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Be>>>-''r>re^ vom 814 Nov.

48 Milliarden rin chl. Träoerlohn, Knz.Nr 8 D illiarden. Grundpreis s. Anzeigen: Die einspaltige Zeile aus gewöhnlicherSchrifl oder deren Raum 12 Gold­pfennige, Reklamen 20 Goldpfennige, Familien-

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Freitag den 9. November 1827-

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Tagesspiegel

Der Reichskanzler hofft mit einem vervollständigten Kabi­nett in nächster Woche vor den Reichstag treten zu können, tr wird dann die Vertrauensfrage stellen.

W el m ar ist am Donnerstag von der Reichswehr besetzt worden.

Die Einlösung der Papiermark

_ Der Amlausch-Kurs

Me Not wächst, die Zitze der politischen Erregung steigt. Tausende von hungernden Menschen laufen verzweifelt durch die Straßen. In den Familien herrscht lähmendes Entsetzen über die wahnwitzig gestiegenen Preise. Was tun die Behörden? Wo ist die Regierung? Warum wird dem stund der Teuerung,, dem Mährungselend nicht endlich ^schlossen zu Leibe gegangen? Wozu dieses Zögern Tag für Tag? Wie kommt es, daß die Papiermark trotz der f Ausgabe wertbeständigen Gelds immer noch nicht «stabili­siert" ist und was wird mit der Rentenmark geschehen? Diese Fragen bewegen jeden Deutschen, der noch wach und aufrecht genug ist, um über seine trostlose Lage nachzuden­ken. Man muß ihm antworten:

Seit Ende voriger Woche wird im Reichsfinanzministe- rillin fast unausgesetzt über die Einlösung der Papiermark, über die neuen wertbeständigen. Zahlungsmittel beraten, tzinzugezogen waren wieder dis üblichen «Sachverständi­gen", die zum größten Teil der Finanz- und Bankwelt an­gehören und durchaus nicht das Interesse des Durchschnitts- Verbrauchers vertreten. Aber Minister Dr. Luther war schließlich doch so weit, dem Kabinett einen Umrechnungs­sah vorzuschlagen. Die Gelegenheit war trotz aller Sor­gen und Röte die denkbar günstigste: Lin Dollar gleich 420 Milliarden, eine Goldmark gleich 100 Milliarden. Das kommt nicht so schnell wieder. Das enlscküche Rechen- und Schreibwerk, unter dem seit Jahr und Tag die ganze Wirt­schaft seufzt, wäre höchst wohltuend vereinfacht.

Aber da stellen sich schon, wieder Bedenken ein: Haben wir die nötigen Mittel, um den ausgexufenen Kurs dauernd MMhalten? Zum Umtausch gehört aus der einen Seite Papiergeld, auf der anderen Seite dos wertbeständige Zah­lungsmittel. Papiergeld schwimmt bald in einer Trillionen- masse herum. Aber wird es sich wirklich zum Umtausch bei dm Aeichskassen einsindsn? Wird das Publikum vielleicht dMnt zurückhalten, weil es ans besseren Kurs hofft? Und «an nicht, wenn der Ansturm wächst, wird man nicht im- i «r neues Papiergeld von der Reichsbank fordern, um das .gute Geschäft" zu machen? Neues Papiergeld darf aber in dein Augenblick, da der Umrechnungskurs als Zwangs- Kurs erklärt wird, nicht mehr gedruckt werden. Sonst steckt die «Inflation" auch die sogenannten wertbeständigen Zah­lungsmittel an, und alles ist verloren.. Auf der an­deren Seite muß das wertbeständige Geld streng im Rah­men der Deckung bleiben. Die Goldanleihe also in der Höhe von 509 Millionen Goldmark Umlaufgeld. Wenn aber die Rotgeldausgaben der Gemeinden und der Indu­strie über die Deckung hmausgehen? Oder wenn, wie es soeben vorgekommen ist, ganze Pakete mit 1000 Stück b Dsllar-Schatzanweisungen im Reubau der Reichsschulden- verwaltnng zwischen den Bauschutt fallen und dortge­sunden, aber nicht abgelieferk werden? Dann Acht das wertbeständige Geld sehr bald den Weg alles

Solcherlei Bedenken kamen also zwischen die Beratung »es Reichsfinanzmimsteriums mit den Sachverständigen, Man hals sich mit einer neuen Devisenordnung. Der Reichs­präsident bestimmte am 5. November als Notmaßnahmen: Die Papiermark muß bei Valutageschäften zum jeweiligen amtlichen Goldkurs genommen werden. Also Zwangskurs bei weiterer Vermehrung der Reichsbanknoken und nach Maßgabe der recht anfechtbaren Berliner Notierung. Mil solchen Mitteln will man zur Stunde, da diese Zeilen ge­schrieben werden, immer noch »den Zusammenbruch auf- halken.

