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Unsere Heimat

mit illustrierter Sonntagsbeilage

Zeierstunäen"

Nagoläer Oagblatt

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Gegründet 1826.

Tchriftlettung, Druckend Verlag von B. W. Zaise r (Narl Zaiser) Nagold.

Samstag den 3. Mai 1S24 Fernsprecher Nr 29

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98. Jahrgang

Worte sind keine Soldaten

und Reden find keine Bataillone, und wenn wir den Feind im Lande haben, und wir lesen ihm diese Reden vor. dann lacht er uns aus.

Fürst Bismarck im Reichstag am 11. Januar 1887.

Von der Vaterlandsliebe.

Was heißt Vaterlandsliebe? Ist sie nur ein Festgewand, Idas wir höchstens bei seltenen Feiertagen anziehen, die Sorgen der mühevollen Alltagsarbeit zu vergessen und für wenige Stunden über unser kleines Ich hinauszuwachsen und aufzugehen in dem großen Leben und Sein eines ganzen Volkes mit seiner Geschichte, seinem Werden und Wollen? Vaterlandsliebe, das ist die Liebe zu dem Boden, der uns geboren, zu der Sprache, die wir sprechen, zu dem Volke, dessen Glieder wir sind. Dort sind wir zu Hause. Das ist die Heimat, die unsere Jugend grüßte, der Nährboden, auf dem wir wachsen und unserer menschlichen Bestimmung entgegenreifen. Das Gefühl des Geborgenseins umgibt uns dort, der Sicherheit des Daseins. Eltern und Voreltern waren dort ansässig und bekannt. Und unserer Kinder Land soll es werden und bleiben. Generation auf Generation hat seit Jahrhunderten auf diesem Boden gelebt, in stetiger, nie verzagender Arbeit das Gebäude der Kultur errichtet, in dem wir heute wohnen, und das auszubauen und zu ver­schönern unser innigstes Ziel ist. Dunkel und unbewußt ist uns meistens dies Gefühl der Liebe zu dem Lande unserer Väter. Selbstverständlich scheint uns dies Verwachsensein mit der heimatlichen Scholle. Man lernt ein Gut ja erst schätzen, wenn sein Besitz bedroht ist! Zeiten der Not sind es, die die glimmende Glut zu Hellem Brande entfachen. Wenn der Feind an den Grenzen steht, wenn Unglück und Unheil über ein Land, ein ganzes Volk hereinbrechen, dann wird dem einzelnen jäh bewußt, daß er ein Glied dieser Gemein­schaft, daß er nur durch sie ist und lebt, daß es das kost­barste Unterpfand des Daseins zu verteidigen gilt. Gibt es etwas Größeres und Wunderbareres als diese heilige Leidenschaft eines Volkes, um Heim und Herd zu kämpfen, fei es gegen Menschen und Naturgewalten? ! Da wird der einzelne zum Helden, da fallen alle die Unterschiede von Mensch zu Mensch, die sonst uns trennen, da gilt das Leben, mein Leben nichts, das Leben der Nation alles! Vater­landsliebe, das ist das große völkererhaltende Prinzip, das erst eine menschliche Geschichte möglich macht. Es schafft und trägt die endlose Kette derer, die vor uns waren, und derer, die nach uns kommen werden. Wie die Zelle im Organis­mus des menschlichen Körpers nur lebt im Zusammenhang mit allen übrigen Zellen, so auch der Mensch nur im Ver­bände der Familie und die Familie nur im Verbände der Nation.

In den Zeiten des Glücks ist's leicht und billig, sein Vaterland zu lieben, ihm zu dienen. Da verlangt dies Die­nen vom Volte keine großen Opfer, keine bitteren Ent­sagungen. Aber wie der wahre Freund sich erst im Unglück zeigt, so erkennt sein Land seine treuesten Söhne erst in der Not. Dann gilt es, das eigene Ich bewußt zurückzustellen, Entbehrungen auf sich zu nehmen, die Selbstsucht zu unter­drücken, um dem großen Ganzen zn dienen in selbstloser Hingabe -bis zum Opfer des Todes. Ist's nicht so, daß eine Mutter gerade das Kind am innigsten liebt, das ihr am meisten Sorge und Kummer bereitet hat? Nicht anders mit der Liebe des Menschen zu seinem Vaterlande! Weil er mit ihm durchs tiefste Elend gegegangen ist, well er mit chm seine tiefsten Stunden menschlicher Erkenntnis durchlebt hat, weil er alles dafür hingab, darum liebt er'um so heißer den Boden, der sein Lebensblut getrunken, das Volk, dessen Kampf auch sein Kampf ist, mit dem er siegt oder fällt. Sein Vaterland lieben, das Unsterbliche.,in sich lieben, heißt das Ich zum All erweitern! Niemals aber hat ein Volk der Erde so der Liebe bedurft, niemals hat es aber auch so auf diese Liebe Anspruch gehabt, wie unser großes .deutsches Vaterland!

