Erscheint au jedem Werk« tag Bestellungen nehmen sämtliche Postanstalten ard Postboten entgegen. Bezugspreis s. d. Woche

vom 17.22. Sept.

2700000.

einschl. Trägerlohn, Einzeln»««. ^ 500000 jbueigen-Gebühr für die einspaltige Zeile aus ge­wöhnlicher Schrift oder iieren Raum bei Imali zer Einrückung 540000, Fam.Anz. 400 000, hei mehrmaliger Rabatt »ach Tarif. Bei gerichtl. Beitreibung ».Konkursen ist der Rabatt hinfällig

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Nr. 217

Montag» de« 17. September 1V28

An unsere Leser!

Die in überstürztem Tempo vor sich gehende Entwertung mserer Papiermark steigert sämtliche Ausgaben der Zei- lungsverlage ins ungeheure. Ein Preis, der in der vorigen Woche noch angemessen erschien, ist infolge des Steigens der Joldvaluten fast lächerlich billig. Die Zeitungsverleger können naturgemäß die Entwicklung unseres Geldes genau so wenig sie irgend ein anderer voraussehen. Die müssen vielmehr ihrer Berechnung den heutigen Stand der Preise und Löhne gigrunde legen, ohne die im Laufe der Bezugswoche sich er­gebende Teuerung, die in dieser Woche hundert und mehr Prozent betrug, berücksichtigen zu können. So ist beispielsweise weise der Wert eines Wagens Papier im Laufe dieser einen Woche von 8,7 Milliarden auf fast 30 Milliarden, der Lohn rines Buchdruckergehilsen von 57 Millionen auf 110 Mil­ionen und wird in der lausenden Woche 300 Mill. Mk. be- ragm, gestiegen; im gleichen Verhältnis stehen die Steige- mngen aller anderen Ausgaben. Bei der Festsetzung des Azugspreifes für die Woche vom 17. bis 23. September Gliben wir uns, wie früher immer, von der Absicht leiten essen, jedem den Bezug unserer Zeitung zu ermöglichen und dementsprechend den Preis so niedrig gestellt, wie es nur irgend möglich war. Wir wissen, daß unser Preis sogar Nrlustbvin-gend für uns fein.wird. .

Der Bezugspreis desGesellschafters" beträgt für diese Woche 2 700000. Unsere Leser bitten wir frdl. diesen Be­sorg bereitzuhalten, damit unser Trägerpersonal das schwie- sge Geschäft des Einkassierens ohne Zeitverlust durchführen sann, : -

Tagesspiegel

Poincare hielt in Dun an der Maas wieder feine ge­wohnte Sonnkags-Denkmalsrede. Er sagte, Frankreich werde fest wie ein Fels bleiben, nickst mit Berlin unterhandeln, wenn der passive Widerstand nicht eingestellt werde.

Der belgische Erfiminifier Theunis hak seinen Erholungs- Mjenihalt unterbrochen und ist nach Brüssel zurückgekehrt.

Der frühere spanische Minister des Aeußeru. Alba, Ws der Flucht?) in Biarritz in Südstankreich eingetrossey.

Eine Dollar-Milliarden-Anleihe für

DieNew Park Times" veröffentlicht einen längeren Ar­tikel, in dem es heißt, aus Neuyorker finanziellen Kreisen verlaule, daß eine Anleihe von einer Milliarde Dollar zur Rettung Deutschlands vom wirt­schaftlichen Zusammenbruch einen der hauptsächlichsten Ge­genstände der Erwägungen der internationalen Bankierwell bilden werde, falls in der Ruhrsrage ein Abkommen zu­stande komme und sine Einigung mit den Verbündeten er­folge. Ein Viertel der Anleihe werde wahrscheinlich ameri­kanischen Bankiers zur Zeichnung angeboten werden Der industrielle Besitz Deutschlands und die von den andern euro­päischen Nationen zu leistenden Garantien würden die Sicherheit für die Anleihe bilden. Ein Plan, der gegenwärtig von einer Anzahl amerikanischer Bankiers erwogen werde, sehe die Einsetzung eines Generalkommissars des Völkerbunds vor, der die Verwendung der aufzubrin­genden Mittel überwachen solle. Eine Reihe von Finanz- Häusern hege vollkommenes Vertrauen dazu, daß es ihnen gelingen werde, die Anleihestücke zu begeben.

