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«e,«g»pretS im April ^ 1.60 tinschl. LrSoerlohn, «m.-Nr. 10 «oldpfge., Grundpreis f. Anzeigen: Di, einspaltige Zeile aus gewöhnlicherSchrist oder deren Raum IS Bold- »sennige, Reklamen 95 Goldpfennige, Familien- anz.lv «oldpfennige. Bei aerichtl. Beitreibung und Konkursen ist der Rabatt hinfällig.
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„Unsere Heimat"
Nagoläer Dagblatt
mii illustrierter Sonntagsbeilage
„Feierstunäen"
.Schrtstlettung, Druck.und Berlag von ». W. Zaiser (»arl Zatser) Nagold.
Nr 10V ^ Gegründet 1826 Dienstag den 29. April 1924
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verbreitetste Zeitung i« Ober»» tSdezirk. — Au« zeige» strd daher von beste» Erfolg.
Dor »«les. »oftrL«, »«»»«- »»ri«i »e«Lhr kiern»««-». »I »ted letu« » «Ltz» »alt» Lbern,««.», daß ,d«r R«ria««l t»
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98. Jahrgang
Tagesspiegel
Das Tachverständigengntachten stellt bezüglich der Beamtenbesoidang fest, daß «it einer Steigerung der vom Reiche zu zahlenden Beamtengetzälter 'gerechnet werden motz. Damit ist die jetzige Notlage der Beamtenschaft voll und ganz anerkannt.
Der GntschSdignngsaosschntz veröffentlicht die Antworten der vier Mächte auf die Dawesdertchte. Frankreich: Die deutsche Regierung könne in diesem Falle nicht auf gleichem Fuße «it den alliierten Regierungen dehaudelt werden Die in der Hand Frankreichs befindlichen Pfänder werde« vorerst nicht'heronsgegeben. Die andern Länder, England, Belgien und Italien gebe» «ntgegen- »ommrnde Antworten, nur PoincarS macht Umstände.
Das Reichskabinett Kal die neue zustimnvnde Antwort- »ote an die Pariser Entschadigungskormnission einstimnüg unbenommen. Der Reichskanzler Hai den Vertretern der be- iekten Gebiete und der grossen Parteien vom hauptsächlichen Inhalt Mitteilung gemacht. Die EntschZdigunaskomnnssron oettangt vollständige vorbehaltlose Annahme des Sachver- Mndigenvorschlags.
Die Vaterstadt Hekffcrichs. Neustadt a. Haardt (Pfalz) ner- miskalteke am Sonntag für den verunglückten Staatsminister a. D. eine große öffentliche Trauerkundgebung.
Me bergifchen Minister Tbeunis und Hymans hasten am Montag vormittag eine 2 Mündige Unterredung mit Pom- rare, der nachmittags nochmals eine Besprechung folgte. Abends fuhren die Minister nach Brüssel zurück.
Morgan wird mit amerikanischen Bankhäusern über ein« Anleihe «>n 100 Millionen Dollar für Deutschland (?) verhandeln.
Der tschechische Anßeumimster Benesch wird anfangs MM «ach Rom reifen, um mit der italienischen Regierung einen Lü-Üichs»: Bmckrag «ÄqsjaKeßen, wie er zwischen Italien und lSüdflawb». besaht.
Die Ausschlachtung der Eisenbahnen
Ans dem §achverstä«digea-Berichk
Die Reichsregierung hat den Bericht der Sachverständigen als geeignete Grundlage für die Entschädigungsrego- lung anerkannt. Unter dem polittschen Druck des Verbands blieb ihr vielleicht keine andere Wahl. Das enthebt aber die öffentliche Meinung in Deutschland nicht der Aufgabe, Kritik an den Einzelheiten des fremden Gutachtens zu üben und auf Unerträglichkeiten hinzuwsisen. Betrachten wir uur einmal die Vorschläge über die Ausschiachtung der deutschen Eisenbahnen.
D e Sachverständigen leiten diesen Teil ihres Gutachtens mit den bezeichnenden Worten ein: „Von dem Besitz und de« E.nnahmeguellen des Deutschen Reiches und der deutschen Staaten, auf die Artikel 248 des Versailler Vertrags Anwendung findet, ist das deutsche Eiseubahnsystein unleugbar am wichtigsten: es kann auch am Leichtesten für Entschädi- gungszwccke nutzbar gemacht werden." Es erscheint den Gutachtern also ganz selbstverständlich, daß das beste Stück Fleisch des deutschen Wirtschäftskörpers als Festbraten aus den Tisch der Entschädigung kommt.
