—Gescheiterte Tarifverhandlungen. Die in Stuttgart zwischen dem Arbeitgeberverband der Würit. Industriellen und Len Angestelltsnverbänden geführten Verhandlungen über hen Augustgehalt sind gescheitert. Die Angestellten haben da- Schiedsgericht angerufen.
Mergentheim, 28. August. Einbruch. Im Laden des Juweliers Stahl in den Kolonnaden des Bads machten Einbrecher reiche Beute.
Gmünd, 28. Aug. Erstochen. In einem Streit über die Milchverteilung erstach der Stadttaglöhner Karl Hofmann den 31 Jahre alten Hausdiener Wilhelm Schwarz. Hofmann drang mit der blutigen Mordwaffe, einem Hirschfänger, auch auf den ihn verhaftenden Polizeiwachimeister «in, hielt es aber dann doch für geraten, die Waffe abzu- Uben, als der Beamte den Revolver schußfertig machte.
Vurzach, 28. August. Felddiebstahl. Vergangene Woche wurden nachts auf einem dem Kloster Maria Rosengarten gehörigen Veesenacker ein großer Teil der reifen Lehren "(mehrere Zentner) mit Scheren abaeschmtten und gestohlen. Die Täter sind nock nicht ermittelt.
Weingarten, 28. August. Stiftung. Der Herzog von Cumberland, Herzog zu Braunschweig und Lüneburg, hat zur Erneuerung der Welfengemölds am Kath. Schulhaus und zur Erhaltung der Stiftung des Königs Georg IV. von Hannover der Stadt einen Beitrag von 100 Millionen übergeben. Die Stadt hofft, daß weitere Spenden Nachfolgen.
Wangen i. A., 28. August. Spende. Von einer hiesigen Firma wurden dem Stadtschultheißenamt 25 Millionen Mark zur sofortigen Verteilung an die bedürftigen Armen übergeben.
Ariedrichshafen, 28. August. Ende des Zeitungsstreiks. Von heute ab erscheinen dis oberschwäbischen Zeitungen wieder unter eigenem Titel in gewohnter* Aufmachung. Der durch die Arbeitsniederlegung der Gehilfenschaft eingetretene Streikzustand ist durch gegenseitige Vereinbarungen beigelegt worden, die sich auf der Grundlage der bereits vor 8 Tagen der Gehilfenschaft angebotenen Vermittlungsvorschlages bewegen. Die in einem Flugblatt der Gehilfenschaft gegen den Verband oberschwäbischer Zeitungs- verlegsr erhobenen Beleidigungen wurden von der Gehilfenschaft zurückgenommen.
Aus Stadt und Bezirk.
Nagold, den 29 August 1923.
Dis Briefmarkennok. Die Postverwaltung. teilt mit, daß der gegenwärtige empfindliche Mangel an Briefmarken zum großen Teil darauf zurückzusühren ist, daß die neuen Marken mit dem Wertüberdruck in ungeheuren Mengen von Sammlern und Markenhändlern und Spekulanten im Jn- und Ausland aufgekauft worden sind. Die Post wird daher in erweitertem Maß dazu übergehen, Postsachen ohne Freimarken gegen Barzahlung abzustsmpeln, was dem Publikum namentlich bei Paketscndungen, bei der Aufgabe von Masfenbriefen und Drucksachen empfohlen wird. Die Herstellung der neuen Freimarken schreitet übrigens so rüstig fort, daß der Mangel bald behoben sein wird. Am 1. September werden voraussichtlich die neuen, stark erhöhten Postgebühren in Kraft treten.
Die Eissnbahngebühren werden bekanntlich auf 1. September wieder erhöht, lieber die Fahrpreise, die sehr be- dsAirnd verteuert werden — sie sollen etwa bas Fünffache des gegenwärtigen Stands betragen —, wird voraussichtlich am Mittwoch Beschluß gefaßt. Als Erundvreise sind für die vierte Klasse 2,2, für die dritte 3,3, für die zweite 9,9 >md für die erste Klasse 19,8 Pfennig für den Kilometer festgesetzt worden.
Verkehr mit Vieh und Fleisch. Auf Grund des Notge- setzes ist neben anderen Verordnungen am 15. August 1923 auch eine Verordnung der Reichsregierung vom 13. Juli 1923 über den Verkehr mit Vieh und Fleisch in Kraft getre- Die neue Reichsverordnung enthält im Wesentlichen die Vorschriften des bisherigen Gesetzes über die Fleischver- ivrgung vom 18. April 1922.
