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Nagolder Tagblatt
Gkgrünvet 1S2S
Zernsprechcr 1
Nr. 1
Tagesspiegel
il, die Besehungskoskea
Die Reichsrsgierung hat für den Januar weiter zu bezahlen.
Infolge -er Aussprache des Reichsfinanzministers mit den süddeutschen Regierungen ist die Veröffentlichung der Dritten Steuerverordnung (Kieke- und HypothekenbeschlaG nähme ufw.) verschoben worden. — Die süddeutschen Regierungen sotten scharfe Einwendungen erhoben haben.
Reichsminiskor Stresemann verbringt seinen Erholungsurlaub in Lugano (Südschwei;). Rach dem Mailänder „Secolo" sott er dort eine Besprechung mit dem französische» Ainanzminisker de Lasteyrie haben.
Die englische Regierung hat laut «Temps" bei der polyi. scheu, rumänischen und serbischen Regierung Vorstettungen wegen der von Frankreich bewilligten Snegsrüfturtzsan- leihen dieser Länder erhoben. Auf diese Gelder habe En», fand Anspruch als Sicherheit für die von Laglmä» au IraE reich gegebenen Sriegsvorschüfse. — .
Am Vorschlag des Staatssekretär» huWss hak sich präg» denk Loolidge bereit erklärt, an die mexrkanffche RWerpnG 15 OVO Gewehre und 10 Mittionen Munitionvbänder au» -W heeresbestände« der Vereinigten Staaten zu liefern.
Frankreichs Kriegsbündnisse
Das englischeRoteKreuz kann sich an den Samnst hingen und Spenden für das deutsche Volk in seiner tiefster Leiblichen Not nicht beteiligen; an die Genfer .Hauptstelle der! Internationalen Roten Kreuzes mußt« es auf deren an di! Tochtergesellschaften aller Länder gerichtete Einladung er> Widern: seine Hilfsmittel seien durch die Unterstützung des englischen Arbeitslosen erschöpft. Das ist begreift sich Auch England aebrirt den Ochern des Kriegs nach dem Krteg. Reichen seine Leiden auch nicht an die Deutschlands heran, so übertreffen sie doch an Umfang und Dauer alles, was Englands ärmer« Schichten seit der ersten Hälft« des vorigen Jahrhunderts durchgemacht haben. Und noch immer ist kein Ende der Verheerungen abzusehen, die der rastlose kriegerische Ehrgeiz der französischen Napoleoniker über Europa bringt. Einen neuen Zuwachs an ihrer Krieg s»
Militärbündnis mit Frankreich einzugehen. Kriegsvafallenverhältnis, das von Anfang an bestand, soll setzt noch eine förmliche Bekräftigung erhalten.
Als Präsident Masaryk im Oktober in Paris die Vorverhandlungen führte, versicherte er in der Oeffcntlichkeit, daß die Tschechoslowakei sich zu einem Kriegsbündnis mit Frankreich nicht verpflichten werde. Jetzt, da sein Minister des Aeußern Dr. Benesch aus Paris heimkehrt, lassen die Angaben der französischen Zeitungen Wer den Inhalt des Vertrags, den er Masaryk zur Unterschrift mitbringt, keinen Zweifel daran, daß es stzh um die Verpflichtung zur Kriegsgefolgschaft auf französisches Geheiß handelt. Polen und Belgien sind dieselbe Verpflichtung bereits Angegangen. Wenn Pariser Mütter behaupten, man dürfe ein solches Verhältnis nicht als „militärisches Abkommen" bezeichnen, sondern es handle sich „nur" darum, daß dis Generalstäbe der beiden Länder zusammenarbsiteten, dann ist das ein Spiel mit Worten. Und zwar ein unwürdiges. Wie es eins unwürdige Umkehrung aller Vernunft, und Nechtsbegriffe ist, daß die ungeheuerliche französisch« Aechtsverhöhnung in Düsseldorf, bei der die Perbrecher aus Richterstühlen und die Polizisten auf der Anklagebank sahen, als ein „Gerichtsverfahren-" bezeichnet zpird. Es wap ein Bruch des Versailler Vertrages, daß dl« Franzosen überhaupt Düsseldorf besetzt und auch dort ihre Militärherrschaft samt Kriegsgericht auf- gsrichtet haben. Wenn der französisch-tschechische Bündnisvertrag die Au stecht« rha ltun g der durch den Versailler Frieden geschaffenen Verhältnisse zu verbürgen behauptet, so ist auch diese Bestimmung berechnete Täuschung: nicht das Halten des Frieden-Vertrags, sondern alle Wort- und Vertragsbrüche, die Frankreich bisher begangen hat und die ihm weiter zu begehen belieben sollten, sollen Unterstützung und Dek- kung finden.