Die „Verpfändung" der deutschen Eisenbahnen — man sollte dieses peinliche Wort nicht vermeiden — ist von Nn Sachverständigen in der Weise gedacht, „daß die gesamten deutschen Eisenbahnen entweder zu einem Verkehrssystem m einer einzigen Leitung vereinigt werden, oder daß sie in bisheriger Weise in mehrere Systeme geleilt werden, die im Einvernehmen miteinander arbeiten, mit den gleichen Tarifen and unter den gleichen allgemeinen Bestimmungen." In diesem Satz sehen unverbesserliche Juristen eine Verurteilung der französisch-belgischen Vahnverwaltung :m besetzten Ge- s ei. Wir können darin nur eine Gefahr erblicken Denn wenn die Reichsbahn in mehrere Systeme geteilt bleibt, werden die Franzosen und Belgier ihre „Regie" weiter als Domäne besonderer Ausbeutung beanspruchen.
Ferner: In dem Gutachten ist für die Neuordnung de,
chsbahn ein Verwaltungsplan ausgestellt, ähnlich dem sin die kommende Währungsbank. Dieser Verwaltungsplar eiUzieht die Reichsbahn der Hoheit des Reichs und unterstelli de einer Leitung, die im Geist der Verbündeten arbeite» muß. Der Generalverwalter der Reichsbahn soll zwar ei» deutscher sein, aber von dem achtzshnköpfigen Rat der Direktoren wird die Hälfte durch einen ausländischen Treuhände, ernannt und über allem thront ein „Eisenbahnkom-' m Mor", der weit größere Rechte Hit und letzte Jnstary kst Eu nächtigen Fragen ist. Er hat darauf zu achten, das „a ^."llchadigungÄasten, die auf der Eisenbahn liegen, ovl alle Falle und um jeden Preis herausgeholt werden. Er ifi Werkzeug der Verbündeten. Er sorgt dafür, daß di« uuelle un Metzen bleibt: eine Milliarde Goldmark jährlich und Zwar aus der Verkehrssteuer 250 Millionen Goldmari Haushaltplan für 1924 mit 227 Millionen veranschlagt), die resturen 750 Millionen wären hecauszupressen durch
Don der kolonialen Schuldlüge.
Die große L'Zze.
Lloyd George gab am 24. Januar 1919 im Rat der Zehn eine kurze Erklärung ab, worin er darlegte, daß die deutsche Kolonialpolttik schlecht gewesen sei „in Südw.stafrika hätten sie absichtlich eine Aulrottunglpolitik verfolgt."
War KolonialsachverstSndipe sagen:
Vilcount Milner am 13. Januar 1914: Deutschland ist verhältn,»mäßig ein Neuling auf kolonialem Gebiet und hat sich, nachdem e» eingrtreten ist, seiner Aufgabe mit charakteristischer Gründlichkeit und Energie unterzogen. Er würde ein großer Fehler sein, zu glauben, daß wir von seiner Erfahrung auf diesem Gebiet ntchir zu lernen haben.
HandrlSmtnister Foster von Kanada: die Kraft u. Stärke und dar System, mit dem Deutschland sich in den letzten Jahren der Arbeit der aurländtschen Kolonisation unterzogen Hot, ist sehr beachtenswert gewesen.
Der frühere engl. Kolonialgouverneur Sir Harry Iohnston kurz vor dem Kriege in einem in Stuttgart gehaltenen Ko- lsnialvortrag: Wenn von den großen Kolonialvölkern der Welt gehandelt wird, ist er schwierig, zwischen den Deutschen und den Engländern einen Unterschied -u machen!
Der frühere amerikanische P> äsident, Theodore Roose» velt» schreibt 1910: Er sind erstklassige Menschen, diese Engländer und Deutschen; beide verrichten in Ostafrika ein Werk, da» der ganzen Welt zugute kommt.
L. Hamilton, l9l3: Wo immer der Deutsche sein mag, der Schulmeister ist immer dabei; in Verbindung mit den Missionaren haben dir Kolonialregierungen die Erziehung der Eingeborenen zu einer geradezu bewundernswerten Größe entwickelt! '
Dann stehr ferner die Tatsache fest, daß die englische Regierung dem deutschen Reich vor dem Krieg« große weitere Kolontalgebtete vertragsmäßig zu überlasten im Begriff war.!
»
Ich habe nur englische und amerikanische Stimmen angeführt. Vergleiche jetzt damit die Behauptung von Lloyd George und höre morgen die Behauptungen der Alliierten insgesamt, festgelegt in der Mantelnote vom 10. Juni 1919.
Ti ns'chHankun g der 'D«TrTev sans g a^en, we» ceren Personalabbau (!), durch Streichung ode, Kürzung aller Erneuerungen und durch noü st ärk eres Anziehen der Tarifschraube.
