Erschein! au lenem Wem tag.Bestell»»««» nehme.. sämtliche Pestanstalt«» und Postdrten e»t«e,ei.
B—lKSpretr
im MSr» 1.« «tnschl. rrSamleh«, Einz.-Rr. 1« Voldpfge., LrunNpreii f. Anzet,»»: Die einspaltige Zeile aus gewihmichervqrist »der deren Raum IS Gold- pfrnuiae, Reklame» 85 Goldpfennize, Familien- anz.10 Soldpfennige. Bei gerichtl. Beitreibung und Konkurse» ist der Rabatt hinfällig.
Rr. 60
RsMldev TsgAir!!
TL»M'U»"-r, r>ruü »»» «k«az nim » »N°,t jjan»r! «a,»l»
Dienstag de« 11. März 1924
Verbreitetste Z«tt«ng im Oberau tSoeziik. — U»« »eigen strd daher »«» best,« »rfolg.
gtri »k» i«»
»«riet «!'«»«««».
»» wird krt«, «.»»r iber»««»>», »aß >d,r R«vo«»« t» biftt»«,«, »uroab«, »der »» »>r »Snschtr» Stell« «schetoer. g» Fille» »,» Löh,re» », »all besteht let» «nkpiaq »,l Ltesrrm», öer ZeMm» »de» «»s »ückrshlu», d.««,»,»preise.
Lilegramm-Adrefse:
Gesellschafter Nagold.
Postscheckkonto: Stuttgart 8113.
98. Jahrg ang
Tagess p i egel
Die Parteiführer des Reichstags sind vom Reichskanzler zu einer Besprechung der Rote des Pariser Botschafierrats geladen worden.
Der ReichsjustizmirUsber wird kommunistische Anfrage« Wegen Entschädigung von 921 Kommunisten während des Belagerungszustands und wegen Straferlasses für politische Perurteilungen ablehnend beantworten.
In London ist die Nachricht eingelaufen, die Araber haben den König Hussein von Transjordanicn zum Kalifen, d. h. Mm geistlichen Oberhaupt aller Mohammedaner aus- tzerussn.
Die römische „Tribuna" meldet, der Vatikan werde die Anerkennung der Moskauer Sowjetregierung in irgend einer Form aussprechen, um eine Erleichterung der Lage der Katholiken in Rußland zu erwirken.
Die Besetzungskosten
Eine Anfrage des dsutschnationalen Abg. Hergt irr Reichstag veranlaßt den Finanzminrster einige ziffernmäßig! Auskünfte zu geben über die Höhe der Besetzungskosten uni der Ausgaben für all die sonstigen Anforderungen, die von den Besatzungsbehörden gestellt werden. Daraus ergibt sich daß allein für die reinen Besetzungskosten bis Ende 1923 ein Betrag ausgewendet worden ist, der die Gesamthöh e der französischen Kriegsentschädigung von 1870/71 ganz beträchtlich übersteigt. Der Finanzmini. stier stellt im einzelnen fest:
Die inneren V ese tz un g s ko st e n, die von Deutschland neben den sonstigen Entschädigungsleistungen aber ohne Gutschrift auf Entfchädigungskonto, in bar bezahlt werden mußten, beliefen sich bis Ende 1922 aus 911328184 Goldmark; im Kalenderjahr 1923 418 414 836 Goldmark, insgesamt also: 1 329 743 020 Goldmark.
Die sogenannten äußeren Besetzungskosten, dl« Deutschland auf Entschädigungskonto belastet werden, belaufen sich daneben vom Waffenstillstand bis Ende 1922 ach 3 520 359 395 Goldmark, im Kalenderjahre 1923, da amtlich« Mitteilungen darüber noch fehlen, schätzungsweise aus 246 000 000 Goldmark, insgesamt: 3 784 359 395 Goldmark Die Verbündeten haben sich in den Jahren 1922 und 192! an den im sogenannten Finanzministerabkonrmen vom 11 März 1922 vereinbarten Höchstbetrag der nicht untei Art. 8 bis 12 des Rheinlandabkommens fallenden Besatzung» kosten von 220 Millionen Goldmark nicht gehalten Seit Januar 1923 haben Beschlagnahmungen vor öffentlichen und privaten Geldern durch die Besetzungsmächü als Ersatz für die seit Januar 1923 eingestellten Mark-Vov schußzahlungen in etwa 370 Fällen in Höhe von insgesamt schätzungsweise 50 Millionen Goldmark stattgefun den. Die aus anderen Anlässen (z. V. Eintreibung von Zoll strafen, Kontributionen aus Anlaß von Sabotageakten usw. beschlagnahmten Summen sind hierin nicht enthalten.