Dazu kommen noch andere Mißhelligkeiken: Die Gründer und Organisatoren der kommenden Renkenbank haben es bem Reichsfinanzmimsterinm sehr übel genommen, daß es neue, sechsprozentige Goldschatzanweisungen bis zu einem Aekrag von 300 Millionen Goldmark ausgibt. Das sei keine Stützung der 300 Millionen auszugebender Goldan- leibe, sondern Unter Höhlung, neue Inflation und werde auch die Rentenmark untergraben. Umgekehrt gehl das Gerücht, die Rentenbank verzögere die Rentcn- wark-Ausgabe absichtlich, weil man ihr mit der Gold­bleche zuvorgekommen sei und weil sie den politischen Umsturz abwarken wolle, um sich bei einer neuen rechtS- Kchenden Regierung zu sichern. Ein rascher Entschluß der Regierung über den Umtauschkurs Goldmark Papier- 8e>d, ist unaufschiebbar. er.

Ware und Arbeit

Da? deutsche Volk steht vor einem amtlichen Dollarkurs von WO Milliarden und damit aufs neue vor einem Trüm­merhaufen« unter dem Erwartungen, Hoffnungen und Wün­sche begraben liegen. Ein neuer Dammbruch hat sich voll­zogen, überschüttet die Mark mit einer ungeheuren Schlamm­flut. und es hat allen Anschein, als ob alle Versuche, die Währungsreform durch Zwischenmaßnahmen einer vorläu­figen Lösung enkgegenzuführen, scheitern sollen. Hier rächen sich die Saumseligkeit der letzten Monate, die Verschleppung der endgültigen Währungsreform. Vor allem zeigt sich, daß der neue Versuch der Reichsfinanzverwaltung, den Dollarkurs künstlich unter Dyick zu halten, so do ck das Verbot des freien Devlsenverkehrs, sich abermals . ein Versuch mit untauglichen Mitteln erwiesen hat. Der ge­samte Wirtschaftsmarkt befindet sich heute in einem Zu­stand der Auslösung.

Eine gewisse Festigung ist zwei zu erwarten, wen« wertbeständige Rechnung oes Wirtschaftslebens auch Me notwendige Ergänzung durch ein werkbeständL-! des Zahlungsmittel erfährt. Nur Heck d^ werk-« -beständige Geld allerdings auch ein Doppelgesichk. Zwar ^frett es unsf wenn die Veranstaltung der Festigung de8 Meichshaushalts dauernd erfüllt wird von den Men Bo- Ketterscheimmgen fortwährender DalutaverschlechLermrg, wie grelkende Vreise, Hamsterei, Schieberei, Wucher, Spe­kulation. Verschwendung, unproduktive Rechenarbell. An­dererseits aber reißt sie unserem Wirtschaftsleben schonungs­los den Schleier der Milliarden und Billionen herunter und enthüllt das Bild einer furchtbaren Ver- armung. Die Goldmark stellt mit rücksichtsloser Klarheit fest, daß von allen Kulkurnakionen Mittel- und Westeuro­pas das deutsche Volk heute den niedrigsten Stand der Lebenshaltung hak.

Man leitete Hilfsmaßnahmen ein, das ist selbstverständ­lich. Aber die Not und Armut dieser Zeit ist nicht durch Wohltätigkeit allein zu überwinden, sondern fordert von «ns in erster Linie eine entschloss^ Wirtschaftspolitik, die dem heutigen Zustand der Preis- und Lohngestaltung und der Produktionsverhältnisse entschlossen auf den Grund geht.

