Handelskammern hat sich in einer Entschließung gegen die Ausschließung der Japaner aus den Bereinigten Staaten ausgesprochen.
Der Präsident der Bereinigten Staate« hat erklärt, 'as amerikanische Volk müffe seine nationale Verteidigung afreari erhalten.
Ei« Grotzfeuer vernichtete am Freitag abend im Hamburger Hafen einen großen Schuppen mit Waren der deutsch russischen Transport Gesellschaft.
Sogenannte Handelsvertreter
Der deutsch-russische Streitfall
Die Befreiung des gefangenen Kommunisten Votzenhard durch politische „Genossen" im Gebäude der russischen Handelsvertretung in Berlin und das Eingreifen der preußischen Polizei hat zu einem diplomatischen Streitfall geführt, der aber vielleicht schon in den nächsten Tagen allseitig als ein reinigendes Gewitter begrüßt werden wird. Zunächst sieht ja die Lage fast drohend aus- Rußland hat seine Beteiligung an der Kölner Messe abgesagt. Alle für Deutschland bestimmten russischen Warensendungen sollen an der Grenze, d. h. noch in Rußland angehalten und nach England geleitet worden sein. Die russischen Regierungsverireter verlassen buchstäblich „im Flugs" Berlin, und der Volkskommissar Litwi- now in Moskau erklärt abwechselnd der Rosta und dem Reuterbureau, daß die deutsche Regierung sich ganz unglaublich benommen habe.
Was hat die deutsche Negierung g-stan? Sie hat das Vorgehen der Polizei gebilligt. Ein entsprungener Häftling wird verfolgt. In dem Riesengebäude der russischen Handelsvertretung in der Lindenstraße — es e mH äst 500 Zimmer —, wohin er seine Wärter auf der Durchreise durch Berlin gelockt hatte, wußte er zu entschlüp^n. D:e Russen waren ja „feine Leute". Sie halfen ihm. Die Polizei besetzt die Bureaus und durchsucht die verdächtigen Räume. Dabei fällt ihr — ein glücklicher Zufall, nicht vorherige Absicht — ein erhebliches belastendes Material in die Hände, aus dem die politische Betätigung dieser russischen Behörde zur Unterstützung des deutschen Kommunismus klar hervorgeht. Unter anderem fand man gewaltige Mengen von Flugblättern, in denen die deutsche Schutzpolizei aufgesordert wird, sich der kommunistischen Bewegung anzuschlreßen!
Man fand no<, manches andere mehr, und darob natürlich größte Entrüstung im sowjetrujfischen Lager. Was denn die deutsche Rolizn in einem „exterriorialen" Gebäude, also sozu.'egen auf russischem Boden zu suchen hätte? Das sei Verletzung des Abkommens vom 6. Mai 1921 und des Rapallovertrags. Das Berliner Auswärtige Amt hätte unbedingt den polizeilichen Ueberfall verhindern müssen. So die Russen. Von deutschamtlicher Seite ist dagegen bereits folgendes festgestellt: Die russische Handelsvertretung, die in der Lindenstraße ihren Sitz hat und nicht zu verwechseln ist mit der russischen Botschaft Unter den Linden, war früher, als nach dem Krieg die Anbahnung begann, allerdings mit diplomatischen Funktionen ausgestattet. Aber gerade seit dem Vertrag von Rapallo und seit der Ernennung von Botschaftern ist die russische Handelsvertretung zwar noch ein Regie- runasamt, aber keine diplomatische Bestäche mehr. „Exterritorialer" Charakter ist ihr niemals zugebilligt worden. Vor ungefähr Jabren fanden darüber eingehende Verhandlungen - - -
,, ..... rcruc we ^onzei^ emen entwischten
-„er noch lange anaefragt, wärmste lächerlich gemorsten. mu,jte handeln, und sie ist dmch.strs richtig re f..-i,r:n.