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Die Goldabgabe der Landwirtschaft
Nach dem Gesetz über die Besteuerung der Betriebe haben die landwirtschaftlichen, forstwirtschaftlichen und gärtnerischen Betriebe für die Monate September 1923 bis einschließlich Februar 1924 eine am 1. jeden Monats, ^rst also am 1. September fällig werdende Abgabe zu ent- nchten. Die Abgabe beträgt für je 2000 Mark "des für das Mundstück feftgestellten oder festzustellenden Wehrbeitrags- verts 1,50 Mark in Gold monatlich. Bei den verpachteten Grundstücken ist der Eigentümer und der Pächter je Mr Hälfte abgabepflichtig. Wird die Abgabe in Papier- uwrk entrichtet, so ist sie mit dem für den Tag der Zahlung maßgebenden Umrechnungssatz zu vervielfältigen. Der Um- V^nungssatz wird am Donnerstag einer jeden Woche be- «nnt gegeben werden und gilt vom Samstag derselben ?ioche bis Freitag einschließlich der folgenden Woche. Zahlen, die bis einschließlich 31. August auf die Landabgabe Mistet werden, werden von den Finanzämtern zu dem Um- pMiunHsfatz von 872 000 für eine Mark Gold angenommen.
Hauswirtschaftliches.
Verwertung von rosten Rüben. Nicht viele wissen, daß die Blätter der roten Rübe, mit derselben Sorgfalt zubereilet wie Mangold oder Spinat, ein diesem ähnliches wohlschmeckendes Gemüse ergeben. Aber auch die Stiele der großen Blätter lassen sich in folgender Weise verwerten: sie werden wie Rhabarberstiele abgezogen und in längliche Stücke geschnitten, dann in Salzwasser gekocht. Nun bereitet man eine Schmelze aus etwas Fett und Mehl, gibt das Gemüse hinein und ein paar Löffel sauren Nahm dazu. Fehlt dieser, so kann man Milch mit einem leichten Zusatz von Essig nehmen. So fertig gedünstet, schmeckt das Stiel- gemüse sehr gut.
Der Wohlgeruch. Viele Frauen haben eine angeborene Borliebe für starke, ausdringliche Essenzen, von denen wenige Tropfen genügen, um die Betreffende in eine Atmosphäre zu hüllen, die häufig auf die Umgebung lästig wirkt. Hienut sei nicht gesagt, daß Parfüms gänzlich ausgeschaltet sein sollen. Aber so wichtig wie es für eine Frau ist, Zarten Geschmack in ihrer Kleidung zu entfalten, genau so verhält es sich mit der Wahl des Parfüms. Dies darf nie aufdringlich wirken. Daher ist es ein Mißgriff, Kleider und Haut zu parfümieren. Ein paar Tropfen auf das Taschentuch genügen, um den Hauch von Wohlgeruch anzudeuten. Starke Parfüms und parfümierter Puder wirken außerdem erschlaffend auf die Haut.
Rlejensummcn oei schlingen Papterlteferungen unv Löhne — dte Zettungsveileger kämpfen einen oerzwet fetten Kampf um Ausbingung dieser Summen. Ent weder oder! Entweder hat der Leser ein Organ, das ihm täglich Pretkwegwetser in unerhörten TmerungS- r öien ist, oder aber der Betrieb liegt still und Alles und Jedes ist dem Hörensagen überantwortet und wild r Gerüchts- und Pa- tkpolilik. Ohne Zeitung geht es gerade jetzr nicht. Darum bestellen S-e sofort den Gesellschafter.
Allerlei
Oskar Auer s. Der Theatermaler und technische Direktor der Mannheimer Nationalbühne, Oskar Auer, ist in Klingenberg a. Main, wohin er sich nach 40jähriger Tätigkeit an der Mannheimer Bühne zurückgezogen hatte, gestorben.
Graf Clemens Droste zu Vischering, ein hervorragender Zentrumsparlamentarier, ist im Alter von 91 Jahren auf Schloß Darfeld (Westfalen) gestorben.
Mar Eyth-Denkmal. Am Sonntag, den 23. September, wird in Kirchheim u. Teck die für das Geburtshaus Max Eyths bestimmte, vom Verein Deutscher Ingenieure und der Deutschen Landwirtschaftsgesellschaft gestiftete bronzene Gedenktafel enthüllt. Eyth, der große Ingenieur, ist bekanntlich auch der Gründer der Deutschen Landwirtschaftsgefellschaft, und er hat sich um Industrie und Landwirtschaft gleichermaßen verdient gemacht.
