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Amks-Wd Anzeigeblatt für Leu OberamlsbeM Va

mit äer Beilage

Unsere Heimat"

Nagoläer ^agblatt

mit illustrierter Sonntagsbeilage

Feierstunden"

Schrtftlettung, Druck und Verlag von <S. W. Zaiser lNarl Zatser) Nagold.

Uk. 81 Gegründet 1826.

Freitag den 4. April 1924 Fernsprecher Nr 29.

«erbreitetste Zeitung im Obera» tSvezbk. An« zeigen st> d daher von beste» Erfolg.

g«S «t»>. »ustrLa, »U>.««, »erlei »«wähl Id.ru,«»«j>, »» »>rd kein« « »ähr dafgi ib,r»«»«>u, daß A«t«1g«r ,d«r Rrklawe» t» d,Kl»«!» »«»gab«» oder an d» ,«- «Susan«, »>«ll« «rsch»«»»». gn Fälle» »,» heh«r»i »«- mal, besteht I'Ul «ushinch «f Aefirung d«r Zetnwg »der aus »st<k,aSlun, d.»«»»,»vr»sk»!>.

Telegramm-Adresse: Gesellschafter Nagold.

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98. Jahrgang

Tagesspieoel

Die Reichsausgaben im Monat März übersteigen die Annahmen an Zöllen und Steuern um etwa 4^ Prozent, ähnlich wie im Februar.

Der Vorschlag der Reichsreglernng, die MMärüber- ivachung dem Völkerbund zu übertragen, wird nach den Pariser Blättern vom Dokschaslerrat abgelehnt werden.

Reichsbankpräsidenk Schacht hat dem Reichskobmett über die neuesten Verhandlungen in Paris über die Goldkredik- bank Bericht erstattet. Die Aussichten sind wenig ermuti­gend.

Rach einer halbamtlichen Mitteilung der bayerischen Re­gierung wird Herr von Kahr nach seiner Rückkehr aus Meran wieder den Posten des Oberpräsidenken von Ober­bayern und Oberst Seltzer die Leitung der Landespolizei «meder übernehmen.

Die russisch-rumänischen Verhandlungen über Benara- bien sin- als aussichtslos abgebrochen worden, da Rumänien die mm Rutzland verlangte Volksabstimmung ablehnte.

Wer sind dieArmen" ?

Der Protest des Mittelstands.

Am vergangenen Sonntag ist in Berlin eine politische Bewegung in Fluß gekommen, von der mancher vielleicht schon angenommen hätte, daß sie eingeschlafen sei, nämlich der Einspruch gegen die dritte Steuernotverordnung. Und zwar waren es zwei große Verbände, der Mieterbund in einer außerordentlichen Tagung seiner Mitglieder und der hypothekerigläubiger-- und Sparer-Schutz- oer band in einer öffentlichen Massenversammlung, die sich beide in überaus scharf gefaßten Entschließungen gegen dis letzte Gesetzmacherei der ermächtigten Regierung wandten und die baldigste Aufhebung des Aufwertungs- Gesetzes verlangten, eines Gesetzes, das eine ISprozentigs Wiederherstellung alter Vermögensansprüche als Höchstmaß und Ausbund aller ausgleichenden Gerechtigkeit hinstellt, nährend z. B. jetzt in Polen ein solches Gesetz in Vorberei­tung ist, das eine Aufwertung bis zu 50 Prozent gestatten will!

Es handelt sich, in Kürze dargestellt, um folgendes: Kann im Deutschen Reich nur dann die Währung gerettet und wieder Ordnung in die Finanzen gebracht werden, wenn man den Mündeln und Waisen, den Kleinkapitalisten und Spa­rern des Mittelstandes, meist schwachen oder arbeitsunfähi­gen Personen, ihre letzten Hilfs- und Altersgroschen nimmt? DieArmen" sind heute nicht mehr verelendete Proletarier, durch Wirtschaftskrisen aus Arbeit und Verdienst geworfen, sondern eben jene verkümmerten Mittelstandsexistenzen, ^nen man seit Jahren ihre Rente genommen, ihr Vermögen in Nichts verwände! thak, denen man nun auch noch das letzte Gläubigerrecht, das sie auf dem Papier besaßen, wegnotoerordnet, sodaß sie um alle Hoffnungen betrogen und mitleidlos dem Hunger und Elend preisgegeben werden.

