ischävigunx,szahlungen zu verwende« fei.. Di« Großindustrie Wabe durch die Markentwertung und die daraus sich erge­bende Entschuldung Gewinne gemacht, die auf 10 Milliarden jboldmark jährlich zu berechnen seien. (!)

Umwandlung des PfSndersystcm»?

Paris. 18. März.Ere Nouoelle" schreibt, die Anleihe» Air Stützung des Frankenkurses seien nicht nur an gewisse »nanzielle Sicherheiten, sondern auch an die Bedingung ge- lßnüpft, daß Frankreich zwar nicht auf dar Ruhrgebiet ver­nichte, aber sein System der Pfänder ändere. Daraus er­gehe man, bis zu welchem Grad Frankreich von Geldleuten «er angelsächsischen Länder abhängig sei.

Amerika lehnt die französische Lchuldüberkragung ab

Washington, 18. März. Das Staatsamt teilt mit, die Regierung habe ein« Anregung der französischen Regie­rung abgelehnt, die Vereinigten Staaten möchten sich be­züglich der Kriegsschulden Frankreichs an die Schuldner- staaten Frankreichs Polen, Tschechoslowakei und Südchmvirn halten.

Der Wiederaufbau in Frankreich

Paris. 18. März. Der Minister für die befreiten Gebiete «acht folgende Angaben: Di« Prüfungskommission für Mriegsschäden sei mit drei Millionen Forderungen im Be­itrag voy 140 Milliarden Franken befaßt worden. Gegen­wärtig seien noch etwa 80 000 Fälle mit 1718 Milliarden M prüfen. Privatpersonen seien Entschädigungen von 82 Milliarden zuerkannt worden, wovon 54 Milliarden bereit» -ausbezahlt wurden. Von 741 993 verwüsteten Gebäuden Heien 598 000 wieder aufgebaut, die Bevölkerungszahl sei -aus 4 210 000 (vor dem Kneg 4 690180) angewachsen. Nach !den Berichten der Entschädigungskommission habe Frank- -»eich von Deutschland 1 804 172 000 Goldmark erhalten, wv- chon die Vorschüsse auf Vesetzungskosten und für Währung»- Bürgschaft 1 614 414 000 Goldmark abzuziehen, so daß die hxAtsche Entschädigung sich nur auf ungefähr 190 Millionen

'Goldmark belaufe. (!) (Insgesamt sind bekanntlich etwa 4? 'Milliarden GM. an Entschädigungen aller Art abgetragen worden. D. Schr.)

Württemberg

Stuttgart, 18. Marz. Bestätigung eines Urteils. Wegen Herausgabe politischer Insormationsbriefe währeird des Verbots der Süddeutschen Arbeiterzeitung im November v. Is. wurden dis Kommunisten Stetter, Fischer und Notz zu 3000 bezw. 2000 -4t Geldstrafe, Fischer zudem zu 2 Monaten Gefängnis verurteilt. Das Urteil ist jetzt vom Oberlandes- gericht bestätigt worden. Die Gerichtsgebühren betragen außerdem über 700 -4t.

Heilbronn, 18. März. Waldbrand. Durch eine weggeworfene Zigarette entstand auf dem Schweinsberg ein Waldbrand. Im Salzhafen wurde die Leiche der seit 9- Februar vermißten Elsa Bertsch aus Neckargartach gekündet.

Weinsberg, 18. März. Schwindler. Ein angeb- Ocher Kunstmaler aus Mannheim nahm von einer größeren Anzahl von Personen Bestellungen auf Oelgemälde auf. Die er zu liefern versprach und auf die er Anzahlungen von L10 und mehr Mark machen ließ. Die Gemälde kamen na- Uirlich nicht. Der Betrüger ist ein gewisser Fritz Brellochs oder Brellocks aus Mannheim. Er wird steckbrieflich ver­folgt.

Crailsheim, 18. März. Abbau. Der Kommunalver­band wird auf 1. April abgebaut. Der vorhandene Ge- jtreidebestcmd mit etwa 1000 Ztr. wird solange zurückbehal­ten, bis der Ausfall der heurigen Ernte bekannt ist.