Wie steht es mit dem Arbeit s markt? Die Nach­frage ist schwach, da wir uns in einer Absatzkrise befinden, die in Verbindung mit der Knappheit der Betriebskapita­lien immer weitere Produkkionsgebieke in Mitleidenschaft zieht. Das Angebot an Arbeitskraft ist groß, größer denn je, da heule ein jeder Mensch, auch die Haustochter, auch der Student, auch der Nentner, sei es auch nur durch Neben­beschäftigung. noch Geld hinzu verdienen muß. Für das Ileberangebot an Arbeitskräften ist der Weg der Auswan­derung durch die Valrftaverhältnisse völlig versperrt: die deutsche Einwanderungsquoke in Amerika wurde in den letz­ten Monaten nur zu einem ganz bescheidenen Prozentsatz in Anspruch genommen. So stauen sich die Arbeitskräfte und unterbieten einander.

Wie steht es nun mit dem Warenmarkt, .wr allem, insoweit er für den wichtigsten Lebensbedarf in Frage kommt? Hier ist ein bestimmtes Maß der Nachfrage durch­aus gesichert, denn die notwendigste Nahrung, Kleidung, Heizung, Beleuchtung braucht der Mensch, selbst wenn er Milliarden und Billionen dafür anlegen, selbst wenn er rn seiner Not Wertgegenstände um ein Geringes losschlagen muß, damit er das Geld für Brot und Kartoffeln hat. Die Dollarblockadc, die wie eine chinesische Mauer unsere Volkswirtschaft umschließt, verhindert nicht nur fast restlos eine Abwanderung der überschüssigen Arbeitskraft und da­mit eine Aufbesserung der einheimischen Neallöhne, sondern auch, weil uns ja die Devisen, die ausländischen Zahlungs­mittel zum Einkauf auf dem Weltmarkt fehlen, die Zu­wanderung von Auslandswaren und damit die Verbilligung unserer Inlandspreise. Unsere Prodnzcntcnschnst, die mit Konventionen, Kartellen, Syndikaten nebst zugehörigen, ju­ristisch wohl beschlagenen «Syndici" reichlich gesegnet ist, Hst diese Monopolstellung zu einer gewaltigen Veste der Preisdikkatur ausgebaut. Man setzt Goldmark-Grund­preise aus Grund von Kalkulation an, deren Geheimnis sicherlich einmal der Aufklärung bedürfte. Das Licht, das die Goldmarkrechnüng über unser Wirtschaftsleben ver­breitet, sollte auch ein paar Strahlen in die Tiefen der Dreispolitik werfen, die geschäftiger Iniercssentencifer ge­schickt im Dunkeln hält.

Die Neichsregieruna hat eine Verordnung gegen die Auskunft der Preispolitik der Kartelle. beschlossen. Sie wird verlangen müssen, daß allenthalben sorgfältige Kalku­lationen in Dollar-Goldmark aufgestellt werden, damit eine wirkliche Preisprüfung möglich wird. Mag sein, daß im Gefolge des wertbeständigen Zahlungsverkehrs sich schließ­lich auch einmal ein gewisser Ausgleich von Preisen und Löhnen untereinander und in Beziehung zum Weltmarkt ergeben wird. Soll man deshalb jetzt aber untätig warten? Vcn selbst wird nichts! Wir brauchen eine Notstandspoli­tik der Negierung, die für die nächsten kritischen Taae nnd

Wochen den dringenden Lebensbedarf des Volks zu er­schwinglichen Preisen sicherstem.

Neue Nachrichten

Weitere Währungsmaßnahmen

Nene Demsenabglcke Ausfuhr von Zucker Neue Gott»-

omteihea

Berlin, 8. Nov. Die Reichsregiermrg Hot beschaffen, estre neue Deoisenabgabe auf der Grundlage der aba-ade zu erheben, um die Mittel zur Beschickung von Le­bensmitteln aus dem Ausland in die Hand zu bekomme». Für diese abzuNefernden Devisen soll eine neue GvLanteihS gewährt werden. Ferner sollen etwa 2 Millionen Doppelzent­ner Zucker zu einem Durchschnittspreis von etwa 42 Gold» mark iür den Doppelzentner (Gesamtertrag 8000 Millionen Goldmark) ins Ausland verkauft werden, wobei der on bedingt nötige sogenannte Mundzucker für den mlärchischs« Bcchars bewahrt bleiben soll.