Bei allen Vorschlägen stützen sich die Sachverständiger bekanntlich auf das Gutachten der besonderen Eisenbahniach verständigen Acworth und Lese vre, das als Anlag« zu den Berichten im Wortlaut veröffentlicht wurde. Vor diesen beiden Richtern über Deutschland — Acworth hat be der „Gesundmachung" des österreichischen Eisenbahnsystem! gezL.gk, daß er auch sehr daneben urteilen kann — stamme, die schweren Vorwürfe, die in dem Sachrerständ'gengutach ien gegen die deutsche Eisenbahnverwallung der Nachkriegs zeit erhoben werden. Sie habe an Größenwahn gelitten, sic! nicht nach der Decke gestreckt, verschwenderisch und un,zweck mäßig gearbeitet, so daß man den Männern, die Jahre hin durch eine derartige unkaufmännischs Wirtschaft betriebe! hätten, nicht die Unordnung der Eisenbahn allein aiwer trauen könne. Solche Anwürfe, angesichts der Tatsache, di >edem Reisenden auffallen muß, nämlich, daß alle deutsche. Bauten und Neuanschaffungen (besonders die Personen wagen) nicht entfernt den Luxus aufwctsen, der jetzt im inter nationalen Verkehr getrieben wird!
Und das Schlimmste: „Die Reineinnahmen der deutsche, Eisenbahnen", so schreiben die Sachverständigen, „dürfe, nicht ermäßigt werden, um der deutschen Industrie eine, unangemessenen Vorteil auf überseeischen Märkten zu ver schaffen." Dem Deutschen Reich soll also verboten werden Verkehrspolitik als Mittel der Wirtschaftspolitik zu treiben Das wäre gegen den Versailler Vertrag und gegen die all gemeinen Grundsätze des Dawesberichts. Will die Berlinei Regierung hier nicht endlich eine Lippe riskieren?
—er.
Die Mordpläne der deutschen Tscheka
Der Anschlag gegen General v. Seeckt
Der erste Auftrag, welcher der Tscheka erteilt wurde, war )ie Ermordung des Generals v. Seeckt. Er sollte ermordet verden, weil er als der gefährlichste Gegner der Kom- nunistischen Partei für das Verdat der Partei verantwort- ich gemacht wurde.
Anfang Dezember 1923 bekamen Poe ge und Szon >on Neumai,n den Auftrag, die Eingänge zum Reichsrvehr- ninisterium in Berlin zu beobachten, um festzustellen, wann Seneral v. Seeckt ein- und ausging, von wem er jeweils begleitet wurde, welche Straßen er regelmäßig beging und nsbesondere wann und wohin er ausr.tt Die Beobachtung muerte etwa eine Woche lang, und zwar täglich von 8—10 Ihr vormittags und von 1—4 Uhr nachmittags, einigemal ruch abends.
Nachdem bekannt war, daß General v. Seeckt, wenn er
lusvllt, ;ewells gegen 8 Uhr vormittags in Begleitung sA- ,es Adjutanten zu Fuß vom Reichswehrministerium nach «ein Tiergarten ging, wo die Pferde bereit standen, wurd« )er Entschluß gefaßt, ihn im Tiergarten während des Spa- ierrirls vom Pferde z« fckstetzen. Die Ausführung wurde vlgenderinaßeu vorbereitet:
Ein Genosse wartete mit einem Fahrad, bis Herr v. Seeckt ms Reichswehrministerium in Begleitung seines Adjutanten rerließ. Poege stand in der Tiergartenstraße bei der Einmündung der Matthäus-Kirch-Straße, Margies an der Sie- zesallee, Szon an der Kreuzung der Siegesallee mit der Charlottenburger Chaussee, Neumann und ein weiterer, «och nicht ermittelter Genosse standen in einem Test des Ziergartens Mischen Großer Stern-Allee, Charlottenbur- zer Chaussee, Vellevueallee und Tiergartenstraße bereit. Reumann hätte v. Seeckt vom Pferde geschossen, während poege und der Dritte als Deckung für Neumann bestimmt ivaren und nötigenfalls den begleitenden Adjutanten erle- >ige„ sollten. .
Nach der Tat wollte Neumann einige mit Buntstift ge- Schrieben« Zettel am Tatort zurücklasfen -es Inhalts: „So ächl sich die Revolution. Der Bund der roten Katzen." Bei den in Berlin Vorgefundenen Geheimdokumenten befan-- >en sich in der Tat vier solcher Zettel.
Die drei Täter wollten hierauf zu dem berertgcstellten Kraftwagen gehen und wegsahren.