Zur Reichstagswahl.

.Israel, daß du verdirbst, ist deine eigene Schuld!" Dieses vernichtende Urteil des Propheten Ist mir in letzter Zeit der öfteren eingefallen, wenn ich sehe, welche Formen der Wahlkampf bereits anzunehmen droht. Ich muß gestehen, "^,tch den amtlichen Stimmzettel mit den vielen Wahlvor- Wägen, den kleinen und großen Gruppen, zu G: sicht bekam, Gefühl tiefer Beschämung mich ergriffen. Ist dar der Weg, fragte ich mich, auf dem wir zu einer Slltigkett '" unserer Politik kommen neu? Ist diese Zersplitterung das Mittel zu einer lragfähigen politischen Macht, ausgerech­net m einer Z-ft, wo uns erneut F sseln durch unsere Feinde angelegt zu werden drohen? D?m Vaterlandsfreund muß ^us^tun zu sehen, wie vielfach Standes und Kirchturms- pottttt die Bildung eines großen bürgerlichen Blockes verhi: - AM"' kommender Zeit eine starke Regierung zu

längere Zeit etne Stetigkeit.in der Politik zu imstande wäre. Wie du bet dem Vielerlei wühlen sollst? Steh dir einmal die Parteien genau an.

1. Mit der Pistole auf der Brust mußten wir uns zur Kriegsschuldlüge bekennen und eben auf dieser er­zwungenen Unterschrift ist der Versailler Vertrag aufgebaut. Mit ihr steht und fällt er. Durch ihn sind wir ehrlos. Aber wie können wir wieder ehrlich werden in den Augen der WM? Der Erfolg hätte uns ja ohne Weiteres ehrlich ge- nmcht. Wird dieses Wunder auMdie mühsame Selbstbehaup­tung vermögen? Die Zeit wirMzwar ihr Werk tun und die Wahrheit wtiH sich schließlich attch einmal durchsetzen. Aber sie humpelt eben auf Krücken durch die arge Welt. Wir müssen uns wieder bewußte Achtung verschaffen:.Eine ko m- mende Regierung muß amtlich die Schuldfrage au fr ollen.

2. Wie stehtS mit dem sogen. .Sachverständigen- Gut achten?" Eins steht fest: Ein neues Versailles zieht drohend herauf. Mehr denn je ist dieEinheitsfront" un­serer Feinde an der Arbeit, demzreschwächten deutschen Volks- körper erneut weitere kchröpsköpfe aufzusetzen und uns vol­lends den letzten BlutstropsenLabzuzapfen. Eine deutsche Regierung kann sich nur darM an den Verhandlungstisch setzen, wenn restlos all daS Unecht, das man uns in den letzten Jahren angetan, rückgängig gemacht wird. Noch schmachten 1800 deutsche Ruhrg^angene in französischen Ge- sängviffen, die nichts anderes verbrochen haben, als daß sie ihre Pflicht gegen Las deutsche Vaterland erfüllt haben. Noch ist ihr Heimatland von einem erbarmungslosen Feind rechts­widrig besetzt, noch haben wir keine Sicherheit über die im Versailler Vertrag vorgesehenen RäumungSfristen der Rhein­land«, noch feiert etne halbwilde französische Soldateska ihre Orgien auf deutschem Boden, noch ist zu unseren Häupten daS Damoklesschwert weiterer Sanktionen. Soll nun, wie «S leider scheint« vorgesehen, durch bedingungslose Annahme eine weitere Rechtsgrundlage für eine rohe Politik der Ge­walt geschaffen werden?

In deinen Händen liegtS am 4. Mat.