Dte Rentenmark soll am 15. November zur Artsgcckts tz-H-nug«». Da nicht zu übersehen ist, wie groß bis dahin noch der Bedarf der Reichsoerwaliung an neuen Reichsbanknot-« sein v»tpd und um, wie viel demgemäß die Mark weiter siuÄM wird, wird der Umrechnungskurs der Papierm-ar-s nicht var dem 15. November festzustellen sein. Mit der Aus- gwbe der Rentemnark muß nach dem Gesetz die Ausg-rbe vo»: Rckchsbanknoterr für Rechnung des Reichs eingestellt ««de«, der Wert der Papiermark wird also vooauMHEch von da an gleichbleibend sein. Zur L i «iölanab er Papiermark soll einer besonderen Stelle eia»«HMchsr- heiteu ausgestaitete weitere Reichs-Go ld a VS»

SSO Millionen Goldmark zu rVerfügrm« zsfiM? «MW.

Antrag auf Verfassungsänderung

Berlin» 8. Nov. Me Deutschnationale FrabÄm hak i« N-^chskag den Antrag eingebracht, einen AvHchM ssu W Mitgliedern einzufehen, der die Weimarer RetchS- ver-so-slung im Sinn der besseren BerLckkchMrmg be­sonders bundesstaatlicher Grundsätze vr back.

Verordnung und Gegenverordnung

Berlin, 8. Nov. Die gestrige Verordnung, daß die Papier- mark nach Berliner Kurs bei allen Geschäften des Inlands hei Vermeidung schwerer Strafe in Zahlung genommen wer­den müsse, ist heute vom Reichswirtschaftsministörium wieder aufgehoben werden, bis die Durchfiihrungsvorschriftcn er­lassen seien, die nicht vor nächster Woche zu erwarten seien- Demnach sei der alte «Nechkszuskand" wieder hergeskellk. Die Meldung ist dunkel. Da Papiergeld das einzige gesetz­liche Zahlungsmittel ist, so wäre der einzig möglicheRechts­zustand", daß die Papiermark unter allen Umstände» in Zahlung zu nehmen ist. Einer besonderen Verordnung be­darf es hiezu nicht, höchstens einer Strafandrohung bei Ver­weigerung.

Ablehnung der Deukschnakionale»

Berlin, 8. Nov. Der Reichskanzler bat den Führer der Deutschnationalen Partei Abg. Dr. Hergt zu einer Bespre­chung, wobei Hergt die Forderungen der Partei darlegte. Alle nationalen Kreise des Reichs wünschen die Bildung einer Regierung des Vertrauens. Die Große Koalition müsse auch in Preußen gebrochen werden. Vom Eintritt der Deutsch­nationalen in ein Kabinett Stresemcmn könne keine Rede sein.

Eine Vertreterversammlung des Reichslandbunds erklärte in einer Entschließung, die bisherige Politik Strese- manns und seines Kabinetts besitze nicht das Vertrauen dc^ Reichslandbunds. Nur eine Regierung, die sich bewußt aut die Kraft der nationalen Bewegung und der bodenständigen Landwirtschaft stütze, werde im deutschen Volk die Kräfte anc- kösen können, die zu seiner Rettung und Selbstbehauptung notwendig seien.

Kein bayerischer Volksparkeiler für's Kabinett Stresemcmn

München, 8. Nov. Der Vorstand der Bayerischen Dolksparkei hak in einer Sitzung, der, der Ministerpräsident anwohnte, einstimmig die Reichskag'sfraktion der Partei telegraphisch verständigt, daß die Beteiligung der Fraktion an dem Kabinett Stresemann aus sachliche» und persön­lichen Gründen nicht in Frage kommen könne. (Strese­mann beabsichtigte, wie gemeldet, einen Bayerischen Volks­parkeiler ins Reichskabinekt aufzunehmen).

Für den Generalstaakskommissar von Kahr wird heute abend im Münchener Bürgerbräukeller eine große Derkrauenskundgebung veranstaltet.

DekBayer. Kurier" erklärt es für unzutreffend, daß Dr. Heim aus dem politischen Leben ausscheide.

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