Der Deutsche Iahnärzkekag, der im September in München stattfinden sollte, wurde wegen der ersten politischen und wirtschaftlichen Lage abgesagt.
Die Berliner Straßenbahn hat 8 Linien ganz eingestellt und aus den übrigen den Betrieb wesentlich eingeschränkt Eine große Zahl des Personals ist entlassen worden.
Die wachsende Verbreitung der Bibel. Nach dem Rechenschaftsbericht, den die Londoner Bibelgesellschaft kürzlich erstattete, hat die Zahl der Bibelübersetzungen seit dem Jahrs 1900 einen Zuwachs von 180 weiteren Ausgaben in fremden Sprachen erfahren. Damit ist die Zahl der Uebersetzun» gen der Bibel auf 558 Sprachen gestiegen. Die Gesellschaft hat sich das Ziel gesetzt, die Bibel auch in die Kreise der Völ« ker zu bringen, die auf der niedrigsten Stufe der Zivilisation und der Eeistesentwicklung stehen. Die Zahl der Exemplare, die bis zum Jahr 1923 gedruckt wurden, übersteigt 9 Millionen.
Die Wacht am Rhein. Schon im Jahr 1840 hatte Schnek« kenburger sein begeistertes Gedicht von der Wacht am Rhein geschrieben. Es wurde wenig beachtet. Noch war die Zeit nicht gekommen. Durch ein Gelegenheitswerk erst wurde es das gefeierte Gemeingut des deutschen Volks, von dem Bismarck sagte, der Ruf, der wie Donnerhall brause, sei mehr wert als ein paar Armeekorps am Rhein. Zur Feier der silbernen Hochzeit des damaligen Prinzen von Preußen, des späteren Kaisers Wilhelm I. am 1- Juni 1854 trug der Kre- felder Musiklehrer und Leiter des dortigen Gesangvereins Karl Wilhelm das für diesen Zweck von ihm in Musik gesetzte Lied Schneckenburgers mit seinen Sängern vor mit begeisternder Wirkung. Das Lied brauchte wie die meisten Volkslieder, erst einige Zeit, um im deutschen Volk heimisch zu werden. Bei dem deutschen Liederfest in Bielefeld 1860 erregte es großes Aufsehen. Wilhelm wurde im Triumph durch die Tonhalle zur Bühne getragen. Alle Gesangvereins nahmen das Lied auf und fünf Jahre später war es in aller Deutschen Mund. Als dann im Jahr 1870 ganz Deutschland zum „heiligen Strom" zog, war die „Wacht am Rhein" zum Sturm- und Siegeslied geworden. Bismarck ließ dem Kom
ponisten ein jährliches Geschenk der deutschen Nation voll! 1000 Talern auszahlen: Wilhelm hat sich dieser Ehre aber nur drei Jahre erfreuen können. Er starb am 26. August 1873 zu Schmalkalden.
Ein neues Werk von Strauß. Kurz vor seiner Abreist nach Amerika hat Richard Strauß eine neue Oper geschrie- ben, „Intermezzo, eine bürgerliche Komödie". Der Stoff ist Straußens eigenem Leben entnommen: als Vorbild d«! weiblichen Rolle diente — Frau Strauß.
Ausweisung der Sommerfrischler. Einzelne Orte ftl Bayern, z. B. Wunsiedel im Fichtelgebirge, einer armen Gegend, haben die Sommerfrischler ausgewieien, da die Lebens-, mittel nicht zureichend waren und viele Kurgäste sich durch unmäßigen Verbrauch und Hamstern von" Lebensmitteln! lästig gemacht haben.
Die Erhöhung der Eisenbahnfahrpreise hat den Reisever^ kehr mit einem Schlag stark getroffen. Vom Münchner Bahnhof, dem Hauptverkehrspunkt c^üddeurichlands, wird berichtet, daß vom 22. August an, wo die letzten noch zum alten Preis verkauften Karten ihre Gültigkeit verloren, die Einnahmen der Kosten sich nur verdoppelten, während die Fahrpreise um das Zehnfache erhöht worden sind. Bor der Erhöhung war schon der große Strom der Sommerfrischler aus dem Gebirge zurückgekehrt.
Massenflucht der Ausländer. Italienische Blätter melden, daß die Fremden Deutschland wegen der ungeheuren Teurung fluchtartig verlassen. Durch das Umstellen auf die Goldwährung sei z. B. der Preis für ein Hotelzimmer in Berlin von 25 ans 125 Lire gestiegen, das ist das Sechs- und Achtfache dessen, was man in Italien oder in der Schweiz bezahlt.