Und das in einem Land, dessen kleine aber mächtige Ober­schicht von Neureichen und Glücksjägsrn zurzeit im Ausland schlemmt, sich für ihre Tanzabende Lvxus-Radio-Apparate zu 1000 Gvldmark das Stück, so ganz nebenher kauft, Villen mit unerhörten Kostbarkeiten einrichtet, Kapitalien von 20 bis 50 Millionen Goldmark, als ob es gar nichts wäre, in immer neue Erwerbsgeschäfte steckt! Warum suchte mau die Mittel zur Festigung der Mark und zur Wiedsraufrich- tung der Wirtschaft nicht bei denen, die sich in den Krieg s- 6 e s e l l s ch a f f e n bis zum Platzen aus dem Vermögen des deutschen Volks gemästet haben, bei den Kriegs- und Nach­kriegsgewinnlern usw.?

In den eingangs genannten Protestoersammlungen wurde von verschiedenen Rednern geltend gemacht, daß die dritte Steuernotverordnung im Widerspruch zur Reichsver- sassung sstht und daß das Reichsgericht zur Versöhnung des verletzten Rechtsgefühls nichts Schleunigeres tun könnte, als ferne verfehlte Entscheidung über die Rechtsgültigkeit der Verordnung umzustohen. Verlangt wurde in der Cntschlie- vung des Sparerverbands außer der Aufhebung der Not- auch die Aufwertung aller schon früher durch dcv m k Urteil getilgten und gelöschten Rechte, wenn -m^^'^r^Hsbetrag zu gering war, ferner: Einführung rvnm mich der auch der Gläubiger an der Steige­

rn .» der von ihm beliehenen Sachwerte teilnimmt, endlich:

er °ufn ahme des Z i nsendienstes der

1 chen Anleihen nach einer Schonfrist und

Ex«»'

deutsche Oeffentlichkeit steht im Zeichen der Wahlvor- r;» bat der Presse den Vorwurf gemacht, das

schwächlichen Versuchen, diegutmütigen ni über den Verlust ihres Vermögens

uyigen , die weitere Erörterung der Aufwertungsfraac

unterbunden habe. Dies ist nicht der Fall. Hitlerprozef und Poincarekrise haben in den letzten Wochen den Raum der Zeitungen beschlagnahmt. Und im übrigen wartet auch d-s Presse jetzt auf die Stellungnahme der Parteien. Der Sparerverband hat seine Forderungen sämtlichen poli­tischen Fraktionen vorgelegt und^rwartet eine Antwort bis zum 7. April, und zwar nicht von einzelnen Abgeordneten und künftigen Kandidaten, sondern jeweils von dem verant­wortlichen ersten Leiter der Partei. Ohne für eine be­stimmte Partei Reklame zu machen, möchten wir darauf Hin­weisen. daß die Deutschnationale Polkspartei bei den frühe­ren Erörterungen des Aufwertunffsgesetzes 40 Prozent ver­langte, die Sozialdemokraten 20 Prozent, letztere natürlich nur in der verständlichen Furcht, daß ihnen diesmal dis letzten Mitläufer aus dem bürgerlichen Lager Lavonlausen, wenn sie nicht wenigstens etwas für den zugrunde gerichte­ten Mittelstand versprechen. Nun haben nochmals die obersten Lautsprecher der Parteiapvarate das Wort Wa-- habeu sie dem Mittelstand zu sagen?

Dr. Fr. Auer.