3. Das Bedientrnvolk der Erde hat man uns schon ge­nannt. Wir werden es ewig bleiben, wenn nicht doch ein­mal unser Stolz sich stählt. Noch lebt immer noch der Herr Professor, der seinen Regenschixn vergißt und die Brille auf der Nase sucht: er ist unsterblich. Wir innen in unfern Schulen alte Geschichte. Wir erfuhren mit Staunen, was sich einstens DariuS täglich zürufen ließ:Herr, gedenke der Athener I" Wir 'erschauerten, als Hamilkar den kleinen Hanntbal an den Altar führte und ihm den Schwur unauslöschlichen Hasse« gegen die Römer abnahm. Aber gelernt haben wir scheints bisher io wenig aus den schönen Geschichten als aus dem eisernen Leterum censeo deS alten Kato. Wir sind leider dieselben geblieben, wie zu den Zetten des Cherusker-, der durch seine eigene Sippe fiel und große Hasser, wie Bis- marck einer war, versinken in die Masse der Gleichgültigen und der Vergeßlichen. Diese Eigenschaft muß ich wohl »der übel Charakterlosigkeit nennen. Weil wir politisch charakterlos waren, hat man uns nirgends geliebt und überall mißtraut. Weil wir charakterlos waren, Landen wir hinter dem dreckigsten serbischen Hammeldieb zurück. Gr hatte einen schlechte» Charakter; aber er hatte wenigstens einenl Nein, es ist jetzt höchste Zeit, daß wir das bekommen, was uns bisher als Volk gefehlt hat: Charakter, ein deutsches Gesicht. Wir brauchen keinen Bund des Hafs-s zu bilden und uns wie altgermanische Rauhbeine in die Wälder unserer Heimat zurückziehen. Aber wir dürfen aller Verständigung zum Trotz, nicht vergessen, was man uns angetan hat: Ehrabschneidung und Hungersnot! Wir müssen verfahren wie die Franzosen: immer daran denken und nicht davon reden!

Das befolge und du wirst am 4. Mat den rechten Zettel finden. Dann dämmert gewiß eines Tages über dem deutschen Dunkel die Sonne. Möge sie über einem Geschlecht aufgehen, das viel gelernt und nichts vergessen hat!

Oberjetttngen. Oberlehrer Wagner.

Du willst nicht wählen . . .?

An der Urne dieses vierten Maien steht das Schicksal unsrer deutschen Welt, blickt auf all die bangerfüllten Reihen, die ihr Hoffen auf den Tag gestellt.

Und das Schicksal kann sie alle zählen.

nur du fehlst noch. Denn du willst nicht wählen I

Was im Schoß der nahen Zeit gebunden,

weisest du verbittert von dir ab,

da Bergang'nes töricht du befunden,

weil'- dir nicht den Glauben wiedergab.

Sitzst zu Haus mit hohnverbiff'nem Schmälen, hältst dein Weib zurück: du ivillst nicht wähle»! Weißt du, Armer, der im Sonntag kleide seine Faulheit eifrig Trotz benennt, der sein Schwert läßt stumpfen in der Scheide, daß es mehr denn je im Hause brennt?

Willst du selbst dein Unglück dir verhehlen, dumm und stier, und sagst: Ich will nicht wählen? Mehr denn je steht über deutschen Tagen eine Unheilssonne, falsch und fahl!

Und dein eigen Herz wird bald dir sagen, daß dein Trotz der Heimat Zukunft stahl.

Und wenn ihre Feinde siegend gröhlen, bist d u schuld! D u wolltest ja nicht wählen!

Ja, dann zehr' dich auf a» deinem Trimme, deutsche Fraue oder deutscher Mann du versagst dem Vaterland die Stimme, also hast du nicht mehr teil daran! .

Mensch, du kleinste aller deutschen Seelen, der du protzst und trotzst: Ich will nicht wählen!

Bor der Entscheidung.

Morgen ist nun der Tag, an dem das deutsche Volk 'an die Wahlurne schreitet, an dem etne Verantwortung auf jeden einzelnen Volksgenossen gelegt wird, wie sie wohl grö­ßer nicht verlangt »erden kann. Viele zucken in diesen Ta­gen über die Unzahl der Bewerberlisten zu den Parlamenten ' die Achsel. Mit einem gewissen Recht! Sie sagen, so ist eben der Deuische, nur im Sonderüasein der Gruppenrecht» haderet sei ihm wohl. Aber man darf nie vergessen, daß dies eben ein Spiegelbild der Zustände ist, an denen unser VolkSkörper schlechthin krankt, krankt durch die ungeheuren geistigen und materiellen Anspannungen der letzten Jahre. Doch dürfen wir über die vielen Einzelnen hinaus den Blick aufs Ganze nie verlieren! Um was geht es denn?

