Urschet»! au seaemWe«' tag. Bestellungen nehmen sämtliche Postanstalten and Postboten entgegen.
Bezugspreis tm April 1.60 «inschl. TrSoerlohn, Uinz--Nr. 10 Goldpfge., AmndpreiS f. Anzeigen: Die einspaltige Zeile aus aewöhmicherSchrist oder deren Raum 12 Bold- pfenniae, Reklamen 35 -oldpsennige. Familien- anz.1v Goldpfennige. Bei gerichtl. Beitreibung und Konkursen ist der Rabatt hinfällig.
Amts-«ud Auzelgeblall sür deu Oberamlsbezirk Nagold
mit äer Beilage
^Unsere Heimat"
Nagoläer Oagblatt
mit illustrierter Sonntagsbeilage
„Feierstunäen"
Schrlstlettung, Druck.und Verlag von S. W. Zatser (Karl Zatser) Nagold.
Verbreitetste Zeitung l« Oberau tSdezirk. — An« zeigen firb daher vo» beste« Erfolg.
AS» »l»s. «ustrSe» »tr» i«. »«riet üdna««»e».
I» »tid ketne « »ihr »afg» Zbrrno««'», tat »»»«!»« ,d«r R«kla«n> t» beftt»«!«» »ueaabi» oder an d.r »«- »Snlchrrn Stell« nschet»»». An Falle, »,« »der« »e- «ali bestellt tet, «nsPrsch »»I Steferung oer Zetmug «ller a« nücke-tlim, d. »prelle».
Telegramm-Adrefse: Gesellschaft« Nagold.
Postscheckkonto: Stuttgart 8118.
Ak. 87 Gegründet 1826.
Taqesspieael
Der Präsident des Freistaats Irland, Cosgrans, ist ir Begleitung mehrerer Minister nach London abgereist, wo e, an den Verhandlungen über die Festsetzung der Grenze zwischen Ulster und Süd-Irland keilnehmen wird.
Der Reichsoerkehrsminister ward« zum Generaldirektor der deutschen Reichsbahn bestellt.
Den Pariser Zeitungen mißfällt es, daß Präsident Coolidge sich für die Wiederaufrichtung Deotfchtands ans» gesprochen nnd das amerikanische Kapital für eine deutsche Anleihe modit gemacht dabe.
Reichsmioister Dr. Zarres teilte auf einer Bersamm- lung der deutschen Bolkspartri in Stettin mit, daß die «ndgüittge Entscheidung über das SachverstSndigengutachteu der neue Reichstag z« treffen habe.
Die deutsche Rüstungspolitik
Ueber die deutsche Rüstungspolitik vor dem Weltkrieg und besonders die schweren, auf persönliche Feigheit zurück- zSsührenden Versäumnisse des früheren Reichskanzlers , Bethmann-Hollweg — der sich allerdings in Ueber- einsiimmung mit Wilhelm II. wußte —, veröffentlicht Hans Herzfeld auf Grund eingehender Aktenstudien ein sehr interessantes Buch. (Bonn, Kurt Schröder.)
Die Wehrvorlage von 1910/11 und 1913 treten in den Mittelpunkt: eines Kampfes, den der Generalstabsoffizier L u den d o r f f mit den Herren vom Kriegsministerium und mit dem Reichskanzler Bethmann-Hollweg selbst um die Durchführung der allge in einen Wehrpflicht im Sinn Scharnhorsts führte. Alle die Unstimmigkeiten, die den bösen Zwiespalt zwischen Heersührung und Politik im Weltkrieg selbst schaffen und erweitern, lassen sich aus armidscchlichr Gegensätze zurückführen, die das Reich Bismarcks seit dem Abgang des großen Kanzlers fast belasten. Während dieser immer aufs neue das zahlenmäßige Gleichgewicht des deutschen Heers gegenüber allen französischen Rüstungen anstrebte, um so der eigenen Friedenspolitik die sicherste und zuverlässigste Stütze zu geben, wichen seine Nachfolger feige dem parlamentarischen Kamps um. seine Wehrvorlagen aus. Seit 1893 schon war der Grundsatz der allgemeinen Dienstpflicht in Deutschland, trotz all der kleinen Heeresvermehrungen, die stets einen Sturm im Reichstag hervorriefen, durchbrochen. Der soziale Gedanke, in dem Scharnhorst das g a n z e' V o l k zur Verteidigung des Staats und damit zu einem neuen Nationalgefühl zu erziehen suchte, ward verschüttet. Aus Angst vor den Parteien versäumte die Reichsregierung die Möglichkeit, „parallel mit dem stetigen Wachsen der Volkszahl und des materiellen Reichtums das Heer ohne sprunghafte Anstrengung weitet auszubauen". 1910 bereits war das französische Feldheer dem deutschen um volle 380 000 Mann überlegen, trotzdem die Volkszahl beider Staaten längst keinen Vergleich mehr aushielt! Diese Feststellung erst führte zur Heeresvorlagr von 1911, die in der Tat der Hinweis aus die Zustände in Frankreich in den Vordergrund rückte, zugleich aber in ihrer Begründung nur den westlichen Nachbar als Gegner m einem künftigen Krieg nannte, das längst abgeschlossene Waf- sendündnis zwischen Frankreich und Rußland kaum erwähnte! Als 1912 die Sozialdemokratie 110 Sitze eroberte, scheuten die verantwortlichen Stellen erst recht jeden Hinweis auf kommende Konflikte, trotzdem der Reichskanzler Beth- mann-Hollweg selbst, nach seinen „Erinnerungen zum Weltkrieg" wenigstens, die weltpolitische Lage nach der bosnische» Annexionskrise in 1909 ernsthaft genug erfaßte.