Poincare rechtfertigt die Kabinettsbildung ^

Paris, 3. April. In der gestrigen Kammersitzung gab ^ Poincare eine Erklärung über die Art der Regierungsbil­dung ab. Den KriegsmiMster Maginot und den Mini­ster für öffentliche Arbeiten Le Trocquer habe er bei­behalten, um das Werk im Ruhrgebiet sortzusetzsn. Es werde an der Politik nichts geändert, weder nach in­nen noch nach außen. Es sei eine Regierung der repu­blikanischen Einigung und der nationalen Eintracht gebildet worden. Den Umtrieben von der linken Seite, die militärseindlichen Geist in das französische Bsfatzungsheer hineintragen wollen, werde scharf entgegen- gctreteir. (Großer Lärm. Die Sitzung wird einige Zeit abgebrochen. Verschiedene Ordnungsrufe). Poincare fährt später fort: Die Regierung sei bereit, das Pensionsge- setz noch einmal zu beraten. Dann verläßt er plötzlich di« inneren Fragen und erklärt, Frankreich werde die Pfänder und Druckmittel gegen Deutschland bis zur letzten Zahlung fest in der Hand behalten und das Verhalten gegebenenfalls nur gegen ein noch besseres Verhalten austauschen. Das Ergebnis der Ausnützung der Pfänder habe alle Er­wartungen weit übcrtroffen. Die im Steigen begrif­fenen Zollernnahmen haben vom 11. Januar bis 31. Dez. 1923 180 Millionen Franken betragen, im Februar 1924 allein dagegen 138 Millionen. Für 1923 betragen die Ein­nahmen 1643 700 000 Franken, die Ausgaben einschließlich der Kosten für das französisch-belgische Vesatzungsheer 986,5 Millionen, es verbleiben somit ein Ueberschuß von 657,2 Millionen Franken. General Degoutte habe soeben ge­meldet, daß 2104 000 Tonnen Kohlen und Koks als Ent­schädigung aus dem besetzten Gebiet abgeführt worden seien. Das sei mehr als die Vorschrift des Jndustrisabkom-mens und fast das Doppelte der Auflage der Ent­schädigungskommission. Das sei ein großer mo­ralischer Erfolg, der bewiesen habe, daß Deutschland liefern könne, wenn es müsse. Die Berichte der Sachverstän­digen werden die Aufgabe der Entschädigungskommiffion erleichtern. Aber die Verbündeten müssen auch ge­meinsam über die festgelegten Pläne wachen. Man.so sich für die Zukunft nicht mit neuen Papierchen und Ver­sprechungen begnügen. Für das Wiedererwachen des natio­nalistischen Geistes in Deutschland lehne er (Poincare) jede Verantwortung ab. Stresemann, der angeblich guten Willens sei, habe erst dieser Tage unter tosendem Beifall bas Lob des freigesprvchenen Luden dorff gesungen. Die deutschen Minister, die mit außerordentlicher Schamhaftigkeit (Zynismus) die Unschuld des Gene- rals verkünden, beachten nicht, daß sie damit alle Länder, be­schimpfen, die an der Seite Frankreichs das von der deut­schen Vorherrschaft bedrohte Recht verteidigten. (!) Sie seien sogar soweit gegangen, auszusprechen, daß sie di« kaiserlichen Farben den Farben der Repu­blik vorziehen. Aber die Verbündeten verstehen di« S wache der Tatsachen. Es sei klar, daß Deutschland sich sei­nen Verpflichtungen entziehen wolle.

Neue Nachrichten

Der Streik der Eisenbahnarbeiker

Berlin, 3. April. Die Eisenbahnarbeiter der Direktions- bcz rke Berlin, Königsberg und Hannover haben den Direk­tionen die Forderung der Wiederherstellung des achtstün­digen Arbeitstags und Lohnerhöhung mit Antwortfrisi bis 10. April zugestellt. In Frankfurt sind 1600 Arbeiter in den passiven Widerstand getreten. Im mittel- und westdeut­schen Kohiengebiet sind für Sonntag zahlreiche Versamm­lungen einberufen, um über den Generalstreik Beschluß zu fassen. Die Führung scheint allentharben in den Händen der Kommunisten zu liegen.

Die Eisenbahndirektion hat Verhandlungen mit den Ar- .beiterorganisationen über die Wiedereinführung des Acht­stundentags abgelehnt.

Betriebsrätcrvahlen

Berlin, 3. April. In der Berliner Holzindustrie finde» am Montag und Dienstag Ergänzungswahlen für die Be­triebsräte statt. Die Sozialisten verloren 32 Sitze cm di« Kommunisten, 4 an die christlichen Gewerkschaften. Zum erstenmal wurden deutschvölkische Betriebsräte gewählt.

Zentrum und Bayer. Volkspariei

München, 3. April. Die Bemühungen des Zentrums, bei den Reichstagswahlen mit der Bayerischen Volkspartei wie­der zusammen zu gehen, sind gescheitelt. Die Zentrumspar­tei hat laut'T. U. beschlossen, in Bayern eigene Kandidaten auszustellen.