Es treten zunächst hinzu die N atu r a lli ef e run g en Cs wurden ferner bisher jährlich folgende Verpflegungs- uni Futtermittel an die Besatzung geliefert: rund 48 000 Tonne» Hafer, 33 000 Tonnen Heu, 28 000 Tonnen Stroh, 10 00< Tonnen Kartoffeln, davon deren Hauptanteil für die Frcm Zofen, 1350 Tonnen Zucker, 800 Tonnen Salz, 6650 Tonne» Melassefutter, 4750 Tonnen Futtermöhren und 17 800 Ton nen Weizen.
Es ist zutreffend, daß die französisch-belgische Bahnoev rvaltung für die Beförderung dieser für die Besetzungstrup pen bestimmten Verpfleg- und Futtermittel, wie überhaupt für alle, auch aus anderen Anlässen notwendig werdende» Bahntransporte Bezahlung der Frachtkosten in «Regie Francs" verlangt.
Zu alledem kommen noch die Anforderungen fül Kasernen und sonstige Bauten, für Wohnungei »md deren luxuriöse Ausstattung. Welchen Umfang sie ein nehmen, dafür gibt der Finanzminister lediglich für die aller neueste Zeit folgende» Zahlen: Die Aufwendungen für dies Zwecke seit dem 1. Oktober 1923 belaufen sich auf das alt besetzte Gebiet auf 29 212 438 Goldmark, für das neubesetzt' Gebiet auf 212 219 Goldmark. Für das neubesetzte Ruhr gebiet liegen zurzeit noch Anforderungen für Kasernenbau t«n, Ställe, Wohnhäusern, Kasinos usw. vor im Betrag vor nuch 25)4 Millionen Goldmark.
Hierzu kommen vollständig auszustattende Quartiere fü> Generäle (Einfamilienhäuser). Wohnungen für Obersten uni Offiziere niederer Dienstgrade, Schulgebäude und Fabriken dle als Truppenunterkünste benutzt werden sollen und aus gebaut und ausgestattet werden müssen, an den genannte» und anderen Orten, sowie die ständigen Ausgaben für Hei Amg, Beleuchtung und Instandhaltung der Quartiere un! Wohnungen.
Aus dem „I ndustr i e a b k omm en" ziehen die Be sttzungsmächte nach den Mitteilungen des Reichsfinanzmim »ters: an Kohlen (unter Zugrundelegung der Förderung mm 1921) etwa 50 Millionen Goldmark monatlich, ar Braunkohlen 2)4 Millionen, an Färb- und ande ren chemischen Stoffen 4)4 Millionen, an Stick.
stoffdünger üfw. 6 Millionen. Neuerv-ngs har rm feindliche Ingenieur-Kommission derartige «Lieferungsverträge" auch mit der H o l z i n h u st ri s des besetzten Gebiete abgeschlossen. Diese Lieserungsverträge sind ein Zwang und das Reich soll den Industriellen die Lieferungen ersetzen Die Anmeldungen der Lieferanten^sind noch nicht im ganzer, Umfang bei der Reichskasse eingegangen, der Reichsministei glaubt aber die Gesamtbelastung des Reichs aus dem Jndw strieabkommen bis Mitte April d. I. auf 200 Millionen Gold-, mark schätzen zu müssen
Ein Ultimatum
Die fünf neuen Forderungen.
Die Note der Verbündeten über die neue Militär- Überwachung hat in allen politischen Kreisen Deutschlands Bestürzung und Empörung hervorgerufen Sie bedeutet einen schweren Schlag in dem Augenblick, dc Stresemann schon den „Silberstreifen am Horizont" zu be- merken glaubte. Sie ist nichts anderes als die abgeschrieben« britische Denkschrift mit einigen ganz unwesentlichen Aenderungen. Ihren Kernpunkt bildet die Androhung-, daß die Militärüberwachung unverzüglich in Deutschland wieder ausgenommen werden wird. Und nur, wenn di« deutsche Regierung zu der Nachprüfung der Mannschaftsbestände und der Durchführung her endgültigen Abrüstung die Hand biete und ferner, wenn Habei nichts Anstößiges gefunden werde, dann erst könne man über den Ersatz der Kammssion durch ein «Garantiekomitee" mit beschränktem Personalstand sprechen.
Das ist trotz der berhältnismäßig höflichen Form, in der die Note gehalten ist, ein scharfes Ultimatum. Damit über die Entschlossenheit des Verbands, Deutschland wieder einmal gründlich zu demütigen, kein ZweKei,. besteht, werden von der Berliner Regierung «zufriedenstellend Versicherungen" über fünf Punkte verlangt. Diese für» Punkte sind nicht dieselben, die General Rollet in sein« letzten Note vom 18. Dezember 1923 ausstellte, aber sie sini genau so überflüssig und quälerisch wie jene.