Auf diesem Hintergrund erst hebt sich Ludendorffs Eintreten für die große Heeresoorlage von 1913 bedeutsam ab. Klar und scharf tritt er dem Kriegsministerium gegenüber für restlose Ausnutzung aller natürlichen Kräfte ein, di< allein das deutsche Volk aufs neue wehrhaft machen könne „Es dürfe darin für Deutschland kein Zurück, es darf nur ein Vorwärts geben," heißt es in seiner Denkschrift vom Novem- der 1912. Mit allem Eifer setzt er sich für eine Verstärkung des Heers von jährlich 150 000 Mann ein. In unerquicklicher Verhandlungen zwischen dem Großen Generalstab und den Kriegsministerium geht es vor allem um die Aufstellung vor drei neuen Armeekorps, die das Kriegsministerium ablehnt „weil diese Forderung so weitschichtige Verhandlungen mi ös.n Zivilbehörden erfordere, Laß sie langer Vorbereitung be- dürfe. Außerdem fehle der Nachweis der Notwendigkeit/ Der Kriegsminister v. Heeringen selbst meint in eine: persönlichen Randbemerkung: „Ich kann der Neubildung vor drei Korps, das heißt ihrer sofortigen Ankündigung aus polt mchen, militärischen und schließlich auch aus persönlicher Gründen (aus Abneigung gegen fruchtlose Kämpfe, die e> sonst mit dem Reichskanzler Bethmann-Hollweg und mit den Reichstag auszufechten galt!) nicht zustimmen." Die Fessel! eures spezifisch „deutschen" Parlamentarismus, der alle Feh ter emer gesinnungstüchtigen Opposition um der „Volks gunst willen willig übernimmt, drücken jede sachliche Vev Handlung zum Kuhhandel mit den Parteien herab! Wede der Reichskanzler noch der Kriegsminister Wilhelms II. wag ren m der Schicksalsstunde des Reichs den Kampf mit den deutschen Parlament. Bezeichnend genug ist die Feststellung
Freitag den 25. April 1924
Bon der kolonialen Schuldlüge.
Die Beschuldigung, daß Deutschland sich unfähig und unwürdig zum Kolonisieren gezeigt habe, entspricht nicht der Wahrheit. Es ist ebenso notwendig, der kolonialen Schuldlüge entgegenzutreten wie der Kriegs- schuldlüge. Wir sind dar uns selbst und unseren Krn- dern schuldig, unserer Stellung im Kreise der Nationen, daß diese, unseren Charakter herabsetzende Lüge als solche der Wett kenntlich gemacht wird. Wir sind eS aber auch der Zukunft unserer Nation schuldig, durch die Widerlegung der kolonialen Schuldlüge den Boden zu ebnen für den Wiedereintritt Deutschland« in die überseeische Kolonisation, ohne welche unser Vaterland sich niemals wieder zu voller, wirtschaftlicher Selbständigkeit und Blüte entfallen kann.
Dr. Schnee, ehemaliger Gouverneur vo« Deutsch-Ostasrika.
Heerrngens, daß die neue Heeresvorlags'„kein'welk aus schauendes Programm" sein könne. „Argumente der äußert Lage geben für den innerpolitischen Kampf schon deshali nicht den erforderlichen Rückhalt, weil es eben Erwägunge! bleiben." (ü) An Stelle der geforderten 150000 Mann weri den in die Vorlage selbst nur 41292 Rekruten eingesetzt Vergebens stellt Ludendorff nochmals fest, daß die Forderung von drei neuen Armeekorps „von ausschlaggebender Weder» tung für den Ausgang des nächsten Kriegs ist". Der Kai- s e r selbst lehnt sie ab. Ludendorff selbst wird Kommendem der 39er in Düsseldorf, wo sein Kommandierender Genera angewiesen wurde, ihm „Disziplin beizubringen".