Trochkelfingen, 18. März. Tollwut. Wie schon berichtet, Lnd hier einige Personen von einem tollwütigen Hunde ge-

Nssen worden! Dieser Hund trieb sich nachts in SteinhiDe» «mher und übersiel dort in den Morgenstunden einen Mann, der zur Kirche gehen wollte und biß Liesen stark in den Arm. Lin auf der Straße befindliches Kind warf der Hund zu Boden und nur mit Mühe konnte das Kind dem wütenden Hund« entrissen werden. Zwei weiter« Kinder entgingen der Gefahr, gebissen zu werden, dadurch, daß sie noch recht­zeitig in ein Haus flüchteten. Der Hund wurde auf hiesiger Gemarkung totgeschlagen. Die gebissenen Personen wurden Hofort nach Stuttgart zur Schutzimpfung verbracht.

Schnffenried» 18. März. Tollwut. In Kürnbach wurde der wutvevdächtige Hund eines Landwirt; getötet. In dem Blagen fand man eine Menge Steine und Holz. Der Zopf wurde zur Untersuchung nach Stuttgart gesandt. Glücklicher­weise hat der Hund «och niemand gebissen.

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Erömbach, 18. Mär». Besitzwechsel. Letzte Woche wechselre wieder da« Gasthau« zum »Hirsch" seinen Besitzer. Maurermeister Ehr. Midier erwarb den »Hirsch" um 10000

Psalzgrafenweiler, 15. MSrz. Marktverb »t. Der am DonnirSlag den 20. März d. I. fällige Rindvieh- und Schwei, emarkl darf wegen der au«gebrochenen Maul- und Klauenseuche nicht «bgehalten werden.

Lalw, l 8. März. Unglück«fall. »m Freitag Abend ereignete sich in der vadgasse ein schwerer Ungiück«fall. Ein daherkommender Radfahrer stieß mit aller Wucht auf ein av« dem Pfeifser'schen Hause tzerau«eilende« Fiäulein; da« Fiäulein blieb bewutzilo« liegen. Line gewisse Schuld be­trifft den Radfahrer insofern, al« er viel zu schnell gefahren ist. E« wä,e dringend zu wünschen, daß von Seiten der Poltzetorgane für die nötige Sicherheit der Paffanten streng­sten« gesorgt wird.

Gechingen, 17. März. Schwere« Unglück Al« am vergangenen SamStag der ledige Bauer Richard Gehrtng in Begleitung mit seinem Schwager Brennholz holte, gerbt der Wagen mit den beiden Pferden an vereister, ste'ler Weg­strecke in« Ratschen ; Gehrtng geriet dabei so unglücklich unter die Pferde, daß er, durch ein Pferd am Kopf schwer verletzt, in wenigen Minuten verschied.

Sulz a. N., 19 März. In der am letzten Sonntag ein- berufenen großen Bürger»rrsamm-iung war der Ein­wohnerschaft Gelegei heit geboten, die Kandidaten für die hiesige Stadiumstandrstelle kennen zu lernen. Begrüßt von Stadtschullhetßknamlrverweser Friedrich Tag, stellten sich die Herren Kandidaten vor. Leider waren von den angemeldeten seck« Peisönltchkeiten nur 2, Schuitbeiß Beeg von Eltmgen OA. Leonberg und Obersekretär Schmid von Böblingen erschienen. _

Aus Stadt und Land.

Nagold, den 19. März 1924.

Sportverein Nagold. Am SamStag, 15. März, hielt der Sporiveletn ferne jährliche Generalversammlung tm Anker ab. Der Vorsitzende eröff irte die Versammlung mit Worten der Begrüßung, worauf die Erstattung de» JahreSberichl« erfolgte, in welcher zum Ausdruck kam, daß auch der Sport­verein unter den Verhältnissen de« vergangenen Jahre« schwer zu leiden halte. Mußten doch infolge der fi.icmzrellen Schwie­rigkeiten die so erfolgreich begonnenen Berbandswetiiptele abgebrocken werden. Der strenge und langanhaliende Wtnler machte Wettspiele zur Unmöglichkeit. Besondere Erwähnung verdient da« am 15. und 16. September abg-halten? Sport«- sest, da« in allen Teilen gut gelungen ist. Der Kassenbericht wurde mit Befriedigung ausgenommen und dem Voistmd Entlastung erteilt. Die Leitung de« V rein« bleibi in bewähr­ten Händen. M't dem Wunsche, daß die stabilen Verhältnisse von günstigem Einfluß ans da» Vereinsieben und auf dte sp'klertsche und spoitllche Betätigung sein werden, wurde dte Versammlung gegen II Uhr geschloffen.