Die Pariser Havasagentur meldet gleichzeitig aus Washington, es seien dort Gerüchte verbreitet, daß sich die amerikanische Regierung mit gewissen Vorschlägen befaßt Hobe, die von Frankreich oder England ausgegangen seien, und die den Zweck hätten, die Hilfe der Vereinigten Staaten m der Entschädigungsfrage in Anspruch zu nehmen. Das Weiße Haus habe allerdings in Abrede gestellt, daß irgend­eine Anregung dieser Art eingelaufen sei. In den hohen amtlichen Kreisen habe man das Gefühl, daß sich die Lage m Europa sehr gebessert habe. Das sei auch dis Meinung »-s Präsidenten Coolidge, die auf genauen Mitteilungen über

Lage beruhe. Die gleiche Auffassung komme auch in den Ansichten amtlicher Persönlichkeiten und Geschäftsleute zum Ausdruck, die in diesen Tags:: aus Europa zürückgekehrt seien.

Die Nachricht braucht noch keine verstiegenen Hoffnungen ?u erregen, aber sie liegt ganz in der Linie von Meldungen, kur in der letzten Zeit hin und wieder aufgetaucht sind und v>e erkennen lassen, daß etwas im Werk ist. Vor allem ennte man nur mit einiger Ueberraschung lesen, was die United Preß aus Washington zu melden wußte, daß nämlich ^ dortigen Regierung von verschiedenen europäischer Staatsmännern die Verantwortung für den Ausgang der -Mederherstellungsverhandlungen zugeschoben worden sei und daß die endgültige Reglung auch der Ruhrsrage von ^nem amerikanischen S ch u l d e n e r l a ß abhänge. Wenn ° e Washingtoner Negierung gestattet, daß eine solche Mel- °ung m die Welt geht, dann hat diese doch einigen Wert, auch wenn eine Ableugnung hinterher gesandt wird. Wel­ches auch immer die treibenden Gründe für den amerikani­

schen Frönirrrchsel sein mögen, so viel darf man als gegeben ar,nehmen, daß die Regierung von ihren eignen Landsleuten hart bedrängt wird, endlich aus ihrem Dämmerschlaf zr erwachen und die Folgen abzuwägen, die für Amerika selber unweigerlich erwachsen müssen, wenn das wirtschastlichc Chaos sich weiter auswächst und schließlich auf Amerika über­greift. Dis Wirtschaftskreiss drüben haben längst Druck aus die Regie.-Mg geübt, sind aber damit nicht durchgedrungen, weil offenbar die Finanzkreise ihre Zeit noch nicht für ge­kommen hielien. Allmählich scheinen aber auch sie ein.zuschen, daß sie ihr gutes Geld verloren geben müssen, wenn sir Europa rettungslos dem Abgrund zutreiben lassen, denn von Deutschland allein sich bezahlt machen, das werden auch die F'nnnzleute sich aus dem Sinn geschlagen haben. Die ameri- !-mische Regierung freilich wird eine harte Arbeit haben, tue Sttmmung des Landes für eine Schuldenstreichung reis p: machen, nachdem sie all die Monate über lediglich den Daumen gedreht und erklärt hat, die ganze Sache ginge sie überhaupt nichts an. Auf der einen Seite zwölf Milliarden Dollar streichen, um auf der andern Seite eine Milliarde als Anleihe an Europa zu geben und so die privaten Guthaben zu retten, das mag selbst dem Amerikaner schwer eingehen- Aber man wird jetzt wenigstens einmal ernsthaft darüber reden, und das ist nach Lage der Dinge schon ein Fortschritt Wird auch auf der europäischen Seite ernsthaft und mit gutem Willen auf allen Seiten verhandelt, dann mag am Ende doch noch etwas zutage kommen, was Hoffnung ver­heißt. ._

Die MesenMnahmeu" aus dem Wald

Cs wird uns geschrieben:

Wohl die meisten Zweige der deutschen Wirtschaft sind dazu übergegangen, in der Preisbemessung sich auf die Gold­mark einzustellen; wer heute durch die Warengeschäfte der Städte geht, dem winken überall dieMultiplikations­tabellen" entgegen. Einer dieser Zweige ist die Waldwirt­schaft, der seit JahrenRieseneinnahmen" nachgesagt wer­den. Wie verhält es sich mit diesen? Stellt man bei den holzpreisen Vergleiche mittelst der Eoldmarkrechnung an, sc kommt ganz Merkwürdiges zutage; einige Beispiel: 1 Fest­meter Nadelstammholz im Wald wird heute mit 608ti Millionen Papiermark bezahlt, das sind, nur zehnmillionen­fache Geldentwertung gerechnet, 63 Goldmark, während 1914 derselbe Festmeter mit 22 Mark bezahlt wurde. 1 Raum­nieter Papierholz kostet heute 2530 Millionen Papiermark das sind 2.53 Goldmark; Friedenspreis 1012 Mark. Ir' die Waldkassen fliehen demnach heute die Hälfte bis zwei Drittel an Goldeinnahmen gegenüber einst. Dabei ist noch besonders zu beachten, daß in allen Holzerzeugungsländern tu. a. Schweden) gegenüber 1914 der Preis des Holz:s das zwei- bis zweieinhalbfache in Goldmark beträgt; die obige Einnahmezifer müßte daher halbiert werden.