Anfang März 1913 erst trat die Forderung der dre Korps aufs neue in den Vordergrund. Die Einführung Le Lreijährigen Dienstzeit in Frankreich und wettere Heeresver Stärkungen in Rußland zwangen selbst das allzu friedfertig! Kriegsministerium zum Handeln. Aber wiederum erklärt Kethmann-Hollweg, daß er politisch und finanziel nicht in der Lage sei, der Neubildung zuzustimmen. Milchen Wehrbeitrag von 1913 und mit einer mäßigen Erhöhung de: Friedensstärke des Heers konnte nur ein Bruchteil der von Generalstab vertretenen Forderung emer wirklich all geil einen Wehrpflicht durchgeführt werden. „Zwei Iahr- ;ehnte tatenloser Ruhe," so lautet das bittere Urteil Herzfelds »hatten die Energie in einem Maß erschlafft, daß die Fähig! keit, einen wirklichen Strich unter die mit einer Kette vo^ Unterlassungssünden belastete Vergangenheit zu machen, er! loschen war. Man hatte sich zu einer an sich unverächtliches Leistung aufgeschwungen, — die Regierung aber mußte angesichts der nicht aufhörenden Beschwörungen des Generalstabs im stillen in der ärgsten Sorge schweben. Trotzdem wagte sie, der immer noch leichtfertig, in halber Kenntnis der wirklichen Verhältnisse gelassenen Oeffentlichkeit die Mien« des der eigenen Sache zuversichtlich sichern Mannes vorzutäuschen." Trotz aller scheinbaren Anstrengungen, die daz Parlament vielleicht als eine besonders opferfreudige „Tat" ansehen konnte, hat das Reich Wilhelms U. nach dem vers nichtenden Urteil des französischen Generalstabschefs, General Buat, indem es nur für einen „gewöhnlichen Krieg" von ganz kurzer Dauer rüstete, „die allgemeine Wehrpflicht nur dem Namen nach besessen".
Neue Nachrichten
Der Reichsverkehrsminister — Generaldirektor
Berlin, 24. April. Durch Verordnung des Reichskanzlers ist der Reichsoerkehrsmtnister (Oeser) zum „Generaldirektor" der deutschen Reichsbahn bestellt worden. Ein vorläufiges Direktorium mit begutachtenden Befugnissen besteht aus den Staatssekretären des Ministeriums als geschäftsführenden Mitgliedern und den Abteilungsleitern, denen eine starke Selbständigkeit übertragen werden soll. — Damit hat die Umstellung der Reichsbahn auf die internationale „Eisenbahngesellschaft" nach den Vorschlägen der Sachsen ständigen ihren Anfang genommen gemäß dem Auftrag de! Pariser Entschädigungskommission. Die Degradierung des Reichsministeriums wird indessen noch der Bestätigung durch Reichsrat und Reichstag bedürfen.
Vorauszahlung der Beamkenbezüge
Berlin, 24. April. Der Reichsfinanzminister will aw 30. April den Reichsbeamten trotz der ungünstigen Finanzlage die Bezüge wieder für einen Monat vorausbezahlen lassen.
Loalitionsverhandlungen in Bayern?
München» 24. April. Wie verlautet, haben zwischen der Bayerischen Volkspartei und dem Völkischen Block Vorbesprechungen sür ein Zusammengehen bei der Regierungsbildung stattgefunden.
Fernsprecher Nr. 29. 98. IphkgMtg
Der Fremdenverkehr in Bayern
München, 24. April. Der Ausländerverkehr in Bayern ist nunmehr durch eine Bekanntmachung des gesamter^ Staatsministeriums wesentlich er leichtert worden: Ausländer, die unter sechs Monaten an einem Ort in Bayern Aufenthalt nehmen wollen, brauchen keine Einreisegenehmigung mehr. Eine bezirkspolizeiliche Genehmigung st nur dann erforderlich, wenn ein Ausländer seinen Aufenthalt über dis anoeraumte Zeit hinaus ausdehnen oder gegen Entgelt in Dienst oder Arbeit treten will.
Marih des Hochverrats angeklagk
Kapstadt, 23. April. Der bekannte Burenführer Manie Maritz, der mit dem inzwischen verstorbenen Genera, Dewet 1914 für die Deutschen Partei ergriffen und geger die Engländer gefachten hatte, war nach Unterdrückung oe- Kampfes nach Deutschland geflohen. Vor kurzem kehrte ei nach Südafrika zurück und wurde nun wegen Hochverrats i» Untersuchung gezogen.