Sparmaßnahmen der Reichsbahn. Aus 1. April d. 3- werden die Eisenbahnbauinspektionen Mühl» acker, Ehingen (Donau), Horb, die Eisenbahnbaube- triebsinspektionen Aalen und die Dampfschiff- kahrtsinspektion Friedrichshafen aufgehoben; di« Bo- triebsinspektion Mühlacker wird unter Aenderun-g ihres Be­zirks nach Stuttgart verlegt. Die Bahnmeistereiei»' Besigheim, Eckartshausen, Geislingen 2, Horb 2, Leinfelde«,, Neckarsulm, Schelklingen und Wasseralfingen und die Ge- däudeverwaltungen Aalen, Cannstatt 2, Ulm und Stuttgart- N^-nberg" werden aufgehoben, ebenso sieben Neubau­abteilungen (Bausektionen). Die Geschäfte der aufzu­lösenden Stellen werden so unter die anderen verteilt, daß eine glatte Abwicklung auch weiterhin gewährleistet ist. Auch di« Schließung weiterer Personenzughalte­punkte und kleinerer Bahnstationen mit Güterverkeh, wird sich nicht vermeiden lassen. Diese Maßnahmen werde» nach vorheriger Verständigung und Anhörung der Beteilig­ten durchgefuhrt werden. Züge, die so schwach besetzt sind, daß die Einnahmen die Betriebskosten nicht decken, können nicht mehr gefahren werden.

Ungenügende Reichszuschüffe. Das Reich hak den Zu­schuß zu dem Besoldungsauswand der Körperschaftsverwock- iungen für das letzte Drittel des Monats März ohne nähere Begründung in einem Maße gekürzt, daß der nunmehr für den gesamten Monat März zur Verfügung stehende Betrag nur die Ausschüttung von rund 2,6 Proz. des zuschußberech- tigten Gesamtaufwands erlauben würde. Angesichts der ringsügigkeit der sich hienach für die einzelnen Körperschaften ergebenden Beträge unterbleibt ein« weitere Ueberweisung, bis der dringlich angeforderte Rest vom Reich nachgeliefert ist.

Interessante Briefmarken. Nicht allen Sammlern dürfte es bekannt sein, daß bei den Markwerten der bayerischen Prinz­regent Luitpold-Geburtstagsreihe von 1911 die Girlande« zu beiden Seiten des Bilds aus wunderlichen Köpfen be<- stehen. Diese Briefmarken sind von dem bekannten Maler Kaulbach entworfen worden.

Handelsnachrichlen

Dollarkurs BerAn, 18. März 4,2105 Bill. Mk. (mrv.), NeayblW 1 Dollar 4,54. London 1 Psö. Sterl. 18,75. Amsterdam 1 GuldoW

I, 64. Zürich 1 Frauken 0,769 Bill. Mk.

Der französische Franken bessert« den Kars weiter auf 86 -8 1 Pfd. Skerl. und 20 zu 1 Dollar.

Me Finanzgebarung des Reichs. Die llebersicht über die GeÄ» bewegung bei der Reichshauptkasse in der Zeit vom 1. bis 16n Mär; 1924 ergibt als Summe der Einzahlungen 150,09 Trillione» Papiermark, denen an Auszahlungen gegei überstehen 161,98 Tril­lionen Papiermark. Es ergibt sich mithin ein Zuschutzbedarf vo»

II, 89 Trillionen Papiermark gegenüber einem Zuschutzbedarf voH 47,6 Trillionen im letzten Februardriktel. Der Gcsamtzuschutzbe- dars seit 16. November 1923 erhöht sich damit auf 779,4 Trillione» Papiermark.

Geldmarkt. 1 v. Tausend für tägliches, 2N Prozent für Mas naksgeld.

Erhöhte Roheisenpreise für Süddeutschland. Der Roheisen«»» band erhöhte mit sofortiger Wirkung für neue Abschlüsse dich Preise für Süddeutschland Gebiet 2. für Hämatit, Gießerei-Roh-! eisen 1 und 3 um je 5 -4t pro Tonne. Die neuen Preis« für Süd- deuischkand stellten sich 104 Goidmark für Hämatit, SO GM. für: Gießerei-Roheisen 3, Frachtbasis Mannheim bzw. Ludwigshafen. Ferner wurde der Preis für Gießerei-Roheisen Luxemburger Qua- lität um 7 -K bezw. 4 -4t je Tonne je nach Derkauf-gcbiet er­höht. Der neue Preis für Gießerei-Roheisen Luxemburger Qualität stellt sich auf 79 stt je Tonne ab Wintecsdorf oder 8F Goidmark je Tonn« ab Rheinisch-westfälische Werke.