Herr Litrvinow hat dis Rechtsfrage mit volitischen Verdächtigungen vermeng!. Er hat behaupte!, die deutsche Negierung habe durch absichtliche Störung des deutsch-russische» Verhältnisses Herrn Poincare — eine Kußhand zuwerfe» wollen. Welcher Unsinn! Ferner habe sie die derzeitige» englisch-russischen Verhandlungen stören und Mac Donald — kopfscheu machen wollen. Nun, die deutsche Diplomatie wal nie so intrigant wie die russische.. Die Russen setzen ihr bewährtes Talent, alle gegen alle zu Hetzen, irrtümlicherweisl bei federn anderen voraus. Und überdies: Die deutsche Regierung hat es nicht nötig, die Engländer be! ihrer Konferery mit den Russen kopfscheu zu machen. Mac Donald wird di« Berichte über das Treiben der russischen Abordnung in Kanada erhalten haben. Diese Leute trafen inst sechzig schwerer Koffern dort «in. Man öffnete trotz ihres Protestes: Da- engusche Nordamerika sollte mit bolschewistischen Schriften überschwemmt werden. Die Handelsvertreter waren politische Werber. Die Untersuchung im Berliner Fall wird Aohnliches erweisen. Daher der Lärm, ?. kH
Das amtliche Ergebnis der Reichstagswahlen
Das Livttichs Ergebnis der ReichslaZswcchlsn Nach den neuesten amtlichen Feststellungen des Wahlergebnisses, die zum Teil bereits auf den von den Kreiswahl- ausschüffen anerkannten Berechnungen beruhen, wurden abgegeben insgesamt 29 311442 Stimmen. Davon entfallen auf:
Ver. Sozialdemokratische Partei .
5 991 547
Deutschnationale Volkspartei . . .
5 764 628
Zentrum .
3 981057
Deutschs Bolkspartei.
2 646 747
Deutsche Demokratische Partei . .
1 661 425
Kommunistische Partei ....
3 728 069
Bayerische Bolkspartei . . . . .
941 982
Bayerischer Bauernbund ....
685 273
Deutsch-Hannoversche Partei . . .
318 505
Der-ftch-Völkische Freiheitspartei. .
1 922 626
Landliste.
568 780
Deutsch-soziale Partei ....
338 348
USP. . . '.
234 708
Bund der Geusen e.
58 890
Christlich-Soziale Volksgemeinschaft
124 626
A:heisnehn:c-7-Par!-.'l.
36169
Frciwirischcntsbund.
36 024
Hüußxrbund ..
23 862
Nationale Freistsitsvartei.
59 114
Nationale Minderheiten ....
133 540
Zarter der Mieter ......
46 991
Republikanische Partei ....
/5 867
Sozialistischer Bund. k . . . .
25 617'
Nicht in die Rrichsliste eingeschlossene
Gruppen , .