Wenn nun tatsächlich in die Waldkassen nur ein Bruchteil der Einnahmen, am Friedensgoldpreis gemessen, fließen und Hamit die forstliche Erzeugungskraft mehr und mehr lahm- Felegt wird, erhall damit der Verbraucher billigeres Hotz? Auch hier sollen die Zahlen die Antwort geben: 1 Rm. Brenn­holz wird heute im Wald mit 1012 Millionen Papiermark bezahlt, das ist 11,2 Goldmark (1914 gleich 810 Mark). Die Veifuhr an die Bahn oder an Verbrauchsort kostet etwa 1 Viertel Zentner Haber (also Goldmark!), das sind rund 15 Millionen Mark. Wird das Brennholz verfrachtet, so kom­men als Frachtgebühr (wiederum in Goldmark!) nochmals etwa 15 Millionen Mark hinzu. Somit kostet 1 Raummeter Brennholz ungesagt und ungespallen am Verbrauchs­ort angelangt etwa 40 Millionen Mark. Davon fließt in di« Kasse der Forstverwaltung knapp 1 Viertel. Von diesem Bruchteil mit 1012 Papiermillionen müssen aber Hauer­löhne und Verwaltungskosten bestritten werden, wobei aus erstere allein für 1 Raummeter bei 900 000 Mark Stun- dcnlohn rund 4 Millionen Mark entfallen. Aehnliche Bei­spiele lassen sich beim Papier- und den übrigen Nutzholzsorti- menten aufstellen

Dom Nuhrkneg

Der belgische Ausplünderungsr-lan

Brüssel, 16. Sept. DieLibre Belge", die sich in ihrer heutigen Nummer mit dem Graubuch der belgischen Re­gierung beschäftigt, nennt den belgischen Reparationsplan, von dem vor drei Monaten bereits die Rede war, das wich­tigste Stück der Veröffentlichung. Nach dllsem Plan soll das Deutsche Reich feine Reparationen dadurch ubtun, daß es 1. durch die Verpachtung der Reichseisenbahn eine jährliche Einnahme von einer Milliarde Goldmark erzielt, 2. durch die Tabaksteuer 450 Millionen Goldmark jährlich, 3. durch eine Biersteuer 200 Millionen, 4. durch eine Weinsteuer 80 Mil­lionen, 5. durch eine Schaumweinsteuer 5 Millionen, 6. durch eine Belastung des Alkohols 600 Millionen, 7. durch die Zuckersteuer 130 Millionen, 8. durch eine Salzstcuer 60 Mil­lionen, 9. durch eine Zündholzsteuer 20 Millionen und 10. durch Besteuerung der Beleuchtungsmittel 5 Millionen Gold- mark jährlich, als Ertrag für die Kohlenlieferungen würden 340 Millionen Goldmark eingebracht, wodurch nach der bel­gischen Rechnung ein jährlicher Mindestertrng von 2870 Mil-

Berbreitetste Zeitung tm Oberamtsbezirk. Au« zeigen find daher von beste« Erfolg.

zsr «,»«s Auftrag» «Ir» uerlit Gewähr über»»««n» «» wird kein« SnvLhr das»» Sörrnommen, daß Au»«tg«» «der Reklamen t» best,»«»« «»«gaben «der an d«r g«. »Löschte» Stelle erscheinen, gl« Falle» bau höherer »alt bestebt kein Aufprnch «f Neserung »er geimug »der arf »Sck,»hlnn, d.»ezng«preis>».

Telegramm-Adresse:

Gesellschafter Nagold.

Postscheckkonto: Stuttgart 5113.

_ 97. Jahrgang

llonen Goldmark erzielt würde, den man ttttht aus 3 Mil­liarden durch weitere Monopole oder Besteuerungen hinaus- schraubcn könnte.

Für die Fortsetzung des passiven Widerslands

Elberfeld» 16. Sept. Die Arbeitsgemeinschaft der Beamten des Rhein- und Nuhrlands hat eine Erklärung abgegeben, daß es zwar der Wunsch der gesamten Beamtenschaft der besetzten Gebiete sei, bald wieder zu geordneten wirtschaft­lichen Verhältnissen zu kommen, daß sie aber ebenso un­erschütterlich entschlossen sei, ihre einzige Waffe des passiven Widerstands nicht aus der Hand zu geben, bis Gewähr gegeben ist, daß alle der Freiheit Beraubten sofort sreigegeben, die Ausgewiesenen in ihre Heimat zurückgelassen und Rhein- und Ruhrland nttj ihren Verkehrsmitteln unter deutscher Oberhoheit deutsch blei­ben. Die Beamten erwarten von der Reichsregierung. daß sie keinem Abschluß zustimmt, der nicht diese Mindestbedin- gungen erfüllt, und sie erklären wiederholt, daß sie die daA n- gehenden Forderungen der Reichsregierung bis zum äußer­sten unterstützen werden.