Frankreich bedarf gar vieler Helfer, um Europa zu beherrschen. Die Tschechoslowakei gehörte von Anbeginn dazu. Der Bündmsschluß würde tatsächlich keine völlige Neuerung, sondern nur eine Bestätigung bedeuten. In der tschechischen Hauptstadt soll am 19. Januar eine Zusammenkunft der Minister des Aeußern von Südslawien, Rumänien und der Tschechoslowakei stattfinden. Die vielen Hunderte von Millionen Franken, die Frankreich an alle seine östlichen Vasallen, unter denen Polen nicht, zu vergessen ist, zu Rüstungs- Zwecken zahlt und die die „Times" neulich zusammengestellt vch, ergänzen das Bild dieser staatsmännischen Betriebsamkeit. Es ist Frankreichs Bestreben, die Gelder für dieses Rüsten und Kettenschmieden aus dem hungernden deutschen Volk selbst herauszuschinden. Das Wort dcuür heißt „Ent-
SchrrtNnmui, »nul r,il» »kila» v»» «. «. Zatjir I»arl 8atler>
Mittwoch den 2. Januar 1924
cheMgungszahlungess". In der Tschechoslowakei''besteh! Z» «trächtlicher Teil (fast 4 Millionen) der Bevölkerung aus Deutschen. Das neue Militärbündnis soll diese vier Millionen Deutsche zwingen, unter fremder Gewalt ihre Söhne gegen die deutschen Brüder im Reich marschieren und sümpfen zu lassen. Napoleon der Erste hat es vorgemacht. Venesch und Kramarsch haben im Weltkrieg die Tschechen gelehrt, sich der widerwillig geübten Heerespflicht im alten rsterreichisch-ungarischen Staatsverband zu entziehen. Die Art, wie sie die Fahnenflucht betrieben haben, eignet sich chcht zum VoMld für ehrliebende Deutsche. Aber es wird pkdere Mittel und Wege geben, um den Tschschenstaat zu Andern, seine Bürger zu Kriegsknechten Poincares herab- «würdigen. Das wird zunächst die Aufgabe der deutschen Fraktionen im tschechoslowakischen Parlament sein, die dabei ruch die Unterstützung anderer Nationalitäten des vielspra- Mgen Tschechenstaates finden dürsten.
Im übrigen ist der Ring von Bündnissen, den Frankreich zu schließen im Begriffe ist, keineswegs eine nur dis Deutschen berührende Angelegenheit. Es war es nie. Ad« beute merken und wissen das auch andere Staaten. Der este Umsturz in Griechenland, der de« bewährte» zosenfreund Venizelos wieder ans Ruder bringt, int zur weistren Folge die Einbeziehung Griechenlands di« Kleine Entente, in das Vündniswesen Frankreichs zu DK Pariser Presse deutet es auch an, daß die Aus- g des militärischen Einflußbereichs Frankreichs durch Osteuropa hindurch bis zmn Mittelmeer einen Gegen- gegen die italienisch-spanische Annäherung bytsteW.
PoincarS woK ein hohes Spiel. Die Zeit wird kommen, VW sich offenbaren muß, ob seine Spekulation auf dieDauer her GewistenÄähmung und der Hilflosigkeit der mit Frankreich verbündet gewesenen Großmächte Stich hält. — In-
chen kehrt am Tag des Düsseldorfer Justizmords General
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von Paris nach Berlin zurück, der Leiter des vpps, der weftpr nachzufehen haben soll, ob inmitten eines stets enger geschmiedeten Rings vor, Feindschaft und trotz mutigster Verhöhnung seines Rechte es sich auch beileibe nicht einfallen läßt, an künftige Gegenwehr zu denken. Aber der Völkerbund? Der Völkerbunds- hat gerade dem obengenannten Dr. Venesch die Be- ÄchterstMung über — die Abrüstungsfrag« übertragen.