Um nicht« Geringeres als um die Erhaltung und Festigung der deutschen Kultur. Von Osten und Westen ist diese deutsche Kultur bedroht, von Osten dadurch, daß jener große Jdeen- strom über das gesamte mittlere und westliche Europa sich ausgteßen will, ohne die Tatsache zu bedenken, daß die Ver­wirklichung dieser Ideen, kurz Bolschewismus, die in Ruß­land vorübergehend erreicht wurde, für deutsche Verhältnisse einfach nicht paßt, von Westen dadurch, daß sich Franzosen und Belgier mit allen politischen, wirtschaftlichen und kultu­rellen Mitteln bemühen, deutsches Kulturleben aus Rheinland und Westfalen zurückzudrängen, um ihre eigene Lebens- und Weltanschauung an deren Stelle zu setzen. Um diese deutsche Kultur, da geht der Kampf; das ist die Linie, auf der sich alle vernünftig denkenden deutschen Frauen und Männer einigen können, zum Wohle des großen sozialen Ganzen. DaS große deutsche Gemeinztel, die Erhaltung der deutschen Kultur, muß der Grund sein, von dem au« jeder Deutsche seine Entscheidung zu trcffen haben wird. Wir können ver­schiedener Ansicht sein, welcher Weg da gegangen werden muß, aber daß Eine wollen wir doch zur Grundvoraussetzung unserer Entscheidung mache», daß derjenige, der nicht meinen Weg geht, deswegen nicht weniger kein Vaterland liebt als ich, der einen andern Weg für den bessern hält. Man kann etne Partei nach dem beurteilen, wie sie sich über die andern Parteien ausläßt I Täuschen wir uns nicht darüber, daß unS auch in ab­sehbarer Zeit harte Opfer und schwere Lasten beooi stehen, aber diese Opfer können w«r nur ertragen, wenn wir wissen, daß alle Kreise des deutschen Volkes gleichmäßig darunter leiden, daß etne wirkliche Notgemeinschaft, hervorgerufen durch äußeren Druck, durch die Erkenntnis, daß wir der Entente die größte Freude machen, wenn wir uns selbst zirfleischen, durch die Einsicht, daß wir alle staatsbejahenden Kräste zusammenfaffen müssen, um einig und geschloffen an dem Wiederaufstieg zu arbeiten, entsteht, und aus diesem gemeinsamen Erleben deutscher Not heraus ivteder den Glauben zu staden an Deutschland« Zukunft. Denn wir haben noch eine weltge­schichtliche Aufgabe zu erfüllen, der deutsche Seist der Denker und Dichter, der deutsche Geist des Arbeitswillens, der Pfl cht- erfüllung, sie sind im großen Prozeß des Lölkergeschehen« notwendig.

Und nun gehe in dein stilles Kämmerlein, deutscher Mann und deutsche Frau, und ringe und prüfe. Laß Beistand und Gefühl wallen, laß nicht persönliche Abneigungen oder Zu- stimmungen den Ausschlag geben, sondern richte den Blick auf das große Ganze.

Deutsche, die die Sehnsucht quälet Nach entschwundner Sonne Glanz o Deutsche, wenn ihr heule wählet Denket an das große Ganzei Laßt den Hammer! Laßt die Feder!

Auf zur Urne, Hand tn Hand l

Und es denke jeder, jeder

Einzig an das Baterckandl ^.k.

Zehn Gebote für die Wahl.

1) Der Stimmzettel für die Reichstagswahl ist weiß. Er muß in den weißen Umschlag.

2) Der Glimmzettel für die Landtagswahl ist blau. Er mutz in den blauen Umschlag.

3) Suche dir genau das Wahlvorschlagsfeld deiner Partei heraus.

4) Du darfst nur einen Ring mit einem Kreuzlein de- zeichnen.

5) Du mußt den amtlichen Stimmzettel und den amtlichen W chlumWlag verwenden.

6) Nnnm da» Änkreuzen schon zu Hause vor.

7) Loß all« Bemerkungen auf dem Wahlzettel fort, ins­besondere verstopfe deine poetische Ader.

8) Gehe beizeiten in« Wahllokal.

9) Du mußt, die Lauen und Trägen zur Ausübung der Wahlpflicht auffordern.

10) Dies aber ist das größte und vornehmste Gebot: Wähle richtig."