Betrügerische Regierung
Sk. Iohns (Neufundland), 24. April. Der frühere Erstminister von Neufundland, .Squires,, der Minister Campbell, der Präsident für den Alkoholoerkehr, Meansy, und mehrere Beamte wurden wegen Unterschlagung sehr bedeutender öffentlicher Gelder verhaftet.
Das Eisenbahnunglück bei Bellinzona
Basel, 24. April. Ueber das furchtbare Eisenbahnunglück bei Bellinzona (Kanton Tessin) teilt die Generalüirektion der schweizerischen Buirdesbahnen mit: Seit einigen Tagen trifft der Nachtschnellzug Mailand—Baiel wegen der großen Zahl der Reisenden mit Verspätung in Bellinzona ein. In der Nacht zum 23. April wurde er in zwei Abteilungen gefährd Der erste Zug kam fahrplänmäßig durch Bellinzona. Der zweite Teil traf mit 70 Minuten Verspätung auf dem Ber- lchiebebahnhos Poalo mit dem Schnellzug Berlin—Frankfurt—Basel—Mailand nachts 2ZL Uhr zusammen. Der letztere Zug hatte bei Ambri einen Güterzug überholt, der Güterzug war aber aus Versehen nicht weiter gemeldet würden. Der Schnellzugführer glaubte, das Zeichen „Geschlossen" auf dem Verschieböbahnhof gelte für den Güterzug, und fuhr trotz der Warnung des Heizers durch. Dei Heizer sprang vom Zug ab und rettete sich. Gleich daraus erfolgte bei voller Fahrt der Zusammenstoß der beiden Schnellzüge, die beide mit je zwei elektrischen Muschi« neu bespannt waren. Die Maschinen wurden ineinander geschoben und vollständig zertrümmert, ebenso ine nächst«! Wagen. Vom Mailänder Zug geriet der erste Wagen, ei» badischer vierachsiger Schnellzugswagen 1. und 2. Klaff» Mailand—Berlin, der Gasbeleuchtung führte, lofort ist Brand und bildete alsbald ein Flammenmeer. Eine Rettung der Insassen war unmöglich; sie sind, sofern sie nichii schon durch den Zusammenstoß den Tod fanden, bei lebesH di--em Leib verbrannt. Nur eine Person soll schwer vM letzt geborgen worden sein. Der nächstfolgende italienisch» Wagen 1. und 2. Klaffe verbrannte ebenfalls, doch konntest die Reisenden gerettet werden. v '
Nach -dem Ausweis der italienischen Paßstelle war de» Zug von 45 Deutschen, 15 Schweizern, 52 Italiener«! d-wie einigen Amerikanern, Norwegern. Engländern w»il Franzosen besetzt. Davon sollen 30 Reisende den Tod gefunden haben imd 50 verletzt worden sein. Vom Zugsper- ional find zwei Führer und drei Heizer tot, zwei Führer Mb' zwei Heizer verletzt.
Von schweizerischer Seite wird hervorgehoben, das Unglück hätte dieses Ausmaß nicht armehmen können, wen» nicht -er badische Wagen mit der veralteten Gasbeleuchtu» eingerichtet gewesen wäre; das Zerreißen der GasbehSlts habe den entsetzlichen Brand herbeigeführt. Dos ist zweS jellor richtig, aber w«m die Züge nickst durch Snochtfawkg des Führers zus aimne ntzestoßen wäre», fo wörchrr. cnrch öS Gasbehälter nicht geplatzt. In Deutschland uM soystwq fahren täglich Tausende von Zügen mit Gasbeleuchtung! ohne daß die Wagen und Reisenden verbrennen. Außen dem würde wahrscheinlich auch in den deutschen Eisenbahn« wagen, namentlich in denen des internationalen Verkehrss die elektrische Beleuchtung längst durchgesührt sein, wem! die Mittel dafür aufzubringen wären. Aber wenn auf de» einen Seite die Ueberwochungskommifsionen, Sachverstäm tige und andere Ausschüsse jeden Pfennig beanstanden, der >ür nicht unbedingt nötige Beschaffungen ausgegeben wird md andererseits die beste Einnahmequelle der Eisenbahn! Ms Rhein- und Ruhrgebiet, Deutschland entzogen wird, dann kann eben den teckstiischen Fortschritten beim besten Willen nicht in der wünschenswerten Weise Rechnung ge,trag«! »erden.. «
Berichte von Augenzeugen
Unter den deutschen Verletzten befindet sich auch die Fämst lie des GenergldireKors F o r t h m a n n aus Berlin- De;