Wozu „Umgestaltung der Schutzpolizei"? Den Bestim mungen des Artikels 162 des Versailler Vertrags ist vor deutscher Seite voll entsprochen. Die „Umstellung der deutschen Fabriken auf Friedensleistungen" ist anerkanntermaße, längst durchgeführt. Das „verbotene Material"- dessen di> l deutsche Regierung nur irgendwie habhaft werden konnte ' ist ausgeiiefert. Was die Auslieferung des „statistischen Ma f terials" über die deutsche Mflitärstärke zur Zeit des „Was fenstrllstands" andelangt, so kann nur immer wieder ver sichert werden, daß von jenem Material nichts Brauchbare« mehr vorhanden ist; damals herrschten ja die Arbeiter- uni Soldockenräte! Endlich die „Anpassung -es Rekrutierungs fystöms und der Heeresorganisativn cm die Bestimmungei des Friedensvertrags": Was paßt den Herrenvon der Korn- Mission noch nicht? Hatten sie nicht Zeit und Gelegenhel! genug, sich von der biederen, mehr als biederen Anpasfunz der deutschen Behörden an die Wünsche des Verbands zr überzeugen?
Minister Dr. Stresemann hat am Donnerstag dieser Woche im Reichstag eigentlich schon alles Nötige geger oie zu jenem Zeitpunkt noch nicht veröffentlichte Verbands- aote vorgebracht. Nämlich: die deutsche Abrüstung sei sei Frühjahr 192 beendet. Das sei nicht eine bloße Behauptung der deutschen Regierung, sondern das habe beispielsweis« die englische Regierung im Frühjahr 1923 im Unterhaus wiederholt bestätigt. Sogar General Roller habe es iit Schoß seiner Kommission zugegeben, wie man aus dem bekannten Buch des Generals Allan wisse. Alle Behaup- langen über Rückstände in der deutschen Abrüstung sein französische Quertreibereien mit der Absicht, die Vorstellung m erwecken, als stelle unser Rüstungsstand eine Gefahr füi Frankreich dar. Jedenfalls, so erklärte Stresemann, Hab« das Garantiekomitee keine Begründung im Versailler Bev !rag. Keine deutsche Regierung könne es dulden. An de« Kereitwilligkeit der deutschen Regierung, über die frühere« Sachforderungen der Ueberwachungskommission zu verhau tsln, hakt die englische Presse in ihren neuesten Aeußsrunge« lütt merkwürdigem Eifer ein. „Daily Telegraph", „Times^ and ,Laily News" verlangen von der Berliner Diplomat!« »versöhnendes Entgegenkommen". „Daily News" will de> deutschen Regierung den Eigensinn ausreden, mit dem si- ruf „Fragen zweiten Ranges" herumreite. Das seien näm -ich die Umgestaltung der Militärüberwachung und di- Herabsetzung der „an sich finanziell nicht besonders schwe: wirkenden Entschädigunasabgabe." Der diplomatische Be richterstatter des „Daily Telegraph" nennt es geradezu kle n sich von Stresemann, wenn dieser den Versailler Vertrag gegen den Garantieausschuß ausspiele. Wie stark muß d< wieder der franzö fische Einfluß in London gs arbeitet haben, um einen solchen Angriff gegen den deutschen Rechtsstanjdpunkt hervorzubringen! Bleibt nur di« Frage: Deckt Mac Donald den Schritt der Botschcisteckon ferenz mit seinem Namen und seiner Politik? Davon häng alles weitere ab. er,
Der HillerprozeZ ^
' Zehnter Berhandlungstag Schluß
München. 9. März.
Die „weiß-blaue" Gefahr". Haftbefehl gegen Lndendorsf
Generalleutnant a. D. von Hildebrand: fährt fort: Ludendorff begab sich in die Umgebung Hitlers, wo der Plan über einen etwaigen Rückzug aach Rofenheim besprochen wurde: General Ludendorff verwarf diesen Gedanken, weil er sich sagte, das Unternehmen st hin, jetzt heißt es, der ganzen Welt zu zeigen, daß wir de« »Mischen Regierung treu bleiben. Es wurde dann der fried üche Zug mit fliegenden Fahnen in die Stadt beschlossen, dei in der Feldherrnhalle mit Blut und Tod endete. In der Zeitungsberichten las ich, daß General Ludendorff in seinei Verteidigung die Unterstellung, er habe von einer weiß blauen Gefahr gesprochen, zurückwies. Ich kenne die Denkart Ludendvrffs genau. Das hat mich am meisten ergriffen daß eine solche Anschuldigung gegen ihn erhoben wurde denn ich weiß, wie sehr Ludendorff mit mir übereinstimm m der höchsten Verehrung für das Haus Mkkcksbach, in de« Bewunderung des tapferen bayerischen Heers und in de« Liebe zum treuen bayerischen Volk. Neben Verwandtschaft üchen Rücksichten waren es seine Empfindungen für Bayerr and sein Königshaus, die ihn veranlaßten, seinen Wohnsit in Bayern zu nehmen.