' 16 967
Die Verteilung der Mandate nach Kreislisten, Verbandslisten und nach den bei den Reichswahlvorschlägen Ausge- schisdenen ist folgende:
Ver. Sozialdemokratische Partei . 82 -l-11 4- 7 — 100
Deutschnationale Volkspartei . . 80 -!- 3 -l-13 — 96
Zentrum.. . 52-l- 5 st- 8— 65
Deutschs Volkspartei.30 st- 8 st- 6 — 44
Deutsche demokrast'ch? Partei . Ost-12 st- 7— 28 Kommunistische Partei . . . 42 st-11 -«- 6 — 62
Bayerische Volkspartei . - - - 14 st- Ost- 2— 16
Bayerischer Bauernbund ... 3 st- 2 st- 5 — 10
Deutsch-Hannoversche Partei . . 4 st- 0 st- 1 --- 5
Deutsch-Völkische Freihsitspärtei . 13 st- 9 st- 10 — 32
Landliste . . 7 st- 1 st- 1 ^ 9
Deutsch-Soziale Partei .... 0 -I- 2 st- 2 — 4
Gesamtzahl der Mandate . . . 336 st- 64 st- 71 — 471
Es ist nicht ausgeschlossen, daß die Zahl der Abgeordnetensitze nach eine geringe Erhöhung erfährt, und zwar nicht be! der Feststellung des amtlichen Wahlergebnisses, sondern bei der späteren Durchprüfung der Abstimmungsniederschristen. Es hat sich nämlich herausgestellt, daß, entgegen den erste» Meldungen, die Zahl der ungültigen Stimmen gegenüber den früheren Mablen gestiegen ist. Während im Fahr 1920 die Höchstziffer der ungültigen Stimmen in einem Wahlkreis 12 000 betrug, melden diesmal Merseburg 14 361, Düffeldorf-Ort 24 904 und Westfalen-Süd 34 484 ungültig« Stimmen. Es ist möglich, daß ein Teil dieser Stimmen nachträglich für gültig erklärt werden wird, so daß der einen oder anderen Partei noch ein Mandat zufallen könnte.
Der Nuhrstre'ck
Heber dem Ruhrgebiet lastet außer dom Druck der Be^ seirung nun auch die schwarze Wolke o-.s Streiks. Mcyr cu-- e«rie Howe Million Bergleute, mindestens 90 vom Hunoerl der Belegschaften, fahren nicht in die Eeuoen. L.e streuen, weil sie die verlängerte Arbeitszeit nicht mehr emhairen wollen, oder sie sind äusgesperrt, well sie nur 6 ins ? SmndLN arbeiten wollen. Es ist ganz dasselbe.
Das Abkommen mit den Zechenoezchern, das eme o d e LlMrrdige Schicht unter Tage vorichrreb, ist am 1- Mm c.ch ! aelauken. Die Erneuerung des Abkommens verzogene st-g.
I Die Arbeiter stellten höhere Lohnforderungen, Venen me Zechenverwaltungen trotz ihrer Sorgen und trotz des erschwerenden Industrie-Abkommens insofern nachkamen, als sic sich bereit erklärten, in allen Revieren höhere Löhne als in der Vorkriegszeit zu zahlen, im Ruhrrevier 15 o. H. mehr. Und dies, obwohl heute in vielen Revieren die Leistung pro -Mann und Schicht nur 70 v. H. der Äorkriegsleistung beträgt! Die Arbeitgeber wiesen nach, daß die Lohnerhöhung für sie ein Opfer von 8,5 Millionen Goldmark monaklich bedeutet. Die Gewerkschaften weigertcn sich, den neuen Vorschlägen zuzustimmen. Darauf sprach der Reich?arbeitsmini° -ter Brauns durch verbindlich erklärte Schiedssprüche die Fortsetzung der Mehrarbeit aus. Die Folge waren Sabotie- cung der Schiedssprüche, Arbeitsverweigerung, Streik und llussperriMg.
Dies der Gang der Dinge bi- zum „Kriegsausbruch". Der Kampf, der jetzt tobt, geht, rein wirtschaftlich beirochtet, um eine Arbeitszeit, die der Kohlenindustrie und damit zusammenhängend natürlich auch der Metallindustrie die Fortsetzung ihrer Erzeugung ermöglicht Der Streik bringt dem Bergbau auf jeden Fall große Schäden. Denn die Industrie steht unter der Last der EiüfchädiglMgsverpflichtursi gen, die um so schwerer drückt, als das Liefersoll trotz dei Verminderung oder des gänzlichen Ausfalls der Förderung unverändert bleibt, zumal an die Stelle der prozentualen Anteile in der Förderung Neuerdings wieder die feststehenden Ziffern von Spaa getreten sind.