Die Schweiz und die Zonenfrage
Bern, 31. Dez. Im Jahr 1924 trifft es sich, daß all« höheren Posten im schweizerischen Staat, das Bundesvräsi- dium, das Vizepräsidium, der Vorsitz im National«», ich Ständerat usw. durch Welschschweizer besetzt find; kein eich ziger Deutschschweizer ist darunter. Bei einem Festabend de« neuerwahlten Bundespräsidenten Chuard hielt Altbundesrat Ador, der namentlich während des Kriegs als ein eifriger Parteigänger Frankreichs sich erwiesen hat, eine Red, und kam auf die Genfer Zonenfrage zu sprechen. Durch di« eigenmächtige Verlegung der Zollgrenze Französisch-Sa- voyens bis hart an die Stadt Genf (im Wiener Kongreß 1815 war zum Schutz gegen französische Gelüste zur Ein- Verleihung der Stadt Genf u. a. der Südwestschweiz an diesem Grenzgebiet die schweizerisch-französisch« Zollgrenze über die politische Grenze hinaus in ein Stück Savoyen vorver- legt worden) habe Frankreich, so führt« Ador aus, das der Schweiz gegebene Ehrenwort gebrochen. Es schulde dafür der Schweiz Genugtuung. — Im Nationalrat erklärt« Abg. Seiler, das Vorgehen Frankreichs bedeute die Verneinung des Völkerrechts. Die Frag« müsse vor ein Schiedsgericht gebracht werden, wenn die französische Regierung es auch nicht haben wolle. Es handle sich darum, ob nur die Kleinen geschlossene Verträge halten müssen und die Mächtigen nicht. Der durchaus franzosenfreundliche Bundesrat Motto erwiderte, wenn ein Staat sich unter Berufung auf seine Macht sich vertraglichen Verpflichtungen gegen»« andern Staaten entziehen könnte, so würde das Völkerrecht in seinen Grundlagen erschüttert werden. Die Schweiz könne einer solchen Gewalttat sich nicht ruhig unterwerfen.
Inzwischen wird jetzt in Frankreich und in der Welsch, schweiz für den Plan Stimmung gemacht, Genf zum Freihafen zu erklären. Das wäre ein weiterer wichtiger Schritt zur Angliederung der Westschweiz an Frankreich —> ein zweites Elsaß-Lothringen, auf das Frankreich seine „natürlichen und geschichtlichen Ansprüche" geltend macht.
Neue Nachrichten
Dr. Schacht auf Reisen
Berlin, 1. Jan. Der neue Reichsbankpräsident Dr. Schachi begibt sich dieser Tage nach Aa^MLrm und London, um mit den Lettern der dortigen NoterWWDm aewisse internationale Finanzfragen zu besprechen.
Der militärische Ausnahmczufl. nd
Berlin, 1. Jan. Eine Abordnung der sozialdemokratischen Reichstagssraktion verlangte vom Reichskanzler die Auf-
Serbrettetstr Zettungi« Oberamtsbezirk. —ZUt» leigen sind bah« von beste» Erfolg.
Aür >«»,f. «»»rag, »Ir» m- »»rl«i »e»Lhr «Viru,»»«», «i wird I,tu, ««»Lhr lafii dat »«>«!»»» ,i>«r Re«,««» I« brftt»«»» Lu»«abku od» an d«r ««- »Snschtr» Sttll« «rl-it»»». An hülle» «»» HL»»« M- «alt best,»! ket» «»ilmich »rf SieUrrm« der Zriin»» »der «s d. «e»»,»pi»Is,».
Telegramm-Adresse: Gesellschafter Nagold.
Postscheckkonto: Stuttgart kstlb.
98. Jahrgang
Hebung des militärischeWEgbMHMzuflanvs; tn der Atzung des Funfzehrterausschusses am 3. Januar soll ein diesbezüg, sich« Antrag gestellt werden. Demokraten und Zentrum sinh pach dem „Vorwärts" dafür.
Kündigungen im Berliner Buchdruckgewerbe
Berlin, 1. Jan. Das Arbeitsministerium hat es -abge- lehnt, den im Ministerium gefällten Schiedsspruch verbindlich tu erklären, wonach ab 1. Januar iin/Vuchdruckgewerbe die v4stündige Arbeitszeit eingesührt werden soll. Eine Versammlung der Berliner Buchdruckereibesitzer beschloß, das klrbeitsverhältms sämtlicher Arbeiter zum nächstes; Termin pr kündigen.
Die verlängerte Arbeitszeit im Ruhrgsbict
Köln, 1. Jan. Die Arbeitgebervereinigung für Eisen- und Stahl schaffende und verarbeitende Industrie in Düsseldorf and Umgebung teilte laut „Kölnischer Zeitung" ihren Arbeitern mit, daß ab 2. Januar in ihren Werken nur noch nach Vereinbarungen zwischen dem Arbeitgeberverband der nord- westdeutschen Eisen- und Stahlindustrie und den Arbeit- aehme-rverbänden gearbeitet werde. Di« Arbeitszeit beträgt einschließlich der Pausen für sechs Wochentage in den Hüttenwerken durchschnittlich 59 Stunden, in der weiterveraxbeitew deq Ärdustrie 57LL Stunden.