M.

Stuttgarter Börse, 18. März. An der heutigen Börse haben: die Kurse weitere Abbröckelungen erfahren. Die Käufer waren wieder in der Minderheit. Auf dem Markt der Festverzins­lichen lagen die Staatsanleihen etwas fester; Pfandbriefe unüi Industrie-Obligationen nur wenig verändert. Bon den Bank­aktien schwächten sich Hypothekenbank und Bereinsbank wek-! lerhin ab, während Notenbank sich von 66 auf 68 erhöhten. Bcmi den B ra u e r ei w e r t e n schwächten sich z. B. Eßlinger auf 12» Hobenrollern aus 14. Wnlle aut 9 ob. Von den Metalle

Der Tanz um das goldene Kalb

Von Erica Grupe-Lörcher

(Nachdruck verboien.)

Der große, stattliche Mann sah einige Momente schwei­gend auf das junge Mädchen herunter. In den klugen Augen trat ein eigentümlich schwacher, horchender Klang. Die Stimme von Zyria hatte leicht gezittert. Mit dem überfeinen Instinkt eines Mannes, der seine stumme Zu­neigung nicht erwidert sieht, hörte er sofort das tiefere Interesse von Zyria zu Frank Barry heraus. Führte das Schicksal ihr diesen Mann wieder in den Weg, um seine eigene Zuneigung zu ihr immer hoffnungsloser zu gestalten?

«So? Frank Barry? Und was hat er zu erzählen gewußt?"

.Wir konnten uns nur kurz sprechen. Er sprach den Wunsch aus, in unserem Hause verkehren zu können. Der Zufall war günstig und ich konnte ihn gleich Fräulein Amanda vorstellen. Sie hat ihn sofort aufgeforderk. Be­such bei uns zu machen-"

.Was er natürlich schleunigst tun wird-!"

Zyria sah ihn etwas befremdet an. Es klang so schroff. In seinem Blick, der immer voller Wohlwollen, voller Herz­lichkeit auf ihr ruhte, stand ein erzürntes Leuchten. Es fiel ihr plötzlich auf, welch schöner Männerkopf Onkel Forgiß war. In dichten Wellen stand das viel zu früh ergraute Haar mit schön geschwungenen Buchten um die hohe Stirne. Gerade das graue Haar zeigte zu den noch frischen Farben und den leuchtenden Augen den Kontrast, der ihn älter erscheinen ließ, als er war.

Vielleicht! Und warum nicht?" stammelte das junge Mädchen unschlüssig über seinen Ton. .Es gilt ja als Be­vorzugung, als quasi .Visitenkarte", daß man .gesell­schaftsfähig" ist, wenn man im Hause des Geheimen Kom­merzienrates Werner verkehrt-!"

Gewiß! Weil alles in unserem heutigen gesellschaft­lichen Leben sich im Tanz um das goldene Kalb dreht! Und ehe Zyria in ihrer Ueberraschung noch irgend einen Einwurf machen konnte, sprach er gedämpft, aber mit »nterdrückter Lebhaftigkeit weiter: .Was meinst du, wenn der Geheimrat und seine Schwester ganz arme Menschen wären daß da Lin Mensch sich viel um sie kümmern

würde? Der ganze Kotau, den ihnen die ganze Gesell-1 schaft macht, gilt doch nur ihrem Reichtum, nicht den Menschen an und für sich. Nicht ihren Persönlichkeiten- Das ist ja das Infame in unseren kultivierten Zuständen, daß der Mensch nicht als Persönlichkeit bewertet wird, sondern nur nach seinem Vermögen oder seiner Armut!"

Zyria senkte den Kopf. Oh, wie gut wußte gerade sie das! Wie schwer hatte gerade sie das in ihrer Armut bis­her empfunden, trotzdem ihre Bildung, ihr Wissen, ihre Herkunft sich über den Durchschnitt erhob. Sie schwieg. Onkel Forgiß hatte einen guten Einblick in die Verhält­nisse, da er seit einigen Jahren das Vermögen des Ge­heimen Kommerzienrates verwaltete. Trotzdem der Rechts­anwalt für seine gradlinige Offenheit, die oft zur Schroff­heit wurde, bekannt war, und dem Geheimrat gegenüber durchaus nicht den Ergebenen markierte, war der Geheim- rak froh, sein Vermögen durch ihn verwalket zu sehen.