Die Straßenbahnen haben schwere Zeit. In Berlin ist man nahe daran, den Betrieb stillzulegen, nachdem schon eins Reihe von Linien eingestellt worden sind. In München Hai der Verkehr infolge der hohen Fahrpreise so stark nachgelassen, daß die Stillegung bereits erwogen wird. Die Mannheimer Bahn will es noch einmal mit Preiserhöhung versuchen, die jedoch den dauernden Abmangel nicht mehll bessern kann.
Der hak das „Zarenlied" komponiert? Nach einer brieflichen Mitteilung des Stuttgarter Redakteurs Hugo Heini soll ihm vor Jahren der Musikalienhändler Karl Saupe erzählt haben, Albert Lortzing und der alte Hofkapellmeister in Dresden, C. G. Reißinger (1798—1859), haben einmal zusammen in dem Gasthaus „Große Feuerkugel" in Leipzig gesessen. Lortzing habe dem Freund geklagt, er finde keine passende Musik zu dem Zarenlied (Einst spielt ich mit Krone) seiner Oper „Zar und Zimmermann". Daraus habe es Reißinger in Musik gesetzt. Als das Lied dann weltberühmt geworden sei, habe Lortzing bekanntgegeben, daß es von Reißinger stamme, dieser habe es aber nicht gestattet. Saupe verkehrte damals in der „Großen Feuerkugel". — Die Märe erscheint nicht sehr wahrscheinlich, denn das berühmte Lied paßt so ganz zu der gemütvollen, ansprechenden Musik Lortzings.
Eine Einäscherung kostet in Berlin jetzt 20 Millionen Mark, und sie kommt erheblich teurer zu stehen, als die Beerdigung der Toten.
Einem verwegenen Fassadenkletterer ist die Berliner Polizei seit Monaten auf der Spur. Der Kerl klettert mit affenartiger Geschwindigkeit an der Außenseite eines Hauses hinauf und steigt durch offene Fenster in die Wohnungen ein, rafft rasch alles Erreichbare zusammen und verschwindet wieder auf dem gleichen Weg. Vor wenigen Woll en hat er bei dem Prinzen Reuß einen verwegenen Einbruch ausgeführt, und am letzten Donnerstag stieg er am Hellen Tag in die Wohnung des Bankiers Krakow ein. In 5 Minuten packte er zusammen: viele Blusen und Wäschestücke, eine Kette aus 97 Perlen, eine Platinbrosche mit Smaragdschloß und Brillanten, eine Brillantbrosche, ein Platinarinband mit Brillanten, mehrere goldene Armreifen mit Brillanten und noch eine ganze Reihe sehr wertvolle Schmuckstücke, außerdem noch eine ganze Reihe sehr wervoller Schmuckstücke, außerdem 100 Milliarden. Als der Einbrecher wieder aus dem Fenster stieg, wurde er von einem Dienstboten des Hauses gesehen, trotzdem konnte er entkommen. Der bestohlene Bankier hat auf die Ergreifung des Täters «me Belohnung von 500 Millionen und auf die Wiederbeischaffung der Wertsachen eine solche von 4^ Milliarden ausgesetzt.
Zehnfacher Mörder. In KlausenbEg ^Siebenbürgen) wurde der Eisenbahninspektor I. Hold wegen ungeheurer Unterschlagungen verhaftet. Bei der Untersuchung stellte sich heraus, daß Hold zehn Mitwisser, darunter seinen eigenen Bruder, durch Gift aus der Welt geschafft hatte.
Seuche in einer Garnison. In der Garnison von Versailles bei Paris sind nach dem Pariser Blatt „Oeuvre" viele Fälle einer Krankheit aufgetreten, die man noch nicht kennt. 6 Soldaten sind bis jetzt gestorben. Die Truppen werden von jedem Verkehr außerhalb der Kasernen streng abgeschlossen.
Wefmrzk. Bei der Fernfahrt „Rund um Berlin" am Sonntag ist der Rennfahrer Adolf Huschle bei Oranienburg gestürzt. Den Verletzungen ist er erlegen.
ttarkoffÄnmcher. In Dresden wurde ein Großhändler- der bedeutende Mengen Kartoffeln in den Kellern hielt, uni höhere Preise zu erzielen, zu 20 Millionen Mark Geldstrafe! verurteilt. Die Kartoffeln wurden beschlagnahmt.