Die feindliche Jngenieuriommision kennt keine Gnade. Sie besteht auf pünktlicher Weiterliescrung, droht, gegebenenfalls Beschlagnahmungen vorzunehmen und weitere Zechen in Verwaltung zu nehmen. Ein Glück, daß die Kohlcnvor- r-öte im Augenblick sehr groß sind. Das Liefersoll an die Franzosen und Belgier ist für dir nächst- Zeit gedeckt. Auch mr Eisenbahnen verfügen im Augenblick über reichliche Vorräte. die dem Friedensstand uneder einigermaßen gleich- kommen. Die Kokereien und die allgemeinen Notstandsarbeiten können durch das Beamtenpersonal einigermaßen auf- rechwrhastcn werden. Wenn aber der Streik länger dauert als die Vorräte reichen, was dann? Die Arbeiterschaft ist zurzeit finanziell sehr schwach. Kassen, die den Streik bezahlen könnten, sind nicht vorhcmüen. Nach dem neuen, von den Arbeitern durchgesetzten Lohnsystem sind nur ganz kleine Lohnbeträge rückständig. Sie werden bei der Auszahlung infolge der. von ihnen verminderten Arbeitszeit auch noch gekürzt werden. Wenn nun der letzte Pfennig verbraucht ist und immer noch Arbeitskrieg herrscht? Die warme Mittaassuppe, die in den Städten des Ruhrgebicts auf Gemeinde- kosten verabreicht wird, tut es nicht, Verbitterung, Aiüruhr, Plünderung werden die Folge sein. -—er. »
Dke Krise im Bergbau
Verschärfung des Kampfes.
Berlin 10. Mat. Blätter sprechen »n ihren Meldungen aus dem Ruhrgebiet von einer Verschärfung de» Kampfes im Bergbau. Kommunisten und auch d,e jetzt tm R chrgebiet sehr rcge listigen Separatisten gewinnen an Einfluß unrer den ausgesperrten bezw. streikenden Bergarbeitern. Die Zahl der Hüttenwerke, die infolge Kohlenmanaels zur Stillegung ihres Betriebes gezwungen seien, habe sich weiter erhöht. Auch habe die Koksversorgnng mehrerer Städte, darunter, Essen, eingestellt w erden müssen.
_Ausruf des A.D.G.D. zu Geldsammlungen.
Der „Vorwärts" veröffentlicht einen Aufruf des Allgem. Deutschen Geiverkschaflsbuudes und d«S Asabundes, in welchem die Arbeiter und Angestellten aufgefordert werden, für die ausgesperrten Bergarbeiter des Ruhrgebiets unverzüglich Sammlungen einzuleiten, da es sich bet dem Kamps der Beigarbetier» schaft r m die V rtetdigung des Achtstundentags der deutschen Arbeiter handle.
Nach einer Meldung des „Vorwärts" aus Amsterdam hat sich eine Anzahl internationaler Gewerkschaft»führer, darunter auch englische, belgische und nstder ländrsche Bergarbeiter- Vertreter ins Rnhrgebiet begeben, um sich mit den dortigen Gewerkschaften ins Benebmen zu setzen.
Der Schaden
Von industrieller Seile wird der Verlust für den Bergbau auf iäastch 8—9 Millionen Golk mark geschätzt. Dazu komme die außerordentliche K-rpitalnot, die den Bergwerken die Durchhaltur-g des Kampfes erschwert. Andererseits aber sind die Bergarbeiter küssen recht spär. ich gefüllt.
Der Kampf um dl« Arbeitszeit
Essen, 11. Mai. Den Arbeiters der Betriebe wurde mit- geteilt, daß unter der Bedingung der Anerkennung des Schiedsspruchs (8 bezw. IvstimÄge Arbeitszeit) die Arbeit jederzeit wieder ausgenommen werden kann. Die Radikalen :vc' nr ge-'en Re TH—'i-7'uus der Ar-beit.
Tw-—i-c'c-er'- n:'. no ur G el i e n ki rcd e n ''' H ' einen d-- i./H'v.n Fn-
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