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Reu« Schandurteil
Aachen, 1. Jan. Nach mehrtägiger Verhandlung verurteilte das belgische Kriegsgericht drei Deutsche im Alter von >9 und 20 Jahren wegen angeblicher Sabotage zu lebenslänglicher und zu ISjähriger Zwangsarbeit bezw. 1 Jahr Gesäng- >is; fünf weitere Angeklagte, die nicht anwesend waren, wurden zumTode und einige andere zu Zwangsarbeit von iS bis 20 Jahren und Gefängnis bis zu 15 Jahren verurteilt.
Leine Deutsche auf die Teufetsinsel?
Paris, 1. Jan. Havas erklärt dis Meldung des „Eclair", i-rß drei deutsch- Gefangene aus dem Ruhrgebiet nach Guyana gebracht werden, für unbegründet.
Ein politischer Schadenersahprozeß
Brüssel, 1. Jan. 80 000 Belgier, die seinerzeit nach Deutschland verbracht oder anderweitig von den deutschen Be-' setzungstruppen zur Arbeit verwandt worden seien, haben xegen die deutsche Reichsregierung einen Prozeß ange- trengt. Nach belgisch« Auffassung soll dafür das deutsch- »elgische Schiedsgericht m Paris .zuständig fein, das bekam.t- kch durch den Versailler Vertrag eingesetzt ist. Dieses Gericht wird am 7. Januar die Klage verhandeln, die u. a, der irischere belgische Minister Heymann vertritt.
Die «unsichtbare" Besetzung
Brüssel, 1. Jan. „Etoile Belge" bestätigt teilweise eine Meldung d« Köln. Ztg., daß die französische und die belgische Besatzung, letztere um mehr als 2000 Mann, im Ruhrgebiet jm La»s des Januar vermindert werde. Man werde schrilt- peM unsichtbaren Besetzung Wergehen.
Die Gelegenheit ist günstig
Part», 1. Jan. In seiner JahresWersicht schreibt das (Journltt": Das Jahr der Ruhr ist ein Glücksjahr für ^rarckrÄch gewesen. Deutschland ist vernichtet, xngland für längere Zeit zur Ohnmacht verurteilt, utter diesem ^Zeichen geht das Jahr 1923 zu Ende. Setten jist gchcakreich eine so schöne G c le gen h eit achabt, st« Äieg gründlich auszunützsn und die „wahre Herfteldmg ft» Stedens" oorzunechmen. Das setzt allerdings etwas »nder»s voraus als Verhandlungen mit Deutschland uiid Untersuchungsausschüsse für den nutzlosen Plan einer wirtschaftlichen Wiederausrichtung (Deutschlands). Vielmehr muß nan vor ollem das Werk fortsetzen und vollenden, das im Ruhrgebiet begonnen worden ist. Wir sind so weit ge- zanDen, daß wir unmöglich mehr zurückweichen können.
Angezogenheilen in der diplomalischen Ocsskffchast
Pari», 1. Jan. Wie der „Newport Herold" aus Washing- i»n berichtet, hat sich di» Frau des belgischen Botschaft?: s Tarti«r de Manhienne bei einem Esten, das Präsident Tovlidge gab, geweigert, sich pon dem deutschen Bvk- KAister ckk. Wiedfeldt zu Tisch führen zu lassen, was Aussetzer! «regt habe. Darauf habe Wiedfeldt die Frau des Npasflchen Botschafters Hanihara zu Tffch geführt. Zwi- lchen der deutschen und der belgischen Botschaft bestehen jetzt inch dom Blatt gespannte Beziehungen. Die Frau des Bel- pers ist in Amerika geboren. — Ungezogene Leute müssen chsr entsprechend behandelt werden.
Divisionsbefehl zmn 1. Januar 19?4
I« sich gefestigt trat die 5. Division das Jahr 1923 an. Wie erglühten bei seinem Beginn die Herzen in heiligem Zorn, ots der Franzose in rühmlosem Rauhzug das. NWr- besetzte! Härteste Selbstzucht forderte- von' uns Sol- trotz allem ickweiaend der Stunde der Brsieiung zu
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