Eine neue Klippe für Mac Donald E«,

London, 3. April. Im Unterhaus brachte gestern der M- Mhheitsminister Clyne einen Antrag ein, daß Arbeitslos« vom Mietzins befreit seien und nicht aus der Wohnung ent- > 'ernt werden dürfen, außer wenn der Vermieter in noch schlimmerer Lage sich befinde. Der konservative Abgeordnete Lhamberlain bekämpfte die Vorlage; die Avbeiterregierung solle doch lieber gleich beschließen, daß >die Arbeitslosen aus Staatskosten ernährt werden. Auch Asquith bekämpfte na­mens der Liberalen die Vorlage- Clynes erwiderte, die Re­gierung verzichte nicht auf die Gesetzesuorkrge, sie könne fi« aber dahin abändern, daß die Last nicht dem Hausbesitzer «zerlegt werde, sonder« imß der Staat die MietLosts« trag«

Die stehlende Börse

Reuyark. 3. April. Im Mgeordnetenhcms des Stark» Keuyork wurde eine Gesetzesoorlage ««gebracht, die ein« sollständige Umwandlung der Waren- und Wertpapier­börsen von Neuyork vorsieht. Der Bericht erklärt di« Börse stehledem Publikum jährlichdreiWib Harden Dollar aus der Tasche. Das Treiben der Börsen- «gsrtteu soll «berwackst and strenges Vorschrift«« «sterw,»-

werden.

Das Spick« der Militärkapelle

Berka, 3. April. Der Reichswehrmimster hat das Spio ken der Milstärkapellen bis zum 4. Mai 1924 einschlieUist bei allen öffentlichen und geschloffenen Veranstaltungen von Parteien und Bünden und anderen Organisationen verboten; um gerade jetzt in der Mahlzeit auch den Anschein irgend­welcher politischer Betätigung der Reichswehr zu vermeide« Ausgenommen von dem Verbot sind Konzerte, sowie Mit- Wirkung der Musikkapellen bei Wohliätiokeitsveranstaltun- gen, soweit es sich bei diesen um rein musikalische Auffüh­rungen handelt.

Antrag auf Straferlaß für Hikler u. a.

München, 3. April. Der Verband der vaterländischen Be- urksvereine von München hat der Staatsanwaltschaft eines Antrag aus Straferlaß für die im Hitler-Prozeß Ver­urteilten unterbreitet mit der Begründung, daß diese deut­schen Männer aus reinstem Herzen und glühender Vater-- ianüsliebe gehandelt hätten.

Dänische Unfreundlichkeit

Kopenhagen» 3. April. Das dänische Aufsichtsschiff .Fylla" hat am 1. April mehrere deutsche Fischdcunpfer aus Geestemünde und Cuxhaven wogen ungesetzlichen Fischen» m Seegebiet Portland (Island) angehalten. Die Kapitäne »er aufgebrachten Schiffe wurden zu je 10 000 Kronen Geld- trafe, Beschlagnahme der Fanggeräte und Ersetzung der ln kosten verurteilt. Die Strafen sind außergewöhnlich »och.

Württembergischer Landtag

Stuttgart, 3. April.

Der Landtag nahm gestern nachmittag 4.30 Uhr seine B«-- ntungen wieder auf. Die Zuhörer-Tribüne ist voll besetzt »on Teilnehmern an der Protestverjammlung im Bürger- nuseum. Zunächst wird ein Antrag des Geschäftsordnungs- msschusses angenommen, die kommunistischen Abgeordneten pchneck und Stetter aus der Hast im Hinblick auf den Pnhlkompf zu entlassen, obwohl Iustizminister Beyerle irUärt hatte, daß durch die Haftentlassung die schwebende Untersuchung gefährdet werde.

Sodann wurde ein Antrag Bazille (Bürgerp.), leinen Ilntrag best, die Aufhebung der Verordnung des Staats- nmisteriums bezüglich der Aufteilung von Oberamtsbezir- en und die Aufhebung des Landgerichts Hall sofort zu ^handeln gegen die Stimmen der Bürgerpartei abge- . e h n t.

Hierouf wurde eine Reihe von Kleinen Anfragen »-antwortet, was sehr lange Zeit in Anspruch nimmt. Dann l-ird das Gesetz betr. Darlehen bezw. Staatsbürgschast zur Förderung der landw. Erzeugung in erster und zweiter ee> mg angenommen.

Endlich tritt das Haus in die Beratung der Anträge kazille (Bürgerp.) betr. Aufhebung der Regierungsver- »rdnung über die Aufbebunades Landgerichts