Ludendorff hat die beiden christlichen Bekenntnisse völlig gleichgestellt. Er sagte mir, er lasse jeden nach seiner Fassm felig werden. Ludendorff ist überhaupt von einer echten, tie- en Frömmigkeit beseelt, wie ich sie noch kaum bei einem Kameraden gesehen habe. Es liegt ein tiefer Ernst in seinem lieben. Schon aus christlichen und religiösen Gründen sötte Ludenüorff niemals die Katholiken hinter die Vro «estcmtsn gestellt; er hat im Gegenteil- beide Kirchen in ihrer Segnungen gleich hoch bewertet.
Rech^anwalt Schramnt: Es ist General Ludendorfj svn aswifler Seite vorgeworfen worden, er sei von Ehrg- iz testest. Was hält der Herr Zeuge, der ihn genau kennt davon?
Generalleutnant Hildebrandt: Ich habe selten einen her ^stellten Offizier gesehen, dr mit so wenig Ehrgeiz bell atär wie Ludendorff. Seine Tochter erzählte mir vor limgen S-chren, ihrem Vater (Ludendorff) sei im Krieg der rrbkiche Adel angeboren worden. Ludendorff lehnte ihn ab Mt den Worten: „Ich trage den Namen meines Vaters veiler."
Rechtsanwalt Kohl: Herr General o. Hildebrandt Hai »orhin von der weiß-blauen Gefahr gesprochen. Ich bin in ter Lage, Aufklärung darüber zu geben, wie es überhaupt kam, das Exz. Ludendorff diese Worte in den Mund gelegt Hürden. Ich bin gestern Abend mit einigen jungen Herren pr Jnsaswrieschule uM> besonders mit Leutnant Klock zu-
kmmnengetrosfen. Derselbe erzählte mir, daß man geraste m der Insanterieschule die ultramontane Gefahr kurz als die »veitz-blaue Gefahr bezeichnet hübe, und deshalb habe er beil kiner Vernehmung einer irrtümlichen Auffassung des Aus- orucks Exzellenz Ludendorff gerade diese Worte m der« Mund gelegt, während General Ludendorff dis Zent-mms- politik gemeint habe.
Oberstleutnant Frhr. v. Berchem, Kommandeur des k. Bataillons des Infanterieregiments 19, erklärt es aß» eine „Verleumdung", daß Oberleutnant Braun den Oberleutnant Casella erschossen habe. Die Verteidigung macht de« Zeugen darauf aufmerksam, daß Braun die Aeußerung, er, werde „die Bande kaltlächelnd niederschießen lassen", Werst abgeleugnet, dann aber auf das bestimmte Zeugnis des Majors Siry als möglich zugsgeben habe.
Zeuge: Der Befehl zu schießen, falls von der anderer» Seit« geschossen werde, wurde von General Danner gegeben.
General Luden dorff: Ich stelle fest, daß der Be, fehl zum Angriff auf das Wehrkreiskommando von General
-ossow unterzeichnet ist. Zeuge v.
Berchem: Das ist möglich. Ich k<mn » Sicht erinnern. (In wegrverfendem Ton zu Ludendorff: Exzellenz würde es jedenfalls auch so gehen.
Rschbramvatt Holk: Ich, hätte noch verschiedene Fragen ün den Zeugen Berchem, ich lehne es aber ab, mich mit -einem Zeugen adzugeben, der sich gegen Se. Exzellenz General v. Ludenüorff st benimmt.
Zeuge Leutnant Alois Ecker wurde m der Nacht Mn» 8. November von Oberstleutnant Kriebel vom Wehrkreis» kvmmando in die Kaserne der Neunzehner gesandt, um mit Lossow zu sprechen. Lossow habe erklärt, das Wort sei nur» einmal gebrochen und keine Verständigung mehr möglich. Der Zeuge wurde in der Kaserne festgenonrmen.
Rechtsanwalt Luetgebrune: Ist in der Kaserne da« Wort gefallen: „Mit Rebellen wird nicht verhandelt!"
Z e uge: Das Wort Rebellen ist gefallen.
Hegen die Vereidigung des Zeugen Polizeimajor Jm- ho ff erhebt die Verteidigung Einspruch aus Grund seiner Aussagen in der geheimen Sitzung; Jmhoff würde in erster Linie in Frage kommen, wenn von Hochverrat gesprochen werde.
Das Gericht beschließt. Jmhoff zu vereidigen.