Rechtsanwalt Forgiß konnte von seinem Platz im Wandelgang aus gerade ins Foyer blicken, ohne selbst viel beobachtet zu sein. Er hatte die Hände auf den Rücken gelegt. In seinem Gesicht lag ein halb ärgerlicher, halb spöttischer Zug. .Kapital und gesellschaftliche Stellung sind in diesen Kreisen Austauschmittel zum gegenseitigen Ver­kehr. Meinst du, das Geschwisterpaar Werner würde den Prinzen so Hoffieren, wenn er ein Herr Müller oder Meyer wäre, und wäre er ein noch so trefflicher, ein noch so ge­bildeter Mann? Keine Spur! Aber der Prinzenname und die Anrede Durchlaucht blendet! Und wenn der Kom­merzienrat nicht so reich wäre und so sehr viele, angenehme Zerstreuungen in seinem Hause böte, sondern irgend ein obskurer bürgerlicher Kaufmann oder Beamter glaubst du etwa, Seine prinzliche Durchlaucht würde die Gnade haben, sein Haus mit seiner Anwesenheit zu beehren?"

Zyria sah jetzt voll zu ihm auf. «Onkelchen, du bist böse!" "Es lag die einschmeichelnde, reizvolle Liebenswür­digkeit in ihrer Stimme, die ihn schon in ihren Kinder­tagen entzückte. Deswegen blickte er jetzt mit einem weichen Lächeln auf sie herab. .Dir bin ich nicht böse, Kind! Nur über unsere ganzen gesellschaftlichen Begriffe ärgere ich mich. Deswegen ziehe ich mich auch innerlich von der Gesellschaft zurück, weil sie mich ganz leer »aßt!"

Und nach einem kurzen Schweigen fuhr er mit etwas leiserer Stimme fort: .Wenn ich ehrlich sagen soll, so ist es

mir nicht besonders lieb, dich jetzt ganz in diesem Fahrwasser zu sehen, Zyria! Du hättest, nachdem du deine Prüfung so ausgezeichnet bestanden, sofort an der Hochschule als Lehrkraft eine Anstellung erhalten können. Das wäre eine große Bevorzugung gewesen. Statt dessen willigst du in den Vorschlag von Fräulein Werner!"

.Es reizte mich, einmal einige Zeit inmitten dieses Reichtums, dieser großen Verhältnisse und all der Abwech­selung zu leben, die sich mir dort bietet! Einmal eine Zeit­lang vergessen zu können, daß man selbst arm ist inmitten

dieses goldenen Stromes schwimmen zu können-! Ach,

das habe ich mir köstlich gedacht!"

.Du Törin, oh, du liebe Törin!" Er sagte ganz leise und an ihr ins Weite vorübersehend: »Du bist viel reicher als all diese hohlen Menschen, die du für reich hältst!" Plötzlich glitt ein ernster, fast trauriger Blick zu ihr hinab. .Gerade, weil dir diese Art Gesellschaft innerlich nichts zu bieten vermögen wird, gerade deshalb sieh zu, daß du nicht innerlich verkümmerst. Löse dich bald aus. diesem Tanz um das goldene Kalb, sonst wirst du mit Herzeleid"

Ein schrilles Klingelzeichen ging durch das Haus. Der nächste Akt begann. Im Foyer wurde es plötzlich unruhig und lebhaft. Man verabschiedete sich und stob auseinander Auch Rechtsanwalt Forgiß reichte Zyria die Hand.

.Wann sehe ich dich wieder, Onkel?"

Er zuckte die Achseln. Es war ihm immer ein Kum­mer, daß er Zyria so selten sehen konnte. Als Junggeselle hatte er nur im gesellschaftlichen Rahmen Gelegenheit, ihr zu begegnen. .Ich weiß es nicht. Vielleicht komme ich zum Geburtstagsfest des Geheimrates, wenn es sich gar nicht umgehen läßt!"

Er sah ihr nach, wie sie sich jetzt dem Geschwisterpaar anschloß. Fräulein Werner unterhielt sich noch im Meiter- gehen mit dem Prinzen, während der Geheimrat mit sicht­licher Angeduld vorwärtsstrebte. Dr. Forgiß lächelte. Die Verliebtheit des alten Herrn schien ihm komisch. Wußte man doch in der ganzen Stadt, daß die Correlli ihre Zu­neigung stets je nach der Größe des Portemonnaies ver­gab -. Nein, seine kleine Zyria mit ihrer reichen in­

neren Veranlagung, mit ihrer feinen Seele, paßte nicht in den Rahmen jener Kreise!

(Fortsetzung folgt.)