Neue Nachrichten

Reue Lohnerhöhungen im Bergbau

Berlin, 16. Sept. Durch Schiedsspruch eines vom Neichs- arbeitsministerium eingesetzten Schiedsgerichts sind die Tages­oder Schichtlöhne (beständige Arbeitszeit) der Bergarbeiter für die Woche vom 10. bis 17. September folgendermaßen festgesetzt worden: im Nuhrgebiet 56 Millionen, Obeischlesien 45 Millionen, Sachsen 43 Millionen, Mitteldeutschland 40>L Millionen. Dazu kommen die täglichen Freikohlen.

Die Buchdrucker-Löhne

Berlin. 16. Sept. Der Spitzenlohn der Buchdruckergehllfcn beträgt für die Woche vom 15. bis 21. September 300 Mil- loinen Mark gegen 110 Millionen Mark in der am gestrigen Freitag beendeten Woche. Die Schlüsselzahl für die Be­rechnung der Drucksachcnpreise ist mit Wirkung vom 15. Sep­tember auf 720 000 festgesetzt worden.

Die Sorge um den Borg

Baris, 16. Sept. Frankreich hat in den beiden letzicn Jahren an Polen und Rumänien 500 und nsuestens an Süd- slavien 300 Millionen Franken für militärische Rüstungen dieser Länder ansgeliehen, worüber der Vorsitzende der Finanzkommission des Senats, Berenguer, demnächst im Senat Bericht erstatten soll. Berenguer ist nun nach dem Osten abgereist, um sich an Ort und Stelle über die wirt­schaftliche und politische Entwicklung der drei Schuldnerlän­der zu unterrichten. Bor der Abreise hatte er eine sehr lange Unterredung mit Poincare. Es scheint, daß man in Frank­reich nicht einstimmig der Meinung ist, daß die 800 Millionen ruchtbar genug angelegt seien, derweilen der auf ein Drittel eines Werts gesunkene Franzosenfranken nur mit größter Anstrengung vor weiterem Sinken bewahrt werden kann.

Der Wiederaufbau Japans Japanischer Opfermut

Paris, 15. Sept. Havas meldet aus Tokio, die zum Wie­deraufbau von Tokio und Pokohama erforderliche Summe werde auf 10 Milliarden den (ungefähr 5 Milliarden Dol­lar) geschätzt. Alle Banken Japans haben sich zu einer Ver­einigung zusammengeschlossen, um die Regierung mit Mit­teln zu unterstützen. Äußer den zur Verfügung stehenden Summen werde die Bankenvereinigung Mittel durch eine innere und äußere Anleihe beschaffen. Die Banken, Ver­sicherungsgesellschaften und die Oeffentlichkeit haben bis jetzt 50 Millionen Pen für das Hilfswerk aufgebracht. Die von dem Erdbeben geschädigten Einwohner sollen ganz oder teil­weise nach Maßgabe ihres Verlustes von der Einkommen- mtt> Gewerbesteuer befreit werden. Die Grundsteuer werde aufgehoben, die Einfuhrzölle auf Baustoffe herabgesetzt oder ganz aufgehoben.

Der Putsch in Spanien

Bankrotterklärung des Parlamentarismus

Paris, 16. Sept. Havas berichtet, der ZeitungABC" in Madrid zufolge werde General PrimodeRivera unter feigem Vorsitz zunächst ein Direktorium aus den tüchtig-, sie n Beamten zur Führung der Geschäfte bilden. Au di« Stelle des Direktoriums solle sodann ein Ministerium treten, das nur aus politischen Persönlichkeiten von bewährter und erprobter Fähigkeit und Ar­beitstüchtigkeit bestehe, aus Männern, die auch durch ihre Unabhängigkeit von der Parteiherr, schüft imstande seien, ein Kabinett zu bilden. Das ausge­sprochene Programm dieser Ministeriums solle fein, oh«« das Parlament der Schwätzerzu regieren; das Parlament werde sofort aufgelöst und es folk so lange kein neues gewählt werden, als das gegenwärtige politische Parteiwesen fortbestehe. Das Parteiwesen habe den Parla­mentarismus verdorben, der Parlamentarismus sei bankrott und ein Krebsschaden gegen die Wohlfahrt der Völker.

Irrsh-rrH« Rs 2H.