Genau nach diesem Plan ist dann auch tatsächlich die Aufstellung erfolgt. Der Wan ist nur daran gescheitert, daß Aenevcck ». Seeckt an dem betreffenden Morgen nicht crus- zerttten ist, vermutlich, well damals Glatteis war. Ebenso Mß-lmW.der Plan ein zweites Mal, weil v. Seeckt nicht kam.
Rach diesem wiederholten Mißerfolg ging Reumann ms Wehrmintsterium, gab fich dort dem Offizier vom Dienst zegenüber als Berichterstatter einer Berner Zeitung aus. »er sich bei General v. Seeckt nach der gegenwärtigen Lag« >n Deutschland erkundigen wollte. Auf seine Frage, w« General v. Seeckt sich aufhatte, wurde ihm gesagt, v. Seeckt sei in Weimar und komme voraussichtlich am nächsten Sonnlag vormittag 9 Uhr zurück. Zurzeit dieser vermuteten Ankunft standen Neumann und Szon mit Fahrrädern «m Anhalter Bahnhof bereit. Neumann wollte v. Seeckt nieder- schießen, während Szon ihn decken sollte. Nach VerAmng der Tat wollten sie auf den Fahrrädern flüchten.
Auch dieser Anschlag scheiterte daran, daß v. Seeckt nicht kam. Außer diesen Anschlägen wurde von Margies der Vorschlag gemacht, den
General v. Seeckt durch eine Bombe zu erledigen.
Re in den Kraftwagen des Generals von Seeckt geworfen werden sollte. Margies hat dann tatsächlich zur Prob« eure Bombe hergestellt, indem er eine Mannesmarmstahl- röbre mit de mder Tscheka zur Verfügung stehenden Sprengstoff füllte. Diese Versuchsbombe wurde dann auf freiem Gelände in der Nähe von Tempelhof ausprobiert. Die Wirkung war außerordentlich stark.
Als Mitte Dezember 1923 in einer Wirtschaft, in der di« Tschekamitglieder verkehrten, einige Festnahmen erfolgten, wurde der Plan zur Ermordung des Generals v. Seeckt in der Befürchtung, die Polizei habe davon erfahren, vor- kSsstg aufgegeben.
Die Mette Aufgabe, die der Tscheka gestellt wurde, wai die Ermordung der von der Parke« als Spitzel bezeichnekcn Arisenrs Johann Rausch in Berlin. In diesem Fall, der zu» Tötung des Rausch führte, hat die Tscheka bewiesen, daß es ihr mit der Durchführung ihrer Aufträge ernst war.
Zunächst bekam Po ege von Neu mann den Auftrag, mit Rausch Verbindung anzuknüpfen. Nachdem Posge durch Vermittlung eines Genossen, der den Rausch kannte, an ihn herangekommen war, stellte er dem Rausch Anstellung im Nachrichtendienst der Kommunistischen Partei in ?krssichti An, 29. Dezember 1923 brachte Poege in einer Wirtschaft den Rausch mit Reirmann zusammen. den er als Geldgeber der Park« ausgab, -er leine Anstellung und die Auszahlung d» Gekxrtts zu «"ledigen hätte.
Am 7. Jan. 1924 nachm. 2 Uhr gingen Neumann und B vege in die Wohnung des Rausch. Szon stand mit einem Kraftwagen. « der» di« Flucht bewerkstelligt werden sollte, n der Nähe bereit. Während Margies Posten stand, «rz. 10t sich jedoch wiederum keine günstige Gelegenheit zur Ausführung der Tat.
Gegen 6 Uhr nachmittags kam nun ein neuer Plan des Reumann zur Ausführung. Nachdem Szon und Margies tn einem Hinterhaus, in das man durch eine Toreinfahrt des Vorderhauses gelangte, aufgestellt waren, ging Poege in die Wohnung des Rausch. In dieser Toreinfahrt stellte sich Reumann derart auf, daß er im Dunkeln stand und nicht »eschen werden konnte. Poege richtete dem Rausch aus. Reumann erwarte ihn im Gasthaus Aschinger am Potsdamer Platz, um seine Anstellung endgültig zu regeln. Rach ungefähr it Stunde ging er mit Rausch weg Der Verabredung gemäß ging Poege einige Schritte vor Rausch and als dieser im Torbogen angekommen war, feuerte Reumann rasch hintereinander 2 Schüsse auf Rausch ab, voo denen der erste ihn von der Seite traf, die Lunge verletzte, am Herz vorbeiging und die Niere zerriß, während der zweite Schuß im Oberschenkel stecken blieb.
Neumann und Poege eilten zu dem Kraftwagen, den